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Unsere Heimat ist im Himmel, heißt es in vielen Gebeten und Texten und sogar manchmal noch auf Todesanzeigen. Und in einem Lied heißt es: "Unsere Heimat ist im Himmel, unsere Heimat ist nicht hier, wie Nomaden ziehn wir weiter, unsere Heimat ist bei Dir." –Am Fest Christi Himmelfahrt haben wir ja dieses Paradox gefeiert. Christus ist aufgestiegen zum Vater im Himmel und hat gleichzeitig versprochen, alle Tage unseres Lebens bei uns zu bleiben. Und wenn wir das tatsächlich ernsthaft bedenken, ist diese Zusage Jesu die absolute Kraft für unser Leben hier. Und bei vielen Menschen kann man deutlich spüren und erleben, dass sie aus dieser Kraft immer leben und gelebt haben.Heute Vormittag wird unsere Schwester beerdigt, die zwei Tage vor dem Himmelfahrtsfest im 101. Lebensjahr gestorben ist. Wenn ich bedenke, in welcher Zeit sie gelebt hat: geboren zwischen den beiden Weltkriegen, als junges Mädchen die Verirrungen der Nazizeit erlebt, dann den 2. Weltkrieg mit all dem Schlimmen für die Bewohner der großen Städte, dann die Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte und dem Warten auf die Heimkehr der Brüder aus der Gefangenschaft, Krankenpflege gelernt und in den Orden eingetreten, vielfältige Dienste und Stationen, Verantwortung für Mitschwestern und Pflegeschülerinnen, Entwicklungen in der Kirche und im Orden nach dem 2. Vatikanischen Konzil, große Veränderungen in der Gesellschaft mit allen Höhen und Tiefen, Deutsche Einheit und mehr Erleben der Internationalität im Orden, leben und Leben gestalten im Altenheim für die älteren Mitschwestern und mit sich selbst, Schwachsein und müde sein gut aushalten und sich nie gehenlassen.Bei einer Umfrage im Januar zu Themen des Heiligen Jahres "Pilger der Hoffnung" hat sie mir einen bemerkenswerten Satz gesagt: "Ich bezeichne mich als "Pilgerin der Hoffnung, weil ich immer hoffe, dass ich den Plan Gottes mit mir erfüllen kann." – Das zeugt von einem starken, biblisch fundierten Selbstbewusstsein und einer Hoffnung, die nie untergehen wird.Sind sie ein Pilger, eine Pilgerin der Hoffnung?
Es gibt viele Wallfahrtsorte, die sehr bekannt sind und zu denen viele Menschen wallfahren: nach Kevelaer und Altötting, nach Vierzehnheiligen oder zum Kölner Dom. Aber es gibt sehr kleine Orte, die nur im Umkreis bekannt sind, und nur ein oder zweimal im Jahr richtig viel besucht werden. Einer dieser Orte ist das Klüschen Hagis im Eichsfeld, wo auch in diesem Jahr wieder am Himmelfahrtstag die Männerwallfahrt stattgefunden hat. Sie stand in diesem Jahr unter dem Leitwort "Pilger sind wir" und greift das Bild der Kirche als "pilgerndes Volk Gottes" auf. In Verbindung mit dem Motto des Heiligen Jahres hat es dazu eingeladen, sich bewusst auf den Weg zu machen – mit einem Ziel und einer inneren Ausrichtung. Pilgern bedeutet mehr als Wandern – es bedeutet den Weg aus der Begegnung mit Christus zu gehen. Es bietet die Gelegenheit, innezuhalten, neue Impulse zu erhalten und den eigenen Glauben in Gemeinschaft zu vertiefen. Und die Männerwallfahrt war immer mitten im politischen Umfeld auch hochpolitisch.1956 nämlich, als sich immer mehr herausgestellt hat, dass sich die Teilung unseres Landes verfestigen würde und die Politik immer kirchenfeindlicher geworden ist, haben einige mutige Männer diese Wallfahrt ins Leben gerufen. Und sie wurde der jährliche Höhepunkt für oft mehr als 20 000 Männer und Jugendliche. Gemeinsam als Christen in einem feindlich gesinnten Umfeld zusammenstehen, Gottesdienst feiern und sich im Glauben stärken lassen, war eine starke Botschaft. Die Themen der Wallfahrten über diese 68 Jahre hin, lassen deutlich spüren, was gerade gesellschaftlich relevant war: 1957 "Ihr sollt meine Zeugen sein" / 1962, nach dem Bau der Mauer – "Löscht den Geist nicht aus" / 1972 nach der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki: "Christen verantworten gemeinsam" / 1989, als die politische Situation in der DDR im schwieriger wurde: "Die Freude am Herrn ist unsere Stärke" /1990, im Jahr des großen Umbruchs in Deutschland: "Preiset Gott, den Herrn, zu jeder Zeit" …um nur einige zu nennen. Einer der wichtigen Aspekte auf dieser Wallfahrt ist immer die Predigt des jeweiligen Bischofs: es geht immer um die politische und gesellschaftliche Situation im Land, Missstände werden benannt und Ermutigungen für das Leben aus dem Glauben im Alltag gegeben. Das war zu Zeiten der DDR-Diktatur überlebensnotwendig, damit die Christen mutig und gestärkt weitergehen konnten. Interessanterweise ist die Wallfahrt nie verboten worden. Das haben die Staatsverantwortlichen nicht gewagt. Vielen Männern ist bei vielen Wallfahrten deutlich geworden, dass Christsein immer eine politische Dimension hat: um Gottes Willen für die Menschen da sein, auch wenn es unbequem und gefährlich ist. Der gesellschaftliche Aspekt des Evangeliums wurde für viele Menschen hier erst richtig deutlich. "Pilger sind wir" ist auch ein gutes Wort über unserem neuen Tag und diese neue Woche.
Abschied nehmen, das ist etwas, was einem manchmal sehr schwerfällt. Abschied von einem geliebten Menschen, der stirbt, Abschied von einer liebgewonnenen Gewohnheit, Abschied von einem Ort, an dem man sich lange Zeit sehr wohlgefühlt hat. Gestern mussten die Jünger von Jesus Abschied nehmen. Vierzig Tage war er ihnen nach seiner Auferstehung von den Toten immer wieder erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen, wie es in der Apostelgeschichte heißt. Und dann wurde er vor ihren Augen emporgehoben, eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.Doch die Zurückgelassenen waren alles andere als traurig. Sie kehrten in großer Freude nach Jerusalem zurück, waren immer im Tempel und priesen Gott, so endet das Lukasevangelium. Woher kommt diese Freude? Jesus hatte ihnen etwas mit auf den Weg gegeben: Die Jünger sollten den Heiligen Geist empfangen, der auf sie herabkommen wird. Und sie sollen Zeugen Jesu sein, nicht nur in Judäa und Samarien, sondern bis an die Grenzen der Erde. Was für eine Aufgabe für diese kleine Truppe, die noch vor sechs Wochen vor einem Scherbenhaufen stand!Jede Zeit endet einmal: Wie es für uns heute manchmal Abschied nehmen heißt, so war es auch damals klar, dass die Zeit des irdischen Jesus einmal vorbei sein wird. Aber es ist etwas geblieben. Vom Heiligen Geist angetrieben haben die Jünger Jesu die Frohe Botschaft in alle Winkel der damaligen Welt gebracht, auch wenn nicht immer alles reibungslos lief. Wenn uns heute ein geliebter Mensch verlässt, mischt sich in den Schmerz auch ein Gefühl von Dankbarkeit, diese Person gekannt und erlebt haben zu dürfen. Und es tröstet uns zu wissen, dass sie jetzt bei Gott ist. Abschied von einem liebgewonnenen Ort oder einer liebgewonnenen Gewohnheit bedeutet auch der Aufbruch zu neuen Ufern mit vielleicht ganz anderen Möglichkeiten.Vielleicht sind diese Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten in besonderer Weise dafür geeignet, solche Aufbrüche zu wagen oder manche neue Herausforderung in unserem Leben anzunehmen. Der Heilige Geist macht es möglich, sie zu bestehen.
Dieses schöne Fest Christi Himmelfahrt ist ein Paradox: Jesus geht heim zu seinem Vater, aber er bleibt auch bei seinen Jüngern, die er verlässt und bleibt also auch bei uns. Er sitzt zur Rechten seines Vaters im Himmel und sagt seinen Jüngern: "Seid gewiss, ich bleibe bei euch, bis zum Ende der Welt." – Wir wissen ja nicht, wo der Himmel ist und die Berichte in den Evangelien, wo es heißt, "noch während er sie segnete, wurde er zum Himmel emporgehoben" zeigen uns die Richtung, wo es hingeht: zum Vater, in die himmlische Heimat.Im Englischen ist der Unterscheid schneller zu verstehen, wenn es zwei Begriffe für "Himmel" gibt: "sky" und "heaven" – Jesus fuhr nicht "auf" in den "sky". Jesus ging in den "heaven", in den Ort, die Zeit, die Dimension, die allein Gott gehört. Und die konnten und können wir uns fast nur räumlich, also über uns oben vorstellen. In einem älteren Gedicht von Wilhelm Willms heißt es aber auch: "weißt du wo der Himmel ist außen oder innen? eine Handbreit rechts nach links du bist mitten drinnen! weißt du wo der Himmel ist nicht so tief verborgen? einen Sprung aus dir heraus aus dem Haus der sorgen weißt du wo der Himmel ist nicht so hoch da oben? sag doch ja zu dir und mir du bist aufgehoben"Ich kenne Situationen und Momente, wo ich mich wie im Himmel fühle: wenn ich verstanden werde, wenn ich mich geborgen und angenommen weiß, wenn ich anderen Menschen dienen kann und sie den Dienst auch annehmen können und noch vieles mehr. Aber meine Hoffnung auf Himmel ist mehr. Im Philipperbrief heißt es: "Unsere Heimat ist im Himmel", also dort wo Jesus Christus lebt und wohin er vorausgegangen ist, um uns eine Wohnung, eine Bleibe ein unendliches Zuhause zu bereiten. Dort gehören wir hin und dorthin geht auch meine Sehnsucht. In SEINER Nähe sein, eine Heimat haben, die unverlierbar ist und in die wir immer Nachhause zurückkönnen. Wo wir erwartet werden.
Nach einem der kräftigen Regengüsse, mit dem unsere Gegend in den letzten Tagen sehr gut gewässert worden ist, habe ich am Gartenzaun gestanden und alles bewundert, was jetzt so richtig loslegt. Die Stachelbeeren sind schon richtig dick und die Johannisbeeren zeigen sehr deutlich, dass sie Lust auf Wachsen und Reifen haben. Und erst die Hortensien. Sie haben viele Blüten angesetzt und freuen sich aufs Blühen. Und ein Mann, der sich dazu gesellt hat, bemerkte beeindruckt: Oh schauen Sie mal die vielen kleinen Äpfelchen, die sich an dem kleinen neuen Baum gebildet haben und nur warten, dick und rund und reif zu werden. Ich hatte das auch schon gesehen und habe ihm aber erzählt, dass der Baum im vorigen Jahr auch viele Äpfel getragen hat, die aber, lange vor der Reife, allesamt in einer Nacht geklaut worden sind. Ach schade, meinte er, aber in diesem Jahr bleiben sie vielleicht dran und dann gibt es mindestens Äpfel für einen schönen großen Apfelkuchen. Wir mussten beide lachen bei dieser leckeren Vorstellung, aber ehrlich gesagt habe ich mich ein bisschen geschämt. Statt mich über das Neue und Kommende zu freuen, bin ich an längst Vergangenem hängen geblieben.In unserer Kirche passiert uns das auch zu oft. Nicht unbedingt, dass früher alles besser war, ist der Tenor, sondern dass wir an manchen Erscheinungsformen von Kirche und Gemeinde so gerne festhalten wollen, obwohl es kaum Zukunft hat. Wenn ich an einem normalen Werktag mit 15 Leuten im Gottesdienst sitze, denke ich an wunderbare und übervolle Gottesdienste im Feuerwehrhaus, beim Schützenfest, bei Wallfahrten und Katholikentagen.Morgen am Himmelfahrtstag gibt es viele Gottesdienste draußen und viele Leute kommen und genießen es sehr in Gottes schöner Schöpfung zu feiern. Vielleicht könnten wir viel mehr daran arbeiten, Gottesdienste zu Begegnungsorten mit Gott und untereinander zu machen, die Leib und Seele berühren und den ganzen Menschen ansprechen. Und dann anschließend bei Bier und Gegrilltem oder Kaffee und leckerem Apfelkuchen miteinander die Danksagung, das bedeutet ja Eucharistie, weiterfeiern.
Anfang voriger Woche habe ich einige unserer alten Schwestern im Altenheim besucht und fand unsere älteste Schwester im Sessel sitzend und schwer atmend. Eine Krankenschwester kommt dazu und meint: "Ja das Herz ist schwach und sie ist ja auch schon über 100." Als sie draußen war, meinte die alte Schwester zu mir: "Und, was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?" Ich war ziemlich verblüfft ob dieser Frage und konnte nur antworten, dass ich ja jetzt erstmal sie besuchen und ein wenig bei ihr bleiben würde. Wir haben geplaudert und sie hat sich beruhigt und der Atem ebenso.Vier Tage später liegt sie sterbend in ihrem Bett und ich kann spüren, dass sie etwas will. Und ich höre sie flüstern: "Großer Gott wir loben Dich" – Soll ich das singen? Ja. Also habe ich die erste Strophe gesungen und sie hat ihre Lippen dazu bewegt. Nach der ersten Strophe habe ich aufgehört und sie hat weitergeflüstert: "Alles was Dich preisen kann" – Also habe ich weitergesungen und sie schaute sehr zufrieden und gelöst.Und dann ist mir ihre Frage vom Montag wieder eingefallen: "Und, was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?" Jetzt kann ich antworten, den großen Gott zu loben und zu preisen im Gebet und Gesang, aber auch im normalen alltäglichen Leben. Das genau sind unsere Aufgaben, Pläne und Ziele als Christen. Und wie das geht, sieht ja bei jedem anders aus.Unsere Mitschwester hat ihr ganzes berufliches Leben lang als Krankenschwester gearbeitet, war in einigen Konventen Oberin, um sich um das Wohl der Schwestern zu kümmern und hat zehntausende von Gebetszeiten in ihren Konventen mitgebetet. Und auch seit ihrer Zeit im Schwesternaltenheim hat sie nie aufgehört, sich um Mitschwestern zu kümmern und zu sorgen, Laudes und Vesper gemeinsam zu beten, zur Heiligen Messe zu gehen und den Rosenkranz zu beten. Und wenn der Abstand zwischen den monatlichen Bibelgesprächen mal etwas größer war, hat sie immer gefragt, wann es denn endlich wieder stattfindet, das miteinander darüber nachzudenken, was ein Wort aus der Bibel für ihr eigenes Leben bedeuten könnte. Sie beeindruckt mich, seitdem ich sie kenne und seit einigen Tagen bleibt in mir und vielleicht auch für Sie daheim die Frage, die sie mir gestellt hat: "Und, was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?"
Vor ein paar Jahren hatte ich eine Firmgruppe und ich habe mit vielen Variationen versucht, die jungen Leute an den Inhalt des Sakramentes und an die Sendung des Heiligen Geistes heranzuführen. Ich fand die Pfingstsequenz, die am Pfingstsonntag vor dem Evangelium gesungen wird, schon immer sehr treffend, wenn ich beschreiben wollte, worum es bei der Geistsendung geht. Also haben wir uns den Text angeschaut und eine Teilnehmerin meinte, man könnte doch den Text ein bisschen sprachlich aufpeppen, damit man versteht, um was es geht.Ich fand das eine gute Idee und wir haben in drei Gruppen mit ziemlichem Ehrgeiz daran gearbeitet. Nach einer halben Stunde haben alle ihre Neufassung vorgestellt und alle waren irgendwie nicht zufrieden. Es war kein großer Wurf dabei und ein sonst schüchterner Junge meinte, wir können ja mal die ursprüngliche Version beten, dann sehen wir weiter.Ich habe geschmunzelt und wir haben das dann auch gemacht. Und hinterher war klar: da ist alles drin, damit man Pfingsten und den Heiligen Geist ein bisschen besser versteht. Also, blieben wir bei dem Text. Und ich bete ihn auch heute noch sehr gern und möchte das jetzt mit Ihnen tun: Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.In der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit. Amen.
Zum Ende dieser Morgenimpulswoche habe ich noch ein Lied mitgebracht. Es ist ebenfalls beim Jubiläum am Samstag gesungen worden und passte in den Tag, in das Fest und zu der Frau, die gefeiert worden ist. Und natürlich auch zu uns, den Gästen dieses Festes. Der Titel lautet: Spar Deinen Wein nicht auf für morgen"Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein!Leg was du hast in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein.Spar nicht mit deinen guten Worten. Wo man was totschweigt, schweige nicht.Und wo nur leeres Stroh gedroschen, da hat dein gutes Wort Gewicht!Spar deine Liebe nicht am Tage für paar Minuten in der Nacht.Hol sie aus ihrer Dunkelkammer, dann zeigt sie ihre Blütenpracht.Spar deinen Mut nicht auf für später, wenn du mal "was ganz Großes" bist.Dein kleiner Mut hilft allen weiter, weil täglich Mut vonnöten ist.Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein!Leg was du hast in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein."Es geht wieder um genau das, was ein Fest, ein Zusammensein, ein Zusammenleben und ein Zukunftsmodell sein kann: In der Gegenwart leben und für Freunde immer da sein / Das was Du hast, teilen und zur Verfügung stellen / gute Worte statt leerer Phrasen / nichts totschweigen, sondern zur Sprache bringen / Mut haben und nicht auf später warten / deinen kleinen Mut zur Verfügung stellen / den Wein, das Brot, die Liebe schenken – durchs Schenken wird man reich allein. Während der Agape nach dem Gottesdienst wurde es gesungen und es hätte auch mitten im Gottesdienst sein können. Weil dort genau all das geschieht: Wein, Brot und Liebe wird geschenkt und verteilt sich unter allen und wird nach draußen getragen und weitergegeben. Von mir und von Ihnen und von Jesus und von allen, die mit ihm gehen und singen und wissen: "Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein! Leg was du hast in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein."
Ein Fest am vergangenen Samstag begann mit einer Heiligen Messe und anschließender Agape mit Suppe, Brot, Getränken und Pudding. Und zur Sammlung aller, die gekommen waren, mit der Einladung am Tisch Platz zu nehmen, hat einer ein Lied gesungen mit einem Text von Gerhard Schöne mit dem Titel: So muss ein Festmahl sein!Komm zu uns, komm zu Tisch, hier ist Platz noch für dichWas du geben kannst, leg in die Runde.Sei es Wein, sei es Schmalz, sei es Brot oder Salz. Es ist gut zu gegebener StundeSo muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein LiedAuf die Freundschaft den Toast! Suchst du Rat, suchst du Trostdann wird sich wohl für dich jemand finden.Denn du bist hier gefragt. Jede, die etwas wagt die ihr Fähnlein nicht dreht nach den Winden So muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein LiedEine sagt ein Gedicht. Einer spendet ein Licht. Und entlockt ein paar Worte den Stummen.Dieser suchte und fand, Jene reicht ihre Hand. Eine schenkt einer anderen, BlumenSo muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein LiedVielleicht können wir wieder lernen, zu einem Fest etwas mitzubringen das mehr ist als ein handelsübliches Geschenk, etwas einzubringen, das anderen guttut, Worte zu wählen, die notwendend sind, etwas zu suchen, nach dem ich schon länger Ausschau halten möchte und auch etwas finden zu wollen, was mehr ist als ein kleines Giveaway für den Heimweg. Wie es im Refrain heißt:So muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein Lied
In einem Ordenskonvent wird relativ viel gesungen, weil die alte Weisheit, dass Gesang doppeltes Gebet sei, auch wirklich schön ist. In den gemeinsamen Gebetszeiten morgens, mittags und abends sind es ganz eigene Texte und Melodien, die mir immer sehr gefallen. Viele Lieder, die aus dem Gotteslob gesungen werden, sind Ihnen zuhause und uns sehr vertraut und wir singen mit und die Melodie ist schön und der Text spricht mir vielleicht aus der Seele. Manchmal eben auch nicht und dann denke ich, wie könnte so ein Gesang noch viel mehr das ausdrücken, was mir wirklich auf dem Herzen liegt oder in der Seele brennt.Ein solches Lied habe ich dieser Tage auf einem Fest gehört und mein Herz ist gehüpft vor Freude und ich habe den Text aufgesogen wie eine Verdurstende. Sie kennen das Lied: "Nun danket Alle Gott mit Herzen Mund und Händen" – Und nun habe ich dieses Lied gehört mit der vertrauten Melodie, aber mit dem neuen Text von Gerhard Schöne:"Nun danket Alle Gott mit Herzen Mund und Händen, die uns so liebevoll beschenkt an allen Enden.Die zärtlich uns umhüllt, uns birgt in ihrem Schoß, wenn uns so Elend ist, so weh und heimatlos.O Gott, mein großes Glück, Dein Lieben hat kein Ende. Du hältst mich nicht zurück, wenn ich mich von Dir wende.Doch wenn ich ausgebrannt, verzweifelt schrei nach Dir, kommst Du mir nachgerannt und heilst die Wunden mir.Mein Gott, ich freu mich so, wenn ich Dich bei mir spüre und werde nicht mehr froh, dann, wenn ich Dich verliere.Bleib bei mir wertes Licht, lass lachen meinen Mund, erhelle mein Gesicht und küss mein Herz gesund."Soweit dieser ganz neue Text auf ein sehr altes Lied aus dem Jahr 1636. Es entzückt und bewegt mich, seit ich es gehört habe und es bringt Dinge in mir zum Klingen, wie es beim Ursprungstext schon lange nicht mehr geschehen ist. Es sind Worte voller Liebe zwischen Gott und dem Singenden und voller Glaube und Hoffnung, weil Gott ein Gott der Liebe ist und ich mich nur immer wieder daran erinnern und mir klarmachen kann, dass ER alles ist, was wir Menschen zum Leben brauchen.
Ja, ich gebe es gerne zu: Ich bin immer noch und trotz aller Skandale und Verrücktheiten ein unrettbarer Fußballfan. Ich schaue nicht viele Spiele, weil mir die Zeit dazu fehlt und mir 90 Minuten oft echt zu lang sind. Radio ist da schon besser. Aber am vergangenen Wochenende gab es Kombinationen von Ereignissen, die mich den Fußball immer noch mehr lieben lassen. Nach einem schönen Ordensjubelfest mussten wir im Auto zurückfahren und haben das erste Tor vom BVB bejubelt, wobei der Fahrer sich echt beherrschen musste, jetzt nicht mit 180 über die Autobahn zu düsen. Zuhause angekommen konnten wir das 2:0 erleben und die Riesenfreude über den Sieg und die Teilnahme an der Championsleage in der kommenden Saison.Am Sonntagmorgen dann das Mitfeiern des Gottesdienstes aus Rom mit den unglaublichen Bildern von hunderttausendfacher Gemeinschaft und Gebet und innerer Bewegtheit und Worten zur Einheit der Kirche, zur Rückkehr zur Liebe Gottes und dem Aufruf zum Frieden. Und anschließend Besuch auf dem Olper Stadtfest mit vielen Kontakten, Gesprächen, Musik und asiatischen Köstlichkeiten. Und am Nachmittag das Finale der 2. Bundesliga mit dem Sieg des FC Köln, der Aufstiegsparty und, fast zu kitschig um wahr zu sein, die Paveier auf dem Olper Marktplatz mit dem Song "Schön ist das Leben".Ja, manchmal ist das Leben geballt voller Schönheit und wir tanken unser Inneres auf mit wunderbaren Bildern, Musik, Worten, überbordenden Gefühlen und Emotionen. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie wunderbar Gott uns geschaffen hat. Auch in Zeiten, wo es so alltäglich dahinplätschert oder Sorgen überhand zu nehmen scheinen, können wir diese gespeicherten Momente erinnern und uns freuen und wieder Kraft daraus gewinnen.Egal, ob ein Fest, ein Gottesdienst, ein Konzert, ein Sieg im Fußball und eine Stadt im Rausch oder etwas ganz anderes: Wir brauchen die gemeinsamen Erlebnisse, weil sie uns untereinander verbinden und vereinen, den Alltag unterbrechen und Lust auf Zukunft machen. Gemeinsam und mit Menschen, die wir vielleicht vorher gar nicht kannten und die jetzt eine gemeinsame Erfahrung und Erinnerung mit uns haben. Genau so geht Gemeinschaft, Gesellschaft und Kirche und nutzen wir diese Chancen, wenn wir sie bekommen können. Es ist wunderbar.
Am Samstag hatten wir ein ungewöhnliches Fest. Der Anlass war nicht so ungewöhnlich. Eine Schwester hat ihr 60-jähriges Ordensjubiläum gefeiert. Nach den Exerzitien vor drei Wochen war das große gemeinsame Fest im Mutterhaus. Und nun das ganz persönliche Fest. Die Einladung hat mit einem Text begonnen und begründet, warum 60 Jahre Ordensleben zu feiern sich lohnt.Sie schreibt: "Dank für 60 Jahre Ordensleben, eine lange Zeit. Eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, mit reichen Glaubenserfahrungen und vielen Zweifeln, mit einigen Antworten, aber mit viel mehr Fragen. Dafür Dank an Gott, an meine Ordensgemeinschaft und viele Menschen, die mich auf dem Weg begleitet haben: als Freundin oder Vertraute, als Gesprächspartnerin, als Mutmacherin oder als Mahnerin. Das hat mein Leben reich gemacht und macht es noch. Das möchte ich gerne mit euch feiern."Und wenn man nur die äußeren Daten und Wegstationen sieht, spürt man etwas von der Fülle dieser 60 Jahre: Gemeindereferentin in einer Großstadtpfarrei, Noviziats- und Junioratsleiterin der Gemeinschaft, dann Obdachlosenseelsorgerin in Köln und danach Provinzoberin der deutschen Provinz und danach manche andere Aufgabe in der GFO und der Ordensgemeinschaft. Und trotzdem ist der Ort des Festes etwas ungewöhnlich. Es ist die Obdachlosenkirche Gubbio in Köln, deren Start und Entwicklung viele Jahre von ihr betrieben wurde. Und dann dort Dankgottesdienst feiern und zusammen essen, trinken, weiterfeiern.Ich denke, viele von Ihnen, die schon viele Jahrzehnte leben, vielleicht hohe Ehejubiläen gefeiert haben oder Dienstjubiläen in Firmen, Jubelkommunionen oder Ähnliches, wissen, dass Lebenszeit sehr vielfältig und mit Höhen und Tiefen verbunden ist. Wenn Sie dann sagen können: Das alles hat mein Leben reich gemacht und macht es noch, das möchte ich gerne mit euch feiern, dann wird es garantiert ein gelingendes Fest.
Unser neuer Papst wird am Sonntag in sein Amt offiziell eingeführt. Aber er hat schon viele Termine und Begegnungen wahrgenommen und einige bemerkenswerte Dinge gesagt. Am Montag nach seiner Wahl, hat er die vielen tausend Medienvertreter getroffen, die über die Beerdigung von Papst Franziskus, das Konklave und seine Wahl berichtet haben. Aus der Ansprache an die Medienleute möchte ich ein paar Sätze zitieren. Er sagt: "Wir leben in Zeiten, die schwer zu bewältigen und schwer zu beschreiben sind. Zeiten, die uns alle vor Herausforderungen stellen, vor denen wir uns jedoch nicht drücken dürfen. Im Gegenteil, diese Zeiten verlangen von jedem von uns, dass wir in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten niemals der Mittelmäßigkeit verfallen. Die Kirche muss sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Und auch Kommunikation und Journalismus existieren nicht außerhalb von Zeit und Geschichte. Daran erinnert uns der heilige Augustinus, wenn er sagt: "Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit“. Da ist also zum einen die Bitte, in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten nicht der Mittelmäßigkeit zu verfallen. Viele von uns kennen das: im normalen Alltag ist so viel Routine und so viel Alltag und Mittelmaß, dass wir oft gar nicht daran denken, uns aufzuraffen und danach zu schauen, wie wir das, was uns aufgetragen ist, besser und göttlicher gestalten können. Und dann kommt das Wort des Heiligen Augustinus, das von Papst Leo zitiert wird: "Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit“. Wie wir sind, ist unsere Zeit. Welch ein Gedanke. Wir sind oft eher geneigt zu denken, dass die Zeit in der wir leben schlimm ist und schlimmer als früher. "Wie wir sind, so ist die Zeit" sagt aber Augustinus. Die Herausforderung für jede und jeden von uns heute ist es, so zu leben und mit den Mitmenschen umzugehen, dass wir in unserem Umfeld nicht im Mittelmaß bleiben, sondern die Zeit gestalten - lebendig und liebenswert.
Unser neuer Papst wird am Sonntag in sein Amt offiziell eingeführt. Aber er hat schon viele Termine und Begegnungen wahrgenommen und einige bemerkenswerte Dinge gesagt. Am Montag nach seiner Wahl hat er die vielen tausend Medienvertreter getroffen, die über die Beerdigung von Papst Franziskus, das Konklave und seine Wahl berichtet haben.Aus der Ansprache an die Medienleute möchte ich ein paar Sätze zitieren. Er sagt: "Wir leben in Zeiten, die schwer zu bewältigen und schwer zu beschreiben sind. Zeiten, die uns alle vor Herausforderungen stellen, vor denen wir uns jedoch nicht drücken dürfen. Im Gegenteil, diese Zeiten verlangen von jedem von uns, dass wir in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten niemals der Mittelmäßigkeit verfallen. Die Kirche muss sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Und auch Kommunikation und Journalismus existieren nicht außerhalb von Zeit und Geschichte. Daran erinnert uns der heilige Augustinus, wenn er sagt: 'Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit'."Da ist also zum einen die Bitte, in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten nicht der Mittelmäßigkeit zu verfallen. Viele von uns kennen das: Im normalen Alltag ist so viel Routine und so viel Alltag und Mittelmaß, dass wir oft gar nicht daran denken uns aufzuraffen und danach zu schauen, wie wir das, was uns aufgetragen ist, besser und göttlicher gestalten können. Und dann kommt das Wort des Heiligen Augustinus, das von Papst Leo zitiert wird: "Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit".Wie wir sind, ist unsere Zeit. Welch ein Gedanke. Wir sind oft eher geneigt zu denken, dass die Zeit, in der wir leben, schlimm ist und schlimmer als früher. "Wie wir sind, so ist die Zeit", sagt aber Augustinus. Die Herausforderung für jede und jeden von uns heute ist es, so zu leben und mit den Mitmenschen umzugehen, dass wir in unserem Umfeld nicht im Mittelmaß bleiben, sondern die Zeit gestalten – lebendig und liebenswert.
Heute früh, als ich nach dem Wachwerden aus dem Fenster geguckt habe, war ich doch mehr als überrascht: Die wunderbar grünen Wiesen hatten einen weißen Hauch. Es hat leichten Nachtfrost gegeben und das ist gar nicht so ohne: Viele Pflanzen und Blüten, die sich schon gut gezeigt haben, können durch Frost um diese Zeit noch ernsthaft gefährdet werden und später die Ernte geringer ausfallen lassen. Aber dann ist mir auch eingefallen: Wir haben die Eisheiligen. So nennen wir die Heiligen, die zwischen dem 11. und 15. Mai ihren Gedenktag haben und es genau diese Zeit ist, in der es oft noch eine kalte Luftmassenbewegung über Europa gibt und alles, was durch den warmen Frühling schon gekommen ist, noch gefährden kann.Über diese Tage der Eisheiligen gibt es viele Sprüche und Bauernregeln zum Beispiel: "Vor Nachtfrost Du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist" oder auch: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost". Die Heiligen, die diese Tage prägen, sind alle aus der frühchristlichen Zeit zwischen 300 und 400 nach Christus. Von Mamertus weiß man, dass er Bischof war und auf ihn zum Beispiel die Bittprozessionen zurückgehen, die in vielen Gegenden vor Christi Himmelfahrt gehalten werden und meist um eine gute Ernte bitten. Pankratius ist in Rom den Märtyrertod gestorben und Servatius und Bonifatius von Tarsus waren Bischöfe. Und Sophie ist 304 als Märtyrerin für ihren Glauben an Christus gestorben.Das waren also Menschen, die Christus nachgefolgt sind und eher Heißblütige als Eisheilige. Menschen, die mit ihrer Glaubenskraft allen Widrigkeiten getrotzt haben und eher in den Tod gegangen sind, als dass sie ihren Glauben verleugnet hätten. Wahrscheinlich weiß man von daher bis heute von ihnen und feiert ihre Gedenktage. Ich denke, dass es ein guter Tipp in diesen Tagen ist: Seien wir ein bisschen mehr heißblütige Christen, die sich trauen für das, was sie glauben einzustehen und nicht Eisheilige, in deren Umgebung alles starr und kalt und festgefroren scheint.
Wir sind mitten im Marienmonat Mai und an manchen Orten und in Kapellen inmitten schöner Natur, werden Maiandachten gehalten. Es ist eine Gebetsform, die vielen von uns fremd vorkommt und völlig aus der Zeit gefallen scheint. Schöne, romantische Lieder mit Texten, in denen Szenen aus dem Leben der Gottesmutter Maria besungen werden. In vergangenen Zeiten des Christentums war der Gedanke, sich mit seinen Sorgen und Nöten direkt an Gott zu wenden, ganz unsagbar und kaum denkbar. Also haben sich die Menschen an Maria, die Mutter Jesu, gewandt, weil ihnen klar war, diese Frau hat alles erlebt, was eine Frau an Freude und Leid und Schmerz nur erleben kann und sie wird uns verstehen und unsere Anliegen zu ihrem Sohn bringen. Und es gibt viele Menschen, denen die Lieder, die Gebete und Texte guttun und Beheimatung schenken. Bei mir hängt seit Jahren ein Text an der Pinnwand, der mir sehr gut gefällt und mit dem ich gut im Mai beten kann. Der Text ist von Andrea Schwarz und ich teile ihn gern mit Ihnen. Er heißt: Maria – Urbild der KircheEine hörende Kirche, die nicht schon die Antwort weiß, Gesetz und Weisung nicht verwechselt, die auf Macht verzichtet, in der Geschwisterlichkeit lebt, in der Vielfalt sein darf, die keine Angst vor dem Fremden hat, die Vertrauen kann und sich dem Wirken des Heiligen Geistes überlassen kann.Eine fragende Kirche, die Lust zum Leben macht, Freude an der Begegnung vermittelt, in der das Gespräch lebt, Befehle nicht denkbar sind, Kritisches als Chance gesehen wird, die sich als Pilgerin aufmacht, keine feste Burg mehr ist, sondern das Leben sucht. Eine mystische Kirche, die nicht nur von Gott spricht, sondern sich ihm auch überlässt, in der das Geheimnis Gestalt bekommt, die dem Gebet vertraut und sich gegebenenfalls alle Pläne durchkreuzen lässt, die abgrundtief liebt, ohne Wenn und Aber. Manchmal hilft mir ein solcher Text zu eigenen Gedanken und Überlegungen oder auch dazu, neugierig zu werden auf diese so andere Frau, die ihr ganzes Leben auf Gott gesetzt hat und mit ihm und im Vertrauen auf ihn durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen ist.
Heute früh, als ich nach dem Wachwerden aus dem Fenster geguckt habe, war ich doch mehr als überrascht: Die wunderbar grünen Wiesen hatten einen weißen Hauch. Es hat leichten Nachtfrost gegeben und das ist gar nicht so ohne: Viele Pflanzen und Blüten, die sich schon gut gezeigt haben, können durch Frost um diese Zeit noch ernsthaft gefährdet werden und später die Ernte geringer ausfallen lassen. Aber dann ist mir auch eingefallen: Wir haben die Eisheiligen. So nennen wir die Heiligen, die zwischen dem 11. und 15. Mai ihren Gedenktag haben und es genau diese Zeit ist, in der es oft noch eine kalte Luftmassenbewegung über Europa gibt und alles, was durch den warmen Frühling schon gekommen ist, noch gefährden kann.Über diese Tage der Eisheiligen gibt es viele Sprüche und Bauernregeln zum Beispiel: "Vor Nachtfrost Du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist" oder auch: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost". Die Heiligen, die diese Tage prägen, sind alle aus der frühchristlichen Zeit zwischen 300 und 400 nach Christus. Von Mamertus weiß man, dass er Bischof war und auf ihn zum Beispiel die Bittprozessionen zurückgehen, die in vielen Gegenden vor Christi Himmelfahrt gehalten werden und meist um eine gute Ernte bitten. Pankratius ist in Rom den Märtyrertod gestorben und Servatius und Bonifatius von Tarsus waren Bischöfe. Und Sophie ist 304 als Märtyrerin für ihren Glauben an Christus gestorben.Das waren also Menschen, die Christus nachgefolgt sind und eher Heißblütige als Eisheilige. Menschen, die mit ihrer Glaubenskraft allen Widrigkeiten getrotzt haben und eher in den Tod gegangen sind, als dass sie ihren Glauben verleugnet hätten. Wahrscheinlich weiß man von daher bis heute von ihnen und feiert ihre Gedenktage. Ich denke, dass es ein guter Tipp in diesen Tagen ist: Seien wir ein bisschen mehr heißblütige Christen, die sich trauen für das, was sie glauben einzustehen und nicht Eisheilige, in deren Umgebung alles starr und kalt und festgefroren scheint.
Heute früh, als ich nach dem Wachwerden aus dem Fenster geguckt habe, war ich doch mehr als überrascht: die wunderbar grünen Wiesen hatten einen weißen Hauch. Es hat leichten Nachtfrost gegeben und das ist gar nicht so ohne: viele Pflanzen und Blüten, die sich schon gut gezeigt haben, können durch Frost um diese Zeit noch ernsthaft gefährdet werden und später die Ernte geringer ausfallen lassen. Aber dann ist mir auch eingefallen: wir haben die Eisheiligen. So nennen wir die Heiligen, die zwischen dem 11. und 15. Mai ihren Gedenktag haben und es genau diese Zeit ist, in der es oft noch eine kalte Luftmassenbewegung über Europa gibt und alles, was durch den warmen Frühling schon gekommen ist, noch gefährden kann. Über diese Tage der Eisheiligen gibt es viele Sprüche und Bauernregeln zum Beispiel: "Vor Nachtfrost Du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist" oder auch: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost". Die Heiligen, die diese Tage prägen, sind alle aus der frühchristlichen Zeit zwischen 300 und 400 nach Christus. Von Mamertus weiß man, dass er Bischof war und auf ihn zum Beispiel die Bittprozessionen zurückgehen, die in vielen Gegenden vor Christi Himmelfahrt gehalten werden und meist um eine gute Ernte bitten. Pankratius ist in Rom den Märtyrertod gestorben und Servatius und Bonifatius von Tarsus waren Bischöfe. Und Sophie ist 304 als Märtyrerin für ihren Glauben an Christus gestorben. Das waren also Menschen, die Christus nachgefolgt sind und eher Heißblütige als Eisheilige. Menschen die mit ihrer Glaubenskraft allen Widrigkeiten getrotzt haben und eher in den Tod gegangen sind als dass sie ihren Glauben verleugnet hätten. Wahrscheinlich weiß man von daher bis heute von ihnen und feiert ihre Gedenktage. Ich denke, dass es ein guter Tipp in diesen Tagen ist: seien wir ein bisschen mehr heißblütige Christen, die sich trauen, für das, was sie glauben einzustehen und nicht Eisheilige, in deren Umgebung alles starr und kalt und festgefroren scheint.
Das ganze Wochenende haben sich in allen Medien und auf allen Kanälen die Nachrichten aus dem Vatikan überschlagen. Der neue Papst und seine ersten Tage und Taten und der Rest der Welt ist begeistert. Ein hier örtlicher Redakteur bemerkte am Freitag: "Siehe da – Kirche ist out, Kirche ist tot, aber hey: weißer Rauch und alle hängen am Fernseher." – Die beiden Tage vorher war es ja so: Alle schauen mehrmals am Tag auf einen Schornstein und hoffen auf weißen Rauch. Schwarzer Rauch – noch kein Papst. Weißer Rauch – der Neue ist gewählt.Rauchzeichen als Verkündungsmedium. Und das im 21. Jahrhundert. Und wir merken, wie fasziniert die Welt und die Medien sind, die sonst von schnellsten Socialmedia-Nachrichten leben und schnell und laut und schrill alles registrieren und verkünden und in die Welt senden wollen.Und dann in der Realität einer Predigt am Sonntag in unserer Pfarrkirche: "Die Kirche muss zugrunde gehen." Waaas? Was hat er gesagt? Zugrunde gehen? Wieso dass denn? Und dann die Erklärung: Die Kirche muss zu ihrem Grund zurückgehen, runter auf den Grund, runter zu Jesus Christus, der die Kirche gegründet hat und sagt: "Ich bin der gute Hirt, ich kennen die Meinen und die Meinen kennen mich, sie hören auf meine Stimme und folgen mir."Wenn das Papst Leo gelingt, wieder darauf hinzuweisen, dass es darum geht, auf Jesus zu hören, seinen Worten zu folgen und zu leben, wie er gelebt hat, dann hat er ein nahezu unglaubliches Werk geschafft. Dann kann niemand mehr sagen: Kirche ist out, Kirche ist tot – denn hey, da ist einer, der als guter Hirt gewählt, mit Wort und Tat losgeht. "Wir wollen als synodale Kirche unterwegs sein und alle mitnehmen, auf dem Weg, den Jesus uns gewiesen hat", sagt er in seiner allerersten Ansprache und meint sich selbst und mich und uns alle. Gehen wir mit?
Rund um unser Mutterhaus sind viele große Wiesenflächen, die mehr oder weniger steil sind und damit auch viel Rasen zu mähen. Vorige Woche habe ich ein paarmal einen Mitarbeiter beobachtet, der mit viel Vergnügen und ziemlich rasant mit diesem kleinen Aufsitzrasenmäher gefahren ist. Er hatte dicke Kopfhörer auf, wahrscheinlich gegen den Lärm, aber so wie der gefahren ist, hatte ich das Gefühl, dass er garantiert Heavy Metal oder zumindest Deutschrock hört. Seinem Gesichtsausdruck war anzumerken, dass es das größte Vergnügen der Welt sein muss, mit so einem Rasenmäher stundenlang ums Haus zu fahren und alle Rasenflächen zu bearbeiten. "Do what you love and love what you do" steht auf einer Postkarte auf meinem Schreibtisch. "Tu, was Du liebst und liebe, was Du tust" könnte es heißen. Bei diesem jungen Mann war es deutlich. Wie ist das so mit Ihnen und mit mir?Tue ich, was ich liebe und liebe ich, was ich tue? Bei mir ist es so, dass ich viele Dinge liebe und vieles davon auch tue: ich singe und bete gern, feiere gern die verschiedensten Gottesdienste, mache unglaublich gern etwas mit Menschen, ich backe und koche gern, ich gucke gern Fußball und mache tatsächlich sehr gern Hausarbeit. Wenn ich das, was ich tue, gern mache, ist es einfach. Und wenn es mal nicht so von der Hand geht, ist es dann trotzdem etwas, was ich gern mache. Aber wenn ich Sachen machen soll, die mir nicht unbedingt Spaß machen, die mir schwerfallen, die Ärger einbringen werden, ist es doch umso mehr eine gute Idee zu sagen: liebe, was Du tust. Lege Dein Herz hinein und Dein Engagement, oder, wie es Franziskus von Assisi sagt: "Tue einfach erst das Notwendende, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst Du das Unmögliche"
Jetzt schauen alle mehrmals am Tag auf einen Schornstein und hoffen auf weißen Rauch. Schwarzer Rauch – noch kein Papst. Weißer Rauch – der Neue ist gewählt. Rauchzeichen als Verkündungsmedium. Und das im 21. Jahrhundert. Und wir merken, wie fasziniert die Welt und die Medien sind, die sonst von schnellsten Socialmedia-Nachrichten leben und schnell und laut und schrill alles registirieren und verkünden und in die Welt posaunen wollen.Ein zweites Erleben: In der morgendlichen Heiligen Messe in der Pfarrkirche ist es gerade ganz still, weil die Wandlung, der wichtigste Teil der Eucharistiefeier kurz bevorsteht. Da kommen vom Marktplatz zwei Leute laut plaudernd in die Kirche und gehen hinten rechts zur Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe. Wahrscheinlich zünden sie Kerzen an, denn man hört das Klimpern des Kleingelds in der Kasse für die Kerzen. Die Wandlung ganz vorne am Altar geht weiter und erst eine ganze Weile später verstehen die Kurzbesucher, was da ganz vorn passiert und werden still."Alles wirklich Wichtige ist leise" kommt mir da genau in den Sinn. Das, was hier geschieht, macht keinen Lärm, kein Getöse, kein Scheinwerferstrahl und keine Ankündigungsfanfare. Der Priester hebt die Schale mit dem Brot und den Kelch mit dem Wein und Wandlung geschieht. Leise, schweigend, still. Es geschieht.Genau das ist für viele Menschen die Schwierigkeit. Warum kann man es nicht wissenschaftlich erklären, warum muss man glauben, warum versteht man nicht, was Gott meint und will und tut? Ich weiß es auch nicht, aber ich wage zu glauben und zu hoffen und zu lieben, weil Gott es tut und uns in Jesus Christus vorgelebt hat und viele Menschen nach ihm und heute auch. Unscheinbar, leise, schweigend. Weil alles Wesentliche leise geschieht.
Also einmal weißen Rauch hatten wir diese Woche schon mit der Wahl des neuen Bundeskanzlers. Nun warten wir auf die nächste Entscheidung, auf die Wahl des neuen Papstes. Und heute, dieser 8. Mai hat für uns noch eine ganz andere Bedeutung: Vor 80 Jahren hat das tödlichste Regime kapituliert, dass je existiert hat und viele Millionen Menschen das Leben, die Heimat, die Existenz gekostet hat. Heute vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Am 8. Mai 1945 schwiegen endlich die Waffen und eine sechsjährige Epoche des Terrors und der Gewalt fand ihr Ende. Ganz entfernt wurde die Hoffnung auf etwas Neues sichtbar. Wir gedenken des Kriegsendes und sind uns schmerzlich bewusst, dass auch heute in vielen Teilen der Welt Krieg herrscht mit all seinen Schrecken.Beten wir jetzt zusammen um Frieden und immer neuem Versuch zur Versöhnung:Gott des Friedens und des Lebens, am heutigen Tag gedenken wir des Endes eines Krieges, der Millionen das Leben nahm und unermessliches Leid brachte.Vor 80 Jahren verstummten die Waffen in Europa – und die Hoffnung auf Frieden keimte neu.Wir danken dir für die Gnade des Neubeginns, für Versöhnung zwischen Völkern, für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde.Segne die Erinnernden, dass sie mit dem Herzen sehen und wachsam bleiben.Segne die Überlebenden, dass ihre Stimmen weiter gehört und geachtet werden.Segne die Jungen, dass sie nicht vergessen und Verantwortung tragen für morgen.Schenke uns den Mut, Unrecht zu benennen, den Willen zum Dialogund die Kraft, Frieden zu stiften – in kleinen und großen Schritten.
Vor unserer Haustür haben wir meistens eine Schale mit Blumen oder Grünpflanzen, die so der Jahreszeit entsprechend schön sind. Im Moment blühen noch ein paar Stiefmütterchen und zwei richtig üppige Tulpen. Sie strömen einen betörenden Duft aus und man schaut automatisch zur Quelle dieses Duftes. Und mittendrin steckt ein Ast mit schönen bemalten bunten Ostereiern. Manchmal fragen dann Passanten: "Ach, Sie haben ja noch Osterdeko hier. Ostern ist doch schon lange vorbei."Und dann kommen wir, wenn Zeit ist, in die schönste Plauderei über Ostern und seine Zeit, über die Neigung vieler Leute, zwar vieles schon lange vorher zu schmücken und es dann spätestens am zweiten Tag wegzuwerfen und auch darüber, was es denn heißt, wenn wir sieben Wochen Ostern feiern. Meist ist dann komplette Verwirrung angesagt und die Frage nach dem Sinn des Osterfestes und des Glaubens an die Auferstehung.In einem unserer Osterlieder im Gotteslob steht eine witzige Zeile, über die ich immer lachen muss, weil es so drastisch ist. Da heißt es zunächst: "Der Glaube ist nun fest verbürgt, die Hölle ist bezwungen." Aber dann heißt die zweite Zeile: "Das Leben hat den Tod erwürgt, das Lamm den Sieg errungen." Oh je, denke ich dann beim Singen, weil ich mir das dann immer bildlich vorstelle und völlig aus dem gesungenen Takt gerate. Oh je, wenn schon wir, die wir in den Dingen des Glaubens altmodische Texte gewohnt und der Kirchensprache mächtig sind, ziemlich verwundert sind, wie klingt das für heutige Menschen?Die Gegenüberstellung des Lebens und des Todes als zwei miteinander kämpfende Personen stammt aus alter Zeit damit den Menschen deutlich wird, dass Leben und Tod real und wirklich sind und gegeneinander um das je einzelne Leben kämpfen. Mir ist bei aller komischen Formulierung und Wortbildung der Gedanke schon sehr sympathisch, dass Leben und Tod immer im Kampf sind und dass es aber durch Jesu Tod und Auferstehung gelungen ist, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen und ihn auf keinen Fall mehr gewinnen zu lassen.Franz von Assisi würde sagen: Wer an den Auferstandenen glaubt, dem wird der ewige, der zweite Tod nichts anhaben. Und für solche Überlegungen und Gespräche lasse ich die Ostereier noch eine Weile am Strauß vor der Haustür hängen.
Am Samstag haben viele Schwestern und viele Gäste in unserem Mutterhaus ein großes Fest gefeiert. 10 Schwestern kommen zusammen auf unglaubliche 635 Jahre Ordensleben in der Gemeinschaft der Olper Franziskanerinnen. Sechs von ihnen konnten den Tag im Mutterhaus mitfeiern und mit allen anderen haben sie auch an die vier Schwestern gedacht, die aus Alters- und Krankheitsgründen nicht dabei sein konnten. Zu Beginn des Festgottesdienstes hat Sr. Johanna, die Mutterhausoberin, alle anwesenden Gäste mit einem Ausschnitt aus einem Brief von Madeleine Delbrel begrüßt. In diesem Brief an Gott schreibt diese: "Denn ich glaube, du hast von den Leuten genug, die ständig davon reden, Dir zu dienen – mit der Miene von Feldwebeln; Dich zu kennen – mit dem Gehabe von Professoren;zu Dir zu gelangen – nach den Regeln des Sports.Eines Tages aber, als Du Gott, ein wenig Lust auf etwas anderes hattest, hast Du den Heiligen Franz erfunden und aus ihm Deinen Gaukler gemacht.An uns ist es, uns von Dir erfinden zu lassen, um fröhliche Leute zu sein, die ihr Leben mit Dir tanzen"Das ist ein wunderbarer Brief, der allen, die ihn gehört haben, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Da war es völlig gleich, dass die Jubilarinnen zum großen Teil mit Rollatoren gehen und Kissen auf die harten Kirchenbänke brauchen. Ihr strahlendes Lächeln und die Freude an Gott haben sie auch nach 70, 65 und 60 Ordensjahren nicht verlernt und zeigt mehr als deutlich, dass sie auch nach einem langen Ordensleben mit vielen Höhen und Tiefen, Krankheit, Leid und Sorgen, nicht verlernt haben, mit ihrem Gott zu tanzen und Gauklerinnen Gottes zu sein.Es gibt selten vergnüglichere Feste als Ordensjubiläen mit alten Schwestern. Da strotzt es vor Lachfalten und stillvergnügtem Sein aus dem Wissen heraus, dass sie immer neu von Gott erfunden, geleitet und geliebt werden. Wunderbar!
Vier Jahre wurde unser Mutterhaus in Olpe umgebaut. 1966 eingeweiht und von den Schwestern bezogen, hat es viele tausende Schwestern erlebt, viele tausend Gäste und unendlich viele Menschen, die zu Kursen, Exerzitien und anderen Angeboten gekommen sind. Eigentlich geht ja bei Schwestern so schnell nichts kaputt, aber irgendwann ist alles ein bisschen alt und doch abgenutzt und nicht mehr auf dem neuesten Stand. Also wurde energetisch saniert und Räume moderner ausgestattet und technisch alles auf heutiges Level gesetzt. Aber was macht ein Haus, ein Bildungshaus, ein Kloster eigentlich aus?Die topmoderne Ausstattung, die energetisch hervorragend gemanagte Heizungs- und Lüftungstechnik, mit WLAN und Lan-Anschlüssen überall, mit Bewegungsmeldern für die Lichtanlage, mit Festnetzanlage nur noch bei Bedarf?Was ist es, was Ihre Wohnung zuhause, Ihr Haus, oder unser Kloster ausmacht?Ich habe ein interessantes Wort gehört, das lautet: Evangelisierung heute bedeutet, dass wir die Orte, wo wir leben und arbeiten, zu Orten der Erlösung machen. Was für ein starkes Wort. Ich würde es mal mit meinen Worten umschreiben: Wo Menschen leben, die an einen menschenfreundlichen Gott glauben, da ist der Mensch gern gesehen. Wo Menschen leben, die wissen, dass wir alle unsere Verrücktigkeiten und Fehler und Macken haben und trotzdem von Gott geliebt sind, da werden die Menschen auch mit all dem akzeptiert und angenommen. Wo Menschen leben, die an das Unglaubliche glauben, dass Gott Mensch geworden ist, um uns wieder mit Gott zu verbinden, da werden sie auch die unglaublichsten Geschichten der Menschen aushalten und bei ihnen bleiben, auch wenn es eigentlich absurd und unlogisch ist. Gott ist auch nicht logisch, er ist liebend bis in den Tod und bis in die Auferstehung von den Toten, damit wir das Leben haben in Fülle.
Donnerstagsfeiertage in Deutschland sind sehr beliebt. Weil sich mit einem Urlaubstag daran gehängt und dem Wochenende vier freie Tage ergeben. Solche Tage zwischen Feiertag und Wochenende heißen Brückentage und diese Formulierung ist interessant. Rein bedeutungstechnisch heißen sie so, weil dieser Freitag heute eine Brücke baut zwischen dem Maifeiertag und dem Wochenende. Wie füllen Sie Ihren Brückentag? Ausschlafen, ohne Stress zusammen frühstücken, einen Kurzurlaub machen oder Freunde, Familie besuchen? Oder den Garten auf Vordermann bringen und zuhause Sachen erledigen, die immer liegen bleiben. Oder, oder, oder. Es gibt so viele Möglichkeiten. Eine Formulierung, die ich dieser Tage gehört habe, gefällt mir da sehr gut. Es hieß: bringen wir doch nicht nur den Garten, sondern auch unsere Kirche mal wieder auf Vordermann, auf Vorderfrau. Die Redewendung an sich bedeutet, etwas wieder in Ordnung bringen, aufräumen, einen Ursprungszustand wieder herstellen. Eigentlich kommt diese Formulierung aus dem Militär. Bei Appellen oder Paraden sind die Soldaten in so geraden Reihen aufgestellt, dass man durch die Reihen hindurchgehen kann. Das kann nur passieren, weil sich die hinteren Reihen genau am Vordermann orientieren. Ich denke nicht, dass wir als Christinnen und Christen parademäßig marschieren müssen. Aber sich orientieren an Vordermann und Vorderfrau ist nicht so schlecht. Zunächst auf Jesus Christus zu schauen und ihm nachzufolgen, ist der Anfangsauftrag aller Getauften. Und dann waren und sind andere Vordermänner und -Frauen immer schon hilfreich gewesen zu schauen, wie das denn gehen kann. Zunächst waren es die Apostel und die große Zahl der Jüngerinnen und Jünger aus dem Umfeld Jesu und die, die durch ihre Verkündigung zum Glauben gekommen sind. Später waren es Heilige, Ordensgründer, Bischöfe und noch ganz viele Menschen mehr, an denen sich nachfolgende Generationen orientiert haben. Es ist sehr zu wünschen und zu hoffen, dass in unserer Zeit, in unserem Land, in unserer Kirche wir alle zu Vorderfrauen und Vordermännern werden, an denen sich Mitmenschen orientieren könnten und somit zu Brückenbauern zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und Gott werden können. Bringen wir doch unsere Kirche auf Vordermann und auf Vorderfrau!
- 1. Mai 1856 Generalstreiks im australischen Bundesstaat Victoria für Arbeiterrechte- 1. Mai 1886 Generalstreiks in der nordamerikanischen Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des 8-Stundentages- 1. Mai als Stichtag für die Beendigung der Arbeitsverhältnisse und damit verbundene Suche nach neuen Arbeitsstellen und Wohnungen- 1890 große Demonstrationen der Arbeiter in Europa für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen- 1891 "Rerum Novarum" die große erste Sozialenzyklika des Papstes Leo XIII. zu den neuen Problemen in der Welt der Arbeit- Tag der Arbeit- internationaler Kampf und Feiertag der Arbeiterklasse- Tag der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung- Feiertag der Arbeiterrechte- in vielen Ländern weltweit ein staatlicher Feiertag- Feiertag des Heiligen Josef des Arbeiters- Eröffnung des Marienmonats MaiEin Tag, ein Datum vollgeladen mit den verschiedensten Bedeutungen, Erinnerungen, Wertigkeiten die den meisten von uns gar nicht mehr bewusst sind.Vielleicht ist es eine gute Idee, sich eine Bedeutung heraus zu nehmen und damit einen Tag zu verbringen. Mit Musik und einem schönen Frühstück, mit einem klugen Buch, mit einer Wallfahrt zu einer Muttergotteskapelle oder mit einem Gebet in den Anliegen der Arbeiter auf der ganzen Welt, die oft unter schwierigen Bedingungen arbeiten und leben müssen.
Kennen Sie das auch? Also, sagt man schonmal, wenn es sich im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten bewegt, dann ja. Oder die Frage, in welchem Rahmen das Fest stattfindet, wozu man eingeladen ist. Man will sich ja im Rahmen dessen bewegen und kleiden, wie es dort ungefähr geplant ist. Oder man stellt fest, das ist in der Familie, in der Firma, im Verein, so anders als es bisher war, das würde den Rahmen total sprengen. Warum also?Und dann feiern wir Ostern und wir feiern es fünfzig Tage lang, weil es sosehr anders ist, weil es sosehr den Rahmen sprengt, weil Gott nicht die geringste Lust hat, im Rahmen zu bleiben, sondern alles auseinander fliegen zu lassen, was bisher galt. Der Stein vor dem Grab setzte den Rahmen des Todes – tot ist nun mal tot und begraben ist begraben. Aber Gott sprengt den Rahmen, rollt den Stein weg und der Tote ist lebendig.Und er ist nicht nur lebendig für sich selbst – sondern auch für uns, seine geliebten Menschen. Petrus und Johannes sehen im Grab zusammengefaltete Tücher und kapieren nichts. Jesus sprengt also den Rahmen der bisherigen Gültigkeiten in den Religionen – und schickt Maria von Magdala, eine Frau, zu den Jüngern und sie wird die begeisterte Künderin der Auferstehung. Sich bei verschlossenen Türen zu treffen, wie beim kommenden Konklave, im inneren Zirkel, der scheinbar engsten Freunde, war nicht nur damals aus Angst vor Machtverlust üblich – aber Jesus sprengt den Rahmen und kommt durch verschlossene Türen. Wo steht eigentlich, dass Gott nicht auch heute den religiösen Rahmen sprengt, den Menschen seiner Kirche gegeben haben?Er lässt die Gesellschaft sich so entwickeln, dass auch die Kirchen die Frauen nicht mehr länger diskriminieren können. Und die Frauen verkünden den Auferstandenen mit Begeisterung. Er nimmt die Getauften, sein Gottesvolk ernst und gibt ihnen die Vollmacht, synodal miteinander unterwegs zu sein, damit seine Kirche nicht an der Ängstlichkeit der scheinbaren Führer oder Hirten oder Rechtgläubigen zugrunde geht. Ostern ist und bleibt das Fest Gottes, der alles aus dem Rahmen sprengen will, was ihn und seine Botschaft einengen will. Fragen wir nicht immer "warum", sondern "warum nicht?"!
Heute feiern wir mit der Kirche das Fest der heiligen Katharina von Siena. Sie muss eine unglaubliche Frau gewesen sein. Als 24. Kind einer verarmten Adelsfamilie, deren Vater dann Färber wurde, wuchs sie behütet und beschützt auf, lernt in sehr jungen Jahren die Dominikaner kennen, hat auf dem Weg zur Kirche eine Vision des verklärten Christus und will von nun an Christus dienen und legt, fast noch ein Kind, heimlich Gelübde ab.Ihr Mutter müht sich redlich, ihrer Tochter diese Flausen auszutreiben, lässt sie im Haus als Dienstmagd härteste Arbeit tun um sie zur Vernunft zu bringen. Aber Katharina hat einen noch größeren Dickkopf als die Mutter und setzt sich durch. Sehr jung wird sie Dominikanerin und entflammt immer mehr in ihrer Liebe zur Kirche in einem heiligen Zorn. Über die Zustände der Kirche schreibt sie flammende Briefe, die sie mehreren Sekretären gleichzeitig diktiert und hat keinerlei Furcht, sich mit Päpsten, Kaisern und Königen anzulegen. Sie wird als ungebildete Frau, die ja damals schon gar nichts galt, vor das Kapitel der Dominikaner geladen und besteht alle noch so kniffligen Prüfungen der gelehrten Männer mit Bravour.Einer ihren vielen Briefe ist an Papst Gregor XI. gerichtet. Der sitzt im sicheren Palast in Avignon und hat nicht die geringste Lust, zurück nach Rom in die unsichere, heiße, von Pöbel volle Stadt zu gehen. Aber Katharina schreibt ihm: "Wenn Sie bisher nicht recht entschlossen gewesen sind, so bitte und beschwöre ich Sie, von nun an als mutiger Mann zu handeln und Christus nachzufolgen, dessen Stellvertreter Sie ja sind. Fürchten Sie nichts, liebster Vater, weder die Stürme, die Sie bedrohen, noch den grollenden Aufruhr. Wachen Sie über die Angelegenheiten der Kirche, setzen Sie gute Hirten und in den Städten gute Obrigkeiten ein, denn die schlechten Hirten und die schlechten Obrigkeiten sind die Ursache der Auflehnung. Kehren Sie nach Rom zurück, zögern Sie nicht mehr. Ihre Säumigkeit hat schon viel Verwirrung entstehen lassen, und Satan versucht alles, um ihre Rückkehr zu verhindern. Mut, Heiliger Vater, keine Nachlässigkeit mehr!"Das ist mehr als deutlich, hat aber Wirkung gezeigt und der Papst ist tatsächlich nach Rom zurückgekehrt. Gott hat also seiner Kirche immer starke Frauen gegeben. Auch heute.
In den Osterwochen bis Pfingsten werden immer wieder Geschichten aus der Zeit nach Jesu Auferstehung erzählt und die Reaktionen der Jünger und derer, die von all dem Drama ringsum mitbekommen haben. Am Sonntag war die Begegnung Jesu mit Thomas dran. Und die ist schon sehr speziell und spricht mir immer sehr aus dem Herzen.Die anderen erzählen Thomas, dass sie den Herrn gesehen haben. Aber er ist kategorisch: Wenn ich nicht die Wunden an seinen Händen und Füßen gesehen habe und meine Hand nicht an die Wunden seiner Seite legen kann, dann glaube ich nicht. Und dann kommt Jesus zu ihnen und fordert Thomas auf, seine Finger in seine Wunden zu legen und in seine Seite und von jetzt an nicht mehr ungläubig, sondern gläubig zu sein.Ein kleines Detail aus dieser Erzählung ist mir erst dieser Tage in einer Predigt erklärt worden. In dieser Episode wird Thomas auch Didymus – Zwilling – genannt. Das kann also bedeuten, immer wenn ich, wenn wir in Zweifel und Glaubenskrisen sind, können wir uns an diesem Zwilling-Thomas ein Beispiel nehmen. Wie er, der drei Jahre mit Jesus unterwegs war und immer treu zu ihm gestanden ist, aber vor Enttäuschung über dessen Tod nicht mehr glauben kann, so ist auch unser Zweifeln und Besorgtsein nichts Schlimmes.Glauben ohne Zweifel gibt es nicht. Und in solchen Phasen ist es gut, in der Bibel einen Zwilling zu haben, dem es ebenso ergangen ist. Der sogar gezweifelt hat, obwohl ihm alle anderen begeistert erzählt haben, dass sie Jesus gesehen und erlebt haben. Und dann kommt für uns, die wir oft so unsere Mühe haben mit dem Glauben, eine eigene Seligpreisung. Jesus sagt zu Thomas und zu uns: "Selig, die nicht sehen und doch glauben"Selig sind wir, die wir so oft nicht sehen können, wie Gott in der Welt wirkt, die wir so oft eher das Negative an unserer Kirche sehen und darunter leiden. Selig sind wir, die wir so sehr nach Gott suchen und ihn scheinbar nicht finden können. Selig sind wir, die wir nicht sehen und doch glauben.
Eine der zauberhaften Ostergeschichten im Neuen Testament ist die um Maria Magdalena. Sie geht, von Kummer und Liebe getrieben, am frühen Ostermorgen zum Grab und ist völlig verwirrt, als der Stein weggerollt ist. Sie rennt zu Petrus und Johannes und die wiederum rennen zum Grab, sehen die Tücher, kapieren aber nichts. "ER sah und glaubte", heißt es zwar über Johannes, aber was er glaubt, ist da nicht zu lesen.Und Maria? Sie steht am Grab und weint aus Trauer, aus Kummer, aus Liebe. Und sie beugt sich ins Grab und sieht die Engel. Und einer fragt sie, warum sie denn weint. Und sie sagt: "Man hat meinen Herrn weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat." Und dann sieht sie Jesus. Sie ist aber vor Trauer so blind, dass sie ihn nicht erkennt und denkt, es ist der Gärtner. Und auch Jesus fragt sie zartfühlend: "Wen suchst Du? Warum weinst Du?" Und sie erklärt ihre Sehnsucht. Und dann ruft Jesus sie beim Namen: "Maria" Und da gehen ihr die verheulten Augen auf und sie erkennt ihren Rabbuni. Und Jesus gibt ihr, der Frau, den Auftrag, zu den Jüngern zu gehen und alles zu berichten und über ihn Zeugnis zu geben.Maria ist die erste, die den Auferstandenen gesehen hat, Apostolin der Apostel, hat Papst Franziskus sie genannt. Vielleicht können nur Menschen in tiefer Trauer, Verzweiflung und sehnsuchtsvoller Liebe den Auferstandenen sehen und erkennen und dann von ihm erzählen. Drei Schülerinnen unserer Franziskusschule hier in Olpe haben dazu einen Text geschrieben und mir erlaubt, ihn vorzulesen:Gedanken von Maria aus MagdalaWer?Wer war er? der junge Mann im weißen GewandWer war er? der mich so erschrakWer war er? dass er wusste, was mit Jesus geschahWer war er? dass er uns nach Galiläa führteWer war er? war er ein Engel, der die Botschaft der Auferstehung Jesu verkündeteWer war er? war er von Gott gesandtWer war er? war er Jesus von Nazareth selbstWer war ich? dass ich mich fürchteteWer war ich? dass ich einfach wegliefWer bin ich? dass ich niemandem davon erzählen will und es dann doch tue?
In der Nachbarkirche waren wir gestern zu einem Requiem und was mir sofort aufgefallen ist, stand genau in der Mitte des Altarraumes vor dem Altar: ein wunderbarer prächtiger Osterleuchter und so anders als alle, die ich bisher gesehen habe.Ganz unten sieht man die drei Frauen, die sich auf den Weg gemacht haben, mit einem Gefäß wohlriechender Salben, um an Jesus den letzten Dienst der Salbung zu tun. Weil der Tod Jesu kurz vor einem hohen Feiertag war, konnten sie das vorher nicht schaffen. Und dann darüber, am Leuchter dargestellt, das leere Grab und man sieht das Entsetzen der Frauen. Zunächst waren sie besorgt, wer ihnen wohl den Stein vor dem Grab wegwälzen würde. Jetzt war er weggerollt, aber das Grab war leer. Es ist so unausdenkbar, dass selbst wir uns zweitausend Jahre später dieses Entsetzen vorstellen können.Und dann am Osterleuchter noch weiter darüber ein Engel, der mit erstaunt strenger Mine nach oben zeigt und darauf hinweist, was auch auf seinem Gewand geschrieben steht: Surrexit – er ist auferstanden. Und ebenso erstaunt fragt: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier. Er ist auferstanden."Und am Osterleuchter darüber ist der grüne Kranz der Hoffnung aus hier sehr heimischem Buchsbaumzweigen und dann die große weiße Osterkerze mit der nächsten Botschaft: Das Kreuz zeigt an, dass Christus durch Leiden und Tod am Kreuz uns eine Zukunft möglich gemacht hat, die 5 Wachsnägel deuten die Wunden an, die Jesus erlitten hat, das Alpha und Omega sagen ganz deutlich, was er selbst gesagt hat: Ich bin das Alpha und das Omega, ich bin der Anfang und das Ende der Zeit.Und die Jahreszahl 2025 will noch unmissverständlicher sagen, dass diese Botschaft, dass der Tod nicht mehr das Ende ist, sondern Durchgang zum Leben bei Gott, auch in diesem Jahr 2025 für alle gilt, die dieser Botschaft glauben und ihr vertrauen.Verzweifelte Frauen, ein leeres Grab, ein Engel mit der besten Botschaft der Welt und eine brennende Osterkerze bringen uns bei: Vertraut und glaubt mir, ich habe Tod und Grab überwunden für euch und für die ganze Welt.
In der vergangenen Woche während einer Tagung, hat eine Schwester im Morgenlob einen wundervollen Text vorgelesen, der so voller österlicher Bilder ist, dass ich ihn gerne heute in der Frühe lesen möchte. Er heißt im niederländischen Original: Opstanding und ist von Jaap Zijlstra. Ins Deutsche übersetzt von Katharina Kluitmann:AuferstehungAuferstehung ist ein großes Wort.Ich versuche, es kleiner zu sagen, Maßstab 1:10.000Auferstehung ist Wachwerden und die Drosseln rufen von den Dächernund die Raben von den Kanzeln: Jesus lebt!Auferstehung ist Luther, der nicht mehr dagegen ankam und in großen Buchstaben auf seine Tafel schrieb: „vivit“ – Er lebt!Auferstehung ist meine Mutter, totgesagt von allen möglichen Ärzten und einem rasend schlauen Professor. Aber schau: Sie lebt, dreimal mehr als ein Hausspatz.Auferstehung ist eine Dauerwelle aus Blumen, ein Graben voll Leben. Besser kein Vogel in der Hand und zehn in der Luft.Auferstehung ist der Grabstein von Martin Luther King und darauf die Buchstaben:"Gott sei Dank, ich bin endlich frei!"Auferstehung ist Licht, das zurückkehrt zur Sonne, Regen zu den Wolken, Worte zurück in meinen Mund.Auferstehung ist ein Wunder, eine Verwunderung.Du reibst dir die Augen, es ist helllichte Nacht!Auferstehung ist ein Kichern von Licht. Die Augenwinkel kräuseln sich.Deine Augen gehen auf – und zu, von so viel Licht nach so viel Warum.
Da ist ein Mann, der von der Kurie zum Rücktritt bewegt werden sollte, als er Kardinal in Argentinien war, weil er sich mit vollem Engagement für die Armen, die Schwachen, die Kleinen eingesetzt hat. Und dann, dann wird er zum Papst gewählt und weil ihm ein Kardinalskollege zuflüstert, er solle auch in diesem Amt die Armen nicht vergessen, wählt er den Namen Franziskus. Dieser Franziskus von Assisi war da schon 800 Jahre tot und noch kein Papst hatte es vorher gewagt, diesen Namen zu wählen. Warum eigentlich nicht? Weil dieser kleine Bruder aus Assisi ein Bruder aller Menschen sein und die Kirche reformieren wollte, aber von unten, von den Menschen aus und an der Hand der Armen.Zuviel Programm? Papst Franziskus hat es gewagt. Und wir wissen nur zu gut, dass er vieles angestoßen, aber nicht so viel bewegt hat, wie er gewollt hat. Dass er vieles wollte, aber von vielen Seiten bekämpft und ausgebremst wurde, in seiner eigenen Kirchenleitung, in der Kurie, in den reaktionären Kreisen. Aber was bleibt an Momenten von diesem Papst, der gestern, am Ostermontag, am Tag des Emmausevangeliums, gestorben ist? Für mich bleiben ein paar Bilder, die sich mir zutiefst eingeprägt haben:- die Fußwaschungen am Gründonnerstag in einem römischen Gefängnis: nicht an Kardinälen und Klerikern, sondern an Gefangenen, Männern, Frauen und Jugendlichen- seine tiefe Betroffenheit über den vieltausendfachen Missbrauch durch Kleriker der Kirche- seine machtvollen Ansprachen an die versammelten Kardinäle und die Verurteilung des Klerikalismus bei ihnen- seine, von vielfältigen Krisen und Kriegen geprägte Amtszeit- sein Lehrschreiben "Laudato si" über die Bewahrung der Schöpfung- und das Bild, das ich wohl nie vergessen werde: er, fast ganz allein auf dem riesigen Petersplatz beim Kreuzweggebet in der ersten großen Coronawelle.Ein Papst, der bei den Menschen sein wollte und ihre Sorgen und Nöte kannte und vor Gott gebracht hat. Unbedingt. Und noch am Ostersonntag, die Verlesung seiner eindrücklichen österlichen Friedensbotschaft und den kurzen Segen, seine Fahrt über den Petersplatz, um mitten bei den Menschen zu bleiben. Und sein Tod am frühen Morgen des zweiten Ostertages als fast greifbare Vollendung seines Lebenswerkes und Auferstehung nach all den vielen Krisen und Leiden der vielen Jahre vor Gott und für die Menschen.
Gibt es einen wunderbareren Jubel? Geht es schöner als heute? "Christ ist erstanden, von der Marter alle, halleluja" gesegnete, frohe und hallelujavolle Ostern wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.Es gibt die vielen wunderbaren Ostergeschichten aus der Bibel. Aber heute früh möchte ich Ihnen eine andere wundervolle Ostergeschichte erzählen:Eine Lehrerin geht mit ihrer Schulklasse zum örtlichen Friedhof, um über das Thema Sterben, Tod und Beerdigungskultur zu reden und das Ganze ein bisschen anschaulich zu machen. Der Eingang zum Friedhof hat einen schon ziemlich verwitterten Torbogen auf dem noch lesbar ist: "Wer an mich glaubt, der wird l…" Der Rest dieses Wortes nach dem "L" ist nicht mehr zu erkennen. So fragt die Lehrerin ihre Klasse: Was glaubt ihr, was da steht, welches Wort muss dahin? "Wer an mich glaubt, der wird l…"Und nach einer kleinen Weile sagt der Erste: laufen. Wer an mich glaubt, der wird laufen! Und dann sprudelte es auch aus den anderen Kindern heraus: lachen, liebhaben, loben, lernen, loslassen, läuten….Ja, genau: wer an mich glaubt, der wird laufen, loslaufen wie Maria von Magdala und die Jünger und nicht mehr am Platz hocken bleiben. Der muss davon erzählen und mit seinem Tun den anderen klar machen, dass er an die Auferstehung Jesu glaubt und diesen Glauben wirklich leben.Wer an mich glaubt, der wird lachen. Ja, er wird lachen, weil nicht der Tod und das Trauern und Weinen das letzte Wort hat, sondern das Leben und das Lachen, das über den Tod hinausreicht und dem der ewige Tod nichts anhaben kann.Wer an mich glaubt, der wird liebhaben, weil ich dann reif bin für die Liebe, die niemals mehr vergeht und genau weiß, dass sie im Tod nicht endet. Und weil ich mich unendlich geliebt weiß, kann auch ich immer neu lieben.Wer an mich glaubt, der wird loben, und halleluja singen, weil er weiß, wem er alles Leben verdankt und alle Liebe und alles neue Beginnen.Wer an mich glaubt der wird lernen, wie das alles geht: das Vertrauen in die gute Schöpfung, das Hoffen auf die unendliche Liebe, das Glauben an das unendliche Leben.Wer an mich glaubt, der wird loslassen: alle Vorurteile, alle Ängste, alle "das geht doch gar nicht" Worte.Wer an mich glaubt, der wird läuten. Der wird das Festtagsgeläut im Kirchturm anwerfen und immer länger, immer mehr, immer voller, alle Glocken läuten lassen, damit es alle hören: Christus ist auferstanden von den Toten. Halleluja.Und wenn dann alle diese Worte mit L zusammengefasst werden, dann ergibt sich von selbst das Wort, das über dem Torbogen noch fehlte: Leben. Christus sagt: Wer an mich glaubt, der wird leben.
Der Karfreitag ist der Höhepunkt des Weihnachtsfestes. Ja wirklich, auch wenn es so unglaublich unglaublich klingt. Der herunter gekommene Gott ist der mit uns bis ans Kreuz gehende Gott. Ein Aspekt der Kreuzestheologie ist über Jahrhunderte sehr vernachlässigt worden: der kreuztragende Jesus, der an der Seite der kreuztragenden Menschen geht. Kreuze tragen die Menschen, seit es Menschen gibt.Jesus nimmt also sein Kreuz und geht meinen Kreuzweg mit. DAS Wort der Passion Jesu heißt: mit! Der mit uns verurteilt worden ist, der mit uns gegeißelt worden ist, der mit uns mit Dornen gekrönt worden ist, der mit uns das schwere Kreuz getragen hat, der mit uns am Kreuz gestorben ist. Und weil Jesus alles Leid mit uns getragen hat, kann uns selbst unser Leid als eine Spur der Anwesenheit Gottes in unserem, meinen Leben sichtbar, erfahrbar werden.Und warum tut Jesus das? Es gibt nur eine mögliche Antwort: aus Liebe. Weil er liebt. Jesus weicht dem Kreuz nicht aus, sondern er sagt: Ich liebe euch so sehr, dass ich ganz bis nach unten absteige, um bei euch zu bleiben bis ins Letzte. Die Last des Leidens bleibt, aber sie wird leichter zu tragen, weil einer mit uns trägt, der der Sohn Gottes ist. Wir finden ihn also an unserer Seite, wann immer uns das Leben und Leiden schwer ist. Alle unsere Kreuze können uns, in allem Schmerz und Leid beständig erinnern: Du bist geliebt.Die Karfreitagsliturgie lässt einen oft unzufrieden zurück. Denn sie betont den Schmerz und die Angst, die Jesus durchlitten hat. Und das ist wichtig, denn ohne diesen Karfreitag wäre Ostern nicht denkbar. Aber wir wissen auch am Ende des Karfreitags: Ostern wird kommen. Der Tod hat nicht das letzte Wort, egal was passiert. Und diese Gewissheit wünsche ich Ihnen: dass Gott da ist auch in allem Leiden, in allem Schrecken, der auch hier und heute passiert. Dass er dort ist, wo man ihn am wenigsten erwartet.
Mit dem Gründonnerstag beginnen die drei heiligen Tage, die eigentlich ein einziger Tag sind. Und dieser Gründonnerstag hat es wirklich in sich: ein Mahl, also ein festliches Essen Jesu mit seinen Getreuen, Jüngern und Jüngerinnen, ein Sklavendienst mit der Fußwaschung, der zunächst dazu da ist, die dreckigen Füße zu säubern, und der Verrat durch Judas, einen seiner Freunde.Die Jünger merken ziemlich schnell, dass dieses Abendessen anders ist als die vielen vorher. Wir sagen heute, er setzt die Eucharistie ein. Aber das ahnen seine Mitfeiernden noch nicht, weil dieser Einsatz erst wirksam wird durch den Tod Jesu. Und mittendrin im emotional aufgeladenen Geschehen steht Jesus auf und geht herum und wäscht seinen Jüngern die Füße – nicht den Kopf, wozu er oft genug allen Grund gehabt hat. Und er gibt genau zu diesem Akt eine sehr konkrete Anweisung: "Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe Euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr genau so handelt!" – Und trotz alledem geht Judas weg und verrät ihn, seinen Meister. Verstehen Sie das? Ich nicht.Heute Nachmittag werden in unserer Mutterhauskirche hier in Olpe die Brote gesegnet, die in allen 22 Kinderheimgruppen unseres Josefshauses zum Abendessen gegessen werden. Und aus allen Gruppen, die oft weit verstreut in den Dörfern leben, werden Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter kommen. Und selbst die Kinder, die meist aus schwierigen und belasteten Familiensituationen kommen, spüren deutlich, dass dieser Abend, dieses Brot und dann dieses Abendessen zusammen etwas Besonderes ist und irgendwie geheimnisvoll – um Gottes und seiner Menschen Willen. Aus Liebe, nur aus reiner Liebe.
In einem Fernsehgottesdienst am Palmsonntag ging es mir durch und durch. Die Passion, also die Leidensgeschichte Jesu, wird üblicherweise von drei Personen gelesen: ein Erzähler, ein verschiedene Personen Lesender und der, der den Jesus liest. Aber hier war es anders. Sehr viel mehr Menschen in der voll besetzten Kirche haben die Texte gesprochen und Teile des Chores und aus den Mitfeiernden in den Bänken haben die Szenen betont, die das Volk betreffen. Und diese massenhaften Rufe des Volkes gingen mir durch Mark und Bein. Es hat eine andere Bedeutung, ob ein guter Vorleser betont "Kreuzige, kreuzige ihn" liest oder viele Leute diesen Ruf tatsächlich schreien und brüllen.Klar weiß ich mit Verstand und biblischem Wissen, dass die Leute in Jerusalem ein paar Tage vorher "Hosanna dem Sohne Davids" gerufen haben, als Jesus in die Stadt gekommen ist, und jetzt mit Gebrüll verlangen, dass er gekreuzigt wird. Aber diese Szene in einer Kirche mit heutigen Menschen zu hören und zu erleben, war etwas völlig anderes. Und ein relativ banaler Satz beendete diese Szene, die wir alle kennen und lautet: "Und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch." – Und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch. Das kennen wir leider gelegentlich selber. Die Lauten, die Brüller, die Schreier setzen sich durch.In unseren derzeitigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sagen Kenner der Szene: Die laute Minderheit prägt die Debatte. Und was ist mit der schweigenden Mehrheit? Was ist mit denen, die sich das Ganze aus sicherer Entfernung anschauen und erst mal abwarten? Sind wir Brüller oder schweigende Mehrheit des Geschehens um Jesus und um Jesus und seine Kirche heute? Sind wir in dieser Karwoche Menschen, die nur die Inhaltsangabe der Leidensgeschichte Jesu lesen und dann erst mal abwarten? Oder gehen wir mit ihm mit?
Wir haben in den Laudes bei uns im Konvent ziemlich regelmäßige Mitbeter, die uns unterstützen. An einem Morgen, beim Canticum, hat einer der Beter mit kräftiger Stimme und aus vollem Brustton einen herrlichen Versprecher gehabt. Eigentlich heißt dieser Vers: "Gepriesen sei dein heiliger, herrlicher Name, gerühmt und verherrlich in Ewigkeit" und er hat gebetet: "Gepriesen sei dein heiliger herzlicher Name".Wer schon so viele Jahrzehnte die Tagzeiten mit Laudes, Sext, Vesper und Komplet betet, kennt vieles auswendig und wenn es dem normalen Klang des Textes entlanggeht, klingt es im Inneren normal weiter. Sowie aber ein Versprecher kommt, was einfach passiert und auch nicht schlimm ist, fällt es meistens auf. Ich musste schmunzeln und fand dieses andere Wort so schön. Um aber nicht aus dem Takt zu kommen, konnte ich erst später nochmal schauen. Statt "herrlicher Name" war "herzlicher Name" gebetet worden. Dieser Gesang aus dem Buch Daniel ist mindestens 150 vor Christus ins Buch eingefügt worden und besingt das Lob des großen Gottes durch die drei Jünglinge, die aus dem Feuerofen gerettet worden sind.Wenn der Herr unser Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, dessen Lob hier gesungen wird, kein Herz für seine Menschen hätte, wäre er ein Dämon oder ein Abgott. Und er hätte nicht, um seine Menschen wieder zur Umkehr zu bewegen, seinen eigenen Sohn in die Welt geschickt, um seine BARM-HERZ-IGKEIT deutlich zu machen. "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer", also ein gütiges, warmes, liebevolles Herz zeigen, damit wir verstehen, warum Gott die Liebe und die Güte in Person ist. Diese Feier der Heiligen Woche, in die wir am Sonntag gestartet sind, ist eine Festwoche der Herzlichkeit Gottes zu uns, seinen Menschen.Gut, dass unser Mitbeter diesen schönen Versprecher hatte: "Gepriesen sei dein heiliger herzlicher Name" und mir das noch einmal klarer geworden ist.
Seit vielen Jahren gibt es hier in Olpe eine richtig gute Erfindung. Die "Nacht der Versöhnung". Immer am Montag vor dem Heiligen Abend vor Weihnachten und am Montag der Karwoche, also heute, findet dieser besondere Abend statt. Erfunden und begonnen wurde die Reihe bei den Pallottinern in Olpe und später bei uns im Mutterhaus. In diesem Jahr ist das Thema aktueller denn je: "Versöhnen statt Spalten" Aktuell hat man ja an vielen Stellen in der großen Politik und im normalen Alltagsgeschehen den Eindruck, dass Meinungen und Fronten sich verhärten, der Umgangston aggressiver wird und die Differenzen mehr im Fokus stehen als die Gemeinsamkeiten.Die Nacht der Versöhnung lädt ein, die Blickrichtung zu wechseln, zu schauen, wo man auf andere zugehen kann, an welchen Stellen man das Gespräch suchen und versuchen kann, die Position des anderen zu verstehen, ohne sich ihr anschließen zu müssen. Und gleichzeitig selbst bereit zu sein, die Hand, die jemand anderes mir reicht, zu ergreifen, das Gesprächsangebot zu nutzen, nicht mehr kompromisslos auf der eigenen Sichtweise zu beharren und nur die persönlichen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen.Nach dem Bußgottesdienst um 19.30 Uhr, der immer wirklich unter die Haut geht, gibt es die Möglichkeit, einen Einzelsegen zu empfangen oder ein Beicht- oder Lebensgespräch zu führen. Bei Tee und Gebäck sind dann alle Teilnehmenden eingeladen miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Vielleicht ist das eine gute Idee für die eine oder den anderen von Ihnen, die Karwoche mit diesem besonderen Abend zu beginnen.
Du bist eine einzige Enttäuschung! Haben Sie so einen harten Satz schon einmal persönlich gehört? Hoffentlich nicht! Vielleicht kennen Sie ihn aus dem Kino. Vorzugsweise in Hollywood-Filmen oder Serien geht es immer wieder um Familien-Konflikte, etwa dass der überstrenge Vater seine Erwartungen im Sohn nicht erfüllt sieht oder die Tochter nicht so wird, wie sich das die Eltern erhoffen. Natürlich werden Menschen auch jenseits von Hollywood im echten Leben mit Enttäuschungen konfrontiert. Das eigene Leben verläuft nicht so wie erhofft, die Beziehung zerbricht, der Job ist langweilig und irgendwann fragt man sich: Soll das jetzt alles gewesen sein? Wenn andere von uns oder wir von uns selbst enttäuscht sind: Wie können wir damit umgehen?Die derzeitige Fastenzeit läuft gerade auch auf eine riesige Enttäuschung zu: vor Ostern ist der Karfreitag. Der ist die absolute Enttäuschung. Jesus – eben noch als König gefeiert – stirbt am Kreuz. Für seine Jünger muss das eine unfassbare Enttäuschung gewesen sein. Nicht umsonst ist Jesus im Tod auf Golgatha fast allein, von den meisten verlassen. Doch Gott schafft es, dass aus dem vermeintlichen Versagen der Sieg über den Tod wird, dass das, was vorher so sinnlos erschien, nämlich der Tod von Jesus Christus, buchstäblich in einem neuen Licht erscheint.Wir sollten nicht erwarten, dass Gott in unser Leben auf dramatische Weise eingreift und sich plötzlich doch alle gescheiterten Hoffnungen erfüllen. Aber wir haben die Zusage, dass Gott immer bei uns ist, auch in unserem Scheitern. Und vielleicht kann uns diese feste Zusage Gottes an uns die nötige Gelassenheit geben, auch mit Enttäuschungen umzugehen. Denn wir wissen: Ob erfolgreich oder nicht, Gott bleibt bei uns. Immer!
Vor einiger Zeit ist mir ein Text von Lothar Zenetti in die Hände gefallen. Darin heißt es: "Wir reden. Wir reden dauernd aneinander vorbei. Wir reden. Wir reden uns immer weiter auseinander. Vielleicht schweigen wir uns wieder zusammen."Aneinander vorbeireden geht ganz schnell. Es soll ja auch Menschen geben, die gleichzeitig miteinander reden, ohne sich wirklich zuzuhören. Und meist bleibt es dann bei ganz belanglosem Zeug. Hauptsache, es plätschert. Und so kann man sich dabei auch auseinanderreden und hat sich eigentlich nichts zu sagen. Solche Oberflächlichkeiten sorgen leider dafür, dass ich meinen Nächsten, mein Gegenüber nicht wirklich ernst nehme, indem ich ihn oder sie mit abgedroschenen Phrasen abspeise. Zeit für ein Gespräch, das wirklich manchmal eine Herausforderung und sicherlich nicht bei jeder Person, die etwas von mir will, gleich einfach ist. Aber ist Schweigen dann die richtige Medizin? Reden ist zwar Silber und Schweigen Gold, aber gilt das auch, wenn man sich am Ende nichts mehr zu sagen hat? Lothar Zenetti setzt ja deshalb auch ein "Vielleicht" vor diese Vorstellung, dass Schweigen wieder zusammenführen kann. Aber nur Schweigen, das stelle ich mir schwierig vor. Vielleicht sollte man den letzten Satz mit einem wenn und ein paar Punkten ergänzen. Ich würde dann ergänzen: wenn wir uns stattdessen ein Lächeln schenken, wenn wir uns gegenseitig Wünsche von den Augen ablesen oder wenn wir einfach fragen: "Wo kann ich dir helfen?" – Statt also mein Gegenüber mit belanglosen Worten zuzuschwallen, könnte doch ein einziger ernstgemeinter Satz oder eine ernstgemeinte Geste viel mehr Mitmenschlichkeit und Zuneigung ausdrücken. Dann kann man sich auch wieder zusammenschweigen.
Auf meinem Schreibtisch liegt ein Zettel. Darauf steht: 40 Tage Fastenzeit – nicht jammern – nicht meckern – nicht kritisieren – nicht ablehnen – nicht verletzen – nicht lästern - nicht verurteilen – DENK MAL POSITIV. Ich hatte das irgendwo abgeschrieben, weil es mir sehr zugesagt hat. Und jetzt fällt mir ein: mehr als die Hälfte der Zeit ist schon vorbei – was ist jetzt mit diesen Sätzen, die mich so angesprochen haben? Das ist ja schon mal die Crux mit den Vorsätzen: man fasst sie ziemlich hochgemut und hat guten Willen, dann kommt das Alltagschaos oder das tägliche Einerlei und plötzlich ist schon eine ziemliche Zeit vorbei und ich habe nicht dran gedacht.Der Vorteil der Fastenzeit ist, dass es ein gut überschaubarer Zeitraum ist: 7 Wochen, geht doch eigentlich. Und manchmal hilft dann eine Zusage und Ermutigung. So wie sie heute im Tagesevangelium steht: "Wenn ihr in meinem Wort bliebt, seid ihr wahrhaft meine Jünger."Da fällt mir vieles leichter: ich muss nicht alles leisten, ich muss nicht alles allein schaffen. Mein Auftrag ist lediglich, in seinem Wort zu bleiben. Da geht es nicht darum. es zu lesen und anderen zu erklären oder es im Gottesdienst zu hören und dann wieder zu vergessen. In SEINEM Wort bleiben heißt: seine Botschaft annehmen, danach leben und seine Gebote halten, und beständig sein. Nicht nur kurz begeistert sein, sondern dauerhaft in dieser Beziehung zu Jesus zu sein und nach seinem Beispiel zu leben.Und dann hilft mir zum Beispiel, wenn ich nicht denken muss: ja, also denk dran: das nicht, das nicht und das auch nicht. Sondern auf meinem Zettel lesen kann: denk mal positiv: Also: Du darfst, Du kannst, Du willst doch. Das geht leichter. Denk mal positiv und bleib in SEINEM Wort.
Ich gebe gern zu: ich erzähle gern Stories und Geschichten. Ich liebe es, witzige oder für mich bedeutsame Begebenheiten zu erzählen und anderen Anteil zu geben an meinem Spaß an einer Geschichte. Aber wenn ich ehrlich bin: wenn ich nur selber rede, erzähle ich immer nur, was ich ja schon weiß, und meine Mitmenschen, die mich schon länger kennen, eben auch. Aber wenn ich zuhöre, dann lerne ich immer Neues, immer wieder, jeden Tag. Aber da ist ein zuhören gemeint, dass nicht schon im Kopf die Antwort formuliert, nicht schon den Zweifel aufkommen lässt, nicht schon bohrende Fragen sammelt. Sondern wirklich hören: ganz Ohr sein, wie es in einer Alten Formulierung heißt. Ganz Ohr sein, nur Hören, mit Leib und Seele auf das ausgerichtet, was der oder die andere mir sagt: nicht schon urteilen, nicht schon bewerten, nicht schon nach Antworten suchen.In einem Kirchenlied heißt es: Herr, gib uns Mut zum Hören, auf das, was Du uns sagst. Manchmal denke ich: wieso Mut zum Hören? Aber das ist es ja genau: wenn ich Mut habe, auf meine Mitmenschen oder auf Gott zu hören, meint das auch den Mut, den ich dann brauche, aus dem Gehörten zu lernen, also Konsequenzen zu ziehen und mein Handeln zu überprüfen. Und die andere Seite des Hörens ist auch: höre ich auch auf mich selbst? Auf mein eigenes Gewissen, auf meine innere Stimme, die so oft so leise ist, dass ich sie nicht mitbekomme? Höre ich auf meinen Körper, auf seine Bedürfnisse und Wünsche? Herr, gib uns Mut zum Hören: auf mich selbst, auf meine Mitmenschen und auf Dich – lass mich ganz Ohr sein.