Wochenende: Endlich Zeit sich den Dingen des Lebens zu widmen, für die sonst keine Zeit im Alltag bleibt. SWR2 lädt Sie ein auf Entdeckungsreise zu gehen. Unsere Reporter besuchen Künstler, Schriftsteller und Musiker daheim oder am Arbeitsplatz. Unsere Fachreporter stellen Ihnen in der HörBar Litera…
Bis heute wird die Bedeutung Hindenburgs für die Errichtung einer nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland verkannt. 1925 wurde der ehemalige Generalfeldmarschall zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt, der Hitler acht Jahre später zum Reichskanzler ernennen sollte. Für den Stuttgarter Historiker gehört der Reichspräsident zu den Kräften, die ganz „bewusst die Republik beseitigt haben“. Sehr präzise und gut nachvollziehbar arbeitet Wolfgang Niess die systematische Unterwanderung der Demokratie durch rechtsextreme Kräfte heraus – eine Marschrichtung, die Hindenburg ambitioniert durch seine Politik der Notverordnungen unterstützt hat. „Schicksalsjahr 1925“ ist eine wichtige, sehr erhellende Analyse, denn das Vorgehen antidemokratischer Gruppierungen erinnert fatal an aktuelle Tendenzen, den liberalen Rechtsstaat zu schwächen.
Klassik trifft Elektronik, Intuition auf Loop-Technik: Tobias Schmitz hat mit seinem Soloprojekt „EINS.“ eine eigene Musiksprache gefunden. Im Interview spricht er über künstlerische Freiheit, sein neues Bandprojekt und warum er keine Genregrenzen kennt.
Der 90jährige Dino Saluzzi gilt als großer Meister des Bandoneons. 1935 wurde er in Campo Santo im Norden von Argentinien geboren. Das Bandoneon gehörte zur Grundausstattung seiner Musikerfamilie - der argentinische Tango ist ohne das Bandoneon und seinen typischen Klang undenkbar. Das kleine Instrument mit Blasebalg und verwirrend vielen Knöpfen an den Seiten wurde schon früh Dino Saluzzis Medium.
Der Ulmer Singersongwriter Paul Holland ist überzeugt, dass seine Songs eigentlich schon existieren. Irgendwo an einem Ort, der nicht immer zugänglich ist. Er muss sie nur noch empfangen und weitergeben - Komposition gewissermaßen geschehen lassen. Musik zu machen, sei keine Entscheidung, meint er. Plan A muss funktionieren. Einen Plan B gibt es nicht! Im Moment sieht alles nach Plan A aus und die Karriere ist ins Rollen gekommen. Der 27jährige Paul Holland hat 2023 den „Förderpreis junge Ulmer Kunst“ in der Sparte Pop gewonnen, die EP „Everything" eingespielt und arbeitet derzeit an seinem Debütalbum.
Wenn wir jemanden bauchpinseln, wollen wir ihm gerne schmeicheln - man könnte auch sagen: Honig ums Maul schmieren. Aber bauchpinseln klingt eindeutig netter und hat einen leicht ironischen Unterton. Bauchpinseln - ein Wort mit einer starken Bildhaftigkeit, das vermutlich zurückgeht auf die Jugendsprache in den 1920er Jahren und in Verbindung stehen könnte mit der frühen Körpermalerei in Europa.
Walter Helmut Fritz, 1929 in Karlsruhe geboren, 2010 in Heidelberg verstorben war einer der bedeutendsten Lyriker im deutschsprachigen Raum. Sein Werk, das auch Romane, Prosa, Essays und Übersetzungen umfasst, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Georg-Trakl-Preis und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste bedacht. Er gilt als Meister des „lakonischen Gedichts", sein Stil war ruhig, schnörkellos und sanft.
Nicht nur als Beobachterin von Gerichtsprozessen, auch in ihrem eigenen Leben beschreibt die französische Autorin Yasmina Reza traurige und sogar tragische Momente. In ihrem Buch „Die Rückseite des Lebens“ hat sie mehr als 50 Anekdoten und Kurztexte dazu veröffentlicht. Sprecherin Birgitta Assheuer trifft im Hörbuch den richtigen Ton: Souverän changiert ihre Stimme zwischen sachlich-neutral und einfühlsam.
Dieses Mal tischt unser kulinarischer Physiker Prof. Thomas Vilgis ein herzhaftes vegetarisches Gericht auf. Im Zentrum steht der Blumenkohl, ein Gemüse, das Wolfram Siebeck einst als ordinären Stinker bezeichnete, der in der gehobenen Küche nichts verloren habe. Zu Unrecht, meint Thomas Vilgis - und gesellt zum Blumenkohl als perfektes „Gewürz“ Haselnüsse, die ein Aroma mit Alleinstellungsmerkmal besitzen. Das Beste: Beim Rösten wird dieses wunderbare Aroma noch verstärkt. Ein Gericht also weitab vom Mainstream der üblichen Gemüseküche, trotz der einfachen Komposition.
Eine Brouillade ist eine französische Eierspeise und im Grunde genommen nichts anderes als ganz einfaches Rührei. Allerdings ist die Brouillade, deren Name aus dem Provencalischen kommt, viel feiner und samtiger. Und zwar deshalb, weil das Ei ganz langsam im Wasserbad und nicht in der heißen Pfanne erhitzt wird. Denn, wenn das geschlagene Ei zu schnell erwärmt wird, separieren sich die Eiklar- und Eigelbproteine und es gibt weiße und gelbe Klümpchen. Worauf man noch bei der edelsten Form des Rühreis achten muss, das weiß Thomas Vilgis vom Max-Planck-Institut in Mainz.
Seit Raisa denken kann ist da nur ihre Mutter Martha - kein Vater und keine Verwandten. Immer wenn sie ihre Mutter darauf anspricht, bekommt sie nur ausweichende Antworten. Doch die wissbegierige Tochter bleibt hartnäckig und schafft es, das Schweigen Marthas über die Traumata der Nachkriegsgeneration zu brechen. Die Autorin Rabea Edel verknüpft in „Porträt meiner Mutter mit Geistern“ persönliche Schicksale mit Zeitgeschichte. Sie erzählt aus verschiedenen Perspektiven die Geschichte von vier Generationen über mehr als hundert Jahre hinweg und findet eine Sprache für das Unsagbare.
Vincent Meissner wurde im Jahr 2000 in einem kleinen Dorf in Mittelsachsen geboren und entdeckte früh seine Leidenschaft für den Jazz. Seit 2019 studiert der Pianist und Komponist in Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater bei Michael Wollny und Frank Chastenier. Vor vier Jahren erschien Vincent Meissners Debütalbum „Bewegtes Feld“ und inzwischen zählt der mehrfach ausgezeichnete Musiker zu den vielversprechenden Newcomern im europäischen Jazz. Das neue Album des Trios, zu dem auch der Bassist Josef Zeimetz und der Schlagzeuger Henri Reichmann gehören, trägt den Titel „Eigengrau“. Unser Jazzkritiker Niklas Wandt hat reingehört und schwärmt: überraschend, verspielt und verschachtelt, aber nie ausufernd, mit einem Gespür für große Popgesten.
Samuel Friedrich Sauter (1766-1845) stammte aus Flehingen bei Karlsruhe. Er war nicht nur Dorfschullehrer, sondern schrieb als Volksdichter etwa 350 Gedichte, Reime und Erzählungen. In einem seiner bekanntesten Gedichte mit dem Titel „Das arme Dorfschulmeisterlein“ beklagt er wie schwer es die Lehrer haben. Es liest Otto Sander.
Vampirin zu sein ist nicht leicht. Vor allem, wenn man zwölf Jahre alt ist, das Sonnenlicht plötzlich gefährlich wird und die eigene Familie auf Vampirjagd geht. In „Meine schlimme Geschichte – Tagebuch einer Vampirin“ erzählt Sina Flammang mit viel Witz und Tempo vom chaotischen Alltag der jungen Vampirin Hester. Zwischen Schulstress, Familiengeheimnissen und ersten Freundschaften entwickelt sich eine schräge Coming of Age-Geschichte mit Biss – lebendig gelesen von Olivia Edelhoff.
Der Begriff Stolzmonat ist die wörtliche Übersetzung des Ausdrucks „Pride Month“, der von der LGBTQIA+-Community eingeführt wurde, um auf Diskriminierung aufmerksam zu machen. Der „Pride Month“ bezieht sich auf den Juni 1969, als sich in einer Bar in der Christopher Street in New York Schwule, Lesben und Transgender-Menschen gegen eine Razzia wehrten. In seiner deutschen Übersetzung wird der Begriff von rechtsextremen, rechtspopulistischen oder queerfeindlichen Gruppen meist als provokative oder abwertende Reaktion auf den „Pride Month“ verwendet. Dr. Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim hat sich über die Wirkmacht des Begriffes Gedanken gemacht.
Es begann mit Gipslandschaften und Knetfiguren. Heute entwickelt Game Designer Philipp Busch aus der Nähe von Kaiserslautern Computerspiele, die mehr können als nur unterhalten. Ob am römischen Limes oder in einem NGO-Projekt in Kairo: Seine „Serious Games“ erzählen Geschichten, die Perspektivwechsel fördern und Menschen über Themen, die sonst oft tabu bleiben, ins Gespräch bringen.
Thomas Quasthoff war bis 2012 weltweit auf allen Opernbühnen zuhause und hat als gefragter Bassbariton mit berühmten Orchestern zusammengearbeitet. Heute widmet er sich dem Jazz.
„Boxing Culture“ ist der erste Ausstellung des neuen Leitungsteams Daria Schroth und Janusz Czech am Kunstverein Pforzheim. Der Titel steht dabei nicht etwa für einen „Kampf der Kulturen“, sondern für ein aktivistisches Empowerment durch Kunst.
Der dänische Schlagzeuger Stefan Pasborg kommt zwar aus einer Künstlerfamilie, verdankt aber die entscheidenden Impulse für seine musikalische Laufbahn dem legendären Drummer Alex Riel. Der war sein Patenonkel, Freund und Mentor. Als er 2024 starb, fand Pasborg im Nachlass seines Onkels eine Liste mit Lieblingssongs und hat diese jetzt mit seinem Trio eingespielt. Alex Riel habe einen großen Einfluss auf ihn und seine Musik gehabt, sagt Stefan Pasborg, er sei aber auch immer offen gewesen für Neues und für die musikalische Sichtweise seines Patensohnes. Genauso ist diese Aufnahme gestaltet: „Dear Alex“. Eingespielt an einem einzigen Tag, zollt sie Riel großen Respekt, findet aber auch eine ganz eigene Sprache und wird vom SWR-Jazzexperten hochgelobt.
Fenchel wird gerne zu Fisch serviert, brilliert aber auch in der Hauptrolle als raffiniertes Gemüse bestens. In der Kombination mit Tomaten entfaltet er in einer Gemüse-Reispanne ein ganz besonderes Aroma, besonders wenn man noch Fenchelsamen und ein wenig Anis dazugibt. Schließlich sorgt das frittierte Fenchelgrün für einen Farbtupfer und einen phantastischen Knuspereffekt.
Die Lyrikerin Ulrike Bail verwebt Stoffe. Nicht nur mit Nadel und Faden, sondern auch im übertragenen Sinn in ihren Gedichten. Vom Nähen hat sie sich zu lyrischen Texten inspirieren lassen und diese Gedichte in einem eigenen Band veröffentlicht: „wie viele faden tief“. Diese Texte lassen erkennen, wie sehr unsere Sprache von Worten aus dem Bereich Stoffe, Faden und Nähen durchdrungen ist.
Es sind nicht mal 100 Seiten Text und doch ist „Jede Sekunde“ die pralle Geschichte einer große Liebe. Der französische Autor Nicolas Mathieu erzählt mit viel Sexappeal und einiger Melancholie eine klassischen Amour Fou. So detailreich wie möglich, denn er will die Erinnerungen bewahren an diese Affäre die nicht nur sein Leben auf den Kopf stellt, sondern seine ganze Existenz hinterfragt. „Jede Sekunde“ feinsinnig gelesen von Rainer Strecker.
Als Schauspieler in Salzburg, als Musiker in Worms. Philipp Hochmair ist viel unterwegs. In seiner neuen Biografie stehen Dinge, die ihn selbst überraschen.
2000 Jahre Geschichte auf 550 Kilometern. Der Limes wurde von den Römern als gewaltige Grenzanlage zwischen Rhein und Donau errichtet. Seit 20 Jahren gehört er zum Weltkulturerbe. Eine Ausstellung gibt zum Jubiläum Einblicke in Forschung und Alltag an der einstigen Grenze des Römischen Reiches. Sie soll auch in anderen Orten am Verlauf des Limes in Rheinland-Pfalz gezeigt werden und damit das Bewusstsein für die Historie in nächster Umgebung stärken.
Seit mehr als 30 Jahren schreibt sich die Erfinderin von Feen- und Geisterschulen erfolgreich von einer Kinderbuchreihe zur nächsten. Den Mut zum Schreiben hat ihr vor langer Zeit der Sams-Vater Paul Maar gegeben. Mit der Fantasie-Geschichte „Whisperworld“ landete sie im vergangenen Jahr auf der Spiegel Bestsellerliste Kinderbücher. Barbara Rose, die in der Nähe von Stuttgart lebt, macht zugleich die Erfahrung, dass ihre Arbeit oft unterschätzt wird. Auch die Kinder hätten keine Lobby. Die „sind immer an der untersten Stufe bei allem, was wichtig ist.“
Jazz-Harfenistinnen sind rar. Berühmt geworden sind Dorothy Ashby und Alice Coltrane - und nun auch noch Brandee Younger. Über ihr neues Album sagt die Musikerin: „Gadabout Season spiegelt eine Reise wider – die Suche nach Bedeutung und Schönheit inmitten der komplexesten Momente des Lebens. Aus denen gehen wir schlussendlich meistens mit einem tieferen Selbstverständnis hervor, wenn wir uns ihnen stellen“. Brandee Youngers Sound ist schillernd und klar, sie setzt auch Elektronik ein, die eine afro-futuristische Atmosphäre schaffen, meint unser Jazzkritiker Johannes Kaiser.
Ob Oper, Film-, Volks- oder Kammermusik, der Komponist und Pianist Chris Jarrett ist in vielen Stilrichtungen zu Hause. Und immer spiegelt sich in seiner Musik der Zustand der Gesellschaft wider. Das empfindet der Musiker als seine künstlerische Verantwortung. Geboren und aufgewachsen ist Chris Jarrett in den USA. Die Eltern förderten das musikalische Talent ihrer fünf Söhne früh, obwohl das Geld sehr knapp war. Warum er sich in Europa so viel wohler fühlt als in Amerika, was er von Jazzmusik hält und wie das Verhältnis zu seinem berühmten Bruder Keith heute ist, erzählt er in SWR Kultur am Samstagnachmittag.
Seit Donnerstag läuft er bei uns in den Kinos, der neue Superman-Film. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, die Weltlage ist düster, die eigenen Kräfte eingeschränkt. Warum sich nicht nur Kinder nach Superheldinnen und Superhelden sehnen, das weiß Markus Dichmann. In seinem Buch „BOOOOM!!! - die Welt der Superhelden. Die ersten 100 Jahre“, setzt er sich mit der vielgestaltigen und widersprüchlichen Geschichte der Superhelden-Comics auseinander. Was ist dran an der These, dass Superhelden-Storys den Faschismus beflügeln? Wie feministisch ist Superwoman wirklich und warum tauchen Superman und Co. oft in realpolitischen Zusammenhängen auf, zum Beispiel bei Demonstrationen.
Eigentlich könnte in Paulas Leben Ruhe einkehren, aber ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Die Erinnerungen an Alkohol, ihren prügelnden Ex-Mann. Von außen betrachtet liegt alles hinter ihr, doch als ihre älteste Tochter vor der Tür steht, weil sie ihre Familie verlassen will, kommt alles wieder auf den Tisch. Roddy Doyle erzählt in Gedankenschleifen und Zeitsprüngen, was Marion Elskis überzeugend umsetzt, sehr nah an Paula und ihren Gefühlen.
Weniger ist mehr, war augenscheinlich das Motto von Regisseurin Mina Salehpour bei den diesjährigen Nibelungen-Festspielen. Mit ihrem Ensemble um Schauspielgrößen Jasmin Tabatabai und Wolfram Koch zeigt sie Roland Schimmelpfennigs Drama „See aus Asche“ als unaufgeregtes Ränkespiel in steiniger Kulisse.
Für manche Storys in diesem Band braucht es starke Nerven, denn die Menschen gehen nicht gerade zimperlich miteinander um. Sie sind angezählt, leben im Abseits, sind wütend. Fee Katrin Kanzler hat das ständige Ringen um Anerkennung und Liebe in 27 mitreißenden Geschichten festgehalten, über denen ganz besonderer, ungewöhnlicher Ton schwebt. Das ist vor allem sprachlich virtuos gemacht.
Wie schafft man es in unserer digitalen Welt, das „echte" Leben nicht aus dem Blick zu verlieren? Gar nicht so einfach, wenn wir ständig durch Klingeltöne und Push-Nachrichten abgelenkt werden. Oft ist uns gar nicht bewusst, wie viel Zeit wir täglich unnütz im Netz verbringen. „Time Well Spent" heißt die Zauberformel, die hier Ausgleich schaffen soll. Ursprünglich eine Graswurzelbewegung, die als Gegentrend zu den Überredungs- und Unterbrechungstechniken der digitalen Welt ins Leben gerufen wurde von dem ehemaligen Google-Mitarbeiter Tristan Harris. Doch die Initiative wurde von den Tech-Konzernen „geschluckt": Seit einigen Jahren bieten diese u.a. innovative Apps an, die den User*innen mehr Achtsamkeit in ihrem individuellen digitalen Verhalten ermöglichen sollen. Doch der Nutzen solcher Apps ist trügerisch. In dem man die Verantwortung individualisiere, so der Medienwissenschaftler Prof. Bernhard Pörksen, würde verschleiert, dass sich das Problem der ständigen digitalen Verfügbarkeit nur auf der gesellschaftlichen Ebene lösen lässt.
Ziegen geben nur Milch wenn sie gebären. Und dann ist es wie mit den berühmten männlichen Küken der Eierfarmen, sie müssen weg. Im Vergleich zu Frankreich oder Spanien, wo man Capri - so werden die männlichen Zicklein genannt - auf der Speisekarte findet, hat sich Ziegenfleisch in Deutschland noch nicht durchgesetzt. Manchmal hat man Glück und bekommt vom Bauern ein Beutelchen mit Herz, Nieren und einem kleinen Bries. Zu wenig für eine Mahlzeit, aber eine kulinarische Inspiration für unseren Genussexperten Thomas Vilgis. Ihm dienen die Innereien als köstliches „Gewürz“ für ein sommerliches Bohnengericht.
„Klarheit statt Krampf“ – Martha Saalfeld schrieb Lyrik, die verständlich bleiben wollte: verwurzelt in der pfälzischen Landschaft, geprägt von Naturbeobachtung, Einfachheit und leiser Bildkraft.
Wenn zwei Menschen ein Techtelmechtel haben, ist diese Art der Zuneigung ein geheimes Einverständnis. In der Regel ist das Techtelmechtel mehr als nur ein Flirt, aber weniger als eine ernste Liebesbeziehung. Die Herkunft des schon älteren Wortes ist nicht vollständig geklärt - erste schriftliche Erwähnungen finden sich im 18. Jahrhundert. Vermutlich geht es zurück auf das Lateinische tecum mecum (mit dir, mit mir) und hat sich evtl. über das Jiddische (Reimdoppelung) oder Italienische weiterentwickelt. Der Begriff taucht historisch besonders in Österreich auf und es gibt etliche Synonyme - Goethe etwa sprach von einer Liebschaft, heute ist eher die Rede von einer Affäre oder Liaison.
Hildegard Knef ist als Schauspielerin und Sängerin eine Ikone und sie hat das deutsche Chanson über Generationen beeinflusst. Legendär sind ihre Texte – und unvergessen auch ihre starke Persönlichkeit, mit der sie uns über ihren Tod hinaus in starker Erinnerung geblieben ist. Am 28. Dezember wäre sie 100 Jahre alt geworden und schon lange vor ihrem eigentlichen Geburtstag wird sie 2025 ausgiebig geehrt. Auch der großartige Chansonier Tim Fischer verneigt sich tief vor der Sängerin.
Seit vielen Jahren treffen sich im Künstlerhaus Edenkoben einmal im Jahr Lyrikerinnen und Lyriker aus Deutschland und anderen Ländern, um gemeinsam Gedichte aus einer fremden Sprache ins Deutsche zu übertragen. In diesem Jahr waren Gäste aus Tschechien in Edenkoben - darunter Daria Gordová aus Prag und Pavel Novotný aus Liberec.
Fast zwei Monate lang hat die Autorin ihre persönlichen Unterlagen und Materialsammlungen gesichtet. Dabei hat sie frühe Romanfassungen wiederentdeckt, Skizzen, Entwürfe, Zeitungsartikel, Fotos und Videobänder mit neuen Augen gesehen sowie Briefe von berühmten Kolleg*innen gefunden. 17 grüne Archivkästen hat sie gepackt und ins Deutsche Literaturarchiv gegeben, von manchen Dingen wollte sie sich aber auch noch nicht trennen. Gerade schreibt Judith Kuckart an einer Fortsetzung einer ihrer Romane und war froh, zum ersten Teil viel Recherchematerial aufgehoben zu haben, denn ansonsten habe sie viel zu viel weggeworfen, erzählt die Autorin. Erklärungen zum Material hat sie dem Archiv nicht mitgeliefert. Sie lebe ja schließlich noch – wer Fragen habe, solle sie einfach fragen.
Ali Boulo Santo Cissoko spielt die Kora, eine Stegharfe - er zählt zu den westafrikanischen Griots, eine Berufsgruppe und Kaste. Die Griots bewahren als Dichter, Instrumentenbauer und Musiker die kulturelle Tradition Westafrikas und waren einst am Hofe der Könige zu Hause. Seit einiger Zeit arbeitet Ali Boulo Santo Cissoko auch mit dem deutschen Jazz-Trompeter Volker Goetze zusammen, der sich mit großem Respekt Cissokos Tradition nähert. „SARGAL" heißt ihr neues Album, auf dem Welten miteinander verschmelzen: Westafrika und Jazz, Kora und Trompete, Erinnerung und Gegenwart. Ein feinsinniger Dialog, der überzeugt - meint unsere Jazzkritikerin Fanny Opitz.
Passend zur heißen Jahreszeit empfiehlt unser Genussexperte Thomas Vilgis heute einmal kalte Küche: Pan Bagnat ist eine kulinarische Spezialität aus der traditionellen Küche Nizzas. Ein Sandwich, das es in sich hat. Denn auf das runde Brötchen kommen viele Zutaten, die denen des Salade Niçoise ähneln – also Sardellen, rohes Gemüse, Kräuter, Oliven und bestes Olivenöl. Und zwar soviel Olivenöl, dass das Brot quasi darin badet. Denn nichts anderes heißt Pan Bagnat übersetzt: gebadetes Brot. Damit auch die Kleidung den Verzehr gut übersteht, darf ein Accessoire keinesfalls fehlen: eine oder besser zwei besonders saugfähige Servietten.
London, 1908: Robin ist für seinen neuen Job eindeutig ungeeignet. Nachfolger eines geheimnisvoll Verschwundenen und von Magie keine Ahnung. Dann belegen ihn Unbekannte auch noch mit einem Fluch, weil sie glauben, er wisse mehr als er zugibt. Helfen kann ihm wohl nur Edwin Coursey, den er ausgesprochen attraktiv findet, auch wenn er zunächst abweisend wirkt. Nico Holonics liest die mit Magie und Erotik gespickte spannende Geschichte mit großer Spielfreude – ein echtes Vergnügen für Romance- und Fantasy-Fans
Im jüngsten Buch des Journalisten und Autors Dmitrij Kapitelman mit dem Titel „Russische Spezialitäten“ geht es um seine Identität als gebürtiger Ukrainer mit deutschem Pass, dessen Muttersprache Russisch ist. Und es geht um den unerbittlichen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt. Da Kapitelman dem Text seine eigene Stimme verleiht, ist die Hörbuchfassung ein authentisches und intensives Hörerlebnis, schwärmt unsere Autorin Hannegret Kullmann.
„Ein Mann wie ein Baum“ oder „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. Sprichwörtliche Wendungen wie diese zeigen, dass Bäume immer schon als Symbol für Menschliches dienten. Der österreichische Lyriker Sepp Mall erforscht diese Symbolik in seinem Lyrikband und überrascht darin mit ungewohnten Bezügen.