Die Welt der Literatur - Neuerscheinungen und Empfehlungen zum Wiederlesen.
14 Autorinnen und Autoren treten beim diesjährigen Bachmannpreis in Klagenfurt gegeneinander an: vier aus Österreich, acht aus Deutschland und zwei aus der Schweiz. Drei Tage lang lesen sie aus bislang unveröffentlichten Texten vor, aus denen eine Jury um den österreichischen Literaturkritiker Klaus Kastbeger die Gewinnerin oder den Gewinner auswählt. Bevor morgen der Ingeborg-Bachmann-Preis 2025 verliehen wird, fasst Holger Heimann die bisherigen Literaturbeiträge zusammen.
"Amélie Nothomb geht immer aufs Ganze, sie ist leicht und schwierig, amüsant und traurig, tiefsinnig und scheinbar unbeschwert." So hat einmal der Autor und Übersetzer Peter Urban-Halle in höchsten Tönen von seiner in Paris und Brüssel lebenden Kollegin Amélie Nothomb geschwärmt. In Frankreich und Belgien sind ihre Romane Bestseller und die Autorin ist dort ein Superstar der Literatur. Hierzulande lässt der ganz große Erfolg noch etwas auf sich warten. Vielleicht ändert sich das ja mit ihrem soeben erschienenen neuen Roman. Er trägt den ebenso sonderbaren wie verheißungsvollen Titel "Psychopompos". Frank Dietschreit hat das Buch bereits gelesen.
Insgesamt 14 Autor:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konkurrieren auch in diesem Jahr um den Bachmannpreis in Klagenfurt. Lesung und Diskussion werden im Livestream und von 3Sat übertragen - und wer auch immer den mit 25.000 Euro dotierten Haupt- oder einen der anderen Preise gewinnt, dessen literarische Karriere bekommt tüchtigen Rückenwind. Zumindest war es lange so. Jetzt aber geht der Stadt Klagenfurt das Geld aus, ob 3Sat weiterhin übertragen wird, ist ungewiss. Und entspricht die literarische Qualität der letzten Jahre noch dem früheren Niveau? Ein Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin und langjährigen Jurorin beim Bachmannpreis, Daniela Strigl.
Die Philippinnen sind Ehrengastland auf der kommenden Frankfurter Buchmesse im Oktober. Eine Premiere für den südostasiatischen Inselstaat, dessen Literaturszene im deutschsprachigen Raum nicht sehr bekannt ist. Das soll sich ändern. Heute stellten sich die Philippinen auf einer Pressekonferenz in Frankfurt erstmalig vor. Jan Tussing war dabei.
2021 gewann die iranisch-deutsche Schriftstellerin Nava Ebrahimi den Ingeborg-Bachmann-Preis mit ihrem Text “Der Cousin” über die Fluchtgeschichte eines schwulen Tänzers. Gestern Abend nun haben im österreichischen Klagenfurt die Tage der deutschsprachigen Literatur begonnen, an deren Ende am Sonntag erneut die Vergabe des Bachmannpreises steht. 14 Autorinnen und Autoren treten bzw. lesen gegeneinander, darunter acht aus Deutschland. Und die Eröffnungsrede hielt als Trägerin des Preises Nava Ebrahimi mit dem Text “Drei Tage im Mai”. Anne-Dore Krohn hat ihn gehört.
Seit der russischen Besetzung der Krim 2014 schreibt Yevgenia Belorusets über das Lebensgefühl der Menschen einer angegriffenen Nation. Sie ist Fotokünstlerin und Autorin, ihre Texte sind eindringlich, sprachlich reich an Bildern, ohne jedes Pathos. Sie wurde in Deutschland bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, morgen wird ihr der Alice Salomon Poetik Preis verliehen. Was er ihr bedeutet und wie sie auf das Land blickt, in dem sie 1980 geboren wurde, darüber spricht sie heute auf radio3.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Angriff der Hamas auf Israel und das iranische Nuklearwaffenprogramm - die Herausforderungen für die neue Regierung unter Friedrich Merz sind nicht kleiner als für die Ampel-Koalition. Aber wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen, betonte Merz gestern in seiner Regierungserklärung, die er kurz vor dem gestern und heute stattfindenden NATO-Gipfel in Den Haag abgab. Der stellvertretende Chefredakteur der WELT Robin Alexander skizziert in seinem neuen Buch, wie es hinter den Kulissen der politischen Macht zugeht und warum diese Herausforderungen für alle politischen Akteure, egal welcher Couleur, schwer zu bewältigen sind. "Letzte Chance – Der neue Kanzler und der Kampf um Demokratie" erscheint heute. Arno Orzessek hat es bereits gelesen.
Wenn wir im Augenblick über den Nahen Osten sprechen, dann geht es vor allem um Gewalt und Krieg. Wie reich die Kultur in der Region ist, wie weit die Geschichte zurückreicht - und wie stark und eigen die Haltung vieler Menschen trotz der autoritären Regierungen ist, ist dagegen selten ein Thema. Andrea Heinze stellt drei Comics vor, die die Vielfalt im Nahen Osten zeigen.
Gleich zwei Literaturpreise hat die kolumbianische Autorin María Ospina Pizano für ihren Debütroman erhalten. Und der wird gerade in mehrere Sprachen übersetzt. Die Hauptfiguren sind Tiere. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Autorin die Tiere nicht vermenschlicht. Nun ist der Roman in deutschsprachiger Übersetzung erschienen. "Für kurze Zeit nur hier" lautet der Titel - und Katharina Döbler hat ihn schon gelesen.
"Gestern habe ich mein letztes Eis in diesem Jahr gegessen, Pistazie in der Waffel, always. Der Herbst ist längst eingetroffen, der Winter wird kommen und ich träume bereits vom nächsten Frühjahr, wenn die Wärme wieder schrittweise die Stadt erobert und ich mit Eurer Unterstützung hoffentlich meine Gedichte endlich im Schwimmbad vor Publikum lesen kann." Das schrieb der Autor Ozan Zakariya Keskinkiliç im letzten Jahr in seinem Antwortbrief auf ein Preisausschreiben des Literaturhauses Berlin, mit dem Autor:innen ihre Literaturveranstaltung in der Stadt gewinnen konnten. Das Literaturhaus konnte nicht widerstehen und überzeugte das Berliner Prinzenbad, eine sommerliche Lesung von Ozan Zakariya Keskinkiliç gleichnamigem Lyrikband zu veranstalten. Darüber spricht Ozan Zakariya Keskinkiliç mit Massimo Maio.
Was willst du mal werden? – Diese Frage kennen wir alle aus unserer Kinder- und Jungendzeit. Heute ist die richtige Berufswahl wahrscheinlich so belastend wie noch nie. Die Schweizer Autorin Michèle Minelli hat ein Buch geschrieben über die Angst, den eigenen Ansprüchen und den hohen Erwartungen der Eltern und Lehrer nicht zu genügen. In "Keiner bleibt zurück" erzählt sie von 13 Jugendlichen und ihren persönlichen Strategien, den richtigen Weg zu finden in dieser so entscheidenden Lebensphase. Sonja Kessen stellt uns das Buch vor.
Egal, wohin man blickt, die Welt scheint aus den Fugen geraten: Autokraten und narzisstische Machthaber agieren, als gäbe es kein Völkerrecht und kein zivilisiertes Miteinander mehr. Errungenschaften, die man nach dem Zweiten Weltkrieg für unwiderrufbar hielt. Steuern wir auf die nächste große Katastrophe zu oder lässt sie sich noch abwenden? Eine posthum erschienene Streitschrift des verstorbenen liberalen Politikers Gerhart Baum sucht Antworten auf diese große Frage. radio3-Redakteurin Susanne Lang hat sein Vermächtnis "Besinnt Euch!" gelesen.
Der Krieg zwischen Iran und Israel oder der Hamas und Israel, der anhaltende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die Reaktionen von Staatsoberhäuptern wie Wladimir Putin oder Donald Trump darauf führen zu Täter-Opfer-Erzählungen, die polarisieren und Komplexität reduzieren - das ist die Wahrnehmung der Autorin Kathrin Röggla. Wir sprechen mit ihr über die Möglichkeiten, die Literatur hat, dieser Kriegs-Logik etwas entgegenzusetzen.
Die Klischees der Ur- und Frühgesellschaft, dass der Mann das Wild erlegt und die Frau in der Höhle das Feuer hütet sind überholt. Das zeigt die Wahlberlinerin Ulli Lust in ihrem Comic "Die Frau als Mensch" anhand von Forschungsergebnissen aus der Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte. Dafür wurde ihr gestern in Hamburg der Deutsche Sachbuchpreis verliehen - als erstem Comic überhaupt. Auf radio3 sprechen wir mit Ulli Lust darüber, warum die Geschichte der Menschheit auch die Geschichte der Frauen ist.
Landesweit gehen in den USA gerade Menschen auf die Straße, um gegen die Migrationspolitik von Präsident Trump zu demonstrieren. Weiterhin finden Razzien gegen Einwanderer ohne Dokumente statt. Darunter sind auch viele Indigene. Denn, obwohl sie zu Amerikas Ureinwohnern gehören, haben viele von ihnen keine Papiere, die ihre Staatsbürgerschaft belegen. Rund 8 Millionen Indigene leben heute in den USA - etwa 2% der Gesamtbevölkerung. Viele organisieren sich in "Tribal Nations", souveränen Reservaten, die sich selbst verwalten. Doch über das Leben dort weiß man wenig. Der Autor Morgan Talty, geboren 1991, hat ein Porträt seiner indigenen Gemeinschaft geschrieben. Für sein Debüt "Sein Name ist Donner" wurde er 2022 vielfach ausgezeichnet. Unter anderem zählte es zu den besten Sommerbüchern der New York Times. Heute erscheint es auf Deutsch. Corinne Orlowski hat es gelesen.
Ingeborg Bachmann und Heinrich Böll denkt man sich nicht unbedingt zusammen. Zu unterschiedlich sind die österreichische Dichterin, die vor allem mit ihren Gedichten berühmt geworden ist, und der katholische Realist vom Rhein, der neun Jahre ältere Heinrich Böll, Nobelpreisträger des Jahres 1972. Und doch hat beide über zwei Jahrzehnte hinweg eine Freundschaft verbunden, wie der Briefwechsel Ingeborg Bachmann – Heinrich Böll belegt. "Was machen wir aus unserem Leben?" heißt der im Rahmen der Salzburger Bachmann-Edition heute erscheinende Band, aus dem Nachlass herausgegeben von Renate Langer. Für uns ein Fall für unsere Rubrik "Ein Buch zwei Stimmen" mit Anne-Dore Krohn und Jörg Magenau.
Als Kind konnte es Linn Ullmann nicht erwarten, erwachsen zu werden, während ihre Eltern - der große schwedische Regisseur Ingmar Bergman und die Schauspielerin Liv Ullmann - am liebsten Kinder sein wollten. Um ihre unruhige Kindheit und das Altern ihres Vaters ging es in "Die Unruhigen", dem letzten Buch der norwegischen Schriftstellerin. Sieben Jahre sind seitdem vergangen. Jetzt ist auf Deutsch "Mädchen, 1983" erschienen. Wieder widmet sich Linn Ullmann dem Erinnern: Als Erwachsene blickt sie zurück auf das Mädchen, das sie 1983 war. Sarah Murrenhoff hat den neuen Roman gelesen.
In "Die Unbehausten" erzählt Barbara Kingsolver von Menschen, die 150 Jahre trennen: Willa Konox lebt in der Gegegenwart und ist freie Journalistin, der Lehrer Thatcher Greenwood um 1870 und ist mit einer Naturforscherin befreundet, die Kontakt zu Charles Darwin pflegt. Was die beiden Figuren verbindet, ist ein baufälliges viktorianisches Haus und eine bewegte Zeit, in der sie leben. Nadine Kreuzahler hat das Buch gelesen.
Zu Stephen King muss man eigentlich nicht viel sagen: Er ist mit über 400 Millionen verkaufter Bücher weltweit einer der erfolgreichsten Horror- und Thrillerautoren überhaupt. Über 60 Romane hat er geschrieben, jährlich kommt von ihm etwas Neues - vergangenes Jahr war es die Erzählsammlung "Ihr wollt es dunkler". Am heutigen Mittwoch erscheint nun wieder ein neuer Stephen King-Roman. "Kein Zurück" heißt er. Gerrit Bartels hat ihn für uns gelesen.
"Wo ich bin, ist die deutsche Kultur", das war das Credo von Thomas Mann. Vor den Nationalsozialisten ins amerikanische Exil ausgewichen, sah er eine Zukunft für Deutschland nur in der Rettung humanistischer Werte und kultureller Traditionen. Seine Villa im kalifornischen Pacific Palisades wurde zum Rettungsbüro für Verfolgte und Verfemte. Vor 150 Jahren wurde Thomas Mann in der Hansestadt Lübeck geboren, der er mit den "Buddenbrooks" ein literarisches Denkmal setzte. Frank Dietschreit hat den Roman, der den Weltruhm des Autors begründete, noch einmal aus dem Regal gezogen.
Berühmt wurde die Philosophin Hannah Arendt, weil sie sich schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg sehr differenziert mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat - unter anderem als Beobachterin des Eichmann Prozesses. Dass Sie auch Märchen verfasst hat, ist eher unbekannt. Ihr Märchen "Die weisen Tiere" ist gerade in der Edition Maulhelden erschienen. Manuela Reichart stellt es vor.
Migrantische Geschichten, kulturelle Aneignung und immer wieder die Verstrickung von Familien in den Nationalsozialismus. Mit diesen Themen ist die mehrfach ausgezeichnete Comickünstlerin Birgit Weyhe zu einer der wichtigsten deutschen Comickünstlerinnen geworden. Nun hat sie sich ein besonderes Kapitel deutscher Geschichte vorgenommen. Es geht um deutsche Staatsbürgerinnen, die in der argentinischen Militärdiktatur verschleppt wurden und vom Auswärtigen Amt keine Unterstützung bekamen. „Schweigen“ heißt der neue Comic, der radio3 Comic des Monats Juni ist. Andrea Heinze stellt ihn vor.
"Mariens Käfer" ist das jüngste Werk von Lisa Kränzler und wird nun mit dem Fontane-Literaturpreis ausgezeichnet. Es ist ein kunstvoller, märchenhafter Text über Ausbruch, Transformation und die Macht der stillen Geste. Über das Wesen des firmamentblauen Käfers, der aus dem Paradis ausbricht, über das Schreiben als Form des Aufbegehrens und über das, was passiert, wenn Literatur sich nicht einhegen lässt, spricht Lisa Kränzler auf radio3.
Isabel Kreitz ist eine der renommiertesten deutschen Comic-Künstlerinnen, die sich in ihren Arbeiten vor allem mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Nun legt sie einen monumentalen Comic über "Das Leben geht weiter", den letzten Propagandafilm des Nationalsozialismus vor. "Die letzte Einstellung" heißt der Comic. Mit Isabel Kreitz reden wir auf radio3 darüber, wie sehr die Filmcrew zum Spiegel der NS-Gesellschaft wird.
Lübeck hat gleich mehrere Nobelpreisträger, einer von ihnen wäre am 6. Juni 150 Jahre alt geworden: Thomas Mann. Neben den "Buddenbrooks" hat er unter anderem auch den 1.000-seitigen Roman "Der Zauberberg" geschrieben. Inwiefern Thomas Mann heute noch sichtbar in Lübeck ist und wo überall an den Schriftsteller erinnert wird – Linda Ebener hat sich auf die Suche gemacht.
Die SWR-Bestenliste ist eine Empfehlungsliste und damit ein Gegenprogramm zu den Bestsellerlisten, die sich nach den Verkaufszahlen richten. Für die SWR-Bestenliste wählen jeden Monat 30 Kritikerinnen und Kritiker ihre Lieblingsbücher aus. Eine davon ist unsere Literaturredakteurin Anne-Dore Krohn. Sie weiß, welche Titel auf der SWR-Bestenliste im Juni stehen.
Sebastian wie Johann Sebastian Bach. Haffner, wie Mozarts Haffner-Symphonie. Also nannte er sich als Exilant in London 1940 Sebastian Haffner. Während des Krieges erklärte er den Engländern die Deutschen, als britischer Staatsbürger kehrte er 1953 zurück und wurde zu einem der einflussreichsten Publizisten der Bonner Republik: "Anmerkungen zu Hitler" und die nach seinem Tod 1999 erschienene "Geschichte eines Deutschen" haben ihn berühmt gemacht. Jetzt erscheint aus dem Nachlass ein Roman von Sebastian Haffner, "Abschied", entstanden 1932, und das allein ist schon eine Sensation. Unser Literaturkritiker Jörg Magenau hat das Buch gelesen.
Einfach keine Lust haben - das kann ein rebellischer Akt sein. "Keine Lust" muss man nicht weiter begründen, "keine Lust" ist einfach so. Das gilt in vielen Lebensbereichen - und in der Literatur. Doris Anselm stellt ein paar richtig schön bocklose Bücher vor.
Dass Künstliche Intelligenz schnell und effektiv arbeitet, hat nicht nur mit Technik oder verbesserten Algorithmen zu tun. Die KI-Programme werden ständig von Millionen Menschen optimiert. Sie arbeiten zumeist im globalen Süden, unter prekären Bedingungen. Das beschreibt das Autoren-Trio Muldoon, Graham und Grant in seinem Buch "Feeding the Machine. Hinter den Kulissen der KI-Imperien". Arno Orzessek stellt das Buch vor.
Marlene Streeruwitz ist eine der profiliertesten Autorinnen der Gegenwartsliteratur, die oft mit radikalen linken Ideen provoziert. Zuletzt veröffentlichte sie ein "Handbuch gegen den Krieg" und ein "Handbuch für die Liebe". Heute erscheint ihr neuer Roman: "Auflösungen". Darin zeichnet sie ein Bild des heutigen New York - vor der Wiederwahl Trumps. Die Hauptfigur ist eine Wiener Dichterin, die an einer New Yorker Universität unterrichtet und auf Überlebenskampf und Kulturverdrängung reagieren muss. Frank Dietschreit stellt das Buch vor
Als Paul Maar sein erstes Kinderbuch geschrieben hatte, musste er seinem Verleger versprechen, beim Kinderbuch zu bleiben, denn er habe keine Lust, einen Autor aufzubauen, der eigentlich "Erwachsenenbücher" schreiben wolle. Maar versprach - und hielt sich daran, nicht zum Schaden für die deutsche Kinderbuchlandschaft, aus der seine wichtigste Erfindung, das "Sams", nicht wegzudenken ist. Erst jetzt, im fortgeschrittenen Alter, wagt Maar sich dann doch an andere Genres heran, auch wenn er seinem Thema, der Kindheit dabei treu bleibt. Sein autobiographischer Erinnerungsband "Roman meiner Kindheit", 2020 erschienen, wurde von der Kritik gefeiert. Jetzt hat er mir "Lorna" eine Novelle vorgelegt. Unser Literaturkritiker Jörg Magenau hat sie gelesen.
Alejandro Zambra, geboren 1975 in Santiago de Chile, gilt als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Autoren seiner Generation. Dabei sind seine Bücher oft sehr kurz. Sein Roman "Bonsai", für den er 2006 einen chilenischen Literaturpreis erhielt, hat nur 90 Seiten. Sein neuer Roman "Nachrichten an meinen Sohn" ist etwas länger, aber mit 239 Seiten immer noch kurz. Katharina Döbler hat ihn gelesen.
Sechs Schriftstellerinnen und Schriftsteller waren im finalen Rennen um den Alfred-Döblin-Preis - den Preis, der 1979 von Günter Grass gestiftet wurde und seitdem alle zwei Jahre vergeben wird. Und zwar nicht für einen fertigen Roman, sondern explizit für ein Prosamanuskript, das sich noch in Arbeit befindet. Am Samstag haben Andrea Rea Arežina, Sophia Merwald, Martin Piekar, Lina Schwenk, Janna Steenfatt und Karosh Taha im Literarischen Colloquium Berlin ihre Texte vorgestellt und darüber diskutiert. Am Sonntag wurde in der Akademie der Künste am Pariser Platz der mit 15.000 Euro dotierte Alfred-Döblin-Preis vergeben. Corinne Orlowski weiß, wer den Preis erhalten hat und auf was für einen Roman wir warten dürfen.
Aus der Aufklärung über die Vergangenheit Demokratie, Freiheit, Menschenwürde aufzubauen und zu bewahren, das war das Ziel der Menschenrechtsorganisation "Memorial" - gegründet vor 30 Jahren von Dissidenten in der Sowjetunion, 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet und zugleich diffamiert und verboten in Russland. Was das für die Zukunft Russlands und die Erinnerungskultur Europas bedeutet, erklärt jetzt ein Buch im Verlag C.H. Beck "Memorial - Erinnern ist Widerstand". Natascha Freundel stellt es vor.
Am Sonntag startet wieder unsere radio3-Aktion "Berlin liest ein Buch" - zusammen mit radioeins und dem Berliner Landesverband des Deutschen Bibliotheksverbandes. Die ganze Stadt wird mit vielen Veranstaltungen zum Lesekreis zu einem Buch: Alina Bronskys Roman "Pi mal Daumen". Ein Buch das aufs Schönste Mathematik und Literatur verbindet. Geschrieben hat es die deutsch-russische Schriftstellerin Alina Bronsky. Auftaktveranstaltung ist im Studio 14. Und was uns da und bis zum 8. Juni erwartet, erzählt uns Thomas Böhm.
Was wäre, wenn der afrikanische Kontinent die Welt erobert hätte und Sklavenhandel mit den Europäern betreiben würde? Die Booker-Preisträgerin und Bestsellerautorin Bernardine Evaristo denkt die Vergangenheit neu: Doris, ein weißes Mädchen aus England, wird nach Afrika verschleppt und dort als Sklavin verkauft. Doch sie verliert nicht ihren Mut. Um die Fesseln ihrer Gefangenschaft abzulegen und ein freies Leben zu führen, muss sie alles riskieren. Eine Rezension von Nadine Kreuzahler.
In dem Kinderbuch "Ein Liekesch für Jascha" geht es um Integration und Freundschaft. Und es geht um Jascha, der noch nicht lang in Deutschland ist und nicht weiß, was ein "Liekesch" sein soll. Die Sportlehrerin meinte, dass ihm der helfen würde, stärkere Oberarme zu bekommen. Also macht Jascha sich auf die Suche. Unsere radio3-Kinderbuchexpertin stellt "Ein Liekesch für Sascha" vor.
Heute Abend ist die britische Schriftstellerin Natasha Brown zu Gast in unserem radio3-Kultursalon in der Dachlounge des rbb. Mit ihrem Debütroman "Zusammenkunft" über eine schwarze Ich-Erzählerin im Finanzsektor wurde sie 2021 zum Literaturstar. Heute Abend spricht sie mit Anne-Dore Krohn über ihren zweiten Roman "Von allgemeiner Gültigkeit". Worum es darin geht und warum er sich zu Lesen lohnt, das verrät Anne-Dore Krohn schon jetzt.
Ukrainische Autor*innen wurden in der Sowjetunion Jahrzehne lang politisch verfolgt und unterdrückt. Eine Ausstellung des Museums Charkiw thematisiert, wie sich die Verfolgung der Autor*innen und Zensur deren Werke auf die Entwicklung der ukranischen Literatur der Moderne ausgewirkt hat. Sie wurde heute an der Humboldt Universität eröffnet. Wir sprechen mit Susanne Frank. Sie ist Slawistin und Leiterin des Fachgebiets Ostslawische Literaturen und Kulturen an der HU Berlin.
Am Wochenende hat Joe Biden seine Prostatakrebs-erkrankung öffentlich gemacht. Doch schon als er 2024 gegen Donald Trump ums Weiße Haus kandidierte, war er körperlich und geistig nicht mehr auf der Höhe. Sein Umfeld wusste das, vertuschte jedoch gezielt Bidens Schwäche. Und er selbst zog, unter steigendem Druck, viel zu spät die Konsequenzen. Das behaupten die beiden US-amerikanischen Journalisten Jake Tapper und Alex Thompson in "Hybris. Verfall, Vertuschung und Joe Bidens verhängnisvolle Entscheidung". Ihr Buch erscheint heute bei dtv. Arno Orzessek hat es vorab gelesen.
Als Prosaautor debütierte Ralf Rothmann 1986 mit der Erzählung "Messers Schneide", sein erster Roman "Stier" kam 1991 heraus und wurde gleich im "Literarischen Quartett" besprochen. Seitdem sind 20 weitere Bücher des in Schleswig geborenen, im Ruhrgebiet aufgewachsenen und seit vielen Jahren in Berlin lebenden Autors erschienen, die zum festen Inventar der zeitgenössischen Literatur gehören. Ralf Rothmann hat unzählige Preise für sein Werk erhalten. Jetzt ist unter dem Titel "Museum der Einsamkeit" eine Sammlung von Erzählungen erschienen. Frank Dietschreit hat das Buch gelesen.
Gerade gestern erst ist der Berliner Justiz ein Schlag gegen die Diebe mehrerer Bronze-Skulpturen gelungen. Sie hatten zahlreiche Kunstobjekte gestohlen und werden nun dem Haftrichter vorgeführt. Darüber werden sie selbst wahrscheinlich sehr schimpfen. Aber ein Kunstdiebstahl ist eben kein Spiel. Extrahiert man die drei Begriffe "Stehlen, Schimpfen, Spielen", sind wir beim neuen Werk der serbischen Autorin Barbi Markovic. Darin geht es weniger um den Diebstahl von Kunst, als vielmehr um das Stehlen in der Literatur und die "Poetik", die einen nach Aristoteles lehrt, wie man schreiben soll. Jörg Magenau und Anne-Dore Krohn haben es gelesen.