Dieser Podcast dokumentiert Prosa und Lyrik der vergangenen 15 Jahre aus der Feder von Hertz & Schmertz - blutig und harmlos, brutal und liebevoll, sinnlos und nachdenklich, plakativ und unscheinbar. Für dieses Projekt konnten die Vorleserin Kristine und der Sprecher Tim gewonnen werden ebenso wie d…
Ich bin aus Wasser und Mehl/Wenn man mich kocht/Zerfließe ich im Topf [...]
Eine Person sitzt auf einem Stuhl/Der steht in einer Menschenmenge [...]
Ein Busch im großen Garten/Kahl der Blätter, die ihn früher schmückten [...]
Dort drüben auf der Fensterbank/Sitzt mein kleines Lustobjekt/Es baumelt mit den Beinen [...]
Wir feiern unsere Selbstzerstörung [...]
Mein Tod wird euch helfen/Die folgende Zeit ohne mich zu genießen/Derer ich euch vielleicht beraubt hätte [...]
Raben sitzen auf einem Dach/Auf einem Haus/In dem ich hier sitze/Und hier alleine bin mit meinen Gedanken [...]
Wer traut sich in den Wald zu gehn/Mit roter Mütz und Schal/Wer traut sich in den Wald zu gehn/Mit einem angespitzten Pfahl [...]
Mein Kopf ist schwer/voll der Trauer/die in ihm schwebt [...]
Alle meine Fenster brennen Und glutrote Schwalben Singen auf meinen Schuhen Das Ave Maria Vergeht in meinem Mittagessen Am Ende ist Hinter den ehemaligen Fenstern Nur Schwärze und Am Boden liegt Unsere Asche
Er sagte, da sei kein Fluss mehr in unserer Stadt. Und ich wiederholte es. Sagte ihm, ja, das Wasser sei heutzutage knapp. (...)
Mein Mais klatscht in deinen Händen. Feucht sind die Augen der Frauen der benachbarten Stickerei. Und immer wieder weinen sie in meine feuchten Hände. (...)
Ich sah ihm zu, beim Aufhängen der Bisamratten. Es war unser letzter Herbst, denn ich liebte ihn nicht mehr. (...)
Sie hieß Meine Liebe, und ihr Atem stank nach Lebertran, und als ich ihre Scham berührte – nur mit der Zungenspitze - dachte ich, es sei Winter, denn sie schmeckte wie das Eis, das morgens in den Gräsern der Wiese erstarrt. Meine Liebe war groß und stark, ja, wirklich, ihr Gemüt war eine Blumenwiese, in die ich meine Wurzeln hineinsprießen ließ, doch ich tat dies nur im Winter. (...)
Die Falte meines Popos und die samtige Haut drücken an den rauen Untergrund. Ich sitze auf seiner Hand und er ist Schmied. Seine Haut ist ledern und faltig, und ich sitze mit gefalteten Beinen auf seiner linken Hand. Er isst ein duftendes Wurstbrot. Wenn er abbeißt, sehe ich hinein in seinen Rachen, die Krümel des Brotes verkleben den Gaumen und Spuckefäden glänzen im matten Licht. (...)
Du hast dir eine Wasserläuferin gekauft. Ich habe dich letzte Woche im Supermarkt um die Ecke gesehen, da hast du sie gekauft. Für einen Blick und einen Kuss. Sie anstatt meiner wird dich über das Wasser führen. Ich weiß, ich bin verloren, eine arbeitslose Wasserläuferin, manchmal torkelnd, doch immer an der Oberfläche. (...)
Am Tag. Er rinnt in meine Tasse. Schwarz, ja, schwarzer Kaffee, der Tisch ist gedeckt, gestern haben wir es auf dem Tisch gemacht. Deine Kratzspuren im Gesicht sind die Beweise. Belege der Nacht, die so schwarz war wie Kaffee. Im Zimmer hängt ein Duft von Geschlechtsverkehr und ich kraule deinen Nacken im Takt der Uhr. (...)
Miranda, wie weit sind die Berge, fragte das kleine Mädchen. Miranda, wie tief ist das Meer? Miranda antwortete nicht. Sie saß schluchzend unter dem Birnbaum und die Tränen floßen an ihren schönen Brüste hinab auf den Boden. (...)
Ich finde Sperma in meinem Bauchnabel. Ich hoffe, meine Mutter findet es nicht. Es hat dort überwintert, seit einem der letzten Dezember. Der Junge hatte damals gesagt, man wolle ihn bald zum Sänger kastrieren. Er sagte, er wolle es in zehn Jahren wieder abholen. Dann würde er mir damit ein Kind zeugen. Mittlerweile habe ich mich mit dem Sperma in meinem Bauchnabel angefreundet. Es kann reden und wir sprechen viel über Politik. Nun, zum Ende des 1000-Jährigen Reiches, bin ich alt geworden, von einem Tag auf den anderen. Mein Bauch ist seit gestern sehr faltig geworden und das Sperma ist unter einer Falte erstickt. Ich habe es nicht schreien gehört, das tut mir leid. Heute Morgen habe ich es nun in ein altes Marmeladeglas gefüllt und neben der Tanne im Garten begraben.
Manchmal sangen mir die Spatzen auf den Dächern Lobeshymnen, sagten mir, ich müsse sterben. (...)
Ich möchte mir Perlen kaufen in einem Geschäft, in dem die Endzeit mir einen Stuhl heranschiebt. Ich möchte aussehen wie die Frauen auf dem Catwalk. Ich möchte nicht mehr kotzen. (...)
Ich tanze auf einem schwelenden Boden und das Wehen am Morgen verwischt die Tränen auf meinen Wangen. (...)
Sie sitzt da vor der französischen Küste und kann da nicht weg. Ich hab zu ihr gesagt, sie solle ihre Beine heben. Aber Erika hat ja gar keine Beine. Sie wird da auf ewig sitzen, vielleicht nimmt das Meer sie mit, weil es Mitleid hat. Sie kann kein Fußball spielen, denn jemand hat ihr die Beine gestohlen, vorher abgeschnitten, als sie gerade schlief. Ihre Arme halten sie aufrecht, dort, im kalten Sand am Meer. Sie ist Erika, die Erika ohne Beine.
dachgeschoss. staub spielt im licht. verdrecktes fenster. taubendreck. kinderwagen. puppenkleider. xylophone. schlaghosen. hundeleinen. stoffreste. (...)