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"22. Juli. Nachts einen Orca-Angriff im Wedellmeer gehört. Seeleoparden, Krabbenfresserrobbe und die absteigenden "Chirps" der Wedellrobbe. Plötzlich von fern das leise, hohe Klicken mehrerer Orcas, die mit Echoortung jagen. Irgendwann peilt ein Orca eines unserer Mikrophone an. Hellwach." www.deutschlandfunkkultur.de, Hörspiel
In Bad Segeberg in Schleswig-Holstein liegt eines der wichtigsten Winterquartiere für Fledermäuse in Nordeuropa: die Kalkberghöhle. In ihr herrschen das ganze Jahr über annähernd 10 Grad, eine sehr hohe Luftfeuchte und in weiten Teilen absolute Dunkelheit. Mehr als 30.000 der fliegenden Säugetiere kommen jedes Jahr in die Höhle, um die kalten, nahrungsarmen Monate zu verschlafen. Moin! Reporterin Janine Artist ist mit dem Team vom Noctalis Fledermaus-Erlebnis-Zentrum in die Höhle hinabgestiegen und hat die Schlafstätten der Fledermäuse erkundet. Im Gespräch mit Host Caren Busche erzählt sie auch, weshalb sich die Tiere dort so wohl fühlen, warum manche Fledermausarten gefährdet sind und wie die nächtlichen Jäger mittels Echoortung ihre Beute finden. Und hier noch ein paar interessante Links zum Thema: Hier präsentiert sich die Noctalis-Schauhöhle: https://noctalis.de/segeberger-schauhoehle/#:~:text=%C3%9Cber%2030.000%20Flederm%C3%A4use%20k%C3%B6nnen%20nicht,ganz%20hoch%20im%20Kurs%20steht! Der NABU Schleswig-Holstein über heimische Fledermaus-Arten und den Schutz der Fledermaus: https://schleswig-holstein.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/arten-und-biologie/index.html Die NDR-Nordstory berichtet über einen Fledermaus-Spaziergang: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordtour/Ein-Fledermaus-Spaziergang-zu-dunkler-Stunde-,nordtour18564.html Kontakt zur Redaktion? Wir freuen uns über Mail an: Moin@ndr.de
Lange war der Boden der Ozeane in weiten Teilen unerforscht: Forscherinnen und Forscher glaubten an eine flache und wenig interessante Wüste tief unter dem Meer, während Geologen sich komplett auf die Gesteine an Land konzentrierten. Denn die Kontinente galten den meisten ohnehin als unbeweglich. Das änderte sich erst in den 1950er Jahren, als sich Reihe geophysikalischer Messmethoden durchsetzte. Echoortung mittels Sonar und seismische Messungen erlaubten eine Abtastung des Meeresbodens und der Gesteine darunter. In dieser Zeit begann die US-Geologin und Kartografin Marie Tharp am Lamont-Doherty Earth Observatory in New York City, die gewaltigen Datenberge der neuen Messgeräte auszuwerten. Ihre Tätigkeit war trotz ihrer Qualifikation die einer Assistentin. Doch Tharp schuf nicht nur die erste Karte des Atlantikbodens; sie entdeckte dabei ein 65.000 Kilometer langes Grabenbruchsystem, das den gesamten Planeten umspannt. Tharp gab mit dieser gewaltigen Entdeckung den Anstoß zur Entwicklung der modernen Plattentektonik. Karl zeichnet in dieser Podcast-Folge das Wirken von Marie Tharp und ihrer Kollegen in Lamont nach, die zunächst gewaltige Widerstände unter den Geologen hervorrief. Als sich wenige Jahre später die Plattentektonik als akzeptierte Hypothese durchsetzte, geriet Maries Rolle in Vergessenheit.
Alle Lebewesen auf unserem Planeten, ob Menschen, Tiere oder Pflanzen, kommunizieren auch über elektrische Schwingungen. Auf diese Weise lassen sich sowohl positive als auch negative Energien über große Distanzen übertragen und vermitteln. Haie z. B. verfügen über einen elektrischen Sinn, mit dem sie elektrische Wellen aussenden, um sie über ein Echo zu deuten. Bienen können Magnetfelder wahrnehmen und sich danach ausrichten. Fledermäuse besitzen ein so fein ausgeprägtes Gehör, dass sie in der Lage sind, sich mit Hilfe eines Sonars zu orientieren, indem sie ebenfalls eine Echoortung nutzen. Auch wenn wir Menschen zu solchen Leistungen mittels unserer Sinne nicht fähig sind, folgen wir bezüglich der elektrischen Schwingungen dem gleichen Prinzip. Im kindlichen Alter können diese Energien in noch viel größerem Umfang unser Erleben bestimmen als im Erwachsenenalter. Im Verlauf unserer Sozialisation verlagern wir den Fokus unserer Aufmerksamkeit auf unseren Intellekt und immer weniger auf unsere natürlichen Empfindungen und Gefühle. Das Sprechen und das Intellektualisieren ersetzen zunehmend die Wahrnehmung und das Äußern von Gefühlen. Und dies, obwohl die Kommunikation mittels Übertragung von energetischen bzw. elektrischen Schwingungen menschheitsgeschichtlich wesentlich älter ist als unsere kognitiven Funktionen.
"22. Juli. Nachts einen Orca-Angriff im Wedellmeer gehört. Seeleoparden, Krabbenfresserrobbe und die absteigenden "Chirps" der Wedellrobbe. Plötzlich von fern das leise, hohe Klicken mehrerer Orcas, die mit Echoortung jagen. Irgendwann peilt ein Orca eines unserer Mikrophone an. Hellwach." www.deutschlandfunkkultur.de, Hörspiel Hören bis: 17.07.2021 20:05 Direkter Link zur Audiodatei
Delfine besitzen von Natur aus einen exzellenten Orientierungssinn. Mit ihrer Echoortung unterscheiden sie zwischen Freund und Feind, machen Jagd auf Beute. Ganz anders der Mensch: Ohne technische Unterstützung wären wir in vielen Situationen total orientierungslos. Echolot und Radar gleichen diesen Nachteil aus. Beide arbeiten nach einem so einfachen wie genialen Prinzip: Sie versenden Signale und werten deren Echos aus. So machen es auch die Delfine. Ob im Flugverkehr, auf hoher See oder im All – Echos weisen uns den Weg, und „total phänomenal“ zeigt wie. Die Sendungen werden in deutscher und englischer Sprache angeboten. (Online-Signatur Medienzentren: 4981004)
Gerhard Jaworek und Sebastian Ritterbusch sprechen über Hilfsmittel für Menschen mit Blindheit zur Unterstützung von Orientierung und Mobilität (O&M) von damals bis heute. Der Langstock ist das wichtigste Hilfsmittel in der Fortbewegung. Durch das Pendeln in der Bewegung wird etwa die Körperbreite abgetastet, unter anderem um Hindernisse zu erkennen und auch den Untergrund wahrzunehmen. Am Untergrund kann man Wegbegrenzungen und taktile Bodenindikatoren, die Bestandteil von Blindenleitsystemen sind, gut erkennen. Eine besondere Herausforderung ist das Überqueren von größeren Freiflächen und Plätzen, hier war der Blindenkompass ein sehr gutes Hilfsmittel: Frühere Modelle bestanden aus einer sich mit Magnetfeld zunächst frei ausrichtenden Platte, die zum Ablesen fixiert werden konnte. Auf der Scheibe sind die Himmelsrichtungen und weitere Unterteilungen durch Punktschrift aufgebracht. Zum Einhalten einer Richtung beim Überqueren eines Platzes kann man nun regelmäßig die gewählte Himmelsrichtung kontrollieren und sich bei Bedarf neu ausrichten. Sehr wichtig ist auch die Nutzung des Gehörs: Neben den Geräuschen der Umwelt können Schnalzlaute, Klicken oder Klatschen die Umgebung durch Echoortung erfahrbar machen und helfen, Ampelmasten, Abzweigungen und Eingänge zu finden. Inzwischen ist das Klicksonar wichtiger Bestandteil vieler Mobilitätstraining. Die Verwendung von GPS-Trackern hat sich auch früh als sehr hilfreich herausgestellt. Bis zum Jahr 2000 wurde das GPS-System im Zuge der Selective Availability absichtlich gestört und konnte für die Öffentlichkeit nur eine Genauigkeit von 100m erreichen. Für Blinde wurde GPS interessant, als diese Ungenauigkeit aufgehoben wurde. Mit sprechenden Trackern konnten Pfade aufgezeichnet und wiederholt werden. Außerdem konnten diese als Dateien anderen Personen zur Verfügung gestellt werden. Die einzelnen Punkte wurden jeweils mit Richtungsangaben, wie auf einem Ziffernblatt einer Uhr, vermittelt, z.B. „Bäcker XY in 200m auf 11 Uhr“. Das manuelle Setzen von Pfadpunkten erforderte dabei einige Überlegungen. Die Landmarken müssen stets eindeutig und gleichzeitig robust gegenüber Ungenauigkeiten des GPS sein. Ein weiteres verbreitetes Mittel waren auch taktile Karten und Globen- hier wurden und werden Karten fühlbar gedruckt oder gefertigt, damit sie erfahrbar werden. Leider sind diese oft recht groß und unhandlich, so dass sie nicht mobil sind. Einfache schematische Darstellungen, z.B. die Form einer Kreuzung, X-, Y- oder T-Kreuzung können von Mobilitätstrainern oder Begleitpersonen einfach auf die Hand oder den Rücken der blinden Person gezeichnet werden. Viele der früheren Hilfsmittel vereinen sich heute in aktuellen Smartphones- exemplarisch sprechen wir über die Features der Apple iPhones, die auf die eine oder andere Art auch auf Smartphones mit anderen Betriebssystemen und Hersteller umgesetzt sind. Im Falle der Apple-Produkte wird die Zugänglichkeit mit dem in das iOS-System integrierten Bildschirmleseprogramme VoiceOver realisiert. Sprachausgabe und veränderte Bedientesten machen dies möglich. Hier können blinde Personen sich beispielsweise Bedienelemente auf dem Touchscreen vorlesen lassen, bevor sie bei Bedarf ausgewählt werden. Ein nettes Feature von VoiceOver ist der sogenannte Bildschirmvorhang. Ist er aktiv, so wird die Beleuchtung ausgeschaltet, die Touch-Funktion bleibt aber erhalten. Somit kann der Akkuverbrauch gesenkt werden und blinde Benutzer können sich sicher sein, dass niemand unbefugtes in ihren Bildschirm schaut. Für die Eingabe von Texten bietet der Multitouch-Bildschirm mehrere Möglichkeiten- neben der ertastenden Methode des Tippens wie auf einer Tastatur mit sprachlicher Rückmeldung gibt es auch die Braille-Tastatur, bei der jedes Zeichen durch eine Drückkombination von sechs Fingern im Sinne des Braillezeichens erfolgt. Damit können Texte sehr schnell eingegeben werden. Eine weitere Alternative ist auch die Spracheingabe für Texte. Sehr passend sind dafür auch die neuen Entwicklungen bei Smartwatches, so ist beispielsweise die Apple Watch genauso mit VoiceOver zu bedienen und sie liefert bei vielen Anwendungen eine Bedienung des Smartphones ohne dieses aus der Tasche nehmen zu müssen. Zusätzlich sind haptische Signale, die Smartwatches liefern, eine große Bereicherung in der Signalisierung für Navigation und Anwendungen. Eine sehr hilfreiche App ist die mitgelieferte Kompass-App, die das Überqueren von Freiflächen und Plätzen deutlich vereinfacht- anstatt dass man beim mechanischen Kompass immer wiederholt die Richtung testet bekommt man hier kontinuierlich die Ausrichtung und damit die Gehrichtung vermittelt. Zusammen mit einem Vario kann man mit dem Kompass auch eine gute Orientierung als Mitfliegender im Segelflug erhalten. Einen Eindruck von einem Flug mit einem Motorsegler kann man in der ersten Folge des Omega Tau Podcasts erhalten, denn hier hört man nur und sieht nichts. Das soll nicht heißen, dass Blinde alleine ohne sehende Hilfe Segelfliegen können, aber Gerhard Jaworek fliegt mit Begleitung und navigiert und steuert nach Anweisungen des Piloten, des Marios und des sprechenden Kompasses. Auch für die Orientierung am Nachthimmel ist der Kompass sehr hilfreich, wie auch die App Universe2Go, zu der Gerhard Jaworek auch beigetragen hat. Universe2Go ist ein sprechendes Handplanetarium, mit dessen Hilfe blinde Menschen auch Objekte Himmel finden können. Weiterhin gibt es viele Navigations- und Orientierungsapps auf Smartphones. Sehr bekannt und populär ist die App BlindSquare, die aus der Open Street Map und Foursquare über die Umgebung informiert. Durch Filter nach Typen und Distanz werden alle bekannten Gebäude und Orte in Richtung und Entfernung in Sprache dargestellt. Dies hilft nicht nur der direkten Orientierung, sondern ermöglicht auch die Erstellung einer Mental Map bzw. kognitiven Karten Die Nutzung solcher akustischer Informationen ist natürlich nicht mit normalen Over-Ear oder In-Ear Kopfhörern möglich, denn der normale Hörsinn darf nicht blockiert werden. Hier sind Kopfhörer mit Knochenleitung und Bluetooth-Anbindung eine sehr gute Lösung, da sie die akustischen Signale und Sprachausgaben hörbar machen ohne das normale Hören zu behindern. Ergänzend zu Umgebungsinformationen sind Navigationslösungen ein wichtiges Hilfsmittel. Ein Beispiel ist hier die Lösung von Navigon, die neben einer Fußgängernavigation, einer guten Unterstützung über VoiceOver zusätzlich die Karten auch offline- also ohne Netzverbindung- zur Verfügung stellt. Die Mailingliste Apple-Freunde bietet eine gute deutschsprachige Plattform über die Zugänglichkeit von Apple-Produkten und Apps auf den mobilen Geräten. Eine kostenlose Navigationslösung ist die App ViaOptaNav, die durch große und kontrastreiche Bedienungselemente auch für Personen mit eingeschränktem Sehsinn leichter zu bedienen ist. Sehr schön ist hier auch der Routenüberblick, der im Vorfeld eine virtuelle Begehung des Weges ermöglicht. Zusätzlich können wie bei BlindSquare auch Umgebungsinformationen abgerufen werden, sie beschränkt sich aber auf die Informationen aus dem Kartenmaterial. Außerdem bietet diese App auch eine gute Anbindung an die Smartwatch. Ebenfalls gut an die Smartwatch angebunden ist die mit dem Smartphone mitgelieferte Navigationslösung von Apple. In manchen Fällen ist auch die Google Maps Lösung sehr hilfreich, besonders, wenn der öffentliche Nahverkehr in die Navigation mit eingebunden werden soll. Für das Aufzeichnen, Weitergeben und spätere Ablaufen von Wegen über GPS-Punkte bietet sich die iOS-App MyWay an. Es gibt sie in einer kostenlosen MyWay Lite Version und in der MyWay Classic in der auch Informationen über die Umgebung abgerufen werden können. Zum Mobilitätstraining gehört weiterhin die haptische Vermittlung von Kreuzungstypen und Karten. Zum Zeitpunkt der Aufnahme bietet Touch Mapper einen besonders interessanten Service: Nach Angabe einer Adresse und der gewünschten Auflösung kann man sich eine taktile Karte senden lassen. Alternativ kann man kostenlos ein 3D-Modell herunterladen, das man mit einem 3D-Drucker drucken kann. Viele der erwähnten Lösungen verwenden Kartendaten der Open Street Map (OSM), die durch die Zusammenarbeit vieler Menschen entstanden ist und frei zur Verfügung steht. Bisher kann diese freie Karte nicht überall mit der definierten Qualität von kommerziellen Kartenquellen mithalten, doch ist sie in manchen Bereichen sogar aktueller und genauer als die kommerziell erhältlichen Lösungen. Neben monatlichen Treffen bietet die Karlsruher OSM-Community auch halbjährlich größere Events an. Das nächste ist das Karlsruhe Hack Weekend 28.-30. Oktober 2016. Informationen über die öffentlichen Verkehrsmittel in der Umgebung erhält man beispielsweise über den Abfahrtsmonitor – hier können die nächsten Haltestellen mit den nächsten Verbindungen abgerufen werden. In Karlsruhe ist das Stadtbahnsystem etwas besonderes: Als erste Zweisystem-Stadtbahn der Welt konnten die S-Bahnen sowohl in der Stadt als auch auf Strecken der Bahn fahren. Für die Auswahl und Abfrage für Züge der Deutschen Bahn gibt es den DB-Navigator für eine Vielzahl von verschiedenen mobilen Plattformen. Die Deutsche Bahn bietet auch online buchbare Umstieghilfen an, die man mindestens einen Tag vor der Reise buchen kann. Letztlich können mit der MyTaxi App auch Taxis geordert und auch bezahlt werden. Eine besondere Lösung ist die App BeMyEyes, wo blinde Personen Anfragen stellen können, die von Sehenden über eine Videoverbindung beantwortet werden, z.B. ob die Kleidung farblich zusammenpasst, oder was der in die Kamera gezeigte Tetrapack enthält. Auch die fest installierte Foto-App auf dem iPhone ist mit VoiceOver bedienbar. Durch Rückmeldungen, wann und wo ein Gesicht zu sehen ist, können auch blinde Menschen zumindest Personen fotografieren. Das wird sich aber künftig sicherlich auch auf andere Gegenstände ausweiten. Ganz ohne Technik ist und bleibt der Blindenführhund für viele blinde Personen eine sichere und lebhafte Lösung für die individuelle und unabhängige Mobilität. Was ihn auszeichnet, ist z.B. die erlernte intelligente Gehorsamsverweigerung. Der Hund begibt sich und seinen blinden Besitzer niemals in Gefahr und verweigert einen Befehl, der eine derartige Situation herbeiführen würde.
Heute mit Kugelblitzen, krankhaftem Facebook, Echoortung in der Tierwelt und dem dünnsten Glas der Welt. Experiment der Woche: "Der Buchdübel".
Wir Menschen können aus den Worten unseres Gegenübers nicht nur auf seine Stimmung, sondern auch auf seine Größe schließen. Ebenso gibt die Stimme vieler Säugetiere Auskunft über ihre Körpergröße, während Fledermäuse sich aktiv per Echoortung verlässliche Informationen zu Größe und Art eines Objekts beschaffen. Neurobiologen an der LMU untersuchen in einem interdisziplinären Verbundprojekt auf psychophysikalischer und neurophysiologischer Ebene diese Wahrnehmung der akustischen Größe.
Fakultät für Biologie - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 01/06
Diese Arbeit befaßt sich mit der Objekterkennung durch Echoortung bei der Fledermaus Megaderma lyra und zeigt welche Rolle hierbei die zeitliche Integration akustischer Information spielt. Es werden zwei psychoakustische Experimente beschrieben, deren Ergebnisse mit adäquaten Modellen verglichen werden und somit einen Einblick in die Verarbeitungsmechanismen des auditorischen Systems von M. lyra gewähren. Das erste Experiment untersucht die Objekterkennung durch Echoortung anhand der spontanen Klassifizierung unbekannter virtueller Objekte im Rückspielexperiment. Hierbei ist von Interesse, welche Klassifizierungsstrategie bei der Objekterkennung Anwendung findet. Bewertet M. lyra Objekte durch den Vergleich unterschiedlicher Objektechos oder ist sie fähig das akustische Abbild eines Objektes durch eine Kreuzkorrelation ihres Lautes mit dem Objektecho zu extrahieren? Der Vergleich der Ergebnisse aus dem Verhaltensexperiment mit der Klassifizierung der Testobjekte durch unterschiedliche Modelle weist darauf hin, daß M. lyra tatsächlich die Fähigkeit besitzt, das akustische Abbild unbekannter Objekte zu extrahieren. Zudem zeigt der Vergleich mit der Klassifizierung durch ein auditorisches Modell, daß die Echoinformation von Objekten kleiner als 6,6 cm im peripheren auditorischen System spektral kodiert wird. Die Ergebnisse einer begleitenden Analyse der Echoortungslaute während des Verhaltensexperiments deuten darauf hin, daß M. lyra ihr Echoortungsverhalten zur spontanen Klassifizierung unbekannter Objekte nicht adaptiv verändert, sondern in gleicher Weise einsetzt wie bei der Klassifizierung bekannter Objekte. Das zweite Projekt befaßt sich mit den Einflüssen zeitlicher Verarbeitungsmechanismen auf die Echoabbildung. Hierzu wird die zeitliche Integration akustischer Information in Abhängigkeit des zeitlichen Abstandes zweier Schallereignisse sowohl unter passiv-akustischen Bedingungen als auch im Echoortungskontext untersucht. Unter beiden Bedingungen können bei M. lyra gleichermaßen kurze Integrationszeiten von weniger als 200 µs beobachtet werden. Der Vergleich der Ergebnisse aus dem Verhaltensexperiment mit einem auditorischen Modell der Gehörperipherie von M. lyra zeigt, daß die zeitliche Integration kurzer Signalpaare anhand der Überlappung cochleärer Filterantworten erklärt werden kann. Demnach kann das periphere auditorische System von M. lyra Objektstrukturen von weniger als 3,4 cm nicht zeitlich auflösen und somit nur spektral kodieren. Objektstrukturen von mehr als 3,4 cm könnten hingegen zeitlich aufgelöst und somit zeitlich kodiert werden. Wie die Ergebnisse des ersten Experiments zeigen, wird jedoch die akustische Information von Objekten bis zu 6,6 cm peripher rein spektral kodiert und die zeitliche Information nicht genutzt.
Sat, 1 Jan 1972 12:00:00 +0100 http://epub.ub.uni-muenchen.de/3150/ http://epub.ub.uni-muenchen.de/3150/1/005.pdf Schuller, Gerd Schuller, Gerd (1972): Echoortung bei Rhinolophus ferrumequinum mit frequenzmodulierten Lauten. Evoked Potentials im Colliculus inferior. In: Journal of Comparative Physiology A, Vol. 77, Nr. 3: pp. 306-331.