Der Podcast über psychisch bedingte Sprechblockaden von Christine Winter. Sie arbeitet als Kommunikationstrainerin. Und sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, spezialisiert auf Selektiven Mutismus. Darüber hinaus hatte sie von klein auf bis weit ins Erwachsenenalter selbst Selektiven Mutismus und kennt aus eigener Erfahrung die Probleme mit dieser psychischen Krankheit, die keiner so richtig versteht. Gut verständlich bespricht sie im Mutismus-Podcast, was Betroffene und Helfer über Mutismus (med. "Schweigen") wissen sollten - mal im Stil eines Vortrags und mal im Gespräch mit Gästen. "Lass uns über Sprechblockaden reden" ist ihr Motto und ihr Herzenswunsch. Denn so lange wir dieses ungewöhnliche Problem nicht erklären können, wird es auch nicht verstanden. Weitere Infos, den Infoletter, Kontaktmöglichkeiten und Angebote findest du auf der Webseite: christine-winter.de/mutismus-podcast
Ich erzähle dir von einer Abiturientin mit Selektivem Mutismus. Sie steht beispielhaft für ein Problem, das sich auf Mutisten aller Altersgruppen übertragen lässt.
Die Frage nach Fortschritten und Rückschritten ist keine Hilfe im täglichen Umgang mit Selektivem Mutismus. Denn es wird erst viel später im Rückblick erkennbar, welche Entwicklung sich woraus ergeben hat.
Ohne Symptom kriegen wir nicht mit, wenn wir über die Grenzen dessen gehen, was momentan geht. Also geht es nicht darum, diesen hilfreichen Hinweis loszuwerden - es geht darum, dass er sich so selten wie nötig meldet.
Ängste, die im Kopf herumschwirren (ohne dass in dem Moment eine konkrete und reale Gefahr vorhanden ist) sind weit verbreitet - auch bei Mutismus-Betroffenen. Aber was denkst du, was die Angst ist?
Wenn du mich fragst: OHNE STRESS KEINE BLOCKADE. Da lege ich mich fest. Jetzt sollten wir aber erst mal klären, was ich eigentlich meine, wenn ich “Stress” sage…
Mutisten wollen keine mutistische Blockade haben. Und doch macht es (auf eine nicht offensichtliche Weise) schon Sinn, dass sie unter Stress immer wieder verstummen und ausharren, bis die Situation sich wieder sicher anfühlt. Psycho-Logisch dient das dem Überleben.
Die Frage nach der Fähigkeit zu sprechen hatte ich mir bisher nie gestellt. Denn für mich stand zu keiner Zeit in Frage, ob ich das Sprechen kann. Klar konnte ich sprechen - nur nicht in jeder Situation…
Wenn du überlastet, überfordert und gestresst bist, kommt das Atmen zu kurz. Dabei ist es überhaupt nicht schwierig…
Lass uns darüber reden, welche Schwierigkeiten für Mutismus-Betroffene in Festen wie zum Beispiel Weihnachten stecken. Denn da geht es längst nicht nur ums Sprechen-Können…
Ein Kennenlerntermin ist dafür gedacht, zu entscheiden, ob eine längere Zusammenarbeit Sinn macht. Daher geht es vor allem um die Frage, ob es zwischenmenschlich passt.
Die Art und Weise, wie Kommunikation funktioniert, macht Missverständnisse und Pannen unvermeidlich. Für Mutisten gilt das exakt genauso wie für jeden anderen Menschen.
Die beste Empfehlung ist: Schau dir dein Kind an und hol dir dazu Informationen aus verschiedenen Quellen. Denn es gibt keine Antworten, die für alle Kinder mit Mutismus zutreffen.
Je mehr Problemgedanken man sich macht, desto mehr hat man Problemgedanken - aber für's spontane und freie Sprechen ohne Blockaden ist das komplett kontraproduktiv.
Was uns motiviert, miteinander Kontakt zu haben, liegt direkt im Kontakt. Auch bei Menschen, die manchmal mutistische Blockaden haben.
Obwohl das eigentlich gar nicht geplant war, ist die Folge mit der Nummer 100 zu einem Rück- und Ausblick geworden. Dabei ist es doch gar nicht die hunderste Podcast-Folge.
Das Wichtigste für mutistische Kinder sind entspannte Helfer, die verstehen, was los ist, wenn Sprechen nicht geht. Damit Lehrkräfte entspannt helfen können, brauchen sie aber erst mal konkrete und leicht verständliche Informationen.
Mutismus ist, wenn Sprechen nicht geht. Selektiv bedeutet, dass dieses Problem manchmal da ist und die restliche Zeit nicht.
Sprechen wird von einer Millisekunde zur anderen unmöglich, wenn die Kontaktfähigkeiten verloren gehen. Und dass das bei Mutisten immer und immer wieder blitzschnell passiert, liegt an einer biologischen Reaktion des Nervensystems.
Das neue Schuljahr verursacht bei allen Beteiligten eine gewisse Nervosität - vor allem, wenn der Mutismus Probleme machen wird (oder jedenfalls Probleme machen könnte). Wie gut der neue Anfang gelingt, hängt ganz wesentlich von den Erwachsenen ab - sowohl von den Lehrkräften, als auch von den Eltern. Aber anders, als man intuitiv meinen würde…
Wie begrenzt die “Erlebnis-Zeitspanne” von Mutisten ist, bevor sie Überforderung erleben, die zur mutistischen Blockade führt, wird von Nicht-Mutisten in der Regel völlig falsch eingeschätzt. Wir reden hier über Minuten, nicht über Stunden. Und wir reden von Mini-Experimenten, nicht von großen Abenteuern.
Die Frage nach dem besten Profi-Helfer (oder der besten Profi-Methode) ist sehr nachvollziehbar. Aber die Antworten der Anderen sind die Antworten, die andere für sich auf diese Frage gefunden haben.
Es gibt gute, Gründe, die gegen das Einfordern von Augenkontakt sprechen… Nicht zuletzt, weil er bei Mutisten, die sehr angespannt sind, eher als Anstarren und damit als Kontakthindernis gedeutet wird.
Der Fokus auf den Blickkontakt hängt vermutlich damit zusammen, dass in Momenten der Unsicherheit kein entspannter Blick "Auge in Auge" passiert. Und weil wir unwillkürlich auf Unsicherheitssignale reagieren, wird das mit dem Augekontakt überbewertet.
"Weiß nicht" heißt in der Langversion: "Ich habe gerade nicht die Information, die nötig wäre, um eine Antwort zu geben." Und das ist die zutreffendste und ehrlichste Aussage, die ein Mutist in der Blockade geben kann. Deshalb sagt er es so häufig.
Die Idee ist weit verbreitet: Wenn es nicht klappt, hast du dich zu wenig angestrengt. Aber was, wenn das ein Irrtum ist? Was, wenn mehr Anstrengung gar nicht zu besserer Kommunikation führt?
Wenn Sprechen am Ende einer Therapie kein Thema mehr ist, weil ganz normal und selbstverständlich ist, dass Kommunikation in jeder Lebenslage klappt, ist das ein riesiger Erfolg.
Von Eltern eines mutistischen Grundschulkindes wurde mir die Frage gestellt, warum das Kind “den Sportunterricht verweigert”. Je nachdem, aus wessen Perspektive man das betrachtet, gibt es unterschiedliche Antworten.
Ein anderer Blickwinkel ist super hilfreich - vor allem, wenn man immer wieder die gleichen Probleme vor sich hat. Das ist in etwa so, als ob man mit einer Taschenlampe durch eine stockdunkle Lagerhalle läuft. Man wendet sich einer anderen Perspektive zu und sieht völlig andere Dinge...
Wenn Selektiver Mutismus als Thema mehr oder weniger den ganzen Alltag ausfüllt, tut gedanklicher Abstand gut. Der Mutismus-Podcast hatte aus dem Grund einige Wochen Pause und ist jetzt wieder da mit neuen Folgen.
Weil Mut so ähnlich klingt wie Mutismus, wird beides öfter mal in einem Atemzug genannt, obwohl beide nichts miteinander zu tun haben. Wenn du mich fragst ist Mutig-Sein meistens keine gute Idee - schon gar nicht für Leute mit Mutismus.
Der Jahreswechsel ist traditionell eine Gelegenheit, um über Vorsätze, Erwartungen und Blockaden zu sprechen. Aber diese Themen bleiben für Mutistinnen und Mutisten immer relevant - egal, wann du den Podcast hörst.
Vor kurzem ist mir die Frage gestellt worden, was für alle Mutistinnen und Mutisten gleichermaßen gilt bzw. was die Gemeinsamkeiten sind. Vielleicht hast du dich das ja auch schon mal gefragt...
Die romantische Idee von der schweigenden Verständigung und der gemeinsam genossenen Stille funktioniert nicht, wenn man Mutismus hat.
Ich dachte mir, ich lasse dich mal zuhören, wie ich meine unvollständigen Überlegungen über Willenskraft und Sprechen-Wollen formuliere…
Experimente bestehen aus Ausprobieren und Erkenntnisse gewinnen… also aus Erfahrungen, die man sich aussucht, um herauszufinden, was geht und was nicht. (Nicht nur) für Mutisten ist das eine gute Idee.
Ich möchte nicht, dass jemand MIT Mutismus Fortschritte macht - ich will, dass alle OHNE Mutismus leben können. Daher werde ich sofort skeptisch, wenn mir jemand von “guten Fortschritten” erzählt...
Die Frage, wie man merkt, ob Handlungsfähigkeit und Kontakt - also normale Kommunikation - zur Verfügung steht, ist wichtig für Helfer und Angehörige. Denn wenn der Kontakt verloren geht, kann man Druck rausnehmen und einen Ausweg anbieten, bevor jemand in eine mutistische Blockade kippt. Und für die Mutistinnen selbst ist so ein Vorwarn-Signal ja auch nicht unwichtig.
Einerseits empfinden Mutismus-Betroffene verschiedene Inhalte der Kommunikation als unterschiedlich schwierig. Andererseits gibt es aber keine solche Abstufung, wenn man nicht in einer Sprechblockade ist - und daher ist es keine gute Idee, sich auf "Schwierigkeitsgrade" zu konzentrieren.
Wenn ein Kind in einem Moment, in dem es nicht sprechen kann, jemandem etwas zuflüstert, wirkt das auf den ersten Blick wie ein großer Fortschritt. Es ist aber keiner.
Pia Jüngert ist Übersetzerin für Kinderbücher und wir haben uns kennengelernt, weil sie ein Buch aus dem Englischen übersetzt hat, bei dem Selektiver Mutismus eine große Rolle spielt.
Hast du mal darüber nachgedacht, dass “der Mutismus” nicht weggehen und wegbleiben kann, solange der Mensch, der ihn hat, ihn noch braucht?
Von HörerInnen kamen in letzter Zeit verschiedene Fragen, die körperliche Probleme betreffen. Zum Beispiel diese: "Können körperliche Symptome wie Bauchweh und Durchfall eigentlich damit zusammenhängen, dass jemand Selektiven Mutismus hat? Oder ist das nur psycho-somatisch?"
Wenn du jemanden kennst, der kompakte Infos über Mutismus brauchen könnte - vielleicht ist diese Folge geeignet, um sie zu teilen…
In dieser letzten Folge vom Mutismus-Podcast vor den Feiertagen möchte ich meine ganz persönlichen Wünsche rund um die Psychische Gesundheit formulieren. Denn das ist ein Thema, das mich aktuell sehr beschäftigt.
Wenn wir immer nur über die Probleme reden, gerät manchmal das eigentliche Ziel aus dem Blickwinkel - und das Ziel ist ja, psychisch gesund zu leben. Deswegen finde ich es wichtig, über Psychische Gesundheit miteinander ins Gespräch zu kommen…
Diese Folge vom Mutismus dreht sich um die Frage, was denn JEDER über Mutismus wissen sollte. Denn wir sind ja jetzt im Oktober im Monat für mehr öffentliches Bewusstsein zu Selektivem Mutismus, dem Selective Mutism Awareness Month.
Im Mutismus-Podcast gibt es zukünftig die neuen Folgen alle zwei bis drei Wochen. Und damit diese Info nicht so abrupt daherkommt, habe ich in dieser Zwischendurch-Folge auch noch ein paar Infos aus dem Podcast-Nähkästchen geplaudert.
Lass uns mal allgemein über den Zweck von einem Aktionsmonat wie dem "Selective Mutism Awareness Month" und die passenden Inhalte für mehr Mutismus-Bewusstsein in der Öffentlichkeit nachdenken.
Mal angenommen, jemand ignoriert dich und spricht hinter deinem Rücken mit anderen über dich. Mal angenommen der Grund dafür ist Mutismus...
Menschen, die Selektiven Mutismus haben, tun sich nicht selten mit Sport schwer. Und während man die meiste Zeit im Leben selber entscheiden kann, wie viel man von welcher Bewegung machen will, ist das für Schulkinder anders. Da gibt es den Schulsport - und mitmachen ist Pflicht.
Der Mutismus wird bei einem Schulkind automatisch zum Schul-Problem. Das darf aber nicht den Eindruck erwecken, dass es das Problem der Schule sei, den Mutismus "wegzumachen".