Unsere Wahrnehmung biblischer Texte ist durch 2000 Jahre Kirchengeschichte geprägt. Schnell richtet sich die Aufmerksamkeit auf die großen Themen wie Glauben, Reich Gottes, Erlösungsgeschichte usw. In dieser Podcastreihe geht es um vergessene Schätze, Verse, Sätze, scheinbar belanglose Notizen, nebe…
Es ist ein großes Geschenk in einer persönlichen Beziehung mit Jesus und in der Kraft seines Geistes zu leben. Eine zu selbstverständliche Vertrautheit kann jedoch dazu führen, dass das Bild, das ich von Jesus habe, zu leicht handhabbar und zu viel Ähnlichkeit mit meinen eigenen Sehnsüchten hat. An einigen Stellen im Neuen Testament entzieht sich Jesus den Blicken und dem Zugriff der Menschen. Das ist eine wichtige Beobachtung und ein hilfreiches Gegenmittel gegen eine Vereinnahmung des Göttlichen. Wir haben es mit einem Freund und gleichzeitig mit einem Geheimnis, mit dem Heiligen zu tun.
"Gott gibt es nicht." Jedenfalls nicht im Sinne von allem anderen, das in Raum und Zeit existiert. Er bewohnt die Ewigkeit. Das heißt der Ursprung allen Seins, ist auch der Ursprung der Zeit und des Raums. Das heißt aber nicht, dass Gott nicht präsent ist in Raum und Zeit. Im Gegenteil: Als Baby in einer Futterkrippe betrat er sie persönlich. Und wenn Menschen beten und in Kontakt mit ihm als Ursprung allen Seins treten, dann verbindet sich für uns Ewigkeit und Raum und Zeit.
"Hier ist mehr als ich denke." Manchmal spürt man so etwas, wenn eine Atmosphäre unter Menschen besonders herzlich, freundlich und aufmerksam ist. Oder wenn der Duft von frischgebackenen Keksen Erinnerungen an die Kindheit wachruft. Sehr betont spricht der heutige vergessene Vers davon, dass mehr im Raum ist, als Menschen sich vorstellen können. Dass Gott hier ist. Er ist jedoch nicht nur passiv anwesend, sondern "wandelt unter ihnen", seinen Menschen. Diese Betonung hat die Kirche zu oft aus dem Blick verloren und stattdessen alte Geschichten, Predigten oder Lehren verwaltet, anstatt mit der Realität der lebendigen, persönlichen und aktiven Präsenz Gottes in ihr zu rechnen.
George Lucas erschuf das Star Wars Imperium - ein modernes Märchen mit religiösen Anklängen. Der Evangelist Lukas erschuf das Lukasevangelium - eine historische Aufzeichnung (?) mit religiöser Absicht über das Leben von Jesus. Beide großen Erzählentwürfe enthalten Orts- und Zeitangaben. Beide trennen jedoch auch Welten voneinander. Die zahlreichen Zeitangaben im Lukasevangelium können der Leserin und dem Leser irrelevant und überflüssig vorkommen. Beim Lesen kann es deshalb passieren, dass die historische Einordnung bestimmter Zeiten und Orte, an denen Gott aktiv war, übersehen oder übergangen werden. Zu unrecht. Auch im eigenen Leben ist es sinnvoll und nötig, bestimmte Zeiten zu markieren um sich daran zu erinnern, dass dies oder jenes geschehen ist - nicht nur im Kopf von Menschen - sondern in der Geschichte. Um Dinge nicht zu vergessen und reflektiert und mutig in die Zukunft zu gehen.
Nach Jahrhunderten der wissenschaftlichen Erforschung des Hebräischen und der Psalmen scheint es bisher noch immer nicht gelungen zu sein Bedeutung und Funktion des Begriffs "Selah" ausfindig zu machen. Möglicherweise wird das auch nie gelingen. Das Wort taucht jedoch 71 mal in den Psalmen auf und steht jeweils am Ende der Zeile, fast schon losgekoppelt von den restlichen Sätzen. Es ist gut möglich, dass das Wort ein musikalisches Zwischenspiel und gleichzeitig eine Handlungsanweisung anzeigt. Es soll dazu dienen das Gesungene, Gesagte und Gehörte aufzuwiegen, zu gewichten und für sich persönlich wertzuschätzen.
In unserer Kultur spielt sich ein Großteil unseres Lebens in der virtuellen Realität ab. Wir erfahren die Wirklichkeit vermittelt durch technische Geräte. Daher tut es uns gut, z.B. einfach einmal barfuß auf echtem Moos zu gehen. Im vergessenen Vers dieser Folge fällt eine deutliche Körperbetonung auf. Gott scheint nicht nur an inneren, virtuellen oder gedanklichen Prozessen interessiert zu sein.
In Hiob 19,20 klagt der Hauptcharakter des Buches: "Nur mit meiner Zähne Haut bin ich davongekommen." Wie ist dieser äußerst merkwürdige Ausdruck zu verstehen und warum klagt Hiob so über seine Situation? Das Buch Hiob ist ein poetisches Drama und dreht sich um die Frage, wie ein gerechter Gott und unverdientes Leiden zusammenpassen. Der rechtschaffene Hiob ist krank, einsam und verzweifelt. Seine Familie und Freunde wenden sich von ihm ab. Körperlich besteht er nur noch aus "Haut und Knochen".
Diese Folge könnte als kleinkariert und irrelevant angesehen werden. Sie greift aber die existentielle Frage auf, nämlich die nach der Identität von Jesus. Zu seinen Lebzeiten war sie so heiß umstritten, dass für ihn Lebensgefahr bestand, je nachdem, wie die Mehrheit sie beantwortete. Vor grundlegenden Entscheidungen ist es manchmal schwierig, aber dennoch notwendig, die Faktenlage gründlich zu prüfen.
In Johannes 7 debatieren schriftkundige Personen über die Identität von Jesus. Sie rätseln darüber, ob er der angekündigte Friedensbringer, der Messias, oder zumindest ein großer Prophet sei. Einige argumentieren dagegen, weil sie meinen, dass Jesus aus Nazareth komme und auch dort geboren worden sei. Der kommende Messias würde jedoch nach Micha 5,2 aus Bethlehem kommen. Also könne Jesus nicht der erwartete Friedensbringer für die Menschen sein. So ihre Schlussfolgerung. Der Gedankengang und die Schlussfolgerung sind logisch, korrekt und in sich stimmig. Die Frage ist nur, ob die Daten, aus denen beides hervorging auch korrekt sind. Und die Frage ist, in wiefern wir in unserer Kultur und Zeit sicher gehen können, dass die Daten, auf deren Basis wir Entscheidungen fällen, zutreffen.
Auf der einen Seite wird wird das Danielbuch in der Hebräischen Bibel häufig als nette anschauliche Geschichte betrachtet. Auf der anderen Seite sind viele Passagen schwer zu deuten und wirken sehr geheimnisvoll. Doch gerade in diesem Buch steckt eine Energie des zivilen Ungehorsams. Der richtet sich gegen eine Vereinheitlichung der Gesellschaft durch eine Ideologie, sowie gegen die Diskriminierung anders glaubender und lebender Menschen. Letztlich geht es darum im Gebet und im Handeln für Frieden und Gerechtigkeit - für das kommende Friedensreich Gottes - einzutreten!
Am Beispiel der Friedensaktivistin und Nobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus Liberia zeigt diese Folge, wie selbst erlittene Tragödien zu einem Fundus an Heilung für andere Menschen werden können. Jesaja 54,11-14 sind für Leymah Gbowee in den Zeiten des Krieges und bis heute zu einer Quelle der Hoffnung und des Trostes geworden.
Das Buch des Propheten Amos im Alten Testament beginnt mit einer auffälligen kleinen Notiz über ein damals bekanntes bedeutsames Erdbeben. Aus heutiger Sicht wissen wir nicht von welchem Ereignis überhaupt die Rede ist. Doch für Amos und seine Zeitgenossen war dies ein einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben und ihrem Land. Dass diese Katastrophe im ersten Satz des Buches erwähnt wird, zeigt ihre Bedeutung für die Menschen, die mittelbar oder unmittelbar von ihr betroffen waren. Unsere Lebenserfahrungen können Bedeutung für uns und auch für Gott haben, obwohl andere sie nicht als bedeutungsvoll anerkennen.
Manchmal entrüsten sich VerantwortungsträgerInnen über Schieflagen in Gesellschaft und Kirche. Sie pochen auf die Einhaltung von Moral und Gesetz. Und manchmal sind sie in Wirklichkeit selbst die größten Gesetzesbrecher. Andererseits sind Menschen manchmal zu zaghaft unrechtmäßiges Verhalten zu benennen, weil sie sich von ihren eigenen Fehlern davon abhalten lassen. Beides bringt das Zusammenleben nicht weiter und hilft den einzelnen Personen nicht. Letzteres Problem hatte König David ziemlich am Ende seines Lebens. So wird es in einem Vers im Buch 1. Könige 1 erzählt.
"Nachts ist dein Lied bei mir" ist eine weise dichterische Aussage eines gesungenen Gebets in Psalm 42. Was hat es damit auf sich? Welchen Zusammenhang haben Musik und Gefühle? Diese Fragestellung ist im Rahmen der Musikpsychologie zu einem jungen und faszinierenden neuen Forschungszweig geworden. Die Weisheit dieses Verses ist daher verblüffend. Sie zeigt, wie sich Erinnerungen und Emotionen in uns verfestigen und durch eine Melodie, einen Rhythmus durch die Nacht tragen können.
In der Kommunikation zwischen Menschen geht es nicht nur um den Inhalt, sondern auch um Authentizität. Für den Apostel Johannes war die Authentizität seiner Aussagen untrennbar mit ihrem theologischen Gehalt verbunden. Das lässt sich schon im ersten Vers seines ersten Briefes nicht übersehen.
Kinder werden aufbewahrt, geduldet und im schlimmsten Fall misshandelt. Auch im Rahmen von Kirche und Religion. Bei Jesus ist das anders. Nicht nur er förderte und unterstütze Kinder, sondern auch sie haben in ihm etwas Göttliches, Majestätisches gesehen, das die religiösen Autoritäten ablehnten. Es ist auffällig wie in einer Randnotiz des Matthäusevangeliums gerade die Kinder die wahre Identität und Bedeutung von Jesus erkannt haben. Interessant wird es, wenn die Erwähnung der Kinder im Tempel auf die heutige Gesellschaft und Kirche bezogen wird. Und besonders interessant wird es, wenn das Ganze psychologisch gedeutet wird und wir uns fragen, welchen Zugang wir zum eigenen inneren Kind haben.
Missbrauchsskandale in der Kirche und anderswo zeigen immer wieder, dass Machtpositionen ausgenutzt werden. Das kann klein und unauffällig anfangen. Doch auch in Schule, Politik, Wirtschaft und der eigenen Familie taucht immer wieder das Phänomen auf, dass Regeln und Gesetze scheinbar nur für "die kleinen Leute" gelten zu scheinen. Die Mächtigeren nehmen sich Freiheiten heraus, die sie anderen nicht zugestehen. Dieser Dynamik begegnete eine Frau in Altisrael, als sie einen Machthaber auf eine Weise beraten sollte, die er zuvor selbst gesetzlich verboten hatte. Der Verfasser der Samuelbücher übt damit Kritik am Verhalten eines Mächtigeren. Menschen in Machtpositionen sollten immer wieder mal überprüfen ob sie sich selbst an geltende Gesetze und Regeln halten oder dies nur von anderen verlangen.
Sollten christliche Gemeinden vor allem die bestehenden religiösen, sozialen und gesellschaftlichen Hierarchien stehen lassen? Sollten sie sich einfügen und das eigene spirituelle Ding machen? Oder sollten und dürfen sie aus Interesse am Gemeinwohl und am Wesen Gottes die bestehenden Verhältnisse grundlegend in Frage stellen? Johannes der Täufer entschied sich für die letztgenannte Position. Was das für ihn persönlich bedeutete und was das für uns bedeuten kann - damit beschäftigt sich diese Episode.
Die Bedeutung von Namen und Geschichten
Eine weitreichende und lebensverändernde Begegnung wird manchmal durch ganz irdische Bedürfnisse ausgelöst. Eine bestimmte emotionale oder physische Verfassung ist keine notwendige Voraussetzung dafür etwas zu bewegen oder von Jesus bewegt zu werden.