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In unserer neuen Folge sprechen wir im schönen Greifswald über die Totale neoadjuvante Radiochemotherapie (TNT). Diesbezüglich haben wir uns die PRODIGE 23-Studie genau angeguckt und diese in den wissenschaftlichen Kontext gestellt. Viel Spaß Conroy T, Bosset JF, Etienne PL, et al. Neoadjuvant chemotherapy with FOLFIRINOX and preoperative chemoradiotherapy for patients with locally advanced rectal cancer (UNICANCER-PRODIGE 23): a multicentre, randomised, open-label, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2021 May;22(5):702-715.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 10/19
Es wurden zwei heterogene Patientenkollektive mit unterschiedlichem onkologischen Therapieansatz - Strahlentherapie allein vs. Radiochemotherapie - bzgl. ihrer Lebensqualität, ihrer medizinischen und soziodemografischen Daten miteinander verglichen. Hierbei zeigte sich, dass die Patienten mit einer Radiochemotherapie älter waren, einen niedrigeren Karnofsky-Index hatten und sich in einem fortgeschritteneren Krankheitsstadium (bzgl. der TNM-Klassifikation) befanden. Zudem wurden sie zu ca. 90% stationär behandelt. Patienten mit einer Strahlentherapie allein wurden hingegen in einem annähernd ausgeglichenen Verhältnis stationär und ambulant behandelt und zeigten einen sig. höheren Anteil an weiblichen Patientinnen. Bzgl der soziodemografischen Daten fand sich nur ein geringer Unterschied beim höchsten Schulabschluß. Trotz der unterschiedlichen Ausgangssituation fanden sich nur geringe Unterschiede in der Lebensqualität beider Gruppen. So waren die Patienten mit Radiochemotherapie etwas höher belastet (FBK), hatten phasenweise (zu Ti2) höhere Depressionswerte (SDS) und zeigten zu Ti2 und Ti3 ein geringeres körperliches Wohlbefinden (FACT-G). In den Fragen zum Betreuungsbedarf (BB) fanden wir bei diesen Patienten auch ein verstärktes Interesse für eine pflegerische Betreuung zu Hause. Keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen sahen wir in der Lebenszufriedenheit (FLZ), in der Krankheitsverarbeitung (FKV) und in der sozialen Unterstützung (SSS) der Patienten. Physische Parameter wie der Karnofsky-Index konnten also nicht ohne weiteres als Maß für die Lebensqualität von Patienten genommen werden, da hohe Werte hierbei nicht zwingend mit einer hohen Lebensqualität korrelierten und vice versa (Mackworth et al. 1992). Zudem wurde von Patienten die Toxizität einer Hochdosispolychemotherapie nicht unisono mit einer geringeren Lebensqualität gleichgesetzt (Coates 1987, Richards 1992). Trotzdem fanden sich in der Literatur auch Hinweise auf den Einfluß medizinischer Parameter beispielsweise auf die Krankheitsverarbeitung (Buddeberg 1996, Faller et al. 1997) oder die soziale Unterstützung (Dakof und Tailor 1990, Ell et al. 1992). Die Lebensqualität der Patienten mit einer kombinierten Radiochemotherapie war insgesamt nicht schlechter zu bewerten als die der Vergleichsgruppe.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 07/19
Diese Promotionsschrift versucht zu klären, ob die Freisetzung von Nukleosomen innerhalb der ersten Tage einer Radiochemotherapie frühzeitig die Effizienz der Therapie und damit das progressionsfreie Intervall erkennen lässt. Dazu wurden 32 Patienten mit einem Karzinom der Bauchspeicheldrüse und 25 Patienten mit einem Malignom des Dickdarms in eine prospektive Studie eingeschlossen. Mehrere Serumproben wurden im Verlauf der Therapie abgenommen und darin die Konzentration an Nukleosomen gemessen und mit den etablierten biologischen Markern CEA, CA 19-9 und CYFRA 21-1 sowie den Resultaten bildgebender Verfahren korreliert. Patienten mit postoperativer Radiochemotherapie nach kompletter Resektion (R0-Resektion) eines kolorektalen Karzinoms wiesen niedrige Nukleosomenwerte mit geringer Schwankungsbreite auf. Signifikant höhere Konzentrationen der Nukleosomen wurden bei Patienten mit noch vorhandenen Tumormassen gemessen, die sich einer präoperativen oder Rezidiv-Radiochemotherapie unterzogen. Dieses Ergebnis korrelierte auch mit anderen biologischen Markern wie CEA, CA 19-9 und CYFRA 21-1. Bei kolorektalen Malignomen konnte in der Gruppe der präoperativ behandelten Patienten frühzeitig das Therapieansprechen vorhergesagt werden. Hier korrelierte eine kleine Fläche unter der Kurve (area under the curve, AUC) mit fehlender Progression, eine hohe AUC mit Progression der Tumorerkrankung unter Therapie. Bei Patienten mit Pankreaskarzinom während Radiochemotherapie konnte anhand der Nukleosomenkonzentrationen im Serum frühzeitig das progressionsfreie Intervall abgeschätzt werden. Eine kleine Fläche unter der Kurve korrelierte dabei mit einem langen progressionsfreien Intervall. Dagegen erlitten Patienten mit einer großen AUC frühzeitig eine Progression. Biologische Marker und bildgebende Verfahren ermöglichen oft erst nach Wochen bis Monaten die Beurteilung einer Therapie. Nukleosomen dagegen, insbesondere die AUC, ergeben frühzeitig wertvolle prognostische Hinweise für das Ansprechen von Pankreas- und kolorektalen Karzinomen auf eine Radiochemotherapie. Nukleosomen stellen somit einen einfach und günstig zu bestimmenden Laborparameter dar, der sich zum Therapiemonitoring während Radiochemotherapien eignet. Werden die hier vorliegenden Daten in umfangreicheren, prospektiven, klinischen Studien bestätigt, könnten Nukleosomen als wertvolles laborchemisches Instrument dienen, um das therapeutische Vorgehen bei Patienten mit einer Tumorerkrankung individuell zu optimieren.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 07/19
Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Erfahrungen mit der koloanalen Handanastomose nach Rektumresektion als letzte Möglichkeit zum Kontinenzerhalt und somit als Alternative zur abdominoperinealen Exstirpation aufzuzeigen. Diese Operation wurde in den Jahren 1992 bis 2003 bei 57 Patienten 59-mal durchgeführt. Die Indikationen zur koloanalen Anastomose waren neben Rektumkarzinomen (39 Patienten, darunter 4 Rezidive) und Fisteln (8 rektovaginale, je 1 rektovesikale und rektourethrale Fistel), 3-mal Rückverlagerungen nach Diskontinuitätsresektion, 2 Rektumstenosen, 3 Kolonischämien, einmal eine Anastomoseninsuffizienz und einmal ein das Rektum infiltriertes Prostatakarzinom. Eine Stapler-Anastomose konnte bei diesen Patienten auf Grund von intraoperativen Komplikationen, notwendiger Nachresektion, engem und adipösem Becken, oder wegen sehr tief gelegenem Tumor oder Läsion nicht erfolgen. Als Grunderkrankungen lagen kolorektale Tumoren (48-mal), Tumoren des Urogenitaltraktes (2x Prostata-Ca, 1x Zervix-Ca, 2x Corpus-Ca) eine Endometriose, eine Prokotolokitis und ein Dammriss vor. Am Dickdarm sind 17 Patienten voroperiert worden (15-mal tiefe anteriore Rektumresektion mit Stapler-Anastomose, einmal Sigma-Resektion, einmal Rectotomia posterior). Dazu kamen 6 Hysterektomien im Vorfeld der koloanalen Anastomose. Im Bereich des kleinen Beckens waren 24 Patienten vor der Operation bestrahlt worden, dabei 15-mal im Sinne einer neoadjuvanten Radiochemotherapie bei Rektum-Ca. Die Operationen wurden im Sinne der von Parks definierten Methode mit transanaler Mukosektomie, Herunterziehen des Kolons und Anastomosierung nach Exposition mittels Analspreizer durchgeführt. Die Anastomosierung erfolgte auf Höhe der Linea dentata, intersphinktär wurde 16-mal reseziert. Die Rekonstruktion wurde 52-mal als End-zu-End Anastomose, 2-mal mit J-Pouch, 2-mal mit ileozäkaler Interposition und 3-mal mit Koloplastikpouch durchgeführt. 56-mal wurde ein protektives Stoma angelegt. Die mittlere Operationsdauer betrug 306 Minuten, der postoperative Krankenhausaufenthalt im Durchschnitt 22 Tage. Ein Patient ist an Peritonitis nach Nekrose des anastomosierten Kolons verstorben. Die Anastomoseninsuffizienzrate betrug 37,3% (22-mal), die Nekroserate 13,6% (8- mal). Bei 19,7% (10-mal) kam es zur Anastomosenstenose, 9-mal zu Fisteln (5 rektovaginale Fisteln, darunter 2 Rezidive; 3 rektovesikale und eine rektorektale Fistel). 9-mal musste während des Krankenhausaufenthaltes relaparatomiert werden (6-mal Exstirpation bei Nekrose, 2-mal erneute koloanale Anastomose nach Nekrose, einmal wegen Magenblutung). 32 Patienten mit Rektumkarzinom wurden erstmals operiert (12% nicht-invasive- Karzinome, 32% Dukes A, 32% Dukes B, 25% Dukes C-Stadium). Die mittlere Tumorhöhe war 4,5 cm ab Anokutanlinie. Bei diesen 32 Patienten kam es 8-mal zum Tumorprogress (25%, 10-127 Monate nach Op). Die 3- bzw. 5-Jahresüberlebenszeit aller wegen Rektumkarzinom operierter Patienten betrug 77%, bzw. 80%. 35 der 56 protektiven Stomata konnten im Mittel nach 17 Wochen rückverlagert werden (63%), 6-mal war wegen Nekrose, 2-mal wegen Todes, 5-mal wegen raschem Tumorprogress und 6-mal wegen Sphinkterschwäche eine Rückverlagerung nicht möglich. Die Sphinkterfunktion wurde präoperativ bei 11, postoperativ bei 28 Patienten, davon 17-mal nach manometrischer Untersuchung als vermindert dokumentiert. Nach Befragung zur Kontinenz wurden 9 Patienten als Grad 3 (38%), 8 als Grad 4 (33%) und 7 als Grad 5 (29%) nach Kirwan-Parks eingeteilt. Die vorgestellte Operationsmethode kann dem Patienten bei klinisch schwierigen Situationen, insbesondere bei intraoperativ schwierigen Gegebenheiten, einen endgültigen künstlichen Darmausgang ersparen. Doch sollten in Anbetracht der hohen Komplikationsrate und der als mäßig zu erwartenden Kontinenz eine sorgfältige Patientenauswahl und falls die vorgestelle Operation
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 06/19
Die derzeitige Standardbehandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Rektumkarzinom der Stadien UICC II und III besteht in der primären operativen Sanierung mit nachfolgender kombinierter Radiochemotherapie. Sowohl theoretische Überlegungen als auch vorliegende Studienergebnisse über den Vergleich von prä- und postoperativer Radiotherapie lassen den Ansatz einer „neoadjuvanten“ präoperativen Radio-Chemo-Therapie sinnvoll erscheinen. Die vorliegende Arbeit vergleicht die Ergebnisse der Therapieansätze adjuvante und neoadjuvante Radiochemotherapie beim fortgeschrittenen Rektumkarzinom anhand eines Patientenkollektivs aus dem Klinikum Augsburg. Untersucht wird im Hinblick auf Gesamtüberleben, rezidiv- und metastasenfreies Überleben, Möglichkeit der organerhaltenden Operationstechnik, sowie Komplikationsraten und Verträglichkeit der Therapie. Es wird gezeigt, dass neoadjuvante Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom UICC Stadium II und III eine sichere und sinnvolle Therapie darstellt. Für die Patienten bedeutet der häufiger mögliche Erhalt der Stuhlkontinenz sowie das deutlich seltenere Auftreten von Lokalrezidiven einen immensen Gewinn an Lebensqualität. Die Genauigkeit der präoperative Diagnostik im Hinblick auf die Tumorstadien ist ein wichtiger Faktor für die Erfolgsraten und sollte in Zukunft optimiert werden.