Wir sind in den Wohnzimmern unseres Landes zu Gast: dort treffen ca. 40 Salongäste auf Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kunst oder Kultur. Um direkt in den Diskurs einzusteigen und Fragen zu stellen. Das ist intensiv und sehr persönlich. Jeder kann dabei sein, jeder kann sein Wohnzimmer öffnen. Wir freuen uns auf Sie. Mehr auf dazu auf salonfestival.de
Hedwig Richter schildert in ihrem Bestseller „Demokratie. Eine deutsche Affäre“ dass Demokratie in allen Gesellschaftsbereichen wie in einer Liebesbeziehung immer wieder umworben werden muss. Gemeinsam mit Freiheit und Gerechtigkeit bilde Gleichheit das Herzstück der Demokratie. In diesem Sinne sieht Hedwig Richter in der Emanzipation der Frau die „großartigste Errungenschaft von Demokratie überhaupt“. Doch diese Geschichte ist nicht abgeschlossen: Frauen müssen sich bis heute in besonderem Maße um Gleichstellung und Teilhabe bemühen. Die Historikerin spricht über sowohl über Demokratisierung als auch über die Ursprünge der Frauenbewegung, ihre Kämpfe, Erfolge und Rückschläge vom Anfang des 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart und darüber, wie prägend die Körper- und Gefühlsgeschichte für demokratische Prozesse sind.
Solidarität war einmal ein starkes Wort. Es geriet in Verruf, als jeder für sein Glück und seine Not selbst verantwortlich gemacht wurde. Heute ist die Gesellschaft tiefer denn je zwischen Arm und Reich gespalten. Und gerade das letzte Jahr stellte neue Herausforderungen an unsere Solidarität. Wir sollten uns nicht damit begnügen, materielle Not zu lindern, sondern im anderen uns selbst als Mensch wiedererkennen. Erst durch diese freie Entscheidung zur Mitmenschlichkeit findet eine Gesellschaft wieder zusammen. Heinz Budes Reflexionen über die solidarische Existenz liefern die Antworten auf die soziale Frage unserer Zeit: Kann Solidarität unsere Gesellschaft vor dem Auseinanderbrechen bewahren? Heinz Bude appelliert an eine neue Art des Zusammenlebens.
Die Vereinigten Staaten befinden sich mitten in einem neuen Bürgerkrieg, der mit den Waffen der Mediengesellschaft ausgetragen wird – und erleben in der Weltkrise 2020 eine multiple Katastrophe. Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby berichten von den zahlreichen Fronten.Nach vier Jahren einer fatalen Präsidentschaft sind die USA eine wütende, nur noch im Hass vereinte Nation. Die unterschiedlichen politischen Lager haben ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen und stehen sich auf medialen Schlachtfeldern gegenüber. Die Kombattanten sind das Weiße Haus, Fox News, rechte Trolle und ultrakonservative Radiomoderatoren auf der einen, CNN, New York Times, Washington Post und progressive Blogger auf der anderen Seite. Apokalyptische Szenarien, wahnhafte Verdrehungen und permanente Attacken gegen den Feind bestimmen den politischen Alltag.
Kübra Gümüsay, geboren 1988 in Hamburg, ist eine der einflussreichsten Journalistinnen und politischen Aktivistinnen unseres Landes. Sie studierte Politikwissenschaften in Hamburg und an der Londoner School of Oriental and African Studies. 2011 wurde ihr Blog “Ein Fremdwörterbuch” für den Grimme Online Award nominiert. Sie war Kolumnistin der taz und stand mehrfach auf der TEDx-Bühne. Die von ihr mitbegründete Kampagne #ausnahmslos wurde 2016 mit dem Clara-Zetkin-Frauenpreis ausgezeichnet. Nach Jahren in Oxford lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn wieder in Hamburg. Ihr Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt.
In den USA protestieren schwarze Amerikaner gegen Polizeigewalt und Diskriminierung, weltweit solidarisieren sich die Menschen. Dies verdrängt kurz judenfeindliche Attacken und Provokationen, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Weltverschwörungstheoretiker auf den Corona-Demos mögen noch als Dorfdeppen durchgehen, in den sozialen Medien werden aber mühelos antisemitische Verschwörungstheorien mit dem Ausbruch des Coronavirus verbunden. Arnon Grünberg, der auf der Gedenkfeier für die Toten des 2. Weltkriegs am 4. Mai in Amsterdam die Festrede hielt, erlebte einen antisemitischen und xenophoben Shitstorm ersten Ranges und offene Anfeindungen von rechtspopulistischen Politikern. Wir wollen mit Arnon Grünberg über Antisemitismus und Xenophobie sprechen. Der niederländische Autor, Blogger und Kolumnist Arnon Grünberg stammt aus einer deutsch-jüdischen Familie und wuchs in Amsterdam auf. Im Alter von 17 Jahren gründete er einen eigenen Verlag (Kasimir) und veröffentlichte 1994 im Alter von 23 Jahren sein erstes Buch »Blauwe maandagen«. Seine Bücher, die er teilweise unter dem Pseudonym Marek van der Jagt schrieb, wurden mit allen großen niederländischen Literaturpreisen ausgezeichnet, 2002 erhielt er den NRW-Literaturpreis für sein Gesamtwerk. Neben seinen literarischen Arbeiten schreibt Arnon Grünberg Blogs und Kolumnen in niederländischen Zeitungen. Sein Werk erscheint in 27 Sprachen. Heute lebt Arnon Grünberg in New York und Amsterdam. Das Gespräch führte Britta Behrendt aus Amsterdam.
Elisabeth von Thadden fragt, was körperliche Nähe heute bedeutet, und beschreibt das Dilemma des spätmodernen Menschen: Er sehnt sich nach Berührung und will doch vor Verletzungen geschützt sein. Können wir den Kontrollverlust aushalten und freiwillig Nähe zulassen oder droht die berührungslose Gesellschaft? Elisabeth von Thadden erforscht das komplizierte Wechselspiel von Berührung und Distanz in der Moderne und zeichnet dabei ein scharfsinniges Porträt unserer Gesellschaft und ihres Verhältnisses zum menschlichen Körper. Elisabeth von Thadden ist Redakteurin bei der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT.
Was bedeutet die globale Krise für Amerika und die Welt? Werden Nationalismus und Handelskriege Konflikte von gestern sein? Gilt “America first” jetzt und in Zukunft erst recht oder steigt die Bereitschaft zu Kooperation und echtem globalen Miteinander?
Der Handel mit China blüht und das finden alle gut, solange die Geschäfte laufen und die Wirtschaft boomt. Doch China ist eine Diktatur, die die ganze Welt als Interessengebiet entdeckt hat und weltweit versucht, seinen Praktiken und Regelungen Geltung zu verschaffen. Im Anfangsstadium der Corona-Krise hat sich das Regime reflexhaft aufs Vertuschen verlegt, was die Ausbreitung der Seuche global befördert hat – heute aber, ein paar Wochen später nur, präsentiert die KP Chinas ihr Modell der Herrschaft als das weltweit erfolgreichste und kompetenteste.
Was bedeuten solche globalen Krisen für eine hochtechnisierte, moderne Gesellschaft, die Mobilität und Grenzenlosigkeit Grundbedingungen ihres Funktionierens sind. Und die erlebt, dass genau diese Grundbedingungen von heute auf morgen eingestellt werden können. Werden wir uns als Gesellschaft neu justieren? Bricht jetzt das Zeitalter des “digital humans” an oder werden wir andere Optionen suchen und finden müssen?
Schreiben heißt für Doris Dörrie, das eigene Leben bewusst wahrzunehmen. Wirklich zu sehen, was vor unseren Augen liegt. Oder wiederzufinden, was wir verloren oder vergessen haben. Es ist Trost, Selbstvergewisserung, Anklage, Feier des Lebens. Und wie gelingt autobiographisches Schreiben? Dazu erzählt Doris Dörrie offen und ehrlich aus ihrem eigenen Leben.