Entführung zum Denken – die Perspektiven
Roboy ist ein Forschungsroboter, der mit seinen großen runden Augen richtig nett wirkt. Doch einige seiner ebenfalls mit Künstlicher Intelligenz ausgestatteter Kollegen können einem schon mal den Schlaf rauben. Werden wir Menschen bald überflüssig, weil Roboter alles besser erledigen können? Verlieren wir gar die Kontrolle über die einstmals dienstbaren Geister? Carmen Gräf hat sich Projekte angeschaut, die fast alles können. Aber besser als wir?
Das Ende der Welt ist ein paar Meter über dem Meeresspiegel. Ein rauer Wind weht um graue verwitterte Felsbrocken. Das Meer ist weit und ein paar Wolken gaukeln Land in der Ferne vor. Aber da ist nichts. Finis Terrae. Das Ende der Welt. Das eigentliche Ende des mittelalterlichen Pilgerweges ist der Anfang einer Frage: Kann man das Ende der Welt - denken? fragt sich Jürgen Gressel-Hichert
Der Wunsch, die Umgebung abzubilden, ist so alt wie die Menschheit. Schon vor 14000 Jahren ritzten Menschen einen Flusslauf in einen Felsbrocken. Wie stark unsere Orientierung und die Vorstellung der Welt zusammenhängen, zeigen bis heute Metaphern wie „die Mühen der Ebene“ oder „keinen Plan haben“. Jahrtausendelang zeigten Globen und Landkarten uns den Weg und inspirierten Schriftsteller wie J.R.R. Tolkien zu fantastischen Weltentwürfen. Heute übernehmen das meist digitale Kartendienste wie „Google Maps“. Karten als neue und alte Herrschaftsinstrumente? Welche Perspektive ergibt sich, wenn wir selbst immer im Mittelpunkt der Onlinekarten stehen?
Weiß hellt Farben auf und steht für sich allein in monochrom-weißen Bildern. Weißes Rauschen ist ein Störgeräusch, aber in der Medizin kann es den Tinnitus neutralisieren. Zu Kolonialzeiten saßen Kolonialherren mit ihren weiß gekleideten Damen an weiß gedeckten Tischen mit weißem Porzellanservice mitten im Dschungel und demonstrierten ihren weißen Blick auf die Schwarzen. Weiß ist alles. Dabei ist Weiß eigentlich eine Unfarbe, in ihr versammeln sich nämlich alle Farben des Lichts.
Wir brauchen Grenzen. Wirklich? Bis vor kurzem schien das Ideal einer Gesellschaft auch in ihrer fast grenzenlosen Freiheit zu bestehen. Corona hat uns da Grenzen aufgezeigt. Aber können wir damit gut oder vielleicht sogar besser leben. Susanne Gugel und Thorsten Gabriel haben sich und anderen die Frage gestellt, was passiert, wenn niemals Schluss ist.
Er war der Mitbegründer der modernen Soziologie und so etwas wie ein "Exponent der heroischen Moderne" gewesen: Max Weber. Zu seinem 100. Todestag am 14. Juni 2020 wiederholen wir eine Sendung von Ingeborg Breuer, die sie vor 6 Jahren zu Webers 150.Geburtstag recherchiert hat. Ein Gesprächsprotokoll mit dem Weber-Experten Jürgen Kaube, Feuilletonchef und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Ende Januar 2020 – also noch bevor Corona in unseren Breitengraden zum Thema Nummer eins wurde – veranstaltete die Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein eintägiges Symposium über die unterschiedlichen Verständnisse von Gesundheit. Wir dokumentieren einen Vortrag des Medizinhistorikers und Literaturwissenschaftlers Philip van der Eijk. Einleitend spricht der Gründungsdirektor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin, Detlev Ganten.
In ihrem Geburtsland Spanien ist sie lange Jahre eine große Unbekannte geblieben, erst in letzter Zeit wird sie wieder entdeckt: Maria Zambráno, eine Philosophin, die einen ganz eignen Zugang zur Welt-Sicht pflegte. Sie nannte ihn "poetische Vernunft". Doch was genau verbirgt sich dahinter und was ist poetische Vernunft gerade heute in Krisenzeiten? Rilo Chmielorz zeichnet es nach.
Über zehntausend jüdische Kinder wurden 1938/39 nach Großbritannien gerettet. Das ist lange her. Durch Zufall entdeckt Matthias Schirmer in dem Mietshaus, das er bewohnt, die Geschichte von Erna. Und je mehr er forscht, desto mehr erfährt er über die in Deutschland bleibenden Eltern und die Helfer dieser Kindertransporte: Aus Archiven oder sogar von Zeitzeugen, die jetzt – 80 Jahre danach – erstmals über ihr Schicksal reden.
Ein gutes halbes Jahrhundert lang ist Volkwin Marg schon Teil eines Architektenbüros, das seine Spuren überall auf der Welt hinterlassen hat - auch in Berlin und Potsdam. In einem Vortrag Ende 2019 erinnert er sich an seine Wurzeln, erzählt über Planungen und Umsetzungen und warum ein Architekt eine besondere Verantwortung für das Gemeinwohl hat.
Der Aufbruch von 1989 bewirkte nicht nur politische Systemwechsel in Mittel- und Osteuropa, sondern löste zugleich wirtschaftliche und soziale Umbrüche aus, deren Folgen unsere Gegenwart prägen. Anfang Januar 2020 sprach der Historiker Jens Gieseke über: "Die ostdeutsche Volksmeinung – wie demokratisch war die DDR-Bevölkerung?“
Trennung von Müll, Scheidung der Geister, menschliche Trennungserfahrungen und chemische Trennungsexperimente – sie haben eines gemein: Sie kosten Energie und tun oft weh. Sie machen manchmal Angst, können Krisen auslösen, Herzen und Biografien brechen. Doch eine Trennung muss keine Niederlage sein. Im Gegenteil: Sie ist nicht selten ein emanzipatorischer Akt. Setzt Kräfte frei. Neues entsteht, wenn wir Altes loslassen. Ein Plädoyer für Brüche und Trennungen.
Das Meiste im Leben muss man alleine entscheiden, weil es nur einen selbst betrifft. Ein Satz voller Selbstbewusstsein. Oder Selbstüberschätzung? Es gibt Alternativen und damit neue Perspektiven. "Gefährtigkeit" ist der Versuch, anders zu leben und damit vielleicht besser zu überleben. Gemeinsam statt einsam.
Ohne sie geht es nicht. Weder im Krankenhaus noch vor Gericht oder in der Therapie: Dolmetscherinnen und Übersetzer sind vor allem seit 2015 bei Asylverfahren und Fluchtgeschichten gefragt wie nie zuvor. Denn sie tun weit mehr als nur von einer in die andere Sprache zu übersetzen. Sie bauen Brücken zwischen fremden Kulturen. Christiane Timper hat sich erklären lassen, welche Schwierigkeiten und Chancen es beim Übersetzen von Menschen-Schicksalen gibt – und warum ein lachender König über Tod und Leben entscheidet. (Erstsendung 2017)
Der Sturm auf die Berliner Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit am 15. Januar 1990 gilt als dramatischer Moment von Betroffenen, die sich damit das Recht auf Auskunft und Aufklärung über die Machenschaften der Stasi sichern wollten. Damit gelang es, die Vernichtung von Akten, mit der das MfS bereits begonnen hatte, zu stoppen. 30 Jahre später - am 15. Januar 2020 - beleuchtete am historischen Ort ein Gespräch mit den Zeitzeugen Gabriele Stötzer und Stephan Konopatzky sowie dem Historiker Roger Engelmann die Kontroversen der Zeit über den Umgang mit den Akten.
Zeige mir deinen Müll und ich sage dir, wer du bist. So der Kriminalist. Und der Archäologe stimmt ihm zu. Zu einer Biografie des deutschen Mülls gehören die Meilensteine: Vom Wirtschaftswunder und der Krise des Wegwerfens in den sechziger Jahren über die Skandale und die Fortschritte der Mülltrennung später. Und wie der Hausmüll sich endlich auf den „grünen Punkt“ bringt. Kreative Berliner Köpfe fragen sich inzwischen auch: „How to make Müll more sexy?“ Und was hat das alles mit Prometheus zu tun? Fragt Jürgen Werth.
"Bei der Klimakrise geht es um Liebe, nicht um Kohlendioxid." Wer so etwas behauptet, verkennt entweder die Realitäten - oder versucht, sich dem Thema auf eine etwas andere Weise zu nähern. Der Autor Frank Schüre hat Kulturphilosophen, Caféhaus-Besitzer und Zen-Meister getroffen, die die Klima-Krise anders sehen wollen, um anders damit umzugehen. Und er entdeckt den wunderbaren Comic-Hund Idefix, der ihn die Liebe zu Bäumen lehrt. Verrückt? Verrückt! Aber so ist die Welt.
Erotik in der Literatur - und das schon ganz handfest vor 200 Jahren. Der diesjährige Salon Sophie Charlotte widmet sich unterschiedlichen "Weltbildern": Von der Erotik über die Soziologie bis hin zu Literatur und Medizin.
Mit der Eisenbahn kamen täglich Neuankömmlinge auf der Suche nach Glück und Arbeit an die Spree. Sie von ihren Mietskasernen in die Fabriken zu transportieren, trieb den Erfindungsgeist von Berliner Tüftlern und Beamten voran. „Tempo, Tempo!“ hieß der Schlachtruf, mit dem die umliegenden Großstädte wie Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg technisch hoch anspruchsvolle Verkehrsverbindungen nach Berlin ausbauten. Die Geburtsstunde der Metropole Berlin.
Über uns spannte sich das Firmament von Horizont zu Horizont. Myriaden funkelnder Sterne, Sternschnuppen. Ich stand am Ruder, alle anderen waren unter Deck. Mein Blick ging hoch zum Himmel, wo ich mir einen Stern zum Peilen erkoren hatte. Und plötzlich war es da, das Gefühl, ganz allein zu sein in diesem gewaltigen Ambiente. Geborgen im Unendlichen. Mich durchströmte eine Welle puren Glücks.
Der Aufbruch von 1989 bewirkte nicht nur politische Systemwechsel in Mittel- und Osteuropa, sondern löste zugleich wirtschaftliche und soziale Umbrüche aus, deren Folgen unsere Gegenwart prägen. Anfang Dezember 2019 sprach der Historiker Hannes Grandits über: "Institutionelle Reform-Blockaden und der Zerfall der jugoslawischen Staatsidee: Die Jahre vor und nach 1989".
Unter der Moderation von Sabine Müller von der Leibniz-Gemeinschaft diskutierten der Kunsthistoriker Arnold Bartetzky vom Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig, der Direktor des Stadtmuseums Berlin Paul Spies sowie Daniela Billig, Sprecherin für Stadtentwicklung der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Wohlstand steht nicht mehr nur für Kapital. Immer mehr Menschen verstehen darunter eine Qualität des guten und ökologischen Zusammenlebens. Konvivialität, die Kunst des Zusammenlebens, geht von einem Menschenbild aus, bei dem es um Kooperation statt Konkurrenz geht. Aber geht das wirklich? Christine Sievers und Nicolaus Schröder haben gesucht – und gefunden.
Die Mosse-Lectures der Humboldt-Universität stehen in diesem Wintersemester unter der Überschrift "Klassenfragen". Den Eröffnungsvortrag hielt Ende Oktober 2019 Andreas Reckwitz, Kultursoziologe der Viadrina Universität Frankfurt Oder, über: "Die Spätmoderne und ihre Drei-Klassen-Gesellschaft". In das Thema führt der Literatur- Kultur- und Medienwissenschaftler Joseph Vogl ein:
Roman Herzogs Berliner „Ruck- Rede“, Martin Luther Kings „I have a dream ...“, Ciceros berühmte Reden gegen Catilina - politische Reden haben Welten und Gesellschaften verändert. Tun sie es immer noch? Auch in Zeiten der digitalen Kurzbotschaft? Andrea Handels hat mit Politikern, Redenschreibern und Wissenschaftlern darüber nachgedacht, was eine gute politische Rede ausmacht und wer so etwas überhaupt noch hinbekommt.
Die eine notiert ihre Partituren per Hand und mit Bleistift, der andere nutzt nur noch digitale Tools fürs Komponieren. Gibt es einen Unterschied im kreativen Prozess? Welche Rolle spielt überhaupt die Zugehörigkeit zu einer Generation für die Frage, ob man analog oder digital "Musik erfindet"? Mitschnitt eines Gesprächsabends vom 30.10.2019 in der Galerie "oqbo"
Ein "Madonnentreffen" in der Berliner Gemäldegalerie aus Anlass von Raffaels 500. Todestag, Leonardo da Vinci in Paris oder Rembrandt in Amsterdam: Die großen Namen unter den Alten Meistern sind Publikumsmagneten. Aber auch auf dem Kunstmarkt zieht die Alte Kunst an. Silke Hennig fragt sich: Woher rührt dieses Interesse und wie gehen Museen damit um?
"Allgemeines Gelächter auf beiden Seiten" - Unter diesem Titel hat Ende Oktober die Professorin für Zeitgeschichte der Viadrina-Universität Frankfurt (Oder), Claudia Weber, im Einstein-Forum Potsdam über den Hitler-Stalin-Pakt und die deutsch-sowjetische Zusammenarbeit 1939 - 1941 gesprochen. Wir dokumentieren diesen Vortrag sowie einen Ausschnitt aus dem anschließenden Gespräch, das die Historikerin Ulrike Jureit moderiert hat.
Er ist einer der international renommiertesten Forscher über den Holocaust und den Antisemitismus – der israelische Historiker Yehuda Bauer. Kürzlich war der heute 93Jährige auf Einladung des Centrum Judaicum in Berlin. Mit ihm sprachen Anja Siegemund, die Direktorin des Centrum Judaicum, und Stefanie Schüler-Springorum, Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung. Zuvor richtete Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, ein Grußwort an die Anwesenden.
Die Pariser Friedensverträge von 1919/20 haben Europa neu geordnet. Die Zwischenkriegsordnung litt jedoch darunter, dass die ihr zugrunde liegenden Legitimationsprinzipien und die in Paris ausgehandelten Grenzziehungen nicht zusammenpassten. Darüber hat Ende August 2019 der Politikwissenschaftler Herfried Münkler auf Einladung der "Stiftung Topographie des Terrors" einen Vortrag gehalten. Einführend erörterte Münkler die Frage, warum nach dem 1. Weltkrieg die Europäischen Mächte nicht bereit waren, sich für die Aufrechterhaltung der Friedensordnung einzusetzen.
Das Meiste im Leben muss man alleine entscheiden, weil es nur einen selbst betrifft. Ein toller Satz. Voller Selbstbewusstsein. Oder Selbstüberschätzung? Denn wenn man von dem Trip des einsamen Entscheiders mal wegkommt, dann eröffnen sich plötzlich auch ganz andere Perspektiven. Gemeinsam statt einsam - wirklich?
Der 8. November 1939 hätte den Weltlauf ändern können. An diesem Tag versuchte der Schreiner Georg Elser Adolf Hitler zu töten. Das Attentat in München misslang. Elser wollte den Staatsterror bekämpfen - durch eine entschlossene Tat. Doch was sind seine genauen Motive und warum gelingt seine Rehabilitation erst in den letzten Jahren? Eine Analyse des Historikers Peter Steinbach.
Was soll er nicht alles erdacht und erfunden haben. Panzer und Hubschrauber, Kräne, ja sogar – eigentlich – den Buchdruck. In Paris ist gerade zum krönenden Abschluss des Leonardo-Jahres eine große Ausstellung eröfnet worden, die noch bis Ende Februar 2020 zu sehen ist. Der Mythos lebt. Doch Matthias Eckoldt hat sich genauer angesehen, was wahr ist und was Dichtung.
Sie sind bedroht, gleichzeitig von hohem strategischem Wert. Sie sind für die einen Sehnsuchtsorte, für andere Gefängnisse, aus denen die Fluchtg nur selten gelingt. Inseln bieten viele Perspektiven. Mechthild Müser hat einige davon ausprobiert.
Im Jahr 2020 feiern wir 100 Jahre Groß-Berlin. Acht Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke schlossen sich zu einer Metropole zusammen. Doch was war eigentlich davor? Die Sendung gräbt mittelalterliche Müllkippen um, erkundet die erste echte Gründerzeit und flaniert die Prachtstraßen des 19. Jahrhunderts entlang.