Spargel aus Peru oder Hopfensprossen von der Donauinsel: Woher unser Essen kommt, ist nicht egal. Und wie wir es zubereiten, auch nicht. Wenn Magdalena Miedl kocht, denkt sie über beides nach. Seit dem Frühling 2020 gibt es diese Kochgedanken als Podcast. Hauptberuflich schreibt sie über Film und andere Lebensmittel. Sie isst neugierig, undogmatisch und so vorurteilsfrei wie möglich. Miedl kocht in Wien und unterwegs, geht containern, Wildkräutersammeln und selten auch ins Haubenlokal.
Diesmal braucht das Essen ein bisserl länger als die bisherigen Rezepte, und wird im Rohr gemacht. Der Klassiker ist ja, die Paprika mit Faschierten und Reis zu füllen, aber das geht auch ganz anders – beispielsweise mit Risotto (vielleicht mit Schwammerlrisotto?), oder wie bei einem gefüllten Hendl eine Knödelfülle.Bei mir geht die Fülle diesmal so: Gewürfeltes altbackenes Brioche oder Milchbrot mit 2-3 Eiern, 1/8 Milch, einer Handvoll Mehl, Salz, Muskat, Zitronenabrieb, einer gehackten kleinen Zwiebel oder Schalotte, eventuell Rosmarin und eventuell Petersilie (falls vorhanden gingen auch Majoran, Oregano, Thymian oder Zitronenthymian, und gern auch gehackten Schwammerln oder getrockneten Tomaten) mischen, und eine halbe Stunde stehen lassen. Wenn sie ein schöner fester Matsch ist, in die geputzten Paprika löffeln, mit zwei Zahnstochern fixieren, und in eine geölte feuerfeste Form stapeln. Bei mir warens sechs blassgrüne Spitzpaprika, super sind auch rote Spitzpaprika. Die dunkelgrünen normalen sind was für Spezialisten, die es gern bitter mögen,Dazu entweder reife gewürfelte Paradeiser, Zwiebel, vielleicht auch Fenchel, weitere kleingeschnittene Gemüse (oder sogar Obst wie Pfirsiche oder Marillen) und bisl Salz, oder einfach eine Dose stückiger Paradeiser hinein, etwas Flüssigkeit (Wasser oder Suppe) und im Rohr bei 150-170°C in aller Ruhe anderthalb bis zwei Stunden garen. Wer gar keine Paprika mag, kann auch Zucchini aushöhlen oder Paradeiser, oder die Fülle in saubere geölte offene Marmeladegläser füllen und darin im Rohr garen und als Knödel zur Sauce essen. Oder sich einfach ein Käsebrot machen, auch recht.
Die Pasta geht immer, braucht eine Weile, aber macht garantiert glücklich im Magen. Hinein kommt, was an Gemüse grad da ist - essenziell ist lediglich eine kurze, eher kompakte Pastasorte (Orecchiette, Penne oder so), und vorgekochte Bohnen oder Kichererbsen. Die gibt's im Glasl oder der Dose zu kaufen, wenn man sie daheim macht, mit über Nacht einweichen, und vorzugsweise auf Vorrat – heiß in Einmachgläser abfüllen!, hilft eine Prise Natron beim Weichkochen.Gemüse (Zucchini, Schwammerl, Zwiebel, Spargel, Karotten, Melanzani, Fenchel) putzen, kleinschneiden und in einer tiefen beschichteten Pfanne in Olivenöl oder in Butter oder einer Mischung aus beidem anbraten. Die trockene Pasta dazu, die Bohnen mitsamt Flüssigkeit dazu, allfällige Kräuter und Gewürze (Rosmarin, Mandarinenschale, Zimtstange), getrocknete Tomaten, Oliven, vielleicht auch Rosinen, wer mag. Falls vorhanden, mit einem Schluck Weißwein ablöschen, salzen, eventuell ein Löfferl Zitrusmarmelade oder andere Süße (Honig) und dann mit Suppe oder Wasser aufgießen und alles miteinander langsam einkochen, ähnlich wie Risotto. Wenn's beginnt, sich am Boden anzulegen, dann weiter mit aufgießen bis die Pasta durch und das Gemüse gar ist. Am Ende grobe Gewürze rausfischen, kleingeschnittene Kirschparadeiser hinein, eventuell geriebenen Käse und frisch gemahlenen Pfeffer. Wer daheim hat, kann trocken geröstete Pinienkerne drübergeben, scharfes Olivenöl, vielleicht Rucola oder Basilikum, oder auch einen Löffel Basilikumpesto.
Beim Aufnehmen hab ich's mit vorgekochtem Spargel und Tiefkühlerbsen gemacht, das Konzept gebratene-Nudeln-und-Gemüse ist aber enorm flexibel. Schärfe und Salzigkeit hat's sowieso, Süße und Kräuterduftigkeit brauchts für die Balance, Limettensäure machts noch interessanter. Mögliche Zutaten: Instantnudeln (beigepackte Würzsaucen weglassen), Mie-Nudeln (gibt's auch bio) oder auch Spaghetti, why not | Spargel weiß oder grün (oder Karotten, Zucchini, Fenchel) und Tiefkühlerbsen oder -Sojabohnen | Öl zum Anbraten, zb Raps- oder Erdnussöl, und geröstetes Sesamöl (Geheimwaffe aus dem Asialaden, Anschaffung lohnt) | Prise Zucker, Salz, Sojasauce, frischen Ingwer, Chili oder Szechuanpfeffer (wenn vorhanden: Zitronengras, Sternanis, Zimtrinde, Knoblauch, ein Spritzer Fischsauce)| Kräuter (Jungzwiebel, Schnittlauch, Koriander, Basilikum, Petersil, Minze .. was da ist) | Limettensaft, Erdnüsse. Nudeln kochen, Spargel putzen und in Stücke schneiden. Inzwischen in einer Pfanne das Öl mit einem Spritzer geröstetes Sesamöl heiß werden lassen. Nudeln aus dem Wasser fischen, gut abtropfen lassen und in der Pfanne anbraten, dazu Prise Zucker, Salz, gehackten Ingwer, Chili oder gemörsertem Szechuan-Pfeffer, allfällig Zitronengras, Sternanis, Zimtrinde, unbedingt Sojasauce und wer mag und hat: einen Spritzer Fischsauce. Inzwischen im Nudelwasser den geputzten Spargel kochen, rausfischen und in die Pfanne zu den inzwischen duftenden Nudeln geben. Eine Handvoll Tiefkühlerbsen dazu, mit ein, zwei Schluck Nudel/Spargelkochwasser aufgießen. Gehackte Kräuter drüber, und falls vorhanden: Spritzer Limettensaft, und gehackte Erdnüsse.
Nichts an dieser Aufzählung von Zutaten – ein Rezept ist es ja eher keines – ist essenziell. Was ich daheim hab, kommt rein; ich mag die Kombination aus Schärfe, Süße, Salzigem und Frischem, dazu was Knuspriges und was Knackiges. Was jeweils verantwortlich ist für diese Balance, ist aber egal, es schmeckt halt jedes Mal ein wenig anders. Blattsalate: Salatherzen (auch Radicchio, Chicoree, Endiviensalat usw) | Gemüse: Fenchel, Gurke (auch:, Kohlrabi, Stangenzeller, Paprika, Paradeiser, grüner Spargel) | Kräuter: Rucola, Schnittlauch, Jungzwieberl, Minze, Basilikum (auch Koriander, Petersil) | Obst: Ananas (oder Äpfel, Orangen, Pfirsich, Birnen ...) | dazu: Sardellen (oder gehackte getrocknete Tomaten, für den Umami-Kick) | drüber noch Fetawürferl (Mozzarella wär auch fein) | Für die Marinad hab ich selbst aromatisierten Apfel-Minz-Essig verwendet, ein gewöhnlicher weißer Balsamico oder Apfelessig tut's genauso, außerdem Olivenöl, Fruchtsirup zum Süßen (da geht auch Ahornsirup, gehackte Datteln), etwas Chilisauce, gut wär auch ein bisserl Senf, und wer mag, kann zum Binden einen Löffel Joghurt dazugeben, am besten alles in einem Marmeladglas gemixt. Damit daraus eine ganze Mahlzeit wird, hab ich mir von der italienischen Panzanella abgeschaut, dass ich unter den Salat angeröstete Weißbrot- bzw. Briochewürferl mische, die dann die Marinad aufsaugen und eine feine Kombination aus weich und knusprig ergeben.