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Tue, 04 Mar 2025 05:00:00 +0000 https://change-maker.podigee.io/73-new-episode b94ac341d51b9cd5d0b3c2bee8e9cf91 Dr. Andreas Weber ist Biologe und Philosoph und widmet sein berufliches Wirken den Fragen, was ist Leben, was ist Wirklichkeit und welche Rolle können wir darin spielen? Wir können die Welt nicht mit den Werkzeugen retten, mit denen die Menschheit die aktuellen Probleme erschaffen haben. Als Grundproblem ortet Andreas Weber, dass die dominierende technologische Zivilisation auf einer fundamental falschen Voraussetzung aufbaut – darauf, dass die Welt ein Ding, ein Objekt ist und wir Menschen werden ebenfalls als Objekt verstanden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Welt nicht lebt, also Tod ist. Die Wirklichkeit ist ein lebendiges Wesen, dem es darum geht Leben zu schenken, zu vermehren und zu verteilen. Dies ist eine radikal andere Haltung und Sichtweise, die im derzeitigen Anthropozän (Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Prozesse der Erde geworden ist) nicht leicht verständlich erscheint. Die Menschheit verhält sich, als sei sie Herr der Dinge. Auch viele Menschen, die die Welt verbessern möchten, bauen auf diesem Weltbild. Der Ansatz, Probleme zu identifizieren und dann zu lösen beruht auf dieser falschen Denkhaltung. Das ist eine Anmaßung, wir können es nicht lösen. In seinen Augen funktioniert alles ganz anders. Probleme werden für uns gelöst, wenn wir uns darum bemühen den lebensspendenden Prozess zu unterstützen. Dann entsteht das Leben. Damit ändert sich unsere Funktion und Lebenseinstellung grundlegend. Wir verstehen uns dann als Diener und nicht mehr als Beherrscher der Welt. Wir alle sind Akteure eines nach Leben sehnenden, unfassbaren und undenkbar großen Subjektes. Wenn wir uns in dessen Dienst stellen, dann stellen wir uns in den Dienst dieses Ganzen das Leben hervorbringt. Und das ist das Einzige, was es zu tun gilt und was uns nachhaltig Spaß macht. Website Andreas Weber Website THEC CHANGE MAKER Mail für Anregungen, Feedback und Ideen: podcast@thechangemaker.at full no Gerald Ziegler the Change M
In dieser Ausgabe ist Robert Bölke, der Leiter des Bereichs Datenmanagement bei der Berlin Hyp, zu Gast in unserem Chancen-Podcast. Der ehemalige Bundeswehroffizier erklärt, warum die Regulatorik von Daten immer aus der Perspektive eines bestimmten Subjektes stattfindet und warum sich diese daher in verschiedenen Ländern stark unterscheidet. Er teilt auch seine Ansicht, ob die Neuaufstellungen von Banken im Datenmanagement eher durch Chancen motiviert oder durch Regulatorik gezwungen stattfindet. Die Frage, ob datengetriebene KI auch für Banken die Zukunft sind und was seine Faszination für Daten mit seiner Liebe zur Ordnung zu tun hat, wird ebenfalls geklärt. Ein lockeres Gespräch über ein komplexes Thema.
Warum gibt es den Staat? Welche Befugnisse hat er? Was macht einen Rechtsstaat aus und wann droht er, in einen Unrechtsstaat zu mutieren? Seit den philosophischen Errungenschaften eines Kants oder Hegels wird ein Staat von der Freiheit des Subjektes herrührend gedacht und legitimiert", sagt Professorin für Strafrecht und Rechtsphilosophie Dr. Katrin Gierhake. "Ein Staat, der diese Voraussetzung nicht mehr anstrebt, der widerspricht der Grundeigenschaft des Menschen" und wird ihm folglich nicht gerecht. Im Gespräch mit mir redet Prof. Dr. Gierhake über Recht, das bestimmte Grenzen nicht überschreiten darf, ohne dass es aufhört, Recht zu sein, das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, die vermeintlichen Gegenspieler Individualismus vs. Kollektivismus, sie spricht über das Versagen des Bundesverfassungsgerichts und Juristen, die des kritischen Denkens nicht mehr fähig zu sein scheinen. "Noch werden wir für das Gespräch, das wir hier gerade führen, nicht eingesperrt, doch die Denkstrukturen sind da. Wir haben überhaupt nichts gelernt." Prof. Dr. Katrin Gierhake ist Professorin Strafrecht, Strafprozessrecht, internationales Strafrecht sowie Rechtsphilosophie an der Universität Regensburg. Bereits seit Anfang der Krise betreibt sie den kritischen Blog "Mit!denken" Geführt und aufgezeichnet wurde dieses Gespräch am 03. September 2021 in München. Wir bedanken uns bei der Eventlocation Weitblick und ganz besonders bei Mike für seine großartige Gastfreundschaft. Mein neues Buch „Der Kult“ erscheint am 31. 1. 2022 im Rubikon Verlag. Ihr könnt es bereits jetzt hier vorbestellen:
Mit dem freischaffenden Philosoph Bertrand Stern spreche ich über die Ideologie der Schule – ein System, welches mit Angst, Abrichtung, Abwertung und Entwürdigung arbeitet, und somit gebrochene, traumatisierte Menschen hervorbringt. Herr Stern erklärt welch perfiden Annahmen dem Begriff "Kind" zugrunde liegen. So ist die Kindheit eine künstliche, unnatürliche Vorstellung junger Menschen, die mangelhaft sind und deswegen segregiert und einer Maßnahme unterzogen werden müssen, die sich staatlich verordnete Erziehung nennt. Braucht es ein anderes, neues Schulsystem, ein besseres, oder lediglich die Ablegung des Anwesenheitszwangs? Oder muss gar der Begriff "Schule" an sich hinter sich gelassen werden? Eines ist sicher, so Stern. Die Beschulungsideologie ist bankrott. Die Schule wiederum ist lediglich ein Symptom eines größeren, sich im Zusammenbruch befindenden Systems. Ein Zusammenbruch, der nötig ist, um den Wandel zu freier Bildung geschehen zu lassen. Bertrand Stern ist freischaffender Philosoph und Autor, der sich mit den grundlegenden Fragen von Bildung und Schulkritik, also mit kinderrechtlichen und pädagogikkritischen Positionen, befasst. Geleitet vom Glauben an die Würde des selbstbestimmten Subjektes, möchte er mit seinem Schaffen zur Selbstbefreiung des Menschen von zivilisatorischen Institutionen und Ideologien beitragen. Geführt und aufgezeichnet wurde dieses Gespräch am 09. September 2021 in Köln.
Die Soziologie hat einen aktivistischen Bias, sagt unser Gast Robert Seyfert. Immer müsse etwas gemacht werden, damit Gesellschaft entstehe. Wer oder was da aktiv ist, das wird einfach vorausgesetzt: Individuum, Handlung oder Kommunikation. Unbeachtet bleibt das Werden, die Hybridität, die Unabgeschlossenheit des Sozialen. So hat Seyfert das Programm einer transvitalistischen Lebenssoziologie formuliert, die wir uns in dieser Folge ausführlich erklären lassen. Schon mit den Grundbegriffen tun wir uns schwer: vom „Leben“ über die „Suspension“ bis zur „Immanenz“. Wir versuchen, das Programm zu verorten: soziologisch, ideengeschichtlich, metaphysisch. Wir lernen ein Denken in Strömen, Relationen, Faltungen kennen – jenseits der hartnäckigen Differenzen von Subjekt und Objekt, System und Umwelt, Individuum und Gesellschaft. Schließlich fragen wir auch nach dem politischen Charakter des Projektes. Was geht verloren, wenn die bürgerlichen Begriffe des Subjektes, des Individuums und seiner Freiheit nicht mehr im Zentrum soziologischen Denkens stehen? Hilft die Lebenssoziologie dabei, eine Gesellschaft zu denken, die sich wieder auf die Welt einlässt?
Themen: Autofiktion, images, I see symptoms no reflections, Biografie, Abstraktion, das Material, Genre oder Methode, Als-ob, Fake, Behauptung, Rolle, Systeme des Subjektes, Diaristik, Kapitel, Wortsensibilität, Begriffsarbeit, Soft. Strands. Chicks, Noland, Verweigerung?, Softness, entziehen, männliche Eisbergspitzen, solitär, Suddenly Afraid, Waschbecken, Atelierentscheidungen, neue Gefühle, Variablen, randomness, exemplarisches Subjekt, zeitgeschichtliche Artefakte, Internetkunst Links: [1] http://www.sarahlehnerer.de/ [2] http://www.kirchgasse.com/sarah-lehnerer-noland-2017/ [3] http://www.kunstvereingoettingen.de/ausstellungen/sarah-lehnerer/
Dania Alasti MA. ist Autorin und studierte Philosophie in Hamburg und Berlin. Juni 2017 referierte sie daüber Wie die deutsche Rechtsprechung Betroffenen sexueller Gewalt einen selbstbestimmten Subjektstatus verweigert hat. Aus dem Abstract: Die Auslegung des Sexualstrafrechts vor der Reform im Juli 2016 hatte den Betroffenen sexueller Gewalt den Status des bürgerlichen Subjektes verweigert. Der Schutz der sexuellen Selbstbestimmung wurde an der physischen Widerstandsfähigkeit bemessen, nicht an der Äußerung des Willens. Nicht nur war die Verfügung über Eigentum besser geschützt als die Verfügung über den eigenen Körper. Die Praxis der Rechtsprechung hat auch zu widersprüchlichen Auslegungen des Gewaltbegriffs bei Sitzblockaden und bei sexueller Gewalt geführt. In meinem Vortrag werde ich die Problematik des Strafrechts vor der Reform darlegen, um zu zeigen, dass dem Strafrecht sowie seiner Apologie Vergewaltigungsmythen zugrunde lagen. Dabei verstehe ich die Forschung zu Vergewaltigungsmythenakzeptanz der Sozialwissenschaften als eine Art von Ideologiekritik im Sinne der Kritischen Theorie, die Widersprüche als Ausdruck von Herrschaftsverhältnissen versteht. Doppelstandards bei der Auslegung des Gewaltbegriffs bei Sitzblockaden und bei sexueller Gewalt interpretiere ich insofern als Ausdruck patriarchaler Ideologien. Dass seit der Reform der verbale Ausdruck des entgegenstehenden Willens hinreichend sein soll, um die sexuelle Selbstbestimmung zu schützen, ist die Verwirklichung des Versprechens an das bürgerliche Subjekt, autonom über sich und die eigenen Angelegenheiten entscheiden zu können. Diese Selbstbestimmung werde ich ebenfalls hinterfragen als etwas, das nicht unabhängig von gesellschaftlichen Verhältnissen gedacht werden kann.
Soziopod (Soziologie, Philosophie, soziale Arbeit, Wissenschaft, Pädagogik)
Soziopod #023: Der (spektakuläre) Aufstieg und Fall des Subjektes
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 05/19
Die Entstehung eines frühen Säugerembryos aus je einer Ei- und Samenzelle ist ein zell- und molekularbiologisch bedeutsamer Abschnitt des Fortpflanzungsgeschehens und steht wegen der Fülle möglicher biotechnologischer und therapeutischer Anwendungen vor allem in den Bereichen Zelltherapie und Reproduktionsmedizin im Brennpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Dieser Abschnitt ereignet sich auf der zellulären Ebene und lässt sich als gameto-embryonaler Übergang zusammenfassen. Ausgehend von der Auffassung, dass die zeitlich unumkehrbare Generationenabfolge in ihrer Gesamtheit als ein kontinuierlicher Fluss von Zeichenprozessen (Semiosen) angesehen werden kann, stellt sich die Frage, ob der gameto-embryonale Übergang als semiotisches Geschehen interpretierbar ist. Um diese These zu überprüfen, werden zunächst die Grundlagen der Semiotik, die Entwicklung und das Konzept der Biosemiotik, das allgemeine Modell der Semiose nach KRAMPEN und der aktuelle Stand der naturwissenschaftlichen Forschung zum gameto-embryonalen Übergang dargestellt und die hierbei beschriebenen Strukturen und Prozesse diesem allgemeinen Modell eines semiotischen Prozesses zugeordnet. Demnach nimmt die Oozyte als Interpret durch einen semiotischen Kanal das Spermium als Zeichenvehikel wahr und das rezipierte Zeichen wird in Form des männlichen Vorkerns im oozytären Organismus repräsentiert. Dieses Ereignis markiert den Subjektwechsel von der reifen Oozyte zur Zygote; der zelluläre Organismus der Zygote entspricht wegen seiner maternalen Herkunft im Wesentlichen dem der Oozyte und wirkt als Interpretant. Dieser stellt über die Repräsentation des Objektes im Interpreten – die DNA-Sequenz – gemäß dem genetischen Kode eine Verbindung zu den Genprodukten her, die als das Objekt der Zeichenrelation anzusehen sind. Noch während der Integration paternaler Anteile in das zu bildende embryonale Genom und dessen Aktivierung beginnt mit den Furchungsteilungen die Entwicklung des neu entstandenen Menschen. Die methodenkritische Beurteilung ergibt, dass sich die vorgenommene Interpretation als standardisiertes Verfahren zur Anwendung semiotischer Begriffe in der Biologie eignet und dass der gameto-embryonale Übergang als Zeichenprozess beschrieben werden kann. Daraus folgen Implikationen für verschiede medizinische und philosophische Fragestellungen. Besonders die Reprogrammierung im Rahmen der Konstitution und Aktivierung des embryonalen Genoms, die nicht auf der genetischen Ebene, sondern epi-genetisch erfolgt, offenbart die Notwendigkeit eines Subjektes, das seine Umgebung aktiv interpretiert. Die semiotische Analyse zeigt, dass der zelluläre Organismus der Oozyte den Informationsgehalt des paternalen Vorkerns durch den Prozess des „Empfangens“ im Rahmen der epigenetischen Reprogrammierung aktiv verändert. Nicht das Genom bestimmt die Entwicklung des neuen Organismus, sondern die Interpretation des Genoms durch ein zelluläres Subjekt. Konstruktivistische Grundannahmen sind damit bereits auf dieser Ebene des Lebendigen erkennbar. Die semiotische Interpretation des gameto-embryonalen Übergangs eröffnet ein Verständnis für die Generationenabfolge als Zeichenfluss und lässt damit den einzelnen Menschen als Bindeglied zwischen seinen Eltern und zwischen zwei aufeinander folgenden Generationen erscheinen. Menschliches Leben ist – in immer wiederkehrender Folge – demnach nicht lediglich das Produkt biologischer Abläufe, sondern zugleich das Er-Zeugnis und damit das Zeichen für eine bestimmte, vorausgegangene Paarbeziehung in der menschlichen Sozialwelt. Dieses umfassendere Verständnis menschlichen Lebens nähert sich unserer lebensweltlichen Erfahrung an, begründet eine Sicht des einzelnen Menschen als bio-psycho-soziales Subjekt und fördert damit eine Heilkunde, die sich an den ganzheitlichen Bedürfnissen des Menschen auszurichten hat.