Forschungsergebnisse müssen die Öffentlichkeit erreichen, damit sie lebendig werden, und zwar nicht nur die Öffentlichkeit eines spezialisierten Fachpublikums. Dieser Aufgabe stellt sich die Forschungspublikation "Einsichten". Vierteljährlich informiert ein Forschungsnewsletter über wissenschaftlich…
Ludwig-Maximilians-Universität München
Zehn Jahre lang erforschten Wissenschaftler an der LMU intensiv den fundamentalen gesellschaftlichen Strukturwandel, dem sich westliche Industriegesellschaften ausgesetzt sehen. Die Forscher ließen sich leiten von der Frage, ob die Gesellschaften des 21. Jahrhunderts noch mit den Konzepten des 19. und 20. Jahrhunderts begriffen werden können. Im Zentrum der Arbeit stand nicht nur eine umfangreiche empirische Erforschung gesellschaftlicher Strukturveränderungen, sondern auch die Entwicklung neuartiger Beobachtungskategorien und Bezugsrahmen. Jetzt liegen die Ergebnisse des Sonderforschungsbereichs „Reflexive Modernisierung“ vor.
Drei Dinge sind entscheidend, wenn es um den Erhalt einer Art geht: Man darf sich nicht fressen lassen, muss selbst genug Nahrung finden und sollte vor allem Nachwuchs zeugen. Um dies zu gewährleisten, läuft die Evolution zu Höchstleistungen im Bereich der Sinneswahrnehmungen auf. Speziell mit dem Hören und Sehen beschäftigen sich zwei Arbeitsgruppen an der LMU.
Einige Tierarten produzieren mit großem Aufwand Spermien, die länger als das Männchen sind. Unklar war, wie lange dieses Phänomen bereits existiert. Eine neuartige High-Tech-Untersuchung erlaubt nun den Blick in das Innere von Fossilien. In Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherteam gelang der Paläontologin Dr. Renate Matzke-Karasz auf diese Weise der Nachweis, dass sich winzige Muschelkrebse schon vor 100 Millionen Jahren mit Riesenspermien fortpflanzten.
Bullies sind Schüler, die anderen Kindern durch physische oder psychische Aggression das Leben zur Hölle machen. Die Entwicklungspsychologin Dr. Mechthild Schäfer konnte in mehreren Studien wichtige Merkmale und Mechanismen des Mobbings an Schulen aufklären und zeigen, was etwa für Täter und Opfer typisch ist. Sie geht auch der Fragen nach, ob sie diese Rollen im Laufe ihrer Schulkarriere beibehalten.
Flughäfen sind eine Welt für sich, in der Unkundige sich leicht verlaufen können. Meist streben sie deshalb so schnell wie möglich ihrem Gate zu, um dort dann stundenlang auf den Aufruf ihres Fluges zu warten. Um den Aufenthalt am Flughafen effizienter zu gestalten, haben LMU-Informatiker um Professor Claudia Linnhoff-Popien ein System entwickelt, das Passagiere sicher und pünktlich durch die Großraumwelt lotst und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre verbleibende Zeit vor dem Flug optimal nach eigenen Wünschen zu gestalten.
Sie sind wahre Überlebenskünstler und können auch bei schlechten Lichtverhältnissen via Photosynthese genügend Energie zum Überleben produzieren: die Cyanobakterien. Als „Lichtsammler“ spielen dabei die sogenannten Biliproteine eine wichtige Rolle. Biologen vom Botanischen Institut der LMU konnten nun aufklären, welchen chemischen Besonderheiten diese speziellen Proteine ihre intensive Farbe und Leuchtkraft verdanken. Biliproteine könnten damit künftig als vielfarbige Markierungs- und Kontrastfarbstoffe in der Biologie und Medizin zum Einsatz kommen.
Metallorganische Verbindungen kommen bei der Herstellung von Kunststoffen, Düngemitteln oder Medikamenten zum Einsatz. Chemiker um Professor Paul Knochel haben nun ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sich selbst sehr empfindliche funktionelle Gruppen mit ungiftigen Metallen wie Magnesium kombinieren lassen. Dies verspricht breite Anwendungsmöglichkeiten in der Pharmaindustrie und Feinchemie.
Seit dem Jahr 2006 existiert mit dem Munich Center for Neurosciences (MCN) ein Forum für die neurowissenschaftliche Forschung in München. Hier diskutieren Biologen mit Neurologen und Psychologen, kommen Mathematiker mit Physikern und Philosophen zusammen. Ihre unterschiedliche Herangehensweisen an die gemeinsame Arbeit ermöglicht neue – und oftmals überraschende – Einsichten in die Funktionsweise des Gehirns.
Fremd vom Eigenen zu unterscheiden, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Immunsystems. Wenn statt Krankheitserregern körpereigene Strukturen angegriffen werden, können gefährliche Autoimmunkrankheiten entstehen. In ihren Arbeiten konnten die Immunologen Professor Ludger Klein, Professor Thomas Brocker und Privatdozent Dr. David Vöhringer neue Mechanismen nachweisen, die eine derartige Entgleisung der Immunabwehr verhindern.
Neue Arten können nur auftreten, wenn auch neue Gene entstehen. Die Duplikation, bei der ein bereits entstehendes Gen verdoppelt wird, gehört hierbei zu den wichtigsten Mechanismen. Der Evolutionsbiologie Professor Wolfgang Stephan und sein Team konnten zeigen, welch wichtige Rolle die natürliche Selektion bei diesen Vorgängen spielt. Der Pflanzenbiologe Professor Dario Leister hat dagegen einen bislang unbekannten Weg zu neuen Genen nachgewiesen: Dabei wird fremdes genetisches Material, das vor Jahrmillionen in die Zellen aufgenommen wurde, in die neuen Anlagen eingebaut.
Die internationale Banken- und Finanzkrise hat in nur wenigen Monaten Milliardenwerte vernichtet – rund um den Globus und in unvorstellbarem Ausmaß. Doch wie konnte das eigentlich passieren? Was hat die Eigenkapitalversorgung auf dem Interbankenmarkt und das scheinbar so gut organisierte weltweite Finanzsystem zum Einsturz gebracht? Professor Bernd Rudolph erforscht die mikroökonomischen Zusammenhänge und entwickelt Reformperspektiven für die Zeit nach der Krise.
Proteine bestimmen die Struktur und Funktion aller Organismen. Betrachtete man sie früher relativ isoliert, so weiß man heute, dass sie fein abgestimmt zusammenwirken. Dennoch sind viele Prozesse noch immer unverstanden. Und erst langsam begreift man, was im Stoffwechsel geschieht, wenn der Mensch krank wird. Im Exzellenzcluster Center for Integrated Protein Science Munich (CIPSM) wollen Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Disziplinen mehr über die Rolle der Proteine erfahren. Mit modernster Technik nehmen sie Proteine in lebenden Zellen und verschiedenen Gewebearten ins Visier.
Nanomaterialien könnten schon in naher Zukunft alle Lebensbereiche des Menschen nachhaltig verändern. Die Forschung und Entwicklung im Bereich der Millionstel Millimeter ist im Münchner Raum ein Schwerpunkt. Hier haben sich Physiker, Chemiker, Biologen und Mediziner zum Exzellenzcluster Nanosystems Initiative Munich (NIM) zusammengeschlossen. Sie wollen neue Anwendungen vor allem für Medizin und Biotechnologie entwickeln.
Immer mehr Hörschädigungen werden durch das Neugeborenen-Screening frühzeitig entdeckt. Die betroffenen Kinder können dadurch beizeiten Unterstützung erhalten, die es ihnen ermöglicht, allgemeine Schulen und Kindergärten zu besuchen. Dort allerdings läuft die Integration nicht immer ohne Schwierigkeiten ab. Professorin Annette Leonhardt untersucht, wie sich die verbesserte Vorsorge auf die Frühförderung der Kinder und die Integration in Schulen und Kindergärten auswirkt.
Jeder Hundertste erlebt mindestens einmal eine schizophrene Episode in seinem Leben. Obwohl diese schwere psychiatrische Erkrankung so häufig ist, sind ihre Ursachen noch weitgehend ungeklärt. Zwei große internationale Projektgruppen, denen auch Prof. Dr. Dan Rujescu angehörte, gelang es nun, genetische Variationen nachzuweisen, die zu einer Schizophrenie beitragen können.
Wie können die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt und dabei gleichzeitig die Entwicklungsmöglichkeiten künftiger Generationen nicht ungerecht eingeschränkt werden? Das ist die Kernfrage aller Überlegungen, die sich unter dem Sammelbegriff „Nachhaltigkeit“ fassen lassen. Der katholische Theologe Professor Markus Vogt ist davon überzeugt, dass Probleme wie die Klimaveränderung nur im engen Dialog von Natur- mit Geisteswissenschaften erfolgreich in konkrete Handlungsprinzipien übersetzt werden können. Er sieht dabei insbesondere die Kirchen gefordert, wichtige ethische Impulse in Politik und Gesellschaft zu geben.
Seit dem 16. Jahrhundert beteiligte sich Bayern am regen Austausch diplomatischer Vertretungen zwischen den Höfen Europas. Daraus entwickelte sich ein erstaunlich großes internationales Netzwerk. Der Historiker Professor Ferdinand Kramer zeichnet mit seinem Lehrstuhl die vielfältigen Aspekte bayerischer Außenbeziehungen in der Neuzeit nach. Erleichtert wird die zum Teil mühselige Recherche durch eine neue Datenbank, die seine Mitarbeiter derzeit einrichten.
Moral ist eine Ressource im „Wettbewerb“, sagt Professor Karl Homann. Der Wirtschaftsethiker plädiert an die Unternehmen, auch die häufig vernachlässigten moralischen Risiken in ihre Kalkulationen einzubeziehen. Unternehmen sieht er in der Pflicht, Verantwortung für die Rahmenordnung der Wirtschaft zu übernehmen. Innerhalb dieser Rahmenordnung diene das Gewinnstreben auch dem Wohl der Allgemeinheit, so seine These. Wettbewerb sei unter diesen Prämissen solidarischer als Teilen.
Richard Gere, Tina Turner, Allen Ginsberg, Brad Pitt – sie alle sind vom Buddhismus fasziniert und geben prominente Beispiele dafür ab, dass die asiatische Religion immer mehr Einfluss in westlichen Kulturen gewinnt. Gleichzeitig wirkt der Kulturtransfer in den Westen – und damit in andere Sprachen – auch auf den Buddhismus selbst zurück. Der Religionswissenschaftler Professor Michael von Brück untersucht seit vielen Jahren die Wechselwirkungen, die beim Aufeinandertreffen von buddhistisch und christlich geprägten Kulturen entstehen. Seine These: Religionen sind nichts Festgefügtes, sondern unterliegen einem ständigen Wandlungsprozess.
Korallen erfüllen in einem Riff elementare Aufgaben: Sie bilden dreidimensionale Strukturen und bieten Lebensraum für eine große Anzahl verschiedener Organismen. Zudem schaffen Korallen stabile Oberflächen aus Kalk, die wiederum Baugrund für festsitzende Lebewesen sind. Der Meeresökologe und Biogeochemiker Dr. Christian Wild und seine Emmy-Noether-Nachwuchsforschergruppe erkunden die Stoffkreisläufe in Korallenriffen rund um den Globus. Ihre Erkenntnisse helfen bei dem Schutz der bedrohten Paradiese in den Weltmeeren.