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"Der Sozialismus ... hat unwiderruflich gesiegt", sagte die 61jährige Margot Honecker noch im Juni 1989 im Palast der Republik. Wenige Wochen später begann die Massenflucht vor allem junger Menschen aus der DDR. Die Ära Honecker ging zu Ende und mit ihr der erste sozialistische Staat auf deutschem Boden. Mehr als zwei Jahrzehnte prägten die Honeckers den sogenannten Staatssozialismus der DDR. Dabei verloren sie zunehmend den Kontakt zum Volk und verweigerten sich der Reformpolitik von Michail Gorbatschow. Im Winter 1989 wurden sie zum Rücktritt gezwungen. Von Renate Eichmeier (BR 2019)
Offiziell gab es den Schießbefehl an der deutsch-deutschen Grenze nie – aber 429 Menschen ließen ihr Leben bei dem Versuch, vor der DDR-Diktatur zu fliehen. Einer der Verantwortlichen: Erich Honecker.
Heute vor 30 Jahren wurde der ehemalige DDR-Staatschef, Erich Honecker, von der Sowjetunion nach Deutschland ausgeliefert und umgehend verhaftet.
Dieser Tage sah ich im ZDF den Film „Honecker und der Pastor“. Er handelt von den 10 Wochen ab Januar 1990, die Erich und Margot Honecker nach Verlust von Macht und Wohnung bei Pastor Uwe Holmer und seiner Familie in Lobetal unterkommen. Ein sehenswerter Film. Nur die Darstellung der freudlos biederen Erfüllung einer „Christenpflicht“ der Barmherzigkeit im evangelischen Pfarrhaus war etwas klischeehaft. Die Aufnahme der Honeckers durch die Holmers stößt auf massive Kritik. Ein Kollege findet, Holmer habe sich „zum Komplizen“ gemacht. Demonstranten skandieren „Honecker an die Wand!“ und beschimpfen Holmers als „Verräter“. Eine junge Frau, die in einer Umerziehungsanstalt gequält wurde, erzählt Holmer von ihren Erlebnissen in der „Erfindung von ihrer Margot Honecker“. Die meisten Menschen in dem Film sind sich darüber einig: Holmers haben sich durch die Aufnahme von schuldig Gewordenen mitschuldig gemacht. Das ist die Einigkeit der Menschen, die im heutigen Evangelium um eine Ehebrecherin stehen. Sie ist unverzeihlich schuldig. Wer sie aufnimmt, macht sich mitschuldig. Viele heutige Leser des Evangeliums bemühen sich, den genau gegenteiligen Eindruck zu erwecken: Anders als den Anklägern erscheint ihnen die Ehebrecherin heute eher die „gute Sünderin“ zu sein. Keine Heilige vielleicht, aber halt „normal“ und „menschlich“. Dagegen sind ihre Ankläger in ihrer Selbstgerechtigkeit und Unerbittlichkeit die „bösen Sünder“, die eigentlich Schuldigen. Was, wenn ein auch im Urteil der meisten Heutigen ein wirklich schlimmer Gewalttäter, Kriegstreiber, Kinderquäler in der Mitte stünde, ein unverzeihlich Schuldiger? Ich vermute, es wäre genau wie damals. Viele hätten wie Facebook neulich in diesem Fall ihre Hate-speech-Regeln geändert und wären sich so einig wie die Demonstranten von Lobetal: „Honecker an die Wand“. Jesus unterscheidet uns schuldige Menschen von unserer Schuld. Und er sagt, dass sich die Schuld des einen von der des anderen nur graduell unterscheidet. Wir sollen aufhören, uns und einander zu entschuldigen, und anfangen, um Vergebung zu bitten und Vergebung zu gewähren. Denn ohne Vergebung hat keiner von uns eine Chance. Der jungen Frau sagt Pastor Holmer im Film: „Ich bete für Sie, dass Sie einen Weg [zur Vergebung] finden mögen, denn sonst frisst die Bitterkeit in Ihrem Herzen Sie auf. Und dann hätten die am Ende doch erreicht, was sie damals nicht geschafft haben.“ Fra' Georg Lengerke
Am Montagabend habe ich mich sehr überwunden und einen Film geschaut. Eigentlich schaue ich Filme, die von der DDR-Geschichte handeln nicht, weil sie mich zu sehr packen, ärgern, erinnern, erschrecken. Aber den Film, nach einer wahren Begebenheit am Ende der DDR, habe ich gesehen. Es ging um die Geschichte, dass das Ehepaar Honecker, der ehemals mächtigste Mann der DDR mit seiner, noch verhassteren Frau, nach der friedlichen Revolution aus allen Ämtern und auch aus ihrem Haus hinausgeworfen, nun bei einem evangelischen Pastor mit seiner Frau und den verbliebenen zwei Söhnen Unterschlupf findet. Und es beginnt eine Geschichte um die vielen Geschichten, wie unterschiedlich wir das Leben leben und sehen, wie wir mit Schuld und Versagen umgehen, wie wir mit dem, was uns wichtig ist, im realen Leben umgehen. „Auch Christen fällt die Nächstenliebe nicht in den Schoß“, sagt Pastor Holmer „und muss immer neu erkämpft werden, auch wenn es schwerfällt“. Und als Honecker es mit Solidarität gleichsetzt, kann auch Holmer nicht anders als zu fragen, warum denn all die vielen Genossen jetzt nicht solidarisch mit ihrem ehemaligen Chef sein können. Von den unendlich vielen Szenen, die sehr beeindruckend waren, sind zwei ganz besonders: bei einer Bombendrohung auf das Pfarrhaus, weigern sich Honeckers, das Haus zu verlassen, weil sie in allem ohnehin keinen Ausweg mehr sehen. Und Pastor Holmer bleibt bei ihnen, weil er weiß und glaubt, dass es nach dem Tod die gütigen Hände Gottes geben wird, in denen sie alle geborgen sein werden. Und die zweite Szene, als die Honeckers doch in ein anderes Haus gebracht werden sollen, es dort aber unendlich viele wütende Proteste gibt und sie zurück nach Lobetal müssen, um nochmals für 14 Tage dort zu leben. Und als die erschrockene Pastorenfamilie öffnet und Erich Honecker sagt: „Wir sind wieder hier. Zu Hause.“ Da hatte ich Gänsehaut und Tränen. Vergeben, Verzeihen, Gastfreundschaft und Nächstenliebe zeigen, die Taten verurteilen, nicht die Täter, schafft selbst in extremen Positionen ein Zuhause, eine Geborgenheit, die eine Ahnung dessen gibt, was uns im künftigen Zuhause Gottes erwartet.
Klatt, Thomaswww.deutschlandfunk.de, Tag für TagDirekter Link zur Audiodatei
Tue, 11 Jan 2022 08:00:00 +0000 https://maedelsdielesen.podigee.io/23-new-episode b4f513648bd66a9627b6b6647bd49d02 Von der Geburt des Buchclubs, über die Namensfindung bis hin zu den größten Herausforderungen: Zum 2. Geburtstag von 'Mädels, die lesen.' stellt mir mein Freund Christian die Fragen, die euch am meisten interessieren. Von der Geburt des Buchclubs, über die Namensfindung bis hin zu den größten Herausforderungen: Zum 2. Geburtstag von 'Mädels, die lesen.' stellt mir mein Freund Christian die Fragen, die euch am meisten interessieren. Und da er immer live mit dabei war, erzählt auch er seine ganz persönliche Sicht auf die Dinge. Über folgende Bücher haben wir gesprochen: Cat Person von Kristen Roupenian Three Women - Drei Frauen von Lisa Taddeo (haben wir im Februar 2020 gelesen) Gänsehautreihe von R.L. Stine Freche Mädchen – freche Bücher: Buchreihe des Thienemann-Esslinger-Verlags Harry Potter-Reihe von J.K. Rowling (Harry Potter und der Stein der Weisen, Harry Potter und die Kammer des Schreckens, Harry Potter und der Gefangene von Askaban, Harry Potter und der Feuerkelch, Harry Potter und der Orden des Phönix, Harry Potter und der Halbblutprinz, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes) Das weibliche Prinzip von Meg Wolitzer (haben wir im Mai 2020 gelesen) Die Sommer von Ronya Othmann (haben wir im Februar 2021 gelesen) Ich war der letzte Bürger der DDR – Mein Leben als Enkel der Honeckers von Roberto Yáñez und Thomas Grimm Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach (haben wir im August 2020 gelesen) Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde (haben wir im April 2020 gelesen) Schachnovelle von Stefan Zweig Die Känguruchroniken von Marc-Uwe Kling (Die Känguru-Chroniken, Das Känguru-Manifest, Die Känguru-Offenbarung, Die Känguru-Apokryphen) 23 full Von der Geburt des Buchclubs, über die Namensfindung bis hin zu den größten Herausforderungen: Zum 2. Geburtstag von 'Mädels, die lesen.' stellt mir mein Freund Christian die Fragen, die euch am meisten interessieren. no Helen Daughtrey
Olaf Scholz wird heute zum Bundeskanzler ernannt. Fast überall galt er als Langweiler vom Dienst und ist doch immer auch ein Rätsel der Politik geblieben. *** Das exklusive Abo-Angebot für Sie als Handelsblatt Morning Briefing-Hörerinnen und Hörer: https://www.handelsblatt.com/mehrerfahren
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die Kirche Erich Honecker in den letzten Tagen der DDR Asyl gewährte. Mit seiner Frau floh er aus Berlin ins beschauliche Lobetal. Dort hatte man Sorge vor Lynchjustiz, erinnern sich Zeitzeugen. Von Christoph D. Richter www.deutschlandfunkkultur.de, Länderreport Hören bis: 19.01.2038 04:14 Direkter Link zur Audiodatei
In „I May Destroy You“ rutscht Arabella nach ihrer Trennung und dem Stocken ihrer Karriere in ein Loch aus Drogen, Sex und Alkohol. Heraus kommt sie nur noch mit professioneller Hilfe. Das ist einer unserer Tipps für euch heute! >> Artikel zum Nachlesen: https://detektor.fm/kultur/was-laeuft-heute-i-may-destroy-you-honeckers-unheimlicher-plan-unsolved-mysteries
In „I May Destroy You“ rutscht Arabella nach ihrer Trennung und dem Stocken ihrer Karriere in ein Loch aus Drogen, Sex und Alkohol. Heraus kommt sie nur noch mit professioneller Hilfe. Das ist einer unserer Tipps für euch heute!Der Artikel zum Nachlesen: https://detektor.fm/kultur/was-laeuft-heute-i-may-destroy-you-honeckers-unheimlicher-plan-unsolved-mysteries
In „I May Destroy You“ rutscht Arabella nach ihrer Trennung und dem Stocken ihrer Karriere in ein Loch aus Drogen, Sex und Alkohol. Heraus kommt sie nur noch mit professioneller Hilfe. Das ist einer unserer Tipps für euch heute!Der Artikel zum Nachlesen: https://detektor.fm/kultur/was-laeuft-heute-i-may-destroy-you-honeckers-unheimlicher-plan-unsolved-mysteries
Zwei Essays über gefallene Helden: Rudi Novotny über das Ende des Mannes als einsamen Cowboy. Und Steven Geyer über den Lieblingsenkel von Erich Honecker und was aus ihm und seiner Generation wurde. Plus DAS POLITISCHE LIED 2019, u.a. mit Vengaboys.
Zwei Essays über gefallene Helden: Rudi Novotny über das Ende des Mannes als einsamen Cowboy. Und Steven Geyer über den Lieblingsenkel von Erich Honecker und was aus ihm und seiner Generation wurde. Plus DAS POLITISCHE LIED 2019, u.a. mit Vengaboys.
100 Dinge, die Sie in Mecklenburg-Vorpommern erlebt haben müssen
Wer hätte das nicht gern, mal reisen wie die Staatsoberhäupter, ruhig, exklusiv und mit besonderer Ausstattung und speziellem Service? Oder zumindest mal schauen, wie die Herrschenden mal gereist sind. Das geht im historischen Bahnhof von Gadebusch. Hier steht er, der Reichsbahn-Schlafwagen von Ex –DDR Staats- und Parteichef Erich Honecker.
100 Dinge, die Sie in Mecklenburg-Vorpommern erlebt haben müssen
Wer hätte das nicht gern, mal reisen wie die Staatsoberhäupter, ruhig, exklusiv und mit besonderer Ausstattung und speziellem Service? Oder zumindest mal schauen, wie die Herrschenden mal gereist sind. Das geht im historischen Bahnhof von Gadebusch. Hier steht er, der Reichsbahn-Schlafwagen von Ex –DDR Staats- und Parteichef Erich Honecker.
Mit einem sowjetischen Militärflugzeug wurden die Honeckers nach Moskau ausgeflogen. Die Bundesregierung war überrumpelt von dieser Nacht- und Nebelaktion.
Christoffer og Kent har tatt turen til Halden for å intervjue Honecker som er i studio i Rockehuset, i anledning Honeckers innspilling av nytt materiale.
Im März 1981 trafen sich in Altenburg zwei Hobbymannschaften aus Ost und West zu einem ungewöhnlichen Freundschaftsspiel. Feature von Naomi Conrad und Michael Hartlep über die verbindende Kraft des Fußballs.
"Diese Partnerschaft ist nicht auf kurzfristige Dinge angelegt, sondern soll langfristig wirken" - Oberbürgermeister von Saarlouis Richard Nospers beschreibt die Ziele der ersten deutsch-deutschen Städtepartnerschaft"Zwei Saarländer unter sich" – "Die Zeit" vom 22.11.85 meinte damit die Visite des Saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine bei einem anderem, nicht weniger bekannten Sohn des Saarlands: Erich Honecker. Mitte der achtziger Jahre waren Besuche bundesdeutscher Politiker in der DDR keine Seltenheit mehr, doch das, was Oskar Lafontaine damals aus Ost-Berlin mitbrachte, sorgte auch international für eine kleine Sensation. Denn bisher bemühte sich das SED-Regime, Kontakte der DDR-Bürger mit der Bevölkerung der BRD möglichst zu beschränken, und nun eine "Wende": die Saarländische Stadt Saarlouis sollte die Möglichkeit erhalten, eine Städtepartnerschaft mit einer DDR-Stadt einzugehen. Wohl die erste deutsch-deutsche! Die Stadtväter Saarlouis’ liebäugelten schon seit längerer Zeit mit einer Partnerschaft mit Halberstadt im Harz, doch es sollte nach dem Willen des Staatsrats-Vorsitzenden eine andere Stadt diese Pionierarbeit übernehmen. Zuerst Stalinstadt genannt Die "erste sozialistische Wohnstadt", Eisenhüttenstadt - ein Vorzeigemodel der DDR-Machthaber - wurde hierfür auserkoren. Entstanden war diese "Retortenstadt" auf Beschluss des 3. SED-Parteitages vom 1.7.50. Ursprünglich hieß sie Stalinstadt (bis 1961) und war als Schlaf- und Wohnstätte für das neuzubauende Hüttenwerk geplant, denn "durch die zielgerichtete Spaltungspolitik der Imperialisten Westdeutschlands und des kapitalistischen Auslandes, besonders der USA-Imperialisten, wurde das Potsdamer Abkommen völkerrechtswidrig gebrochen. Mit ihrer Embargopolitik verfolgten sie das Ziel, eine gesunde ökonomische Entwicklung unseres Landes unmöglich zu machen" – so die offizielle Darstellung in einem Flyer zum 10jährigen Bestehen des sozialistischen Eisenhüttenkombinats. Die ersten Schritte mit einem DDR-Touristenvisum garniert Den Anfang einer Annährung zwischen den beiden deutschen Städten machten die Vertreter von Eisenhüttenstadt mit einem Besuch in Saarlouis im Januar 1986. Schon bei dieser ersten Reise gab es ein Novum, das die Grenzorgane grübeln ließ: die Pässe der Besucher aus der DDR waren mit dem Vermerk "Touristenvisum" versehen, "ein von den Kennern des deutsch-deutschen Verhältnisses als bemerkenswerter Umstand und Neuigkeit eingestufter Vorgang", wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 23.3.86 urteilte. Bei diesem Treffen wurden erste Gespräche geführt, die im April in Eisenhüttenstadt fortgesetzt wurden. Der "Kölner Stadt Anzeiger" schrieb am 29.4.86: "Honeckers alte Liebe trägt erste Früchte." Austausch von Jugend- und Berufsgruppen, Vereinen und Delegationen Schließlich wurde eine Fülle von Formen der Partnerschaft vereinbart, wie etwa der Austausch von Jugendgruppen, gegenseitige Besuche verschiedener Berufsgruppen und Vereine wie auch offizieller Delegationen. Am 19.9.86 wurde es nun amtlich: die erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaft wurde in Saarlouis mit den Unterschriften der Oberbürgermeister von Saarlouis und Eisenhüttenstadt besiegelt. Eine zweite Unterschriftszeremonie war für Oktober des gleichen Jahres in Eisenhüttenstadt vorgesehen. In den deutsch-deutschen Beziehungen eröffnete sich ein neues Kapitel: beim innerdeutschen Ministerium lagen zu diesem Zeitpunkt knapp 400 Anträge und Anfragen zu Städtepartnerschaften mit DDR-Städten. Ein Teil von ihnen wurde Wirklichkeit. 18 Monate nach der Besiegelung der ersten deutsch-deutschen Städtepartnerschaft nahm DW-Mitarbeiter Burkhard Birke das bisher Erreichte unter die Lupe. Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Ich gehe davon aus, dass dies jetzt so durchgeführt wird" - der Staatssekretär Ottfried Hennig kommentiert die Abbauabsichten der Selbstschussanlagen an der innerdeutschen GrenzeEine Pressemeldung sorgt für Wirbel Die deutsche Presse hatte am 28. September 1983 eine Sensation zu vermelden: die DDR wolle die gefürchteten und verhassten Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze vollständig abbauen. Doch diese Meldung hatte allerdings einen Schönheitsfehler: diese Ankündigung kam von bundesdeutschen Politikern – eine offizielle Stellungnahme der DDR fehlte bis dato. Erst am 5. Oktober 1983 bestätigte Erich Honecker in einem Interview mit österreichischen Journalisten den vollständigen Abbau der SM 70-Anlagen – inoffiziell eine nette Geste an Franz Josef Strauß nach der Vermittlung eines Milliardenkredits für die DDR. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete einen Tag darauf: „Ost-Berlin lässt erstmals das Wort ‚Selbstschussanlagen’ drucken.“ Zu diesem Zeitpunkt schätzte man die Anzahl der Tötungsautomaten auf 54 000, die seit 1971 aufgebaut wurden. Die Anzahl der Opfer, die von diesen Schussanlagen getötet oder verletzt wurden, war in der Bundesrepublik 1983 unbekannt. Ein politischer Häftling rächt sich am DDR-Regime Bei der SM 70 – so die offizielle Bezeichnung – handelte es sich um eine Streumine, die durch das Berühren eines Drahtes gezündet wurde. Den Aufbau einer solchen Mine konnten die Bundesbürger bereits im April 1976 genau studieren. Dies hatten sie einem ehemaligen politischen Häftling aus der DDR, Michael Gartenschläger, zu verdanken. Gartenschläger, in der DDR aus politischen Motiven zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilt und nach knapp zehn Jahren von der Bundesregierung freigekauft, gelang es in der Nacht zum 30. April 1976 eine SM 70 von einem Grenzzaun abzumontieren und dem „Spiegel“ zu übergeben. Die von dem Hamburger Magazin veranlasste wissenschaftliche Untersuchung des Schießgerätes förderte nun Einzelheiten über seinen Aufbau und die Funktionsweise an den Tag. Die Tötungsmaschine SM 70 und ihre Opfer Es stellte sich heraus, dass dieser Automat 102 Gramm Sprengstoff enthielt, der bei einer Detonation 90 scharfkantige Eisenwürfel über einen Schusstrichter feuerte. In einer Entfernung von 10 Metern wurden solche Schiessapparate in drei verschiedenen Höhen - 0,40, 1,50 und 3,00 Meter - an den Pfählen angebracht. Der „Klau an der Grenze“ hatte auch einen positiven Nebeneffekt. In seiner Ausgabe vom 12. April 1976 veröffentlichte „Der Spiegel“ nicht nur die Ergebnisse der Untersuchung – man wusste nun auch, dass man so eine Selbstschussanlage entschärfen kann und man wusste außerdem wie. Die genaue Anleitung hierzu verheimlichte die Zeitschrift ebenfalls nicht. Wie oft diese Tötungsmaschinen ihre mörderische Funktion erfüllten, lässt sich heute nur schwer nachvollziehen. Im „Deutschland Archiv“ Nr. 39 aus dem Jahr 2008 wird zwar in dem Artikel von Hans-Hermann Hertle und Gerhard Sälter „Die Todesopfer an Mauer und Grenze“ von 33 Todesfällen gesprochen, die für die Staatsanwaltschaft Berlin nachweislich durch Erdminen und SM 70 ums Leben gekommen sind, doch die genaue Zahl bleibt weiterhin im Dunkeln, zumal die DDR-Organe stets darum bemüht waren, Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu vertuschen. Die letzte Selbstschussanlage wurde am 30.11.1984 abgebaut, die Grenze blieb weiterhin dicht. Zwei Tage nach der Ankündigung Honeckers über die Demontage der SM 70-Schussanlagen sprach am 7. Oktober 1983 DW-Redakteur Dieter Jepsen-Föge mit dem damaligen parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Ottfried Hennig, über den DDR-Vorstoß. Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Der Sozialismus auf deutschem Boden, er steht nicht zur Disposition"- so Egon Krenz in einer Rede nach seiner Wahl zum Nachfolger von Erich Honecker. Ein Kurzportrait des neuen Generalsekretärs des Zentralkomitees der SED, gezeichnet von DW-Redakteur Hans-Jürgen Pickert (Aufnahmedatum: 19.10.1989)
Vor 25 Jahren besuchte erstmals in der Geschichte beider deutscher Staaten ein Staatsoberhaupt der DDR die Bundesrepublik. Am 7. September 1987 wurde Erich Honecker mit allen militärischen und protokollarischen Ehren in Bonn empfangen. Im Mittelpunkt des fünftägigen "Arbeitstreffens" standen die Verbesserung der innerdeutschen Beziehungen, insbesondere beim Reise- und Besuchsverkehr, Familienzusammenführungen, Wirtschaftskontakte und der Umweltschutz. Das deutsch-deutsche Gipfeltreffen markierte für den Staats- und Parteichef der DDR einen Höhepunkt seiner politischen Anerkennungsbemühungen. Bundeskanzler Helmut Kohl dagegen betonte nachdrücklich die Offenheit der deutschen Frage. Vortrag: Prof. Dr. Martin Sabrow Podiumsgespräch mit Dr. Claus-Jürgen Duisberg, Prof. Dr. Igor Maximytschew, Ulrike Poppe, Prof. Dr. Martin Sabrow, Dr. Hans Voß Moderation: Jürgen Engert