Wochenende: Endlich Zeit sich den Dingen des Lebens zu widmen, für die sonst keine Zeit im Alltag bleibt. SWR2 lädt Sie ein auf Entdeckungsreise zu gehen. Unsere Reporter besuchen Künstler, Schriftsteller und Musiker daheim oder am Arbeitsplatz. Unsere Fachreporter stellen Ihnen in der HörBar Litera…

Ursula Hertewich ist überzeugt, dass viel zu viele Missverständnisse über das Bild von Heiligen existieren. „Der Begriff Heiligkeit wird leider viel zu häufig verwechselt mit moralischem Hochleistungssport,“ erklärt sie. Es ginge in keiner Weise um Fehlerlosigkeit oder Makellosigkeit, sondern darum, sich zu trauen, ganz zu sein vor Gott – das Menschsein zu entfalten, mit allen Facetten, die dazu gehören. Und Fehler gehörten eben unbedingt zu Heiligen dazu. Aufgewachsen ist Ursula Hertewich in der kleinen Gemeinde Wadgassen im Saarland, wo Sie mit kurzen Unterbrechungen 30 Jahre Ihres Lebens verbracht hat. Obwohl sie Pharmazie studiert und im Fach auch promoviert hat, entschied sie sich gegen eine Karriere und trat ins Kloster Arenberg ein, wo sie nun seit 19 Jahren lebt. Und sich als Seelsorgerin engagiert. Sie liebt menschliche Begegnungen, weil sie eine andere Sicht auf das Leben ermöglichen und uns sowie unsere Entwicklung bereichern. Der Orden der Dominikaner wurde im frühen 13. Jahrhundert vom heiligen Dominikus gegründet. Als erster Orden für das Heil der Menschheit. Es ist diese Weltoffenheit, die Schwester Ursula von Anbeginn begeistert hat und die sie in all ihrem Tun praktiziert. Sie schreibt Bücher über Themen, die uns alle bewegen (unter anderem das Buch „Zwei Sichten“ zusammen mit dem Autor Mirko Kussin). Und sie ist unterwegs auf Social Media. Ordensschwester Ursula Hertewich – eine Frau, die sich einen frischen und unverstellten Blick auf das Leben und alle kirchlichen Bräuche bewahrt hat – und viel darüber zu erzählen weiß.

Die sogenannte „Steigerl“ oder „Himmelsleiter“ ist ein traditionelles Geschenk, das zu Allerheiligen in Oberösterreich überreicht wird. Das geflochtene Gebäck aus Briocheteig soll an die himmlische Leiter erinnern. Im christlichen Glauben symbolisiert sie den Aufstieg zu Gott. Himmelsleitern fungieren als symbolische Verkörperung des rechten Weges, den man sich für Kinder wünscht, sowie als Metapher für die Annäherung an den Himmel im Rahmen von Traditionen zu Allerheiligen und Allerseelen. In Bayern und in Niederösterreich ist es Brauch, in der ersten Novemberwoche für die Seelenwanderung der Verstorbenen eine Wegzehrung zu backen. Bei der Zubereitung ist besonders wichtig, dass der Teig nicht stark geknetet wird, damit die Himmelsleiter bestens mundet und im Mund locker und fluffig bleibt. Es gibt auch Rezepte, die Rosinen enthalten oder auf Semmelteig basieren – unser kulinarischer Physiker Prof. Thomas Vilgis hält sich an den klassischen, einfachen Briocheteig.

Ein ausgeruhter Waldspaziergang senkt Herzfrequenz, Blutdruck und Adrenalin-Ausschüttung und stärkt das Immunsystem. In diesem Zusammenhang wird seit einigen Jahren auch von Heilwald gesprochen. In Deutschland gibt es etwa Heilwälder in Usedom oder im rheinland-pfälzischen Lahnstein. Über die Bedeutung des Begriffes und in welchem Kontext er auch historisch zu sehen ist, darüber hat sich Dr. Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim Gedanken gemacht.

Auf dem Bergrücken Disibodenberg bei Odernheim liegt heute eine imposante Ruine. Ein kleines Museum erzählt von der großen Geschichte des einstigen Klosters, in dem Hildegard von Bingen fast 40 Jahre gewirkt hat. Seit 1998 gibt es hier auch die neu errichtete Hildegardis-Kapelle und einen Meditationsweg. Ein naturbelassener, geschichtsträchtiger Ort mit Raum für Spiritualität.

„Allerseelen“ zählt zu den traurigen Gedenktagen im November, an denen wir uns an die Verstorbenen erinnern. Auch die Lyrik widmet sich dem grauen Monat und Dichter nutzen die Novemberstimmung zuweilen, um tiefe Gefühle zu Grabe zu tragen; zum Beispiel in Form trauriger Liebesgedichte über verlorene Geliebte. Der in Österreich überaus renommierte Lyriker Hermann von Gilm (1812-1864) hat mit Allerseelen solch ein Gedicht verfasst. Es wurde zu seinem bekanntesten Werk und oftmals vertont, unter anderem von Richard Strauss.

Darf man Gewalt anwenden, um noch mehr Gewalt zu verhindern? Lässt sich Gutes mit Hilfe von Bösem erreichen? Konkretes Beispiel: Ist ein Anschlag auf eine Schlachterei legitim, um Tierquälerei zu beenden? Mit dieser ethischen Grundfrage befasst sich Björn Hayer in seinem Roman „Winklers letzter Feldzug“. Er erzählt darin die Geschichte eines Mannes, der sich als Tierschützer immer mehr radikalisiert, und dabei Recht und Unrecht immer weniger auseinanderhalten kann. Björn Hayer, neuer Leiter des Künstlerhauses Edenkoben, hat sich während seines Philosophiestudiums intensiv mit dem Thema Tierethik beschäftigt. Sein Roman ist nicht nur ein Plädoyer für die Rechte von Tieren, sondern auch eine spannend erzählte Geschichte mit Krimielementen und überraschendem Ausgang.

Martin Mayer ist ehemaliger Priester und praktizierender Schreiner – die ideale Kombination, um Urnen als Holz zu bauen. Diese sind in seinem Fall nämlich nicht nur kunstvolle Unikate, sondern auch gemacht mit einem ganz besonderen Gespür für die großen, letzten Fragen.

Eine lebendige und zugleich melancholische Liebesgeschichte am Vorabend der NS-Herrschaft. Sebastian Haffners früher Roman „Abschied“ blieb zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht – knapp 100 Jahre nach seiner Entstehung dürfen wir ihn endlich lesen und auch hören. Das pulsierende Paris der 1930er-Jahre ist Kulisse für die Beziehung zwischen Raimund und Teddy – ein Verhältnis zwischen Liebe und Leid, das der Autor eindrücklich beschreibt. Nicht zuletzt, weil die Geschichte seinem eigenen Leben entspringt.

Die international gefeierte Sängerin und Komponistin Ganna Gryniva, kurz Ganna, ist 2002 mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland emigriert und lebt heute in Berlin. Im Laufe ihrer Karriere hat sich die Jazzmusikerin zunehmend auf ukrainische Volkslieder fokussiert. Auf ihrem aktuellen Album „Utopia“ lässt die Soundtüftlerin, Pianistin, Sängerin und Songschreiberin Archivmaterial auf Eigenkompositionen treffen. Es sei für sie sehr wichtig, eine Verbindung zu ihrer Heimat aufrechtzuerhalten, erzählt Ganna Gryniva, denn die Ukraine sei ein wichtiger Teil ihrer Identität und ihres Selbstverständnisses. „Utopia“ fasse für sie die Gegenwart zusammen, in der es auf allen möglichen Ebenen eigentlich keinen Grund zur Hoffnung gäbe. „Utopia“ ist ein äußerst hörenswertes Album einer ukrainischen Künstlerin mit enorm viel Potenzial und Spielfreude – meint unsere Jazzkritikerin Marlene Küster.

Im Internet begegnen sie einem immer wieder: unkomplizierte Tipps, die das alltägliche Leben vereinfachen sollen. So genannte Lifehacks gibt es etwa in Form von kurzen Videos. Zum Beispiel zum optimalen Schälen eines Granatapfels oder dazu, wie man mit Hilfe von Eiswürfeln Dellen aus dem Teppich bekommt. Hinter dem Begriff steckt auch das Konzept des Hackers - die kreative Suche nach einer schnellen Lösung, in diesem Fall für alltägliche Probleme.

In der Pfalz wird sie mit Sahne, Wein und Kümmel zubereitet, in Süddeutschland mit Mehlschwitze, Eigelb und gerösteten Brotwürfeln. Auf dem Speiseplan steht die Zwiebelsuppe aber vor allem in Frankreich. Der Genussforscher Thomas Vilgis schwärmt dabei von der Luxemburger Variante, der Ënnenzopp, die ihm wegen ihres Namens auf einer Speisekarte auffiel. Die Zwiebelsuppe, ursprünglich ein Essen für die Armen, weil die Zutaten sehr preisgünstig sind, ist gerade in dieser Jahreszeit angesagt. Schließlich wirken die schwefelhaltigen Verbindungen der Zwiebel antibakteriell, entzündungshemmend und immunstärkend.

Beim Bücherfestival in Baden-Baden steht sie ihren Fans Rede und Antwort. Alexandra Flint zählt zu den erfolgreichsten deutschen New Adult Autorinnen. Im Gespräch mit SWR Kultur am Samstagnachmittag spricht sie über ihre Leidenschaft fürs Schreiben, die schon als Kind angefangen habe.

Es ist das typische Leben einer verheirateten Frau in den 1960er Jahren. Else hält ihrem Mann den Rücken frei, versorgt den Haushalt und die Kinder. Am Wochenende geht die ganze Familie auf den Tennisplatz, um den Vater zu bewundern. Das kann nicht alles gewesen sein, denkt sich Else und lässt sich zur Taxifahrerin ausbilden. Der Job verschafft ihr nicht nur eigenes Geld, sondern auch ein geheimes Leben. V.a. nachts cruist Else durch Frankfurt und lernt ihre Stadt und die Menschen ganz neu kennen. Vorbild für die literarische Else ist Katharina Zorns eigene Oma, von deren Taxifahrerkarriere die Enkelin eher durch Zufall erfuhr, Jahrzehnte später. Elisabeth Günther und Jasna Fritzi Bauer lesen die rasante Empowerment-Geschichte, die per QR-Code multimedial erfahrbar wird.

Inspiriert von den Konstellationen der Sterne und den Weiten des Weltraums, hat die Vibraphonistin und Komponistin Patricia Brennan eine einzigartige Klanglandschaft geschaffen. Mit einem zehnköpfigen Ensemble aus Jazz-Instrumenten, Streichquartett und Elektronik, verschwimmen die Grenzen zwischen improvisiertem Jazz, klassischer Musik und experimentellen Klängen. „Of The Near And Far“ ist eine Klangreise und erinnert an vorüberziehende Sternschnuppen und elektronische Impulse, die klingen wie entfernte Signale aus den Tiefen des Alls, meint unser Jazz-Kritiker Niklas Wandt.

Firat Yildiz hat durch die HipHop-Kultur seine Liebe zur Musik entdeckt. Als DJ hat er erlebt, wie schön und bereichernd es ist, Menschen durch Musik zusammen zu bringen und verschiedene kulturelle Einflüsse zu mischen. Er hat sich immer intensiver mit der Migrationsgeschichte seiner Eltern und Großeltern beschäftigt und auf diesem Weg sind auch erste Performances und Klanginstallationen entstanden. Inzwischen studiert Firat Yildiz an der Kunstakademie in Wien, möchte aber seiner Heimatstadt Pforzheim treu bleiben und weiterhin dort die Kulturszene bereichern.

Greta Garbo, Marlene Dietrich, Erika Mann stehen im Mittelpunkt dieser neuen Geschichte von Angela Steidele. Die aus Bruchsal stammende Autorin folgt den Spuren dieser ungewöhnlichen Frauen von der goldenen Ära des Kinofilms in die abgründige Zeit des deutschen Faschismus bis ins Schweizer Exil. "Ins Dunkel" lautet denn auch der Titel dieses Romans, in dem Angela Steidele, wie in ihren vorherigen Büchern, Recherche und Fiktion miteinander verbindet

Goethe und Schiller sollen Kartoffeln geliebt und bedichtet haben, schon in Shakespeares Dramen kommen Kartoffeln vor. Die tolle Knolle hat Lyriker immer schon inspiriert, vor allem seit dem 18. Jahrhundert, seit Preußenkönig Friedrich II. den Bauern in seinem Land befohlen hat, mehr Kartoffeln anzubauen. Kartoffelgedichte sind manchmal sozialkritisch gemeint, aber sie können natürlich auch als Rezeptideen genutzt werden.

Ob Angela Merkel, Winfried Kretschmann oder Robert Habeck, es gibt kaum eine Politikerpersönlichkeit, in deren Rolle Mathias Richling nicht geschlüpft ist für seine Kabarettshows im Fernsehen. Sein Hobby hat das Chamäleon der deutschen Kabarettszene bereits vor über 50 Jahren zum Beruf gemacht. Vor genau 50 Jahren stand er erstmals auf der Bühne des Renitenztheaters Stuttgart – damals ein kleines Privattheater, heute längst ein wichtiger Veranstaltungsort für politisches Kabarett, Satire, Musik, Comedy oder Chanson und nicht mehr wegzudenken. Mit seinem Programm „Richling real Reality“ kehrt das Urgestein der deutschen Kabarettszene nun zurück an den Ort, an dem die Bühnenkarriere einst Fahrt aufnahm.

Ein Pfandhaus, das einem die Reue über falsche Entscheidungen abnimmt, das klingt verlockend. Doch Hana, die dieses Pfandhaus von ihrem Vater übernimmt, weiß, dass ein unerbittliches System dahinter steht. Als ihr Vater verschwindet, ahnt sie, dass sie bald auch Entscheidungen treffen muss, die sie vielleicht bereuen wird. Gelesen wird die Geschichte, die in den Gassen von Tokio spielt, bewegend und zauberhaft von Pia-Rhona Saxe. „Water Moon” ist ein phantasievolles und spannendes Hörerlebnis voller überraschender Wendungen, schwärmt Leonie Berger.

Viele von ihnen wurden gequält und misshandelt, obwohl sie sich eigentlich erholen und gesund werden sollten. Die sogenannten Verschickungskinder, die vom Kriegsende an bis weit in die 1980er-Jahre im guten Glauben von ihren Eltern in Kurheime geschickt wurden. Das Schicksal und die traumatischen Erfahrungen dieser Kinder werden erst seit einigen Jahren umfassend wissenschaftlich aufgearbeitet – mithilfe von Betroffeneninitiativen. Dr. Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache Mannheim geht dem Begriff auf den Grund.

Die Schriftstellerin Dagmar Leupold hat 25 Jahre lang ausschließlich Romane verfasst. Nun veröffentlicht sie – kurz vor ihrem 70. Geburtstag – wieder einen Lyrikband. Er trägt den Titel „Small Talk“, doch der Inhalt geht deutlich tiefer als der Titel auf den ersten Blick vermuten lässt. Neben Gedichten über die Natur und das Wetter widmet sich Dagmar Leupold in ihrer Lyrik auch immer wieder dem Thema Krieg.

Während der Hut früher Teil der gesellschaftlichen Etikette war, ist er heute längst ein Ausdruck von Persönlichkeit, Stil, Haltung und Individualität. Doch obwohl er inzwischen seinen festen Platz im heutigen Modebild wiedergefunden hat, gibt es kaum noch jemand, der das Handwerk des Hutmachens beherrscht. Ganz anders Christina Schlumberger, sie ist Kostümbildnerin und Modistin – so heißen Hutmacherinnen heute – und betreibt in Ulm ein eigenes Atelier.

Zwiebelkuchen, Zwiwwelkuche oder Zwiebelwähe – es gibt viele regionale Bezeichnungen für den herzhaften Kuchen, der vor allem in Süddeutschland, der Schweiz und im Elsass sehr beliebt ist. Der Zwiebelkuchen besteht aus Hefe- oder Mürbeteig, der mit einer würzigen Füllung aus Zwiebeln, Speck, Eiern und Sahne belegt wird. Als typisches Gericht der Erntezeit wird er im Herbst häufig in Weinregionen mit dem sogenannten Federweißen – einem jungen Wein – serviert. Genussforscher Prof. Thomas Vilgis veredelt das Gericht mit Weintrauben, die er im Sahnespender mit Gas behandelt hat, damit sie beim Verzehr schön auf der Zunge prickeln.

Die 1992 in Bielefeld geborene Luise Volkmann ist eine vielfach preisgekrönte Komponistin, Saxofonistin und Bandleaderin. Mit ihrem Ensemble „Été Large“ stellt sie immer wieder ausgefeilte Produktionen vor, die aufhorchen lassen. Denn die Saxofonistin, Flötistin und Komponistin, die aus der Punkmusik kommt, ist inspiriert von Jazz, improvisierter und zeitgenössischer Musik. Gleichzeitig reflektiert sie gesellschaftlich relevante Themen aus Geschichte und Gegenwart. Auch mit ihrem dritten Album liefert Luise Volkmann vielstimmige Anregungen zur Reflexion. Unser Jazzkritiker Georg Waßmuth bringt es auf den Punkt: „The Stories We Tell“ ist ein Album zu dem man kurz und bündig resümieren kann: Gerne mehr!

Zu den vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die sich mit der eigenen Herkunft und dem Verhältnis zu ihrer Elterngeneration auseinandergesetzt haben, gehört auch Dagmar Leupold. In ihrem neuen Roman beschreibt sie in einer verdichteten und durchdringenden Sprache auf beeindruckende Weise das Verhältnis zu ihrer Mutter, die gegen Ende des Krieges aus Ostpreußen flüchten musste.

Ein richtig guter Schinken ist etwas Feines. Und wenn er vom Wild ist, hat er ein besonders gutes Aroma. Noch besser schmeckt er, wenn man ihn selbst räuchert. Ohne größeren Aufwand und mit einem besonderen Aroma klappt das auch mit Haselnuss-Schalen, erklärt der kulinarische Physiker Prof. Thomas Vilgis vom Max-Planck-Institut in Mainz. Bei seinem wunderbar nussigen Wildgericht wird das geräucherte Hirschfilet kombiniert mit einem butterigen Selleriepüree (alternativ Kartoffelpüree). Aromatischen Hochgenuss verspricht die rasch zubereitete Wildsauce aus Wildabschnitten, Rotwein, Portwein, Zimt und Tonkabohne. Guten Appetit!

Was wäre der Herbst ohne leuchtende gelbe Birnen? Theodor Fontane feiert sie in seinem Gedicht über den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, und auch Friedrich Hölderlin nimmt auf die Frucht in einem seiner berühmtesten Gedichte Bezug. Der deutsche Lyriker Karl Krolow - Schriftsteller des 20. Jahrhunderts - nutzt die Texte seiner literarischen Vorgänger und baut deren Zitate in sein Birnen-Gedicht ein, das dadurch einen ganz eigenen Reiz und Tiefgang bekommt.

Sie sind allesamt globale Schwergewichte in der Jazz- und Musikszene: die Sängerin Céline Rudolph, der Pianist Enrique Gomide und der Gitarrist João Luís Noguiera. Als Amaré Trio bringen sie brasilianische Musik ins Jahr 2025, verschmelzen deren Rhythmen mit Jazz. Das Repertoire reicht von brasilianischen Standards bis hin zu Eigenkompositionen aller Mitglieder des Ensembles. Kammermusikalische Freiheit und Frische bestimmt das lebendige Zusammenspiel der drei Virtuosen, die sich gegenseitig intensiv zuhören. Mit viel Tiefe und Fantasie treffen Gesang, Gitarre und Klavier auf diesem Debutalbum des Amaré Trio aufeinander - ein Glücksfall, meint unsere Jazzkritikerin Fanny Opitz.

Singer-Songwriterin Miss Allie zeigt mit „Paradiesvogel“ Humor, Politik und Herz auf der Bühne – live auf Tour im Südwesten.

Kaleb Erdmanns Roman „Die Ausweichschule“ ist eine literarische Annäherung an den Erfurter Amoklauf von 2002. Der Autor erlebte das Attentat mit 17 Toten als elfjähriger Schüler des Gutenberg-Gymnasiums mit. Der Ich-Erzähler in seinem Buch, ein sensibler und nachdenklicher junger Mann, spürt den traumatischen Ereignissen von damals nach. Schauspieler Pascal Houdus lässt diese autofiktionale Figur mit großer Empathie lebendig werden.

Fantastik-Literatur steht im Zentrum des Stuttgarter Festivals - mit Fantasy, Horror und Science Fiction. Seit vielen Jahren sind bei den Dragon Days internationale Literaturstars der vielgestaltigen Szene zu Gast - in diesem Jahr unter anderem V. E. Schwab und der wiederholt eingeladene Autor Tad Williams. Er stellt mit „Die Kinder des Seefahrers" den letzten Teil seiner umfangreichen Osten Ard Saga vor.

Der Dokumentarfotograf Nikita Teryoshin zeigt im Stadthaus Ulm seine Bilder von internationalen Rüstungsmessen: „Nothing personal“ ist eine sarkastische Abrechnung mit den Absurditäten von Sicherheitspolitik und gutem Geschäft.

Ein Gedichtband voller Texte, in denen es ausschließlich um das Herz geht – ist das nicht auf Dauer ein wenig langweilig? Ganz im Gegenteil! Der Lyriker und Verleger Günther Butkus beleuchtet in seinem „Herzband“ die Liebe und alle Gefühle rund ums Herz von allen erdenklichen Seiten und überrascht immer wieder mit außergewöhnlichen Blickwinkeln.

Der britische Pianist John Taylor pflegte einen bemerkenswerten Stil am Piano. Inspiriert von der Klassik war er bekannt für seinen nuancenreichen Klang, den er auch im Zusammenspiel mit den Mitmusikern seines Trios pflegte. Aus dem Mitschnitt eines Livekonzerts in Birmingham 2002 ist nun ein neues Album geworden. „Tramonto“ weckt Erinnerungen an Spielfreude im Team und an einen einzigartigen Pianisten, der 2015 starb. Für Musikredakteurin Marlene Küster ein Meilenstein des Jazz.

Besonders bei ihren Kindern findet Eva Eiselt Anschauungsmaterial für ihre Programme. Sie liebt es, wenn Menschen verschiedenen Alters in ihrem Publikum sitzen. „Zeit gemeinsam zu verbringen, das ist ja schon mal die erste Errungenschaft eines solchen Abends“, sagt sie. Und wenn sich dann noch eine Schwingung mit den Zuschauenden stimmt, wenn sich Lachsalven und stille Momente abwechseln, ist die Kölnerin glücklich. Ein früher Theaterbesuch war die Initialzündung für ihre Liebe zur Bühne. Seit 20 Jahren ist die gelernte Schauspielerin als Kabarettistin unterwegs. In ihrem aktuellen Programm „Jetzt oder sie“ kommt sie gänzlich ohne Rollen aus und verspricht für die Zukunft mehr Gesang.

Dieser Begriff taucht immer mal wieder in Energiedebatten auf. Er beschreibt die Erhebung von Verbrauchswerten auf einzelne Immobilien bezogen. Als fachsprachlicher Ausdruck ist dieses Adjektiv ungewöhnlich, denn im Zusammenhang mit Gebäuden wirkt es unpassend. Messerscharf oder trennscharf dagegen ist logisch. Schon in den 90er-Jahren entstand das Wort, aber die Sprachwissenschaftlerin traut ihm keine große Verbreitung zu.

Eine kleine Gruppe aus Freunden, Verwandten und Zufallsbekanntschaften wandert durch das nächtliche Berlin, passiert Gedenkstätten, gerät in eine Undergroundparty, sucht etwas zu essen und sinniert über Datingportale ebenso wie darüber, ob der Mann, der sie verfolgt, ein Polizist in Zivil oder ein Perverser ist. Sophie Rois wirft sich mit Inbrunst in die Interpretation dieser sehr unterschiedlichen Figuren und macht den Text dadurch zu einem noch größeren Vergnügen als er es ohnehin schon ist.

Akribisch hat Werner Schmidt alle Farben, die in dem über 900 Seiten starken Buch vorkommen, herausgesucht, gruppiert und dadurch auch neue Interpretationsschichten offengelegt. Auf diesem langen Weg hat er viele andere Joyce-Expert*innen und Wissenschaftler*innen kennengelernt, die diesem Werk der Weltliteratur verfallen sind. Mit ihnen gemeinsam hat er jetzt das Künstlerbuch „James Joyce und die Farben des Ulysses“ herausgebracht.

Das Zeitalter des Menschen, das bezeichnet das Wort „Anthropozän“. Warum ein Chemiker diesen Begriff erfunden hat, die Geologen ihn als neue Zeitalterbezeichnung ablehnten und er aber trotzdem in aller Munde ist, erläutert Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für deutsche Sprache in Mannheim. Sie selbst findet das Wort übrigens ganz passend.

Theresia Moosherr aus Bad Schussenried im Kreis Biberach hat eine Mission: Mit ihrem Projekt „Wasserhüterinnen“ will sie an die Bedeutung des Wassers als Grundlage allen Lebens gemahnen und zu verantwortungsvollem Umgang damit aufrufen. Die „Wasserhüterinnen“ sind riesige weibliche Holzfiguren, gesägt aus massiven Eichenstämmen, aufgestellt sind sie an Flüssen wie Donau, Schussen oder Neckar. In vielen Jahren sind bereits 50 solcher Wächterinnen entstanden.

Wir alle bewegen uns oft unter Gleichgesinnten - in eigenen „Bubbles“, sei es online, im Stammcafé oder in einem Jazzclub. Das Matti Klein Soul Trio hat das Konzept für sein neues Album nochmal neu aufgelegt und jeden Song mit einem Echo versehen, so dass aus vielen Bubbles ein ganzes Bubbleverse - ein Universum entsteht. Dabei klingt es, als seien deutlich mehr Menschen am Werk gewesen als drei und tatsächlich spielen die Musiker jeweils mehrere Instrumente. Besonders glücklich ist Matti Klein darüber, dass sie den Sound diesmal voll unter Kontrolle hatten, denn das neue Album wurde komplett im eigenen Studio produziert.

Der Schneidersfleck ist eine echte Kindheitserinnerung von Thomas Vilgis. Der Name - auf der Schwäbischen Alb unbedingt mit Bindungs-S - kommt wahrscheinlich daher, dass der Teig vor dem Backen in Schichten aufeinandergelegt wird, so dass das fertige Brot an ein gewebtes Stück Stoff erinnert. Dieses Hefegebäck kann in einer Mahlzeit die Hauptrolle übernehmen, aber auch zu Kompott oder pikanten Speisen wie dem hier beschriebenen Bohneneintopf gegessen werden.