POPULARITY
Ilaria Palomba"Purgatorio"Alter Ego Edizioniwww.alteregoedizioni.itIlaria ha ingoiato delle benzodiazepine, ha dato le spalle a Roma e si è lanciata nel vuoto. Vive mesi lunghissimi in unità spinale; non sarebbe dovuta sopravvivere, invece torna addirittura a camminare. Il dolore mentale lascia spazio a quello fisico, spesso si sovrappongono, a volte esplodono, altre si silenziano in apatia. Le elucubrazioni raccontano il passato, gli uomini che si sono susseguiti, gli incubi, l'angoscia, un amore smodato per la letteratura e per la filosofia, cosa ha portato al suicidio ma anche ciò che è stato il ritorno alla vita dopo il “grande salto”.Purgatorio è un memoir che segue un andamento poetico, dove i personaggi riscrivono la propria identità nell'impossibilità di fissarla. Ilaria Palomba fronteggia interrogativi estremi e come Bernhard fa dialogare vita e morte in uno stile lirico che si lega agli eventi. Il lessico aulico, gli arcaismi, l'ossessività martellante, il movimento spiraliforme conducono il lettore a soffermarsi: ogni frase cerca di contenere il tutto.Ilaria Palomba, pugliese di origine, romana d'adozione, è nata nel 1987. Ha pubblicato i romanzi Fatti male (Gaffi, 2012, tradotto in tedesco per Aufbau-Verlag), Homo homini virus (Meridiano Zero, 2015, “Premio Carver” 2015), Brama (Giulio Perrone Editore, 2020), Vuoto (Les Flâneurs, 2022, “Premio Oscar del Libro” 2023, presentato al “Premio Strega” e menzione romanzo innovativo/sperimentale al “Premio Terre di Puglia”). Le sillogi poetiche Città metafisiche (Ensemble, 2021), Microcosmi (Ensemble, 2022, menzione d'onore al “Premio Semeria” 2021 e “Premio Virginia Woolf” al “Nabokov” 2023), Scisma (Les Flâneurs, 2024, “Premio Libro Irregolare”). Ha partecipato alle antologie Il mestiere più antico del mondo? (Elliot, 2017), L'ultimo sesso al tempo della peste (Neo, 2020). Ha fondato il blog letterario “Suite italiana” e attualmente collabora con la rivista “La Fionda”.IL POSTO DELLE PAROLEascoltare fa pensarewww.ilpostodelleparole.itDiventa un supporter di questo podcast: https://www.spreaker.com/podcast/il-posto-delle-parole--1487855/support.
Nadege Kusanika erzählt von ihrer Kindheit im Kongo, von Spielen, Freundschaften, von Hunger und Not und davon, wie sie nach Deutschland kam. Nadege Kusanika, Unter derselben Sonne, Aufbau Verlag
Rassismus, Sexismus und das Kleinmachen "der anderen" sind erschreckend populär geworden. Woher kommt dieser Hass? Was können wir gegen die Unterdrückung von Gruppen unternehmen? Und wie kann eine ganze Gesellschaft dafür sensibilisiert werden, dass sie von weniger Feindseligkeit profitiert? Über diese Fragen diskutieren Denise M'Baye und Sebastian Friedrich mit der Politologin und Aktivistin Emilia Roig, die in der Angst um Besitz die Ursache für Diskriminierung sieht. Sie ziehen die Thesen des Antikolonialisten und Historikers Walter Rodney heran, der sagt, dass Afrikaner nicht aus rassistischen Gründen versklavt worden seien, sondern aus ökonomischen. Sebastian berichtet von seiner Arbeit für das Feature "Der letzte Tag - Das rassistische Attentat von Hanau". Die Angehörigen der Verstorbenen setzen sich dafür ein, dass die Opfer des Anschlags mit ihren Namen und Geschichten im Gedächtnis bleiben. Redaktion: Juliane Bergmann, Claudia Christophersen Mail gern an: teemitwarum@ndr.de Literatur: Emilia Roig: Why we matter. Das Ende der Unterdrückung. Aufbau Verlag, Berlin 2021. Walter Rodney: Wie Europa Afrika unterentwickelte. 2. Auflage. Manifest Verlag, Berlin 2024. Frantz Fanon: Schwarze Haut, weiße Masken. Turia und Kant, Wien/Berlin 2013. Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo (Hg.): Die Diversität der Ausbeutung. Zur Kritik des herrschenden Antirassismus, 4. Auflage. Dietz Verlag, Berlin 2023. Feature !Der letzte Tag - Das rassistische Attentat von Hanau! https://www.ardaudiothek.de/der-letzte-tag-das-rassistische-attentat-von-hanau/wdr-5/86048864/ Podcast-Tipp: "Das philosophische Radio" (WDR 5) https://1.ard.de/philosophisches-radio
Orte und Torte heißt es diesmal. Es gibt Kekse, Schokokuchen und Christstollen und jede Menge Büchertipps. Anne-Dore hat in ihr Wohnzimmer eingeladen, um sich mit Nadine und Stephan im adventlichen Kerzenschein über Jahreshighlights im Bücherregal auszutauschen. Welche Begegnung aus diesem Jahr, welcher Roman ist besonders im Gedächtnis geblieben? Eignen sich die Geschichten der Literaturnobelpreisträgerin Han Kang als Geschenk? Welches Buch verbinden die drei mit einer besonderen Phase im Leben? Nadine Kreuzahler empfiehlt Paula Fürstenberg: "Weltalltage", 320 Seiten, Kiepenheuer & Witsch. Rainald Goetz: "Rave", 272 Seiten, Suhrkamp. Rainald Goetz: "Celebration. Texte und Bilder zur Nacht", 278 Seiten, Suhrkamp. Han Kang: "Die Vegetarierin", übersetzt von Ki-Hyang Lee , 190 Seiten, Aufbau Taschenbuch und als Hörbuch vorgelesen von Rike Schmidt, Devid Striesow und Thomas Loibl, Audio-CD, Argon Verlag. Markus Thielemann: "Von Norden rollt ein Donner", 287 Seiten, C.H. Beck. Anne-Dore Krohn empfiehlt Katja Oskamp: "Die vorletzte Frau", 208 Seiten, park x ullstein. Paul Auster: "Mond über Manhattan", aus dem Englischen übersetzt von Werner Schmitz, 416 Seiten, Rowohlt Taschenbuch. Han Kang: "Weiß", übersetzt von Ki-Hyang Lee, 151 Seiten, Aufbau Verlag. Christoph Peters' Berlin "Trilogie des gegenwärtigen Scheiterns": "Der Sandkasten" (2022), "Krähen im Park" (2023) und "Innerstädtischer Tod" (2024). Alle im Penguin Verlag. Stephan Ozsváth empfiehlt Gábor Fónyad: "Was noch kommt", 200 Seiten, Elster & Salis Wien. Maria Bidian: "Das Pfauengemälde", 320 Seiten, Zsolnay. Christ Stewart: "Unter den Zitronenbäumen. Ein Optimist in Andalusien", 284 Seiten, Goldmann Verlag. Han Kang: "Menschenwerk", übersetzt von Ki-Hyang Lee, 222 Seiten, Aufbau Taschenbuch. Vedran Džihić: "Ankommen", 112 Seiten, Kremayr & Scheriau. Judith Kohlenberger: "Gegen die neue Härte", 256 Seiten, dtv. Manuela Tomić: "Zehnfingermärchen", Wieser Verlag. Paula Fürstenberg empfiehlt: Asmus Trautsch (Herausgeber): Martina Hefter: Tanzen- Verschriftlichung einer Installation mit dem Titel "Tanzen, eine Vorratskammer", 48 Seiten, Verlagshaus Berlin. Katja Oskamp empfiehlt: Katja Lange-Müller "Unser Ole", 240 Seiten, Kiepenheuer & Witsch. Maria Bidian empfiehlt: Dorothee Riese: wir sind hier für die Stille, Berlin Verlag, 240 Seiten. Der Ort Bei Anne-Dore zu Hause im Wohnzimmer
Seit einigen Jahren findet das Schaffen der dänischen Autorin Tove Ditlevsen auch in der deutschen Leserschaft die ihr gebührende Aufmerksamkeit. Diese späte Anerkennung – verstarb sie doch bereits im Jahr 1976 – ist nicht zuletzt dem Aufbau Verlag und der Übersetzerin Ursel Allenstein, die ihre Werke ins Deutsche übertrug, zu verdanken. Im letzten Jahr erschien außerdem – zur Freude ihrer Fans – eine Biografie über Tove Ditlevsen, in der sich Jens Andersen, welcher sich als Biograph anderer internationaler Größen wie Astrid Lindgren und Hans Christian Andersen bereits einen Namen gemacht hat, eingehend dem Leben und Werk Ditlevsens' widmet. Ihr letzter Roman, Vilhelms Zimmer, erschien kürzlich nun ebenfalls auf Deutsch und im Original nur ein Jahr vor ihrem Tod, wodurch er sich geradezu wie eine selbsterfüllende Prophezeiung liest. Damals wie heute wird der Leserin schnell klar, wen die Handelnden Personen darstellen, schon allein deshalb, weil ihre Werke immer einen, für sie prägenden, autofiktionalen Charakter besitzen, sie auch in diesem Roman alle Themen bearbeitet, die wir bereits aus ihrem vorangegangenen literarischen Œuvre kennen und damit einen Schlusspunkt setzt.Die Erzählerin in Vilhelms Zimmer macht gleich zu Beginn des Romans deutlich, was dieser bezwecken will. Es ist die Geschichte von Vilhelms Zimmer und allen und allem was damit in Verbindung steht und letztlich zum Tod der Protagonistin Lise – kein Spoiler – führt. Es handelt sich um Lise Mundus, bei deren Namen wir direkt aufmerken, kennen wir sie doch bereits aus Gesichter, dem Roman, den Ditlevsen sieben Jahre vorher veröffentlichte. Fast liest sich Vilhelms Zimmer wie eine Fortsetzung, ein Abschied, vielleicht auch ein Erklärungsversuch, auch wenn das Personal, von Lise einmal abgesehen, ein anderes als in Gesichter ist. Bei besagtem Vilhelm handelt es sich um ihren Ehemann, der schließlich, nach zahlreichen außerehelichen Affären, zu seiner Geliebten Mille gezogen ist. Lises und Vilhelms Ehe ist gescheitert, geschieden sind sie jedoch nicht und werden es auch nie sein. Tove Ditlevsen arbeitet in diesem Roman ihre eigene Trennung von Ehemann Victor Andreasen auf; versucht diese in eine literarische Form zu bringen. Die Erzählerin ist auch gleichzeitig Lise selbst, was mitunter verwirrend erscheint, erst Recht, wenn sie von sich selbst in der dritten Person schreibt. Gleichzeitig verschafft es ihr aber die Möglichkeit, als Beobachterin aufzutreten und mit einer Distanz auf die Protagonistin und ihr Handeln zu schauen und dieses einzuschätzen, wie es ihr als Lise selbst nicht möglich wäre.Die Beziehung von Lise und Vilhelm würden wir heutzutage vermutlich als toxisch beschreiben. Sie ist geprägt von gegenseitigen Verletzungen, oft aufgrund eigener Unzulänglichkeiten oder durch Prägungen aus der Kindheit, von Abhängigkeit und psychischer Folter. Es geht aber auch darum, wie Lise versucht, sich zu emanzipieren und sich Vilhelms Einfluss zu entziehen. Dieser ist neidisch auf ihren Erfolg und unterstellt ihr mehrfach, dass sie ohne ihn gar nicht so weit gekommen wäre. Zudem quält er sie regelmäßig damit, dass er vorgibt, dieses oder jenes an einer Frau zu schätzen und während sie versucht, diesen Vorstellungen gerecht zu werden, hat er seine Meinung im nächsten Moment schon wieder geändert. Es ist ein Katz und Maus Spiel und während er sich gern als ihr Retter gibt, kommt er, trotz der Trennung, nicht von ihr los und Lise schafft es im letzten Moment, tragischerweise durch ihren selbst gewählten Suizid, aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit auszubrechen. Ihre letzte frei gewählte Entscheidung über ihr Leben, die sie es gleichzeitig kostet. Es ist ein Triumph über Vilhelm, der das Machtverhältnis endgültig zerbricht und so radikal wie konsequent ist.Weitere Personen im Roman sind beispielsweise die Vermieterin Frau Thomsen, die davon lebt, „Zimmer an anständige junge Herren aus gutem Hause zu vermieten“ (S.11) und deren Beschreibung eher gruselig anmutet. In ihrer eigenen Wohnung lebt zunächst noch Kurt, der später in Lises Wohnung, ein Stockwerk tiefer, in Vilhelms ehemaliges Zimmer ziehen wird, nachdem Lise, motiviert durch Greta, die Patientin in derselben Klinik ist, in der Lise sich zeitweilig befindet, eine Kontaktanzeige aufgegeben hat, auf die Kurt sich meldet. Sein Charakter, eher geprägt durch Charakterlosigkeit, basiert nachweislich ebenfalls auf einer Person aus Ditlevsens realem Umfeld. Seine Funktion im Roman ist mir aber nie ganz klar geworden. Sein Verhalten ist äußerst befremdlich, denn er lebt nicht nur in Vilhelms Zimmer, sondern liest auch dessen Tagebücher, trägt seine Kleidung und nimmt teilweise sogar dessen Einstellung und Gefühle gegenüber Lise an. Er wird zu einer Art Schatten Vilhelms. Am Ende hat seine Figur aber ihren – wie auch immer gearteten – Zweck erfüllt und wird abgesägt. Er ist nur ein Statist, der nicht mehr benötigt wird und kehrt zurück in die Wohnung der Vermieterin, mit der er eine seltsame Art von amouröser Beziehung hat.„Er verkroch sich in den Schutz jener alten Geborgenheit, die man im Mangel an Veränderung findet, und dort werden wir ihn jetzt zurücklassen und ihm frohe Weihnachten oder irgendetwas anderes Nichtssagendes wünschen, was immer noch besser ist als gar nichts. Er hat seinen Zweck erfüllt und fällt jetzt zwischen den Seiten heraus wie ein getrockneter Veilchenstrauß ohne Farbe und Geruch.“ (S. 176/177)Über allem schwebt im Roman aber auch immer wieder die Frage nach künstlerischer Anerkennung unter deren Mangel Tove Ditlevsen zeitlebens litt – wurde sie doch nie in dem akademischen Kreis anerkannt, zu dem sie gehören wollte – und mit der auch ihre Protagonistin Lise zu kämpfen hat. Zu Recht wurden Ditlevsens Werke der deutschen Leserschaft zugänglich gemacht und ihr dadurch auch hierzulande zumindest postum Erfolg zuteil, der ihr schon zu Lebzeiten zugestanden hätte. Möglicherweise wären sie vor 50 Jahren aber auch gar nicht so begeistert aufgenommen worden wie heutzutage und wir können uns glücklich schätzen, sie nun, da sie noch genauso aktuell sind wie damals, entdecken zu dürfen. Was Tove Ditlevsens Werke für mich ausmachen, ist einerseits ihre Sprache, die sowohl unheimlich plastisch sein kann als auch beschreibend so genau den Kern einer Sache trifft, andererseits wie bedingungslos sie ihre Themen bearbeitet, im wahrsten Sinne: als ginge es um Leben und Tod.Link zur Rezension von “Gesichter”: This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit lobundverriss.substack.com
In der neuen Folge unseres Buch-Podcast „Was liest du gerade?“ sprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski über die fantastische Aktualität eines der bedeutendsten Romane der deutschen Literatur: „Der Zauberberg“ von Thomas Mann erschien vor genau 100 Jahren und lässt uns in die Debatten einer großen europäischen Umbruchszeit eintauchen, aus denen wir viel für unsere Gegenwart lernen können. Im neuen Roman „Man kann auch in die Höhe fallen“ von Joachim Meyerhoff geht es auch um eine Krise: in diesem Fall um die Lebens- und Schreibkrise des berühmten deutschen Schauspielers und Autors, aus der er während eines langen Kuraufenthalts bei seiner vor Lebensenergie nur so sprühenden 86-jährigen Mutter an der Ostsee wieder herausfindet – indem er ungemein unterhaltsam von ihr erzählt. Auch in dem autobiographischen Roman „Vilhelms Zimmer“ von Tove Ditlevsen geht es um die Lebenskrise einer berühmten Autorin, die nicht weiterleben kann, nachdem sie von ihrem vierten Ehemann, dem Chefredakteur einer Kopenhagener Zeitung, verlassen wurde. Anrührend und mit dem mitreißenden Humor der Verzweifelten erzählt die spät wiederentdeckte dänische Schriftstellerin von ihrer gescheiterten Ehe und ihren vergeblichen Versuchen, das Leben durch eine skurrile Heiratsannonce noch einmal neu zu starten. Unser Zitat des Monats stammt dieses Mal aus dem neuen Buch „Das Schattengetuschel“ von Botho Strauß, der am 2. Dezember 80 Jahre alt wird. Sie erreichen das Team von "Was liest du gerade?" unter buecher@zeit.de. Literaturangaben: Thomas Mann: Der Zauberberg, Fischer Taschenbuch Verlag, 1120 Seiten, 22 Euro Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen, Kiepenheuer und Witsch Verlag, 368 Seiten, 26 Euro Tove Ditlevsen: Vilhelms Zimmer, Aufbau Verlag, 206 Seiten, 22 Euro [ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen und -partner finden Sie HIER. [ANZEIGE] Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT. Hier geht's zum Angebot.
Innerhalb von nur drei Jahren hat der Aufbau Verlag die in Deutschland bis dahin kaum bekannte dänische Autorin Tove Ditlevsen übersetzt und zu spätem Ruhm verholfen. In Dänemark war sie schon zu Lebzeiten ein Star und mischte die Literaturszene der 50er bis 70er Jahre auf. Sie wird heute mit Annie Ernaux oder Karl Ove Knausgard verglichen. Inzwischen gibt es sowohl eine Sammlung ihrer Erzählungen (Böses Glück) als auch die „Kopenhagen-Trilogie“ über ihren Werdegang vom armen Arbeitermilieu zur gefeierten Schriftstellerin in deutscher Sprache. Heute erscheint nun ihr letzter Roman, der kurz vor ihrem Tod erschienen ist: „Vilhelms Zimmer“, der als ihr Meisterwerk gilt. Irène Bluche stellt das Buch vor.
Am 10. Oktober 2024 wurde in Stockholm der Literaturnobelpreis 2024 bekannt gegeben. Heute präsentieren wir die ausgezeichnete südkoreanische Autorin Han Kang, geben Einblick in ihr Werk und diskutieren den Jury-Entscheid. Im Westen wurde sie 2016 mit dem Roman «Die Vegetarierin» bekannt. Darin erzählt Han Kang von einer Frau, die von blutigen Träumen getrieben, kein Fleisch mehr essen will. Sie träumt davon, sich in eine Pflanze zu verwandeln und sich so der patriarchal geprägten Gesellschaft und ihren Zumutungen zu entziehen. Han Kang gelingt es in diesem und in anderen Büchern, eindringliche, verstörende und dennoch poetische Bilder für menschliche Probleme zu finden. Sie erzählt vom Verhältnis zwischen Männern und Frauen, Menschen und Staat und von politischer Gewalt. Zwei Literaturwissenschaftlerinnen erzählen von ihrer persönlichen Begegnung mit den Texten Han Kangs: * Salomé Meier, Literaturwissenschaftlerin und Podcasterin * Hoo Nam Seelmann, Literaturwissenschaftlerin Die Bücher von Han Kang, die im Talk erwähnt werden: * Die Vegetarierin. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2016 * Menschenwerk. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2017 * Deine kalten Hände. Übersetzung von Kyong-Hae Flügel. Aufbau Verlag, Berlin 2019 * Weiß. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2020 Die mit rund einer Million Euro dotierte begehrteste Literatur-Auszeichnung der Welt wird jedes Jahr an einem Donnerstag im Oktober bekanntgegeben und am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, durch den schwedischen König verliehen.
Anna Seghers wurde 1900 in Mainz geboren und floh 1933 nach Paris. Im Exil erschienen zahlreiche Werke von ihr, unter anderem „Der Weg durch den Februar“ und „Transit“. Ihr Roman „Das Siebte Kreuz“ machte sie international bekannt. Seghers kehrte 1947 nach Deutschland zurück und lebte bis zu ihrem Tod 1983 in der DDR. „Der Weg durch den Februar“ erschien 1935 im Pariser Verlag Editions du Carrefour. In dem Roman beschreibt Seghers die wenigen Tage und Wochen des österreichischen Arbeiter-Aufstands gegen die Dollfuß-Diktatur. Der Roman, der die Wirren jener Zeit darstellt und dabei ganz nah an seine fiktiven Charaktere herantritt, ist jetzt vom Marsyas Verlag neu verlegt worden. 2025 erscheint eine kommentierte Fassung im Aufbau-Verlag.
Anekdotisch Evident. Kultur und Wissenschaft durchs Prisma der Plauderei
In dieser Folge beschäftigen Katrin und Alexandra sich mit Literatur und Musik von Frauen. Während "Frauenliteratur" noch vor zehn Jahren als Label für seichte Unterhaltung herhalten musste, rückt heute die große Literatur von Frauen in den Fokus und stellt die Alleinherrschaft der Klassiker, die wir in der Schule gelesen haben, infrage. Schreiben Frauen anders? Wie wurden sie gelesen und wie lesen wir sie heute?Alexandra entdeckt derweil das Genie von Komponistinnen und fragt nach den Bedingungen ihres Schaffens. Clara Schumann kennen alle vom 100-Mark-Schein. Aber wer hat je ihre Musik gehört? Wusstet ihr, dass Hildegard von Bingen auch Musik komponiert hat? Dank der Arbeit von Musikwissenschaftlerinnen werden Komponistinnen endlich sichtbar. Wer sich aufmacht, Musik von Frauen zu entdecken, hat eine faszinierende Reise vor sich. FOMO? Absolut berechtigt!Links und HintergründeFrauen lesen:Magda Birkmannrororo: EntdeckungenPodcast: Die BuchUllstein: Marlen Haushofer: Die WandSuhrkamp: Isabel Allende: Das GeisterhausMarlen Haushofer neu verlegt bei claassenWikipedia: George ElliotRowohlt: Mareike Fallwickel: Die Wut die bleibtDumont: Mieko Kawakami: Brüste und EierDiogenes: Maria Popova: FindungenFrauen hören: Aufbau-Verlag: 250 KomponistinnenDoku: KomponistinnenPodcast: Komponistinnen im Fokus Blog von Musikwissenschaftlerin Susanne WosnitzkaYoutube: Kassia: Byzantinische HymnenYoutube: Hildegard von Bingen: De Spiritu Sancto Youtube: Henriette Renié: II. Scherzo (aus dem Trio für Harfe, Violine und Cello)Youtube: Henriette Renié: Concerto in C-Moll Youtube: Mel Bonis: Près du Ruisseau, Op. 9Youtube: Mel Bonis: Desdemona, Op. 101Anekdotisch evident gibt es nur mit eurer Unterstützung. Danke an alle, die unseren kleinen Erscheinungsraum möglich machen – zum Beispiel über ein Abo bei Steady oder einen Beitrag auf unser Konto. Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Walsprache, Kaltwasserschwimmen, Windstärke und Moby Dick - zum Tag der Ozeane gibt es eine volle Ladung Meeresbücher. Jan und Katharina waren mit dem Podcast im Ozeaneum Stralsund zu Gast - im beeindruckenden Saal der Meeresriesen, direkt unter einem - nein, keinem Oktopus, aber fast: einem Riesenkalmar. Zu Gast ist Kuratorin Dorit Liebers, die unter anderem verrät, warum die Möwen nur den Touristen die Brötchen klauen. Und falls "Moby Dick" immer noch auf eurer "müsste ich lesen, aber …"-Liste steht, gibt es in dieser Folge einen Motivationsschub! Alle Infos zum Podcast: https://ndr.de/eatreadsleep Mail gern an: eatreadsleep@ndr.de Alle Lesekreise: https://ndr.de/eatreadsleep-lesekreise Unseren Newsletter gibt es hier: https://ndr.de/eatreadsleep-newsletter @eat.read.sleep_and_friends – der eat.READ.sleep.-Fanclub auf Instagram: https://www.instagram.com/eat.read.sleep_and_friends/ Podcast-Tipp: Zwischen Hamburg und Haiti https://1.ard.de/ZwischenHamburgUndHaiti?=cp Die Bücher der Folge (00:01:56) Tom Mustill: "Die Sprache der Wale", übersetzt von Christel Dormagen (Rowohlt) (00:03:32) Coinneach MacLeod: "The Hebridean Baker", übersetzt von Susanne Kammerer (btb) (00:09:04) Caroline Wahl: "Windstärke 17" (Dumont) (00:18:41) Gregor Hens: "Die eigentümliche Vorliebe für das Meer" (Aufbau Verlag) (00:22:38) Josie Lloyd: "Der Brighton-Schwimmclub", übersetzt von Brigitte Heinrich (Insel TB) (00:29:38) Marie Darrieussecq: "Das Meer von unten", übersetzt von Patricia Klobusiczky (Secession Verlag) (00:35:18) Hannah Gold: "Der verschwundene Wal", übersetzt von Sylke Hachmeister (Von Hacht) (00:42:28) Holger Teschke: "Möwen" (Matthes & Seitz) (00:51:20) Herman Melville: "Moby Dick" (diverse Ausgaben) (00:56:54) Jouvray & Alary: "Moby Dick", Graphic Novel (Splitter) (00:57:53) Moby Dick - das Quiz (Coppenrath) Bestseller für die nächste Folge: "25 letzte Sommer" von Stefan Schäfer Das Rezept für Hafer-Schoko-Kekse von den Hebriden gibt es hier: http://www.ndr.de/kultur/buch/eatREADsleep-114-Hebriden-Kekse-und-Meeresrauschen,eatreadsleep876.html Link zur Folge mit Caroline Wahl: https://www.ardaudiothek.de/episode/eat-read-sleep-buecher-fuer-dich/88-pestoschnecken-mit-caroline-wahl/ndr-kultur/12706423/ eat.READ.sleep. ist der Bücherpodcast, der das Lesen feiert. Jan Ehlert, Daniel Kaiser und Katharina Mahrenholtz diskutieren über Bestseller, stellen aktuelle Romane vor und präsentieren die All Time Favorites der Community. Egal ob Krimis, Klassiker, Fantasy, Science Fiction, Kinder- und Jugendbücher, Urlaubsbücher, Gesellschafts- und Familienromane - hier hat jedes Buch seinen Platz. Und auch kulinarisch (literarische Vorspeise!) wird etwas geboten und beim Quiz am Ende können alle ihr Buch-Wissen testen und Fun Facts für den nächsten Smalltalk mitnehmen.
Kathleen lebt seit Jahren als erfolgreiche Graphikdesignerin in London. Ihre Herkunft aus einem ostdeutschen Provinznest glaubt sie, hinter sich gelassen zu haben. Doch die Heimfahrten nach Kosakenberg konfrontieren sie immer wieder neu mit ihren Wurzeln. Sabine Rennefanz, "Kosakenberg", Aufbau Verlag.
Theresas findet ihr hier: https://www.lvstprinzip.de/ und hier: https://www.instagram.com/lvstprinzip und hier: https://twitter.com/lvstprinzip und hier: https://www.facebook.com/lvstprinzip Ihren Podcast findet ihr hier: https://www.lvstprinzip.de/category/podcast/ und überall, wo es Podcasts gibt und ihr Buch (erschienen 2019 im Aufbau-Verlag) findet ihr hier: https://www.aufbau-verlage.de/aufbau-digital/lvstprinzip/978-3-8412-1847-6 Große Töchter ist unabhängig und finanziert sich über Hörer_innen. Wenn du Große Töchter unterstützen möchtest (was mir ermöglicht, den Podcast weiter zu machen), kannst du das hier: https://steadyhq.com/de/grossetoechterpodcast Merch kannst du hier kaufen: https://www.etsy.com/shop/fraufrasl Große Töchter findet ihr hier: https://grossetoechter.podbean.com/ auf Facebook und auf Instagram Wenn du auf Große Töchter Werbung schalten möchtest, dann melde dich bitte bei meinem Vermarktungspartner "Missing Link" - office@missing-link.media +43 660 866 06 12
Hinweis: In dieser Folge geht es um Suizid. In ihrem Buch „Simone“ beschreibt die Journalistin Anja Reich sehr persönlich die berührende Lebensgeschichte ihrer langjährigen Freundin Simone, die sich 1996 das Leben genommen hat. Sie stellt die Fragen, die sich viele Angehörige und Freundinnen nach solchen Schicksalsschlägen stellen: Was war passiert? Hätte ich etwas tun können? Was habe ich nicht gesehen oder gehört? Über 20 Jahre dauerte es, bis Anja Reich sich, Simones Familie und den Freundinnen diese Fragen gestellt hat und mit ihnen ins Gespräch gekommen ist. Wie wichtig und heilsam diese Gespräche für alle Betroffenen waren, erzählt sie Eric in dieser Folge. Ein Gespräch über Freundschaft und Familie, über Schuld, offene Fragen und Abschied. (In eigener Sache: The End geht jetzt in eine kurze Winterpause, die nächste Folge erscheint erst im April.) „Simone“ von Anja Reich ist im Aufbau Verlag erschienen.
Am 12. Januar feiert Haruki Murakami nicht nur seinen 75. Geburtstag, er beschenkt sich und seine Leserinnen und Leser auch mit einem neuen Roman: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer". Ursula Gräfe überträgt seit mehr als 20 Jahren Haruki Murakamis Bücher ins Deutsche und kennt sich aus im Kosmos des japanischen Bestseller-Autors. Zusammen mit der Übersetzerin betritt Nadine Murakamis Welten – die sich fließend im magischen Raum zwischen Wirklichkeit und Irrealem bewegen. Damit ist Haruki Murakami seit Jahrzehnten weltweit erfolgreich. Was macht seine Literatur aus? Was hat es mit der geheimnisvollen Stadt im neuen Roman auf sich? Wie ist der scheue Autor so, wenn man ihn persönlich trifft? Was macht die Arbeit von Ursula Gräfe besonders knifflig? Darüber unterhalten sich Nadine und Ursula Gräfe in der virtuellen Zwischenwelt zwischen Frankfurt am Main und Berlin. Das Buch: Haruki Murakami: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer", 640 Seiten, DuMont Buchverlag, 34,00 Euro. Die Übersetzerin: Ursula Gräfe lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, wo sie 1956 geboren wurde. Sie hat Japanologie und Anglistik studiert und übersetzt aus dem Jampanischen die Werke von Haruki Murakami ins Deutsche, außerdem u.a. Yukio Mishima, Hiromi Kawakami, Sayaka Murata. Für ihre Arbeit erhielt sie 2019 gemeinsam mit Nora Bierich den japanischen Noma Award for the Translation of Japanese Literature. Ursula Gräfe empfiehlt: Georgi Gospodinov: "Zeitzuflucht", aus dem Bulgarischen übersetzt von Alexander Sitzmann, Aufbau Verlag, 342 Seiten, 24,00 Euro Nadine empfiehlt: Zeruya Shalev: "Nicht ich", aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer, Piper Verlag, 208 Seiten, 24,00 Euro Außerdem sprechen Nadine und Ursula Gräfe über diese Bücher: Haruki Murakami: "Hard Boiled Wonderland und das Ende der Welt", übersetzt von Amelie Ortmanns, DuMont Buchverlag, 512 Seiten, 26 Euro Haruki Murakami: "Die Chroniken des Aufziehvogels", neu übersetzt von Ursula Gräfe, DuMont Buchverlag, 1008 Seiten, 34 Euro Haruki Murakami: "Die unheimliche Bibliothek", übersetzt von Ursula Gräfe, illustriert von Kat Menschik, DuMont Buchverlag, 64 Seiten, 14,99 Euro.
LiteraturPur #33: «Lieblingstochter»heisst der Roman von Sarah Jollien Fardel. Der Titel klingt schön. Aber das täuscht. Es ist eine Geschichte von extremer häuslicher Gewalt und von sexuellem Missbrauch. Ein harter Stoff, gnadenlos erzählt. Sarah Jollien Fardel ist eine Schweizer Autorin aus Wallis und «Lieblingstochter» ist ihr erster Roman. Und sie hat es damit gleich auf die Liste für den «Prix Goncourt», den wichtigsten Buchpreis in der französischsprachigen Welt geschafft und sie wurde mit dem «Choix Goncourt de la Suisse» ausgezeichnet. Das Buch erzählt die Geschichte von Jeanne. Sie wächst mit ihrer älteren Schwester, der Mutter und dem Vater in einem kleinen Walliser Bergdorf auf. Der Vater ist unberechenbar und gewalttätig und je nach Lust und Laune schlägt er zu. Einfach so. Gnadenlos und brutal. Das Dorf schaut zu und schweigt. Es ist ein Roman, der auf eindrückliche Weise zeigt, was häusliche Gewalt ist und was sie mit Menschen macht. Und es ist ein Roman, in dem auch viel Wut spürbar ist. Was es mit dieser Wut auf sich hat, davon erzäht Sarah Jollien Fardel im Podcast LiteraturPur.Der Roman «Lieblingstochter» von Sarah Jollien Fardel ist im Aufbau Verlag erschienen, in der Übersetzung von Theresa Benkert
LiteraturPur #33: «Lieblingstochter»heisst der Roman von Sarah Jollien Fardel. Der Titel klingt schön. Aber das täuscht. Es ist eine Geschichte von extremer häuslicher Gewalt und von sexuellem Missbrauch. Ein harter Stoff, gnadenlos erzählt. Sarah Jollien Fardel ist eine Schweizer Autorin aus Wallis und «Lieblingstochter» ist ihr erster Roman. Und sie hat es damit gleich auf die Liste für den «Prix Goncourt», den wichtigsten Buchpreis in der französischsprachigen Welt geschafft und sie wurde mit dem «Choix Goncourt de la Suisse» ausgezeichnet. Das Buch erzählt die Geschichte von Jeanne. Sie wächst mit ihrer älteren Schwester, der Mutter und dem Vater in einem kleinen Walliser Bergdorf auf. Der Vater ist unberechenbar und gewalttätig und je nach Lust und Laune schlägt er zu. Einfach so. Gnadenlos und brutal. Das Dorf schaut zu und schweigt. Es ist ein Roman, der auf eindrückliche Weise zeigt, was häusliche Gewalt ist und was sie mit Menschen macht. Und es ist ein Roman, in dem auch viel Wut spürbar ist. Was es mit dieser Wut auf sich hat, davon erzäht Sarah Jollien Fardel im Podcast LiteraturPur.Der Roman «Lieblingstochter» von Sarah Jollien Fardel ist im Aufbau Verlag erschienen, in der Übersetzung von Theresa Benkert
Der Sommer ist vorbei und in Deutschland wird es Herbst – Bücherherbst. Das bedeutet aber auch, dass die Kalender von Gregor Gysi und KT Guttenberg in dieser Woche erneut sehr voll sind, weshalb die beiden erst in der nächsten Woche wieder gemeinsam aufnehmen. Heute gibt es somit ein weiteres GGG-Solo – ohne Gregor Gysi, aber dafür wieder mit dem Geschwisterpaar KT und Philipp Guttenberg (der aus Gregor Gysis neuem Buch lesen wird). Was hat Bruce Springsteen mit dem ersten Liebeskummer von KT Guttenberg zu tun? Und wann sieht sich Gregor Gysi am liebsten im Spiegel? Das verraten unsere beiden Hosts nicht nur in dieser Folge, sondern speziell in ihren Büchern, die in dieser Woche erschienen sind. „3 Sekunden. Notizen aus der Gegenwart“ von Karl-Theodor zu Guttenberg (Herder Verlag) und „Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi" von Gregor Gysi und Hans-Dieter Schütt (Aufbau Verlag) gibt es ab jetzt zu kaufen – überall, wo es Bücher gibt. Sie haben Anregungen, Kritik oder Fragen an Gregor Gysi und KT Guttenberg? Schicken Sie eine Mail an ggg@openminds.media Infos zu ausgewählten Werbepartnern finden Sie hier Learn more about your ad choices. Visit megaphone.fm/adchoices
Die Arktis, in der das Eis schmilzt. Und ein abgelegenes Dorf, in dem nichts mehr wächst ausser der Hecke drumherum. Das sind die Schauplätze in Gianna Molinaris neuem Roman. Katja Schönherr und Franziska Hirsbrunner begeben sich auf eine literarische Reise an diese Handlungsorte. Schon in ihrem Debütroman zeigte die Schweizer Autorin Gianna Molinari ein Faible für ungewöhnliche Orte und Ideen. «Hier ist noch alles möglich» spielte in einer stillgelegten Fabrik, in der ein Wolf gejagt wurde. Das Debüt war für den Schweizer Buchpreis nominiert. Auch in ihrem zweiten Buch «Hinter der Hecke die Welt» beweist Molinari wieder viel Originalität: Der Roman spielt in einem Dorf, in dem nichts mehr wächst ausser der Hecke drumherum. Nicht einmal die Kinder. Pina und Lobo, die einzigen jungen Menschen im Dorf, haben schon seit Jahren keinen Zentimeter mehr zugelegt. Pinas Mutter hat unterdessen die Weite gesucht: Sie ist auf einem Forschungsschiff in der Arktis unterwegs und beobachtet, wie das Eis schmilzt, wie der arktische Lebensraum verschwindet. «Hinter der Hecke die Welt» spielt mit drei Motiven: Der Roman handelt von Wachstum, Schrumpfen und Stillstand. Die Hecke wächst, die Arktis schrumpft. Und die Kinder, die nicht mehr wachsen, stehen still. Wollen sie womöglich gar nicht mehr weiterwachsen? Haben sie genug vom Credo des «Immer höher, schneller, weiter»? Gianna Molinaris neuer Roman lässt Vieles offen. Er ist daher eine wunderbare Einladung, sich Gedanken zu machen. Dieses Buch steht im Zentrum der Folge: * Gianna Molinari: «Hinter der Hecke die Welt». 200 Seiten. Aufbau-Verlag, 2023. Im Podcast zu hören sind: * Gianna Molinari, Buchautorin * Hubertus Fischer, Klimaphysiker und Eisforscher an der Universität Bern Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns: literatur@srf.ch Mehr Literatur und den wöchentlichen Literaturnewsletter gibt es unter srf.ch/literatur
Das erste „GGG Solo“, denn heute spricht nur ein G. Eine Episode ohne Gregor Gysi, aber keine Sorge! Es ist alles in bester Ordnung. Gregor Gysi geht es gut, KT Guttenberg auch. Beide sind nur schwer beschäftigt, weshalb ein gemeinsamer Aufnahmetermin in dieser Woche nicht planbar war. Doch weder KT Guttenberg noch Gregor Gysi wurde das Schweigen in die Wiege gelegt, daher gibt es natürlich auch diesen Mittwoch eine Episode GYSI GEGEN GUTTENBERG – nur eben ohne GEGEN und ohne GYSI. Dafür mit einem besonderen Einblick für die treue GGG-Community: KT Guttenberg liest Passagen aus dem neuen Buch von Gregor Gysi, das am 10.10. erscheint – und aus seinem eigenen Buch, das einen Tag vorher auf den Markt kommt. "Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi" von Gregor Gysi und Hans-Dieter Schütt erscheint am 10. Oktober im Aufbau Verlag. „3 Sekunden. Notizen aus der Gegenwart“ von Karl-Theodor zu Guttenberg erscheint am 9. Oktober im Herder Verlag. Sie haben Anregungen, Kritik oder Fragen an Gregor Gysi und KT Guttenberg? Schicken Sie eine Mail an ggg@openminds.media Infos zu ausgewählten Werbepartnern finden Sie hier Learn more about your ad choices. Visit megaphone.fm/adchoices
In dieser Folge spreche ich mit Elina Penner über viele Themen aus ihrem Buch "Migrantenmutti". Ein Buch was mich sehr gut unterhalten hat, aber teilweise auch schockiert. Welche Dinge das sind, erfährst du in dieser Folge.Hier bekommst du direkt das Buch Migrantenmutti:https://amzn.to/3RvWwa5Hier erfährst du mehr über Elina Penner:https://elinapenner.de/https://www.instagram.com/elinapenner/
Im August vor 70 Jahren, 1952, starb Philipp Auerbach in München durch Suizid. Auerbach, der Auschwitz überlebt hatte, und nach dem Krieg in Deutschland geblieben war, um sich für Displaced Persons einzusetzen, war vor dem Landgericht München wegen geringer Vergehen angeklagt und hart verurteilt worden. Seine Richter waren ehemalige Nazis, der öffentliche Druck gegen ihn von Antisemitismus geprägt, der in direkter Kontinuität fortwirkte. Hans Hermann Klare hat im Aufbau Verlag eine Biographie Auerbachs vorgelegt, die er am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur mit Dr. Rachel Salamander diskutiert. Die heutige Episode dokumentiert das Gespräch zwischen den beiden vom 25. Oktober 2022.
In dieser Episode sprechen wir über den Krimi "Inspektor Takeda und der leise Tod" von Henrik Siebold. Die Geschichte handelt von einem japanischen Ermittler, der in Deutschland tätig ist. Mir persönlich fasziniert diese Konstellation und ich finde es interessant, wie der Autor die kulturellen Unterschiede und Herausforderungen des Protagonisten darstellt. Die Handlung beginnt mit einem Fall, bei dem ein Baby von einem Balkon geworfen wird. Die Polizei kann den Täter schnell fassen. Doch danach wird die Geschichte noch spannender. Ein bekannter Internet-Star wird tot vor seiner Wohnung aufgefunden und es gibt viele Verdächtige. Der Verstorbene war sowohl im Berufs- als auch im Privatleben unbeliebt, was die Auswahl der Täter erschwert. Zusätzlich zu den Mordfällen gibt es einen Drogenring, der enttarnt wird, denn alle Spuren deuten auf das Drogenmilieu hin. Besonders interessant finde ich die Ermittlungsarbeit von Inspektor Takeda. Er ist ein vielschichtiger Charakter und ich verfolge gespannt, wie er sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Er entwickelt eine Beziehung zu seiner Kollegin Claudia Harms, was die Situation zusätzlich kompliziert macht. Die Geschichte hat auch ihre humorvollen Momente. Eine Szene, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist, als Takeda bei einer Besprechung einschläft, während alle denken, er höre aufmerksam zu. Insgesamt bin ich von der intelligenten und angenehmen Schreibweise des Krimis begeistert. Ich hoffe, dass der Autor dieses Niveau auch in seinen weiteren Werken beibehält. Wenn ihr den Krimi lesen möchtet, könnt ihr ihn im Aufbau Verlag für 12 Euro erwerben. Ich kann ihn definitiv empfehlen.
Orte und Worte trifft sich mit Judith Poznan am Berliner Landwehrkanal. Hier am Wasser, zwischen den Bezirken Neukölln, Kreuzberg und Treptow, spielt ihr Buch "Aufrappeln". Gleichzeitig ist der Kanal ein wichtiger Ort in Judiths Leben. Und ihr Leben und ihre Bücher lassen sich nicht trennen. In dieser Folge erzählt Judith, warum sie nur autofiktional schreiben kann, ob die Szene mit der Ratte im Klo bei ihr zu Hause erfunden oder echt ist, warum die Trennung von ihrem Freund, von der sie in ihrer Neuerscheinung erzählt, ihre "Lieblingstrennung" war, was sie ihren Eltern verdankt und wie deren Ost-Herkunft auch sie geprägt hat. Nadine und Judith halten außerdem Ausschau nach Ratten und sprechen über alte Tagebücher im Keller. Die Autorin: Judith Poznan wurde 1986 in Berlin-Lichtenberg geboren, wuchs in Hohenschönhausen und Moabit auf. Sie hat als Buchhändlerin gearbeitet und an der Freien Universität Berlin Literaturwissenschaften und Publizistik studiert, bevor sie 2021 ihr Debüt "Prima Aussicht" veröffentlichte. "Aufrappeln" ist ihr zweites Buch. Das Buch: Judith Poznan: "Aufrappeln", DuMont, 208 Seiten Lesung: 29.8.2023 in der Stadtteilbibliothek Marienfelde in Berlin Judith empfiehlt Helga Schubert: "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe". dtv, 272 Seiten. Nadine empfiehlt Tove Ditlevsen "Böses Glück. Storys". Aus dem Dänischen übersetzt von Ursel Allenstein. Aufbau Verlag. 176 Seiten. Podcast-Tipp: Die Alltagsfeministinnen: https://www.ardaudiothek.de/sendung/die-alltagsfeministinnen/10777225/
Die Briefe von Brigitte Reimann und ihren Geschwistern wechselten zwischen Ost und West. Sie fügen sich zu einem deutsch-deutschen Familienroman, in dessen Zentrum eine außergewöhnliche Schriftstellerin steht.
Tove Ditlevsen war schon mit Anfang 20, Ende der 1930er-Jahre, ein Star in der Kopenhagener Literatur-Szene. Seit einigen Jahren wird ihr Werk wieder- oder neuentdeckt. Die 15 Geschichten in der Sammlung "Böses Glück" erzählt von Frauen, Männern und auch Kindern, die an Kipppunkten ihres Lebens stehen. Im Kern fühlen sich diese Storys ausgesprochen modern an, denn Ditlevsen schreibt von grundlegenden Gefühlen, die Menschen miteinander verbindet – selbst wenn es etwas geht, das sie trennt. „Böses Glück“ von Tove Ditlevsen ist im Aufbau-Verlag erschienen. Das Hardcover hat 172 Seiten und kostet 20 €. Ursel Alleinstein hat die 15 Geschichten aus dem Dänischen übersetzt. Das Buch gibt es auch als Hörbuch: „Böses Glück“ von Tove Ditlevsen, Audio-CD, MP3 /DL Ungekürzte Ausgabe. Gesprochen von Elisabeth Günther, RBmedia, 14,95 € Bei „Feiste Bücher“, in Folge 48, könnt ihr mehr zu Tove Ditlevsens autobiografischer Kopenhagen-Trilogie hören, die drei Bände mit den Titeln „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ sind ebenfalls bei Aufbau erschienen und kosten als Taschenbuch jeweils 12 €. Wenn euch „Feiste Bücher“ gefällt, abonniert den Podcast bitte mit einem Klick. Und wenn euch eine Folge besonders gut gefällt, teilt sie doch bitte. Feedback und Austausch geht am besten bei Instagram, oder ihr schickt mir eine Mail an FeisteBuecher@gmx.de Folge direkt herunterladen
"Orte und Worte" läuft durch Bad Belzig: Dort wohnt die aus Amerika stammende Nell Zink seit zehn Jahren, die Stadt ist ihr Rückzugsort. In ihrer Neuerscheinung „Avalon“ sind Fantasyromane und ein Touristenkaff die Rettung für die Erzählerin Brandy – sie versucht, sich mit Bildung und Büchern aus der toxisch-männlichen und kriminell geprägten Umgebung ihrer Kindheit zu befreien. Die Schriftstellerin zeigt Nadine ihre Lieblingsorte, u.a. das Roger-Loewig-Museum und unterhält sich mit ihr über das Lesen als Obsession und Kalifornien jenseits von Klischees. Nadine empfiehlt Louise Erdrich: "Jahr der Wunder", aus dem Amerikanischen übersetzt von Gesine Schröder, 464 Seiten, Aufbau Verlag. Nell Zink empfiehlt Jan Wilm: "Winterjahrbuch", 456 Seiten (am besten erst ab Seite 181 lesen, sagt Nell Zink!), Schöffling Das Buch Nell Zink: "Avalon", aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Überhoff, 272 Seiten, Rowohlt Die Autorin Nell Zink wurde 1964 in Kalifornien geboren und ist im ländlichen Virginia aufgewachsen. 2000 zog sie nach Deutschland, um an der Universität Tübingen in Medienwissenschaften zu promovieren. 2014 veröffentlichte sie ihren ersten Roman in den USA: "The Wallcreeper" wurde ein großer Erfolg. Seitdem hat Nell Zink fünf Romane veröffentlicht. Sie lebt seit 2013 in Bad Belzig, in Brandenburg, südlich von Berlin.
Brigitte Reimann setzte mit ihrem Roman „Ankunft im Alltag“ den Grundstein für eine neue DDR-Literatur, die man später Ankunftsliteratur nennen wird. Romane und Theaterstücke dieser kurzen Ära handelten von der Ankunft im Sozialismus. Ankommen musste man sowohl im ideologischen Sinne wie auch in materieller Hinsicht, denn nun wurde sozialistisch produziert – genau das sollte zum präferierten Sujet werden. Die Texte der frühen 1960er-Jahre handeln oft von Individuen, die in Kombinaten arbeiten und dort mit den Mühen der Ebene konfrontiert sind, zugleich gibt es zwischenmenschliche Konflikte auszuhandeln. Dies findet sich geradezu beispielhaft in „Ankunft im Alltag“ wieder: Recha, Curt und Nikolaus kommen im Kombinat Schwarze Pumpe an und müssen sich in den kräftezehrenden Arbeitsalltag einfügen, zugleich entstehen Spannungen zwischen ihnen, die nicht zuletzt weltanschaulicher Natur sind. Reimanns Roman wandelt dabei auf dem sogenannten Bitterfelder Weg, der vorsah, dass sich Künstler und Arbeiter miteinander vereinen bzw. die Rollen tauschen können. Arbeiter sollen Schriftsteller, Schriftsteller Arbeiter werden. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“. Literatur: Brigitte Reimann: Ankunft im Alltag, Aufbau Verlag. Brigitte Reimann: Ich bedaure nichts. Mein Weg zur Schriftstellerin, Aufbau Verlag. Ihr könnt uns unterstützen - herzlichen Dank! Paypal: https://www.paypal.me/oleundwolfgang Konto: Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen Betreff: Wohlstand fuer Alle IBAN: DE67 5745 0120 0130 7996 12 BIC: MALADE51NWD Patreon: https://www.patreon.com/oleundwolfgang Steady: https://steadyhq.com/de/oleundwolfgang/about Social Media: Instagram: Unser gemeinsamer Kanal: https://www.instagram.com/oleundwolfgang/ Ole: https://www.instagram.com/ole.nymoen/ Wolfgang: https://www.instagram.com/wolfgangmschmitt/ TikTok: https://www.tiktok.com/@oleundwolfgang Twitter: Unser gemeinsamer Kanal: https://twitter.com/OleUndWolfgang Ole: twitter.com/nymoen_ole Wolfgang: twitter.com/SchmittJunior Die gesamte WfA-Literaturliste: https://wohlstand-fuer-alle.netlify.app
Was geschieht mit uns in der Mitte des Lebens? Wie verändert sich unser Körper, wie können wir damit umgehen? Wie schauen wir auf Arbeit und Liebe, auf die Freundschaften, auf die alternden Eltern und die älter werdenden Kinder? Basierend auf ihrem erfolgreichen Podcast und im Gespräch mit zahlreichen ExpertInnen ergründen die Journalistinnen Katja Bigalke und Marietta Schwarz die Anfechtungen und Freuden der Mitte des Lebens. Rezension von Sandra Hoffmann. Aufbau Verlag, 238 Seiten, 22 Euro ISBN 978-3-351-04188-5
Jakob Augstein spricht über Großstadtgiraffen, seinen Debütroman ("Strömung") und Martin Walser – denn der berühmte Schriftsteller ist sein leiblicher Vater. Judith und Klaus mussten sich jedenfalls warm anziehen bei so vielen harten Themen von der Berliner Politik über Ostholstein bis hin zu New York und Sex in der Literatur. Und mit dem Journalismus ist jetzt Schluss, sagt Jakob Augstein. Nun denn, auf in die Schriftstellerei, Jakob Augstein. Wenn euch diese Episode gefällt, dann drückt gerne auf "Abonnieren", damit ihr in Zukunft nichts verpasst! Wenn Ihr uns dabei unterstützen wollt, auch weiterhin einen spannenden Literatur-Podcast zu machen, dann könnt ihr uns ganz einfach über PayPal eine einmalige oder regelmäßige Spende zukommen lassen. Vielen Dank! https://www.paypal.com/donate/?hosted_button_id=5CRKN9PTLXE84
Ende Mai plant der Aufbau Verlag eine neue Veröffentlichung aus Tove Ditlevsens Werk. Ein guter Moment, sich an dieser Stelle noch einmal mit der zuletzt auf deutsch übersetzten Veröffentlichung zu befassen.Anfang des letzten Jahres wurde Tove Ditlevsens wiederentdeckte Kopenhagen-Trilogie, in der sie autofiktional ihre Kindheit und Jugend im Kopenhagen der 1920er Jahre beschreibt, und die in Dänemark bereits 1967 erstmals erschien, auch endlich auf deutsch veröffentlicht und nicht nur von mir bewundernd aufgenommen und besprochen. Die in Kopenhagen geborene Autorin, die bereits von 1917 bis 1976 lebte und lange nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit gepasst haben soll, erlebt seit der Neuauflage ihrer Romane einen posthumen Erfolg für ihre Werke, der ihr auch schon zu Lebzeiten zugestanden hätte und durch den sie nun als Vordenkerin vieler anderer, großer Autorinnen und Autoren gefeiert wird.Ein Jahr nach der Veröffentlichung der ersten beiden Bände ihrer Kopenhagen-Trilogie erschien im Jahr 1968 der Roman Gesichter im dänischen Original, welcher erst kürzlich nun endlich auch in deutscher Ausgabe durch den Aufbau Verlag veröffentlicht wurde. Der Roman mutet zunächst jedoch weniger biographisch an als die vorangegangenen, wenngleich Parallelen zum Leben der Autorin immer wieder wie Fährten gelegt werden, die man beim Lesen verfolgt und die damit auch eine wichtige Rolle zum Verständnis des Werks und seiner Autorin beitragen.Schauplatz des Romans ist über weite Teile eine Klinik, in die die Protagonistin Lise Mundus zu Beginn des fünften von insgesamt 16 Kapiteln gebracht wird, nachdem sie eine größere Menge Schlaftabletten zu sich genommen und dann ihren Arzt angerufen und darüber informiert hat, dass sie nicht sterben möchte. Vorher jedoch lebt Lise zusammen mit ihrem Mann Gert sowie ihren Kindern Hanne, Mogens und Søren ein komfortables Leben, welches vor allem Lises schriftstellerischem Erfolg als Kinderbuchautorin zu verdanken ist, der wenige Jahre zuvor durch den Kinderbuchpreis der dänischen Akademie einen Höhepunkt erreicht hat. Eine Folge dieser Berühmtheit ist auch die Hausangestellte Gitte, die sich nicht nur um die Kinder und den Haushalt kümmert, so dass Lise in Ruhe schreiben kann, sondern auch um Lises Mann, der ohnehin ein notorischer Fremdgänger zu sein scheint, sich von Lises Erfolg zurückgesetzt fühlt und daher gern mit seinen Eroberungen prahlt.Diese Ehekrise wird von einem fast noch größeren Problem überschattet, nämlich der Tatsache, dass Lise seit ihrem Erfolg vor zwei Jahren eine Schreibhemmung entwickelt hat. Dies ist für sie persönlich umso tragischer, da sie das Schreiben und die Möglichkeit sich dadurch auszudrücken, als ihr einziges Talent empfindet. Überhaupt kann sie ihren Erfolg aber nur schwer nachvollziehen:„[...]nachdem sie vor zwei Jahren den Kinderbuchpreis der dänischen Akademie für ein Buch erhalten hatte, das sie selbst nicht für besser oder schlechter hielt als ihre übrigen. Bis auf einen weitgehend unbeachteten Gedichtband hatte sie nie etwas anderes geschrieben als Kinderbücher. Auf den Damenseiten der Zeitungen waren sie anständig besprochen worden, hatten sich auch anständig verkauft und waren auf beruhigende Weise von jener Welt übersehen worden, die sich mit der Erwachsenenliteratur beschäftigte. Ihre Berühmtheit hatte brutal jenen Schleier weggerissen, der sie immer von der Wirklichkeit getrennt hatte.“ (S.9)Eine Passage die nicht nur auf die mangelnde Anerkennung anspielt, die Tove Ditlevsen selbst erleben musste, sondern auch auf eine elitäre Kritik generell, in der Literatur auf so genannten Damenseiten besprochen wurde, da sie einem höheren, literarischen Anspruch nicht zu genügen schien. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die Jury der dänischen Akademie hauptsächlich von männlichen, sogenannten Modernisten besetzt wurde.Sich in dieser beklemmenden Situation befindent, entgleitet Lise Mundus allmählich ihr Alltag und mit ihm ihre Wahrnehmung. Während sie nachts Schlaftabletten braucht, um einschlafen zu können, hört sie tagsüber Stimmen in den Wasserrohren, die aus den anliegenden Wohnungen zu kommen scheinen. Auch als Lesende ist man zunächst noch unsicher, was ihrer Einbildung entspringt und was tatsächlich passiert. Tove Ditlevsen schafft es durch ihre Erzählerin an deren Innenleben teilzuhaben und gleichzeitig Außenstehender zu bleiben, wodurch Wahrheit und Fiktion nur noch schwer voneinander zu trennen sind.Erst als Lise aufgrund ihres vermeintlichen Selbstmordversuchs in die Klinik eingewiesen wird, wird deutlich, wie schwerwiegend ihre Psychose ist. In Pflegerinnen und Pflegern meint sie sowohl ihren Mann Gert als auch ihre Haushälterin Gitte zu erkennen und als sie in einer Art Badezimmer isoliert wird, weil sie die anderen Patientinnen zu sehr in Unruhe versetzt, hört sie in den Rohren und hinter Gittern nicht nur die Stimmen selbiger, sondern beispielsweise auch die ihrer Kinder. So namensgebend die Gesichter für den Roman sind, so wichtig sind sie auch in seiner Bedeutung für die Protagonistin. Sie erschienen mir die ganze Zeit auch eine Metapher zu sein, die beispielsweise für Selbstschutz und Angst gleichermaßen stehen kann. Indem sie den Pflegerinnen, also den Personen die um sie und ihre Gesundheit bemüht sind, ein Gesicht einer Person aufsetzt vor der sie sich fürchtet, offenbart sie ihre Furcht vor eben dieser Person. Genauso könnte man es als Schutz ansehen, um die Wirklichkeit nicht anerkennen zu müssen und damit das eigene Gesicht zu wahren oder selbst ein Gesicht aufzusetzen, um den Anderen etwas vorzumachen.Unübersehbar ist aber vor allem die zentrale Rolle des Schreibens im Roman. Einerseits für die Protagonistin Lise, die durch den Erfolg und der damit einhergehenden Bewertung durch andere, aber auch dadurch dass sie von anderen erkannt wird, zumindest gefühlt, ständiger Kritik ausgesetzt ist, die vor allem Zweifel in ihr hervorruft. Oft quält sie der Gedanke nicht gut genug zu sein und in der Klinik hört sie Stimmen, die ihr zuflüstern, dass sie nur Sätze bei anderen abschreibt und dann zu ihrem Text eigenen zusammenfügt. Letztlich ist es aber auch das Schreiben bzw. die Voraussicht wieder damit zu beginnen, die ihr neuen Lebensmut geben. Und da ist andererseits die Autorin Tove Ditlevsen selbst, deren größter Wunsch immer das Schreiben war, was vor allem in ihrer Kopenhagen Trilogie besonders deutlich wird. Auch weitere biographische Bezüge sind im Buch unübersehbar. Es sind nicht nur die komplizierten Liebesbeziehungen bzw. Ehen, oder dass der Mädchenname von Ditlevsens Mutter ebenfalls Mundus war, sondern auch ihre Medikamentensucht und ihre Suizidgedanken, die uns aus ihrem Roman förmlich entgegenspringen und es ist umso ironischer und tragischer, dass sich Tove Ditlevsen selbst durch eine Überdosis Schlaftabletten schließlich das Leben nahm.Nichtsdestotrotz sind die ernsten Themen des Romans und die teils surreale, verwirrende und beklemmende Atmosphäre kein Abschreckungsversuch oder ein Rückzug in eine Opferrolle, sondern eben die intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen und der Wunsch sie literarisch zu verarbeiten, um dadurch noch etwas Gutes aus ihnen zu erschaffen. Es sind Themen, die sie als Autorin aber auch als Frau und Mutter beschäftigen und die sich in einer Welt, in der ein offenerer Umgang mit beispielsweise psychischen Erkrankungen oder Sucht einen neuen Raum finden und nicht wie Themen aus längst vergangener Zeit daher kommen. Sie offenbart eine weitere Facette ihres künstlerischen Schaffens und auch wenn Gesichter zunächst weniger autobiographisch anmutet als die Kopenhagen Trilogie, ist sie doch nicht weniger geprägt von ihrem eigenen Leben, ihrer poetischen und metaphernreichen Sprache und dem dringenden Wunsch, ihrem Innersten durch das Schreiben Ausdruck zu verleihen.Nathaniel Hawthorne schrieb einmal: „Denn kein Mensch kann für längere Zeit sich selbst das eine und der Menge ein anderes Gesicht zeigen, ohne am Ende in Verwirrung zu geraten, welches das echt ist.“ (aus: Der scharlachrote Buchstabe) This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit lobundverriss.substack.com
Die beiden Romane «Gesund genug» von Ursula Fricker und «Lieblingstochter» von Sarah Jollien-Fardel sind Thema am Literaturstammtisch im BuchZeichen auf SRF1. Die Tochter ahnt schon, was kommt, als bei ihr in Berlin das Telefon klingelt. Der Vater liegt zuhause in der Schweiz im Sterben – Darmkrebs im Endstadium. Ausgerechnet er, ein Gesundheitsfanatiker, der für die Krankheiten der anderen nur Häme übriggehabt hatte. Am Sterbebett des Vaters denkt die Tochter darüber nach, warum der Vater die Familie in eine Gesundheitssekte verwandelt hatte. Das ist der Ausgangspunkt in Ursula Frickers Roman «Gesund genug», den Franziska Hirsbrunner mit in die Sendung bringt. Nicola Steiner stellt den Roman «Lieblingstochter» von Sarah Jollien-Fardel vor. Ein Dorf im Wallis. Ein Familienvater, der seine Frau und die beiden Töchter schlägt, die ältere sexuell missbraucht. Die Frauen wehren sich nicht, aus gutem Grund. Das Dorf weiss, was vor sich geht, und schweigt. Aus diesem Trauma muss Jeanne ihren Weg finden. Doch schafft sie es, sich zu befreien? Der Roman der Walliser Autorin war im letzten Jahr für den Prix Goncourt nominiert und erhielt den Prix du Roman Fnac und dem Choix Goncourt de la Suisse 2022. Der Literatur-Tipp der Woche kommt von Michael Luisier. Anlässlich des 125. Geburtstags des Dichters und Dramatikers Bertolt Brecht am 10. Februar empfiehlt er, sich wieder einmal vertieft mit Brechts Werk zu beschäftigen. Buchhinweise: * Ursula Fricker. Gesund genug. 240 Seiten. Atlantis Verlag, 2022. * Sarah Jollien-Fardel. Lieblingstochter. 221 Seiten. Aufbau Verlag, 2023. * Bertolt Brecht. Unsere Hoffnung heute ist die Krise. Interviews 1926-1956. Herausgeber: Noah Willumsen. 750 Seiten. Suhrkamp Taschenbuch, 2023. * Bertolt Brecht. Gedichte über die Liebe. Ausgewählt von Werner Hecht. 240 Seiten. Suhrkamp Taschenbuch, 1984.
Ein Mann ist vom Himmel gefallen. Beim Landeanflug ist der blinde Passagier aus Afrika aus dem Fahrwerk eines Flugzeugs gestürzt. Ganz in der Nähe der Fabrik, in der die junge Nachtwächterin arbeitet, ist es geschehen. Diese Geschichte lässt sie nicht mehr los. Eigentlich hat die junge Frau den Auftrag, den Wolf zu fangen, der auf dem Fabrikgelände herumschleichen soll. Sie gräbt eine Fallgrube. Aber noch fehlt vom Wolf jede Spur. Dafür erfährt die junge Frau vom älteren Lose, dass dieser vor Jahren Augenzeuge war, als der Mann vom Himmel stürzte. Nun arbeite Lose nicht mehr in der Fabrik, sondern auf dem nahen Flughafen. Und die junge Frau will ihn dort besuchen. Der Roman «Hier ist noch alles möglich» der jungen Schweizer Autorin Gianna Molinari wurde 2018 von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen. Das preisgekrönte Buch bietet einen Steilvorlage fürs Hörspiel: Atmosphärisch dicht folgt es den Gedanken der Ich-Erzählerin: «Menschen fallen vom Himmel, Wölfe werden gejagt. Nichts ist sicher, nicht der Boden, auf dem wir stehen, und nicht die Flugzeuge, in die wir steigen, nicht die andere Seite von Grenzen.» «Hier ist noch alles möglich» ist im Aufbau-Verlag erschienen. Mit: Henni Jörissen (Ich), Michael Neuenschwander (Chef), Sven Schelker (Clemens), Thomas Douglas (Koch), Bodo Krumwiede (Lose), Inga Eickemeier (Erika) Musik: Fatima Dunn - Hörspielfassung: Stephan Heilmann und Julia Glaus - Tontechnik: Franz Baumann und Roland Fatzer - Regie: Julia Glaus - Produktion: SRF 2021 - Dauer: 50' Diese Produktion dürfen wir Ihnen für 30 Tage zum Nachhören und Download zur Verfügung stellen.
Da soll sich ein Wolf auf dem Fabrikgelände herumtreiben. Das erfährt die junge Nachtwächterin gleich zu Beginn, als sie den Job anfängt. Und sie soll ihn fangen. Ihre Neugier ist geweckt. Gibt es den Wolf wirklich? Und ist er eine Gefahr? Hier ist noch alles möglich - dieses Lebensgefühl sucht die junge Frau, deshalb hat sie altes Leben aufgeben. Viel ist in der Kartonfabrik allerdings nicht mehr los, bald wird sie stillgelegt. Da kommt ihr der Wolf gerade recht. Sie befragt den Kantinenkoch, der das Tier als einziger gesehen haben will, starrt mit Nachtwächterkollege Clemens auf Monitore und untersucht den löchrigen Fabrikzaun... Der Roman «Hier ist noch alles möglich» der jungen Schweizer Autorin Gianna Molinari wurde 2018 von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen. Das preisgekrönte Buch bietet einen Steilvorlage fürs Hörspiel: Atmosphärisch dicht folgt es den Gedanken der Ich-Erzählerin. Sie versucht die Welt zu fassen, erfassen, auch den Wolf. Die Suche nach ihm, das Warten wird mehr und mehr zu ihrer Obsession. «Hier ist noch alles möglich» ist im Aufbau-Verlag erschienen. Mit: Henni Jörissen (Ich), Michael Neuenschwander (Chef), Sven Schelker (Clemens), Thomas Douglas (Koch), Bodo Krumwiede (Lose), Inga Eickemeier (Erika) Musik: Fatima Dunn - Hörspielfassung: Stephan Heilmann und Julia Glaus - Tontechnik: Franz Baumann und Roland Fatzer - Regie: Julia Glaus - Produktion: SRF 2021 - Dauer: 51 Diese Produktion dürfen wir Ihnen für 30 Tage zum Nachhören und Download zur Verfügung stellen.
Meine bisherigen Erfahrungen mit japanischen Autorinnen und Autoren beschränkten sich aktuell leider nur auf Banana Yoshimoto und Haruki Murakami, von denen ich zwar jeweils einige Bücher gelesen hatte – Yoshimoto auch rezensiert – aber über die ich eben noch nicht hinaus gekommen war. Eine willkommene Abwechslung und ein guter Start ins Lesejahr 2023 war daher die Empfehlung, Sayaka Murata zu lesen, die ich kürzlich bekam. Gespannt, ob Die Ladenhüterin, welches bereits 2016 im Original erschien und 2018 im Aufbau Verlag in deutscher Ausgabe veröffentlicht wurde, ähnlich schräg sein würde, wie es meine bisherigen rudimentären Erlebnisse mit der japanischen Literatur waren, widmete ich mich diesem schmalen Roman.Protagonistin und Ich-Erzählerin ist die 36-jährige Keiko Furukura, die bereits seit über 18 Jahren in einem Convenience Store arbeitet, der rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche geöffnet hat und welche in Japan kurz Konbini genannt werden. Über ihren Beginn als Arbeitskraft in dem Markt sagt sie folgendes: „Mein erster Tag im Konbini war mein Geburtstag als normales Mitglied der Gesellschaft.“ (S. 22) Hintergrund dieser befremdlichen Formulierung ist die Tatsache, dass Keiko sich bereits seit ihrer Kindheit als nicht normal fühlt und ihr permanent von ihrer Umgebung dieses Gefühl vermittelt wird. Dies wird dem Lesenden in Rückblicken auf ihre Kindheit deutlich gemacht. Als sie beispielsweise als Kind einmal einen toten Vogel findet und ihn ihrer Mutter bringt, möchte diese ihn beerdigen. Keiko versteht allerdings nicht, warum man ihn nicht stattdessen essen soll – ihr Vater mag doch so gern gegrilltes Geflügel. Um ihren Eltern keinen Kummer mehr zu bereiten und nicht weiter aufzufallen, entschließt sie sich eines Tages zu folgendem drastischen Schritt: „Ich tat nur noch, was die anderen taten, folgte allen Anweisungen und stellte so gut wie jede eigene Lebensäußerung ein.“ (S. 14) So schafft sie es auch durch ihr Studium, wobei sie auch hier keine neuen Kontakte aufbaut. Erst als Mitarbeiterin im Konbini fühlt sie sich als brauchbares Mitglied der Gesellschaft. Die Geräusche des Marktes hat sie auch zu Hause noch im Ohr und sie beruhigen sie und helfen ihr einzuschlafen. Zudem hat sie sich angewöhnt, die Stimmen ihrer Kolleginnen zu imitieren oder auch deren Kleidungsstil nachzuahmen. Zudem meint sie selbiges Verhalten auch bei ihren Kolleginnen und deren Freundinnen zu beobachten und stellt fest: „Diese Art der Anpassung macht offenbar einen großen Teil unseres Mensch-Seins aus.“ (S. 28)Sayaka Murata führt uns anhand des kleinen Systems Konbini und ihrer Protagonistin vor Augen, dass Anders-Sein in der japanischen Kultur nicht erwünscht ist. Gefühle und Verhalten, die nicht der Norm entsprechen, sind etwas Negatives, das nicht verstanden wird und als eine Art Krankheit empfunden wird, die es zu heilen gilt. Jeder hat seine Funktion und so fühlt sich auch Keiko nie wohler als in jenen Momenten, in denen sie sich als kleines Rädchen in der täglich neuen Geschäftigkeit der Welt spürt und als Individuum möglichst gar nicht auffällt. Es gibt nur zwei Probleme: Sie ist eine Frau und sie ist nicht mehr jung. Während ihr Aushilfsjob während ihres Studiums völlig legitim war, stellt sich nun, da sie bereits 36 ist, die Frage, warum sie keinen vollwertigen Beruf hat oder verheiratet ist und gar nicht mehr arbeitet. In Japan gelten Frauen, die mit über 30 noch nicht verheiratet sind, nach wie vor als Verlierer. Sind sie verheiratet und haben auch Kinder, ist es die Aufgabe der Frau, diese zu versorgen und sich um den Haushalt zu kümmern, was sich mit beruflichem Erfolg oft nicht vereinbaren lässt.Keiko kann jedoch nichts davon vorweisen, weshalb sie sich immer häufiger Fragen anhören muss, warum sie keinen Partner oder einen anderen Job hat. Dabei scheint sie an Männern oder sexuellen Beziehungen im Allgemeinen gar kein Interesse zu haben und die Arbeit im Konbini füllt sie so aus, dass sie sich mit Hilfe ihrer Schwester Ausreden ausdenkt, weshalb sie keine andere Arbeit verrichten kann. Schließlich lernt sie Shiraha kennen, einen Mann Mitte 30, der zunächst ebenfalls im Konbini arbeitet, seine Anstellung aber aufgrund seiner Faulheit und seines respektlosen Verhaltens schnell wieder verliert. Die Meinung ihres Chefs und ihrer Kolleginnen über Shiraha fällt folgendermaßen aus: „Aus dem wird nichts mehr. Er ist erledigt. Eine Last für die Gesellschaft. Der Mensch hat die Pflicht, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden, indem er einen Beruf ergreift oder eine Familie gründet. Oder beides.“(S.59/60) Shiraha, der zwar das System kritisiert und der Meinung ist, dass sich seit der Jōmon-Zeit in Japan nichts verändert hat, ist aber letztlich ein Nutznießer Keikos' Großzügigkeit und lässt sich von ihr durchfüttern, als sie ihn bei sich aufnimmt. Obwohl sie beide nicht der Norm entsprechen, kritisiert er sie ständig und macht sie zum Puffer seiner eigenen Unzufriedenheit. Keiko hingegen scheint mit ihrem Leben im Konbini zufrieden zu sein, sie hat keinen hohen Ansprüche und ist es leid, sich ständig für ihr Leben rechtfertigen zu müssen: „Wie lästig, warum brauchten die anderen zu ihrer eigenen Beruhigung ständig Erklärungen?“ (S. 39)Die Themen, die Sayaka Murata in ihrem Roman zur Sprache bringt, sind aber kein ausschließlich japanisches Phänomen. Die Frage nach dem „Was ist eigentlich normal?“ mag zwar immer auch in Abhängigkeit zum eigenen Kulturkreis stehen, letztlich beantwortet sie aber jeder für sich selbst. In Keikos Fall entsteht ihr Gefühl des Nicht-Normal-Seins ja gar nicht aus ihr selbst heraus, sondern aus ihrem Umfeld. Was im Umkehrschluss vielleicht zeigt, wie merkwürdig doch diejenigen sind, die sich für normal halten. Murata macht uns aber auch auf das starre Rollensystem ihres Landes aufmerksam, das es Menschen schwer macht, individuell zu sein.Ein Ladenhüter ist ein Artikel, der sich schlecht oder fast gar nicht verkauft und indem Muratas Roman im Deutschen Die Ladenhüterin heißt, bekommt er gleich eine doppelte Bedeutung. Keiko, die in Bezug auf Partnerschaft und Ehe ein Ladenhüter ist, die aber auch eine Hüterin des Konbini, also eines Ladens, ist. Ein Roman, der zunächst vielleicht etwas befremdlich anmuten mag, aber in seiner Kürze, Prägnanz und Klugheit das Panorama einer Gesellschaft entfaltet und ohne großen Spannungsbogen in seinen Bann zieht und zum Nachdenken anregt. Eine ausgesprochene Empfehlung. This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit lobundverriss.substack.com
Wolfgang Martynkewicz: Das Café der trunkenen Philosophen. Wie Hannah Arendt, Adorno & Co. das Denken revolutionierten | Aufbau Verlag 2022 | Preis: 30,-00 Euro
„Franziska Linkerhand“ gehört zu den großen Romanen der DDR. Er ist jedoch unvollendet geblieben, bereits 1973 starb Brigitte Reimann an Krebs. Sie war eine Sozialistin, die jedoch dem SED-Staat mehr oder weniger distanziert gegenüberstand, da viele Träume von einer sozialistischen Gesellschaft Freiheit sich nicht erfüllten. Trotzdem war sie eine geachtete Stimme in der ostdeutschen Kultur. Reimann sah aus nächster Nähe, welche Probleme die neue Gesellschaft hatte, denn sie lebte acht Jahre in der Planstadt Hoyerswerda. Aus dem Boden hatte man diese Stadt gestampft, porträtiert werden sie und ihre Bewohner in „Franziska Linkerhand“. Die Protagonistin ist eine Architektin, die Leipzig verlässt, um in Neustadt am Aufbau des Sozialismus teilzunehmen – und um die Liebe zu suchen. Schnell gerät sie jedoch in das bürokratische Räderwerk. Über Reimanns Klassiker sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“. Literatur: Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand, Aufbau Verlag. Oles Reportage über Hoyerswerda: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/halbes-hoyerswerda. Ihr könnt uns unterstützen - herzlichen Dank! Paypal: https://www.paypal.me/oleundwolfgang Konto: Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen Betreff: Wohlstand fuer Alle IBAN: DE67 5745 0120 0130 7996 12 BIC: MALADE51NWD Patreon: https://www.patreon.com/oleundwolfgang Steady: https://steadyhq.com/de/oleundwolfgang/about Twitter: Ole: twitter.com/nymoen_ole Wolfgang: twitter.com/SchmittJunior Die gesamte WfA-Literaturliste: https://wohlstand-fuer-alle.netlify.app
Die 9. Ausgabe von „Lesen und lesen lassen“ heißt „Freileben“, denn seit dem letzten „freigeistern!“-Gespräch mit der afrodeutschen Autorin und Aktivistin Chantal-Fleur Sandjon geistern viele Sätze im Kopf herum. Auch die Buch-Tipps nehmen es mit Rassismus, Antirassimus, Kolonialismus, Krieg, mit Ausbeutung, Feminismus und Solidarität auf. Kunstvoll, klug, radikal, aktuell und zugleich zeitlos ist der „Klick der Erkenntnis“, wie Chantal-Fleur Sandjon das genannt hat, immer wieder ein Schlag der Erkenntnis. Der fordert einiges ab, doch immer sind die Bücher der Rede wert. Nicht zuletzt wird die Rubrik „Vorlesen“ zum Forum für „Freileben“. Chantal-Fleur Sandjon liest „Nachtgesang“ von May Ayim – ein Gedicht wie ein Türöffner, wie ein poetischer Protest. Die Richtung: „Ich warte nicht mehr“.
50 Folgen "Bücherrauschen"! Wir feiern mit euch diesen kleinen Meilenstein unseres Podcasts mit einem Buchspecial und werfen mit euch zusammen einen Blick auf unseren SUB, also dem Stapel ungelesener Bücher. Jede von uns hat 10 Bücher von ihrem SUB ausgewählt, die wir uns und euch kurz in dieser Folge vorstellen.Carinas Buchauswahl:- Lynette Noni: Prison Healer - Die Schattenheilerin, erschienen im Loewe Verlag (https://www.loewe-verlag.de/titel-0-0/prison_healer_band_1_die_schattenheilerin-10192/)- Karen Rose: Tränennacht, erschienen bei Droemer Knaur (https://www.droemer-knaur.de/buch/karen-rose-traenennacht-9783426227343)- Julie Kagawa: Im Schatten des Fuchses, erschienen bei heyne fliegt (https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Im-Schatten-des-Fuchses/Julie-Kagawa/Heyne/e545821.rhd?gadsnetwork=g&gclid=CjwKCAjw-L-ZBhB4EiwA76YzOZye0Bq6Rfro9Frb249eWnp3cfGx_u_ar8uBbwJSrYjl9IyKXGerHxoCXfoQAvD_BwE)- Katharina Hartwell: Die Silbermeer-Saga - Der König der Krähen, erschienen im Loewe Verlag (https://www.loewe-verlag.de/titel-0-0/die_silbermeer_saga_band_1_der_koenig_der_kraehen-9445/)- Leigh Bardugo: Goldene Flammen, erschienen bei Droemer Knaur (https://www.droemer-knaur.de/buch/leigh-bardugo-goldene-flammen-9783426524442)- Misa Umeda: Die Stadt in deinen Farben, erschienen bei Egmont Manga (https://www.egmont-manga.de/manga-product/die-stadt-in-deinen-farben/)- Kimberly Jones, Gilly Segal: Als die Stadt in Flammen stand, erschienen bei cbj (https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Als-die-Stadt-in-Flammen-stand/Kimberly-Jones/cbj-Jugendbuecher/e589191.rhd)- Satoru Noda: Golden Kamuy, erschienen bei Mangacult (https://www.cross-cult.de/titel/golden-kamuy-1.html?titel_medium=9)- Andrzej Sapkowski: Der letzte Wunsch, erschienen bei dtv (https://www.dtv.de/buch/der-letzte-wunsch-40008?gclid=CjwKCAjw-L-ZBhB4EiwA76YzOb9jttrtdWNlM5ceNfQTXm7MTVxuWro_hboboGEvldPy7FP7wz6IWRoCEeUQAvD_BwE)- Erin Beaty: The Traitor's Kiss, erschienen bei Square Fish, die deutsche Ausgabe bei Carlsen (https://read.macmillan.com/lp/the-traitors-kiss-by-erin-beaty/)Jenny Buchauswahl:- Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis, erschienen bei Kein & Aber (https://keinundaber.ch/de/literary-work/per-anhalter-durch-die-galaxis/)- Mitch Albom: Dienstags bei Morrie, erschienen bei Goldmann (https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Dienstags-bei-Morrie/Mitch-Albom/Goldmann/e530838.rhd)- Jojo Moyes: Eine Handvoll Worte, erschienen bei Rowohlt Polaris (https://www.rowohlt.de/buch/jojo-moyes-eine-handvoll-worte-9783499267765)- Alastair Bonnett: Die seltsamsten Orte der Welt, erschienen bei C. H. Beck (https://www.chbeck.de/bonnett-seltsamsten-orte-welt/product/14274248)- Irmgard Kramer: Am Ende der Welt traf ich Noah, erschienen im Loewe Verlag (https://www.loewe-verlag.de/titel-0-0/am_ende_der_welt_traf_ich_noah-7603/)- Jean-Marc Rochette, Benjamin Legrand, Jacques Lob: Snowpiercer, erschienen bei Egmont Comic Collection (https://www.egmont-shop.de/snowpiercer-nr-1/)- Anna Seghers: Das siebte Kreuz, erschienen im Aufbau Verlag (https://www.aufbau-verlage.de/aufbau-taschenbuch/das-siebte-kreuz/978-3-7466-3469-2)- Sophie Bichon: Und ich leuchte mit den Wolken, erschienen bei Heyne (https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Und-ich-leuchte-mit-den-Wolken/Sophie-Bichon/Heyne/e581960.rhd)- Pamela L. Travers: Mary Poppins, erschienen bei Dressler (https://www.oetinger.de/buch/mary-poppins/9783791500904)- T. J. Klune: Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte, erschienen bei Heyne (https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Mr-Parnassus-Heim-fuer-magisch-Begabte/TJ-Klune/Heyne/e585971.rhd)Die ausführlichen Shownotes sowie mehr über uns und diesen Podcast gibt es unter www.buecherrauschen.de.Ihr habt Anregungen, Wünsche, Ideen oder Fragen an uns? Dann schreibt uns an buecherrauschen@web.de oder auf www.instagram.com/buecherrauschen_derpodcast(Musik: All over now - GEMAfreie Musik von https://audiohub.de)
Édouard Louis reflektiert in seinem autofiktionalen Buch «Anleitung ein anderer zu werden», wie es ihm gelungen ist, seine Herkunft hinter sich zu lassen. Louis ist unter prekären Verhältnissen aufgewachsen und wurde als Schwuler nicht akzeptiert. Heute ist er studiert, weltberühmt, wohlhabend. * Werdegang vom Arbeiterkind zum Intellektuellen und Schriftsteller * Homophobie in der Gesellschaft * Kulturelle Gewalt in der Gesellschaft * «Anleitung ein anderer zu werden» (Aufbau Verlag, 2022) – Um was geht es in Édouard Louis Buch? Wie ist es einzuordnen und was kann es bewirken? Im Podcast zu hören sind: * Édouard Louis, französischer Starautor und linker Intellektueller * Iris Radisch, Literaturkritikerin Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: kontext@srf.ch Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
Lukas Maisel beschreibt in «Tanners Erde» wie ein Bauer vor dem Nichts steht. Simon Froehling erzählt in «Dürrst» von den Nöten einer bipolaren Störung. Und Édouard Louis reflektiert in «Anleitung ein anderer zu werden» was er hinter sich lassen muss, um als Schwuler akzeptiert zu sein. Einem Landwirt widerfährt Abstruses: Auf seinem Land öffnen sich plötzlich gigantische mysteriöse Löcher. Sie verunmöglichen die Bewirtschaftung und stellen den Landwirt vor das Nichts. Die Löcher ziehen ihn in den Abgrund. Davon erzählt der Schweizer Autor Lukas Maisel in seiner Novelle «Tanners Erde». Felix Münger ist beeindruckt von der kunstvollen Sprache und der vielschichtigen Metaphorik des Buchs. Andreas Durrer alias Dürrst lebt exzessiv. Eine bipolare Störung hält ihn fest im Griff und Drogennächte und schnelle Sexbekanntschaften prägen sein Leben in der Kunst- und Schwulenszene. Doch eigentlich sucht Dürrst nichts weiter als das kleine, unspektakuläre Glück. In seinem zweiten Roman «Dürrst» erzählt der Schweizer Autor Simon Froehling unerschrocken und unverhohlen aus dem Leben eines Suchenden – das überzeugt, findet Tim Felchlin. Im heutigen Kurztipp stellt Annette König das autofiktionale Buch «Anleitung ein anderer zu werden» von Édouard Louis vor. Darin reflektiert der 30-jährige Franzose wie es ihm gelungen ist, seine Herkunft hinter sich zu lassen. Louis ist unter prekären Verhältnissen aufgewachsen und wurde als Schwuler nicht akzeptiert. Heute ist er studiert, weltberühmt, wohlhabend. Das ist Édouard Louis bestes Buch! – findet eine begeisterte Annette König. Buchhinweise: * Lukas Maisel. Tanners Erde. 121 Seiten. Rowohlt, 2022. * Simon Froehling. Dürrst. 266 Seiten. Bilger, 2022. * Édouard Louis. Anleitung ein anderer zu werden. 272 Seiten. Aus dem Französischen von von Sonja Finck. Aufbau Verlag, 2022.
Wildschweine im Vorgarten, Füchse im Park: Viele kleine und große Säugetiere sind vom Land in die Städte geflohen. Hier dürfen sie nicht gejagt werden und finden das ganze Jahr über ausreichend Futter. Josef Reichholf stellt sie uns mit all ihren Besonderheiten vor. Ein Buch zum Stöbern mit vielen Aha-Effekten. Rezension von Johannes Kaiser. Aufbau Verlag, 302 Seiten, 26 Euro ISBN 978-3-351-03856-4
Was hatten Ödön von Horváth, Marianne Hoppe und Hitler miteinander zu tun? Und wie verhielten sie sich zur Masse, die in der Zwischenkriegszeit als Phänomen zum ersten Mal in den Blick genommen wurde? Diese und einige andere Fragen untersucht Peter Michalzik in seinem neuen Buch "Horváth, Hoppe, Hitler". Rezension von Ulrich Rüdenauer. Aufbau Verlag, 303 Seiten, 26 Euro ISBN 978-3-35103-813-7
Spät bin ich aufgestanden und hinausgegangen in den Garten in dieser Zeit des Vorfrühlings, aber genau rechtzeitig, um zu erleben, wie die aufgehende Sonne das filigrane Astwerk der Birke auf den bereiften Boden wirft. Entnommen aus: Miki Sakamoto "Zen und das Glück, im Garten zu arbeiten", Aufbau Verlag, Berlin 2021
Die Entfremdung in der modernen Arbeitswelt und der gesellschaftliche Druck einer immer älter werdenden Gesellschaft stehen schon länger im Mittelpunkt der japanischen Gegenwartsliteratur. Die gefeierte Autorin Sayaka Murata ist eine wichtige Stimme ihrer Generation, die seit ihrem Roman „Die Ladenhüterin“ auch international Gehör findet. Auf nur 140 Seiten schildert sie die Geschichte einer jungen Frau, die in einem Konbini, wie die Convenience Stores in Japan genannt werden, zunächst nur einen Job annimmt, dann aber zur Verwunderung ihrer Familie, Freunde und Kollegen dabei bleibt: 18 Jahre ist sie jetzt schon Teil des Mini-Markts, der ihr eine Struktur und ein Zuhause bietet. Voll und ganz geht die Protagonistin in ihrer Existenz als Angestellte auf, mehr noch, sie ahmt ihre Kollegen nach, optimiert ihren Körper und ihre Bewegungsabläufe, um die ideale Mitarbeiterin zu sein. Mit einem Hang zum Absurden und mit vielen tragikomischen Untertönen erzählt Sayaka Murata eine symptomatische Geschichte über eine Existenzweise im Spätkapitalismus, die nicht mehr rebelliert und nichts mehr vom Leben erwartet. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur. Literatur: Sayaka Murata: Die Ladenhüterin, Aufbau Verlag. Ihr könnt uns unterstützen - herzlichen Dank! Paypal: https://www.paypal.me/oleundwolfgang Konto: Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen Betreff: Wohlstand fuer Alle IBAN: DE67 5745 0120 0130 7996 12 BIC: MALADE51NWD Patreon: https://www.patreon.com/oleundwolfgang Steady: https://steadyhq.com/de/oleundwolfgang/about Twitter: Ole: twitter.com/nymoen_ole Wolfgang: twitter.com/SchmittJunior Die gesamte WfA-Literaturliste: https://wohlstand-fuer-alle.netlify.app
Fanni in Deutschland und Junya in Japan sind einsam und leben isoliert, aber mit Einblicken in intimste Bereiche. Die beiden begegnen sich in dem Roman "Creep" von Phlipp Winkler nicht. Was sie verbindet ist ihre Realitätsferne und Flucht ins Darknet. Das Buch:"Creep" von Philipp Winkler, Aufbau Verlag, 342 Seiten, Hardcover: 22 Euro, E-Book: 14,99 Euro, mp3-CD: 13,99 Euro (auch zum Download verfügbar, gelesen von Nils Nelleßen); ET: 17.01.2022
Elina Penner ist Mennonitin. Sie wurde 1987 in der Sowjetunion in eine Russlanddeutsche Familie hineingeboren. 1991 kam die Familie, in der bis heute Plautdietsch – Plattdeutsch – gesprochen wird, nach Deutschland. Sie zog ins ostwestfälische Minden, wo sich damals viele Mennoniten ansiedelten. Nachdem Elina Penner letztes Jahr den Arnold-Dyck-Pries für ihr Engagement fürs Plattdeutsche erhielt, legt sie jetzt mit „Nachtbeeren“ ihren Debütroman auf Hochdeutsch vor. Darin erzählt sie die Geschichte der gläubigen Aussiedlerin Nelli Neufeld, die seit dem Tod ihrer Großmutter den Boden unter den Füßen verliert. Und dann geht auch noch ihr Mann Konstantin fremd. Mit „Nachtbeeren“ gibt Elina Penner einen sehr alltagsgesättigten Einblick ins Leben einer mennonitischen Familie in Deutschland. Dabei reflektiert sie auch das einstige Leben in der Sowjetunion und das Ankommen in Deutschland. Traten hier bislang vor allem jüdische AutorInnen hervor – Olga Grjasnowa und Lena Gorelik etwa haben Elina Penner stark inspiriert –, so fügt Penner der Aufarbeitung einer ganz besonderen Migration nun erstmals eine mennonitische Sichtweise hinzu. Über ihr Schreiben erzählt Elina Penner im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt. Aufbau-Verlag, 248 Seiten, 22 Euro ISBN 978-3-351-03936-3 Lesung und Gespräch mit der Autorin Elina Penner
Als Medienmacher*innen haben wir durch unsere Reichweite nicht nur Macht, sondern auch eine große Verantwortung. Mit unserer Themensetzung, der Auswahl von Interviewpartner*innen, redaktionellen Bildern und Sprache prägen wir Welt- und Rollenbilder. Nicht selten solche, denen Jahrhunderte alte Formen der Unterdrückung eingeschrieben sind. Höchste Zeit, mal den Stereotypen genauer auf den Zahn zu fühlen! In der heutigen Folge sprechen Liske und Sarah mit der Bestseller-Autorin und Aktivistin Dr. Emilia Roig. Sie ist Gründerin des Center for Intersectional Justice und setzt sich für soziale Gerechtigkeit in Deutschland und Europa ein. Emilia erklärt, wie sehr unser mediales Weltbild von weißen, wohlhabenden Männern geprägt wurde, was das bis heute mit unserer Berichterstattung über Frauen und Minderheiten macht und was wir tun können, um diese Erzählungen zu durchbrechen. Außerdem erfahrt ihr, was es mit der sogenannten Empathielücke in der Gesellschaft auf sich hat, wie Emilia selbst gegen ihre eigenen Rollenbilder ankämpfen musste und was wir von Britney Spears lernen können. **Weiterführende Links** 1.) Den Internetauftritt unserer Gästin Emilia Roig findet ihr [hier](https://www.emiliaroig.com/?lang=de). Das Center for Intersectional Justice, deren Gründerin Emilia ist, hat [hier](https://www.intersectionaljustice.org/who-we-are) seine Webpräsenz. 2.) Emilias Buch, das wochenlang in der Spiegel-Bestsellerliste vertreten war, heißt “Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung” und ist beim [Aufbau Verlag](https://www.aufbau-verlage.de/aufbau/why-we-matter/978-3-351-03847-2) erschienen. Abonniert unsere Social-Media-Kanäle, informiert euch auf unserer Webseite www.pro-quote.de und verpasst keine weitere Folge. [Instagram](https://instagram.com/proquotemedien?igshid=htv0o9qso3c4), [Facebook](https://m.facebook.com/pro.quote.de/). Schickt uns gerne euer Feedback, eure Erfahrungen oder Themenvorschläge! Schreibt uns eine Mail an kontakt@pro-quote.de oder kontaktiert uns über Social Media. Wir bedanken uns außerdem herzlich beim [Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend](https://www.bmfsfj.de/) für die Förderung des Podcasts.
Der Immobilienhändler Bernd F. Lunkewitz rettete den bedeutenden ostdeutschen Aufbau-Verlag kurz nach der Wende. Was danach folgte, ist ein Wirtschaftskrimi ersten Ranges, bei dem die Treuhandanstalt eine unrühmliche Rolle spielt. Bis heute kämpft Lunkewitz um sein Recht. Jetzt hat er die ganze Geschichte aufgeschrieben und legt damit ein brisantes Dokument zur Zeitgeschichte vor. Rezension von Stefan Berkholz. Europa Verlag, 374 Seiten, 14 Euro ISBN 978-3-95890-432-3
Today's guest is Gunnar Cynybulk, who recently founded his own independent publishing house in Germany called Kanon Verlag. Gunnar's publishing career spans 25 years. Previously he was publisher of Aufbau, and most recently publisher of Ullstein. Founding an indie publishing house in the midst of a pandemic may sound like a crazy idea. I wanted to better understand Gunnar's motivations and decision-making process, and decided to invite him as a guest on this podcast. You'll find out during the interview that it can be summarized as Eat, Pray, Publish! Jokes aside, I was moved to hear that one book in particular played a key role in the birth of Kanon Verlag. Enjoy! Show Notes Gunnar's book recommendations: Everything from Annie Ernaux and Hannah Arendt (including Eichmann in Jerusalem. A Report on the Banality of Evil; Penguin Classics, 1st edition, 2006) About Gunnar: Gunnar Cynybulk (50) grew up in Leipzig and Bavaria. He was publisher of Aufbau Verlag from 2014 to 2017, and, most recently, publisher of Ullstein Buchverlage (2017 to 2019). In a publishing career that spans 25 years since learning his trade at publishers such as Rowohlt Verlag and Farrar, Straus and Giroux in New York, he has championed authors such as Louise Erdrich, Bov Bjerg and Han Kang. His own novel Das halbe Haus (DuMont 2014) was awarded the Debut Prize of the Cologne book festival.