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Was wäre, wenn der afrikanische Kontinent die Welt erobert hätte und Sklavenhandel mit den Europäern betreiben würde? Die Booker-Preisträgerin und Bestsellerautorin Bernardine Evaristo denkt die Vergangenheit neu: Doris, ein weißes Mädchen aus England, wird nach Afrika verschleppt und dort als Sklavin verkauft. Doch sie verliert nicht ihren Mut. Um die Fesseln ihrer Gefangenschaft abzulegen und ein freies Leben zu führen, muss sie alles riskieren. Eine Rezension von Nadine Kreuzahler.
Der queere Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lebt in einem heruntergekommenen Kaff in New England. Auf den Straßen hängen noch die Schilder der Obama-Kampagne "Yes, we can", doch Hai schluckt Pillen und denkt an Selbstmord. Bis er Grazina aus Litauen kennenlernt, eine Überlebende des Zweiten Weltkriegs, in deren Kopf die unerlösten Geister ihres Lebens schwirren. In seinem Roman "Der Kaiser der Freude" erzählt der vietnamesisch- US-amerikanische Schriftsteller Ocean Vuong von einer Freundschaft jenseits aller Grenzen von Identität und Familie. Nadine Kreuzahler stellt das Buch vor.
Ein Friedhof ist für Susann Pásztor ein ganz normales Ausflugsziel. Hier geht sie gerne spazieren. Sie mag die Ruhe und den Frieden zwischen alten Grabsteinen. Seit die Schriftstellerin ehrenamtlich Sterbende begleitet, hat sie einen gelasseneren Blick auf den Tod bekommen. Auch in ihren Romanen ist das zu spüren. Tragik und Komik, Skurriles und Alltägliches liegen immer direkt nebeneinander. In "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" etwa. Oder in ihrem neuen Roman "Von hier aus weiter". Ein Familien- und Freundschaftsroman, der Tod und Suizid behandelt, aber auch von Aufbruch, Loslassen und neuem Mut erzählt. Susann und Nadine haben sich auf einem der ältesten Friedhöfe Berlins getroffen: Dem St. Matthäus Kirchhof in Schöneberg. Sie haben die Gräber der Brüder Grimm gesucht, sich über den Sinn von Friedhöfen und den Tod unterhalten, und darüber, wie man heiter und leicht über ernste Themen schreibt. Nadine Kreuzahler empfiehlt Rachel Kushner: "See der Schöpfung", aus dem Englischen von Bettina Abarbanell, Rowohlt, 480 Seiten. Susann Pásztor empfiehlt Christine Koschmieder: "Frühjahrskollektion", Kanon Verlag, 288 Seiten. Das Buch Susann Pásztor: "Von hier aus weiter", 256 Seiten, KiWi. Der Ort St. Matthäus Kirchhof Berlin Schöneberg Die Autorin Susann Pásztor, Jahrgang 1957, lebt in Berlin, hat als Journalistin, Illustratorin und Übersetzerin von Sachbüchern gearbeitet, seit 15 Jahren schreibt sie Romane. "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wurde 2018 mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet und für die ARD verfilmt. Außerdem ist sie ausgebildete ehrenamtliche Sterbebegleiterin. Podcast-Tipp: The End https://www.ardaudiothek.de/sendung/the-end/71608618/
Eine Frau lässt ihr bürgerliches Leben als Ehefrau, Mutter und Anwältin hinter sich und erfindet sich radikal neu. Sie rasiert sich die Haare ab, liebt Frauen und schreibt darüber. Das ist die Geschichte der Schriftstellerin Constance Debré, die in drei autofiktionalen Romanen über ihr Coming Out, den Sorgerechtsstreit um ihren Sohn, und ihre Identitätssuche erzählt. Auf Deutsch ist bisher "Love Me Tender" erschienen und jetzt neu: "Play Boy". Bevor Debré es am Montag in Berlin vorstellt, gibt Nadine Kreuzahler bei uns Einblicke in das Buch.
Morgen vor 35 Jahren, am 18. März 1990, fand in der DDR die erste freie Volkskammerwahl nach demokratischen Grundsätzen statt. Sie beschleunigte damals den Übergang zur Wiedervereinigung und das Ende der DDR. Wie sich die Menschen aber zurechtfanden, als die DDR gerade begann, davon erzählt der DDR-Chronist Christoph Hein in seinem heute erscheinenden Werk "Das Narrenschiff". Hein, der als eine der wichtigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur gilt, lässt in seinem Gesellschaftsroman Frauen und Männer aufeinandertreffen, denen bei der Gründung der DDR unterschiedlichste Rollen zuteilwerden. Nadine Kreuzahler hat es gelesen.
Vier Jahre nach dem Roman "Blaue Frau", für den Antje Rávik Strubel den sie den Deutschen Buchpreis erhielt, erscheint heute ihr neues Buch "Der Einfluss der Fasane". Darin geht es um eine Feuilletonchefin, die aufgrund ihrer Kritiken für den Tod eines gefeierten Theaterstars verantwortlich gemacht wird. Es geht um Erregungsdynamiken und den medialen Diskurs. Nadine Kreuzahler stellt den Roman vor.
Bettina Wilpert und Nadine frühstücken beide gerne. Satt und zufrieden lässt es sich auch einfach besser reden. Darüber, wie Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft den Blick auf sich selbst und die Welt verändern und was eigentlich bei all dem mit dem Körper und dem Körperbild passiert. Darüber und über ihre eigene Mutterschaft, sexuelle Identität und den Geburtsvorgang schreibt Bettina in ihrem neuen Roman "Die bärtige Frau". Der Verbrecher-Verlag nennt das "radikale Körperliteratur". Es geht um eine Frau zwischen eigenen Ansprüchen, Erwartungen der Gesellschaft und körperlichen Tatsachen. Bettina hat sich mit Nadine in ihrem alten Berliner Lieblingscafé zum Frühstück getroffen und sich auch darüber unterhalten, wie sich eine Geburt in Sprache übersetzen lässt, warum Bettina dieses Buch unbedingt schreiben musste und warum der weibliche Körper oft noch immer eine Tabuzone in der Literatur ist. Nadine Kreuzahler empfiehlt (Hrsg.) Sandra Kegel: "Prosaische Passionen: Die weibliche Moderne in 101 Short Stories", 928 Seiten, Manesse. Bettina Wilpert empfiehlt Maggie Nelson: "Die Argonauten", übersetzt aus dem Englischen von Jan Wiln, 192 Seiten, Hanser Berlin. Das Buch Bettina Wilpert: "Die bärtige Frau", 192 Seiten, Verbrecher Verlag. Der Ort Frühstückscafé und Bäckerei "Zimt & Mehl", Weigandufer 16, Berlin. Die Autorin Bettina Wilpert wurde 1989 in Bayern geboren, hat in Potsdam, Berlin und Leipzig Kulturwissenschaft, Anglistik und Literarisches Schreiben studiert und 2018 ihren vielfach ausgezeichneten Debüt-Roman "nichts, was uns passiert" veröffentlicht. 2022 erschien ihr zweiter Roman: "Herumtreiberinnen". Bettina lebt und arbeitet als Mutter von zwei Kindern in Leipzig.
Donald Trump möchte Grönland zu einem Teil der USA machen. Aber damit ist er nicht der erste US-Präsident, der Anspruch auf die Insel erhebt. Auch Harry Truman wollte sie schon 1946 kaufen, als sie noch eine dänische Kolonie war. Noch weiter zurück reicht die Geschichte von Franzobel. "Hundert Wörter für Schnee" spielt im Jahr 1897. Im Mittelpunkt: Ein Amerikaner, der sechs Inuit, die Ureinwohner Grönlands, nach New York verschifft. Nur einer überlebt. Nadine Kreuzahler hat das neue Werk gelesen.
Ohne kulturelle Aneignung würden wir verarmen, sagt Feridun Zaimoglu. Deshalb ist der Schriftsteller in seinen Büchern immer wieder in andere Rollen geschlüpft. Er war schon eine Frau, Martin Luther oder sogar Hitler. Dieses Mal ist er "Ich". In seinem neuen Werk "Sohn ohne Vater" stellt er sich die Frage, wie wir jene erinnern, die uns am nächsten stehen. Es erscheint heute. Nadine Kreuzahler hat es gelesen.
Alkohol wird gerade in der Weihnachtszeit viel und selbstverständlich konsumiert: auf Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkten oder im adventlich geschmückten Zuhause. Die Literaturagentin und Schriftstellerin Christine Koschmieder war Alkoholikerin und ist mit ihrem Roman "Dry", in dem sie ihre Geschichte erzählt, berühmt geworden. Sie weiß also, wie es ist, wenn das Leben eine radikale Wendung nimmt - und liefert deshalb auch einen literarischen Beitrag für die Anthologie "Und ich". Denn für "Und ich - 20 Geschichten über Wendepunkte des Lebens" hat die ehemalige Buchhändlerin Maria-Christina Piwowarski zahlreiche Schreiberinnen versammelt, die ihre Erfahrungen schildern, wenn das Leben einmal nicht geradeaus verläuft. Nadine Kreuzahler hat es gelesen.
Wie sehr Mütter und Töchter einander prägen, sieht man gerade auch in der Kultur sehr häufig. Zum Beispiel die Familie Hagen, bei der Eva-Maria Hagen ihre künstlerische Ader an ihre Tochter Nina Hagen weitergab und diese wiederum an ihre Tochter Cosma Shiva Hagen. Aber kann man die Weitergabe von Leidenschaften oder bestimmte Erwartungen an die nächste Generation voraussetzen? Und wie geht diese damit um? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Mütter-Töchter-Roman “Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen” von Anna Brüggemann, die vom Schauspiel- ins Literaturfach gewechselt ist. Nadine Kreuzahler hat es gelesen.
"Wendepunkte" - das war das Motto bei der Ausschreibung des diesjährigen "Walter-Serner-Preises" für Kurzgeschichten. Dieser Preis wird jedes Jahr gemeinsam vom rbb und dem Literaturhaus Berlin ausgeschrieben und verliehen. Die Jury hat also in diesem Jahr Texte gesucht, die sich mit Umbrüchen beschäftigen – etwa in Biographien oder gesellschaftlichen Diskursen. Geschrieben als Kurzgeschichte, mit maximal 15.000 Zeichen. Jeder konnte mitmachen. Über die Gewinnerinnen und Gewinner haben fünf Jurymitglieder entschieden, unter anderem Janika Gelinek und Sonja Longolius vom Literaturhaus Berlin, dazu Nadine Kreuzahler und natürlich die radio3-Literatur-Redakteurin Anne-Dore Krohn. Sie erzählt uns nun taufrisch, wer denn in diesem Jahr den Walter-Serner-Preis gewonnen hat:
Am 31. Dezember wird es genau fünf Jahre her sein, dass China der Weltgesundheitsorganisation WHO Fälle einer mysteriösen Lungenerkrankung meldete. Im Laufe der nächsten Monate breitete sich das Corona-Virus weltweit aus und veränderte das Leben von Millionen von Menschen. Thorsten Nagelschmidt - Sänger und Gitarrist der Band Muff Potter und seit 2007 auch Schriftsteller - greift das Thema in seinem neuen Roman auf. "Soledad" heißt er - das ist das spanische Wort für "Einsamkeit". Nadine Kreuzahler hat ihn gelesen.
Arezoo Badri heißt die Frau, von der es in den letzten Tagen immer öfter hieß, sie sei die zweite Mahsa Amini. Die Iranerin ist 31 Jahre alt und für immer querschnittsgelähmt. Denn die iranische Sittenpolizei schoss auf sie, weil sie beim Autofahren keinen Hijab trug. Diese Willkür seitens des Mullah-Regimes führt dazu, dass immer mehr Iranerinnen und Iraner flüchten - nicht nur in diesen Zeiten, sondern auch schon in den 90ern. Von solch einer Flucht und vor allem der Ankunft und dem Einleben hier in Deutschland erzählt der neue Roman von Behzad Karim Khani "Als wir Schwäne waren". Er ist zu Beginn dieser Woche erschienen und Nadine Kreuzahler hat ihn schon gelesen.
Marie-Claire Sturm und Anahita Martini sind zwei Frauen Ende 30, die eine Radiomoderatorin, die andere Senatorin, beide erfolgreich. Aber sie eint noch mehr. Denn beide sind kinderlos und stellen sich die Frage: Kann eine Frau auch ohne Kinder glücklich sein? Von der inneren Widersprüchlichkeit, die diese Frage mit sich bringt, handelt der neue Roman von Jackie Thomae "Glück". Nadine Kreuzahler hat ihn gelesen.
Emine wächst in den 80er Jahren in Jugoslawien auf und wird mit einem Mann verheiratet, den sie kaum kennt. Als der Krieg ausbricht, flieht die Familie nach Finnland, wo Sohn Bekim als Außenseiter aufwächst. Bekim ist queer, fühlt sich entfremdet von seiner Familie und verbringt die meiste Zeit allein. In einer Schwulenbar trifft er eine sprechende Katze, die ihn dazu bringt, sich mit der Geschichte seiner Familie im Kosovo auseinanderzusetzen. Pajtim Statovcis Roman "Meine Katze Jugoslawien" steht auf der Shortlist des Internationalen Literaturpreises. Nadine Kreuzahler stellt das Buch vor.
Vor einem Monat erschien Salman Rushdies mit Spannung erwartetes und in 15 Sprachen übersetztes Buch: "Knife". Darin erinnert sich der preisgekrönte Schriftsteller an das Attentat, das ihn im Sommer 2022 fast das Leben gekostet hätte. Die Zeit zwischen Angst und Hoffnung, die er in Krankenhäusern und bei Reha-Maßnahmen verbracht hat, hat Salman Rushdie literarisch verarbeitet. Gestern Abend war er für eine einzige Lesung in Deutschland zu Gast. Nadine Kreuzahler hat ihm im Deutschen Theater zugehört.
Die Fans haben schon darauf gewartet: es gibt einen neuen Band mit Kurzgeschichten von T.C. Boyle. Sie handeln von sprechenden Drohnenautos, die ihre Passagiere auf algorithmischen Routen durch die Landschaft führen, von bodenständigen Müttern, die sich mit jungen Incel-Männern anlegen, aber auch von Spaziergängen durch den kalifornischen Regen, während die Küste von Sturzfluten verwüstet wird. Das Buch heißt "I walk between the Raindrops". Nadine Kreuzahler hat es für uns gelesen.
Lize Spit erzählt in "Der ehrliche Finder" die Geschichte einer Freundschaft unter Kindern während des Kosovokriegs in den 1990er Jahren. Aus heutiger Perspektive scheint das eine Zeit harmonischer Annäherung von Dorfbewohnern und Geflüchteten gewesen zu sein. Nadine Kreuzahler stellt das Buch vor.
Demon Copperfield kommt in Virginia zur Welt: Sein Vater ist tot, seine Mutter auf Entzug. Das Leben hält nicht viel Gutes für ihn bereit: Armut, Pflegefamilien, Drogensucht. Aber es hat ihn mit einem zähen Lebenswillen ausgestattet. Barbara Kingsolvers Neuerzählung von Charles Dickens "David Copperfield" wurde in den USA mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Pulitzer Preis. Jetzt erscheint der Romana auf deutsch. Nadine Kreuzahler hat ihn für rbbKultur gelesen.
Mit einer Laudatio des Gastjurors Juan S. Guse, der Lesung des Gewinnertextes "Gegen Ende hin" von Kenan Kokić, einer Begrüßung von Sonja Longolius und Janika Gelinek (Leiterinnen des Literaturhauses) sowie Musik von Saleh Katbeh – Mitschnitt der Preisverleihung am 5. Dezembner 2023 im Literaturhaus Berlin Am Mikrofon: Anne-Dore Krohn und Nadine Kreuzahler
Weite Wiesen, bezaubernde Baumalleen, romantische Wälder – so idyllisch wohnt Angelika Klüssendorf. 2018 ist die Autorin der "Mädchen"-Trilogie von Brandenburg in ein kleines Dorf in Mecklenburg gezogen. Hier ist ihr neues Buch entstanden: "Risse", das auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis steht. Das Buch versammelt schon einmal veröffentlichte Episoden aus der Kindheit. Klüssendorf erzählt von Armut, Erniedrigung, Gewalt, Heimaufenthalten und emotionaler Kälte und fügt nun den alten Geschichten eine neue Ebene hinzu. Sie kommentiert und reflektiert was sie damals geschrieben hat. Wie wahr oder wahrhaftig kann und soll autofiktionale Literatur sein? Bei einem Mittagessen unterhalten sich Angelika Klüssendorf und Nadine Kreuzahler darüber, sie pflücken Äpfel und entdecken eine gemeinsame Vorliebe beim Lesen. Die Autorin: Angelika Klüssendorf wurde 1958 in Ahrensburg geboren und lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedelung nach West-Berlin in Leipzig. Sie war mit ihren Romanen schon öfter für den Deutschen Buchpreis nominiert. Mit ihrer autofiktionalen "Mädchen"-Trilogie gelang ihr der Durchbruch als Autorin: "Mädchen" (2011) erzählt von einer Kindheitshölle in der DDR. "April" (2014) erzählt von Emanzipationsversuchen durch Kunst und Literatur und "Jahre später" (2018) lotet eine Ehe-Hölle in West-Berlin aus. "Vierunddreißigster September" (2021) erzählt vom Dorfleben in Ost-Deutschland. Das Buch: Angelika Klüssendorf: "Risse", Piper Verlag, 176 Seiten, 22,00 Euro. Angelika Klüssendorf empfiehlt: Angelika Overath: "Unschärfen der Liebe", Luchterhand, 224 Seiten, 22,00 Euro Térezia Mora: "Muna oder Die Hälfte des Lebens", 448 Seiten, 25,00 Euro Jan Peter Bremer: "Nachhausekommen", Piper Verlag, 208 Seiten, 22,00 Euro Nadine empfiehlt: Uwe Johnson "Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl." Hörbuch, ungekürzte Lesung mit Charly Hübner und Caren Miosga, erscheint am 12. Oktober 2023 bei Der Audio Verlag.
Unter einem Baum am kleinen Wannsee in Berlin Zehlendorf – dort hat sich Heinrich von Kleist 1811 das Leben genommen. Nadine Kreuzahler hat sich an seinem Grabstein mit Ulrike Draesner getroffen. Kleist, ein Kind der Oder, war immer schon wichtig für sie und ihr eigenes Schreiben – sagt die Autorin, die 1996 von München nach Berlin gezogen ist. Ihr Roman "Die Verwandelten" erzählt von Müttern und Töchtern und davon, wie Gewalt- und Kriegserfahrungen zwischen den Generationen weitergegeben werden. Ulrike Draesner hat dies als Kind selbst erfahren. Lange wusste sie nicht, woher die Bilder kamen, die sie immer wieder einholten. "Die Verwandelten" ist der letzte Teil eines Triptychons über Krieg, Flucht und Vertreibung. Über Einschusslöcher in Berliner Häuserfassaden, Kleist-Berauschung, Flüsse als Spiegel der Geschichte und familiäre Spurensuchen geht es in dieser Folge von "Orte und Worte". Das Buch: Ulrike Draesner "Die Verwandelten", Penguin Verlag, 608 Seiten, 26,00 Euro. Die Autorin: Ulrike Draesner wurde 1962 in München geboren und ist für ihre Romane und Gedichte schon vielfach ausgezeichnet worden. Zuletzt war sie für „Die Verwandelten“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Von 2015 bis 2017 lehrte sie an der Universität Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Draesner lebt in Berlin und Leipzig. Ulrike Draesner empfiehlt Tobias Nolte, Kai Rugenstein (Hrsg.) "365 x Freud. Ein Lesebuch für jeden Tag." Klett-Cotta, 400 Seiten, 28,00 Euro. Nadine empfiehlt: Eugen Ruge "Pompeji oder die fünf Reden des Jowna", dtv Verlag, 368 Seiten, 25,00 Euro. Der Ort: Grab von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel am Kleinen Wannsee in Berlin, Bismarckstraße 3, 14109 Berlin.
Franziska Hauser durfte fünf Monate lang ihre Wohnung in Berlin Pankow gegen eine Burg in Beeskow in Brandenburg tauschen. Sie war Burgschreiberin. Auch in ihrem aktuellen Roman geht es um ein Stipendienprogramm. In "Keine von ihnen" erschleicht sich eine Grafikerin aus der Großstadt den Aufenthalt in einem Künstlerhaus in einem mondänen Urlaubsort. Dort trifft sie auf einen Haufen sensibler und schräger Kunstschaffender und eine alte, geheimnisvolle Frau. Wer ist hier die Hochstaplerin und wer wirklich ein Künstler? Was ist überhaupt Kunst? Und was ist der Sinn und Wahnsinn von Stipendien? Darüber unterhalten sich Nadine Kreuzahler und Franziska Hauser, während die Schriftstellerin durch "ihre" Burg führt. Nadine empfiehlt: Marc Sinan: "Gleissendes Licht", Rowohlt Verlag, 272 Seiten Franziska empfiehlt: Annie Dillard: "Pilger am Tinker Creek", herausgegeben von Judith Schalansky, übersetzt von Karen Nölle, Matthes & Seitz, 347 Seiten Karen Duve: "Sisi", Galiani Verlag, 416 Seiten Das Buch von Franziska Hauser, über das wir im Podcast sprechen: Franziska Hauser: "Keine von ihnen", Eichborn Verlag, 304 Seiten. Die Autorin: Franziska Hauser ist Künstlerin durch und durch. 1975 wurde sie in Pankow/ Ost-Berlin geboren. Sie studierte Bühnenbild und Freie Kunst an der Kunsthochschule Weißensee und Fotografie an der Ostkreuzschule bei Arno Fischer. 2015 war sie mit "Sommerdreieck" für den aspekte-Literaturpreis nominiert und bekam den Debütantenpreis der lit.COLOGNE. Ihr zweiter Roman "Die Gewitterschwimmerin" war 2018 für den Deutschen Buchpreis nominiert. "Keine von ihnen" ist ihr vierter Roman. Franziska Hauser hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.
Die Autorin Katja Lewina hat für ihr neues Buch "Ex" zehn verflossene Lieben getroffen, um herauszufinden, was sie in Beziehungen falsch gemacht hat. Auf dieser Reise in die eigene Beziehungsvergangenheit trifft sie nicht nur auf Ex-Freunde, sondern auch auf alte Verletzungen, psychologische Muster und gesellschaftliche Hürden. Nadine Kreuzahler hat es gelesen.
Mit Hinblick auf die Frankfurter Buchmesse tauschen sich die rbb-Literaturkritiker:innen Nadine Kreuzahler, Anne-Dore Krohn und Jörg Magenau im zweiten Teil unseres Literaturspezials aus: über den Literaturnobelpreis an Annie Ernaux, das Gastland Spanien, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Serhij Zhadan und über die sechs Titel auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, der zu Beginn der Buchmesse verliehen wird.
Jedes Jahr erscheinen 70.000 Neuerscheinungen, das sind fast 200 pro Tag. Da muss man sich irgendwie seine eigenen Leseschneisen bahnen. Die rbb-Literaturkritiker:innen Anne-Dore Krohn, Nadine Kreuzahler und Jörg Magenau tun das und tauschen sich in der ersten von zwei Spezialsendungen über wichtige Titel des Herbstes aus. Welche Bücher sind gerade wichtig? Welche Themen beschäftigen den Literaturbetrieb gerade? Und welche Bücher können sie als ihre persönlichen Favoriten empfehlen und welche gerade nicht?
Der 15jährige Sohn von Gastarbeitern aus Bosnien Herzegowina, Željko, genannt Jimmy, lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Gemeinsam mit seiner Mutter arbeitet er für die deutsche Literaturprofessorin Martha in Heidelberg, ist fasziniert von ihrer Bildung und Souveränität – und verliebt sich schließlich in sie. Der zweite Roman »Jahre mit Martha« von Martin Kordić ist ein zärtliche, tiefgreifende und mitreißende Coming-of-age Erzählung. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die viel über das Einwanderungsland Deutschland und das Ungleichgewicht der Welt zu erzählen vermag. Im Gespräch mit Nadine Kreuzahler und Thorsten Dönges spricht Martin Kordić über Bildung als Aufstiegsversprechen, die Frage der Herkunft, die Grenze zwischen Begehren und Ausbeutung und darüber, was halb gefrorene Schwarzwälder Kirschtorten und Michael Jackson mit all dem zu tun haben.
Ins Italien des Jahres 1976 führt Ester Kinskys neues Buch. Darin geht es um zwei schwere Erdbeben, die eine Landschaft und ihre Bevölkerung im nordöstlichen Italien erschüttern. "Rombo", so der Titel, hat es auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis geschafft. Nadine Kreuzahler stellt das Buch vor.
Seit über zehn Jahren steht Behzad Karim Khani hinterm Tresen seiner Lugosi-Bar in Kreuzberg und hat gerade seinen ersten Roman veröffentlicht: "Hund, Wolf, Schakal" - eine Geschichte über Gewalt und Respekt, Flucht und Asylbürokratie mitten aus Neukölln. Nadine Kreuzahler hat mit dem Autor mit iranischen Wurzeln über seine Geschichte gesprochen.
Behzad Karim-Khani ist als Flüchtlingskind nach Deutschland gekommen. Mit seinem Text "Vae victis" wurde er zum diesjährigen Bachmann-Wettbewerb eingeladen. Jetzt legt er seinen Debütroman vor. Nadine Kreuzahler stellt Behzad Karim Khani und seinen Roman "Hund Wolf Schakal" vor.
Ein historischer Ausflug ins Osmanische Reich: Auf einer fiktiven Insel bricht die Pest aus. Gesellschaft und Politik ringen mit den Folgen. Wenn einen beim Schreiben die Aktualität einholt - darüber spricht Nadine Kreuzahler mit dem Literaturnobelpreisträger im Literarischen Sommergespräch.
Es ist ein lauer Frühsommer des Jahres 1882, die Wellen plätschern auf den Strand der Ostsee bei Warnemünde zu, ein leichter Wind sorgt für gute Luft, und die Sonne verleiht dieser Strandidylle den letzten Schliff. Der Strand ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Gut Betuchte tummeln sich hier und genießen das gute Klima. Unter ihnen ist auch Elfriede von Maltzahn. Sie ist von Rheuma geplagt und sucht schon seit Jahren die Kurbäder auf, die sich entlang der Küste angesiedelt haben.Aber die Spaziergänge im Sand sind anstrengend, Elfriede von Maltzahn sehnt sich nach einer Sitzgelegenheit, die ihr Schutz vor Wind und Wetter bietet. Sie sucht den Korbmacher Wilhelm Bartelmann auf und fragt, ob er ein "Behältnis gegen Wind und Wetter zum Sitzen" bauen könnte. Er entwickelt den ersten richtigen Strandkorb. Ihr hört in Eine Stunde History: - Der Journalist Werner Geske hat sich mit dem Erfinder des Strandkorbs beschäftigt und beschreibt Wilhelm Bartelmann.- Peter Kranz vom Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern schildert die Bedeutung des Welterfolgs Strandkorb.- Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern erläutert die wirtschaftliche Bedeutung von Produktion und Vertrieb von Strandkörben.- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge der Korbstühle, aus denen der Strandkorb hervorgegangen ist.- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Nadine Kreuzahler erinnert an Elfriede von Maltzahn und den ersten Strandkorb an der Ostsee bei Warnemünde. **********Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":00:04:07 - Beitrag von Nadine Kreuzahler "Der Strandkorb – Welterfolg aus Meck-Pomm"00:08:59 - Interview mit Werner Geske00:16:27 - Interview mit Peter Kranz00.24:26 - Interview mit Tobias Woitendorf**********Mehr zum Thema bei Deutschlandfunk Nova:Karl von Drais: Die Erfindung des Fahrrads 1817Naturschutz: Eröffnung des Yellowstone Nationalparks 1872Kunstraub und Kolonialzeit: Das Prachtboot aus dem Pazifik**********Den Artikel zum Stück findet ihr hier.**********Ihr könnt uns auch auf diesen Kanälen folgen: Instagram und YouTube.
"Wir sprechen zu wenig über unsere Unterschiede", sagt die Autorin Hadija Haruna-Oelker, die mit ihrem Buch "Die Schönheit der Differenz" ein Plädoyer für die Diversität hält. In unserem Literarischen Sommergespräch unterhält sich Nadine Kreuzahler mit ihr über Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Nach zwei virtuellen Ausgaben findet das diesjährige Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis erstmals seit Beginn der Pandemie wieder mit Autorinnen und Autoren vor Ort statt. Morgen wird der mit 25 000 Euro dotierte Hauptpreis verliehen. Was ist in diesem Jahr anders? Das fragen wir unsere Literaturexpertin, Nadine Kreuzahler, die das Geschehen in Klagenfurt beobachtet.
Nach zwei digitalen Ausgaben findet dieses Jahr der legendäre Bachmann-Wettbewerb wieder mit Publikum statt. 14 Autorinnen und Autoren treten gegeneinander an, darunter die Schriftsteller Andreas Moster aus Hamburg und Juan S. Guse aus Hannover. Nadine Kreuzahler berichtet aus Klagenfurt.
Was ist Fiktion, was Wirklichkeit? Ein neuer Roman verknüpft die Schicksale dreier Frauen: Marlene Dietrich, Anna May Wong, erste chinesischstämmiger US-Filmstar; und Leni Riefenstahl. Der Roman "Die letzten Strahlen eines Sterns" von Amanda Lee Koe zeichnet die Lebenswege der drei Frauen nach: Von der Weimarer Republik bis zur deutschen Wiedervereinigung, von den Alpen bis nach Los Angeles. Nadine Kreuzahler stellt das Buch vor.
"Die Stimme", so heißt der neue Roman der niederländischen Schriftstellerin Jessica Durlacher. Eine junge Somalierin steht dort im Mittelpunkt, die bei einer Familie als Nanny arbeitet und sich als großartige Sängerin entpuppt. Die Familie meldet Amal daher bei einer Talentshow an, in der die Somalierin bei laufender Kamera ihr Kopftuch abnimmt und ihre Stimme nicht nur zum Singen benutzt, sondern auch um für ihr Recht auf Selbstbestimmung einzutreten. Nadine Kreuzahler stellt den Roman vor.
Das literarische Frühjahr 2022 hat den Leser:innen viele hervorragende Bücher zu bieten. Ihre persönlichen Favoriten der Saison stellen die Kritikerinnen und Kritiker unserer Literatursendung "weiter lesen" in ihrer Frühjahrsrunde vor. Mit Anne-Dore Krohn, Nadine Kreuzahler, Thorsten Dönges und Thomas Geiger
Seit über 20 Jahren ist die mexikanische Journalistin Anabel Hernández auf der Suche: Ihr Vater war ein Geschäftsmann, der Opfer eines Raubmordes wurde. Doch wer sind die Mörder? Anabel Hernández macht sich auf die Spurensuche und begibt sich direkt hinein in das Netzwerk der Drogenkartelle. Für sie steht fest: In Mexiko gibt es enge Verbindungen zwischen Drogenkriminalität, Politik und Polizei. Doch welche Rolle spielen die Frauen bei den Narcos? Wie sehen die Hierarchien aus, in der Mütter, Töchter, Ehefrauen und Geliebte im Drogenkosmos ihre Rollen einnehmen? Sind die Frauen dem Machismo in dieser Welt komplett ausgeliefert oder gibt es einen Weg des Widerstandes? Passend zur Mexiko-Folge empfehlen wir Euch den Podcast "Pressefreiheit grenzenlos" von Reporter Ohne Grenzen mit Nadine Kreuzahler als Host. Ein wichtiger Podcast, der regelmäßig mutige Reporter*innen porträtiert. https://www.reporter-ohne-grenzen.de/podcast Und dann hört unbedingt auch bei „Freiheit Deluxe“ von Jagoda Marinić rein. Toller Podcast, über das große Thema Freiheit. Julia hat mit Jagoda in einer Sonderausgabe „Freiheit Deluxe“ meets „Women in War“ gesprochen. https://www.hr2.de/podcasts/freiheit_deluxe/index.html
Die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja hat Russland verlassen und befindet sich nun in Berlin. Seit langem setzt sie sich sehr kritisch mit den politischen Zuständen in ihrem Land unter Putin auseinander - so auch 2015, als sie im LCB ihr autobiografisches Buch "Die Kehrseite des Himmels" vorstellte. Schon da waren die Autorin und SPIEGEL-Redakteurin Elke Schmitter sowie Ulitzkajas langjährige Übersetzerin Ganna-Maria Braungardt an ihrer Seite. Das damalige Gespräch haben sie nun fortgeführt. Nadine Kreuzahler war dabei.
"Zukunftsmusik" erklingt in Katerina Poladjans Roman zuerst als Trauermarsch. Chopin schallt aus den Küchenradios "Tausende Werst oder Meilen oder Kilometer" östlich von Moskau und kündigt den Tod des wichtigsten Mannes der Sowjetunion an: des Generalsekretärs des Zentralkomittees der KPdSU, Tschernenko. Auf ihn folgt Michail Gorbatschow, folgen Perestroika und der Fall des Eisernen Vorhangs. Aber das wissen die Menschen in Katerina Poladjans Roman alles noch nicht. Für sie gilt es, ihren Alltag zu meistern in der Kommunalka irgendwo im fernen Sibirien. Der Roman spielt an einem einzigen Tag, dem 11. März 1985. Drei Frauen und ein Mädchen aus vier Generationen stehen im Mittelpunkt. Sie komponieren ihre eigene Zukunftsmusik und suchen ihr Glück zwischen Liebe, Improvisation, Stillstand und Hoffnung, zwischen Gemeinschaftsbad und Küchenkonzert in der Kommunalka. Die Ahnung von Umbruch durchweht dieses Buch mit einer bestechenden Leichtigkeit. Zugleich scheint "Zukunftsmusik" plötzlich das Buch der Stunde zu sein. Die Epoche, die mit dem Zerfall der Sowjetunion einsetzte, scheint nun mit dem Angriff Russlands auf dei Ukraine endgültig vorbei. Wie schwierig es gerade ist als in Russland geborene Autorin immerzu auf seine Herkunft angesprochen zu werden und wie sehr die eigenen Gedanken immerzu beim Krieg und den Menschen in Russland und der Ukraine sind, darüber spricht Katerina Poladjan mit Nadine Kreuzahler und Thomas Geiger. "Zukunftsmusik" war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Katerina Poladjan liest auch aus ihrem Roman.
Herumtreiberinnen, Arbeitsbummelantinnen - so wurden in der DDR Frauen genannt, die nicht ins System passten. Tausende von ihnen wurden in Kliniken zwangseingewiesen. Auf Stationen für Geschlechtskrankheiten sollten sie behandelt werden – aber nur wenige waren wirklich krank. Bettina Wilpert fasst in ihrem neuen Roman dieses eher unbekannte Kapitel der DDR-Geschichte an. Ihr Roman heißt auch schlicht "Herumtreiberinnen". Nadine Kreuzahler hat ihn gelesen.
Die französische Autorin Chloé Delaume erobert in ihrer Heimat die Bestsellerlisten und wurde schon mit etlichen Literarturpreisen ausgezeichnet. Nun erscheint auf Deutsch ihr neuer Roman: "Das synthetische Herz". Im Mittelpunkt der Geschichte steht Adélaïde, die in der Presseabteilung eines Verlages arbeitet. Die schöne, selbstbewusste Frau ist erfolgreich im Job, doch privat läuft bei ihr einiges schief - auch im Liebesleben. Nadine Kreuzahler hat das Buch gelesen.
In seinem neuen Roman versammelt László Krasznahorkai ein Rudel Wölfe, Angela Merkel, Johann Sebastian Bach und eine Gruppe von Neonazis. „Herscht 07769“ spielt in einer fiktiven Kleinstadt in Thüringen. Dies dürfte Kenner des vielfach ausgezeichneten ungarischen Literaten überraschen. Der Weltbürger Krasznahorkai lebt nach Stationen in Berlin, China, der Mongolei, Japan und New York jetzt in der Hafenstadt Triest und wollte in Thüringen mehr über Johann Sebastian Bach erfahren. Das gab den Anstoß für seinen Deutschland-Roman. Im Gespräch mit Nadine Kreuzahler und Thomas Geiger erzählt László Krasznahorkai von seiner Bach-Leidenschaft, seinem Verständnis von Wirklichkeit, seiner Abscheu gegenüber der Politik und warum er zwar Kommata, aber niemals Punkte verwendet. Seit „Satanstango“ von 1985 gehört László Krasznahorkai zu den renommiertesten Schriftstellern Europas. Es folgten »Melancholie des Widerstands«, Erzählbände und zuletzt der »Roman »Baron Wenckheims Rückkehr“. Satanstango wurde von Béla Tarr verfilmt und gilt mit siebeneinhalb Stunden als einer der längsten Kinofilme aller Zeiten. „weiter lesen“ ist die gemeinsame Podcast- und Radiobühne von rbb Kultur und dem Literarischen Colloquium Berlin (LCB). Das Buch: László Krasznahorkai „Herscht 07769. Florian Herschts Bach-Roman“, aus dem Ungarischen von Heike Flemming, 418 Seiten, S. Fischer.
Heute Abend verleihen rbbKultur und das Literaturhaus Berlin den Walter-Serner-Preis. In diesem Jahr geht die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung an Sebastian Ingenhoff für seine Erzählung "Der in Rihannas Instastory geteilt wurde". Unsere Kollegin und eine der Jurorinnen, Nadine Kreuzahler, berichtet über den Autor und seine prämierte Geschichte.
„Mein größter Motor beim Schreiben ist immer die Wut“, sagt Marlen Pelny. In ihrem ersten Roman erzählt die Wahl-Berlinerin, Lyrikerin und Musikerin von Liebe in verschiedenen Erscheinungsformen. Was, wenn jemand es Liebe nennt, es aber in Wirklichkeit Missbrauch ist? „Liebe / Liebe“ beschreibt ein Erwachsenwerden mit schmerzenden Wunden und Narben und eine große Befreiung. Es gibt einen Ausweg und am Ende auch echte Liebe. Marlen Pelny hat lange nach einem Verlag für ihr Buch gesucht - vielen war es zu krass. Dabei findet die Autorin für all das Harte den richtigen Ton: deutlich, aber nicht voyeuristisch. Was sie wütend macht, warum es ihr wichtig war, diese Geschichte zu erzählen, welche Rolle die Sprachsteuerung Siri beim Entstehen ihrer Texte spielt und welche Beziehung sie zu Hochhäusern hat, erzählt Marlen Pelny in weiter lesen mit Nadine Kreuzahler und Thorsten Dönges.
In den USA wurde es gelobt als DAS Debüt der letzten Zeit: "Hitze" von Raven Leilani. In der Schwäbischen Provinz ist die berührende Vater-Tochter-Annäherung "Vater und ich" angesiedelt. Dilek Güngörs Buch ist eine Liebeserklärung an die Toleranz als Lebenskonzept. Dazu ist sie bei Nadine Kreuzahler im Gespräch.
Antje Rávik Strubel aus Potsdam hat am Montag den Deutschen Buchpreis bekommen- ihr Buch "Blaue Frau" wurde als bester Roman des Jahres ausgezeichnet. Ein Roman über das Trauma einer jungen Frau nach einer Vergewaltigung. Nadine Kreuzahler hat mit ihr gesprochen.
Die Schriftstellerin Elif Shafak gilt als eine der bedeutendsten Stimmen für Gleichberechtigung und freiheitliche Werte in Europa. Nach ihrem Essay "Hört einander zu!", der im Frühjahr bei Kein und Aber erschienen ist, ist dort nun ihr neuer Roman aufgelegt worden: "Das Flüstern der Feigenbäume". Das Buch führt ins idyllische Zypern des Jahres 1974 - kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs. Nadine Kreuzahler hat es gelesen.