Mit diesem Podcast-Angebot stellt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Audio-Mitschnitte von Veranstaltungen zum Nachhören zur Verfügung.
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Auch mehr als 30 Jahre nach der deutschen Einheit scheint die einstige Teilung des Landes die Identität der »Generation Einheit« zu prägen. Geboren zwischen 1975 und 1985, ist diese Generation der »Wendekinder « inzwischen 35 bis 45 Jahre alt. Sie umfasst knapp zweieinhalb Millionen Menschen – die in der DDR aufgewachsen und in der Umbruchzeit erwachsen geworden sind. Doch worin bestehen die Prägungen dieser Menschen, die längst die Lebenswirklichkeit in diesem Land entscheidend mitbestimmen? Welche Themen sind im Rahmen des gesellschaftlichen Wandels für die junge(n) Generation(en) gegenwärtig und künftig relevant? Auf welchen Feldern gibt es Fort- oder sogar Rückschritte? Vor welchen Herausforderungen steht die vergleichende Transformationsforschung? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Tagung, die Stimmen und Eindrücke der »Generation Einheit« einfangen und mit wissenschaftlichen Ergebnissen zur Transformation rückkoppeln soll. In der Veranstaltung werden partizipative und interaktive Methoden eingesetzt, die alle Beteiligten einbinden und über Umbruchserfahrungen generationsübergreifend miteinander ins Gespräch kommen lassen.
Auch mehr als 30 Jahre nach der deutschen Einheit scheint die einstige Teilung des Landes die Identität der »Generation Einheit« zu prägen. Geboren zwischen 1975 und 1985, ist diese Generation der »Wendekinder « inzwischen 35 bis 45 Jahre alt. Doch worin bestehen die Prägungen dieser Menschen, die längst die Lebenswirklichkeit in diesem Land entscheidend mitbestimmen? Welche Themen sind im Rahmen des gesellschaftlichen Wandels für die junge(n) Generation(en) gegenwärtig und künftig relevant? Auf welchen Feldern gibt es Fort- oder sogar Rückschritte? Vor welchen Herausforderungen steht die vergleichende Transformationsforschung? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Tagung, die vom 15. bis 16.11.2022 in der Bundesstiftung Aufarbeitung stattfindet. Dabei werden partizipative und interaktive Methoden eingesetzt, die alle Beteiligten einbinden und über Umbruchserfahrungen generationsübergreifend miteinander ins Gespräch kommen lassen.
Vor 25 Jahren erschien in Frankreich das »Schwarzbuch des Kommunismus«. Anlass war der 80. Jahrestag der russischen »Oktoberrevolution« 1917. Ein Jahr später löste die deutsche Ausgabe des Schwarzbuches eine heftige Kontroverse über die Dimensionen und die Bewertung der kommunistischen Verbrechen im 20. Jahrhundert aus. Am 14. November 2022 sprach Dr. Ulrich Mählert mit Prof. Dr. Claudia Weber, Albrecht von Lucke und Prof. Dr. Peter Steinbach über den Ort des Kommunismus in der Erinnerungskultur des vereinten Deutschlands.
Der DDR-Tourismus wandelte sich bis in die 1980er-Jahre von einem privatwirtschaftlichen zu einem weitgehend staatlich gelenkten Sektor. Zu den Institutionen, die das Reisen organisierten und reglementierten, gehörten die Betriebe, der FDGB-Feriendienst und Jugendtourist. Welche Funktionen hatte das Reisen im Sozialismus? Wie war der staatlich gelenkte Tourismus organisiert? Welche Einschränkungen und Freiräume gab es? Und trug die eingeschränkte Reisefreiheit nur zur Destabilisierung des Systems DDR bei oder stützte sie dieses auch? Am 10.11.2022 diskutierten Detlef Berg, Claudia Rusch und Prof. Dr. Hasso Spode in der Bundesstiftung Aufarbeitung . Die sechste Veranstaltung der Reihe "Zeitzeugenperspektiven" wurde moderiert von Robert Ide.
Berlin steht sinnbildlich für das Zusammenwachsen der Deutschen in Ost und West. Wie unter einem Brennglas lassen sich hier die Transformationsprozesse der vergangenen mehr als 30 Jahre deutscher Einheit beobachten. Doch wie sehr prägt die Geschichte die Gegenwart Berlins, wie gut sind die beiden Stadthälften mittlerweile zusammengewachsen und wie lebt es sich heute in der ehemals geteilten Stadt? Lassen sich noch Unterschiede zwischen Ost und West erkennen oder sind längst andere Trennlinien entscheidend? Welche Entwicklungschancen bieten sich der wirtschaftlich aufstrebenden, weltoffenen, gesellschaftlich und kulturell vielfältigen deutschen Hauptstadt? Am 01.11.2022 diskutierten Feride Funda, Dr. Hanno Hochmuth, Lorenz Maroldt und Lea Streisand in der Bundesstiftung Aufarbeitung. Die 14 Veranstaltung der Reihe „Zukunftswerkstatt Einheit“ wurde moderiert von Cosima Schmitt.
In der letzten Folge der Podcastreihe "Gegen alle Mauern" geht es um einen der wohl krassesten Brüche im Leben: Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten von ihrer Ausreise aus der DDR. Einfach war sie in keinem der Fälle, einfach war auch das Ankommen im neuen Leben nicht. Dorothea Fischer, Josephine Keßling, Johanna Kalex, Bernd Stracke, Jürgen Gutjahr erzählen von schweren Entscheidungen und ihren Konsequenzen. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Johannes Romeyke Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund Recherche: Mattis Kilian
In der vorletzten Folge des Podcasts geht es um Wege in die Freiheit, um Versuche junger Leute, irgendwie aus der DDR herauszukommen. Zwei abenteuerliche Geschichten von großen Plänen, die jäh im Niemandsland endeten, nachdem sie hoffnungsvoll begonnen hatten: Anne Hahn und Thomas von Grumbkow erzählen von ihren Versuchen, über Aserbaidschan bzw. Bulgarien über die grüne Grenze in den Westen zu fliehen. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Johannes Romeyke Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund Recherche: Mattis Kilian
Frauen hatten in der DDR scheinbar gute Voraussetzungen für ein gleichberechtigtes Leben. Trotzdem berichten viele ostdeutsche Frauen rückblickend davon, wie schwierig es gewesen sei, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Denn das propagierte Frauenbild und die Alltagswirklichkeit klafften in vielen Lebensbereichen weit auseinander. Die Veränderungen im Zuge der deutschen Einheit brachten dann tiefgreifende Umbrüche mit sich, gerade für viele ostdeutsche Frauen und ihre berufliche wie finanzielle Situation. In unserer Veranstaltung wollen wir danach fragen, wie sie den Systemwechsel erlebten und welche Rolle es heute noch für sie spielt, ostdeutsch zu sein. Wo stehen Frauen aus Ost und West heute, wie sieht ihre Lebenswirklichkeit aus? Was haben sie voneinander gelernt? Bei der 13. Veranstaltung der Reihe "Zukunftswerkstatt Einheit" diskutierten unsere Gäste den Alltag von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart, geben persönliche Einblicke in ihr Leben und schlagen den Bogen von der Situation damals zu den aktuellen Debatten heute.
Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau war in der DDR ein Ort der systematischen und gewaltsamen Misshandlung von Jugendlichen, die dort zwangsweise untergebracht waren. Kathrin Begoin-Weber hat Torgau als junger Mensch selbst erleben müssen und erzählt von ihrem schrecklichen Alltag dort, der sich brechen sollte und den sie Tag für Tag durchstehen musste. Experte ist Jochen Voit. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Tabea Soergel Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund Recherche: Mattis Kilian
Wurde man als Jugendlicher in der DDR auffällig, und dafür reichte oft schon wenig, dann griff der Staat rigoros ein. Viele landeten zwangsweise in einem der für ihre unmenschlichen Methoden berüchtigten Jugendwerkhöfe. Bis heute leiden viele der damals dort untergebrachten jungen Menschen unter den Folgen. Kathrin Begoin-Weber hat die Erfahrung mit einem der schlimmsten Orte überhaupt machen müssen: Dem Geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau. Wie es dazu kam und warum ihre Eltern machtlos dagegen waren, erzählt sie in dieser Folge des Podcasts. Experte ist Jochen Voit. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Tabea Soergel Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund Recherche: Mattis Kilian
Die Zukunft von Berlins Stadien ist umstritten: Muss das Olympiagelände – Ort der Spiele von 1936 - „entnazifiziert“ werden? Benötigen der Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark, ehemalige Heimstatt des BFC Dynamo, und das Sportforum Hohenschönhausen eine historische Kommentierung? Die 4. Veranstaltung der Reihe "Im Lauf durch die Epochen: Sport und Systemwechsel im 20. Jahrhundert" hat nach der Rolle Berliner Stadien in Demokratie und Diktatur und ihrer heutigen erinnerungskulturellen Symbolkraft gefragt.
In der sechsten Folge der Podcastreihe wird „Krieg gespielt“. Das klingt heute komisch, war aber in der DDR für Kinder und Jugendliche im Grunde verpflichtend. Die staatlich angeordnete „Wehrerziehung“ gehörte für die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Alltag als junge Menschen. Und das alles sollte dann auch noch paradoxerweise dem Frieden dienen – Frank Ebert, Dorothea Fischer, Johanna Kalex, Josephine Keßling und Bernd Stracke berichten darüber. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Johannes Romeyke Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund Recherche: Mattis Kilian
Die Staatssekretäre der letzten DDR-Regierung sind in Öffentlichkeit und Geschichtswissenschaften kaum als Akteure des politischen Transformations- und Vereinigungsprozesses der DDR 1990 bewusst. Es gibt weder schriftliche Quellensammlungen noch systematische Zeitzeugeninterviews, die die politische Aufgabe und die biographisch geprägten Expertisen dieser letzten DDR-Staatssekretäre in den Blick nehmen. Dabei sind sie wichtige Zeitzeugen der friedlichen und demokratischen Transformation der DDR. Als Experten wussten sie in ihren jeweiligen Bereichen bestens über vorhandene Defizite, Probleme und Herausforderungen Bescheid – und auch über bis dahin von der SED-Diktatur unter Verschluss gehaltene Akten. In der Veranstaltung wurden Ausschnitte aus kürzlich aufgenommenen Zeitzeugeninterviews, die mit Staatssekretären und Staatssekretärinnen der letzten DDR-Regierung geführt wurden, gezeigt und auf dem Podium mit drei Staatssekretären vertieft.
Die Folgen des politischen Umbruchs von 1989/90 wurden bislang vor allem mit Blick auf die Länder hinter dem einstigen Eisernen Vorhang untersucht. In gewisser Weise verlängert die zeithistorische Forschung damit jene Perspektive, die in den 1990er Jahren dazu führte, dass Transformation als einseitige Angleichung an den Westen verstanden wurde. Demgegenüber brachte Philipp Ther den Begriff der Kotransformation ins Spiel, um die vielfältigen Interaktionen und Rückwirkungen zwischen den postkommunistischen Umbruchprozessen in Osteuropa und dem vermeintlich stabilen Westen zu thematisieren. Der »Triumph« westlicher Ideen, liberaler Demokratie und kapitalistischer Marktwirtschaft erscheint auf diese Weise nicht mehr als ungebremster Siegeszug von West nach Ost, sondern als eine krisenhafte und widersprüchliche Beziehungsgeschichte mit offenem Ausgang. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Ch. Links Verlag haben am 21.09.2022 zur Premiere des neuen »Jahrbuches Deutsche Einheit« eingeladen. Der dritte Band versammelt neben den konzeptionellen Überlegungen Philipp Thers zur Kotransformation erstmals empirische Fallstudien zur Kotransformation des Westens und richtet damit den Blick auch auf die Folgen des deutschdeutschen Vereinigungsprozesses für die Regionen der alten Bundesrepublik.
So richtig die Wahl hatte man nicht in Sachen Bildung als junger Mensch in der SED-Diktatur –zumindest nicht, wenn man offen widersprach. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Jürgen Gutjahr, Johanna Kalex, Josephine Keßling, Bernd Stracke und Volker Wiederberg berichten von ihren Erfahrungen als unangepasste junge Leute mit dem Bildungs- und Erziehungssystem in der DDR – und die waren für die damaligen Jugendlichen meist nicht besonders ermutigend. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Johannes Romeyke Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund Recherche: Mattis Kilian
Viele Debatten der vergangenen Jahre zeichnen sich durch Zuspitzungen und vermehrt extreme Meinungsäußerungen aus. Beklagt wird von vielen ein zunehmend aggressives Gesprächsklima, das den Austausch kontroverser Ansichten und Argumente verhindert. Sei es bei der Corona-Politik, der Flüchtlingskrise, dem Klimawandel oder Fragen von Identität und sozialer Gerechtigkeit: Wird unsere Gesellschaft tatsächlich immer gespaltener und die Standpunkte unversöhnlicher? Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat den Internationalen Tag der Demokratie genutzt, um über Fragen von demokratischer Teilhabe und Diskussionskultur zu reden. Welchen Einfluss haben die beobachteten Entwicklungen auf die Gestaltung von Politik, welche Auswirkungen auf unsere Gesellschaft?
Jede Gesellschaft, jeder Staat steht nach Gewaltherrschaft, Diktaturen oder Kriegen vor der Frage, wie mit den begangenen Verbrechen, mit den Opfern und Tätern umgegangen werden soll. Die Formen des Umgangs mit der Vergangenheit sind dabei sehr vielfältig. Die 10-teilige Veranstaltungsreihe „Transitional Justice“ möchte anhand ausgewählter Länderbeispiele unterschiedliche Aspekte von gesellschaftlichen und rechtlichen Aufarbeitungsprozessen nach Systemumbrüchen aufzeigen sowie Einblicke in die Erinnerungskultur und -politik in ihrem jeweiligen nationalen Kontext geben. Moderiert wird die Reihe von Tamina Kutscher, Chefredakteurin von dekoder.org. Die fünfte Veranstaltung „Zwischen Befreiung und Beeinflussung – Vom Umgang mit der sowjetischen Besatzung im heutigen Kaukasus“ hat den Fokus auf die Staaten Georgien, Aserbaidschan und Armenien gerückt.
Wir waren wie Kanarienvögel in einem Spatzenhaus“, hat Bernd Stracke (damals Leipzig) die Situation der Jugendlichen in der SED-Diktatur zusammengefasst, die Anne Hahn (früher Magdeburg) als „bunte Leute“ bezeichnet. Beide Zeitzeugen erzählen uns, wie heftig der Staat durchgriff, wenn man als junger Mensch in der DDR einfach nur so sein wollte wie man will. Als Experten ordnen Jochen Voit und Bernd Lindner die Zeitzeugenberichte ein. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Tabea Soergel Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Recherche: Mattis Kilian Technik: Friedhelm Mund
Zwar trug der Marxismus-Leninismus durchaus Züge einer politischen Religion, indes vermochte die Staatsideologie der DDR die Bedeutung von Religion(en) und Glauben nicht vollständig zu verdrängen. Nach der Friedlichen Revolution hatte der Marxismus-Leninismus als Mittel des Machterhalts und der Herrschaftslegitimation ausgedient, und trotzdem trug der Systembruch kaum zum Bedeutungsgewinn von Religion und Glauben bei. Bis heute sind die ostdeutschen Bundesländer säkularisierter als die westdeutschen – wenngleich die überweltlichen Religionen auch im Westen Deutschlands an Bedeutung verlieren. Doch was an der ostdeutschen Entwicklung lässt sich als Vorläufer der westdeutschen interpretieren – und was als (zum Teil historisch bedingte) Geschichte eigener Art? Diese und andere Fragen wurden in der zwölften Veranstaltung der Reihe „Zukunftswerkstatt Einheit“ diskutiert.
Diesmal wird es ziemlich wild: In Folge 3 erleben wir explodierende Radios und Bands, die anderthalb Stunden nach ihrer Gründung schon auf der Bühne stehen. Dafür gehen wir nach Leipzig und Berlin in den frühen 1980er-Jahren und lernen „Chaos“ und „Pankow“ kennen, beide Gründer von Punk-Bands der ersten Stunde in der DDR. Beide sind für ihre Musik und ihren Lebensstil von Polizei und Stasi brutal verfolgt worden – und haben sich doch nicht brechen lassen. Experten sind Jochen Voit und Bernd Lindner. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Tabea Soergel Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund
In Folge 2 geben uns Josephine Keßling und Chris Lopatta Einblicke in ihr junges unangepasstes Leben in der DDR und zeigen uns auch, dass es sich lohnen konnte, in der SED-Diktatur für die Nische zu kämpfen, in der man weitgehend tun und lassen konnte, was man mochte – ob nun in der Jungen Gemeinde in Halle oder als Fußballfan von Union Berlin. Experte ist der Historiker Stefan Wolle. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Tabea Soergel Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund
In Folge 1 der zehnteiligen Podcastreihe „Gegen alle Mauern“ geben Dorothea Fischer, Mitbegründerin der Jungen Gemeinde in Jena sowie Frank Ebert, damals Umwelt-Bibliothek Berlin (UB), unter anderem Einblick in das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Zwang, in dem sich oppositionell eingestellte Jugendliche in der DDR bewegten. Experte ist Peter Wurschi, Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Eine Produktion von Musealis im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland. Redaktion: Tabea Soergel Sprecherin: Johanna Geißler Moderation: Martin Becker Technik: Friedhelm Mund
2022 jähren sich zwei Ereignisse zum 30. Mal: das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen, als Rechtsextreme Ende August 1992 Geflüchtete und vietnamesische Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter terrorisierten und deren Wohnblock anzündeten, sowie der Anschlag auf zwei von türkeistämmigen Familien bewohnte Häuser in Mölln im November 1992, bei dem drei Menschen starben und neun schwer verletzt wurden. Die Angriffe reihten sich ein in die Welle von gewaltsamen Ausschreitungen und brutalen Übergriffen auf Menschen vor allem mit Migrationsgeschichte, die in den 1990er-Jahren das junge vereinte Deutschland erschütterte. Nur allzu oft geschahen die Taten unter stillschweigender Duldung bis hin zum aktiven Mittun politisch sonst eher unauffälliger Bürgerinnen und Bürger. Aus Anlass dieser Jahrestage, aber auch vor dem Hintergrund der rassistischen und rechtsextremen Anschläge in Halle 2019 und Hanau 2020 als jüngste Beispiele für die andauernde Gewalt gegen als nicht-zugehörig markierte Personen haben wir am 18. August 2022 in ost-west-übergreifender Perspektive diskutiert.
Wieso waren die Kirchen in der DDR 1989 voll, aber kurz darauf wieder leer? Hat die evangelische Kirche in Ostdeutschland damals die historische Chance verpasst, Mitglieder zu gewinnen? Könnten nicht gerade die Kirchen unsere polarisierte Gesellschaft heute wieder stärker zusammenführen? Und bräuchte eigentlich auch die EKD einen Ostbeauftragten? In der letzten Folge der East Side Stories sprechen die ehemalige Pröpstin Friederike von Kirchbach und der Pfarrer Dr. Justus Geilhufe über die Entwicklung der evangelischen Kirche in Ostdeutschland, über ihre Rolle in der Gesellschaft, das innerkirchliche Verhältnis zwischen Ost und West und darüber, was auch westdeutsche Gemeinden für die Zukunft von den ostdeutschen Brüdern und Schwestern lernen könnten. Friederike von Kirchbach (*1955, Gersdorf in Sachsen) studierte Theologie in Leipzig und Jena und war ab 1986 in der kirchlichen Jugendarbeit in der DDR tätig. Anfang der 1990er-Jahre wurde sie Pfarrerin im sächsischen Kreischa. Sie war Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages und Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Bis zu ihrem Ruhestand war sie zuletzt Pfarrerin in Berlin-Kreuzberg. Dr. Justus Geilhufe (*1990, Dresden) studierte Theologie und Philosophie in Jena, Princeton, München und Leipzig und hat in Göttingen promovierte. Seit 2021 ist er Gemeindepfarrer im mittelsächsischen Großschirma, Pfarrer der Domgemeinde Freiberg und Seelsorger an der Technischen Universität Freiberg.
In dieser Folge unterhalten sich zwei ostdeutsche Filmemacher aus unterschiedlichen Generationen über die Bedingungen, unter den ihre Filme entstehen, was sie persönlich antreibt, ob die DEFA für sie noch eine Rolle spielt und ob es so etwas gibt wie eine ‚ostdeutsche Perspektiven‘ in der deutschen Filmszene. Thomas Heise (*1955, Ost-Berlin) studierte in der DDR Regie, brach das Studium aber 1982 ab, um seine künstlerische Freiheit zu wahren. Er zählt heute zu den wichtigsten deutschen Dokumentarfilmern der Gegenwart. Christoph Eder (*1987, Göhren auf Rügen) hat an der Filmuniversität Babelsberg Regie studiert. Sein dortiger Abschlussfilm mit dem Titel „Wem gehört mein Dorf“ wurde vielfach ausgezeichnet und für den Deutschen Filmpreis 2022 nominiert.
Der Anpassungsdruck, der auf der Jugend in der SED-Diktatur lastete, war gewaltig. Jugendliche, die sich den Vorschriften und Einengungen ihres Lebens durch die Staatsorgane in Schule, Beruf und Freizeit widersetzten, die sich frei machen und eigene Lebensformen erproben wollten, stießen schnell und hart an die sichtbaren und unsichtbaren Mauern der DDR. Aufgrund ihres „Anderseins“ als Punks oder Friedensaktivistinnen bekamen sie die geballte Macht des Systems zu spüren. Die Auswirkungen auf ihre Jugend und ihre Zukunft waren gravierend: Ausgrenzung von Bildung und Beruf, Stigmatisierung, Verfolgung durch die Stasi und politische Haft.
Welche Orte und Strukturen standen Homosexuellen in der DDR zur Verfügung? Was passiert mit der Homosexuellen-Bewegung der DDR nach 1990? Vor welchen Herausforderungen stehen queere Menschen und Organisationen heute in Ostdeutschland? Über diese und weitere Fragen sprechen Rainer Herrn und Anne Liebeck in der Folge „Auf zu neuen Ufern? Von der Homosexuellenbewegung der DDR zur queeren Szene Ostdeutschlands“. Moderiert wird das Gespräch von Tina Howard. Dr. Rainer Herrn (*1957 in Leipzig) war Mitbegründer des Schwulen Arbeitskreises der Studentengemeinde Leipzig und aktiv in den AIDS-Selbsthilfegruppen der DDR. Er arbeitet seit 1991 bei der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Berlin. Seit 2008 ist er zudem an der Charité Berlin am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin. Anne Liebeck (*1985 in Dresden) wuchs in Sachsen und Nordrhein-Westfalen auf. Anne Liebeck studierte Soziologie und arbeitet seit 2013 für den Gerede e.V. in Dresden. Der Gerede e.V. existiert seit den späten 1980er-Jahren und versteht sich als Interessenvertretung für Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transidente und Menschen mit vielfältigen Lebensweisen sowie deren Angehörige. Anne Liebeck leitet unter anderem das Bildungsprojekt "Queere Bildung in Dresden" beim Gerede e.V.
Sozial- und Arbeitsmarktpolitik ist das mit Abstand größte Politikfeld im Bundeshaushalt. Gleichzeitig ist der Sozialstaat elementar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Seit der deutschen Einheit ist das Sozialsystem in beständiger Transformation, die in Teilen auch auf das Ende der Systemauseinandersetzung im Kalten Krieg zurückgeht. Seit 1990 haben grundlegende Erweiterungen und Veränderungen des deutschen Sozialstaats stattgefunden: von der Schaffung der Pflegeversicherung über die Hartz-Gesetzgebung bis hin zur Einführung eines Bürgergeldes. Die Podiumsdiskussion hat aus politischer und wissenschaftlicher Perspektive ein Resümee der sozialstaatlichen Entwicklung seit 1990 gezogen und ist dabei auch auf gegenwärtige sozialpolitische Herausforderungen eingegangen.
Wie erging es Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion bei ihrer Ankunft in Ostdeutschland bzw. in der DDR? Ließen sich ihre postsowjetischen Erfahrungen der Transformation in den 1990er-Jahren auf das Leben in Ostdeutschland übertragen? Müssen sich Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion heute in besonderer Weise zu Russland positionieren? Zwischen Neuem und Vertrautem, zwischen Ankunft und Aufbruch stellen sich für Russlanddeutsche und russischsprachige Communities eigene Fragen nach Identität, Geschichte und Zugehörigkeit. Hierüber sprechen die Autorin Eleonora Hummel und der Autor Dmitrij Kapitelman bei den East Side Stories in der Folge „Nach UdSSR und DDR: Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion in Ostdeutschland“. Moderiert wird das Gespräch von Nancy Fischer. Eleonora Hummel (*1970 in Zelinograd, heute: Nur-Sultan, Kasachstan) ist Russlanddeutsche. Im Alter von elf Jahren kam sie mit ihren Eltern nach Dresden in die DDR. Sie ist Schriftstellerin, hat zahlreiche Bücher verfasst, Stipendien und Preise erhalten. Auch heute wohnt sie noch in Dresden. Dmitrij Kapitelman (*1986 in Kiew, Ukraine) kam mit acht Jahren als Kontingentflüchtling nach Meerane in Sachsen. Er wuchs in Leipzig auf und lebt heute in Berlin und seiner alten Heimatstadt. Er arbeitet als Journalist und ist Autor mehrerer Bücher.
Der »PISA-Schock« stieß in Deutschland eine intensive Diskussion über die Qualität des Bildungssystems an und führte zu mehreren tiefgreifenden Schulreformen. Innerhalb der Debatte wird bis heute im Osten zum Teil auch die DDR-Einheitsschule als Vorbild herangezogen. Als richtungsweisend gelten oft ihr Leistungsprinzip, das einheitliche und gemeinsame Lernen über viele Jahre hinweg und ihr naturwissenschaftlicher Fokus. Andere Ausprägungen des SED-Erziehungssystems, über ideologische Indoktrination und politische Reglementierung hinaus, bleiben dabei allerdings oft unterbelichtet. Dies gilt etwa für die Konzentration auf starre Lehrpläne, formalisierte Unterrichtsmethoden oder fehlende Individualität für Lehrende und Lernende. Inwiefern kann also das Bildungssystem der DDR als Referenzrahmen für eine zukunftsorientierte Bildung dienen – und was überhaupt kennzeichnet eine solche? Wie wirkt es bis heute in der ostdeutschen Bildungslandschaft und bei den Menschen nach? Und welche Erfahrungen beim Umbau des Schulwesens nach 1989/90 in den ostdeutschen Bundesländern können auch für gegenwärtige Herausforderung in der Bildung produktiv genutzt werden? Diese und andere Fragen diskutierten unsere Gäste in der elften Veranstaltung der Reihe "Zukunftswerkstatt Einheit".
Die journalistische Arbeit in Ostdeutschland war während und nach der deutschen Teilung von ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen geprägt. Ab 1989/90 löste sich die bis dato fundamentale Unterscheidung zwischen DDR-Journalisten und akkreditierten Journalisten aus der Bundesrepublik allmählich auf. Die Veranstaltung widmete sich diesem Thema anhand folgender Fragestellungen: Unter welchen Voraussetzungen haben DDR-Journalisten gearbeitet? Inwieweit mussten sie sich anpassen oder waren Repressionen und Zensur ausgesetzt? Gab es Nischen, in denen Journalisten freier berichten konnten? Welche Erfahrungen haben westdeutsche Journalisten gemacht, die in der DDR akkreditiert waren? Wie wandelte sich der Journalismus in Ostdeutschland nach 1989/90? Bei der fünften Veranstaltung der Reihe "Zeitzeugenperspektiven" wurden Zeitzeugen zugeschaltet, die selbst in Presse und Fernsehen tätig waren. Eine medienwissenschaftliche Perspektive auf den deutsch-deutschen Journalismus ergänzt die autobiografischen Berichte.
Was hat Transitional Justice in den vergangenen Jahren weltweit erreicht? Vor welchen Herausforderungen steht sie angesichts aktueller politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen? Was ist entscheidend für die Zukunft der Aufarbeitung? Diesen Fragen widmet sich die Abschlussveranstaltung der Reihe „Transitional Justice“, die in neun Veranstaltungen den Status quo der Aufarbeitung in verschiedenen Ländern aus aller Welt erörterte. Die zehnte und letzte Veranstaltung „Aufarbeitung ohne Ende!“ beleuchtete das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln – wie etwa der Versöhnung, der Menschenrechte und der Erinnerungskultur – und möchte auf diese Weise die Erfolge wie Misserfolge der Aufarbeitung bilanzieren, für die Bedeutung und Vielfalt der zu bewältigen Herausforderungen im Umgang mit der Vergangenheit sensibilisieren und Perspektiven für die zukünftige Arbeit skizzieren.
Athletinnen waren stets besonders vulnerabel: sie waren Objekt pharmakologischer Eingriffe, oder wurden als sowjetische Kampfmaschinen diffamiert. Angehörigen des dritten Geschlechts wurde Betrug unterstellt. Seit Mitte der 1960er Jahre mussten sich Athletinnen im männlich regierten Sport demütigenden „Sex-Tests“ unterziehen. Die zweite Veranstaltung der Reihe "Im Lauf durch die Epochen: Sport und Systemwechsel im 20. Jahrhundert" fragt danach, welche Kämpfe bis heute um die Selbstbestimmung des sportlichen Körpers geführt werden.
Die Bundestagswahl und die Debatte um die Besetzung von Führungspositionen in der neuen Bundesregierung machten erneut deutlich, was wissenschaftliche Studien seit Jahren zeigen: Ostdeutsche sind auch nach mehr als 30 Jahren nach der Wiedervereinigung in bestimmten Bereichen von Politik, Wirtschaft und Verwaltung unterrepräsentiert. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Politik, Medien und Wissenschaft diskutierten wir die historischen Ursachen wie auch die Folgen des Elitenwechsels. Warum ist es für Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern noch immer schwierig, in Spitzenpositionen zu kommen? Welche Erfahrungen machten und machen sie auf dem Arbeitsmarkt?
Die Entwicklung des Gesundheitswesens in Ostdeutschland ist beispielhaft für jene Transformationsprozesse, die am wenigsten geradlinig verliefen. Zunächst nach westdeutschem Muster umstrukturiert, kamen nach und nach auch Ausprägungen des überlieferten Gesundheitssystems wieder stärker zurück, etwa das Konzept der kooperativ strukturierten Polikliniken, das sich inzwischen sogar im gesamtdeutschen Gesundheitssystem etabliert hat. Zudem ist das Gesundheitswesen insofern ein Beispiel für den sich immer stärkeren auswirkenden allgemeinen Strukturwandel, als sich disparate Entwicklungen weniger zwischen Ost und West als vielmehr zwischen Stadt und Land vollziehen. Vor welchen Herausforderungen stand das Gesundheitssystem in den zurückliegenden Jahrzehnten und wie wurden sie bewältigt? Welche Herausforderungen warten in Gegenwart und Zukunft – und welche Erkenntnisse hält die Rückschau auf die jüngere Vergangenheit bereit? Diese und andere Fragen wurden bei der zehnten Veranstaltung der Reihe "Zukunftswerkstatt Einheit" diskutiert.
Die Arbeit der Treuhandanstalt ist hoch umstritten – wie sieht das Gesamtbild nach der Öffnung der Treuhandakten aus? Erstmals konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin (IfZ) etwa 12 Kilometer Treuhandakten systematisch auswerten und zudem viele andere neue Quellen erschließen. Die Ergebnisse dieser intensiven Forschungen werden seit April 2022 in der elf Bände umfassenden Reihe „Studien zur Geschichte der Treuhandanstalt“ im Verlag Ch. Links veröffentlicht. Nie zuvor wurde die Treuhandanstalt so umfangreich in den Blick genommen.I m Gespräch mit Anne Hähnig (Die Zeit) stellten die Historiker Max Trecker und Andreas Malycha die ersten Publikationen der neuen Studien vor.
Am 24. Februar 2022 haben russische Streitkräfte die Ukraine überfallen. Tausende Menschen haben bisher ihr Leben verloren, Millionen sind auf der Flucht – Städte werden gnadenlos bombardiert und Angriffe gegen zivile Einrichtungen und die Bevölkerung gerichtet. Städte wie Charkiv oder Mariupol werden belagert, ausgehungert und dem Erdboden gleichgemacht. Der Krieg gegen die Ukraine wird von der russischen Regierung und Propaganda mit historischen Legitimationen versehen, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion als überholt, ja überwunden, galten. Der Versuch der russischen Führung gewaltsam als imperiale Großmacht wieder in die Mitte des europäischen Kontinents zurückzukehren, ist die wohl größte Gefahr für die europäische Sicherheit seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Zentrum der Veranstaltung stehen deshalb Geschichtsnarrative, die von Putin zur Begründung seines Überfalls auf die Ukraine sowie zur Begründung von Territorialansprüchen gegenüber weiteren Staaten angeführt werden.
Vor 70 Jahren: Essen am 11. Mai 1952. Trotz Verbot durch die Behörden versammeln sich Tausende zumeist junge Demonstranten in der Ruhr-Metropole. Sie protestieren gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Es ist die Hochzeit des Kalten Krieges. Als Mitinitiator der Kundgebung gilt der westdeutsche Ableger der SED-Jugendorganisation FDJ. Die war im Jahr zuvor von der Bundesregierung als verfassungsfeindliche Organisation verboten worden. Die Demonstranten ignorieren die Aufforderung der Polizei, sich zu zerstreuen. Es kommt zum Schlagstockeinsatz. Demonstranten antworten mit Stein- und Flaschenwürfen. Der Einsatz von Schusswaffen wird befohlen, die nicht nur zu Warnschüssen abgefeuert werden. Die Bilanz des Tages sind zwei Schwerverletzte – und der erste Demonstrationstote der noch jungen Bundesrepublik. Es ist der 21-jährige Arbeiter Philipp Müller, der auf dem Weg ins Krankenhaus seiner Schussverletzung erliegt. Während Müller in der alten Bundesrepublik schnell in Vergessenheit gerät, wird er in der DDR über Jahrzehnte als „sozialistischer Held“ und antifaschistischer Widerstandskämpfer Namensgeber von Straßen, Plätzen, Schulen, Betrieben, Jugendclubs und Medaillen - selbst ein Trawler der DDR Fischereiflotte wurde nach ihm benannt. Wie im Brennglas exemplifizieren sich in der Person Philipp Müllers die Geschichte des Kalten Krieges sowie die im doppelten Wortsinne geteilte Erinnerungskultur des vereinten Deutschlands. Der Leipziger Historiker und Geschichtsdidaktiker Professor Dr. Alfons Kenkmann stellte am 21. April 2022 die Ergebnisse seiner Forschungen zu Philipp Müller vor.