LOGON ist ein Magazin für innere Transformation. Für Menschen, die mitten im Leben stehen und sich in diesem Lebendigsein von innen heraus tieferen religiösen und spirituellen Fragen zuwenden. LOGON richtet sich an diese Hörer und Lesergruppe durch spirituelle Texte zu aktuellen Themen, durch Interviews mit Musikern, Autoren oder Repräsentanten verschiedener religiöser und spiritueller Strömungen oder auch durch die Besprechung von zeitlosen philosophischen Texten. Weitere Infos auf: https://www.logon.media
Oft liegt fast so etwas wie ein Zauber in der Luft, in den Farben des Meeres, des Himmels. Manchmal habe ich das Gefühl, was die Menschen machen, kommt nicht ran an diese Größe, diese Schönheit. Und vor allem auch, wenn es so still ist, wie gerade jetzt, ein feiner Abendwind, die Sonne gerade untergegangen, das Abendrot …
Der Weg der Individuation schließt ein Leben in der Welt nicht aus, sondern fügt ihm eine neue Qualität hinzu. Sie integriert, indem sie das Außen mit dem Innen zusammenführt, sie vereinigt die Gegensätze miteinander, so dass das Wesenhafte dahinter zutage tritt.
Können wir die Dinge und die Welt einfach so sehen, wie sie (wirklich) sind – und nicht, wie wir sie uns vorstellen? Können wir die eigenen Schleier beiseite schieben?
Sind wir nicht wie Puzzleteile? Jeder, jede von uns ist anders „gestrickt“, hat eine andere Form und andere Inhalte, andere Gefühle und Gedanken. Gelingt es uns, trotz unserer Individualisierung ein schönes, neues Gesamtbild zu formen? Ein gemeinsames Ziel ist vorgegeben, aber die Entwicklung dorthin ist ein Schöpfungsprozess, bei dem Freiheit vorgesehen ist, freiwilliges Mitwirken.
Monaden sind metaphysische Substanzen, die nicht in Teile zerlegt werden können. Es gibt unendlich viele von ihnen. Alle Dinge und alle Wesen besitzen Monaden, die ihre Eigenschaften festlegen. Das gilt für ein Sauerstoffatom ebenso wie für die Seele eines Menschen. Die Monaden bilden eine Hierarchie. Gott ist die höchste Monade. Das Meer der Monaden ist der eigentliche Stoff, der unser Universum erzeugt und existent erhält. Dieses Meer kann man sich auch als das gnostische Pleroma vorstellen.
Der göttliche Geist ist nichts Fertiges, sondern etwas Tätiges. Hegel sagt: „Er ist [...] die Tätigkeit, zu sich zu kommen und so sich hervorzubringen, sich zu dem zu machen, was er an sich ist.“ Im Denken des Menschen findet die Selbstwerdung des Absoluten statt.
Jakob Böhme sagte: „Ich bin im Wissen tot um des willen, der in mir wissen will.“ Und ferner: „Der einfache, göttliche Weg, auf dem man Gott in seinem Wort, Wesen und Willen schauen kann, ist der, dass der Mensch in sich selbst einfach wird und in seinem eigenen Willen alles verlässt, was er selbst ist und hat.“
In einer Welt, die von einer Vielzahl von Meinungen, Überzeugungen und Identitäten geprägt ist, wird Vielfalt oft als höchstes Gut gefeiert. Doch benötigen wir nicht auch die Einfalt des Herzens? Nicht im Sinne einer Verarmung, sondern als eine tiefe Besinnung auf das Wesentliche, das aller Vielfalt zugrunde liegt, einer spirituellen Transformation, die zur Essenz des Menschseins führt.
Es mag den Anschein haben, dass Kafka in seinen Schriften nur die Sinnlosigkeit aufdeckt und die Leere meisterhaft beschreibt. Aber er öffnet dadurch die Tür zu existenziellen Fragen
Der Glaube der Transhumanisten an die Technologien fällt mit einer neuen Art von Religion zusammen, die darauf basiert, unsterblich zu werden. Ihr Menschenbild beschränkt sich auf das Dasein in dieser Welt. Darüber hinausreichende Dimensionen des Menschseins gehören nicht dazu.
Wundernase ist ein schweizerdeutscher Begriff, der eine neugierige Person bezeichnet und freundlicherweise nicht auf Gier, sondern auf Wunder baut. Beginnen wir mit dem Wunder, denn am Anfang war das Wunder, dann kam die Wissenschaft, am Anfang war der Baum des Lebens, dann kam der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.
Eine Reise im Außen kann eine Reise im Innern sein
Da du dir selbst zu folgen wagst, wirst du zum Fremden in dieser Welt, doch stehst du nun vor der Türe zum Geheimnis.
Sich fremd fühlen kann nur, wer eine Ahnung von Heimat hat. Erst der Verlust der Heimat weckt die Sehnsucht, lehrt uns, das Verlorene zu schätzen und wieder zu suchen.
Wir Menschen sind grundsätzlich Fremde, denn wir kennen uns selbst nicht. Sind wir auch in der Fremde? Ein Versuch, einander überlagernde Fremdheiten zu sichten
Mein Lied ist eine ewige Melodie der Freude. Wer die Freude nicht kennt – die reine, grundlose freudige Gewissheit, die ursachlose: Ich bin, der ich bin, der ich war und immer sein werde – der ist ein Sünder am heiligen Geist.
LOGON sprach mit Mukesh Gupta über Gewahrsein. Mukesh Gupta ist ein weltweit eingeladener Redner und Pädagoge aus Indien, der sich seit 25 Jahren dem Thema „Selbsterforschung“ widmet. Er fühlt sich besonders von Jiddu Krishnamurti und dem Buddha inspiriert. Er hat weltweit über zweihundert Vorträge, Retreats und Seminare gehalten. Vor seiner internationalen Vortragstätigkeit arbeitete er zwei Jahrzehnte lang bei der Krishnamurti Foundation of India (KFI). Mukesh ist der Gründer der School for Self-Inquiry.
Wenn sich das Herz klärt, tritt eine Sehnsucht zutage, ein tiefes, heiliges Verlangen nach Regeneration. In der Klarheit des Herzens können Liebe, Weisheit und Intuition wirken. Sie führen zu Einsicht und Freude.
Wie düster wir die Zeit, in der wir leben, empfinden, hat etwas Subjektives an sich und ist sehr mit den jeweiligen Lebensumständen verknüpft. Und die Empfindung ist eng damit verbunden, ob wir in dem, was wir tun, einen Sinn erkennen können.
Der Clown durchlebt alle Rollen. Die Seelenruhe wird ihm zum Begleiter: ein kleiner, heiterer Raum im Herzen, in den er sich mitten in der Hektik jeder Rolle zurückziehen kann. Ein kleiner heiterer Raum, aus dem Frequenzen der Stille in alles hineinwirken, ganz gleich, was geschieht, ganz gleich, wie unfrei er sich auf seinem Weg gerade erleben mag.
Heiterkeit im scheinbar Aussichtslosen? Heiterkeit in der heutigen Menschheitssituation? Sehr viel wartet auf uns, wenn wir auf die Welt kommen. Aber unser Blick richtet sich am Anfang nicht auf Einzelnes, nicht auf etwas Bestimmtes, sondern geht ins Weite, ins Offene.
Wahre Heiterkeit kann nicht auf der Verdrängung gegenläufiger Gefühle beruhen. Man wünscht sich und anderen möglichst viel Glück. Aber wie, wenn die höchste Glücksempfindung, wenn wahre Heiterkeit einen Menschen voraussetzte, der auch Allertiefstes gelitten haben muss? Wenn Glücksgefühl überhaupt erst möglich wäre in einem durch Lust und Unlust gereiften Herzen?
Die Seele kommt aus einer unendlichen Weite und Freiheit und wird im Körper sozusagen gefangen, und das fühlt sich beengend an. Beim Tod ist es genau umgekehrt, da verlässt die Seele den Körper und es wird erlebt als eine enorme Befreiung und eigentlich als sehr, sehr schön.
Ein von außen betrachtet schwieriger Krankheitsprozess kann auch ein Segen für die ganze Umgebung sein, für die Familie, für den Freundeskreis. Lieber Jo! Vielleicht ist es etwas merkwürdig, dass ich dir heute einen Brief schreibe. So wie früher, als ich dir eine Postkarte aus dem Urlaub oder einen Brief zum Geburtstag geschickt habe. Postkarten und Geburtstagsbriefe sterben heutzutage aus. Aber du, mein lieber Schwager, bist keinesfalls „ausgestorben“, auch wenn du uns im letzten Herbst verlassen hast. In deinem „Weggehen“ hast du uns mit intensivster Lebendigkeit beschenkt.
Der Bardo Thödol, das Tibetische Totenbuch, begleitet den Sterbenden vom Tod zur Reinkarnation. Es ist aber auch ein Wegweiser für das Leben und für das Überwinden von Wiedergeburten. Die aus dem 8. Jahrhundert stammende Schrift Bardo Thödol, die etwas unpassend als das Tibetische Totenbuch bekannt wurde, ist nach einer neueren Definition von Lama Anagarika Govinda … nicht ein Führer für die Toten, sondern für solche, die den Tod überwinden und den Vorgang des Sterbens in einen Akt der Befreiung verwandeln wollen. Mit der englischen Übersetzung des Tibetischen Totenbuchs durch Evans-Wentz im Jahr 1927 wurde dieses Buch im Westen weit verbreitet und in verschiedene Sprachen übersetzt. Der Bardo Thödol wird Padmasambava, der im 8. Jahrhundert den Buddhismus nach Tibet brachte, zugeschrieben. Er galt bis ins 14. Jahrhundert als verschollen und wurde entsprechend der Überlieferung durch Karmalingpa wiederentdeckt und schriftlich fixiert. Die verschiedenen Übersetzungen des Tibetischen Totenbuchs verbreiteten sich in Amerika und Europa schnell, und das nicht nur unter Interessierten an östlicher Religion, Mystik und Theosophie, sondern auch in der westlichen Wissenschaft, hauptsächlich der Psychologie, der Medizin, Physik und der Forschung über Nahtoderfahrungen.
Unser Leben ist ein farbiger Abglanz. Der, der sich in unserem Dasein abbildet, möchte von uns gefunden werden. Wenn das nicht geschieht, sind wir im Außen verloren. Manchmal ändern Ströme ihren Lauf. Die Quelle bleibt am selben Ort und ebenso das Meer, aber der Weg zwischen beiden verläuft anders. Wo früher Wasser strömte, bleiben tote Arme zurück, Tümpel, Teiche, Seen. Sie werden weiter gespeist, von unten durch das Grundwasser, von oben durch den Regen. So bleiben sie indirekt mit dem Strom verbunden, aber zugleich werden sie zu etwas Eigenem. Hierzu schmückt sie die Zauberin Natur, stattet jedes auf seine Weise aus. Ein Auenland entsteht mit herrlichen Orten, Artenvielfalt und wundervollen Biotopen, „Abbildern des Lebens“
Seit Adam gefragt wurde „Adam, wo bist du?“, sind wir auf der Flucht. Wir verstecken uns hinter schönen Worten und Philosophien, verstecken unsere Gefühle und Wünsche vor uns selbst, tun so, als ob uns Andere, die Wirklichkeit und die Tatsachen nichts angingen, schämen uns unserer Handlungen und schöpfen im Verborgenen. Es gibt aber keinen Fluchtweg vor der Wahrheit, vor dem Leben, vor dem Unbekannten, vor Gott. Schließlich stellen wir uns tot. Das ist unser letztes Versteck. Aber das Leben lässt sich nicht täuschen, es ruft und stupst und streichelt und kitzelt und stichelt uns. Dann lachen oder weinen oder verzweifeln oder leiden wir oder wir werden unruhig. Vielleicht stehen wir auf und suchen. Immer werden wir es finden, was wir auch suchen. Tot stellen funktioniert nicht. Tot sein noch weniger. Es gibt nur das Leben.
Lieber Tod, Du bist mein wertvollster Lehrer, ein treuer Begleiter seit meiner Geburt, meine letzte Bestimmung in diesem Leben und meine Inspiration für das Leben. Viele, wenn nicht sogar die meisten, haben schreckliche Angst vor dir, und meistens bin ich einer von ihnen. Du nimmst uns, was wir lieben, du zerstörst, was wir aufgebaut haben, du rüttelst an unseren Bindungen … und ich werde dich nicht anlügen: Es tut höllisch weh. Die meisten von uns sind überzeugt, diesen Schmerz kaum überleben zu können. Deshalb sprechen wir nicht gerne über dich. Du machst uns Angst. Es gibt ein Leben vor und nach dem Verlust, es ist ein Wendepunkt, ein Wendepunkt auch der Erkenntnis. Ein Krisenmoment, den wir mit aller Kraft zu vermeiden versuchen.
Unsere wahre Natur, unsere innere Essenz, bleibt von Wandel und Tod unberührt. In ihr ist der Ursprung allen Verstehens präsent. Das Leben ist eine geheiligte Möglichkeit, sich zu entwickeln, die Wahrheit zu erkennen und zu verwirklichen. Der Augenblick des Todes enthält die beste Gelegenheit zur Erleuchtung. Über den hohen Wert einer Sterbebegleitung.
Tao, die Gottheit und das Licht des Lebens, der kosmische Christus, kennt nur ein Gesetz: allen Geschöpfen, allen Lebenswellen die Möglichkeit zu geben, die ihnen zugemessene, die in ihnen angelegte Entwicklung zu durchlaufen, bis sie sich selbst in den Feldern des Unendlichen finden, bewusst und zweifelsfrei.
Der Ruf aus dem geistigen Urgrund differenziert sich weltweit in viele Strömungen. Sie sind sehr unterschiedlich und doch in der Tiefe miteinander verbunden. Vielleicht bilden sie erst in ihrer Gesamtheit das Menschsein ab, zu dem wir gerufen sind. Auf jeden Fall können wir voneinander lernen. Am 22. September 2023 interviewte Horst Matthäus (H.M.) Uttam Dhakhwa (U.D.), einen spirituellen Lehrer der VIPASSANA-Bewegung in Nepal, für LOGON.
Nicht nur die berühmten Lehrer und Philosophen der „heidnischen“ Antike – Sokrates, Platon und Pythagoras – pflegten mit ihren Schülern rituelle Tänze aufzuführen. Nach einer Überlieferung in den apokryphen Johannesakten, dem sogenannten „Tanzhymnus“, tanzte Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern. Ihr individuelles Erleben weitete sich zu einem gemeinschaftlichen und transzendenten Erleben, zu einer Erfahrung universeller Gesetzmäßigkeiten. Unser ganzes Leben ist Rhythmus und Klang. Rhythmus und Klang durchweben das Universum und bestimmen auf vielfältige Weise unser Dasein auf Erden. „… als heilige Füße vollkommener Tänzer Staub aufwirbelten, wurde die Erde …“, heißt es im Rigveda, der ältesten heiligen Schrift Indiens. Die Veden berichten, dass die Welt aus einem Urklang entstand und alle Materie in bestimmten Rhythmen schwingt. Dem griechischen Philosophen Pythagoras zufolge wurde die Welt durch Klang bzw. Harmonie aus dem Chaos hervorgerufen. Die Beziehungen derPlaneten zueinander setzte er in Proportion zu den musikalischen Intervallen. Jeder Himmelskörper sendet einen ihm eigenen Ton aus und wirkt so mit an der Harmonie der Sphären. In diese kosmischen Gesetzmäßigkeiten ist der Mensch als Mikrokosmos hineingestellt. Sie spiegeln sich in ihm bis hin zu den Proportionen des menschlichen Körpers wider. Wie die Planeten, so sendet auch jeder Mensch einen ihm eigenen archetypischen Klang aus. Philosophen früherer Zeitalter verglichen den Menschen mit einem Monochord, einem Musikinstrument mit einer einzigen Saite, die sich von der Erde bis zum äußersten Ende des Zodiakus erstreckt.
Fraktale sind selbstähnliche Muster, die sich in einer schier unerschöpflichen Gestaltungsdynamik sowohl im Raum als auch in der Chronologie der Zeit wiederholen. Es sind diese uns unbewussten Muster, die das Drehbuch unseres Lebens schreiben. Fraktale Geometrie ist die Art und Weise, wie Struktur in den Raum und analog Ereignisse in die Zeit gebracht werden. Sie ist ein Prinzip, das es schon vor der Schöpfung gab und das der Natur innewohnt.
Ich erkenne staunend, dass das ganze Universum ein buntgewebter Teppich aus unzähligen Schwingungen ist; und jedes Geschöpf hat darin seinen Platz und wirkt durch seine Reaktionen auf den gesamten Teppich ein: Zum Tone möchte man werden und sich vereinen in einem Himmelsgesang. Friedrich Hölderlin
Sie wanderten ziellos umher, ohne einen Zweck in ihrem Dasein zu finden und stellten schließlich auch nicht mehr die Frage danach. Eines Tages trafen sie auf einen sehr großen schlafenden Menschen. Der Riese war so groß, dass er den ganzen Raum einnahm, in dem er schlief. Nichts schien ihn in seinem tiefen Schlummer zu stören.
Das kann man doch nicht sagen! Das ist autoritär. Schon ein dreijähriges Kind entwickelt seinen Eigenwillen. Doch selten wird uns bewusst, dass unser Leben von universellen Gesetzen bestimmt wird.
Wer ist es, der die Wellen bewegt, die mich umfangen und mich in ihren Rhythmus aufnehmen wollen? Wer ruft mich und bittet, dass ich mich auf ihn einlasse, mich ihm anvertraue? Immer gibt es etwas zu tun, zu empfinden, zu denken, wahrzunehmen. Was treibt mich an? Was bewegt mich? Darf ich mal Pause machen? Mal heruntertreten von der Bühne, mal „nicht sein“? Ein Gedicht beginnt mit den Worten: „Gelassen stieg die Nacht ans Land“1. Natürlich, hier ist der Ausweg. Schlafen, träumen – und dann der Tiefschlaf. Die Nacht nimmt mich hinweg; gelassen, ruhig löst sie mich auf in ihren Wogen. Und spült mich erneut ans Land. Mein Bewusstsein setzt sich am Morgen wieder zusammen. Geschieht das von selbst? Wer bringt mein Ich erneut zum Vorschein – und das jeden Tag ein wenig anders? Wie unterschiedlich sind doch all meine Tage und Lebensetappen! Und gleichwohl empfinde ich mich immer als denselben, als dieselbe Individualität. Wie ist das möglich? Wer ist es, der durch all meine Wandlungen hin derselbe ist?
Immer wenn ich aufgewacht bin, weiß ich: Ich habe nur eine Aufgabe – nicht wieder einzuschlafen. Wach zu bleiben und anderen beim Aufwachen zu helfen. Was für eine wundervolle Aufgabe. Immer öfter habe ich das Gefühl, geschlafen zu haben. Immer öfter habe ich das Gefühl, aufzuwachen. Immer öfter habe ich das Gefühl, eine andere zu sein als die, für die ich mich bislang gehalten habe. Aber wer bin ich? Bin ich die, die in meinem Kopf denkt? Oder die, die in meinem Inneren fühlt, sich freut über die Wunder der Natur, Angst hat vor dem Leiden und Sterben, die liebt und ablehnt und beurteilt und alles in ihre Schubladen verpackt, damit das Leben seine Ordnung hat? Bin ich die, die morgens aufsteht und Tag für Tag die fast identischen Dinge tut wie einkaufen, kochen, essen, lesen, waschen, bügeln, Unkraut rupfen, Wohnung putzen, schlafen, träumen?
Der erste Schritt im Erwachen besteht in einem meist unvermuteten und überraschenden und vielleicht sogar überwältigenden Berührtwerden, Ergriffenwerden von einer anderen Weltordnung, einer Wirklichkeit, die der Aufmerksamkeit bislang vollständig entgangen war.
In der heutigen Zeit steht der Mensch vor einer Schranke. Er kann erwachen wie aus einem Albtraum und sich fragen, ob er noch Herr seiner selbst ist. Er kann zur Selbsterkenntnis gelangen und sich dazu entschließen, seinem wahren göttlichen Selbst die Leitung seines Lebens zu übergeben. In diesem Zusammenhang durfte ich eine beglückende Erfahrung machen. Der kosmische Drang zum gleichen Ziel Ist es uns bewusst, dass wir uns in einer spirituellen Einheit mit allen anderen Lebewesen befinden? Alle sind wir Schöpfungen derselben Lebens- und Bewusstseinsquelle. Wir durchlaufen zwar unterschiedliche Entwicklungsschritte, doch drängt jedes einzelne Lebewesen, bis hin zum kleinsten Atom, zum gleichen Ziel, um seinen Platz in der absoluten Harmonie in der Welt des Stoffes und des Geistes einzunehmen. Diese absolute universelle Harmonie verwirklicht sich auf der Grundlage der spirituellen Einheit allen Lebens und ihrer Entfaltung in rhythmischen, pulsierenden Wachstumsprozessen.
Wir sind wach, wenn wir denken und fühlen, uns bewusst in der Welt verorten und in ihr handeln können. All dies fließt in einem individuellen Bewusstseinsfeld zusammen, das sich auch als vier Körper darstellen lässt, die gemeinsam ein Ichbewusstsein hervorbringen. Seit der Zeit der Upanishaden wurde dieses Konzept in leicht variierenden Anschauungen weitergegeben: Demnach besitzt der Mensch einen materiellen Körper und darüber hinaus drei weitere, feinstoffliche: seinen Äther-, Astral- und Mentalkörper. Der Ätherkörper ist Energiezentrale und Willenszentrum, im Astralkörper wohnen die Gefühle, und der Mentalkörper ist der Sitz seines denkenden Bewusstseins. Vom Stoffkörper beginnend, sind die folgenden Körper jeweils feiner und ausgebreiteter, so dass sie die jeweils gröberen durchdringen und auch überragen.
Der achtsam Gewordene übergibt die Schatten des Unbewussten dem Licht des Athanor, dem Ofen der Alchemisten, dem brennenden Herzen.
Vielfach haben Herzstörungen psychische Ursachen. In seinen Reaktionen zeigt das Herz eine eigene Intelligenz.
Das Herz-Sutra ist ein zentraler buddhistischer Text. Er spricht über die „Leerheit“. Alles wesenhafte Sein ist in ihr enthalten.
Der Schöpfer hat ins Samenkorn die künftige Entwicklung gelegt: in das des Baumes die Berufung, Baum zu werden, in das des Menschen die Berufung, Mensch zu werden. In der Tiefe des Herzens ruht der göttliche Funke als ein Samenkorn.
Feuer ist eine schöpferische Urkraft. Sie wirkt im Geistigen, im Seelischen und im Stofflichen. Hier, im Stofflichen, tritt sie uns sehr deutlich vor Augen. Es vergeht nahezu kein Monat, in dem nicht ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch in den Nachrichten gemeldet wird. Das menschliche Denken und Wollen, wie wir es heute erleben, wirkt sich störend auf den Gesamtorganismus der Erde aus.
Ein Spektrum kosmischer Strahlen drängt den Menschen zur Verwandlung.
Wie groß und vielfältig ist die Rolle des Feuers im menschlichen Leben! Seit jeher gibt es „heilige Feuer“, und zugleich erleben wir das unheilige Feuer, das an vielen Orten lodert. Und dann gibt es den inneren Feuertod, den Läuterungsbrand der Seele.
Im antiken Griechenland galten weder das Haus noch der Tempel als heilig, bevor nicht Hestia eingetreten war, die Hüterin des Feuers. Sie lebt heute als archetypische Kraft weiter in unserem Innern und scheint als weibliche Spiritualität in immer mehr Frauen und Männern zu erwachen.
Das Feuer des Prometheus lodert im Menschen, treibt ihn voran, macht ihn zu einem rastlosen Wesen. Doch in all seiner Aktivität verliert er den Blick für die „Lichtung“, das Offene, den Urraum, in dem alles Leben und alle Aktivität stattfinden. Deshalb gilt es, innezuhalten, sich Zeit zu lassen, sich Raum zu geben, beiseitezutreten, damit das Herz weit werden und sich auf das Offene einlassen kann.
Geist und Materie in einen lebendigen Zusammenhang zu stellen, war das Anliegen der Alchemie. In ihr flossen religiöse Erkenntnisse, wissenschaftliche Forschung und die Kunst der Veredelung der Materie zusammen.