ausgewählte Fotoarbeiten in der Bibliotheksgalerie der FH Vorarlberg
Der Deutsche Fotobuchpreis war seit Jahrzehnten ein Gradmesser für anspruchsvolle Fotografie in anspruchsvollen Büchern. 2016 ist er vorerst zum letzten Mal vergeben worden. Eine Fachjury wählte aus den angemeldeten Büchern Siegertitel in den Kategorien "Gold" und "Silber" aus, die mit einer Urkunde ausgezeichnet wurden. Bei der Beurteilung werden die Kriterien fotografische Qualität, ästhetischer Gesamteindruck sowie die fototechnische und fotogeschichtliche Leistung herangezogen.
Fotoausstellung Andrea Diefenbach Wie lassen sich mit Fotografien Geschichten erzählen, die uns die Augen für Zusammenhänge öffnen, die wir bislang übersehen haben? Andrea Diefenbach arbeitet als freiberufliche Fotografin und hat an der Fachhochschule Bielefeld Fotografie studiert. Andrea Diefenbach fotografierte unter anderem zerrissene Familien. Kinder, die in Moldawien zurückbleiben und deren Eltern, die in Italien - mühsam und teils illegal - ihr Geld verdienen. "Land ohne Eltern" öffnet den Blick für schwer vorstellbare Zustände und entgeht dabei der Kitschfalle.
Inspiriert von dem Foto Black Sun, das der amerikanische Fotograf Minor White vor einem halben Jahrhundert machte, der dabei die Technik der Solarisation anwandte und die Sonne so extrem überbelichtete, dass sie auf dem Bild schwarz erschien, schuf Schink eine Bilderfolge, bei der er die Belichtung auf eine Stunde ausdehnte. Vor dem Hintergrund von Landschaften aus unterschiedlichen Gegenden der Welt erscheint die einstündige Sonnenbahn als ein unrealistisch und fremdartig wirkender dunkler Streifen in einem – bedingt durch Jahreszeit und Breitengrad – entsprechend veränderten Neigungswinkel, wobei das Gegenlicht die Unwirklichkeit der Bilder noch verstärkt. Den Künstler interessiert die Beziehung von Bewegungslosigkeit und Veränderung beziehungsweise die Wirkung der auf diese Weise „angehaltenen Zeit“. Biografie: Hans-Christian Schink studierte von 1986 bis 1991 Fotografie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Joachim Jansong. Von 1991 bis 1993 war er in Leipzig Meisterschüler an der Hochschule. In den folgenden Jahren bekam er mehrere Arbeitsstipendien, unter anderem 1997 von der Stiftung Kulturfonds für das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf und 2013 ein Projektstipendium der Stiftung Kunstfonds. 2002 „artist in residence“ im Künstlerhaus Villa Aurora, Los Angeles 2012 Stipendiat der Villa Kamogawa, Kyoto 2014 Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo, Rom Er erhielt mehrere Preise, so zum Beispiel 2004 den Deutschen Fotobuchpreis in der Kategorie Fotobildbände für sein Buch „Verkehrsprojekte“ und 2008 den internationalen REAL Photography Award für seine Serie „1h“. Hans-Christian Schink lebt in Berlin.
Michael Schäfer "Im Theater der visuellen Codes" Die Fotografie scheint alt geworden zu sein. In der uns heute erdrückenden Flut von Medienbildern, die über uns hinwegrauscht und noch mit lautem Getöse Ton und Text über die zumeist schon bewegten Bilder auskippt, erscheint das stille Bild geradezu anachronistisch. Fast sentimental sind wir gestimmt, es als authentisches Dokument einer Vergangenheit zu interpretieren, eine Bildrealität, die uns heute offenbar abhanden gekommen ist. Früher, es ist noch nicht lange her, stand das Bild noch für die Wirklichkeit. „So ist es! So war es!“, sprach es zu uns. Spätestens seit der Digitalisierung der Bilderwelt, dem ungeheuerlichen Anwachsen des Bilderberges und dem Wissen um die damit einhergehenden technischen-manipulativen Möglichkeiten des Digitalen bröckelt der Glaube an die Authentizität des Bildes immer mehr. Michael Schäfers künstlerisch-subversive Bildstrategien spielen geschickt mit dieser Verunsicherung. Bekannte stereotype und kollektive Bildmuster des medialen Zeitalters werden von ihm dramatisch überhöht dargestellt, um damit den manipulativen Gebrauch der darin versteckten Codes offen zu legen. Gleichzeitig thematisieren Schäfers bildliche Umformulierungen das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft in einem medial geprägten Umfeld. Sein Ausgangsmaterial sind Pressebilder, die er bearbeitet oder nachstellt, in die er visuelle wie inhaltliche Brüche einfügt, welche die ursprünglichen Aussagen verändern. Aus Repräsentanten werden Individuen, die mit ihren medialen Rollenbildern kollidieren: Wir sehen posierende Anzugmenschen vor poppigen Hintergründen, Laufsteg-Models mit Kindergesichtern, wichtige Redner mit schlechten Gebissen, gestresste Politikerinnen und Politiker mit ungewöhnlich persönlichen Bildlegenden, … Hierzu bedient sich Michael Schäfer der Mittel der Inszenierung, der Re-Inszenierung, der Montage, der Collage. Das Statische seiner Bilder, die bewusst durchschaubar gehaltenen Bildmanipulationen, die hart und radikal gewählten Ausschnitte zielen darauf ab, uns die suggestive Kraft der medialen Inszenierungen vor Augen zu führen. Er konstruiert dabei einen Bild- und Textraum, der sich zwar der täglichen Medienbilder und Textformeln bedient und uns von dort abholt, doch am Ende finden wir uns in seinem Theater der Welt wieder. Was ist denn noch authentisch, wenn wir uns beständig in einer Welt aus codierten und manipulierten und manipulierenden Bilder bewegen? Welche Orientierung bleibt? Die Welt ist ein Theater. Alles Bühne, alles Schein. Michael Schäfers Bilder sind wahr und falsch zugleich. Das ist ihre Stärke, ihr Potenzial, das es zu entdecken gilt. Michael Schäfer (*1964 in Sigmaringen) studierte in Dortmund, Vancouver und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, an der er auch künstlerische Fotografie lehrte. Er lebt in Berlin und hat Lehraufträge an der Hartford Art School in Connecticut, USA und an der UdK Berlin.
Die Königsklasse der Fotopublikation ist der Bildband. Und der ideale Ort, um herausragende Fotobücher zu zeigen und zu diskutieren, ist eine Hochschule für Gestaltung mit entsprechender Bibliothek. Denn im Medium des Bildbandes verbinden sich Form, Inhalt und Materialität zu einem komplexen Gesamtkunstwerk. Seine Langlebigkeit und der oft sehr hohe Produktionsaufwand bedeuten, dass es in der Regel nur wirklich sehenswerte Projekte schaffen, in ein Verlagsprogramm aufgenommen zu werden. Der Deutsche Fotobuchpreis zeigt eine Auswahl herausragender internationaler Produktionen des letzten Jahres - Bildbände, Publikationen zu Theorie und Historie sowie technische Lehrbücher. Er umfasst ca. 200 nominierte und 25 prämierte Titel. Der Stuttgarter Fotograf und Autor Andreas Langen, seit vielen Jahren Mitglied der Jury, stellt die Preisträger vor - ein abwechslungsreicher Parcours durch sehr unterschiedliche Fotoprojekte, von Reportage und künstlerischem Experiment über klassische Coffee-Table-Schmuckstücke bis zu eindringlichen Reflexionen von Krieg und Gewalt.
Eine Ausstellung des Bildforschers und Künstlers Elmar Mauch mit seinem Institut für künstlerische Bildforschung. "Auf einer niedrigschwelligen Ebene sind wir ja täglich mit medialen Bildern konfrontiert und durch diese Prozesse einigermaßen geübt als auch abgestumpft. Mir geht es aber um eine komplexere, tiefergehende und bewusste Auseinandersetzung mit Bildern. Den Umgang und das Verstehen von Bildern kann man üben, jedoch verlangt es Empathie und ist ein langer, nie abgeschlossener Prozess. Das macht Reiz und Problematik aus. Mir scheint es wichtig, genau diese Lücke zwischen den Disziplinen zu überwinden und Einflüsse und Gedanken aus anderen Bereichen an sich heran zu lassen. Denn auch ich will begreifen, was und wieso Bilder auf ihre ganz eigene Art Wirkung entfalten, die ich mit Worten nicht beschreiben kann. Deshalb arbeite ich mit Bildern über Bilder." Diese Aussage von Elmar Mauch im Interview "Nachdenken über Fotografie" mit Thomas Leuner (erschienen auf http://www.fotokritik.de/artikel_133.html) beschreibt die Intention des Künstlers. Elmar Mauch ist als Künstler in unterschiedlichen praktischen Arbeitsfeldern tätig. Schwerpunkte sind einerseits fotografische Arbeiten zur Naturwahrnehmung sowie andererseits Buchkonzepte, phänomenologische Bildessays und Bildmontagen, die aus gefundenem Material generiert werden. Inhalte seiner theoretischen Auseinandersetzung als Bildforscher sind neben lebensphilosophischen Themen erweiterte Fotografie, Fragestellungen zu Bildrhetorik und visueller Kultur sowie die Schnittstelle zwischen Fotografie und Film. Die vielfältigen Fragestellungen zur Verbindung von Fotografie, Kunst und dem Leben standen im Mittelpunkt seiner langjährigen Lehrtätigkeit an verschiedenen Kunsthochschulen Deutschlands und der Schweiz. Aus diesen Erkenntnissen heraus erfolgte 2011 die Gründung des Instituts für künstlerische Bildforschung, das sich die Analyse und Sichtbarmachung von Wirkmechanismen fotografischer Bilder zur Aufgabe gemacht hat. Aus dieser künstlerischen Bildforschung heraus sind verschiedene Bilderhefte und Künstlerbücher entstanden, zuletzt "Trauriges Jubiläum", ein Buch über das Phänomen Krieg. "Was wir in Elmar Mauchs Ausstellungen und Künstlerbüchern sehen können, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus seiner umfänglichen langjährigen behutsamen wie beharrlichen Bildarbeit, die, wie er schön formuliert, sich einer ‚Geschichtsschreibung von unten‘ verschreibt und gewissermaßen eine bereits bestehende fortschreibt bzw. an diese anknüpft. Denn der Bildarbeiter ist eben auch ein Bildbearbeiter. Elmar Mauch belässt die Bilder keineswegs in der Gestalt, in der er sie vorfindet, sondern greift in sie ein, um das, was sie transportieren, aufzugreifen und wieder in Umlauf zu bringen." (Aus: Stiegler, Bernd (2014): "Dekalog für künstlerische Bildforscher. Elmar Mauchs Arbeit am Bild." In: Mauch, Elmar: Trauriges Jubiläum. Ausstellungskatalog Stadtmuseum Tübingen)
Er gehört zur Königsklasse aller Publikationsarten von Fotografie: der Bildband Nirgends sonst ist Fotografie so hochwertig, komplex und leicht zugänglich wie in einem guten Fotobuch. Einige der besten internationalen Neuheiten, die im letzten Jahr erschienen sind, werden beim Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet und in der FHV Galerie gezeigt. Der Stuttgarter Fotograf und Journalist Andreas Langen, Mitglied der Fotobuchpreis-Jury, erläutert die Konzepte und Qualitäten der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger. Diese Einführung eröffnet die Ausstellung, in der alle prämierten Titel dem Publikum frei zugänglich sind - zum Blättern, Lesen und Genießen.
Ute Behrend arbeitet in den gezeigten Fotografien mit Bildpaaren. Ihre Zusammenstellungen schaffen Assoziationsräume, die über das Einzelbild hinausweisen. Anders als die Sprache oder die Schrift greift die Fotografie als sehr direktes Mitteilungsmedium offensiv in die Vorstellungswelt ein. Durch die außergewöhnliche Form werden innere Welten visuell geöffnet und Gefühle wie zum Beispiel Rührung oder Unbehagen ausgelöst. Darauf beruht auch die große poetische Kraft ihrer Bilder. In den Arbeiten Small Silent City und Second Glance setzt sich Ute Behrend mit der Phantasie und den Vorstellungswelten von Kindern und Jugendlichen auseinander. Die portraitierten Jungen und Mädchen schauen ernst bis versunken und scheinen ganz in ihrer Welt gefangen. Bei der Betrachtung der Fotografien entdeckt man Pappe, Beton, Efeu und Plastik, begegnet Modellautos, Fröschen und Säugetieren und wird dabei zum kindlichen Forscher und zur kindlichen Forscherin sowie zur erwachsenen Interpretin und zum erwachsenen Interpreten. Ein Satz von Erich Kästner bekommt hierbei wieder neue Relevanz: "Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit." Ute Behrend lebt und arbeitet in Köln.
"Als Kind hatte ich die Vorstellung, dass ich eines Tages an einen Ort komme, an dem ich alles erfahren werde, einen Ort, an dem sich alles klärt, alle Fragen, Rätsel und Probleme. Einen Ort, an dem sich herausstellt, was es mit diesem Leben auf sich hat, was dieses Leben überhaupt soll, wozu ich auf der Welt bin und warum was geschieht.", schreibt der Schriftsteller David Wagner in "Leben". Benno Schlichts künstlerische Arbeit weiß um diesen utopischen Ort. Sie kreist stets genau darum: den Ort, an dem wir die Antworten finden. In seinen Fotografien (und Zeichnungen und Skulpturen) befragt Benno Schlicht die Welt um und in sich nach der „großen Antwort“ und weiß dabei auch, dass wir sie nicht erfahren werden. Der Tag, an dem wir alles verstehen, wird nicht kommen. Was ist das Leben? Was ist die Liebe? Der Tod? Wer sind wir? Was ist die Zeit? Warum vergeht sie und lässt uns zurück? Die Fotografie scheint wie kein anderes Medium geeignet, die Welt objektiv abzubilden. Wir erkennen die Dinge wieder, wie sie wirklich zu sein scheinen. Ist damit schon etwas gewonnen? Diesen Bereich des scheinbar Objektiven verlässt Benno Schlicht in seinen Fotografien ohne Trick und Verfremdung - und ohne Verzögerung - durch eine poetische Verschiebung. Traumwandlerisch nimmt er uns an der Hand und zieht uns über die Schwelle des Sicht- und Erkennbaren hinweg in den Raum des Imaginären. Seine Bilder sind so mit der Intensität und visuellen Kraft von Traumbildern vergleichbar, in denen die Dinge, die wir sehen, verstörend mehr und anderes bedeuten als im Wachen. Traumbilder, die unsere unausgesprochenen Ängste, Begierden und Sehnsüchte spiegeln. Unser Glück und unsere quälenden Fragen. Die aus einem ungreifbaren Wissen in uns selbst entstehen und uns berühren, deren Verständnis sich uns dennoch entzieht. "Ich bin überzeugt, die Poesie ist einer der wesentlichen Schlüssel zu unserem Sein.", sagt Benno Schlicht. "Indem wir poetisch werden, verlassen wir den zumeist wenig hilfreichen Bereich des Mess- und Wiegbaren, des Beweises, wo es doch nichts zu beweisen gibt. Und indem wir auf diese Weise umstrukturieren, nähern wir uns dem tatsächlichen, dem emotionalen Gehalt unserer - auch potentiellen - Erfahrungen, öffnen Türen zu unermesslichen Räumen."
Eröffnet wird die Ausstellung mit einem Vortrag des Stuttgarter Fotografen Andreas Langen, Mitglied der Fotobuchpreis-Jury. Nirgends sonst ist Fotografie so hochwertig, komplex und leicht zugänglich wie in einem guten Fotobuch. Einige der besten internationalen Neuheiten, die im letzten Jahr erschienen sind, wurden beim Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet. Die prämierten Titel und eine Auswahl weiterer Bücher, die am Wettbewerb teilgenommen haben und von der Jury mit dem Prädikat "Nominiert 2013" ausgezeichnet wurden, präsentiert die FHV Galerie von 27. November 2013 bis 24. Jänner 2014 in der FHV Bibliothek. Der Stuttgarter Fotograf und Journalist Andreas Langen, Mitglied der Fotobuchpreis-Jury, erläutert am 27. November 2013, um 19:00 Uhr die Konzepte und Qualitäten der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger. Diese Einführung eröffnet die Ausstellung in der FHV Bibliothek, in der alle prämierten Titel dem Publikum frei zugänglich sind - zum Blättern, Lesen und Genießen.
Andreas Zimmermann zeigt in seiner Ausstellung in der FHV Galerie Fotoarbeiten, in denen er sich mit dem Kinderspielzeug LEGO, einem System zur Imitation von Realität, auseinandersetzt. Als Vorlage für seine Arbeiten dienten vielfach realer Bauwerke, welche Zimmermann mit Hilfe von LEGO-Bausteinen nachbildete. Der Fotograf beließ es dabei aber nicht bei einer bloßen Rekonstruktion. Seine Ansichten sind mehr als bloße architektonische Modelle. In seinem Umgang mit dem System demonstriert er vielmehr, dass eine formale Regel automatisch eine ästhetische Struktur hervorbringt. Erforderlich ist nur, dass man sie systematisch befolgt. Während in früheren Arbeiten von Zimmermann das Gegenständliche im Vordergrund stand und die digitalen Konstruktionsergebnisse erst beim näheren Betrachten ihre abstrakten Strukturen offenbarten, verkehrt er in seinen neuen Arbeiten diese Regel ins Gegenteil. Die Fotografien geben sich zunächst als abstrakte Konstruktionsergebnisse zu erkennen, bei denen systematische Anordnungen dominieren. Dem Betrachter und der Betrachterin zeigt sich eine rhythmische Struktur, die sich perspektivisch bis ins Unendliche zu erstrecken scheint. Erst durch das visuelle Sezieren der Bildelemente treten Perspektiven zutage, die sich mit Hilfe von Erinnerungsprozessen als architektonische Gebilde entschlüsseln lassen. Der Entstehungsprozess seiner Bildkonstruktionen ist dabei unverändert geblieben. Zimmermann baut auch für seine neuen Arbeiten mit Hilfe von LEGO- Steinen Modelle von Bauwerken, die er nach und nach fotografisch ablichtet. Bis zu 200 Einzelaufnahmen werden von ihm am Computer zusammengesetzt, bis eine Struktur entsteht, die entweder in ihrer Gesamtheit oder aufgrund der Summe ihrer Einzelteile an Stadtlandschaften oder Hochhäuser erinnert. Das für LEGO typische Baukastensystem findet in der computergestützten Bearbeitung durch Zimmermann seine logische Weiterführung. Biografie Andreas Zimmermann 1975 geboren in Düsseldorf 1998 bis 2008 Studium der Fotografie an der Universität Essen bei Prof. Bernhard Prinz 2008 Diplom bei Prof. Gisela Bullacher und Prof. Peter Wippermann
Blumen stehen für Schönheit und Vollkommenheit, versinnbildlichen aber ebenso Vergänglichkeit und Tod. Seit Beginn der Fotografie wurden blühende Pflanzen in ihrer vergänglichen Schönheit abgelichtet. Karl Blossfeldt, Irving Penn, Edward Weston, Robert Mapplethorpe kommen uns in den Sinn, wenn wir an fotografische Abbildungen von Blumen denken. Ornamentales, Graphisches, Abstraktes, Erotisches entdecken wir in ihren Bildern. Annabelle Fürstenau erweitert das Spektrum der Pflanzenfotografie um eine zunächst typologisch, fast botanisch-wissenschaftlich anmutende Facette. Für ihre Fotografien bricht sie die vollkommene Schönheit unversehrter Blütenstände, zerlegt sie in ihre einzelnen Bestandteile und ordnet diese neu an. Immer gleiche Teile werden zueinander sortiert, es entstehen Anordnungen von Wiederholungen und Varianten aus dem „Zeichensatz“ je einer Pflanze. Doch diese Ordnung besteht nur für kurze Zeit: eine falsche Bewegung während der Arbeit, ein heftiger Atemzug und aus der fragilen Ordnung entsteht Chaos. Und schon kurze Zeit nach der Aufnahme welken die Pflanzenteile und das Bild wandelt sich erneut. Die Fotografie bewahrt das Bild der von der Künstlerin erarbeiteten temporären Ordnung und jenes der unversehrten frischen Pflanzenteile. Nur hie und da schleicht sich die Vergänglichkeit gleich einem Kommentar ins Bild: ein welkes Blatt, eine braune Stelle in der sonst makellosen Schönheit, ein Teil, das „aus der Reihe tanzt“ oder sich anders krümmt als die nebenliegenden Teile es tun. Die Ästhetik der Bilder weist über die sachliche Ordnung des Botanischen hinaus: Sie entziehen sich in ihrer eigenartigen Schönheit der rein wissenschaftlichen Betrachtung. Im Ergebnis assoziieren die Neuordnungen der Blütenteile eine bekannt wirkende, doch unlesbare Schrift. Die Blätter scheinen mit rätselhaften Zeichen bedeckt, gleich einer unbekannten Blütenschrift. Diese verweist jedoch auf nichts als sich selbst. Ihr Geheimnis liegt an der Oberfläche. Die Lektüre erschließt Formen- und Farbreichtum jeweils einer bestimmen Blüte, eines bestimmten Blütenstandes.
Er gehört zur Königsklasse aller Publikationsarten von Fotografie: der Bildband Nirgends sonst ist Fotografie so hochwertig, komplex und leicht zugänglich wie in einem guten Fotobuch. Einige der besten internationalen Neuheiten, die im letzten Jahr erschienen sind, werden beim Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet und vom 4. Dezember 2012 bis 25. Jänner 2013 in der FHV Galerie gezeigt. Der Stuttgarter Fotograf und Journalist Andreas Langen, Mitglied der Fotobuchpreis-Jury, erläutert die Konzepte und Qualitäten der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger. Diese Einführung eröffnet die Ausstellung, in der alle prämierten Titel dem Publikum frei zugänglich sind - zum Blättern, Lesen und Genießen.
Spielerisch komponiert Axel Beyer mit digitalen Möglichkeiten unserer Zeit neue Bildräume, aus denen kein Weg mehr herausführt. Bebracuriosa zeigt kleinbürgerliche Architektur und Interieurs, die sich durchdringen und einen eigenen, skurrilen und komischen Kosmos bilden. Die Fotografien von Bebra, einer Kleinstadt an der ehemals innerdeutschen Grenze, sprich Sinnbild der Provinz, mutieren so zum absurden Modellentwurf einer provinziellen Welt. Beim Dummy-Award des Photobookfestivals in Kassel 2010 wurde das Projekt mit dem 3. Preis ausgezeichnet und ist inzwischen bei Seltmann & Söhne als Buch verlegt worden.
Norbert Enker gehört zu den profiliertesten deutschen Fotodokumentaristen. Nahezu alle wichtigen deutschsprachigen Magazine arbeiten mit ihm zusammen und schätzen seinen Blick. Seit nun bereits über drei Jahrzehnten sind seine Bilder in den wichtigen Bildmagazinen zu sehen. Mit seiner umfassenden Fotoarbeit über Albanien, ein damals noch recht unbekanntes Land mitten in Europa, hat er sein Studium 1988 an der Universität Essen bei Prof. Angela Neuke im Bereich Bildjournalismus abgeschlossen. Es folgten dann noch weitere Reisen bis in das Jahr 1996. Die verhaltene Farbigkeit der Bilder sowie Norbert Enkers subtile Art der Annäherung an dieses fremde Land und seine Menschen geben der Arbeit eine unverwechselbare Handschrift. Diese teils sehr formal gehaltenen Bilder sind auch heute, zwanzig Jahre nach ihrem Entstehen, noch immer modern und zeitlos in ihrer Ästhetik und zugleich ein wichtiges Zeitdokument für den damaligen politischen und sozialen Umbruch.
Prof. Knut Wolfgang Maron steht in der Tradition der Subjektiven Fotografie. Er hat diesen fotografischen Ansatz von Otto Steinert aus den 50er Jahren zusammen mit Janet Zeugner und und Marc Grümmert erneuert und eine Bewegung unter dem Titel „Neue Subjektive Fotografie“ gegründet. 2006 erschien die programmatische Publikation „Absage an die Wirklichkeit“. In dieser bekennt sich eine Gruppe von Fotografen weg von einer dokumentarischen und Realität vermittelnden, hin zu einer metaphorischen, visionären und poetischen, subjektiven Auffassung zeitgenössischer Fotografie. 2011 zeigte Maron zum 10-jährigen Jubiläum der Ausstellungen im Baumhaus der Hansestadt Wismar in der Ausstellung „Neue Subjektivität“ aktuelle Positionen dieser Bewegung. Ein gleichnamiges Buch ist dazu erschienen. Mit seiner hier gezeigten und bereits in den 1970er Jahren begonnenen Arbeit mit dem Titel „Bilder über Landschaften“ gehört er zu den Wegbereitern der modernen Farbfotografie in Deutschland. Knut Wolfgang Maron versucht hier, die fotografierte Realität Werkstoff und nicht Fluchtpunkt seiner bildnerischen Arbeit sein zu lassen.
Hölderlin. Eine Winterreise Anfang Dezember 1801 machte sich Friedrich Hölderlin von Nürtingen auf nach Bordeaux. Die Winterreise sollte zum Wendepunkt in seinem Leben und Schreiben werden. Anfang Dezember 2007 folgte Thomas Knubben der Route Hölderlins. In seinem Buch „Hölderlin. Eine Winterreise“ bewegt er sich zwischen Hölderlins Reise, seiner eigenen Winterwanderung und bezieht auch die Kulturgeschichte der vielen anderen Winterreisen von Wilhelm Müller, Franz Schubert oder Richard Long mit ein. Die Buchillustration für „Hölderlin. Eine Winterreise“ stammt von Prof. (FH) Dipl. Des. Claudio Hils, Hochschullehrer für Fotografie an der FHV. Für die Musikalische Umrahmung der Lesung sorgt Susanne Hinkelbein.
In all seinen Projekten lotet der Fotokünstler Kai-Olaf Hesse mit den Mitteln der künstlerischdokumentarischen Bildsprache Felder sozialer und historischer Landschaften aus. Auch seine hier vorgestellte Arbeit „Depot_ Bilder“ beschäftigt sich wieder mit einer solch komplexen Schnittstellenproblematik. Das Depot steht für einen Grenzraum, der zwischen Vergangenheit und Zukunft vermitteln soll, einen Speicher, in dem profane Gegenstände, Kunststücke, Zeitgeschichte temporär weggeschlossen und aufbewahrt werden, einen Ort des Sammelns und Konservierens. Nur wenige wissen um die Inhalte des Depots, dessen Ordnung, dessen Systematik. Deshalb birgt das Depot auch immer ein Geheimnis. Welche Dinge, Zeichen, Objekte werden dazu dienen, uns später einmal Zugriff und Einblick auf das Gewesene zu geben? Wie, wann und wer wird darüber entscheiden, was in das Depot kommt und was das Depot dann wieder verlässt?
"Das Ich im Anderen" wir. unterscheiden uns. zwischen den Zeilen, lese ich. im spiegel, fortlaufend das leben. wo sind wir uns ähnlich. Zoltan Jokay lebt und arbeitet in München. Seit zwei Jahrzehnten gehört er zu den renommiertesten deutschen Porträtfotografen. Seine Arbeiten wurden vielfach international ausgezeichnet, u.a. erhielt er das Stipendium für Zeitgenössische Deutsche Fotografie der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (1990), den Aenne-Biermann-Preis für deutsche Gegenwartsfotografie (1995) und den Förderpreis der Stadt München (2000).
Die Porträtserie Inbetweens beschäftigt sich mit der intensiven und spannungsvollen Zwischenwelt von Jugendlichen. Bei Jugendlichen entwickeln sich Körper, Psyche und Verstand in Abhängigkeit von der eigenen Erfahrung und der Umwelt, und sie tun dies unterschiedlich schnell. Während Jugendliche körperlich und intellektuell Erwachsenen ähnlich, manchmal sogar überlegen sein können, hinken die Psyche und die Selbsteinschätzung oft hinterher. Andererseits aber täuschen kindliches Aussehen und Gebärden und verdecken die psychische und intellektuelle Reife einer Person. Diesem Wechselspiel zwischen Kind und Erwachsenem widmet sich die Fotografin in ihrer Arbeit. Raphaela Seiferts seriell konzipierte Arbeit ist im Studio entstanden und zeigt die isolierten Protagonisten vor dem neutralen und weißen Hintergrund des Studios. Dadurch wird die Konzentration des Betrachters ausschließlich auf das Aussehen, die Gestik und die Mimik der dargestellten Person gelenkt. Ein von den Jugendlichen selbst gewählter, im Bild inszenierter Gegenstand visualisiert symbolisch das Gleiten der Jugendlichen von einem Zeit- und Bewusstseinszustand in einen anderen und schafft zugleich eine Verbindung und einen Vergleich zwischen den einzelnen Personen. Raphaela Seifert studierte an der FH Vorarlberg. 2009 entstand die Arbeit „Inbetweens“ als Abschlussarbeit im Bachelor-Studium Mediengestaltung. Seither arbeitet sie freiberuflich als Fotografin und Mediengestalterin.