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Nach eineinhalb Jahren Kampf gegen das Corona-Regime werden Abnutzungserscheinungen deutlich — wir können jedoch von älteren Bewegungen lernen.Ein Kommentar von Hermann Ploppa.Quo vadis, Demokratiebewegung? Anderthalb Jahre sind vergangen, in denen wir uns abgearbeitet haben an einem dekadenten Regime, für das der Name Merkel Synonym geworden ist. Wer hätte sich bei ihrem Amtsantritt vorstellen können, dass diese untersetzte, biedere Frau aus der Uckermark einmal für Monstrositäten der Superlative verantwortlich sein würde? Anfangs hatte es noch ein bisschen Spaß gemacht, denn wir dachten im sonnigen Sommer der Demokratie des Jahres 2020, der surreale Maskenspuk wäre bald vorbei. Dergleichen sei den Massen nicht mehr lange zu vermitteln. Als der Autor am 29. August 2020 in Berlin auf der Ballweg-Bühne stand und die unglaubliche Masse der Protestierenden sah, empfand er, dass diese der Machtanmaßungen einer kriminellen Politikerclique haushoch überlegen seien. Wir sind es in vieler Hinsicht noch immer. Aber dass mit primitivsten Gewaltmitteln, zu denen auch unhaltbare mediale Lügen gehörten, einfach weiter gepulvert wurde, bis das Land wirtschaftlich wie psychisch am Boden war, das überraschte uns alle. „Nach uns die Sintflut“ schien das Motto dieses Totalabrisses zu sein — offenbar nur dazu inszeniert, um die eigenen kranken, niederen Instinkte zu befriedigen, solange es irgendwie geht. Unsere Erschöpfung ist kein Zufall: Die Gegenseite führt einen ebenso banalen wie gewalttätigen Abnutzungskrieg gegen die eigene Bevölkerung, ohne Rücksicht auf Verluste.Wir sind ratlos. Zudem folgte auf das traumhafte Wetter des letzten Jahres ein meteorologisches Inferno, das die körpereigenen Glückshormone und die Immunität auch nicht gerade befördert. Viele Menschen haben so viel hilflose Wut in sich hineingefressen, dass die Gebote zur Friedfertigkeit in arge Bedrängnis geraten. Andere sind genervt von der Eitelkeit und dem Selbstdarstellungsdrang einiger Leittiere der Bewegung. Das Verdächtigungskarussell dreht sich immer schneller: Wer ist ein Maulwurf von der anderen Seite? Bewegungspromi A schickt Bewegungspromi B böse E-Mails mit vollkommen entbehrlichen Unterstellungen.Es wird eng. Denn neue Aktivisten sind in den letzten achtzehn Monaten kaum dazugekommen. Es sind immer noch dieselben Frontleute und dieselben Netzwerker im Hintergrund. Und viele von ihnen befinden sich in einem Lebensabschnitt, in dem man eigentlich eher seine Lebenserinnerungen niederschreibt. Viele haben schreckliche Erlebnisse mit einer völlig enthemmten Polizei oder einer vollkommen gesetzlos agierenden Justiz hinter sich. Nur zu verständlich, dass sie angegessen sind. Und nun wollen „die“ auch noch unsere Kinder zwangsimpfen. Jetzt geht es ans Eingemachte. Mahatma Gandhi adé. Die sollen uns mal kennenlernen!Nein. Wir müssen ruhig und friedfertig bleiben. Denn nichts wünscht die Gegenseite sich so sehr, als dass wir die Ruhe verlieren und wie der wütende Stier in die gewetzte Klinge schnauben.Die Welt braucht uns. Wir müssen womöglich bald selber Verantwortung für das Schicksal unserer Gesellschaft übernehmen. Die Implosion kommt möglicherweise schneller als gedacht. Und dann müssen wir wissen, wie es weitergeht. Bevor es andere tun, die weit weniger Moral haben als wir.Man erinnere sich mal fleißig an das Jahr 1989. Die damalige Demokratiebewegung in der DDR wurde überrascht vom plötzlichen Machtverfall der SED. Bevor die authentischen Bürgerbewegungen begriffen, dass die Türen offenstanden, hatten sich schon längst kriminelle Räuberbanden aus dem Westen in die Schaltstellen der Macht hineingeschlichen. Mit fertigem Konzept. Mit perfiden Manipulationstricks gegen die Mehrheitsmeinung in der DDR. Müssen wir das wiederholen?Schwarmintelligenz nutzenEs gibt Wege, aus der Defensive zu kommen. Die viel zitierte Schwarmintelligenz; es gibt sie. Wir müssen sie nur nutzen. Wir müssen nicht im eigenen Verschleiß leise weinend implodieren. Wir können aus früheren Bewegungen und deren Fehlern viel lernen.Wenn man sich so umschaut nach Vergleichsparametern, dann bietet sich die Bewegung der außerparlamentarischen Opposition (APO) an, die im Jahre 1968 ihren Zenit erreichte. Denn auch jene APO war die Antwort auf Zumutungen der Herrschenden.Auch die APO war eine Sammelbewegung aus unterschiedlichsten Ecken. Auch damals speiste sich die Einigkeit gegensätzlicher Lager aus dem, was man gemeinsam entschieden ablehnte. So traf man sich in der kleinsten gemeinsamen Teilmenge. Und auch hier kann man sagen, dass eine Bewegung aus der Verneinung extrem zerbrechlich ist.Kommen wir kurz auf die Zumutungen der Eliten an ihr Volk in den 1960ern zu sprechen: Schon damals wollten die Eliten der Bundesrepublik Deutschland das politische System in autoritäre Bahnen lenken. Der Vater des Wirtschaftswunders, Ludwig Erhard, sprach von der „formierten Gesellschaft“ und bezeichnete Andersdenkende als „Pinscher“. Es sollten die sogenannten „Notstandsgesetze“ durchgepeitscht werden. Durch einen ausgerufenen Notstand könnte man dann die Demokratie mit einem Knopfdruck abschaffen.Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD peitschte die Notstandsgesetze im Bundestag unerbittlich durch. Die Politkaste in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn agierte immer selbstherrlicher, sodass selbst der konservative Philosoph Karl Jaspers in seinem Bestseller „Wohin treibt die Bundesrepublik?“ vor einer Transformation der Demokratie in eine Diktatur eindringlich warnte (1). Die Jugend, die nun als erste Generation in einem System aufgewachsen war, das von sich behauptete, eine Demokratie zu sein, war auf den Barrikaden, um eben diese Demokratie zu verteidigen und auszubauen.Den Jugendlichen standen unverhohlen von oben geförderten Neonazi-Organisationen, zum Beispiel der NPD, gegenüber, die ihre Interessen mit SA-ähnlichen Schlägertruppen durchzusetzen wussten. Diese ungenierte Nazi-Kumpanei der Eliten sensibilisierte die Bewegung für die Tatsache, dass eben diese Eliten eine beträchtliche Teilmenge mit den vergangenen Eliten der Nazi-Diktatur bildeten. Lange auch wurde der Holocaust in Westdeutschland unter den Teppich gekehrt.Als der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer endlich in der Mitte der 1960er Jahre Prozesse gegen die Auschwitzmörder erzwang, bekam wenigstens ein Teil der westdeutschen Bevölkerung überhaupt erst mit, was hier im deutschen Namen an monströsen Verbrechen begangen worden war.Der Glaube, in der besten aller Welten aufzuwachsen, bekam weitere Kratzer, als schockierende Bilder um die Welt gingen, wie unsere gütige Schutzmacht USA sich in Vietnam aufführte. Die verunsicherten Bildungsbürger trafen sich in evangelischen Akademien und diskutierten etliche Aschenbecher voll. Studenten forderten eine grundlegende Bildungsreform. Soziologiestudenten aus Berlin und Frankfurt transportierten Erkenntnisse über den antikolonialistischen Widerstand in der sogenannten Dritten Welt in die Diskussion (2).Überlebende Professoren aus der Weimarer Demokratie wie Ernst Bloch oder Herbert Marcuse belieferten die jungen Studenten mit hilfreicher Diagnose und Aufklärung über positive Zukunftsperspektiven, zum Beispiel mit Blochs Wälzer „Das Prinzip Hoffnung“ (3). Die Bewegung amalgamierte und erreichte für kurze Zeit ein hohes Maß an Reflexionsvermögen und Schwarmintelligenz. Radikaldemokraten, Sozialisten, Altkommunisten, Christen beider Konfessionen, Liberale und Vertreter alternativer Lebensformen zogen kurzfristig an einem Strang... hier weiterlesen: https://apolut.net/die-zweite-widerstandswelle-von-hermann-ploppaUnterstütze apolut:IBAN: DE40 8506 0000 1010 7380 26BIC: GENODEF1PR2Verwendungszweck: apolutKontoinhaber: apolut GmbHVolksbank Pirna eG_Patreon: https://www.patreon.com/apolutflattr: https://flattr.com/@apolutTipeee: https://de.tipeee.com/apolutInstagram: https://www.instagram.com/apolut_netFacebook: https://www.facebook.com/apolutTwitter: https://twitter.com/apolut_netOdysee: https://odysee.com/@apolut:a Our GDPR privacy policy was updated on August 8, 2022. Visit acast.com/privacy for more information.
Frank Pörner hat den Systemwechsel in Ostdeutschland mitgestaltet. Er war eines der führenden Mitglieder der Leipziger Nikolai-Gemeinde, von der im Herbst 1989 die ersten großen Demonstrationen ausgingen; war einer der Köpfe des Neuen Forums, jener ersten oppositionellen Sammelbewegung; und saß mit am Runden Tisch in Leipzig – eigentlich, um nicht für die Wiedervereinigung zu streiten. Sondern für eine demokratische DDR. Plastisch beschreibt er im Podcast, wie heikel damals alles gewesen ist: Wie Stasi-Leute die Kirche besetzten, wie die “Angst vorm Blutvergießen” allgegenwärtig war, wie sich die permanente Anspannung bei ihm körperlich bemerkbar machte. Aber er veranschaulicht auch, wie wichtig und euphorisierend diese Zeit des Umbruchs war. Und was von dieser Euphorie noch heute übrig ist.
Es geht ein Gespenst um in Deutschland, es ist das Gespenst der linken Sammelbewegung. Von den Reaktionen her scheint die linke Sammlungsbewegung #Aufstehen sehr viel Potential zu haben, ob Politiker oder Medien kaum einer, der ein gutes Haar daran läßt. Aber vielleicht ist die Zeit für eine Bewegung von links, die zu mehr linker Politik führt einfach gekommen. Jedenfalls widerspricht mein Gast [Steve Hudson](https://twitter.com/RoteSockenSteve), einer der 80 Mitinitiatoren von [#Aufstehen](https://twitter.com/aufstehen_de), dieser These wohl eher nicht.
Es geht ein Gespenst um in Deutschland, es ist das Gespenst der linken Sammelbewegung. Von den Reaktionen her scheint die linke Sammlungsbewegung #Aufstehen sehr viel Potential zu haben, ob Politiker oder Medien kaum einer, der ein gutes Haar daran läßt. Aber vielleicht ist die Zeit für eine Bewegung von links, die zu mehr linker Politik führt einfach gekommen. Jedenfalls widerspricht mein Gast [Steve Hudson](https://twitter.com/RoteSockenSteve), einer der 80 Mitinitiatoren von [#Aufstehen](https://twitter.com/aufstehen_de), dieser These wohl eher nicht.
Das politische Lager links der Mitte gilt als gespalten. Unter dem Namen Aufstehen will Sahra Wagenknecht eine Sammelbewegung ins Leben rufen und die Linke einen – doch nicht alle ihrer Parteifreunde sind davon begeistert. Katharina Schuler aus dem Politik-Ressort beobachtet die Linkspartei für ZEIT ONLINE und erklärt, warum Wagenknecht nicht die geeignetste Person für dieses Projekt ist. Google ist praktisch. Aber: Wer ist verantwortlich, wenn die Suchmaschine in der Suchleiste rassistische oder sexistische Ergänzungen vorschlägt? Über dieses Problem, das auch Hate Search genannt wird, spricht Mounia Meiborg mit Lisa Hegemann aus dem Digital-Ressort von ZEIT ONLINE. Außerdem: In Chemnitz haben ganz unterschiedliche Musiker unter dem Motto "Wir sind mehr" ein Konzert gegen rechts gespielt. Mit dabei: die Band Kraftklub, die jüngst zum Politikerliebling avanciert ist.
Simone Lange ist seit 2017 Oberbürgermeisterin von Flensburg. Die ausgebildete Polizistin hat im April 2018 gegen Andrea Nahles für den SPD-Vorsitz kandidiert. Sie ist seit 2003 Mitglied der Partei und wurde 2012 Landtagsabgeordnete in Schleswig-Holstein. Simone wurde in der DDR geboren und ist in Thüringen aufgewachsen. Wie sie diese Zeit politisch geprägt hat und was sie davon mit nach Norddeutschland genommen hat, erzählt die Sozialdemokratin im Interview. Warum wollte sie nach dem Abi Polizistin werden? Wofür ist die Polizei da? Was hat sie in dem Beruf gelernt und für die politische Arbeit mitgenommen? Wie ist das mit dem Korpsgeist unter Polizisten? Welche Haltungen hat sie bei den Themen innere Sicherheit und Drogenpolitik? Wir sprechen darüber, warum sie 2003, zu Beginn der Agenda-2010-Phase, in die SPD eingetreten ist. Warum nicht Grün oder links? Wieso wollte sie 2012 in den Landtag von Schleswig-Holstein und warum hat sie es sogar geschafft? Und wie wird man überhaupt Oberbürgermeisterin von Flensburg? Was sind dort ihre Aufgaben? Wie geht's der Stadt? Nach dem ausführlichen Einstieg geht's um Simones Kandidatur für das Amt der SPD-Parteivorsitzenden. Warum wollte sie Andrea Nahles nicht einfach gewinnen lassen? Gab es nach der Verkündung der Bewerbung böse Stimmen aus der SPD-Zentrale? Warum gab es kein Duell im Vorfeld? Hat sie wirklich eine SMS von Nahles an die BILD-Zeitung geleaked? Welche politischen Vorstellungen hat sie mit ihrer Kandidatur verbunden? Warum war ihre Rede auf dem Parteitag nur so kurz? Warum soll die SPD nicht glaubwürdig sein? Wofür müssen sich Sozialdemokraten entschuldigen? Wieso müssen wir uns von der "Zahlensklaverei" befreien? Was, wenn es geklappt hätte? Wie muss aus ihrer Sicht die SPD erneuert werden? Simone erklärt außerdem, warum sie dem bedingungslosen Grundeinkommen nicht abgeneigt ist, was für sie die "Flüchtlingsfrage" bedeutet, was sie unter Friedenspolitik versteht und wie sie Sahra Wagenknechts Idee einer "linken Sammelbewegung" findet. Das und vieles mehr in Folge 372 - wir haben sie am 10. Juli 2018 im "ocelot, bookstore" in der Berliner Brunnenstraße aufgenommen. Bitte unterstützt unsere Arbeit finanziell: Tilo Jung IBAN: DE36700222000072410386 BIC: FDDODEMMXXX Verwendungszweck: Jung & Naiv PayPal ► http://www.paypal.me/JungNaiv
Gero forscht seit Jahrzehnten zur deutschen Parteienlandschaft und gilt zudem als ausgewiesener SPD-Experte. Er hat Bücher zur damaligen PDS, zum Staatsapparat der DDR und zu politischen Milieus in Deutschland geschrieben Mit Gero geht's kurz um seine Biografie: Wie ist er in Berlin und in der SPD gelandet? Warum hat er sich so sehr für das DDR-System interessiert? Was haben SED-Ortsvereine mit SPD-Ortsvereinen gemeinsam? Ist die SPD von 1968 noch dieselbe wie heute? Wie stabil ist das System der heutigen BRD wirklich? Könnten CDU und SPD bald fusionieren? Was spricht dafür, was dagegen? Es geht um den Abstieg der SPD: Wie konnte es dazukommen? Wann hat die Abkehr von "sozialdemokratischen" Werten stattgefunden? Streicht die Partei bald das "sozial" aus "sozialdemokratisch"? Wie ist die Partei eigentlich aufgestellt? Wie alt sind die Parteimitglieder wirklich? Wie kann sich die SPD wirklich neuaufstellen? Wie könnte die Erneuerung wirklich klappen? Außerdem geht's um die Linkspartei: Was hat die Linke mit der SPD gemeinsam? Warum hat die Basis bei beiden nicht so viel zu sagen? Was ist von der Idee einer "linken Sammelbewegung" zu halten? Kann man sich die britische Labour-Partei unter Jeremy Corbyn als Vorbild nehmen? Das und vieles, vieles mehr in der 352. Folge - wir haben sie am 8. Februar 2018 in Berlin aufgenommen. Bitte unterstützt unsere Arbeit finanziell: Jung IBAN: DE36700222000072410386 BIC: FDDODEMMXXX Verwendungszweck: Jung & Naiv PayPal ► http://www.paypal.me/JungNaiv Fanshop ► http://fanshop-jungundnaiv.de/
Dass die Linke einen Richtungsstreit führt, ist nicht neu. Schon eher, dass der Vorsitzende Oskar Lafontaine eine neue linke Sammelbewegung vorschlägt. In der Partei wurde er dafür kritisiert, hat Lenz Jacobsen beim Jahresauftakt der Linken beobachtet. Nur gegen Rechts sein reicht nicht. Im Podcast schildert er seine Eindrücke von den Linken am Anfang des Jahres. Und warum greifen immer mehr zur Ibu-Schmerztablette? Aspirin hat sie jedenfalls als beliebtestes Schmerzmittel abgelöst, das belegen Zahlen von IMS PharmaScope, die das Marktforschungsunternehmen IQVIA für ZEIT ONLINE ausgewertet hat. Jakob Simmank, Redakteur im Ressort Wissen bei ZEIT ONLINE, hat sich mit dem steigenden Ibu-Konsum auseinander gesetzt und wissenschaftlichen Rat eingeholt.