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Das Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, kurz ZKM, ist nicht nur ein Museum, das wegweisende Ausstellungen zeigt, sondern es ist auch ein Forschungszentrum für Künstlerinnen und Künstler. Das Haus besitzt einen weltweit einmaligen „Klangdom“ – einen Konzertsaal mit ausgeklügeltem Surround-Klangsystem. Mitaufgebaut hat ihn der Komponist Ludger Brümmer, der 20 Jahre lang das Institut für Musik und Akustik am ZKM geleitet hat. Am langen Computertisch in der Mitte des Klangdoms kann er die Klänge wie ein Komponist zusammenstellen und steuern. Marie-Dominique Wetzel hat Ludger Brümmer an diesem außergewöhnlichen Arbeitsplatz besucht.
#hertzlab | Streaming-Reihe [02.06.2021] In dieser Ausgabe von #hertzlab befinden wir uns im Kubus und widmen uns der Verräumlichung von Klang. Neben einer technischen und musikhistorischen Einführung in diese künstlerische Praxis wird ein akusmatisches Konzertwerk im Binauralformat präsentiert. Der blaue Kubus ist nicht nur das visuelle Wahrzeichen des ZKM, sondern bildet zugleich das Herzstück der musikalisch-künstlerischen Produktion und Forschung am ZKM | Hertz-Labor. Er wurde als groß-volumiges, akustisch optimiertes Tonstudio geplant und beherbergt den Klangdom. Dieses aus 47 Lautsprechern bestehende, kuppelförmige Setup ist ein idealer Ort für die Entwicklung und Reproduktion elektroakustischer bzw. akusmatischer Raummusik und Ausgangspunkt für zahlreiche aktuelle Forschungsprojekte. Wie dieses einzigartige Lautsprecher-Instrument, mit dem eine Plastizität von Klang im Raum hergestellt werden kann, technisch funktioniert, welche musikhistorischen und architektonischen Vorläufer es gibt und welche künstlerischen Projekte und Kompositionen damit am ZKM realisiert werden, erläutert Ludger Brümmer, Leiter des Hertz-Labors und Komponist, im Rahmen dieser Ausgabe von #hertzlab. Die eigens dafür entwickelte Steuerungssoftware Zirkonium erlaubt es den Komponist:innen, spektrale klangliche Figuren und Bewegungen direkt in den Raum setzen. Das demonstriert Ludger Brümmer mit der exklusiven Aufführung seiner akusmatischen 42-kanaligen Komposition »Falling«. Sie entstand anlässlich des Beethoven-Jahres und behandelt eine späte Komposition Beethovens, »Die Große Fuge« (op. 133.). Dieses Streichquartett lieferte das Material für sämtliche Klänge in Ludger Brümmers Werk »Falling« – allerdings werden diese völlig auf den Kopf gestellt, in neue energetische Gestalten überführt und folgen einer eigenen Dramaturgie. Greifen Sie für dieses virtuelle Konzert im Livestream gerne zu Ihren Kopfhörern und erfahren Sie das räumliche Klangerlebnis des Klangdoms Zuhause im eigenen Wohnzimmer. Wir präsentieren Ihnen eine binaurale Version des Stücks, die auf einer Kunstkopfmikrophon-Aufnahme basiert und eine Annäherung an die räumliche Musikerfahrung im Klangdom darstellt.
Klangdomkonzert (binaurale Version) unter Klang-Regie von Götz Dipper [17.12.2020] Daniel Blinkhorns Komposition wildflower entstand im Jahr 2014. Bevor Blinkhorn als Gastkünstler ans ZKM kam, unternahm er eine ausgedehnte Reise nach Spitzbergen im Nordpolarmeer. Er brachte von dieser Reise eine Fülle an Tonaufnahmen mit, die das Ausgangsmaterial für eine Reihe von Kompositionen bilden, zu denen auch wildflower gehört. Blinkhorns Kompositionen sind oft klangliche Landschaftsbeschreibungen (»Soundscapes«), allerdings stark abstrahiert, sodass die ursprünglichen Tonaufnahmen nur vereinzelt durchscheinen. Der Konzertsaal ZKM_Kubus verfügt über eine besondere Lautsprecher-Ausstattung, die als Klangdom bezeichnet wird: Etwa 50 Lautsprecher sind kuppelförmig über dem Publikum angebracht. Dadurch können Klänge rings um das Publikum positioniert und bewegt werden. Das Werk ist keine originale Klangdomkomposition, sondern musste eigens an den Klangdom angepasst werden. Diese Anpassung geschieht beim Konzert live durch eine Klangregie. Die Besonderheit ist, dass die Zuschauer:innen über das Videobild mitverfolgen können, was bei der Klangregie am Mischpult passiert. Der Ton wird mit der sogenannten »binauralen« Technik aufgenommen, durch die der Raumklang-Eindruck besonders gut übertragen wird. Damit diese Aufnahmetechnik funktioniert, sollte das Stück mit Kopfhörern angehört werden.
Klangdomkonzert (binaurale Version) unter Klang-Regie von Götz Dipper [17.12.2020] Gilles Gobeils Stück Le miroir triste stammt aus dem Jahr 2007. Das Werk ist inspiriert von einem Drehbuch von Andrej Tarkowski über den deutschen Schriftsteller E.T.A. Hoffmann. In Gobeils Komposition werden Szenen des Drehbuchs auf ausschließlich klangliche Art, also ohne Text, sehr plastisch und eindringlich nacherzählt. Gobeils Musik wird gerne als »Kino fürs Ohr« bezeichnet, was auf dieses Stück ganz besonders zutrifft. Der Konzertsaal ZKM_Kubus verfügt über eine besondere Lautsprecher-Ausstattung, die als Klangdom bezeichnet wird: Etwa 50 Lautsprecher sind kuppelförmig über dem Publikum angebracht. Dadurch können Klänge rings um das Publikum positioniert und bewegt werden. Das Werk ist keine originale Klangdomkomposition, sondern musste eigens an den Klangdom angepasst werden. Diese Anpassung geschieht beim Konzert live durch eine Klangregie. Die Besonderheit ist, dass die Zuschauer:innen über das Videobild mitverfolgen können, was bei der Klangregie am Mischpult passiert. Der Ton wird mit der sogenannten »binauralen« Technik aufgenommen, durch die der Raumklang-Eindruck besonders gut übertragen wird. Damit diese Aufnahmetechnik funktioniert, sollte das Stück mit Kopfhörern angehört werden.
Zirkonium | Präsentation [06.01.2021] Ludger Brümmer stellt die Software »Zirkonium« vor. Zirkonium wurde am ZKM entwickelt und dient der Steuerung des Klangdoms. Die Software besteht aus einem Set kostenloser macOS-Tools, die bei der Komposition von räumlicher Musik helfen. Zirkonium, welches vom ZKM | Hertz-Labor entwickelt wurde, unterstützt die Schaffung von verräumlichten Werken für den Klangdom im ZKM Kubus sowie für Lautsprechersysteme an anderen Institutionen und Veranstaltungsorten.
Chengdu Xchange | Concert [14.07.2019] Traditional Chinese and European instruments and electronic music form the basis of the intercultural composition project. The ZKM | Hertz-Labor awarded three composition projects, which include the Klangdom and create a synthesis of cultural aspects between the Far East and Europe, in cooperation with the Sichuan Conservatory Of Music (SCCM) in Chengdu, the world's largest conservatory of music. The newly composed works will be framed and linked together with five other works from China by light and media design composers, thus creating a self-contained presentation concept. The first concert, at which the pieces will be premiered, will take place at the ZKM Karlsruhe. Further performances will follow in the year 2019 at various venues in China, including probably Shanghai and Chengdu.
Chengdu Xchange | Concert [14.07.2019] Traditional Chinese and European instruments and electronic music form the basis of the intercultural composition project. The ZKM | Hertz-Labor awarded three composition projects, which include the Klangdom and create a synthesis of cultural aspects between the Far East and Europe, in cooperation with the Sichuan Conservatory Of Music (SCCM) in Chengdu, the world's largest conservatory of music. The newly composed works will be framed and linked together with five other works from China by light and media design composers, thus creating a self-contained presentation concept. The first concert, at which the pieces will be premiered, will take place at the ZKM Karlsruhe. Further performances will follow in the year 2019 at various venues in China, including probably Shanghai and Chengdu.
Chengdu Xchange | Concert [14.07.2019] Traditional Chinese and European instruments and electronic music form the basis of the intercultural composition project. The ZKM | Hertz-Labor awarded three composition projects, which include the Klangdom and create a synthesis of cultural aspects between the Far East and Europe, in cooperation with the Sichuan Conservatory Of Music (SCCM) in Chengdu, the world's largest conservatory of music. The newly composed works will be framed and linked together with five other works from China by light and media design composers, thus creating a self-contained presentation concept. The first concert, at which the pieces will be premiered, will take place at the ZKM Karlsruhe. Further performances will follow in the year 2019 at various venues in China, including probably Shanghai and Chengdu.
Chengdu Xchange | Concert [14.07.2019] Traditional Chinese and European instruments and electronic music form the basis of the intercultural composition project. The ZKM | Hertz-Labor awarded three composition projects, which include the Klangdom and create a synthesis of cultural aspects between the Far East and Europe, in cooperation with the Sichuan Conservatory Of Music (SCCM) in Chengdu, the world's largest conservatory of music. The newly composed works will be framed and linked together with five other works from China by light and media design composers, thus creating a self-contained presentation concept. The first concert, at which the pieces will be premiered, will take place at the ZKM Karlsruhe. Further performances will follow in the year 2019 at various venues in China, including probably Shanghai and Chengdu.
Chengdu Xchange | Concert [14.07.2019] Traditional Chinese and European instruments and electronic music form the basis of the intercultural composition project. The ZKM | Hertz-Labor awarded three composition projects, which include the Klangdom and create a synthesis of cultural aspects between the Far East and Europe, in cooperation with the Sichuan Conservatory Of Music (SCCM) in Chengdu, the world's largest conservatory of music. The newly composed works will be framed and linked together with five other works from China by light and media design composers, thus creating a self-contained presentation concept. The first concert, at which the pieces will be premiered, will take place at the ZKM Karlsruhe. Further performances will follow in the year 2019 at various venues in China, including probably Shanghai and Chengdu.
Room notations. TANG | Performance Saturday, 09/09//2017, Cube TANG – a dance performance by Anton Himstedt, Alessio Silvestrin & Luca Bagnoli, as well as spatial-sound compositions for the Klangdom. T A N G - Hold algae up against the sunlight and it will create a limitless musical score – Anton Himstedt drew on this concept to create a series of images, as well as compiled sequences of sound, both natural and specially arranged. This material forms the basis of the composition developed by Luca Bagnoli using mapping procedures at the ZKM Institute for Music and Acoustics. In this process, specific graphical notations were transferred into spatial acoustic images. The choreographer and dancer Alessio Silvestrin moves between the boundaries and the centres of the graphical notations in a room filled with sounds. /// Samstag, 09.09.2017 - Kubus TANG –Tanz-Performance von Anton Himstedt, Alessio Silvestrin & Luca Bagnoli sowie Raumklangkompositionen für den Klangdom. T A N G – Halte eine Alge gegen das Sonnenlicht, und es entwickelt sich eine unendliche Partitur. – Aus dieser Vorstellung kreierte Anton Himstedt eine Serie von Zeichnungen und sammelte sowohl natürliche als auch speziell arrangierte Tonsequenzen. Dieses Material bildete die Grundlage für die Komposition, die Luca Bagnoli mittels Mappingverfahren am Institut für Musik und Akustik des ZKM entwickelte. Dabei wurden die spezifischen graphischen Notationen in räumlich akustische Bilder überführt. Der Choreograf und Tänzer Alessio Silvestrin bewegt sich zwischen den Rändern und den Zentren der zeichnerischen Notationen in einem Raum von Tönen.
Mit unserem Gehör können wir Geräusche unmittelbar orten und identifizieren. Um diese Fähigkeit sinnvoll im Projekt nutzen zu können, gibt uns Dr. Paul Modler einen Einblick in Raumklang. Die Abteilung Medienkunst Akustik (MK Akustik) der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe befasst sich mit elektronischer und elektroakustischer Musik, Klanginstallation und Sonifikation. Sie wird von Dr. Paul Modler geleitet, der uns in diesem Gespräch einen Einblick in Raumakustik und Techniken für räumliches Hörempfinden über Kopfhörer geben konnte. Paul Modler ist gerade von einem Besuch der Ars Electronica in Linz zurückgekehrt. Ein hervorgehobenes Event des Festivals der elektronischen Künsten war die Klangwolke einer Story mit Feuerwerk, Maschinen, Jets und Booten auf der Donau. Der Wettbewerb Prix Ars Electronica gab einen Einblick, welche aktuellen Richtungen die durchaus diskutierte Medienkunst darbietet. Nach seinem Diplom in den Ingenieurwissenschaften an der ehemaligen Universität Karlsruhe (jetzt Karlsruher Institut für Technologie (KIT)) zur Signalverarbeitung und Filterentwurf des Waveterm Synthesizer der Palm Products GmbH (PPG), gelangte Paul Modler an die University of York, wo er im Bereich der Music Technology promovierte und von dort an die Hochschule für Gestaltung in die Medienkunst geworben wurde. Seine Forschungsinteressen gehen auch in Richtung des Mehrkanaltons, insbesondere im Verfahren der Ambisonics, das nach langer Durststrecke inzwischen sogar als Raumklangformat bei YouTube Einzug gehalten hat. Die MK Sound setzt sich mit der Frage der Musikerstellung, der Definition und möglichen Instrumenten sowie der Technik, Installation und Performance in einem sehr breiten Spektrum interdisziplinär auseinander. Es gibt Lehrveranstaltungen zur analogen Tonerzeugung, wie auch die Auseinandersetzung mit neuen digitalen Einflüssen und die Abbildung analoger Synthesizern auf mobilen Geräten wie bei Korg. Die Gruppe wird auch von besuchenden Künstlern wie John Richards in Richtung Circuit Bending inspiriert. Dies führt zu faszinierenden Abschlussarbeiten wie den Atmospheric Disturbances von Lorenz Schwarz, wo Raumklang mit Plasmalautprechern künstlerisch umgesetzt wurde. Interessante Impulse entstehen auch aus der Zusammenarbeit mit weiteren Instituten und Hochschulen: So beteiligen sich auch oft Studierende des KIT an Projekten. Die Aufnahme fand im Studio 311 der MK Sound statt, wo die Gruppe einen mobilen Klangdom installiert hat, um an ambisonischen Verfahren zu arbeiten und ihn musikalisch zu nutzen. Zur Ansteuerung kommt hier die Software Zirkonium wie auch die Software des Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) „Spat“ zum Einsatz, sowie andere verfügbare Verräumlichungstools. Ein Aspekt ist dabei auch der Wandel der Sicht auf den Lautsprecher vom Mittel zum Zweck hin zu einem eigenständigen Musikinstrument. Die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe ist eingerahmt und im gleichen Haus wie das Museum für neue Kunst und das ZKM – Zentrum für Kunst und Medien und Medienmuseum. So arbeitet die MK Sound natürlich eng mit dem von Prof. Ludger Brümmer geleiteten Institut für Musik und Akustik am ZKM zusammen. Das Institut bietet insbesondere auch der Diskussion musikalisch digitalen elektroakustischen Bereich eine Plattform und hat mit dem Klangdom im ZKM Kubus eine etablierte Referenzplattform für Raumklang. Zusammen mit der HfG wurde dazu auch 2015 das inSonic Festival zu Raumklang ausgerichtet, das sich im inSonic Festival Dezember 2017 wiederholt. Die große Bandbreite des Instituts zeigt sich auch in häufigen Kraftwerk-Konzerten bis hin zu häufigen Linux Audio Konferenzen. Der ehemalige Kraftwerk-Musiker Florian Schneider-Esleben war auch 1998 als Professor für Medienkunst und Performance an die HfG berufen. Ende letzten Jahres fand am Institut auch das Strömungen Symposium zu künstlerischer Sonifikation statt. Durch unser Gehör und Körper nehmen wir Schallwellen wahr, soweit sich diese etwa im Hörbereich von etwa 20-20kHz und einem davon abhängigen Pegel befindet. Assoziieren wir einen Sinn oder gewisse Ästhetik in ein Geräusch, so mögen wir es als Klang bezeichnen, der Teil einer Musik sein kann. Ein Teil der Akustikempfindung wird in der Psychoakustik beschrieben, die auch sehr exakt mit der Hörbarkeit von Geräuschen und Auswirkung von Wahrnehmungen auf den Menschen analysiert. Diese Analyse hat erst den Erfolgszug der verlustbehafteten Audiokompression möglich gemacht. Für die Aufnahme von Raumklang spielt die Positionierung der Mikrofone eine besondere Rolle: Da eine Aufnahme aus allen Richtungen an einem Punkt nicht möglich ist, müssen Mikrofone mit gewissen Abstand von einander positioniert werden, wodurch der Raum diskretisiert wird. Besonders beispielhaft für die Auswirkung der Diskretisierung sind Werke von John Chowning, der die Frequenzmodulations-Synthese aus der Raumklangforschung heraus für Synthesizer patentierte. Hier erhält man an leicht unterschiedlichen Positionen mit klassischem Soundfeld Mikrofon oder mit Ambeo VR Mikrofon ein völlig anderes Konzerterlebnis. Im Rahmen einer Stereoaufnahme und -reproduktion durch Lautsprecher entstehen Phantomschallquellen um die Lautsprecher, soweit man sich exakt im Sweet Spot des Stereodreiecks befindet. Empirisch zeigt sich, dass die Verwendung von zusätzlich an die Wand gedrehten Treibern, wie beim Acoustimass-System ein immersiveres Stereoempfinden erzeugt wird. Das räumliche Empfinden im Kopf entsteht zunächst durch Intensitäts- oder Pegelunterschiede und Laufzeitunterschieden zwischen den Ohren, die vom Gehirn rekonstruiert und die virtuelle Position der Schallquellen rekonstruiert wird. Sehr individuell spielt aber auch die Kopf- und Körperform eine große Rolle, denn je nach Kopfgröße sind die Ohren unterschiedlich weit voneinander entfernt, die Ohrmuschel unterschiedlich geformt und die Schultern unterschiedlich weit entfernt. Dadurch ergeben sich eine durch frequenzabhängige Intensitäts- und Laufzeitsunterschiede resultierende Filterung, die als Head-Related Transfer Function (HRTF) bzw. Kopfübertragungsfunktion bezeichnet wird. Die Berücksichtigung dieser Abbildung führt zur binauralen Aufnahme und Reproduktion. Eine weitere Wahrnehmungsmöglichkeit ist der Raumschall, wo eine räumliche Wahrnehmung durch die Beziehung zum Raum ermöglicht wird. Daher muss man in der Stereofonie deutlich zwischen Lautsprecheraufnahmen und Kopfhöreraufnahmen unterscheiden, da die Reproduktion über Kopfhörer die Berücksichtigung der Kopfübertragungsfunktion erforderlich ist. Der Weg zu Mehrkanal-Tonsystemen führte von der Stereofonie zunächst zur Quadrofonie für Systeme mit vier Lautsprechern, die im Vergleich zum Aufwand einen begrenzten Gewinn des Raumklangs unter Einführung weiterer unerwünschter Effekte bewirkte. Da sich keine Aufzeichnungssysteme für dieses Tonsystem wirklich kommerziell durchsetzen konnten, war das System wenig verbreitet. Die sehr verwandten Dolby Surround oder 5.1-Systeme haben sich durch leichte Veränderung des Systems im Film- und Kinobereich dagegen sehr durchgesetzt. Für den Film war es sehr wichtig, dass Einführung des zentralen Center-Lautsprechers die räumliche Positionierung der Schauspieler deutlich verbessert hat, und die Verwendung von Subwoofer bzw. des LFE-Kanals auch preiswertere immersive Installationen durch Satelliten-Lautsprecher ermöglicht hat. Als großer Kritiker der Quadrofonie entwickelte Michael Gerzon 1973 mathematisch-physikalisch fundierte Ambisonics-Verfahren, um auf einer beliebigen Anzahl von Lautsprechern einen Raumklang aufnehmen, aufzeichnen und wiedergeben zu können. Während ein System nullter Ordnung mit einem einzigen Kugelmikrofon und Kugellautsprecher realisiert werden kann, sind ab erster Ordnung schon mindestens acht Lautsprecher für eine sinnvolle Reproduktion erforderlich. Leider müssten sehr viele Mikrofone für das Verfahren alle koinzident in einem Punkt positioniert werden, was mit herkömmlicher Aufnahmetechnik nicht optimal realisierbar ist, und dafür von Gerzon besondere Mikrofonkonfigurationen entwickelt wurden, die das koinzidente Signal rekonstruieren können. Im Bereich der Meteorologie gibt es Ultraschallanemometer, die tatsächlich die Luftbewegung im Raum in einem einzelnen Messraum bestimmen können, nur ist dies aktuell nur im Aufnahmebereich räumlich gemittelt bis zu 200mal pro Sekunde bis maximal in den Infraschallbereich möglich. Eine frühe berühmte und umstrittene Raumklang-Installation war der Philips Pavilion bzw. Poème électronique auf der Weltausstellung Expo 58 in Brüssel, wo die an hyperbolischen Trajektorien aufgestellten Lautsprecher als diskrete wandernde Tonquellen benutzt wurden. Zur Weltausstellung Expo 70 in Osaka entwarf Karlheinz Stockhausen für den deutschen Pavillon das Kugelauditorium, in dem die Ansteuerung der Lautsprecher durch einen Drehhebel erreicht werden konnte. Ein ähnliches Verfahren ist das Vector Based Amplitude Panning (VBAP)-Prinzip, das von Ville Pulkii 1997 wissenschaftlich ausgearbeitet wurde. Im Gegensatz zu den früheren Installationen verlangen ambisonische Verfahren sehr regelmäßige Lautsprecherpositionen, da das Verfahren ideal als Fourier-Synthese auf einer Sphäre interpretiert werden kann. Praktisch gibt es auf einer Kugeloberfläche nur wenige exakt equidistante Punktmengen auf Basis der platonischen Körper, dazu sind volle Sphären eine architektonische Herausforderung und aufgrund unseres geringen Lokalisationsfähigkeit im Vertikalen nur von begrenztem Nutzen. Daher werden die Lautsprecher nur in einer oberen Halbsphäre mit nach oben abnehmender Anzahl pro Lautsprechern im Radius installiert. Die ambisonische Raumklang-Demonstration ist ein Teil aus dem Stück „Parallel“ von Paul Modler, das bei einer Aufführung zusätzlich bewegliche Hörner und ein Wellenfeld-Array anspricht. Im Gegensatz zu Mehrkanal-Tonsystemen berücksichtigt der binaurale Raumklang die Kopfübertragungsfunktion und ist nur für die Erfahrung über Kopfhörer gedacht. Zur Erzeugung von binauralen Signalen kann man auf Kunstkopf– oder In-Ear oder Orginal-Kopf-Mikrofone (OKM) zurückgreifen. Alternativ kann man Schallquellen synthetisch über die HRTF auf die Wirkung auf die Ohren berechnen. Zur Erfassung der individuellen HRTF werden Mikrofone in die Ohren installiert und robotergesteuert Lautsprecher an verschiedene Positionen um die Versuchsperson gefahren. Die Lautsprecher spielen dann jeweils Klicks oder Chirps, um die Impulsantwort des Signals, die Head-Related Impulse Response zu bestimmen. Die HRTF ergibt sich dann als Fourier-Transformite der Impulsantwort. Alternativ können auf niedrigerem Niveau auch halbsphärische Lautsprecher wie im Klangdrom statt einer langsamen Robotersteuerung verwendet werden. Impulsantworten existieren grundsätzlich nur auf einer begrenzten Anzahl von Filterpunkten, zwischen denen nach VBAP-Prinzip auch Zwischenpunkte berechnet werden und Klänge aus beliebigen Richtungen im zwischen Punkten im Diskretisierungsgitter abgebildet werden. Eine Herausforderung bleibt die Kopfbewegung, die mit Head-Trackern für einen immersiven Eindruck berücksichtigt werden muss, man sich also zum Klang hindrehen können muss. Das ist eine entsprechende Herausforderung der Virtual Reality, wo die Bewegung des Kopfes auch unmittelbar in die Darstellung berücksichtigt werden muss. Die räumliche Abbildung von Tönen ergibt auch neue Möglichkeiten in der Sonifikation, um Informationen nicht nur klanglich unterscheidbar sondern auch räumlich lokalisiert abgebildet werden kann. Dabei ist zu berücksichtigen, dass visuelle Eindrücke akustische Ereignisse verfälschen können. Bei steigender Komplexität der verwendeten Modelle, muss das Verständnis für Sonifikation auch erlernt werden. Literatur und weiterführende Informationen S. Carlile: Psychoacoustics, Signification Handbook, Logos Publishing House, 2011. B. N. Walker, M. A. Nees: Theory of Sonification, Sonification Handbook, Logos Publishing House, 2011. A. Hunt, T. Hermann: Interactive Sonfication, Sonification Handbook, Logos Publishing House, 2011.M. A. Gerzon: Periphony: With-height sound reproduction, Journal of the Audio Engineering Society 21.1: 2-10, 1973. V. Pulkki: Virtual sound source positioning using vector base amplitude panning, Journal of the audio engineering society 45.6: 456-466, 1977. M. Noisternig, T. Musil, A. Sontacci, R. Holdrich: 3D binaural sound reproduction using a virtual ambisonic approach, Virtual Environments, VECIMS ’03. 2003 IEEE International Symposium on Human-Computer Interfaces and Measurement Systems, 2003. Podcasts M. Völter, R. Vlek: Synthesizers, Omega Tau Podcast, Episode 237, 2017. T. Pritlove, U. Schöneberg: CRE238 – Neuronale Netze, CRE Podcast, Metaebene Personal Media, 2015. M. Völter, C. Osendorfer, J. Bayer: Maschinelles Lernen und Neuronale Netze, Omega Tau Podcast, Episode 259, 2017 S. Trauth: Klangdom, Funkenstrahlen Podcast, Episode 85, 2016 P. Gräbel: Der Schall, Nussschale Podcast, Episode 16, 2017. T. Pritlove, S. Brill: CRE206 – Das Ohr, CRE Podcast, Metaebene Personal Media, 2014. S. Plahl: Der Klang einer Armbewegung, SWR2 Wissen, 2013.
ZKM Kunstpreise: Giga-Hertz-Preis 2013 | Preisverleihung Sa, 30.11.2013 Highlight des Festivals IMATRONIC ist seit dem Jahr 2007 die Verleihung der Giga-Hertz-Preise. In diesem Jahr präsentiert der Abend einen spannenden Überblick über das künstlerische Schaffen im Bereich der elektronischen Medien: Von Tanzperformances mit Noise-Musik, von SoundArt-Präsentationen über Raummusik im Klangdom des ZKM bis hin zu Live-Musik und Stücken, die im EXPERIMENTALSTUDIO des SWR produziert wurden – das Publikum erwarten spektakuläre Werke und spannende Präsentationen. Die mit jeweils 10.000 € dotierten Giga-Hertz-Preise für Elektronische Musik werden gemeinsam vom ZKM und dem SWR EXPERIMENTALSTUDIO Freiburg vergeben und gehen 2013 an John Chowning sowie Francis Dhomont. Die Produktionspreise, jeweils mit 8.000 € dotiert, ehren junge, internationale KünstlerInnen, welche durch aktuelle Kompositionen und Produktionen im Bereich der elektronischen Musik auffallen. In diesem Jahr sind die ProduktionspreisträgerInnen Daniel Blinkhorn, Leo Hofmann, Alexander Schubert, Ying Wang und Roque Rivas. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf SoundArt: Die gegenwärtige Bedeutung dieses Bereichs wird mit drei PreisträgerInnen entsprechend gewürdigt. Die PreisträgerInnen, die am Samstag, den 30. November, am ZKM beehrt werden, sind der Wegbereiter der Musique Concrete Pierre Henry, die Künstlerin Evelina Rajca sowie der Brite Anthony Elliott. /// Sat, 30.11.2013 The biggest four-day festival of electronic music in Germany presents the most recent developments in this area. This year the highpoint will also be the Giga-Hertz Awards and PIANO+. This year’s Giga-Hertz Awards ceremony, on November 30, 2013 inspires viewers with spectacular and fascinating presentations. Premier performances and other concerts in connection with electronic music and piano are offered to an interested public over three days as part of PIANO+. PIANO+ As a festival within a festival, PIANO+ forms a fixed aspect of IMATRONIC. The core theme of this series of concerts is the connection between electronic music and piano. Twenty works, as well as premier performances, will be presented in four concerts over a three-day period – among others, by composers such as Alvin Lucier and Luc Ferrari including new compositions by 2011 award winner Anthony Tan.