In den Texten des Evangelien zu lesen ist wie das Blättern in einem Album, in dem wir das ein oder andere Bild schon kennen. Manche Eindrücke sind verblasst, manche Bilder aber sind so ursprünglich und stark, dass sie lebendig vor dem inneren Auge stehen. Es sind Bilder, die das Leben prägen können…
P. Markus Johannes Straubhaar CRVC
Jesus schockiert in dieser Begegnung, aber er fasziniert zugleich. Schockierend ist, dass Jesus das Rufen und das Flehen der Frau bemerkt, es jedoch übersieht und nicht darauf reagiert. Den Jüngern, die Jesus begleiten, ist das Ganze unangenehm und sie wissen sich nicht mehr zu helfen, um sich der Frau und den Blicken der anderen zu entledigen, so dass sie Jesus bitten, Ihnen zu erlauben der Frau Einhalt zu gebieten und sie wegzuschicken. Die Frau aber tut Erstaunliches: als Fremde, die nicht zum Volk Israel gehört, wirft sie sich vor Jesus auf die Knie, sie erkennt ihn als den "Herrn" an, ruft ihn auch mit diesem Titel an und bekennt ihn als den Sohn Davids. Diesem flammenden Zuruf und dieser leidenschaftlichen Bitte in übergroßem Vertrauen öffnet Jesus sein Herz und antwortet, dass sie erhalten soll, was sie erbeten hat. Er gewährt ihr, dass alles geschehen wird, was sie gesagt hat. Dies ist viel, und es ist alles, ja mehr, als sie erhoffen konnte, denn Jesus macht sich damit ihren ganzen Wunsch zu eigen.
Eine brüderliche Zurechtweisung, von der Jesus in diesem Evangelium spricht, kann nur bedeuten, den anderen zurückzugewinnen, sein Herz in Liebe zu erobern, indem wir selbst durchlässig für das Wirken Gottes sind.
Jesus selbst stellt sich als der Hirte vor, von dem im Psalm die Rede ist, wenn es dort heißt, dass er seine Schafe weder in den finsteren Schluchten und Tälern alleine lässt noch sie vergisst, wenn sie einen anderen Weg gegangen sind und sich von ihm entfernt haben. Er kennt sie alle, sagt Jesus hier seinen Zuhörern, ruft sie bei ihrem Namen und sie kennen seine Stimme. Für alle, die bei diesem Hirten bleiben wollen, heißt dies, seine Stimme von den vielen anderen, die uns tagtäglich umgeben, unterscheiden zu lernen.
Das "Sorgt euch nicht..." mit dem Jesus in eine neue Haltung des Vertrauens einlädt, steht vielem entgegen, was unseren Alltag heute tagein tagaus prägt. Rückblick halten, evaluieren, Bilanz ziehen und vorausplanen, um erfolgreich zu sein, um voranzukommen, das ist das tägliche Brot so vieler in der Arbeitswelt. Dagegen klingt Jesu Aufforderung "Sorgt euch nicht, um das, was ihr essen sollt" wie eine einzige Provokation. Jedoch meint Jesus so wenig Bequemlichkeit wie Passivität, wenn er von einer großen Gelassenheit spricht - eine Gelassenheit, die nicht bange Rückschau auf das vielleicht Verpasste der Vergangenheit hält und nicht ängstlich ausblickt auf das Bevorstehende der Zukunft. Der Mensch, der das Entscheidende von Gott erwartet, lebt im Augenblick, im Heute Gottes.
Wenn im Alten Testament vom "Zorn Gottes" die Rede ist, den die Schiffer zu besänftigen versuchen, indem sie Jona über Bord werfen, scheint zunächst weit weg von unserem christlichen Gottesverständnis zu sein. Dass in dieser Figur des Jona aber etwas aufleuchtet, was zum Verstehen der Erlösung am Kreuz beiträgt, wo einer für die anderen in die Bresche springt, wird in dieser Auslegung der Jona-Geschichte deutlich.
Das Buch Tobit ist durchzogen von verschiedenen Gebeten, die für uns eine Schule sein können, um zu lernen, was beten bedeutet.
Text des EvangeliumsDer Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt?Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!(Lk 12,42f)Jeder Mensch ist mit seinen vielfältigen Gaben und Talenten auch immer Gabe für den anderen, sogar so sehr, dass er ihm "Nahrung" zum Leben geben kann. Es macht die würde des Menschseins aus, dass er anderen etwas von der Liebe mitteilen kann, aus der er selber lebt und die er selbst erfahren hat. Aufgabe für jeden von uns ist es, immer feinfühliger und hellhöriger auf die Stimme Gottes zu werden, damit wir spüren, was der andere braucht.
Das Kreuz Christi führt den Weg in die wahre Freiheit, in die Freiheit, zu lieben, auch dort, wo wir nicht geliebt werden, in die Freiheit, zu vergeben, auch wo uns Unrecht widerfahren ist, in die Freiheit, die zu umfangen, die uns nicht gut gesonnen sind oder uns nicht Gutes wollen. Das Kreuz zeigt die Dimensionen der Liebe, zu denen der Mensch fähig ist. Diese Freiheit verkörpert Jesus am Kreuz. Und das Kreuz zeigt die ganze Wahrheit des Menschen vor Gott und die Wahrheit Gottes, seine ganze Liebe zu uns.
Eine sogenannte "goldene Hochzeit" setzt 50 Jahre voraus, die zwei Menschen zusammen verbracht, Situationen zusammen durchlebt und durchlitten haben, ohne "das Handtuch zu werfen", auch wenn miteinander leben nicht immer leicht ist. P. Markus Johannes legt einen ungewohnten Evangelien-Text auf die Situation des Zusammenlebens hin aus und beleuchtet das Thema "Liebe und Ehe" anlässlich der einer Goldhochzeit und zeigt, dass lieben immer auch neues Leben für zwei Menschen bedeutet.