Die Video-Podcast-Reihe Dossier beschäftigt sich mit Kunst rund um die UniGalerieLMU. Markus Sattler und Kameramann Peter Tyroller widmen sich dabei immer einem konkreten Einzelthema und stellen zum Beispiel einen der ausstellenden zeitgenössischen Künstler der UniGalerieLMU vor. Dabei vermitteln so…
Ludwig-Maximilians-Universität München
2010 wurde im Rahmen einer Sonderaustellung in der UniGalerieLMU anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums des Stifts Polling eine rund 90 Gemälde umfassende Portraitsammlung geistlicher Gelehrter aus dem Augustinerchorherrenorden gezeigt, die im 18. Jahrhundert für das Kloster Polling angefertigt wurde und im Rahmen der Säkularisation durch einen Zufall in den Besitz der LMU kam. In der siebten Folge von Dossier zeichnet Markus Sattler zusammen mit seinen Gesprächspartnern, den beiden Kuratoren der Ausstellung, Matthias Memmel und Dr. Claudius Stein vom Universitätsarchiv München die Entstehungsgeschichte und das spätere Schicksal dieser ungewöhnlichen Sammlung nach. In diesem Zusammenhang gibt es auch interessante Einblicke in ein ehrgeiziges Lexikonprojekt des damaligen Klostervorstehers Propst Franziskus Töpsl, in sein beeindruckendes europaweites Netzwerk bei der Beschaffung von Bildvorlagen und in das getrübte persönliche Verhältnis seines treuen Gehilfen Gerhoh Steigenberger zur LMU.
Tapetenmuster im Retrostil sind quasi schon ihr Markenzeichen: die junge Münchner Künstlerin Eva Blanché inszeniert vor diesen gegenständliche Motive aus ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Mit Haushaltsgegenständen oder Elementen aus der Modewelt schafft die Malerin hintergründige Stillleben, die oftmals ironisierend auch ihre persönliche Vorliebe für Kitsch reflektieren. Markus Sattler hat die Künstlerin an der Akademie der Bildenden Künste in München besucht, wo sie derzeit als Assistentin arbeitet. Neben Erläuterungen zu ihren Portraits gibt sie im Gespräch auch interessante Einblicke in ihre Graphikarbeiten, die sie in Tiefdruckverfahren herstellt. Dabei gibt es viele ihrer Werke zu sehen, von denen die neuesten bis Ende September in der UniGalerieLMU unter dem Titel "stills of mine" gezeigt wurden.
Die in der Spätrenaissance und im Barock beliebten Kunst- und Raritätenkabinette stellten ihre Sammlungsobjekte in einen übergeordneten kosmologischen Zusammenhang, so dass Kunst, Exotica, Natur und Wissenschaft zu einer Einheit verschmolzen wurden und den Besucher zum Bestaunen und Bewundern der Schöpfung in ihrer ganzen Pracht und Vielfalt anregen wollten. Die fünfte Folge von Dossier beschäftigt sich mit einer solchen "Wunderkammer", die zum historischen Kunstbestand der LMU gehört, heute allerdings nicht mehr vollständig und als geschlossene Sammlung erhalten ist: Markus Sattler zeichnet das bewegte Leben des eigenwilligen Jesuiten Ferdinand Orban nach, der sie zwischen 1680 und 1732 anlegte, und entdeckt nicht nur an der LMU selbst noch manch interessantes und kurioses Objekt der heute fast schon in Vergessenheit geratenen Sammlung, für die einst sogar ein eigener Museumsbau in Ingolstadt errichtet wurde, der heute noch als "Orbansaal" existiert.
In der über 500-jährigen Geschichte der LMU hat sich ein beachtlicher Bestand an Kunstwerken angesammelt. In der vierten Folge von Dossier entdeckt Markus Sattler bei einem Rundgang durch das Universitätshauptgebäude, dessen Grundstein vor genau 175 Jahren feierlich gelegt wurde, nicht nur wertvolle Pretiosen aus Gold und Silber, sondern stößt auch auf interessante architektonische Elemente, Plastiken und Mosaike am Bau selbst. Den größten Teil des Kunstbestandes der LMU machen jedoch die unzähligen Gemälde verschiedenster Epochen und Stilrichtungen aus, darunter viele Originale namhafter Künstler. Auch die Arbeit einer vor kurzem eingerichteten interdisziplinären Projektgruppe, die sich der Erfassung und kunsthistorischen Einordnung sämtlicher Kunstwerke im Besitz der LMU widmet und der auch die UniGalerieLMU angehört, stellt Sattler kurz vor.
Fundstücke aus Holz bilden immer den Ausgangspunkt der Arbeiten des Münchner Objektkünstlers Willi Ernst Seitz. Mit einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung "Strukturwandel" in der UniGalerieLMU und im persönlichen Gespräch mit Seitz zeichnet Markus Sattler die Entwicklung in dessen künstlerischem Schaffen nach. Dabei wird nicht nur die Faszination des Künstlers an der natürlichen Schönheit und Ästhetik der Fundstücke thematisiert. Auch seine Lust an der radikalen Bearbeitung des Materials Holz und an dessen abstrakter Wiederverarbeitung, wie sie besonders in seinen neuesten Werken zu beobachten ist, kommt zur Sprache.
Dass Claus Hipp, der erfolgreiche Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens für Babynahrung, unter seinem Taufnamen Nikolaus Hipp eine nicht minder beachtenswerte Karriere als Künstler gemacht hat, ist nicht vielen bekannt. Markus Sattler hat den Maler, Lithographen, Bühnenbildner und Kunstprofessor in seinem Atelier bei Pfaffenhofen an der Ilm besucht: Hipp erzählt von seiner künstlerischen Ausbildung bei Heinrich Kropp, spricht über abstrakte Malerei, erklärt das Verhältnis von Farben und Formen in seinen Werken und erläutert, warum es sinnvoll ist, Kunst gerade auch in der Universität zu zeigen.
"Ich finde, ein Bild muss Türen öffnen und nicht Erklärungen liefern. Ein Bild muss Türen für den Betrachter öffnen…". So hat es Sven Kalb in seinen "Bekenntnissen eines Malers" ausgedrückt und folgerichtig festgestellt: "Wenn ich ein Bild beginne, beginne ich Fragen zu stellen und vermeide Antworten." Fragen, die Widersprüche hervorbringen. Nicht nur, weil Sven Kalb als Maler eigentlich ein Zeichner ist. Einer, der ganz unmittelbar die Leinwand mit seinen Fingern bearbeitet. Also doch malt. Oder Spuren zeichnet. Spuren von Menschen, von Körpern. Von den Räumen zwischen den Körpern. Wie ein Bildhauer arbeitet er mit den Händen, bearbeitet er die Körper, streichelt sie; Frauenkörper. Malt Köpfe. Malt glotzende Einäugige. Es sind Wesen mit eigener Sicht jenseits der gewohnten räumlichen Perspektive. Sie sehen anders. Wie der Künstler, der den Blickwinkel wechselt, Menschen in der Masse zeigt und damit Fragen stellt nach Individuation. Oder nach Aufbruch, indem er Boote malt, Sinnbilder auch für Überfahrten. Sind die Bilder die Boote? Zeigen die Stühle, die immer wieder als Motive auftauchen, die Sehnsucht nach Verortung? Erneut ein Widerspruch. So wie das Leben von Widersprüchen geprägt ist. Vielleicht deshalb hat Sven Kalb festgestellt: "Bilder entstehen aus dem Zulassen des ganzen Schreckens und der ganzen Freude, die man zu erleben fähig ist."