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Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 09/19
Kognitive Fähigkeiten des Menschen sind von Individuum zu Individuum sehr verschieden. Inwieweit einerseits genetische Faktoren und andererseits Umweltfaktoren die Intelligenzleistung beeinflussen, ist Gegenstand der aktuellen Forschung. In dieser Arbeit wurde eine natürlich auftretende Variation im Genom, der funktionelle single-nucleotide polymorphism (SNP) rs6265, in Bezug auf Kognition untersucht. Dieser SNP ist ein Basenaustauschpolymorphismus zwischen den Basen Guanin und Adenin und bewirkt einen Valin66-zu-Methionin-Austausch. Er liegt im BDNF-Gen auf dem neunten Exon. In früheren Arbeiten konnte bereits gezeigt werden, dass der brain-derived neurotrophic factor (BDNF) einen signifikanten Einfluss auf die Hirnmorphologie und kognitive Fähigkeiten hat und eine wichtige Rolle bei der Pathologie psychiatrischer Erkrankungen spielen kann. In dieser Assoziationsstudie wurden 284 neuropsychologisch und neuropsychiatrisch gesunde Probanden deutscher Abstammung zwischen dem 19. und 79. Lebensjahr auf den SNP rs6265 hin untersucht. Anschließend wurde eine Intelligenztestung mit dem Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene, Revision 1991 (HAWIE-R), durchgeführt. Es konnte eine statistisch signifikante Assoziation des Methionin-Allels mit einem höheren Intelligenzquotienten (IQ) gezeigt werden. Zusätzlich zeigte sich bei den Met-Allel-Trägern eine Assoziation mit drei Subtests des Handlungsteils des HAWIE. Probanden, die das Met-Allel trugen, erreichten signifikant höhere Werte im Gesamt-IQ und in den Untertests Gemeinsamkeitenfinden, Bilderergänzen und dem Mosaik-Test. Vergleichbare Studien, bei denen kognitive Fähigkeiten in Bezug zum SNP rs6265 untersucht wurden, zeigten überwiegend bessere kognitive Leistungen bei homozygoten Val-Allel-Trägern. Die Anwesenheit des Met-Allels zeigte sich in vorausgegangen hirnmorphologischen Untersuchungen verantwortlich für eine Volumenverminderung im Hippocampus. Diese Studien nutzten andere neuropsychiatrische Tests, um das Intelligenzniveau zu bestimmen, und definierten andere Einschlusskriterien als die vorliegende Arbeit. Diese Voraussetzungen könnten als Ursache für die divergenten Ergebnisse zu sehen sein. Die Ursachen für die unterschiedlichen Ergebnisse in den einzelnen Studien müssen kritisch betrachtet und diskutiert werden.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 05/19
Nab2 ist in Melanomen und Melanomzelllinien im Vergleich zu Melanozyten und benignen Nävi stark überexprimiert. Durch Stimulation mit Wachstumsfaktoren oder Phorbolester kann Nab2 außerdem in allen Geweben und Zelllinien transient induziert werden. Die Expressionskinetik folgt dabei der eines delayed early response-Gens. Das Nab2-Protein ist ein transkriptioneller Korepressor der für die Wachstums- und Differenzierungsregulation wichtigen Zinkfinger-Transkriptionsfaktoren Egr1, Egr2 und Egr3. Das sind immediate early response-Gene, die durch die selben Stimuli induziert werden wie Nab2. Nach Stimulation wird die Expression von Egr deswegen grundsätzlich von einem Anstieg der Nab2-Expression gefolgt. Nab2 ist deswegen wahrscheinlich der wichtigste Repressor der Egr-Aktivität und verhindert eine übermäßige Stimulation von Egr-Zielgenen. Ziel dieser Arbeit war es, die regulatorischen DNS-Abschnitte des Nab2-Gens zu isolieren und genau zu charakterisieren. Am Nab2-Promotor sollten dann die Ursachen für die Überexpression im Melanom untersucht und der Mechanismus der Nab2-Induktion nach Stimulation identifiziert werden. Dazu wurde die genomische Nab2-DNS in einer humanen DNS-Bibliothek durch DNS-Hybridisierung identifiziert und daraus isoliert. So konnte ein 7.391 bp langes DNS-Fragment kloniert werden, das 1.845 bp der 5´-untranslatierten Region sowie die gesamte, aus 7 Exons aufgebaute proteinkodierende Nab2-Sequenz enthält. Durch in silico Analysen der 5´-untranslatierten Region konnten eine putative Promotorregion von Position -705 bis -82 (+1 = Adenin des Startkodons), eine CpG Insel von Position -876 bis +82 aber keine klassischen Kernpromotorelemente wie eine TATA-Box oder ein Inr-Element identifiziert werden. Der Nab2-Promotor gehört deshalb zur Klasse der TATA- und Inr-losen CpG-Insel-Promotoren. Durch eine Kombination aus EST- und cDNS-Kartierungen sowie Primerextensionsversuchen konnte ein sehr großes Transkriptionsstartareal identifiziert werden, das sich von Position -366 bis -96 erstreckt. Um funktionelle Studien mit der 5´-untranslatierten Nab2-Region durchzuführen wurden 17 verschiedene 5´-verkürzte Abschnitte daraus in Luziferase-Reportervektoren kloniert und deren transkriptionelle Aktivität in verschiedenen Zelllinien untersucht. Für das Erreichen der maximalen Promotoraktivität (ca. dem 400fachen der Aktivität des Leervektors) war der Sequenzabschnitt stromabwärts von Position -679 ausreichend. Ab Position -58 war dann keine Promotoraktivität mehr detektierbar. Der Nab2-Promotor erstreckt sich also von Position -679 bis -58. Der Kernpromotor konnte aufgrund der Lokalisation der Transkriptionsstartpunkte (-366 bis -96) und des 3´-Endes des Promotors (-58) zwischen Position -366 und -58 eingegrenzt werden. Die sehr hohe Aktivität des gesamten Nab2-Promotors wird durch die aktivierende Region von Position -679 bis -263 hervorgerufen. Durch diesen DNS-Abschnitt steigt die Aktivität vom 15- bis 30fachen auf das ca. 400fache der Aktivität des Leervektors. In dieser positiven regulatorischen Region konnten 10 putative Sp1-Bindestellen identifiziert werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dem Aktivitätszuwachs beitragen. Um die Ursache der Überexpression von Nab2 in Melanomzelllinien zu Untersuchen, wurde die Aktivität der Nab2-Reporterkonstrukte in Melanomzelllinien, die Nab2 überexprimieren, und in Karzinomzelllinien, die nur wenig Nab2 exprimieren, verglichen. Die Reporterkonstukte zeigten jedoch in Melanom- und Karzinomzelllinien ungefähr die gleiche Aktivität. Die Ursache für die Überexpression in Melanomzelllininen konnte durch diese Versuche nicht identifiziert werden. Schließlich wurde die Aktivität der Reporterkonstrukte in unstimulierten und PMA stimulierten Zellen verglichen. Durch die PMA-Stimulation stieg die Aktivität des Nab2-Promotors auf das ca. 3fache der Basalaktivität an. Die gesteigerte Nab2-Expression nach Stimulation wird demnach auf der Transkriptionsebene reguliert. Anhand der Verkürzungskonstrukte konnte ein 19 bp langer DNS-Abschnitt zwischen Position -232 und -213 identifiziert werden, der diesen Anstieg der Promotoraktivität nach Stimulation hervorruft. In diesem Abschnitt liegen je eine Egr1- und Sp1-Bindestelle, die sich teilweise überlappen. Bei Kotransfektion eines Egr1-Expressionsvektors mit den Nab2-Reporterkonstrukten konnte ein Aktivitätsanstieg vergleichbarer Größenordnung wie durch PMA-Stimulation beobachtet werden. Wurde die Egr1-Bindestelle an Position -222 durch Mutation inaktiviert, so nahm die Induzierbarkeit des Nab2-Promotors durch PMA um 35-50% und durch Egr1-Kotransfektion um 64-73% ab. Diese Daten zeigen, dass Egr1 alleine in der Lage ist, den Nab2-Promotor maximal zu aktivieren und dass dieser Effekt vorwiegend über die Egr1-Bindestelle an Position -222 vermittelt wird. Weil der Promotor aber nach der Inaktivierung der Egr1-Bindestelle an Position -222 noch durch PMA und durch Egr1-Kotransfektion aktivierbar ist, sind weitere Egr1-Bindestellen und womöglich noch andere Transkriptionsfaktoren an der Aktivierung beteiligt. Diese Daten zeigen, dass der Transkriptionsfaktor Egr1 seinen eigenen Korepressor Nab2 induziert. Funktionell liegt also ein negativer Rückkoppelungs-Mechanismus vor, der eine überschießende Egr1-Aktivität verhindert.