Unter dem Titel "Denken mit Kinnert und Welzer" diskutieren die Jung-Unternehmerin und Jung-Politikerin Diana Kinnert und der Soziologe Harald Welzer regelmäßig zu einem Stichwort aus der aktuellen politischen Debatte. Utopist trifft auf Realistin. Sie jung, weiblich mit Migrationshintergrund, deutsch und netzaffin. Er: älter, männlich, autochthon deutsch und klassisch-linear wollen streiten – mündlich, angelehnt an den klassischen Disput, der als Podcast daher kommt.
Wunschdenken blockiert den notwendigen Realismus in der Wahrnehmung von Problemen und führt möglicherweise zu den falschen Schlussfolgerungen. Kinnert und Welzer diskutieren das vor dem Hintergrund des globalen Bedeutungsverlustes des Westens.
Ausgehend von der Antrittsrede des ersten bundesdeutschen Digitalministers sprechen Kinnert und Welzer über das Phänomen, dass regelmäßig Begriffe in die öffentliche Debatte kommen, die in allgemeiner Übereinstimmung verwendet werden, ohne dass auch nur einmal ihr Sinn hinterfragt würde. So können sich aktuell alle hinter dem Ziel vereinen, „Bürokratie“ abzubauen, obwohl Bürokratie zum Beispiel auch den Sinn hat, Einzelfallgerechtigkeit herzustellen oder das Einhalten von Auflagen bei Unternehmen zu kontrollieren. Aber es könnte sein, dass „Bürokratieabbau“ eines von vielen U-Boot-Wörtern ist, bei denen etwas anderes intendiert ist als gesagt wird: der gute Bürokratieabbau könnte auch böse Entstaatlichung bedeuten.
Deutsche Unternehmen bekommen derzeit „blaue Briefe“ von der US-Administration, mit denen sie aufgefordert werden, ihre Diversitäts- und Gleichstellungsstandards aufzugeben und etwa gruppenspezifische Förderprogramme einzustellen. Tun sie das nicht, ergeben sich daraus Beschränkungen der Geschäftsbeziehungen. Das betrifft nicht nur Großkonzerne, sondern zum Beispiel auch Anwaltskanzleien oder Agenturen. Die meisten von ihnen werden, sofern sie ansonsten einen Teil ihres Umsatzes verlieren, der Aufforderung nachkommen, was erhebliche Rückschritte in Bezug auf Minderheitenrechte bedeutet. Auch auf diese Weise schwappen antidemokratische und antimenschenrechtliche politische Maßnahmen aus den USA nach Europa, das ohnehin eine Kulturrevolution von rechts zu verzeichnen hat. Kinnert und Welzer sprechen über die Folgen und über Gegenstrategien.
Das Gutachten des Verfassungsschutzes, das die AfD als rechtsextrem einstuft, hat - sofern des Bestand haben wird - erhebliche Folgen für die Finanzierung der Partei und auch für die berufliche Zukunft nicht weniger Parteimitglieder. Kinnert & Welzer diskutieren das auch vor dem Hintergrund der Frage eines möglichen Parteiverbots, meinen aber, dass die Politik die Wichtigkeit der Arbeit von Institutionen wie eben dem Verfassungsschutz für die Demokratie viel deutlicher herausstellen sollte, anstatt nur in den wie üblich verteilten Rollen Statements dazu abzugeben.
Kinnert und Welzer besprechen das Ergebnis der Regierungsbildung und finden einerseits die Berufung von Ministerinnen und Ministern etwa aus der Wirtschaft prinzipiell begrüßenswert, weil sie nicht dem Schema der „üblichen Verdächtigen“ entspricht. Andererseits deutet sich aber auch personell eine Intensivierung des Kulturkampfs gegen linksgrün an, die angesichts der Entwicklung, wie sie aus den USA herüberzuschwappen droht, als ungut erscheint. Sind wir auf dem Weg in eine Art Gegenmoderne?
Franziskus war ein anderer Papst als seine Vorgänger, jemand, der ein hohes Maß an persönlicher Glaubwürdigkeit und Authenizität verkörperte. Was er auch in seinem Auftreten, mit seiner Dienstwohnung, seinem kleinen Auto und seiner Nahbarkeit verkörperte, war ein anderes Bild des Oberhaupts der Katholischen Kirche, als man es bis dato kannte. Dieser Papst war dicht an den virulenten Problemen der Gegenwart und er hatte keine vorgestanzten Antworten darauf.
Die Trommelfeuer von Dekreten und Maßnahmen des Trump-Regimes nehmen nicht ab.
Der tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungsprozess, den wir gerade erleben, verkörpert sich auch in der offenbar wachsenden Abkoppelung superreicher Menschen vom großen Rest der gewöhnlichen Welt.
Der Mainzer Historiker Andreas Rödder fordert von seiner Partei, der CDU, eine Abkehr vom Konzept der Brandmauer und stattdessen eine „koordinierte Gesprächsbereitschaft“, auch mit Parteien wie BSW, Linke und AfD. Kinnert und Welzer teilen nicht Rödders Begründungen, sehen aber das Problem, dass statt des politischen Wettbewerbs gerade unter schwierigen Mehrheitsverhältnissen zunehmend eine Verengung der politischen Inhalte und eine Kultur der Lagerbildung zu verzeichnen ist.
Denken mit Kinnert und Welzer - Landnahmen
Angesichts der spektakulären Schuldenbeschlüsse des alten Bundestags für die neue Regierung diskutieren Kinnert und Welzer, dass dahinter nicht nur eine heftige Generationenungerechtigkeit verborgen ist.
Die Arbeit von Institutionen wie zum Beispiel der Polizei wird durch die Medien erschwert, die sich in ihrer Dauererregung auf „Fälle“ stürzen, deren Tatumstände oft noch gar nicht geklärt sind.
Analysen zeigen, dass junge Männer deutlicher zum rechten Rand tendieren als junge Frauen.
Kinnert und Welzer werten das Wahlergebnis aus und kommen zu dem Schluss, dass sie die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler nicht hat hysterisieren lassen.
Kinnert und Welzer werten das Wahlergebnis aus und kommen zu dem Schluss, dass sie die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler nicht hat hysterisieren lassen...
Kinnert und Welzer darüber, welche Versäumnisse in den vergangenen Jahren politisch und kulturell dadurch entstanden sind, dass man Begriffe wie Heimat nie von einer intellektuell anspruchsvollen kritischen Seite her definiert und besetzt hat.
Denken mit Kinnert und Welzer - Ereignisdichte und Ratlosigkeit
Denken mit Kinnert und Welzer - Zeitenwende rückwärts
Denken mit Kinnert und Welzer - Demokratie braucht ein Resilienz-Handbuch
Die Situation nach Assads Sturz ist eine der begreiflichen Freude aller Syrerinnen und Syrer, die unter der brutalen Diktatur gelitten haben. Anstatt sich mit ihnen zu freuen und sich daran zu erinnern, dass auch Deutsche die Befreiung von Diktaturen als historische Erfahrung haben, ging unmittelbar ein unwürdiges Schauspiel los, in dem sich Politikerinnen und Politiker umstandslos mit Forderungen nach Abschiebung und Rückführung der syrischen Geflüchteten übertrafen. Kinnert und Welzer halten das für ein Symptom des rapiden Niedergangs von politischer Kultur. Und menschlich deprimierend.
Seit vielen Jahren fordert man in der Medienlandschaft, die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel möge den Fehler bekennen, eine falsche Politik gegenüber Russland verfolgt zu haben. Merkel sagt aber, sie habe nach dem damaligen Kenntnisstand gehandelt und würde es logischerweise mit demselben Kenntnisstand heute ebenso machen - eine Einlassung, die viele intellektuell offensichtlich überfordert. Die Vorwürfe Merkel gegenüber stehen im merkwürdigen Kontrast zum medialen Umgang mit dem FDP-Parteivorsitzenden, der sich staatspolitisch kaum verantwortungsvoll verhalten hat und verhält, aber trotzdem überall eingeladen wird, also nach wie vor große Bühnen für seine Rechtfertigung bekommt. Kinnert und Welzer finden das seltsam.
Der Kapitalismus hatte lange Zeit die Außenwelt als Ressource - Rohstoffe aus Böden, Wäldern und Gewässern, um daraus Produkte zu machen. Mit digitalen Technologien ist aber längst eine andere Stufe erreicht, die Kolonialisierung der Innenwelten der Menschen. Unsere Daten sind die Ressourcen, aus den punktgenaue Angebote gewonnen werden, die in perfekter Redundanz an uns gerichtet werden. Der immer perfekter ausgebeutete Mensch ist ein perfektes Objekt für die Optimierungindustrie, in der man lernt, achtsam, fit und komplett selbstüberwacht zu leben.
Welzer weiß zum ersten Mal in seinem Leben, Positives über TikTok zu berichten. Daraufhin diskutieren Kinnert und Welzer über die grundsätzliche Perfidie der Algorithmen sozialer Netzwerke, aber auch über die Möglichkeiten, solche Medien gegen die zugrundeliegenden Geschäftsinteressen zu nutzen. Jedes Medium kann gegen sich verwendet werden.
Elon Musk wird einen Job in der amerikanischen Administration bekommen und soll den Staat „effizienter“ machen. Unter libertären Voraussetzungen wird das vor allem bedeuten, die Institutionen der Demokratie zu schwächen. Dabei ist die Idee einer größeren Effizienz des Verwaltungshandelns gut - aber, so fragen sich Kinnert und Welzer, wie könnte das gehen, ohne die Kultur des liberalen Rechtsstaats selbst zu beschädigen?
Kinnert und Welzer sprechen über die immensen Gefahren, die mit dem Ergebnis der Wahlen in Amerika einhergehen und der wachsenden Gefahr von Krieg, Gewalt und Faschismus in der Welt.
phoenix ist mit dem wöchentlichen Podcast „Denken mit Kinnert und Welzer“ erneut zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse 2024. Diesen Auftritt bestreiten Diana Kinnert und Harald Welzer mit einem besonderen Gast. Der Sozialpsychologe Andreas Zick wird mit den beiden die Verschiebung der politischen Tektonik analysieren.
DKW - Müssen die etablierten Parteien disruptiver gegenüber sich selbst werden?
DKW - Neustart oder Personalwechsel? Werden die Grünen wieder eine politische Kraft?
DKW - Die Gefährdung durch die sozialen Medien
DKW - Wer angibt, verwirrt sich selbst
Immer mehr Menschen können mit den Dynamiken dieses Wandels nicht mehr Schritt halten und suchen nach verlässlichen Ankerpunkten um einer Vereinsamung zu entgehen. Das ist die Chance des Populismus.
Denken mit Kinnert und Welzer Folge 121
Wenn wir die Zukunft unseres Planeten global denken, dreht sich dabei vieles um einen zentralen Begriff - Nachhaltigkeit. Die Frage ist nur, was verstehen wir darunter?
Was treibt junge Menschen dazu rechtsextrem zu wählen? Ist es eine Diskursverschiebung oder ist es die Hybris weiter Teile des politischen Feldes, die zur Entfremdung gerade junger Menschen mit dem System führt?
Abgetretene Politikerinnen und Politiker machen sich rar, entziehen sich der Gegenwartspolitik und der Öffentlichkeit. Jüngstes Beispiel: Angela Merkel.
Kinnert und Welzer hinterfragen den Befund und blicken in die Zukunft des Verfassungsstaates. Was waren die Stabilitätsfaktoren des Grundgesetzes? Wie viel Veränderung verträgt oder braucht eine Verfassung?
Kinnert und Welzer hinterfragen den öffentlichen Diskurs. Wie reflexartig ist die neuerliche Gewaltdebatte? Warum gelingt es uns nicht, die systemische Gewalt der Antidemokraten dauerhaft sichtbar zu halten?
Kinnert und Welzer diskutieren Chancen und Risiken der aktuellen Disruption. Was bedeutet es, wenn die wichtigste Ressource der Gegenwart - Daten - im Geschäftsinteresse monopolisiert wird? Fehlt dem Disruptiven das Soziale?
Was definiert eine Generation? Ist es der Geburtsjahrgang oder sind es Epochenereignisse, die als gemeinsamer Erlebnishintergrund eine Generation prägen? Kinnert und Welzer hinterfragen unseren Generationenbegriff. Verstehen wir was die Generationen ausmacht? Und was sie mit welchen Folgen unterscheidet?
Schecks und Dekadenz - Das System Trump
Unser aller Leben ist digitalisiert, die alte lineare Lebensführung fast schon Nostalgie. Neue Gesetzmäßigkeiten, denen sich die menschliche Lebensform anpasst, oder soll man sagen unterwirft, definieren ein neues Zeitalter.
Das Streikrecht ist zweifelsfrei ein hohes Gut. Durch Streik verleihen Gewerkschaften ihren Forderungen in Tarifauseinandersetzungen mit Arbeitgebern Nachdruck und verschaffen ihren Anliegen öffentliche Beachtung.
Gefährdet die digitale Sucht in letzter Konsequenz die Urteilskraft der Menschen? Sind soziale Netzwerke somit eine Gefahr für die Demokratie? Brauchen wir ein öffentlich-rechtliches Netzwerk auf europäischer Ebene?
Kinnert und Welzer plädieren auch abseits ihrer militärischen Form für einen Dienst am Gemeinwohl - für einen einhergehenden Perspektivwechsel in der Biografie aller Bürger. Schafft ein Wechsel in andere Lebenswelten kollektive Identität?
Der Krieg ist zurück - real zurück in Europa. Global gesehen war er nie verschwunden.
Die Diskussion ist nicht neu. Seit Jahren wird gestritten, wie denn nun umzugehen sei mit der Migration - was am Ende immer heißt: mit den Migranten. Um sogenannte Push- und Pullfaktoren wird verbal gerungen.
Politik ist allumfassend. Um sie zu beschreiben, zu erforschen und um sie zu verstehen, unterteilen wir sie. Dazu nutzen wir Kategorien. Macht, Konflikt, Herrschaft, Ordnung, Frieden zum Beispiel sind typische Kategorien des Politischen. Mit ihrer Hilfe konstruieren wir unser Verständnis und unsere Interpretation politischer Prozesse. Doch reichen unsere klassischen Kategorien zur Beschreibung unserer politischen Gegenwartsrealität noch aus? Stoßen wir mit unseren Denkmustern an Grenzen?