Im Gespräch mit Wissenschaftlern: Alles rund um die Kultur und Geschichte des Arabisch-/ Persisch-/ Türkisch - Islamischen Raumes.
Das Osmanische Reich ließ lange viele Gruppen nebeneinander leben. Tanzten sie jedoch aus der Reihe, drohte ihnen Verfolgung und Eingliederungsversuche. So ging es den Kızılbaş Aleviten. Auch wenn diese Gruppe schwer zu greifen ist, gibt sie Einblicke in osmanische Innenpolitik und Geschichtsbilder, die bis heute in der Türkei wirken. Wir begeben uns auf Spurensuche im 16.-18. Jh. mit Dr. Benjamin Weineck von der Universität Heidelberg.
Ende des 19. Jh. waren viele (europäische) religiöse Institutionen im Osmanischen Reich aktiv. So auch die preußische Kaiserswerther Diakonie, deren Diakonissen in Beirut ein Waisenhaus und eine Schule betrieben. Welche Selbst- und Fremdbilder die Diakonissen hatten und was ihre Arbeit über die Vielfalt der Akteur:innen vor Ort aufzeigt, erzählt uns Dr. Julia Hauser, Privatdozentin an der Universität Kassel.
Um 1800 schreiben christliche Händler einander fast täglich Briefe. Darin informieren sie über Ereignisse und Preise in Jerusalem, Damaskus und Damietta, grüßen Freunde und Verwandte und wickeln Zahlungen bargeldlos ab. Viele dieser Briefe haben in einer Sammlung in Gotha überlebt und zeugen auch von den turbulenten Zeiten während/nach der Besatzung Ägyptens durch Napoleon. Was sie über den Alltag und die Beziehungsgeflechte von Händlern im östlichen Mittelmeerraum verraten, erzählt uns Dr. Boris Liebrenz von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
Wege zu Land und zu Wasser durchzogen das gesamte Osmanische Reich. Einige davon stammten noch aus dem Römischen Reich, andere wie die Eisenbahn kamen erst im 19. Jh. dazu. Wie diese Netze ab dem 16. Jh. ausgebaut wurden, wer darauf wie unterwegs war und welche Rolle dabei die Verwaltung hatte, erzählt und Dr. Florian Riedler von der Universität Leipzig.
Amulette waren in der gesamten islamischen Welt verbreitet. Mal dienten sie zum Schutz, mal zur Heilung und auch mal zum Schaden. Neben diversen Formaten bieten die Bilder und Texte auf Amuletten spannende Einblicke in ihre Anwendung sowie kulturelle Überschneidungen - so zum Beispiel für den iranischen Raum zwischen der Spätantike und ca. dem 13. Jh., über den uns Dr. Sarah Kiyanrad von der Ludiwg-Maximilians-Universität in München erzählt.
Bei den großen osmanischen Reformen im 19. Jh. stand das Militär im Vordergrund. Vor allem die Einführung einer Wehrpflicht diente als Mittel zur Ausweitung des Zentralstaates und zeigte gleichzeitig, ob diese erfolgreich verlief. Wie die Wehrpflicht durchgesetzt wurde, was sie uns über Pflichten und Privilegien im pluralen Osmanischen Reich und politische PR verrät, erzählt uns Prof. Dr. Elke Shoghig Hartmann von der Freien Universität Berlin.
Die ersten arabischen Zeitungen entstehen im 19. Jh. Anschließend sprießen auch Zeitschriften in diversen Formaten in der gesamten islamischen Welt und darüber hinaus. Welche Probleme die Herausgeber überwanden, welche Themen die Periodika behandelten und welche Herausforderungen Forscher:innen bei der Masse an Material meistern müssen, erzählt uns Dr. Till Grallert.
Kriegsgefangene spielten eine wichtige Rolle im Osmanischen Reich. Ob als Ruderer auf Galeeren oder unfreiwillige Diplomaten, sie waren fester Bestandteil der Beziehungsgeflechte zwischen den Reichen. Was uns verschiedene Gefangene und ihre Berichte über Diplomatie und Mobilität im 16.-18. Jh. verraten, erzählt uns Dr. Gül Şen von der Universität Heidelberg/Universität Bonn.
Ein Stück omanischen Alltags schlummerte in einem Tonkrug. Darin wurden bei einem Projekt zu Oasis-Siedlungen tausende Briefe und Schnipsel gefunden, davon zahlreiche an den Scheich Muhsin b. Zahran (gest. 1873). Was dieser Fund über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Oman des 19. Jh. verrät, erzählt uns Dr. Michaela Hoffmann-Ruf von der Universität Bochum und dem Qalamos-Portal.
Armenische Gemeinden waren seit jeher tief verwoben mit dem Osmanischen Reich. Als Handwerker, lokale Machthaber oder Bildungseliten gestalteten sie die plurale Gesellschaft mit. Gleichzeitig litten sie immer wieder unter Vertreibung und Gewalt, die nach den Reformen des 19. Jh. in Massakern und dem Völkermord von 1915 mündeten. Was die armenische Erinnerungsgemeinschaft ausmacht, wie Armenier zum Spielball der Großmächte wurden und wie das Projekt Houshamadyan armenisch-osmanischen Alltag rekonstruiert, erzählt uns Prof. Dr. Elke Shoghig Hartmann von der Freien Universität Berlin.
Zum Jubiläum machen wir einen Ausflug nach Japan im 16./17. Jh. Dort werden Manuskripte altbekannter Geschichten mit neuen Bildern illustriert, die Rätsel aufgeben über die Künstler und Kunden. Mit Detektivarbeit und Materialanalyse schafft Dr. Berenice Möller vom Hamburger Exzellenzcluster "Understanding Written Artefacts" Zugang zu dieser kaum bekannten Welt.
Die Worte des Propheten Muhammad wurden gesammelt, überliefert und verschriftlicht. Welche Rolle hadith (etwa: Ausspruch) für Sunniten und Schiiten spielt und welcher Kosmos an Literatur in diesem Zusammenhang entstanden ist, erzählt uns Prof. Dr. Mohammad Gharaibeh von der Humboldt Universität zu Berlin.
Die Charidschiten dienen der frühen Geschichtsschreibung vor allem als Feindbild. Obwohl sie in wichtige politische Machtkämpfe verwickelt waren, bleiben sie in den Quellen oft schemenhaft. Wie sie dargestellt werden und welche Erzählmuster sich daran ablesen lassen, erzählt uns Dr. Hannah-Lena Hagemann von der Universität Hamburg.
Als Heiliger wird Chidr nicht nur in der islamischen Welt verehrt. Er taucht in vielen Quellen und Bildern auf und spielt unterschiedliche Rollen. Wofür er steht und welche Bräuche verschiedene Glaubensgemeinschaften mit ihm verbinden, erzählt uns Prof. Dr. Patrick Franke von der Universität Bamberg.
Mitte des 19. Jh. müssen die Bedirhanis neu anfangen. Als Herrscher in Bohtan sind sie dem Osmanischen Reich zu mächtig geworden und werden nach Kreta verbannt. Von dort bahnen sich einige Familienmitglieder den Weg zurück in die osmanische Elite, andere in die kurdische Bewegung im 20. Jh. Wie die Bedirhanis ihren Platz in der Geschichte sehen und welches Licht sie auf türkische Erinnerungskultur werfen, erzählt uns Jun.-Prof. Dr. Barbara Henning von der Universität Mainz.
Die Wurzeln der Orientalistik laufen durch Leiden und Istanbul im 17. Jh. Diplomaten und Gelehrte lernten die Sprachen, sammelten Manuskripte und studierten die Literaturen des Orients. Wie verschiedene Figuren das Fach prägten und wo ihre Spuren in europäischen Handschriftensammlungen zu finden sind, erzählt uns Dr. Paul Babinski von der Universität Kopenhagen.
Ragip Pascha schaffte es hoch hinaus. Anfang des 18. Jh. stieg er vom Finanzsekretär zum Regierungschef (Großwesir) des Osmanischen Reiches auf. Welche Rolle dabei seine Bildung spielte und wie seine Karriere die kulturellen Verflechtungen dieses Großreiches spiegelt, erzählt uns Prof. Dr. Henning Sievert, Leiter der Abteilung Islamwissenschaft am Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients an der Universität Heidelberg.
Die Auslegung des Korans trieb schon im 9. Jh. hitzige Debatten an. Als einer der ersten entwickelte der Theologe al-Muhasibi eine Art Anleitung, wie der Koran auf verschiedenen Ebenen interpretiert werden kann. Wie dieses Werk die Vielschichtigkeit des Korans und die Diskussionen des 9. Jh. spiegelt, erzählt uns Dr. Berenike Metzler von der Universität Bamberg.
1855 erscheint ein Buch, das zuerst verschrien, dann vergessen und nun gefeiert wird. Darin verarbeitet Faris al-Schidyaq sein bewegtes Leben und die Reformbewegung "Nahda", die das 19. Jh. prägte. Was die "Nahda" ausmachte und wie al-Schidyaq mit seinem Werk die Gemüter erregte, erzählt uns Dr. Christian Junge von der Universität Marburg.
Was sollte ein Herrscher wissen? Vor seinem Machtantritt im Jemen des 13. Jh. sammelt al-Aschraf Umar (gest. 1296) seine Antworten in einer Art Handbuch. Diese "Tabsira" enthält vor allem astrologisches Wissen und setzt damit eine Jahrhunderte alte Tradition fort. Welche Rolle Astrologie im Alltag und am Hof spielte und was die "Tabsira" besonders macht, erzählt uns Dr. Petra Schmidl von der Universität Erlangen.
Die ältesten Karten der islamischen Welt sind in einem Werk aus dem 10. Jh. erhalten. In seinem "Buch der Routen und Reiche" beschreibt al-Istachri nicht nur die (islamische) Welt, er zeigt sie auch in einer Weltkarte und zwanzig Regionalkarten. Wie stellt er sich diesen Raum vor? An welche Traditionen knüpft er an und wieso wird sein Werk fast 1000 Jahre lang kopiert? In dieser Jubiläumsfolge (5 Jahre tmah!) stellt Fabiola Heynen vom Podcast "Ausgesprochen Alt" die Fragen und ich erzähle aus meiner Forschung und zeige viele bunte Bilder.
Musik war in der islamischen Welt überall: MusikerInnen lehrten, reisten und traten zuhause oder am Hof auf. Die Details zum musikalischen Alltag sind allerdings über zahlreiche Quellen in vielen Sprachen verstreut, was die Spurensuche erschwert. Welches Bild wir uns dennoch von der Theorie und Praxis ab 1500 (v.a. in der arabischen Welt) machen können, erzählt uns Dr. Salah Eddin Maraqa von der Universität Freiburg. Als Musiker hält Salah außerdem dieses musikalische Erbe am Leben und gibt uns am Ende der Folge eine Kostprobe davon.
Die älteste Tageszeitung Irans erscheint seit 1926. Damit fällt sie mit dem Machtwechsel zur Pahlavi-Dynastie zusammen, der tiefgreifende Veränderungen für Iran bedeutete. Diese spiegeln sich in der "Ettela'at", die gleichzeitig mit einem neuen Konzept die Presselandschaft prägte. Einblicke in die iranische Pressegeschichte und die Rolle der "Ettela'at" gibt uns Dr. Bianca Devos, Vertretungsprofessorin für Iranistik am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien der Universität Marburg.
Damaskus 1480: Der Notar Ibn Tawq fängt an, eine Art Tagebuch zu schreiben. Zwanzig Jahre lang zeichnet er jeden Tag die Ereignisse in seiner Stadt auf und lässt uns so an etwas Seltenem in Quellen dieser Zeit teilhaben - dem Alltag. Wie sieht sein Leben und Arbeiten aus, wie sein Damaskus? Einblicke in Ibn Tawqs Tagebuch gibt uns Dr. Torsten Wollina, der dazu promoviert hat und nun im DFG-Projekt Orient-Digital arbeitet, dem Verbundkatalog und Portal für orientalische Handschriften mit eigenem Blog und auf Twitter.
Vor allem der Handel verband im Mittelmeer des 14. Jh. zahlreiche Akteure. Durch das Handbuch des Händlers Pegolotti schauen wir uns dieses Miteinander an und welche Faktoren dabei eine wichtige Rolle spielten. Einblicke in diese Welt gibt uns Prof. Dr. Christoph Dartmann, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Hamburg.
Vor allem ab dem 9. Jh. tauchen arabische Bibelübersetzungen auf. Welche Gemeinden übersetzten sie und was sagen uns die erhaltenen Manuskripte über die Verbreitung und Benutzung der arabischen Bibel? Einblicke in die Welt der Bibel auf Arabisch gibt uns Prof. Dr. Ronny Vollandt, Professor für Judaistik am Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die jüdische Familie Camondo baute im 18. Jh. eines der stärksten Handelshäuser in Istanbul auf. Zusätzlich waren die Camondos für die jüdische Gemeinde aktiv und vermittelten auf unterschiedlichen Ebenen zwischen dem Osmanischen Reich und Europa. Wie sie Krisen gemeistert und ihren Erfolg gesichert haben, erzählt uns Dr. Irena Fliter von der Georg-August Universität Göttingen. Dort leitet Irena Fliter ein DFG-Forschungsprojekt zu den Camondos am Lehrstuhl für die Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.
Stiftungen erzählen Stadtgeschichte und spiegeln Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Am Beispiel Aleppos schauen wir uns diese Institution vor allem im 18. Jh. an, erkunden aber auch ihre Ursprünge und den Wandel bis in die Gegenwart. Einblicke in die Welt der Stiftungen gibt und Dr. Stefan Knost, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Interdisziplinäre Regionalstudien der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Vertretungsprofessor in Islamwissenschaft an der Universität Heidelberg im WiSe 20/21.
Nach über 300 Jahren osmanischer Herrschaft wurde Rhodos 1912 von Italien besetzt. Wir schauen uns diesen Übergang an und entdecken Rhodos als Spiegel großer politischer Konflikte und Entwicklungen. Einblicke in diese Zeit des imperialen Wandels gibt uns Dr. des. Andreas Guidi, der Akademischer Mitarbeiter der Professur für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Konstanz ist.
Unter den Besuchern der ersten Weltausstellung in London 1851 war ein osmanischer Reisender. Dieser veröffentlichte seine Eindrücke anonym im "London-Reisebericht" und lässt uns daran teilhaben, wie er London, seine Bewohner und auch sich selbst sah. Einblicke in dieses Zeugnis von Selbst- und Fremdbildern gibt uns Dr. Veruschka Wagner, die Postdoktorandin in der Abteilung für Islamwissenschaft und Nahostsprachen des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn ist und im DFG-Schwerpunktprogramm Transottomanica zur Mobilität von Sklaven in Istanbul im 17. Jh. forscht.
Die Hafenstadt Dschidda im heutigen Saudi-Arabien ist seit vielen Jahrhunderten ein Knotenpunkt für Pilgerreisen, Handel und vieles mehr. Wir schauen uns Dschidda im 19. Jh. an und erkunden, was diese Stadt so besonders macht und wie sie die Veränderungen des 19. und 20. Jh. gestaltete. Einblicke in Dschiddas Geschichte und Gegenwart gibt und Prof. Dr. Ulrike Freitag, Direktorin des Leibniz-Zentrums Moderner Orient und Professorin am Institut für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Die Familie Rallis baute aus dem Osmanischen Reich heraus ein internationales, reiches und langlebiges Handelshaus auf, das allerdings kaum bekannt ist. Wir schauen uns die Rallis als Teil der Globalisierungsgeschichte des 19. Jh. an und fragen, was diese Familie besonders macht, wie sie mit den Herausforderungen der Globalisierung umging und warum sie kaum Spuren ihres Imperiums hinterließ. Einblicke in die Welt der Rallis gibt uns Dr. Anna Vlachopoulou, die Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für die Geschichte Osteuropas und Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist und ihm Rahmen des DFG-Forschungsverbundes Transottomanica zu den Rallis forscht.
Im 9. Jh. werden zahlreiche Werke ins Arabische übersetzt, darunter griechische Philosophen. Der Gelehrte al-Kindī treibt solche Übersetzungen nicht nur voran, sondern versucht die griechischen Quellen u.a. für die islamische Theologie fruchtbar zu machen. Al-Kindīs Leben, Werk und Erbe beleuchtet für uns Prof. Dr. Peter Adamson, der den Lehrstuhl für spätantike und arabische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München leitet. Peter Adamson macht außerdem den Podcast History of Philosophy without any gaps.
Aussagen über Himmel und Hölle sind über den gesamten Koran und die prophetische Tradition (Sunna) verstreut - wie es dort aussieht, wer sie bewohnt und was dort alles passiert. Mithilfe von Prof. Dr. Christian Lange von der Universität Utrecht fügen wir die Puzzleteile zu einem größeren Bild dieser Orte zusammen und schauen uns auch an, wie historische Quellen sowie die Forschung damit umgehen.
Im 13. Jh. verfasst al-Qazwini eine Enzyklopädie über die irdischen und himmlischen Sphären, die reich bebildert ist. Dieses Nachschlagewerk erfreut sich nicht nur zu seinen Lebzeiten großer Beliebtheit, sondern wird über viele Jahrhunderte hinweg kopiert und übersetzt. An welche Tradition schloss al-Qazwini an und was machte sein Werk so besonders? Einblicke in die Welt der sogenannten Kosmographie gibt uns Prof. Dr. Syrinx von Hees, die Professorin für Arabische Literatur und Rhetorik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist
Ab dem 14. Jh. tauchen vermehrt kleine und teils winzige Korane in der islamischen Welt auf. Obwohl Hunderte dieser Miniaturhandschriften in Archiven weltweit liegen und diese Korane noch heute Teil des muslimischen Alltags sind, schweigen sich die historischen Quellen zu ihrer Funktion und Verwendung aus. Um uns ein Bild von den sogenannte Miniaturkoranen zu machen, begeben wir uns auf Spurensuche: Neben den wenigen Erwähnungen in Quellen schauen wir uns vor allem die verschiedenen Formen und ihre Verbreitung an, um mögliche Funktionen zu rekonstruieren. Dafür spreche ich mit Dr. Cornelius Berthold, der ein Projekt zu Klein- und Rollenkoranen am "Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa" der Universität Hamburg durchgeführt hat und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Orientalistik der Universität Jena ist.
Die Ideen der Aufklärung zirkulierten über viele Grenzen hinweg, auch in der islamischen Welt. Am Beispiel des iranischen Intellektuellen Mirza Agha Khan Kermani (19. Jh.) schauen wir uns an, was diskutiert wurde und wer an diesem transregionalen Diskurs teilnahm. Einblicke in den Aufklärungsdiskurs und die Welt von Kermani gibt uns Dr. Roman Seidel, der Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin ist.
Wissen und Wissenschaft spielten eine wichtige Rolle in der islamischen Geschichte. Daher schauen wir uns an, was gelehrt wurde, wo und wie sich Autoren gute Lehre vorstellten. Einblicke in die Institutionen und Praktiken von Bildung gibt uns Prof. Dr. Sebastian Günther, der Direktor des Seminars für Arabistik und Islamwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen ist.
Die Weltchronik von Khondamir (15./16. Jh.) lässt uns tief in die Dynamik der Geschichtsschreibung blicken: Welche Rolle spielten Chroniken für Herrscher in der islamischen Welt? Wessen Geschichten erzählen sie uns mit welcher Absicht? Und was macht ein Historiker mit seinem Text, wenn er von einem schiitischen zu einem sunnitischen "Arbeitgeber" wechselt? Einblicke in die Welt der Geschichtsschreibung allgemein und Khondamirs Chronik speziell gibt uns Dr. Philip Bockholt, der Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Orientalischen Institut der Universität Leipzig ist.
Ab dem 15. Jh. taucht im persischsprachigen Raum ein neues Buchformat auf: Alben, in denen Herrscher Kalligrafie und Malerei zu Juwelen in ihren Sammlungen komponieren lassen. Zum Entzücken gedacht, verbreiten sich Alben von Indien bis nach Istanbul und geben wertvolle Einblicke in Vorstellungen von Ästhetik sowie das Kunsthandwerk in der islamischen Welt. An welche Tradition schließen Alben an? Wie wurden sie hergestellt und gestaltet? Was passierte mit Alben in den Händen von Sammlern und Museen außerhalb der islamischen Welt? Einblicke in diese prachtvolle Welt gibt uns Dr. Friederike Weis, die am Berliner Museum für Asiatische Kunst ein DFG-Projekt zu indischen Alben leitet (in Kooperation mit dem Museum für Islamische Kunst; „Indische Alben der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen Tradition und Dokumentation: Die Polier- und Swinton-Alben in den Staatlichen Museen zu Berlin“)
Um Damaskus als Zentrum der Gelehrsamkeit hervorzuheben, präsentierte Ibn Asakir (gest. 1176) Biographien bedeutender Persönlichkeiten in seiner "Geschichte von Damaskus". Als biographisches Lexikon ist sein Werk nicht nur ein wichtiges Nachschlagewerk, sondern vor allem ein Spiegel seiner Zeit und seiner Perspektive auf die Stadt. Warum und für wen Ibn Asakir sein Werk verfasste und wie es sich ins Genre der biographischen Lexika einreiht, erklärt uns Dr. Paula Manstetten, die Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ist (https://www.uni-bamberg.de/hist-ng/personen/dr-paula-manstetten/).
Wir blicken auf die Zeit der Tanzimat (umfassender Reformen) ab 1839 und begleiten das Osmanische Reich bis zu seinem Ende nach dem Ersten Weltkrieg. Wie kam es zu den Reformen und welche Transformationen erlebte das sprachlich, kulturell und religiös vielschichtige Osmanische Reich im 19. und 20. Jh.? Einblicke gibt uns Prof. Dr. Christoph Neumann vom Institut für den Nahen und Mittleren Osten an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (Lehrstuhl für Türkische Studien).
Im Projekt "Multaka: Treffpunkt Museum" bilden vier Berliner Museen syrische und irakische Geflüchtete zu Guides fort, damit diese Führungen für andere Geflüchtete und Newcomer anbieten. Kostenlos und niedrigschwellig schaffen diese Führungen Raum, um sich über Migration, geteiltes Erbe und parallele Geschichte auszutauschen. Ursprünglich auf Arabisch angelegt, gibt es mittlerweile auch deutsche und englische Führungen und überhaupt erfreut sich das vom Museum für Islamische Kunst initiierte Projekt großer Beliebtheit. Wie das Projekt begann, expandiert und bei den Guides und dem Publikum ankommt, erzählt uns die Ko-Koordinatorin von Multaka, Salma Jreige.
Wir blicken ins 9. Jh.: Im Kontext der beiden Dichter Abu Tammam und Ibn al-Rumi, die den modernen Stil prägten, ergründen wir die Rolle der Arabischen Dichtung am Hof und für die Eliten. Wie sich arabische Dichtung entwickelte, wer für wen dichtete und warum Abu Tammam und Ibn al-Rumi besonders waren, erklärt uns Prof. Dr. Beatrice Gründler, Leiterin des Seminars für Arabistik an der Freien Universität Berlin.
Wie ging es im Iran unter den Qajaren (1789-1925) weiter? Wie entwickelten sich die Beziehungen zu den Großreichen Russland und Großbritannien und was veränderte die Verfassungsrevolution? Spannende Einblicke in die Geschichte und Gesellschaft unter den Qajaren bietet uns Prof. Dr. Christoph Werner, Professor für Iranistik am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien an der Philips-Universität Marburg.
Seit über 100 Jahren stellt das Museum für Islamische Kunst in Berlin Architektur, Keramik, Buchmalerei und vieles mehr aus der islamischen Welt aus. Welche Idee hinter der Gründung des Museums steckte und in welcher gesellschaftlichen Rolle es sich heute sieht erklärt uns der Direktor, Prof. Dr. Stefan Weber.
Vor etwa 40 Jahren entdeckte die Kuratorin des Islamischen Museums in Jerusalem, Amal Abu l-Hajj, völlig unverhofft einen Schatz: In einer Ecke des Museums fand sie ganze Stapel von Rechtspapieren, die aus dem 14. Jh. stammten und die Arbeit eines Jerusalemer Richters dokumentierten. Diese einzigartigen Zeitzeugen lassen uns in die Praxis des Islamischen Rechts in einer Stadt unter mamlukischer Herrschaft eintauchen und geben seltene Einblicke in den Arbeitsalltag eines Gerichts. Welche Rolle dabei der Kadi und seine Zeugen spielten und wie diese Dokumente unser Bild vom Islamischen Recht verändern, erklärt uns Dr. Christian Müller vom Institut de recherche et d'histoire des textes in Paris (https://www.irht.cnrs.fr/?q=fr/annuaire/muller-christian).
Seit über 100 Jahren schlummerte in der Forschungsbibliothek Gotha ein Schatz: das Notizbuch des Webers Kamal ad-Din aus Aleppo, der im 16. Jh. seine Begegnungen mit Offizieren, anderen Händlern und Bekannten anderer Religionen aufschrieb. Somit gibt er uns einzigartige Einblicke in den Alltag im osmanischen Syrien, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen. Unabhängig voneinander haben Prof. Kristina Richardson (City University of New York) und Dr. Boris Liebrenz (FU Berlin) dieses Notizbuch vor einigen Jahren entdeckt und werden es demnächst als Edition (gedrucktes Buch mit wissenschaftlichen Studien) veröffentlichen. Als exklusive Sneak-Preview spreche ich in dieser Episode mit Boris über die Geschichte dieses (bislang) einzigartigen Notizbuches, seine Inhalte und seine Bedeutung für die historische Forschung.
Von Zentralasien aus eroberten Nachkommen von Dschingis Khan (gest. 1227) und Timur (gest. 1405) nach und nach den indischen Subkontinent und bildeten das Mogulreich, eine der langlebigsten Dynastien in der islamischen Geschichte (1526-1858). Welche administrativen und kulturellen Veränderungen brachten sie mit sich? Wie gestalteten sie das Zusammenleben der vielen unterschiedlichen Ethnien und Religionen in ihrem Reich? Wie zeichnete sich ihre künstlerische Selbstdarstellung aus und wie wurden sie in Folgezeiten gesehen (u.a. von den Briten)? Einblicke und Antworten zu diesen Fragen bietet uns Prof. Dr. Eva Orthmann, die zur Zeit der Aufnahme Professorin für Islamwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn war. Seit April 2018 ist Prof. Dr. Orthmann Direktorin des Seminars für Iranistik an der Georg-August-Universität in Göttingen (https://www.uni-goettingen.de/de/582119.html).
Nachdem meine Dissertation nun eingereicht ist, geht es endlich mit höherer Frequenz weiter und wir steigen gleich mit einem sehr komplexen Thema ein, dem Islamischen Recht: Worauf baut es auf und wie hat es sich entwickelt? Was ist die Scharia? Worin unterscheiden sich islamische Rechtsschulen? Welches Verhältnis bestand und besteht nach wie vor zwischen dem Islamischen Recht und politischen Herrschern? Einblicke und Antworten auf diese Fragen bietet uns Prof. Dr. jur. habil. Hans-Georg Ebert am Orientalischen Institut der Universität Leipzig, mit dem wir zum Ende der Folge auch ins 20. Jh. sowie nach Deutschland heute blicken.
Die Safaviden (1501-1722) haben wir bereits als Widersacher der Osmanen kennengelernt und nun schauen wir sie uns genauer an: Nach den Ilkhaniden etablierten sie das nächste Großreich in der Region des heutigen Iran. Waren sie als schiitische Herrscher anders als ihre Vorgänger? Wie wirkte sich ihre Position zwischen den beiden anderen islamischen Großreichen, den Osmanen und Moguln, auf ihre Herrschaft aus? Und wo schlummern in Europa heute noch unerschlossene Quellen zu dieser Dynastie, die im deutschen Forschungsraum wenig Aufmerksamkeit bekommt? Einblicke und Antworten zu diesen Fragen bietet uns Dr. Tilmann Trausch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn im Sonderforschungsbereich 1167 „Macht und Herrschaft – Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive“.