Gute Nacht, Sonnenschein. Der märchenhafte Podcast für kleine und große Leute. Hier findest Du jeden Samstag vertraute und weniger geläufige Märchen und Gute Nacht Geschichten in der Originalfassung von den Brüdern Grimm, H.C. Andersen, Ludwig Bechstein u. v. a. Autoren. Und bevor Du dann in Dein Tr…
Es war einmal ein Vater, der hatte drei Söhne: Jörg, Michel und Hans. Der Jörg und Michel waren tüchtige, fleißige und vigilante (flinke, rührige) Kerle; aber mit dem Hans hatte der Vater sein Kreuz und Leid, zu allen Arbeiten stellte er sich ungeschickt an und es war gar nichts Rechtes mit ihm anzufangen. Den ganzen Tag strabanzte er herum, gaukelte alleweil mit Hunden und Katzen, denen er allerlei Kunststücke lernte, oder er guckte den Himmel an, wobei er sich gern auf den Buckel legte. Deswegen wurde er auch nur der Himmelsgucker genannt. Karl Spiegel | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Hallo, mein Sonnenschein, wie war dein Tag heute? Was hast du heute Schönes erlebt? Ich melde mich heute mit einem besonderen Anliegen bei dir. In den nächsten drei Monaten werde ich eine Pause hier bei meinem Podcast einlegen. Es gibt einige persönliche Dinge, um die ich mich kümmern muss und ich werde daher vorübergehend nicht in der Lage sein, neue Episoden zu produzieren. Ich weiß, dass du ein großer Fan des Podcasts bist und ich möchte mich dafür bedanken, dass du ein so treuer Zuhörer, eine so treue Zuhörerin bist. Ich verspreche dir, dass ich so schnell wie möglich zurück sein werde und dass es dann wieder viele spannende Märchen und Gute-Nacht-Geschichten geben wird, denen wir lauschen können. In der Zwischenzeit kannst du dir gerne die alten Episoden noch einmal anhören und mir gerne Feedback geben, von welchem Märchensammler du gerne in Zukunft mehr hören möchtest. Mach dir bis zu unserem Wiederhören im August viele, viele schöne Momente. Und wenn du magst, schau im Gute-Nacht-Merchandise-Shop vorbei und hole dir deine eigene Gute-Nacht-Sonnenschein-Tasse. Den Link findest du in den Show-Notes. Bis bald, deine Anne
Zwei arme Leute hatten ein Kind, das war ein Knäbchen und war gar schön und gut, sodass sie ihre größte Freude an ihm erlebten. Das dauerte aber nicht lange, da starb der Mann und der armen Frau ging es herzlich schlecht und sie kam in bittere Not. Darüber grämte sie sich so sehr, dass sie sich hinlegte und ihrem Manne nach starb. Johann Wilhelm Wolf | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
In einem Hause lebten ein Mann und eine Frau. Sie hatten bereits neun Söhne und noch keine einzige Tochter. Deshalb zürnten die Knaben ihren Eltern, weil diese ihnen keine Schwester schenkten, und als die Mutter wieder einmal schwanger ward, verließen die Söhne das Haus, aus Furcht, es könnte wieder ein Knabe geboren werden. Sie flüchteten weit fort in einen Wald, wo sie sich selbst ein Haus erbauten. Emmy Schreck | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Sie waren nur noch eine Stunde Weges von der fremden Hauptstadt entfernt, als der Kutscher anhielt, und da die beiden Gouverneure, die auf dem Rücksitz mitfuhren, nach der Ursache fragten, erwiderte er, ein junger Herr, der am Wege gesessen, habe ihm zugewinkt und befohlen, zu halten, bis er mit der jungen Königlichen Hoheit ein Wort geredet habe. Paul Heyse | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Er hatte aber nicht lange Zeit, sich hierüber Gedanken zu machen. Denn der ganze Schwarm seiner Erzieher und viele Würdenträger des Hofes umringten ihn und bestürmten ihn mit Glückwünschen wie einen Geretteten und mit Fragen, wohin er sich denn verloren habe. Hierüber gab er erst seiner Mutter Bescheid, indem er die erste Lüge seines Lebens hervorstotterte, nämlich, er habe sich, da er das Gartentor offen gefunden, in den Wald gewagt und dort müde gelaufen, bis er endlich in Schlaf gesunken sei und allerlei schöne Träume gehabt habe. Paul Heyse | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein junger Königssohn, Prinz Florio genannt, den seine Mutter, da ihr hoher Gemahl früh verstorben war, mit absonderlicher Liebe und Sorgfalt erziehen ließ. Als er das neunzehnte Jahr erreicht hatte, war er denn auch ein so ausbündig wohlerzogener Jüngling geworden, dass die Mütter im ganzen Reich ihn ihren minder tugendhaften Söhnen zum Vorbild aufstellten, während die Väter heimlich den Kopf schüttelten und flüsterten, der hochselige König würde seinem Thronerben wohl etwas mehr Freiheit gegönnt haben. Paul Heyse | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Friederike war nicht bloß naschhaft, nein, sie leugnete es sogar, selbst wenn sie beim Naschen erwischt wurde. Sie aß verstohlen Kirschen, dass ihre Lippen blau waren, aber sie versicherte dennoch, sie wisse gar nicht, wovon sie eigentlich gefärbt wären. So kam es denn, dass niemand es glaubte, wenn sie die Wahrheit sprach. Karoline Stahl | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein junger König, der war sehr traurig, weil ihn seine junge Königin nicht küssen wollte. Wenn er sie küssen wollte, so sagte sie immer: „Du willst deine junge Königin küssen und hast noch keine große Tat für sie getan. Hole mir eine Sternenblume von denen die Sternenschäfchen am Himmel essen, so will ich dich küssen.“ Friedrich Wolters | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es waren einmal drei lustige Gesellen, ein Schmied, ein Schneider und ein Jäger, die waren gute Freunde, kamen öfter zusammen, und besprachen sich, zusammen in die Fremde zu gehen, weil es ihnen in der Heimat nicht mehr so recht gefallen wollte. Wie sie nun ihren Entschluss ausführten und wanderten, führte sie ihr Weg in einen tiefen Wald, aber herausführte er sie nicht; sie verirrten sich und liefen im Walde umher, bis die Nacht einbrach, und sie weder Weg noch Steg sehen konnten. Ludwig Bechstein | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es lebte einmal ein König, der eine Tochter hatte, die er sehr liebte. Seine Gemahlin starb, als die Prinzessin noch nicht völlig erwachsen war, und ward von dieser mit zahllosen Tränen beweint. Einige Monate nach ihrem Tode ritt der König auf die Jagd und kehrte, da er sehr ermüdet und erhitzt war, in einem Schlosse bei einer Herzogin, ein. Karoline Stahl | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Früh vor Zeiten lebte im Osten Indiens ein König, welcher 30 Minister und 10.000 Städte hatte. Dieser König besaß einen tanzenden Goldfrosch und einen kunstvoll sprechenden Papagei. Für die beiden war ein Aufseher bestellt, der sie alle Tage wartete. Jeden Tag führte er den Frosch und den Papagei vor den König, um ihre Künste zu zeigen; der Frosch führte ein Tanzspiel auf, der Papagei aber pflegte Proben seines kunstvollen wunderlieblichen Gesanges zum Besten zu geben. Bernhard Jülg | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Midras, der Zauberer, saß in seiner Höhle und bosselte an einem goldenen Ringlein. Er sang ein frommes Verslein dazu, denn er war keiner von den bösen Zauberern, die nur darauf aus sind, den Menschen Übles zu tun. O nein! Midras sann immer darüber nach, wie er den armen, geplagten Menschlein einen guten Zauber schaffen konnte. Elisabeth Dauthendey | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein Schneider. Der hatte hundert Kaufläden. Neunundneunzig davon verlor er und den Hundertsten verkaufte er. Für den Erlös kaufte er sich ein Schiff und Getreide. Und weil sein Vater gestorben war, nahm er seine Mutter mit auf die Handelsfahrt. Karl Spiegel | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es waren einmal ein Zar und eine Zarin, die hatten einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn hieß Iwanuschka und die Tochter Alenuschka. Da starben der Zar und die Zarin und die Kinder blieben allein zurück. Da wanderten sie in die weite Welt. Alexander Nikolajewitsch Afanassjew | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein Märchenprinz, der edelste, schönste, liebenswerteste von allen, den es je gegeben hat. Als er sechsundzwanzig Jahre alt geworden, ließ die Königin, seine Mutter, ihn rufen und sprach zu ihm: »Die Zeit ist gekommen, in der du eine Lebensgefährtin wählen und einen Hausstand gründen sollst. ... « Marie von Ebner-Eschenbach | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Da schlüpften so flink einige Eidechsen in den Spalten eines alten Baumes umher; sie konnten einander gut verstehen, denn sie sprachen die Eidechsensprache. »Nein, wie es poltert und brummt in dem alten Elfenhügel«, sagte die eine Eidechse, »ich habe vor dem Spektakel nun schon zwei Nächte lang kein Auge zugetan, ebenso gut könnte ich liegen und Zahnschmerzen haben, denn dann schlafe ich auch nicht.« Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein Fürst, der hatte eine Tochter, die er von Herzen liebte. Das Mädchen war von der sanften Art, sie liebte nicht Feste und Vergnügungen, sie liebte einzig einen Rosenstock. Dieser Rosenstock trug jedes Jahr eine Rose und im Kelche derselben erwuchs ein Samenkorn. Waldemar Kaden | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
In einem Dorfe lebte ein unbemittelter Bauer mit seiner Frau. Drei Jahre hatten sie keine Kinder, aber das vierte Jahr wurde seine Frau schwanger und gebar einen Sohn, dem sie den Namen Iwan gaben. Der wurde fünf Jahre alt und konnte noch nicht gehen. Vater und Mutter wurden traurig und beteten zu Gott, dass er ihrem Sohne gesunde Füße geben möchte, aber so viel sie auch beteten, er musste sitzen und konnte seine Füße nicht brauchen dreiunddreißig Jahre lang. Anton Gotthelf Dietrich | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein Schneider, den alle, weil er die hübschesten und zierlichsten Kleider weit und breit nähte, Schneiderlein Nadelfein nannten. Eines Nachts träumte der Schneider, dass er durch die Welt wanderte und ihn die Leute fragten, ob er ihr König werden will. Unbekannt | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Drei Handwerksbursche waren des Arbeitens müde, ließen sich ihren Lohn auszahlen und gingen auf die Wanderschaft. Vorm Tor standen drei andere Handwerksbursche, welche grade in die Stadt gehn wollten. ›Wohinaus ihr Brüder?‹ frugen sie. Johann Wilhelm Wolf | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Kapitel 5: Die Verwandlung des Schreibers. Der Wächter, den wir sicher noch nicht vergessen haben, gedachte mittlerweile der Galoschen, die er gefunden und mit nach dem Hospital hinausgebracht hatte. Er holte sie ab, aber da weder der Leutnant noch irgendein anderer in der Straße sich zu ihnen bekennen wollte, wurden sie auf der Polizei abgeliefert. Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Kapitel 3: Des Wächters Abenteuer. "Da liegen wahrhaftig ein Paar Galoschen!", sagte der Wächter. "Die gehören sicher dem Leutnant, der hier oben wohnt. Sie liegen gerade bei der Tür!" Gern hätte der ehrliche Mann geläutet und sie abgeliefert, denn es war noch Licht, aber er wollte die anderen Leute im Hause nicht werken und deshalb ließ er es sein. Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal in Kopenhagen in einem der Häuser in der Nähe vom Königsneumarkt eine große Gesellschaft eingeladen, denn das muss zwischendurch auch einmal sein. Die eine Hälfte der Gesellschaft saß schon an den Spieltischen, und die andere Hälfte wartete ab, was sich entwickeln würde, denn die Hausfrau hatte gesagt: "Nun, was tun wir jetzt!" Soweit war man nun, und die Unterhaltung ging ziemlich lebhaft. Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein großer Kaiser und eine Kaiserin, beide jung und schön, und da sie sich Kindersegen wünschten, taten sie alles, was dazu nötig ist, nämlich: Sie gingen zu den Hexen und Philosophen, damit diese aus den Sternen lesen möchten, ob sie Kinder haben würden oder nicht. Aber es war alles vergebens. Mite Kremnitz | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Bald wurde es heller vor ihm, und dann trat er hinaus in eine wunderliche Gegend, wie er solche noch niemals gesehen hatte. Es war dort warm, doch war es nicht Sommerwärme, die ihm entgegenschlug, sondern eine Luft, wie sie in geheizten Stuben zu sein pflegt, angefüllt mit allerlei süßen Düften. Auch schien keine Sonne an dem Himmel, und doch war überall eine gleichmäßige Helle verbreitet. Von der Gegend selbst sah er nicht viel, denn hinter ihm stand die hohe Felsenwand, durch die er hereingekommen war, und ringsum verdeckten die Aussicht viele hochgewachsene Sträucher, an denen die seltsamsten Früchte wuchsen. Heinrich Seidel | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Im letzten Hause des Dorfes, gerade dort, wo schon der große Wald anfängt, wohnte eine arme Witwe mit ihren zwei Kindern Werner und Anna. Das wenige, das in ihrem Garten und auf dem kleinen Ackerstück wuchs, die Milch, die ihre einzige Ziege gab, und das geringe Geld, das sie durch ihre Arbeit erwarb, reichte gerade hin, um die kleine Familie zu ernähren, und auch die Kinder durften nicht feiern, sondern mussten solche Arbeit leisten, wie sie in ihren Kräften stand. Heinrich Seidel | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein richtiger Student, der wohnte in einer Dachkammer, und ihm gehörte gar nichts; – es war aber auch einmal ein richtiger Krämer, der wohnte zu ebener Erde, und ihm gehörte das ganze Haus. Zu ihm hielt sich das Heinzelmännchen, denn beim Krämer gab es jeden Weihnachtsabend eine Schüssel voll Grützbrei mit einem großen Klumpen Butter mitten darin! Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal, aber es ist schon lange her, ein großer König, der war von seinen Untertanen so geliebt, von allen seinen Nachbarn und Verbündeten so geachtet, dass man ihn den glücklichsten aller Monarchen hätte nennen können. Sein Glück wurde noch durch die Tugend seiner Gemahlin erhöht, die nebenbei eine große Schönheit war, und das glückliche Paar der Landeseltern lebte in schönster Eintracht. Charles Perrault | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein armer Student, der war recht einsam und allein und hatte keinen Menschen auf der weiten Welt, der sich um ihn gekümmert hätte. Und er hätte doch so gerne jemanden gehabt, den er so recht innig hätte lieben können. Heinrich Seidel | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein alter Fischer, der fing eine Zeit lang nur sehr wenig Fische. Da tauchte eines Tages dicht vor seinem Boote eine Seejungfrau empor, die fragte ihn, ob er viele Fische finge. »Nein«, antwortete der alte Mann. »Was für Belohnung«, fragte ihn die Seejungfrau, »verheißest du mir, wenn ich dir Fische im Überfluss ins Netz schicke?« »Ach«, sagte der alte Mann, »ich besitze blutwenig.« »Willst du mir deinen erstgeborenen Sohn geben?«, fragte sie. »O ja, wenn ich je einen haben sollte. Aber ich habe keinen und werde nie einen haben, denn ich und meine Frau, wir sind beide schon alt.« »Sage mir, was du besitzest.« »Ich habe nur eine alte Mähre, einen alten Hund und meine Frau. Ich hab' sonst nichts auf der Welt.« Anna Kellner | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Der Hamster Ambrosius Dauerspeck war in seinen Bau gerutscht, hatte sorgsam die vollen Backentaschen geleert und die kostbare Getreideladung zu den anderen Vorräten verstaut. Fünf große Speicher hatte er kunstgerecht angelegt und alle fünf bis an den Rand mit Getreide, mit Erbsen und Puffbohnen gefüllt. Manfred Kyber | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Der Herzog von Rosmital hatte eine sehr schöne Schwester, die er über alles liebte und der er alles zu Gefallen tat. Sie hatte eine außerordentliche Liebe zu Blumen, besonders zu Rosen, und ihr Bruder verwandelte deswegen beinahe sein ganzes Land in einen einzigen Rosengarten; außerdem hatte sie noch eine andere Leidenschaft, und das war, ihre schönen Haare immer zu flechten und zu kämmen, und sie hatte zu diesem Zweck eine Menge Kammerfräulein, welche eigentlich Kammfräulein hießen und goldene Kämme anhängen hatten. Clemens Brentano | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es waren einmal zwei Brüder, von denen war der eine, der älteste, nicht auf den Kopf gefallen, vielmehr anstellig und pfiffig über alle Maßen; der jüngere aber hatte, wie man so sagt, ein Brett vor dem Kopf. Das machte dem Vater große Sorge, ihm aber keine, denn er lebte ganz sorglos und arglos in die Welt hinein, wie die Dummen leben, und er mochte wohl, ohne dass er's wusste, das Sprüchlein im Kopfe haben: Hänschen lerne nicht zu viel, du musst sonst zu viel tun. Ludwig Bechstein | Märchen zum Einschlafen| Gute-Nacht-Geschichten
Eine Waldfrau hatte einen armen Waisenjungen, der sich verirrt hatte, mitleidig in ihr Haus genommen und pflegte ihn wie eine rechte Mutter. Als er groß war, sagte er eines Tages: »Mutter, ich muss fort, ich will das Rosenmädchen suchen!« – »Das ist weit, mein Sohn, und wenn du auch dahin gelangen solltest, so wirst du es dennoch schwer erwerben, denn es wird von einem Drachen bewacht!« Josef Haltrich | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein kleiner Wurzelprofessor, der stand im Walde und war ganz aus Wurzeln. Der Körper, die Arme und Beine waren Wurzeln und auch der Kopf. Der kleine Wurzelprofessor war nur ein unendlich kleines Stückchen eines großen hohen Baumes, dessen Gipfel er nie gesehen – und den er leugnete. Manfred Kyber | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein armer Holzhacker, der arbeitete vom Morgen bis in die späte Nacht. Als er sich endlich etwas Geld zusammengespart hatte, sprach er zu seinem Jungen: »Du bist mein einziges Kind, ich will das Geld, das ich mit saurem Schweiß erworben habe, zu deinem Unterricht anwenden; lernst du etwas Rechtschaffenes, so kannst du mich im Alter ernähren, wenn meine Glieder steif geworden sind und ich daheim sitzen muss.« Brüder Grimm | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
König Sturm stand auf dem Dache seines weißen Schlosses. Es lag hoch auf den Bergen in dem Lande, wo das Jahr nur eine lange Nacht und einen langen Tag hat, weil die gute Frau Sonne dort nicht wohnen mag. Elisabeth Dauthendey | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Eine arme Witwe hatte zwei Töchter, die Zwillinge waren. Sie glichen sich in ihrem Äußeren so sehr, dass man sie nicht unterscheiden konnte. Um desto verschiedener waren sie in ihrem Wesen. Dobrunka war gehorsam, arbeitsam, freundlich und verständig, kurz, ein überaus treffliches Mädchen; Zloboha dagegen war schlimm, rachsüchtig, unfolgsam, faul und hoffärtig, und hatte überhaupt alle Untugenden, die zusammen bestehen können. Josef Wenzig | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal eine schöne kleine Nixe, die hieß Mummelchen und lebte im Mummelteich. Mummelchen fühlte sich immer so sehr einsam im Mummelteich, denn der Mummelteich war recht sumpfig und alle, die darin herumkrabbelten, waren sehr versumpft und scheuten sich beinahe schon vor dem klaren Wasser. Manfred Kyber | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein König und eine Königin, die hatten noch kein Kind und wünschten sich doch so sehr, eins zu besitzen. Sie taten auch ein Gelübde und versprachen, so ihnen ein Kind geboren werde, sieben Jahre lang zwei Fontänen springen zu lassen: die eine mit Öl, die andere mit Wein. Und siehe, ihr Wunsch wurde erfüllt: Die Königin bekam einen wunderschönen Sohn. Waldemar Kaden | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal – – – – – Ja, was war denn schnell? – Richtig! Ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen lebten hoch oben im Norden. Sie hießen Ola und Fretta, und sie hatten sich sehr lieb. Elisabeth Dauthendey | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
»Meine armen Blumen sind ganz verwelkt!« sagte die kleine Ida. »Sie waren so schön gestern Abend, und nun hängen alle Blätter vertrocknet! Warum tun sie das?« fragte sie den Studenten, der im Sofa saß; denn auf seine Meinung gab sie etwas. Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal ein König, der hatte so viele Gänse, dass er eigens eine Dirn halten musste, sie zu hüten; diese Dirn hieß Aase, und darum nannten die Leute sie Aase, das Gänsemädchen. Peter Christen Asbjørnsen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Ein abgedankter Soldat hatte nichts zum Leben und wusste sich nicht mehr zu helfen. Da ging er hinaus in den Wald, und als er ein Weilchen gegangen war, begegnete ihm ein kleines Männchen, das war der Teufel. Das Männchen sagte zu ihm ›Was fehlt dir? Du siehst ja so trübselig aus.‹ Brüder Grimm | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Im sandigen Lande, wo nicht viel Grünes wächst, wohnten einige Meilen von der porzellanenen Hauptstadt, wo der Prinz Wetschwuth residierte, ein Töpfer und seine Frau mitten auf ihrem Tonfeld neben ihrem Töpferofen, beide ohne Kinder, einsam und allein. Das Land war ringsum so flach wie ein See, kein Baum und kein Busch war zu sehen, und es war gar betrübt und langweilig. Clemens Brentano | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Die Geschichte von dem Mädchen, das auf das Brot trat, um sich die Schuhe nicht zu beschmutzen, und dem es dann gar schlecht erging, ist wohlbekannt, sie ist geschrieben und sogar gedruckt. Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war ein König, und er war schon alt, und hatte nur einen einzigen Sohn. Einst berief er den Sohn vor sich und sprach zu ihm: »Mein lieber Sohn, Du weißt wohl, dass reifes Obst abfällt, um anderem Platz zu machen. Mein Haupt reift auch allmählich, und vielleicht wird es die Sonne bald nicht mehr bescheinen; aber eh' ich sterbe, möcht' ich doch noch gern meine künftige Tochter, Deine Gemahlin, schau'n. Nimm Dir ein Weib, mein Sohn!« Josef Wenzig | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Der lustige Rick war wirklich sehr arm. Aber das ganze Dorf liebte ihn, denn er hatte ein frohes, goldenes Lachen in der Kehle, und alle wurden heiter und glücklich, wenn der Rick mitten unter ihnen war. Es war, als ob jede Sorge leichter würde, wenn man in seine lachenden Augen sah, und Zank und Streit konnten nicht gedeihen in seiner Nähe. Elisabeth Dauthendey | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Es war einmal, in einem fernen Lande, eine kleine Prinzessin namens Kunigunde. Kunigunde war eine gute Prinzessin und wurde von ihren Untertanen von ganzem Herzen geliebt. Doch es gab da ein Problem: Die kleine Kunigunde besaß zwei Persönlichkeiten. Was das bedeutet, das erkläre ich dir. Anne | Jorge Bucay | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten
Jeder Schlüssel hat seine Geschichte, und es gibt viele Schlüssel: Kammerherrnschlüssel, Uhrschlüssel, St.-Peters-Schlüssel; ich könnte von allen diesen Schlüsseln erzählen, doch jetzt erzähle ich nur von dem Haustürschlüssel des Kammerrats. Hans Christian Andersen | Märchen | Gute-Nacht-Geschichten