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Tierärztliche Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 03/07
Ziel dieser Arbeit war es, durch die Etablierung einer Methode zur Messung des Abstands zwischen Klauenbeinober- und Hornschuhinnenfläche am 3DComputermodell, Aussagen über die Lage des Klauenbeins unter verschiedenen Lastbedingungen machen zu können. Der Einfluss von steigendem Alter und zunehmender Anzahl an Abkalbungen und Laktationen auf die Lage des Klauenbeins und seine Lageveränderungen unter Belastung sollte untersucht werden. Für die Untersuchungen dieser Arbeit herangezogen wurden jeweils ein Vorder- und ein Hinterfuß von 41 Kühen der Rassen Deutsches Braunvieh und Deutsches Fleckvieh. Ausgewählt wurden die Tiere nach der Anzahl der Abkalbungen und Laktationen. Nach diesem Gesichtspunkt wurden sie in vier Untersuchungsgruppen (nullipare Tiere, primipare Tiere, multipare Tiere mit 2 bis 4 Abkalbungen, multipare Tiere mit 5 und mehr Abkalbungen) eingeteilt. Nach makroskopischer Beurteilung des Pflege- und Gesundheitszustands und einer funktionellen Klauenpflege wurden die Klauen im unbelasteten und belasteten Zustand computertomographisch untersucht. Anhand der Schnittbilder wurde eine 3-D-Rekonstruktion von Klauenbein und Hornschuh vorgenommen und der minimale Abstand zwischen Klauenbein- und Hornschuh am 3-D-Modell bestimmt. Mit Hilfe eines Rasters von Messpunkten wurden die Abstände an definierten und reproduzierbaren Stellen gemessen. Im unbelasteten Zustand ist der Abstand im apikalen Bereich der Sohlenfläche am geringsten und steigt in palmarer/plantarer Richtung an. Dies ist bedingt durch die Ausbildung einer zunehmend dicker werdenden Polsterschicht in der Ballenunterhaut. Am Tuberculum flexorium wird der Abstand von abaxial nach axial geringer. Dorsal am Klauenbeinrücken steigt er von der Klauenbeinspitze zum Processus extensorius an. An der abaxialen und axialen Wandfläche wird der Abstand in palmarer/plantarer Richtung größer. Die Außenklaue der Hintergliedmaßen hat an den meisten Messpunkten einen signifikant größeren Abstand als die Innenklaue. Mit zunehmendem Alter und steigender Nutzungsdauer wird der Abstand vor allem an der Sohlenfläche signifikant geringer. Grund ist vermutlich eine Klauenbeinsenkung durch morphologische Veränderungen im Klauenbeinträger der Wandlederhaut und im Stoßdämpfungsapparat der Ballenunterhaut Signifikante Änderungen des Abstands zwischen unbelastetem und belastetem Zustand vollziehen sich im Bereich der Sohle: Das Klauenbein senkt sich unter Belastung in Richtung Sohlenfläche ab. Die abaxiale und axiale Wandfläche und der Klauenbeinrücken zeigen nur geringe Abstandsveränderungen. Im apikalen Sohlenbereich kommt es bei den multiparen Tieren zu einem prozentual teils signifikant stärkeren Absinken unter Belastung im Vergleich zu den nulli- und primiparen Tieren. Hier wird die einwirkende Druckkraft hauptsächlich über den Blättchenapparat der Wandlederhaut transformiert. Bei den älteren Tieren ist es wahrscheinlich durch hormonelle Einflüsse um den Zeitpunkt der Abkalbung und durch Störungen der Lederhautdurchblutung im Sinne einer Reheerkrankung zu morphologischen Veränderungen des Aufhängeapparats gekommen. Nach palmar/plantar erfolgt wegen des schmaler werdenden Blättchenapparates in physiologischer Weise eine zunehmende Dämpfung der Kraft über die Polstereinrichtung der Ballenunterhaut. Die Einsinktiefen nehmen an der Sohle in Richtung Tuberculum flexorium zu und erreichen dort abaxial absolut und prozentual die größten Werte. Bei den nulli- und primiparen Tieren sind die Einsinktiefen großteils signifikant größer als bei den multiparen. Grund ist eine zunehmend dünnere Gewebeschicht zwischen Klauenbein und Hornschuh durch Absenkung des Klauenbeins und Änderungen in der Morphologie der Polstereinrichtungen. Während die Klauen der Vordergliedmaßen eher gleichmäßig einsinken, ist die Abstandsänderung der stärker belasteten Außenklauen der Hintergliedmaßen größer als die der Innenklauen. Außerdem sinken die Außenklauen der Hintergliedmaßen am Tuberculum flexorium unabhängig von Alter und Nutzungsdauer abaxial mehr ein als axial. Axial unterstützt das bradytrophe distale Zwischenzehenband die Aufhängung des Klauenbeins und kann der stärkeren Belastung der Außenklaue offensichtlich besser standhalten als die abaxiale Aufhängung über die Wandlederhaut. Durch die Klauenbeinsenkung bei älteren multiparen Tieren und durch eine anzunehmende Verschlechterung der Dämpfungseigenschaften der Polstereinrichtungen der Ballenunterhaut steigt das Risiko für Erkrankungen wie Sohlengeschwüre.
Tierärztliche Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 03/07
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Auswirkungen der Bodenbeschaffenheit von Spaltenboden mit Gummiauflagen im Gegensatz zu Betonspaltenboden auf die Hornschuhentwicklung, die Hornhärte, die Klauengesundheit, die Aktivität, den Stoffwechsel und die Milchleistung von Kühen in ganzjähriger Laufstallhaltung zu überprüfen. Die Studie wurde an 49 Kühen (F1-Kreuzungstiere der Rassen DH und FV)des Lehr- und Versuchsguts Oberschleißheim, die in insgesamt 53 Laktationen beobachtet wurden, durchgeführt. Für die Durchführung wurden die Tiere pro Laktation dreimal (Versuchsbeginn Tag 21 a.p., Tag 150 p.p., Versuchsende Tag 305 p.p.) an einem Kippstand abgelegt, um die Klauen zu vermessen und die Hornhärte zu bestimmen. Danach wurden die Klauen jeweils gepflegt. Zur Bestimmung der Klauenmorphologie wurden an allen Klauen die Dorsalwandlänge, die Wanddiagonale, die Sohlenlänge und Sohlenbreite, die Ballenlänge und Ballenhöhe und axial der Ansatz der Kehlung gemessen. Außerdem wurden die Winkel zwischen Dorsalwand und Sohle an der Klauenspitze und zwischen Ballen und Sohle am Ballen bestimmt. Die Härteprüfung wurde mit einem tragbaren Shore-D-Härtemessgerät an acht verschiedenen Punkten der Fußungsfläche jeder Klaue durchgeführt. Verteilt über den Versuchszeitraum wurden Blutproben entnommen, die auf Parameter des Leberstoffwechsels, Glukosespiegel, CK und Ca / P Haushalt überprüft wurden. Beide Gruppen wurden in einem Automatischen Melksystem (AMS) gemolken und die Milchmengenmessung geschah automatisch. Über Aktivitätszähler, die die Tiere an einem Halsband trugen und die im AMS bei jedem Besuch abgelesen wurden, wurde die Aktivität im gesamten Versuchszeitraum, mit Ausnahme des Abkalbezeitraums, den die Tiere in einem separaten Stall verbrachten, gemessen. Die Auswertung der Daten zeigte signifikante Unterschiede in der Hornschuhentwicklung zwischen Gummibodengruppe und Betonbodengruppe. Die Klauen der Gummibodengruppe unterschieden sich durch eine signifikant längere Dorsalwand, Wanddiagonale, Sohlenlänge, Ballenlänge und eine signifikant größere Ballenhöhe. Die Winkel an den Klauen der Gummibodengruppe veränderten sich auch signifikant. Der Dorsalwandwinkel wurde signifikant spitzer und der Ballenwinkel vergrößerte sich signifikant bei der Gummibodengruppe, gegenüber der Betonbodengruppe. Durch die Hornhärtemessung konnte eine signifikante Erweichung der Klauen der Gummibodengruppe gegenüber der Betonbodengruppe festgestellt werden. In der Klauengesundheit unterschieden sich beide Gruppen ebenfalls. Bei den festgesetzten Klauenpflegeterminen zeigte sich, dass die Inzidenz von Dermatitis Digitalis (DD) und Ballenhornfäule in der Gummibodengruppe deutlich höher lag. Ebenso konnte ein vermehrtes Auftreten von Rusterholzschen Sohlengeschwüren (RHSG) und Druckstellen distal des Ansatzpunkts der tiefen Beugesehne zum Zeitpunkt der zweiten Messung in dieser Gruppe festgestellt werden. Das Auftreten von reheassoziierten Veränderungen an der Klaue wurde in beiden Gruppen beobachtet, lag aber in der Betonbodengruppe etwas höher. Sohlenwandgeschwüre (SWG) traten zu den festgesetzten Pflege- und Messterminen in beiden Gruppen vereinzelt auf. Die Inzidenz der Limax war bei allen Messungen bei beiden Gruppen gleich. Außerhalb der vorgegebenen Klauenpflegetermine traten bei 6 Tieren der Betonbodengruppe und bei 7 Tieren der Gummibodengruppe klinische Lahmheiten auf. Diese wurden in der Betonbodengruppe 2 x durch RHSG, 1 x durch SWG, 1 x durch Rehe, 1 x durch Limax und 1 x durch eine Phlegmona interdigitalis verursacht. Auf Gummiboden traten klinische Lahmheiten 1 x durch RHSG, 3 x durch SWG, 2 x durch Rehe und 1 x durch Limax auf. Die Stoffwechselparameter zeigten keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen, die sich auf die Bodenbeschaffenheit zurückführen ließen. Auch die tägliche Milchmengenerfassung zeigte keinen signifikanten Unterschied. Mit 24,59 l auf Betonboden und 24,51 l auf Gummiboden (p = 0,4890) ließ sich auch kein Trend feststellen. Die Aktivitätsmessung zeigte ein deutlich höheres Niveau der Gummibodengruppe bis zum Tag 90, das mit ausgeprägterem Brunstverhalten der Tiere auf weichem Boden gedeutet wurde. Danach glich sich das Aktivitätsniveau der Gummibodengruppe dem der Betonbodengruppe für die restliche Versuchszeit an. Demnach lassen sich folgende Thesen aus dieser Arbeit ableiten: ◦ Durch den auf Gummiboden verminderten Hornabrieb kommt es zu einer progressiven Veränderung des Hornschuhs. Die Klaue wird länger, dadurch verändert sich der Ballenwinkel und es kommt zu einer Verschiebung der physiologischen Belastungsverhältnisse von der Spitze zum Ballen. Diese Entwicklung verursacht ein gehäuftes Auftreten von RHSG und Druckstellen in diesem Bereich, bei einem Klauenpflegintervall von 5 Monaten. ◦ Der Gummiboden verhindert nicht das Auftreten von reheassoziierten Veränderungen an der Klaue. ◦ Die Bodenbeschaffenheit wirkt sich nicht auf den Leber- und Knochenstoffwechsel aus, auch Gkukosespiegel und CK bleiben unbeeinflusst. ◦ Die Milchleistung der Tiere wird durch die Bodenbeschaffenheit nicht beeinflusst. ◦ Die Tiere haben auf Gummiboden ein höheres Aktivitätsniveau bis zur Besamung und zeigen die Brunst damit deutlicher. ◦ Gummiboden führt nicht zu einem generellen „mehr Laufen“ der Tiere. Die Ergebnisse der Hornhärtemessung und die Inzidenz von Klauenerkrankungen, deren Ätiologie einen Zusammenhang mit dem Feuchtigkeitsgehalt des Bodens haben, sind als nicht repräsentativ zu werten, da in dieser Studie die Böden beider Gruppen 2 x täglich manuell abgeschoben wurden. Dies war auf dem Gummiboden mit erheblich größerem Kraftaufwand verbunden. Daher wurde der Gummiboden 2 x täglich komplett mit Wasser benetzt. Der Einfluss des höheren Feuchtigkeitsgehalts des Gummibodens durch das Benetzen und der Einfluss der Bodenbeschaffenheit allein, sind hier nicht zu differenzieren. In jedem Falle ist jedoch die Notwendigkeit den elastischen Boden zum täglichen Reinigen befeuchten zu müssen, unter dem Gesichtspunkt der Tiergesundheit, ein deutlicher Nachteil von elastischen Spaltenbodenauflagen.
Tierärztliche Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 02/07
Im Rahmen einer Feldstudie wurden 1042 neugeborene Kälber auf die postkolostrale Immunglobulin G (IgG) Versorgung untersucht. Die Tiere stammen aus 156 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland (n = 144) und Österreich (n = 12) und wurden von 85 verschiedenen Tierärzten betreut. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden die Betriebsdaten, Anzahl der Tiere in dem Betrieb, Haltungsform, Versorgungspersonen und vorherrschende Erkrankungen im Betrieb, insbesondere Durchfallerkrankungen, erfasst. Mit einem speziellen Kälberfragebogen wurden Rasse des Kalbes, Laktationsstatus des Muttertieres, Geburtsverlauf, Alter des Kalbes bei der Blutentnahme, Verweildauer beim Muttertier post natum sowie Zeitpunkt, Menge und Verabreichungsform der Kolostrumfütterungen, die Überwachung der Kolostrumaufnahme und das Saugen am Euter des Muttertieres abgefragt. Das Blut wurde in den Betrieben von 85 partizipierenden Tierärzten entnommen, versandt und anschließend im Institut mittels eines Sandwich-ELISA-Verfahrens auf den IgG-Gehalt untersucht. Von den 1037 auswertbaren Blutproben, konnte für 18,4% (n = 191) ein „Failure of Passive Transfer“ (0-4,9 mg IgG/ml Serum) ermittelt werden. 20,4% (n = 212) der Proben lagen in der Kategorie „partial Failure of Passive Transfer“ (5-9,9 mg IgG/ml Serum) und 61,2% (n = 634) überschritten mit einer ausreichenden Versorgung die 10 mg IgG/ml Serum Grenze. Die Mittelwerte der 156 untersuchten Betriebe zeigten mit 4,5% FPT, 27,3% pFPT und 68,2% ausreichend versorgter Kälber eine vergleichbare Verteilung zur Einzelauswertung. Die mit der ersten Fütterung verabreichte Menge an Kolostrum erwies sich als signifikanter Einflussfaktor (p = 0,001) auf die Serum-IgG-Konzentrationen der Kälber. Im Gegensatz dazu zeigte die auf vier Mahlzeiten verabreichte Gesamtmenge keine Auswirkung (p = 0,143). Die Form der Kolostrumverabreichung (Eimer, Flasche, Magensonde oder am Muttertier) zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Serum-IgG-Konzentrationen der Kälber (p = 0,103). Die Anzahl der Laktationen des Muttertieres hatte einen positiven Einfluss auf den Serum- IgG-Spiegel der Jungtiere. Die Jahreszeiten, in denen die Kälber geboren wurden, hatten einen signifikanten Einfluss auf die untersuchten Serum-IgG-Konzentrationen (p ≤ 0,001). Die Serum-IgG-Werte waren im Frühling und Sommer deutlich höher als im Herbst und Winter. Im Endergebnis konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen den diversen Haltungsformen, der Rassen, des Geschlechts, dem Geburtsverlauf und der Serum-IgGKonzentration festgestellt werden.