Glaube, Glanz, Geschäfte: BR-Historiker Gerald Huber nimmt sie in der zweiten Staffel "Mythos Bayern" mit zu Personen und Objekten aus 1000 Jahren bayerischer Geschichte, die in kein Museum passen.
Der Experimental-Historiker Marcus Junkelmann taucht mit Haut und Haar in die Vergangenheit ein. Er ist als Legionär über die Alpen marschiert, hat Ritterturniere des Hochmittelalters genauso in Echt ausprobiert wie jetzt die große bayerische Barockzeit unter Kurfürst Max Emanuel. Und dabei hat er eine ganze Menge Entdeckungen gemacht.
Kurz nach der Eröffnung des Museums der bayerischen Geschichte in Regensburg, das ja nur die letzten 200 Jahre bayerischer Geschichte thematisiert, ist jetzt die dazugehörige Landesausstellung an den Start gegangen. Sie zeigt die Zeit vor der Gründung des Königreichs unter dem Motto "100 Schätze aus 1000 Jahren".
Jean Paul stehe geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und warte lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme - so hat es Ludwig Börne über den Dichter Jean Paul gesagt. In Bayrauth hatte Jean Paul ein Dichterstüberl in der Rollwenzelei. Dort bin ich heute zu Gast.
1519 starb der Habsburger Maximilian I. In einer Zeit, in der Amerika entdeckt wird und die Reformation einsetzt, verkörperte er viele Merkmale dieses Umbruchs. Besonders wohl fühlte er sich in Bayern, genauer gesagt in Augsburg. Deshalb widmet ihm die Stadt gerade eine Ausstellung.
Am Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter entstehen die Völker, die heute noch das Geschick Europas prägen. Höchst umstritten ist dabei die Frage: Wer waren die Bajuwaren, woher kommen sie? Der Historikerin Irmtraut Heitmeier ist es zu verdanken, dass die Frühgeschichte der Bayern in einem ganz neuen Licht steht.
Dass bayerische Geschichte heue in vielen Gebäuden und Kunstschätzen zu erleben ist, hätte auch anders ausgehen können: Die Städte waren nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört, Der Restaurator Bernhard Kellhammer hat praktisch den ganzen Wiederaufbau Bayerns begleitet - und viele Gebäude originalgetreu wieder errichtet.
Ganz Bayern ist beherrscht von den Wittelsbachern? Nein! Zum 200. Mal jähren sich heuer die Geburtstage der großen britischen Queen Viktoria und ihres Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Und da wird natürlich in Coburg groß gefeiert. Für uns eine willkommene Gelegenheit, einmal zu zeigen, dass Bayern und Wittelsbacher nicht in jedem Fall Synonyme sein müssen.
Das berühmte Nördlinger Ries ist der Einschlagskrater eines riesigen Meteoriten, mit einem Durchmesser von eineinhalb Kilometern. 14,6 Millionen Jahre ist das her - weit, weit vor der Entstehung des Menschen. Ich bin aus einem aktuellen Anlass dorthin gefahren: dem Jubiläum der Mondlandung.
Heute bin ich zu Besuch bei Marcus Traub, um Wurst zu essen. Sein Berufsstand gehörte noch bis zum Ersten Weltkrieg zum alltäglichen Straßenbild mancher bayerischer Stadt. Heute ist er nur noch in Hof in Oberfranken zu finden: der "Würschtlmann" - auf fränkisch "Wärschtlamo".
Der höchste Backsteinturm der Welt steht in Landshut: Der Martinsturm ist bis oben gemauert und wurde im Mittelalter fertiggestellt. Eigentlich kann man diesen Kirchturm nicht besichtigen, aber mit Günther Knesch, der Landshuter Martinsturm-Instanz, komme ich doch hoch - und blicke von oben weit in die Geschichte.
Ein drittes Gesicht aus 1000 Jahren bayerischer Geschichte: Anton Hermann, Spiegelbeleger in Lohr am Main, arbeitete mit Quecksilber und wurde schwer krank. Um sich Medizin kaufen zu können, zweigte er heimlich Überschüsse der giftigen Substanz ab. 1776 flog sein Handel auf.
Ein weiteres Gesicht aus 1000 Jahren bayerischer Geschichte: Die niederbayerische Bauerntochter Katharina Hochstrasser wurde 1732 verurteilt wegen "Leichtfertigkeit", d.h. wegen vorehelichem Sex. Die Folgen: Schandgeige und Geldstrafe.
1000 Jahre bayerische Geschichte, das ist auch Susanna Daucher. Die Augsburgerin schloss sich 1527 der Täufer-Bewegung an, einem radikalen Flügel der Reformation. Die Täufer wurden in Süddeutschland verfolgt - auch Susanna Daucher entging nicht einem Prozess.
Die bayerische Landesausstellung in Regensburg zeigt heuer 100 Objekte aus 1000 Jahren bayerischer Geschichte. In meinem Podcast zeige ich als Ergänzung Objekte, die nicht im Museum zu finden sind. Den Auftakt macht die Furtmeyr-Bibel in der Universitätsbibliothek Augsburg.
Freistaat Bayern: Zum 100. Jahrestag der bayerischen Revolution von 1918 nehme ich diesen Begriff einmal genauer unter die Lupe. Gast in dieser letzten Folge meines Podcasts ist Prof. Manfred Treml, einer der prägenden Persönlichkeiten in der Bayerischen Landesgeschichte. Er hält nichts von Freistaats-Folklore.
Viel ist in diesen Tagen von Kurt Eisner zu hören, von seiner Revolution in Bayern und dem Ende der Monarchie. Aber wie ging es dem Königshaus damals? Die Münchner Autorin Christiane Böhm hat die Revolution aus Sicht der Königsfamilie nachgezeichnet.
Die "Heimat" ist überall - und trotzdem bleibt der Begriff oft erstaunlich unscharf. Vielleicht liegt's daran, dass es so viele Heimaten gibt wie Menschen. Darüber spreche ich mit einem der großen bayerischen "Heimatprofis": Norbert Göttler ist Bezirksheimatpfleger für Oberbayern - also jemand, der seine Heimat professionell lieben muss.
Was ist bayerischer Humor? Und gibt es ihn überhaupt? Darüber unterhalte ich mich heute mit dem Theaterwissenschaftler Lenz Prütting. Er hat eine 2000 Seiten starke philosophisch-phänomenologische Studie verfasst mit dem Titel: Homo ridens - der lachende Mensch.
Der Mensch wird Teil seiner Landschaft, heißt es. Der Bayerische Wald, der Spessart, das bayerische Unterland - das sind alles solche Landschaften, die Bayern im Besonderen prägen. Natürlich gehört dazu auch das Allgäu dazu.
Das Medium Radio war ja das erste, das sich ganz dem Mythos, der Erzählung gewidmet hat. Deshalb will ich einmal ganz speziell vom Erzählen erzählen, bzw. darüber plaudern: mit Erika Eichenseer. Die renommierte Märchen- und Sagenforscherin aus Regensburg geht den Weg zurück, zum freien Erzählen.
Geschichte wird immer aus der Münchner Sicht erzählt. Niederbayern, das Kernland zwischen den vier bayerischen Bischofsstädten Freising, Regensburg, Passau und Salzburg, kann seitdem mit seiner großen, reichen Erzählung nicht mehr so recht durchdringen. Darüber plaudere ich mit Richard Loibl, dem Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte.
In dieser Folge kommen die Vorväter aller heutigen Staatsbayern vor: die Bajuwaren. Es ist nicht übertrieben, hier von einem der bedeutendsten Mythen der Geschichtswissenschaft zu reden, meint Dr. Hubert Fehr, Archäologe am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Der permanente Blick nach Osten gehört zu den politischen und kulturellen Genen Bayerns. Diese Ostverbindungen prägen das Land, Bayern verliert sie seit 1500 Jahren nie mehr aus dem Blick - auch wenn dieser Blick für 40 Nachkriegsjahre im 20. Jahrhundert durch einen Eisernen Vorhang stark behindert war.
Das Wort Mar oder Mär bezeichnet ursprünglich das Erzählte, die Sage, auch das Bekannte, Berühmte. Aber noch heute weben wir aus den Schatten der Wahrheit immer neue Gewänder. So wie das 1986 in Lohr am Main geschehen ist: Dort soll Schneewittchen gelebt haben. Wirklich!
Bayern hat zahlreiche herausragende Künstler gehabt. Aber nur der Name Asam hat einen nachgerade mythischen Klang. Die Brüder Asam waren es, die den römischen Barock ins Alpenvorland gebracht und zugleich umgewandelt haben in einen Stil, der heute synonym für Bayern steht.
Weiß und blau - das sind die Staatsfarben Bayerns. Längst ein Synonym für "Bayerisch", etwa wenn die Rede ist vom "weißblauen Freistaat" oder von "weißblauen Sonderwegen". Was es mit den berühmten Rauten auf sich hat, erklärt meine Kollegin Regina Fanderl in ihrem Feature.
Mit Maria, der Gottesmutter, der Schutz- und Schirmfrau Bayerns, verbindet die Bayern bis heute ein mythische Liebe. Spuren dieser besonderen Beziehung zur Himmelskönigin lassen sich im ganzen Land finden. Eine Würdigung durch meine Kollegen Matthias Morgenroth und Andreas Estner.
Der Mythos, mit dem wir uns heute beschäftigen, ist ein Kindermythos: Pumuckl. Generationen sind mit seinen Abenteuern aufgewachsen. Zusammen mit dem Meister Eder ist er ein bayerischer Mythos geworden, dem meine Kollegin Tanja Gronde in ihrem Feature nachgeht.
FJS - dieses Kürzel hat immer noch Klang weit über Bayern hinaus. Die Menschen erinnern sich an ein politisches Kraftpaket, an einen unverwechselbaren Politiker, an das Urgestein der CSU. Mein Kollege Rudolf Erhard kommt Franz Josef Strauß in seinem Feature ganz nah.
Kaum ein Mythos ist so stark und in der Gegenwart so mächtig wie der Gegensatz zwischen den Bayern und den Franken. Allen voran die Nürnberger haben aus Sicht der Obrigkeiten in München schon immer gemeckert, was das Zeug hält. Ich will diesem Klischee heute auf den Grund gehen.
Dass Bayern nach dem Krieg weitgehend ein Agrarland gewesen sei, ist ein Mythos. Faktum ist: Bayern gehört zu den Ländern mit den ältesten Industrietraditionen der Welt. Das weiß auch Karl Borromäus Murr, Leiter des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg.
Der "Mythos Provinz" spielt nicht bloß in der Realität, sondern vor allem im Kopf. Er hat eine lange Geschichte. Gemeinsam mit dem ehemaligen Leiter des Spessart-Museums, Herbert Bald, möchte ich ihm heute auf den Zahn fühlen.
Vor 235 Millionen Jahren beginnt die Zeit der Dinosaurier, vor etwa 66 Millionen Jahren hat sie abrupt geendet. Diese Podcast-Folge spielt dort, woher der "Jurassic Park" seinen Namen hat: im Altmühljura, genauer im Dinosaurierpark bei Denkendorf im Altmühltal.
Vom Beginn an stehen Wein und Brot im Zentrum aller Kultur - auch des christlichen Kults. Ich will dem Mythos Wein diesmal richtig auf den Grund gehen: Zusammen mit Direktor Robert Haller in den altehrwürdigen Kellern der Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg.
Niemand kann stundenlang erzählen, ohne etwas zu trinken zu haben. Ich treffe heute in Bamberg Markus Raupach, einen der ersten Bier-Sommeliers Bayerns, um mit ihm über das Gemeinschaftsgetränk zu sprechen, das die Menschen nahezu aller Kulturen und Zeiten miteinander verbindet: Das Bier.
Wälder wie der Spessart sind mit der Geschichte der Menschen eng verbunden. Nicht nur, weil sie durchquert werden mussten. Wälder waren Wirtschaftsräume. Und der Spessart, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Republik, gilt seit altersher für den Mythos "Deutscher Wald".
Das uralte Konzept der Einheit von Leib und Seele kann man vielerorts in Bayern erleben, wo das Wirtshaus gleich neben der Kirche steht. Am längsten tut es das - seit rund 1400 Jahren - im ältesten Kloster Bayerns, in der Abtei Weltenburg. Und da ist man auch dem Mythos Himmel am nächsten.
Jeder Mythos, der diesen Namen verdient, ist originell, weil er vom Originalen erzählt. Und das müssen nicht nur Sachverhalte oder Dinge sein - auch Menschen können Originale sein. So, wie der Münchner Barkeeper Hank.
Frankenstein ist ein weltweiter Mythos. Die Geschichte hat sich Mary Shelley ausgedacht und vor genau 200 Jahren, 1818, als Roman veröffentlicht. Doch Frankenstein ist auch ein bayerischer Mythos - nicht bloß deswegen, weil Shelley das Monster in Ingolstadt erschaffen lässt.
Sie kennen alle den berühmten Spruch von Gustav Mahler: Tradition sei nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Über den Mythos Tradition, die Weitergabe dessen, was Bayern ausmacht, spreche ich mit einem, in dem dieses Traditionsfeuer ausgesprochen hell brennt: Hans Well, früher Biermöslblosn.
In dieser Folge gehe ich weit zurück in der Erdgeschichte: An der Weltenburger Enge, dem "Durchbruch" bei Kelheim, treffe ich den Kreisheimatpfleger Dr. Karl-Heinz Rieder. Zusammen gehen wir dem Mythos Donau auf die Spur.
Ist der Mythos Bayern noch seelisch gesund? Dieser Frage geht meine Kollegin Christine Gaupp nach, und ihr Feature nehme ich zum Anlass, über das Zusammenspiel von Mythen und Fakten nachzudenken. Am Ende geht es doch immer um Wahrhaftigkeit!