Die Welt der Literatur - Neuerscheinungen und Empfehlungen zum Wiederlesen.
Manche Kinderbuch-Illustrationen aus Skandinavien gehören schon zum kulturellen Gedächtnis: Die kugeligen weißen Mumins, die freundlich gezeichneten Kinder von Bullerbü – oder neu, aber auch schon fast ein Klassiker: die grüne Riesenbirne und ihre unglaubliche knallbunte Geschichte. Im Felleshus der Nordischen Botschaften eröffnet morgen eine Ausstellung, die sich den klassischen und neuesten Illustratorinnen und Illustratoren aus Nordeuropa widmet. Wir sprechen mit Sofie Backmann, Kulturreferentin der Finnischen Botschaft, über die große Bandbreite nordischer Kinderbuchillustrationen.
Der Hamburger Schriftsteller Heinz Strunk ist mit Romanen wie "Fleisch ist mein Gemüse" und "Der goldene Handschuh" zu einem der erfolgreichsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geworden. Seine Romane waren mehrmals für den Deutschen Buchpreis nominiert. Einer der fleißigsten Autoren ist er überdies: Nachdem vergangenen November erst sein Roman "Zauberberg 2" erschienen ist, gibt es jetzt schon wieder Neues von Strunk: den Erzählband "Kein Geld Kein Glück Kein Sprit". Gerrit Bartels hat das Buch für uns gelesen.sen.
Die bedeutendste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum geht an Ursula Krechel. Die Schriftstellerin überzeugte die Jury des Georg-Büchner-Preises mit Werken zu Flucht, Exil und Feminismus. In der Jurybegründung heißt es, dass die Autorin mit ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegensetze. Wir sprechen mit Ursula Krechel darüber, was der Büchner-Preis ihr bedeutet.
Der Georg-Büchner-Preis geht in diesem Jahr an Ursula Krechel. Das hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung eben bekanntgegeben. Der seit 1951 vergebene und mit 50.000 Euro dotierte Preis zählt zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Namensgeber ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner. Unsere radio3-Literaturredakteurin Anne-Dore Krohn mit einer ersten Einordnung.
Es ist Nacht in Südfrankreich. Jina sitzt an ihrem Schreibtisch, das Telefon in der Hand. Im Sekundentakt aktualisiert sich ihr Instagram-Feed. Sie liest: "Jina Mahsa Amini wurde in Teheran von der Sittenpolizei ins Koma geprügelt." Im nächsten Moment begreift sie: Die junge Frau, die so heißt wie sie, ist tot. Ausgehend von den Protesten nach dem Mord an Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei erzählt Jina Khayyer eine Familien- und Liebesgeschichte, die Vorstellungen von Nationalität und Zugehörigkeit, von Frausein und Freiheit hinterfragt. Sarah Murrenhoff hat das Buch für uns gelesen.
Ein "Femizid" ist "die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts". So steht es seit 2012 im Strafgesetzbuch Mexikos, wo jeden Tag zehn Femizide verübt werden. Einer davon ereignete sich vor ziemlich genau 35 Jahren, am 16. Juli 1990. Ermordet wurde damals die Schwester der Autorin Cristina Rivera Garza. Ihr ist nun das Buch "Lilianas unvergänglicher Sommer" gewidmet, das 2024 in den USA mit dem Pulitzerpreis in der Kategorie Autobiographie/Memoiren ausgezeichnet wurde. Unser Literaturkritiker Jörg Magenau hat es gelesen.
In der Schweiz jagt in diesem Jahr eine Großveranstaltung die nächste. Auf den Eurovision Song Contest folgt gerade die Fußball-EM der Frauen. Heute Abend spielen die Gastgeberinnen gegen Finnland. Viel Aufmerksamkeit für die kleine Eidgenossenschaft, die weit über den Sport hinausgeht. Und weil sich nirgendwo nationale Identität prägnanter kristallisiert als in der Literatur, besprechen wir heute einen spannenden Literaturtipp aus der Schweiz: die Autorin und Dramatikerin Martina Clavadetscher. In ihrer Heimat ist sie längst keine Unbekannte mehr. Für ihren Roman "Die Erfindung des Ungehorsams" erhielt sie 2021 den Schweizer Buchpreis. Heute erscheint ihr neuer Roman: "Die Schrecken der anderen". Und den hat unsere Kritikerin Corinne Orlowski gelesen.
In Würde altern, das sagt sich so leicht. Aber wie geht das bitteschön? Der Berliner Autor Bernd Cailloux unternimmt in seinem neuen Buch "Auf Abruf" einen kunstvollen Versuch und schickt einen Schriftsteller jenseits der siebzig vom Hobbykicken im Berliner Tiergarten in eine wahnwitzige Welt aus Erinnerungen, Träumen und selbstironischen Erkenntnissen. Jörg Magenau hat die Novelle gelesen, mit der sich Cailloux zu seinem 80. Geburtstag heute selbst ein Geschenk gemacht hat.
Die Autorin, Podcasterin und Moderatorin Anne Sauer wurde vergangenes Jahr mit einem Essay über Taylor Swift bekannt, mit "Look What She Made Us Do", in dem sie ihre persönliche Beziehung zu Taylor Swift untersucht hat. Jetzt hat Sauer ihren ersten Roman veröffentlicht, der diese Woche erscheint und in dem es darum geht, wie das eigene Leben verlaufen könnte, hätte man die eine entscheidende Abzweigung nicht genommen. Gerrit Bartels hat "Im Leben nebenan" für uns gelesen.
Martin Pollack war langjähriger Korrespondent des Wochenmagazins "Die Zeit" in Wien und Warschau - und ein leidenschaftlicher Demokrat. Davon zeugen seine Reportagen und Essays. Eine Sammlung davon ist im Residenz Verlag erschienen. Tomas Fitzel stellt Pollacks politische Analysen vor.
Die Spiegel Bestsellerliste und die SWR Bestenliste unterscheiden sich dadurch, dass die eine die Verkaufszahlen abbildet und die andere eine reine Empfehlungsliste ist. Auf der SWR Bestenliste landen jeden Monat die persönlichen Leseempfehlungen von 30 verschiedenen Kritikerinnen und Kritikern. Unsere Literaturredakteurin Anne-Dore Krohn gehört zur Jury dieser Empfehlungsliste und weiß, welche Romane auf der neuen Bestenliste für Juli stehen.
Wie kann man den Opfern einer Diktatur, die in Massengräbern verscharrt wurde, angemessen umgehen? Und was bedeutet es für die Hinterbliebenen, wenn sie keinen Ort zum Trauern haben? Das hat der mehrfach preisgekrönte spanische Comickünstler Paco Roca zusammen mit dem Journalisten Rodrigo Terrasa recherchiert. „Der Abgrund des Vergessens“ heißt der Comic, der radio3 Comic des Monats Juli. Andrea Heinze stellt ihn vor.
"Der Sinclair ist der tapfere Mann / Wenn einer, dann ich es bezeugen kann!" Das dichtete einmal Albert Einstein, der für soziales Engagement und freiheitliche Gesinnung bekannte Erfinder der Relativitätstheorie und Nobelpreisträger. In höchsten Tönen lobte er seinen politischen Freund und Weggefährten Upton Sinclair, der in seinen Romanen und Essays kein Blatt vor den Mund nahm und die Auswüchse kapitalistischer Ausbeutung und unkontrollierter Medienmacht literarisch und journalistisch bekämpfte. Jetzt bringt der Berliner MÄRZ Verlag "Am Fließband", den 1937 veröffentlichten Roman von Upton Sinclair noch einmal neu heraus. Frank Dietschreit hat das Buch gelesen.
"Starke Worte, schöne Orte", damit wirbt das Literaturfestival Lit:potsdam für sich. Bei schönstem Sonnenschein lädt das Literaturfestival diese Woche schon zum 13. Mal an besondere Plätze in Potsdam zu Lesungen ein. Heute Abend beginnt es. Noch bis Sonntag kommen jede Menge Autorinnen und Autoren in die Brandenburger Landeshauptstadt. Mit dabei ist auf jeden Fall auch unsere Literaturredakteurin Anne-Dore Krohn, die mehrere der Veranstaltungen dort moderiert und das Festival seit vielen Jahren kennt.
In seinem bisher persönlichsten Roman lässt Georgi Gospodinov das Leben seines Vaters in einer Hommage auferstehen. Er feiert den leidenschaftlichen Gärtner, der bis zum Schluss nicht vom Umgraben, Säen und Jäten abzubringen ist. Ein Buch über Eltern, Abschied und das Geschichtenerzählen. Tomas Fitzel stellt es vor.
Itamar Vieira Junior war mit seinem ersten Roman für den International Booker Prize nominiert, nun ist er zweite da. Der knappe Titel: "Feuer'". Was brennt in diesem Buch? Das weiß unsere Literaturkritikerin Katharina Döbler.
Der Berliner Autor Boris Schumatsky, der in Moskau geboren wurde, hat in Klagenfurt für seinen Text "Kindheitsbenzin" den Deutschlandfunk-Preis bei den Bachmanntagen der deutschsprachigen Literatur bekommen. Er hat auf Einladung von Philipp Tingler gelesen. Der Text handelt von den Erinnerungen des Ich-Erzählers an seine Kindheit in Moskau. Über die Auszeichnung sowie die Entstehung seines Textes sprechen wir mit Boris Schumatsky auf radio3.
Der Juli ist "Pride Month": An vielen Orten starten Paraden zum Christopher Street Day und andere Veranstaltungen, die queeres Leben als Teil der Gesellschaft feiern. Doch zuletzt gab es immer wieder hasserfüllte Angriffe auf solche Events. Und auch die Politik driftet nach rechts: Der Bundestag hisst erstmals seit vielen Jahren im Pride Month NICHT die Regenbogenflagge. Für Doris Anselm ist es höchste Zeit, hier gegenzusteuern: mit Wissen und Literatur.
14 Autorinnen und Autoren treten beim diesjährigen Bachmannpreis in Klagenfurt gegeneinander an: vier aus Österreich, acht aus Deutschland und zwei aus der Schweiz. Drei Tage lang lesen sie aus bislang unveröffentlichten Texten vor, aus denen eine Jury um den österreichischen Literaturkritiker Klaus Kastbeger die Gewinnerin oder den Gewinner auswählt. Bevor morgen der Ingeborg-Bachmann-Preis 2025 verliehen wird, fasst Holger Heimann die bisherigen Literaturbeiträge zusammen.
"Amélie Nothomb geht immer aufs Ganze, sie ist leicht und schwierig, amüsant und traurig, tiefsinnig und scheinbar unbeschwert." So hat einmal der Autor und Übersetzer Peter Urban-Halle in höchsten Tönen von seiner in Paris und Brüssel lebenden Kollegin Amélie Nothomb geschwärmt. In Frankreich und Belgien sind ihre Romane Bestseller und die Autorin ist dort ein Superstar der Literatur. Hierzulande lässt der ganz große Erfolg noch etwas auf sich warten. Vielleicht ändert sich das ja mit ihrem soeben erschienenen neuen Roman. Er trägt den ebenso sonderbaren wie verheißungsvollen Titel "Psychopompos". Frank Dietschreit hat das Buch bereits gelesen.
Insgesamt 14 Autor:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konkurrieren auch in diesem Jahr um den Bachmannpreis in Klagenfurt. Lesung und Diskussion werden im Livestream und von 3Sat übertragen - und wer auch immer den mit 25.000 Euro dotierten Haupt- oder einen der anderen Preise gewinnt, dessen literarische Karriere bekommt tüchtigen Rückenwind. Zumindest war es lange so. Jetzt aber geht der Stadt Klagenfurt das Geld aus, ob 3Sat weiterhin übertragen wird, ist ungewiss. Und entspricht die literarische Qualität der letzten Jahre noch dem früheren Niveau? Ein Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin und langjährigen Jurorin beim Bachmannpreis, Daniela Strigl.
Die Philippinnen sind Ehrengastland auf der kommenden Frankfurter Buchmesse im Oktober. Eine Premiere für den südostasiatischen Inselstaat, dessen Literaturszene im deutschsprachigen Raum nicht sehr bekannt ist. Das soll sich ändern. Heute stellten sich die Philippinen auf einer Pressekonferenz in Frankfurt erstmalig vor. Jan Tussing war dabei.
2021 gewann die iranisch-deutsche Schriftstellerin Nava Ebrahimi den Ingeborg-Bachmann-Preis mit ihrem Text “Der Cousin” über die Fluchtgeschichte eines schwulen Tänzers. Gestern Abend nun haben im österreichischen Klagenfurt die Tage der deutschsprachigen Literatur begonnen, an deren Ende am Sonntag erneut die Vergabe des Bachmannpreises steht. 14 Autorinnen und Autoren treten bzw. lesen gegeneinander, darunter acht aus Deutschland. Und die Eröffnungsrede hielt als Trägerin des Preises Nava Ebrahimi mit dem Text “Drei Tage im Mai”. Anne-Dore Krohn hat ihn gehört.
Seit der russischen Besetzung der Krim 2014 schreibt Yevgenia Belorusets über das Lebensgefühl der Menschen einer angegriffenen Nation. Sie ist Fotokünstlerin und Autorin, ihre Texte sind eindringlich, sprachlich reich an Bildern, ohne jedes Pathos. Sie wurde in Deutschland bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, morgen wird ihr der Alice Salomon Poetik Preis verliehen. Was er ihr bedeutet und wie sie auf das Land blickt, in dem sie 1980 geboren wurde, darüber spricht sie heute auf radio3.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Angriff der Hamas auf Israel und das iranische Nuklearwaffenprogramm - die Herausforderungen für die neue Regierung unter Friedrich Merz sind nicht kleiner als für die Ampel-Koalition. Aber wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen, betonte Merz gestern in seiner Regierungserklärung, die er kurz vor dem gestern und heute stattfindenden NATO-Gipfel in Den Haag abgab. Der stellvertretende Chefredakteur der WELT Robin Alexander skizziert in seinem neuen Buch, wie es hinter den Kulissen der politischen Macht zugeht und warum diese Herausforderungen für alle politischen Akteure, egal welcher Couleur, schwer zu bewältigen sind. "Letzte Chance – Der neue Kanzler und der Kampf um Demokratie" erscheint heute. Arno Orzessek hat es bereits gelesen.
Wenn wir im Augenblick über den Nahen Osten sprechen, dann geht es vor allem um Gewalt und Krieg. Wie reich die Kultur in der Region ist, wie weit die Geschichte zurückreicht - und wie stark und eigen die Haltung vieler Menschen trotz der autoritären Regierungen ist, ist dagegen selten ein Thema. Andrea Heinze stellt drei Comics vor, die die Vielfalt im Nahen Osten zeigen.
Gleich zwei Literaturpreise hat die kolumbianische Autorin María Ospina Pizano für ihren Debütroman erhalten. Und der wird gerade in mehrere Sprachen übersetzt. Die Hauptfiguren sind Tiere. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Autorin die Tiere nicht vermenschlicht. Nun ist der Roman in deutschsprachiger Übersetzung erschienen. "Für kurze Zeit nur hier" lautet der Titel - und Katharina Döbler hat ihn schon gelesen.
"Gestern habe ich mein letztes Eis in diesem Jahr gegessen, Pistazie in der Waffel, always. Der Herbst ist längst eingetroffen, der Winter wird kommen und ich träume bereits vom nächsten Frühjahr, wenn die Wärme wieder schrittweise die Stadt erobert und ich mit Eurer Unterstützung hoffentlich meine Gedichte endlich im Schwimmbad vor Publikum lesen kann." Das schrieb der Autor Ozan Zakariya Keskinkiliç im letzten Jahr in seinem Antwortbrief auf ein Preisausschreiben des Literaturhauses Berlin, mit dem Autor:innen ihre Literaturveranstaltung in der Stadt gewinnen konnten. Das Literaturhaus konnte nicht widerstehen und überzeugte das Berliner Prinzenbad, eine sommerliche Lesung von Ozan Zakariya Keskinkiliç gleichnamigem Lyrikband zu veranstalten. Darüber spricht Ozan Zakariya Keskinkiliç mit Massimo Maio.
Was willst du mal werden? – Diese Frage kennen wir alle aus unserer Kinder- und Jungendzeit. Heute ist die richtige Berufswahl wahrscheinlich so belastend wie noch nie. Die Schweizer Autorin Michèle Minelli hat ein Buch geschrieben über die Angst, den eigenen Ansprüchen und den hohen Erwartungen der Eltern und Lehrer nicht zu genügen. In "Keiner bleibt zurück" erzählt sie von 13 Jugendlichen und ihren persönlichen Strategien, den richtigen Weg zu finden in dieser so entscheidenden Lebensphase. Sonja Kessen stellt uns das Buch vor.
Egal, wohin man blickt, die Welt scheint aus den Fugen geraten: Autokraten und narzisstische Machthaber agieren, als gäbe es kein Völkerrecht und kein zivilisiertes Miteinander mehr. Errungenschaften, die man nach dem Zweiten Weltkrieg für unwiderrufbar hielt. Steuern wir auf die nächste große Katastrophe zu oder lässt sie sich noch abwenden? Eine posthum erschienene Streitschrift des verstorbenen liberalen Politikers Gerhart Baum sucht Antworten auf diese große Frage. radio3-Redakteurin Susanne Lang hat sein Vermächtnis "Besinnt Euch!" gelesen.
Der Krieg zwischen Iran und Israel oder der Hamas und Israel, der anhaltende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Reaktionen von Staatsoberhäuptern wie Wladimir Putin oder Donald Trump darauf führen zu Täter-Opfer-Erzählungen, die polarisieren und Komplexität reduzieren - das ist die Wahrnehmung der Autorin Kathrin Röggla. Wir sprechen mit ihr über die Möglichkeiten, die Literatur hat, dieser Kriegs-Logik etwas entgegenzusetzen.
Die Klischees der Ur- und Frühgesellschaft, dass der Mann das Wild erlegt und die Frau in der Höhle das Feuer hütet sind überholt. Das zeigt die Wahlberlinerin Ulli Lust in ihrem Comic "Die Frau als Mensch" anhand von Forschungsergebnissen aus der Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte. Dafür wurde ihr gestern in Hamburg der Deutsche Sachbuchpreis verliehen - als erstem Comic überhaupt. Auf radio3 sprechen wir mit Ulli Lust darüber, warum die Geschichte der Menschheit auch die Geschichte der Frauen ist.
Landesweit gehen in den USA gerade Menschen auf die Straße, um gegen die Migrationspolitik von Präsident Trump zu demonstrieren. Weiterhin finden Razzien gegen Einwanderer ohne Dokumente statt. Darunter sind auch viele Indigene. Denn, obwohl sie zu Amerikas Ureinwohnern gehören, haben viele von ihnen keine Papiere, die ihre Staatsbürgerschaft belegen. Rund 8 Millionen Indigene leben heute in den USA - etwa 2% der Gesamtbevölkerung. Viele organisieren sich in "Tribal Nations", souveränen Reservaten, die sich selbst verwalten. Doch über das Leben dort weiß man wenig. Der Autor Morgan Talty, geboren 1991, hat ein Porträt seiner indigenen Gemeinschaft geschrieben. Für sein Debüt "Sein Name ist Donner" wurde er 2022 vielfach ausgezeichnet. Unter anderem zählte es zu den besten Sommerbüchern der New York Times. Heute erscheint es auf Deutsch. Corinne Orlowski hat es gelesen.
Ingeborg Bachmann und Heinrich Böll denkt man sich nicht unbedingt zusammen. Zu unterschiedlich sind die österreichische Dichterin, die vor allem mit ihren Gedichten berühmt geworden ist, und der katholische Realist vom Rhein, der neun Jahre ältere Heinrich Böll, Nobelpreisträger des Jahres 1972. Und doch hat beide über zwei Jahrzehnte hinweg eine Freundschaft verbunden, wie der Briefwechsel Ingeborg Bachmann – Heinrich Böll belegt. "Was machen wir aus unserem Leben?" heißt der im Rahmen der Salzburger Bachmann-Edition heute erscheinende Band, aus dem Nachlass herausgegeben von Renate Langer. Für uns ein Fall für unsere Rubrik "Ein Buch zwei Stimmen" mit Anne-Dore Krohn und Jörg Magenau.
Als Kind konnte es Linn Ullmann nicht erwarten, erwachsen zu werden, während ihre Eltern - der große schwedische Regisseur Ingmar Bergman und die Schauspielerin Liv Ullmann - am liebsten Kinder sein wollten. Um ihre unruhige Kindheit und das Altern ihres Vaters ging es in "Die Unruhigen", dem letzten Buch der norwegischen Schriftstellerin. Sieben Jahre sind seitdem vergangen. Jetzt ist auf Deutsch "Mädchen, 1983" erschienen. Wieder widmet sich Linn Ullmann dem Erinnern: Als Erwachsene blickt sie zurück auf das Mädchen, das sie 1983 war. Sarah Murrenhoff hat den neuen Roman gelesen.
In "Die Unbehausten" erzählt Barbara Kingsolver von Menschen, die 150 Jahre trennen: Willa Konox lebt in der Gegegenwart und ist freie Journalistin, der Lehrer Thatcher Greenwood um 1870 und ist mit einer Naturforscherin befreundet, die Kontakt zu Charles Darwin pflegt. Was die beiden Figuren verbindet, ist ein baufälliges viktorianisches Haus und eine bewegte Zeit, in der sie leben. Nadine Kreuzahler hat das Buch gelesen.
Zu Stephen King muss man eigentlich nicht viel sagen: Er ist mit über 400 Millionen verkaufter Bücher weltweit einer der erfolgreichsten Horror- und Thrillerautoren überhaupt. Über 60 Romane hat er geschrieben, jährlich kommt von ihm etwas Neues - vergangenes Jahr war es die Erzählsammlung "Ihr wollt es dunkler". Am heutigen Mittwoch erscheint nun wieder ein neuer Stephen King-Roman. "Kein Zurück" heißt er. Gerrit Bartels hat ihn für uns gelesen.
"Wo ich bin, ist die deutsche Kultur", das war das Credo von Thomas Mann. Vor den Nationalsozialisten ins amerikanische Exil ausgewichen, sah er eine Zukunft für Deutschland nur in der Rettung humanistischer Werte und kultureller Traditionen. Seine Villa im kalifornischen Pacific Palisades wurde zum Rettungsbüro für Verfolgte und Verfemte. Vor 150 Jahren wurde Thomas Mann in der Hansestadt Lübeck geboren, der er mit den "Buddenbrooks" ein literarisches Denkmal setzte. Frank Dietschreit hat den Roman, der den Weltruhm des Autors begründete, noch einmal aus dem Regal gezogen.
Berühmt wurde die Philosophin Hannah Arendt, weil sie sich schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg sehr differenziert mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat - unter anderem als Beobachterin des Eichmann Prozesses. Dass Sie auch Märchen verfasst hat, ist eher unbekannt. Ihr Märchen "Die weisen Tiere" ist gerade in der Edition Maulhelden erschienen. Manuela Reichart stellt es vor.
Migrantische Geschichten, kulturelle Aneignung und immer wieder die Verstrickung von Familien in den Nationalsozialismus. Mit diesen Themen ist die mehrfach ausgezeichnete Comickünstlerin Birgit Weyhe zu einer der wichtigsten deutschen Comickünstlerinnen geworden. Nun hat sie sich ein besonderes Kapitel deutscher Geschichte vorgenommen. Es geht um deutsche Staatsbürgerinnen, die in der argentinischen Militärdiktatur verschleppt wurden und vom Auswärtigen Amt keine Unterstützung bekamen. „Schweigen“ heißt der neue Comic, der radio3 Comic des Monats Juni ist. Andrea Heinze stellt ihn vor.
"Mariens Käfer" ist das jüngste Werk von Lisa Kränzler und wird nun mit dem Fontane-Literaturpreis ausgezeichnet. Es ist ein kunstvoller, märchenhafter Text über Ausbruch, Transformation und die Macht der stillen Geste. Über das Wesen des firmamentblauen Käfers, der aus dem Paradis ausbricht, über das Schreiben als Form des Aufbegehrens und über das, was passiert, wenn Literatur sich nicht einhegen lässt, spricht Lisa Kränzler auf radio3.
Isabel Kreitz ist eine der renommiertesten deutschen Comic-Künstlerinnen, die sich in ihren Arbeiten vor allem mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Nun legt sie einen monumentalen Comic über "Das Leben geht weiter", den letzten Propagandafilm des Nationalsozialismus vor. "Die letzte Einstellung" heißt der Comic. Mit Isabel Kreitz reden wir auf radio3 darüber, wie sehr die Filmcrew zum Spiegel der NS-Gesellschaft wird.