Ein Interview-Podcast mit Musikerinnen und Musikern, die ein Zeichen setzen, die sich wehren gegen gesellschaftliche Normen, die es auf ihre Art schaffen, Haltung zu zeigen.
Ferocious Dog ist eine Folk-Punk Band aus Großbritannien, die eigentlich schon sehr lange existieren, in den letzten Jahren aber immer bekannter wurden. Ihr letztes Album "The Hope" landete auf Platz 11 in den UK Charts und auf Platz 1 in den Folk-Charts. Ich hatte vor rund 2 Jahren den Geiger Dan Booth interviewt, ohne ihn zu treffen, über Skype. Der Gründe: 1. Corona, 2. Die Schwierigkeit in München Venues zu finden, wo sie spielen konnten. Jetzt aber hat die Band in München im Backstage gespielt. Allerdings ohne Dan. Warum erklärt Ken im Podcast – und auch zum Thema Politik in Großbritannien hat der bekennende Sozialist einiges zu sagen.
Waseem ist Aktivist bei vielen sozialen Projekten, die immer wieder was mit Musik zu tun haben
Die Bridge City Sinners sind eine Folk-Punk-Band aus den USA, aus Portland, Oregon. Sie spielen nur mit akustischen Instrumenten wie Kontrabass, Akustikgitarren, Banjo und Banjolele - und selbstverständlich Geige! Deren Musik lebt zum einen vom Songwriting – mal düster, mal mit einer Portion Klezmer – und vor allem auch von der Stimme der Leadsängerin Libby Lux: Brilliant, wie sie damit spielt und in die absurdensten Klangdimensionen immer wieder abdriftet, inhaltlich spielt sie bei ihren Lyrics immer wieder mit dem Satanismus. Nach dem Motto: Wir lassen uns nichts verbieten! Verständlich in einem Land, in dem der christliche Glaube immer wieder von der Politik geklaut wird. Ich durfte mich mit ihr unterhalten, als ich – aus einem anderen Anlass – bei ihrem Konzert dabei war.
Kultur Shock ist eine Band, die in den 90ern gegründet wurde, in den USA, in Seattle. Mit dabei: Srđan Jevđević alias Gino, in seiner damals noch jugoslawischen Heimat war er bekannt mit seiner damaligen Band Gino Banana. Mit ihm hat Chaspa gesprochen, für die Talk-Reihe vom BalkaNET e.V. Ming(R)a-Talks. Hier könnt ihr - mit freundlicher Genehmigung vom BalkaNET - das Gespräch in voller Länge hören, in dem Gino über den Sinn und Unsinn von kommerziellem Erfolg in der Musikbranche spricht und über Aktivismus als Musiker.
Pussy Riot - eine Band, ein Künstler-Kollektiv, das in den letzten Jahren in Russland Haltung bewiesen hat und dafür in Kauf genommen hat, dass einzelne Mitglieder des Kollektivs immer wieder ins Gefängnis mussten, vor allem wegen der Aktion in der orthodoxen Kirche vor zehn Jahren, wo sie gegen Putin und die russische Kirche ansangen. Mitte Mai '22 waren sie zu Gast in den Münchner Kammerspielen - und was sie dort boten, war mehr als ein Konzert. Es war ein Konzert kombiniert mit eine starken Videopräsentation, die bei jedem Stück im Hintergrund zeigte, was die Lead-Sängerin und Aktivistin Maria Aljochina in ihrer Zeit im Gefangenenlager erleben, erdulden musste. Ich war dort und hab mich mit Band-Kollegin Olga Borisowa kurz unterhalten und deren spannende Podiumsdiskussion verfolgt. Und darin fordert sie vor allem eins: Einen Boykott von russischem Öl- und Gas.
Andrei Vinnik ist ein toller Pianist und Sänger, den ich im Import-Export in München kennengelernt habe. Bei der Singer-Songwriter-Session spielte er drei Lieder, die Musik stammte von ihm, die Texte allerdings nicht. Er nimmt lyrische Texte, Gedichte von bekannten LyrikerInnen wie Bertold Brecht oder Hannah Arendt und denkt sich eine Melodie dazu aus und singt sie mit Klavierbegleitung. Darüber hab ich mich mit ihm unterhalten und auch über seine russischen Wurzeln und darüber, wie er seit Kriegsbeginn zu seinem Land steht. Ihr wollt auch mal zur Singer-Songwriter-Session kommen? Hier der Link: https://www.facebook.com/openstagesession
Leider kam ich in dem letzten Monat nicht dazu, ein Gespräch zu führen mit einer Künstlerin oder einem Künstler - warum? Das erfahrt Ihr, wenn Ihr in diese Folge reinhört. Denn: Ich hab für ein wenig Ersatz gesorgt.
Titus Waldenfels ist ein Multiinstrumentalist, in seinem Wohnzimmer türmen sich die Gitarren, Geigen, Streichinstrumente liegen in den Ecken – und Titus ist ein Musiker, der alle diese Instrumente spielen kann. Und sogar sehr gut spielen kann! So gut, dass er ständig gebucht wird: Bevor wir uns trafen, war er auf Reisen in Übersee, spielte dort jeden Abend in irgendwelchen kleinen Clubs. Zurück daheim steht er auch wieder auf der Bühne. Fünf Gigs pro Woche sind keine Seltenheit bei ihm. Titus lebt anscheinend auf Bühnen, auf den Kleinkunstbühnen dieser Welt. In dieser Episode erzählt er, wie er das schafft und – was er in den letzten zwei Jahren getan hat, als das nicht immer ging. (Copyright Foto: Tibor Bozi)
Die Truppe "Beatprotest" spielt nicht in irgendwelchen Clubs oder Konzerthallen - und sie spielt immer wieder mal vor begeistertem Publikum. Denn die Band "Beatprostest" spielt ausschließlich bei Demonstrationen – für Klimaschutz, gegen Krieg, gegen Rassismus. Welche Songs muss man dafür üben? Welche wünscht sich das Demo-Publikum? Und: Sind sie sich immer einig, für wen oder was sie mit ihren Instrumenten demonstrieren wollen? Das und noch mehr erzählen Katharina, Marc und Felix in dieser Folge Atti-Tune.
Ellis Prince White gehört zu den Musikerinnen und Musikern, die eine gemeinsame Band gegründet hatten und die über das Münchner Migrations- und Kulturzentrum Bellevue di Monaco zueinander fanden. Der Name der Band: Vue Belle. Die Mitglieder: Geflüchtete wie auch MünchnerInnen. In diesem Podcast Ellis Prince White über die Arbeit in dieser Band und auch über seine musikalische Arbeit an seinem Soloprojekt – in der er auch seine eigene Geschichte nicht verschweigt.
The Borghild Ghost – das ist das Solo-Projekt des Gitarristen und Sängers Andy Kühn. Andy war in den 90er Jahren mit seiner Band Shiny Loons am Niederrhein sehr gefragt, die Band veröffentlichte einige Alben. Deren Musik ging in die Richtung der US-amerikanischen Band Weezers: 60er-Gitarren-Sound auf modern gemacht. Heute spielt Andy zum einen in meiner Band The March, zum anderen hat er die letzten Corona-Monate in seinem Keller verbracht, seinem kleinen Studio, in dem er an seinem Solo-Projekt arbeitete. Herausgekommen ist ein Album in einem anderen Stil, die eher in Richtung Psychedelic-Indie geht, der Name: „Industrial Cuteness“. Andy hätte live gespielt am 27.11.2021 bei unserem Benefiz-Abend fürs Münchner Migrations- und Kulturzentrum Bellevue di Monaco. Das konnte Corona-bedingt dort nicht stattfinden. Stattdessen haben wir es verlegt in mein Wohnzimmer. Hier könnt Ihr ausnahmsweise keinen Laber-Podcast hören, sondern Musik: Der erste Live-Auftritt von Andy mit The Borghild Ghost.
Justin Sullivan ist einer der Gründer und der wichtigsten Songschreiber der britischen New Model Army. Im letzten Jahr wollten sie eine Tour machen, anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens. Für November war auch ein Auftritt im Münchner Backstage geplant. Doch da wurde nichts draus. Die Tour wurde verschoben. Corona. Was hat die Band dann gemacht? Sie hat ein Online-Jubiläums-Konzert für ein weltweites Publikum durchgeführt. Deutlich länger als normale Konzerte, mit Chatroom für die Zuschauenden. Und sie haben – zur Freude vieler Fans, die selbst auch Musik machen – von einem Song auf ihrem letzten Studioalbum die einzelnen Spuren online zur Verfügung gestellt, so dass jeder sie sich downloaden und selbst Instrumente oder Gesang dazu spielen konnte. Zuletzt hat dann Justin auch noch sein Soloalbum veröffentlicht. Damit war er dann auch auf Tour, er ganz allein, auch im Münchner Backstage, wo ich ihn getroffen habe.
Zainab hat schon als Kind Musik gemacht – und sie war gut darin! Bei „Jugend musiziert“ hatte sie auf der Blockflöte den ersten Platz geholt. Die Folge: Eine Sehnenscheidenentzündung. Sie sah die Nachteile vom professionellen Musizieren. Was sie mit Musik eher schaffen wollte: Sie wollte Menschen helfen. Sei es mit sozialen Projekten für Geflüchtete auf der Insel Lesbos, sei es bei einer Studienreise nach Indien, wo sie mit Kindern aller Schichten gemeinsam musizierte. Sie ist Musiktherapeutin, im Moment leitet sie wöchentlich das Projekt „Music of hope“ in Dortmund, wo hauptsächlich Geflüchtete gemeinsam spielen – im Podcast Atti-Tune erzählt sie über Empowerment durch Musik.
Bandmitglieder von 2 Bands aus Großbritannien durfte ich in den zwei Jahren interviewen, die beide einer Szene angehören, die ich nur den Britischen Inseln zuordne: Jez Cunningham, Bassist von den Levellers war der eine Gesprächspartner und Dan Booth von Ferocious Dog war der andere. Jez erzählt über das Musikfestival, das die Levellers selbst gegründet haben, mit dem die Band seit vielen Jahren ihre Community versammelt und wo außer den Levellers auch viele andere Bands spielen – ohne große Werbung und sehr familienfreundlich. Eine der Bands, die dort öfter zu Gast ist, ist Ferocious Dog. Sie machen ganz ähnliche Musik und haben vermutlich recht ähnliche Fans wie die Levellers. Dan erzählt mir über die Entstehung der Band und über seinen Bruder Lee, der traumatisiert von einem Militäreinsatz in Afghanistan zurückkehrte und sich das Leben nahm. Auch Lees Schicksal hat die Band, hat deren Songs geprägt. Jez und Dan kennen sich beide gut, zuletzt hatten sie geplant, einen gemeinsamen Podcast zu produzieren.
Asmir alias Chaspa ist ein Mensch, der sowohl als Musiker, als Künstler, als Organisator, als Sozialarbeiter und als Netzwerker in jeder Funktion eines nicht außer Acht lässt: Haltung zu zeigen! Er ist in Bosnien-Herzegowina aufgewachsen, hat als Jugendlicher zum ersten Mal in Garagen in Bands gespielt, wo er und seine Freundinnen und Freunde nicht von Granaten getroffen werden konnte. Als Teenie spielte er in einer Band, die hatte den Namen „Holocaust“, später hat sie sich umbenannt zu „Srebrenica“ – früh hat er somit gelernt, was „Attitude“ bedeutet. Im Atti-Tune-Podcast erzählt er vieles über seinen musikalischen Werdegang und warum er Bosnien verlassen hat und jetzt in München lebt.
Markus „Marcanus“ Reiser ist ein Musiker, der schon in vielen Bands das Keyboard bedient hat und damit auch recht erfolgreich war, er spielte unter anderem in den 90ern auch in der Band „Heinrich beats the drum“. Doch vor einigen Jahren entdeckte er das Didgeridoo. Davon war er so fasziniert, komponierte Songs mit dem Didgeridoo, häufig mit einem Hang zum Mystischen. Jetzt ist sein Solo-Album erschienen. Markus erzählt über die Entstehungsgeschichte des Albums, über seine Erfahrungen beim gleichzeitigen Spielen von Didgeridoo und Keyboard – und er gibt einen Einblick in seine Didgeridoo-Workshops in der neuen Episode meines Atti-Tune-Podcasts.
Das Freiburger Orchester Con Anima ist ein Orchester, indem grundsätzlich jede und jeder mitspielen kann, unabhängig von der musikalischen Ausbildung und: unabhängig von der Herkunft. 2018 wurde das Orchester gegründet, seither spielen hier Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen, darunter auch Geflüchtete. Einige mussten die Instrumente erst erlernen, wie zum Beispiel Badreesh, der aus Indien stammt und in Freiburg durch das Geigenspiel und im gemeinsamen Musizieren mit dem Orchester auch das Selbstbewusstsein fand, sein Können bei einer Aufführung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich rede mit Badreesh und mit der Musikerin und Gründerin Carola Christ in meinem Podcast Atti-Tune unter anderem über die Gründe, warum das Orchester con anima überhaupt entstand.
Konstantin Dupelius beschreibt sich auf seiner Webseite mit drei Worten: Klavier, Elektronik und Komposition. Seine Fähigkeiten konnte er bereits durch mehrere Werke beweisen, wie zum Beispiel durch seine Mitarbeit bei der Komposition der Oper "1000 Kraniche" bei den Salzburger Festspielen. Doch er verfolgt mit seiner Arbeit nicht nur musikalische Ziele, sondern auch politische: Bei einem künstlerischen Projekt will er, gemeinsam mit einem Kollektiv, sich mit "zentralen politischen Fragen im internationalen Kontext" auseinandersetzen – und arbeitet mit Künstlerinnen und Künstlern aus Bosnien-Herzegowina und Ruanda zusammen. Wie die Idee entstanden ist, wie die Zusammenarbeit funktioniert erzählt er in dieser Atti-Tune-Podcast-Episode.
Die britische Folk-Punk-Band Ferocious Dog gibt es eigentlich laut Wikipedia schon seit den 90ern, sie spielten am Anfang Coversongs in den Pubs. Vor ein paar Jahren erst haben sie dann aber ihre ersten Alben veröffentlicht und dann waren irgendwann mal die Pubs zu klein. Sie spielen normalerweise in großen Hallen und bei vielen Festivals in Großbritannien. Außerdem sind die Bandmitglieder, vor allem Sänger und Gitarrist Ken und Geiger Dan sehr engagiert im sozialen Bereich. Das könnte was zu tun haben mit Kens und Dans Familiengeschichte, Ken ist der Stiefvater von Dan. Im Gespräch für diesen Podcast hat Dan dazu einiges erzählt, sehr ehrlich und sehr persönlich über seine Eltern – und über seinen verstorbenen Bruder Lee.
David Saam ist ein Alleskönner: Er spielte und spielt immer noch in vielen Bands, hat sich viele Künstlernamen zugelegt und alles mit einem Ziel: Seiner Heimat eine Stimme zu geben, die über alle Generationen auch gehört wird. So hat er auch das jährliche Musikfestival "Antistadl" mitinitiiert, wo Bands aus Franken oder mit Verbindungen zu Franken spielen und er - gemeinsam mit seinem Kompagnon - den Abend moderiert unter den Namen Marihuanne und Kiffae. Das Festival wollte zu Beginn den Musikantenstadl persiflieren, heute sagt David: "Wir haben gewonnen, den Musikantenstadl gibt es nicht mehr". Aber warum macht David das? Das erzählt er im Podcast Atti-Tune.
Der Wettbewerb in der professionellen klassischen Musik ist oft hart, jede und jeder will immer das Beste zeigen, will beweisen, dass sie oder er grandios musizieren kann, dass sie entsprechendes Talent haben. Und dass sie ihren Preis, ihre Bezahlung auch verdient haben. Doch darum geht es den Musicians for solidarity nicht. 5 junge Musikerinnen und ein Musiker haben sich im letzten Jahr zusammengetan, um gegen diesen Konkurrenzdruck ein Zeichen zu setzen. Deren Argument: Wir können alle wunderbar musizieren, aber – wir können auch ohne beruflichen Druck Menschen glücklich machen. Davon profitieren konnten dann Berufskolleginnen oder auch Geflüchtete. Wie und warum erfahrt Ihr im Atti-Tune-Podcast.
Die Deutsche Chorjugend schaffte im Lockdown im Frühjahr 2020 einen Rekord: In Koproduktion mit dem Sächsischen Chorverband bewegte sie über 1.000 Sängerinnen und Sänger dazu, an Deutschlands größtem virtuellen Chor teilzunehmen, um das neu komponierte Stück "#zusammenSINGENwirSTÄRKER" zu vertonen – seit Anfang Mai ist der Chor online abrufbar. Im Herbst wurden sie dann auch mit dem Opus Klassik geehrt mit dem Sonderpreis für die "herausragende Kreativleistung während der Pandemie". Nina Ruckhaber und Maximilian Stössen von der Chorjugend waren an der Organistation des Ganzen beteiligt und erzählen im Podcast etwas über die Hintergründe und über andere Aktivitäten, mit denen der Verband immer wieder auch gesellschaftspolitische Haltung zeigt.
Rouddy Kimpioka und sein Band-Projekt mit Geflüchteten und Einheimischen
Andrea Pancur ist eine Allrounderin: Kulturmanagerin, Workshopleiterin und Musikerin, für viele bekannt als Mitglied der bayerisch-jiddischen Gruppe Alpen-Klezmer. Eines haben ihre verschiedenen Tätigkeiten gemein: Überall spielt ihre Leidenschaft für jiddische Musik und Kultur eine große Rolle. Dabei hat sie selbst keine jüdischen Wurzeln, allerdings slowenische. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, erzählt die Musikerin mit Haltung in meinem Podcast Atti-Tune.
Für mehrere Tage wurden Geflüchtete, wie auch Musikerinnen und Musiker aus dem europäischen Ausland eingeladen, um unter Anleiteitung von Workshop-Leiterinnen und Leitern eigene Songs zu Papier zu bringen und sie anschließend auf einer öffentlichen Bühne zu präsentieren. Ich sprach mit Manuela und mit Francesca, die mit der Europäischen Union der Musikwettbewerbe für die Jugend, kurz EMCY, für die Organisation zuständig waren. Eine Stunde lang haben sie sich Zeit genommen, um über dieses faszinierende Projekt zu reden, um von ihren persönlichen, beeindruckenden Erfahrungen mit dem Workshop und mit dem Umgang mit Geflüchteten zu erzählen.
Ich hatte mich ab März immer wieder Mal mit einigen Musikerinnen und Musikern, mit Veranstaltern unterhalten, außerhalb der üblichen Episoden und dazu jeweils kürzere Podcasts veröffentlicht. In dieser Sommerepisode habe ich ein paar Gespräche zusammengeschnitten – als fast schon zeitgeschichtlicher Rückblick auf die die erste Jahreshälfte 2020, in der Musikerinnen und Musiker Haltung zeigen mussten, auch um weiter zu bestehen. Die Band Deitsch, das Projekt "Sing ein Lied in Deiner Stadt", die Glockenbachwerkstatt und ein Bamberger Nachbarschaftsprojekt erzählen, wie sie mit der Situation umgegangen sind.
Die Band Lucile and the Rakibuam hätte im Februar spielen solle anlässlich das rechtsextremen Anschlags in Hanau. Doch dann kam Corona. Im Juli konnten sie es dann nachholen, mit Erfolg. Ich habe mich mit dem Sänger und Perkussionisten Tuncay Acar eine Stunde lang unterhalten, der mit dem Konzert öffentlich zeigte, dass wir solche Themen nicht einfach ignorieren dürfen, dass sie weiterhin ihre Relevanz behalten – trotz Pandemie. Tuncay ist in München stadtbekannt als Musiker aber auch als Veranstalter. In dem Gespräch plädiert er offen für einen Kampf gegen Rassimus, bei dem wir vergessen müssen, erst bei den rechtsextremen Attentätern anzufangen ...
Alle paar Wochen steht Kathrin Feldmann auf dem Münchner Odeonsplatz. Gemeinsam mit einem Haufen Musikerinnen und Musikern aus unterschiedlichsten Genres führt sie streng genommen eine Versammlung durch, die ist nämlich auch erlaubt in Coronazeiten. Doch Passanten werden es als das wahrnehmen, was es eigentlich ist: Ein Open-Air-Konzert. Es werden Lieder vorgetragen – von Beethovens "Ode an die Freude", Abbas Klassiker "Thank you for the music" bis zum Gefangenenchor aus "Nabucco". Kathrin hatte als Musikerin und Therapeutin mit der ersten Veranstaltung das erste Open-Air-Klassik-Konzert in München seit dem Lockdown initiiert. Weil sie was zu sagen hatte – wie viele andere Musikerinnen und Musiker auch: Wenn es nicht mehr möglich ist, Musik zu spielen, dann geht ein wertvolles Stück unserer Kultur verloren.
Schlawindl heißt eine bayerische Band, die Rockmusik für Kinder macht. Und vermittelt den Kids damit auch eines: Haltung zeigen. Ein Song heißt "Wir stehen nicht auf Rassismus", das Video dazu hat die Band mit Schülerinnen und Schülern von ortsnahen Schulen aufgenommen. Andi Starek heißt der Kopf der Band. Neben seiner Musik ist Andi auch sehr engagiert beim Verein Orienthelfer e.V., 2012 gegründet vom Kabarettisten Christian Springer. Mehrere Reisen in den Libanon hat er in dem Rahmen des Vereins schon unternommen – und dort eindrückliche Erfahrungen mit Geflüchteten aus dem Syrien-Krieg gemacht, die durch seine Arbeit für Schlawindl, durchs Songwriting für Kinder letztlich ihr Ventil bekommen.
Für viele Musikerinnen und Musiker ist es zur Zeit schwierig über die Runden zu kommen. An ein Einkommen durch Auftritte, durch Gagen ist in diesen Wochen nicht mehr zu denken. Die Münchner Glockenbachwerkstatt hat da eine Möglichkeit gefunden, immer noch Bands spielen zu lassen. Und damit haben einige Künstlerinnen und Künstler bisher ein deutlich größeres Publikum erreichen können als vor Corona. Ich hab mich mit Andy Alt von der Glocke unterhalten.
Fortschrott ist eine Band, die sich in den siebzieger Jahren gegründet hat, erst auf der Straße gespielt hatte, dann immer wieder auf Bühnen im In- und im Ausland. Auch bei vielen Demonstrationen haben sie den Background für die Sprechchöre der Demonstrant*innen geliefert. Zuletzt haben sie vor allem für die Klimaaktivist*innen von Fridays for Futures gespielt. Die Coronakrise verhindert im Moment, dass die Klimastreiks auf den Straßen - und damit auch die musikalische Unterstützung durch Fortschrott – weitergehen können. Uli, der von Anfang an dabei war, ist aber zuversichtlich, dass wir alle aus der Coronazeit etwas lernen werden: So zum Beispiel dass wir die Wirtschaft soweit umsteuern, dass auch sie klimafreundlich und nachhaltig sein kann. Aufgenommen haben wir das Gespräch am 24. April 2020.
Wieder eine Episode über Musikerinnen und Musiker in der Coronazeit: Diesmal wollte ich mehr wissen über die Aktion einer Bamberger Nachbarschaft. Mitte März haben in einer Straße dort alle Nachbarn gemeinsam ein Lied für Italien gesungen - und auf YouTube gestellt. Und schwupps: Auf einmal sprach das ganze Land über diese Bamberger. Ich interviewte den Anwohner, der es auf YouTube hochgeladen hatte.
Benni Benson ist Singer-Songwriter aus Augsburg. Er hatte gemeinsam mit zwei anderen befreundeten Musikern ein Projekt initiiert, bei dem sich Laien-Ukulele-Spieler*innen in einem Wirtshaus einmal im Monat treffen, um zusammen ein paar Cover-Songs zu spielen. Ein klasse Projekt, mehr dazu in der Episode 13 vom März diesen Jahres. Jetzt aber muss KaraUke gerade Corona-Pause machen. Wirtshäuser, Kneipen haben gerade geschlossen. Aber Benni lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Er macht weiter, dann geht halt das Mitmach-Projekt jetzt mal digital. In dieser Episode erzählt er Euch auch wie.
Was machen jetzt Musikerinnen und Musiker, die von der Musik gelebt haben und die in den nächsten Wochen und vielleicht auch Monaten auf ihr gesamtes Einkommen verzichten müssen? Gudrun Walther ist Violinistin, ich hab sie in der Episode 10 interviewt. Da ging es um ihre Band Deitsch, für die sie gemeinsam mit ihrem Bandkollegen Jürgen Treyz verschollene Volkslieder aus Archiven ausgegraben hatte und somit altes Kulturgut wieder zum Leben erwecken konnte. Jetzt blieb Gudrun aber auch in Coronazeiten aktiv – und das in eigenem Interesse: Sie hat mit der Musikerin Sabrina Palm über Nacht eine Intiative gestartet, die anderen Musikern und Veranstaltern in der gegewärtigen Situation ein bisschen helfen will: Unter dem Hashtag #AktionTicketBehalten wollen sie Gäste von ausgefallenen Konzerten aufrufen, das Geld für die Tickets zu spenden. An die Künstler und an die Veranstalter.
5000 Miles nennt sich eine Band aus Langenfeld in NRW, der Musikerinnen und Musiker angehören aus Deutschland, aus Holland, aus dem Iraner, Irak, aus der Ukraine, aus Syrien und aus Afghanistan: Deutsche musizieren mit Geflüchteten. Die Band ist aus einem Projekt heraus entstanden, bei dem sich Anfang 2016 ein paar engagierte Deutsche mit Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern regelmäßig trafen, um gemeinsam in einem Chor zu singen. Freundschaften wurden geknüpft, man half sich aus bei diversen Alltagsfragen, die Geflüchteten lernten die deutsche Sprache. Jetzt ist die Band 5000 Miles sehr gefragt – auch wegen ihres tollen interkulturellen Sounds. Die Aufzeichnung fand statt am 2.3.2020.
Im November 2019 hatte ich in Episode 11 das Projekt "Sing ein Lied in Deiner Stadt" vorgestellt. Dafür spielt eine Band mit ein paar Sängerinnen und Sängern Cover-Songs, just for fun, ähnliche wie bei DSDS, nur komplett ohne Jury. Nur weil’s Spaß macht halt. Jetzt wäre das nächste Event geplant gewesen – und wurde abgesagt. Ich habe den Erfinder des Projektes Michael Metzger gesprochen. Wie gehen sie mit der Situation um? Wer sie kennt, ahnt es schon: mit einer gesunden Portion Optimismus.
Benni Benson, Singer- Songwriter aus Augsburg hat einen ganz erstaunlichen Weg hinter sich: Vor ein paar Jahren war er, wie er selbst sagt, eine Rampensau. Er hat die Bühne schlicht geliebt. Lebte vom Applaus. Das hat sich geändert. Er und seine Musikerfreunde Michi und Jakob haben nämlich im Herbst 2019 in Augsburg ein Projekt ins Leben gerufen, dass es dort und auch in vielen anderen Orten Deutschlands noch nicht gab: KaraUke ist der Titel – das steht für Karaoke mit Ukulele. Einmal im Monat findet ein KaraUke-Abend in Augsburg statt. Dazu versammeln sich mehr oder weniger begabte Ukulele-Spielerinnen und -Spieler in einer Kneipe und dann wird gespielt: Hits aus den letzten Jahrzehnte bunt durchmischt. Und alle singen mit. Das Publikum ist also die Band, kein Rockstar wird bejubelt, sondern die Musiker bejubeln sich selbst. Und die frühere Rampensau Benni ist somit nur noch einer von vielen. Wie er auf die Idee gekommen ist und was dahinter steckt, könnt ihr hören in der neuen Episode von Atti-Tune.
Musik kennt keine Grenzen, Musik wirkt wie eine Sprache, die jeder Mensch spricht. Egal woher man kommt und wo man lebt. Auch aus diesem Grund verbringen Mitglieder des deutschen Vereins Musiker ohne Grenzen e.V. mehrere Monate im Ausland, in Ecuador, in Jamaica, in Ghana, auch in sozialen Brennpunkten dort vor Ort. Dort bringen sie Schülerinnen und Schülern, Jugendlichen, gelegentlich auch Erwachsenen das Musizieren bei, sie helfen beim Gründen von Bands und begleiten sie bei den Proben bis hin zum Auftritt. Seit 2008 gibt es den Verein. Ich sprach mit Lena Priesmeier über ihre Reise nach Ecuador, auf die Galapagosinseln, über ihre Arbeit als Projektleiterin, außerdem schult sie Musikerinnen und Musiker, bevor sie die Reise ins Ausland antreten. Lust mitzumachen? Dann hört rein. Lena erzählt, wie es ist, welche Erfahrungen sie gesammelt hat und wie wertvoll diese Reise für sie war.
Der Musiker Geoff Berner hat mehrmals dort gespielt, war von Anfang an begeistert von der Idee des Projekts und hat jetzt einen Song darüber geschrieben und ein ganzes Album entsprechend betitelt: Grand Hotel Cosmopolis - das Augsburger Vorzeigeprojekt für Integration. Ein leerstehendes Altenheim wurde umgebaut zu einem Hotel für zahlende Gäste und gleichzeitig als Unterkunft für Geflüchtete, die dort friedlich miteinander leben. Berner ist Jude und hat andere Beziehungen zum Thema Flucht als viele andere Menschen. Ein Grand Hotel für Geflüchtete – und dann auch noch in Deutschland! In diesem Podcast erzählt er, wie er auf die Idee gekommen ist und warum sein Album diesen Titel verdient hat. Der Kanadier Geoff Berner ist zum einen Musiker, hat bereits mehrere Alben aufgenommen, Klezmer-Punk nennt er seinen Stil. Außerdem ist er auch in der Politik aktiv, früher bei den kanadischen Grünen, heute bei einer neu gegründeten Partei.
Einmal einen Song auf der Bühne vor Publikum singen – das ist für viele Menschen ein Traum. Einige von ihnen hätten auch das Zeug dazu, nur keine Möglichkeiten das mal zu versuchen. Gut, es gibt die klassischen Casting-Shows – aber die folgen strikten Regeln: Wer mal einen schlechten Tag erwischt ist sofort raus. Und am Ende wird ein Sieger gekürt. Das will die Band von dem Musik-Projekt „Sind Dein Lied in Deiner Stadt“ so nicht hinnehmen. Michael Metzger, der Bandleader und Musiktherapeut hat deshalb ein Projekt initiiert, bei dem Sängerinnen und Sänger die Möglichkeit bekommen sich zu bewerben mit einer kurzen Gesangsprobe, aufgenommen mit dem Smartphone. Dann steht eine Band bereit, sie zu begleiten – vor Publikum. Braucht es dazu Mut? Vielleicht. Bisher hat noch niemand gekniffen.
Deitsch ist ein Volksmusik-Ensemble, das sich zum Ziel gesetzt hat, alte traditionelle deutsche Musik wieder zum Leben zu erwecken. Und dabei steht nicht im Vordergrund, dass die Musikerinnen und Musiker von Deitsch ihrer deutschen Heimat wieder musikalisch Platz verschaffen wollen. Nein, es geht ihnen in erster Linie darum, ihrem Publikum zu zeigen, dass deutsche Volksmusik europäische Volksmusik ist. Sie spielen auf ihren Alben Stücke, die eine lange Geschichte mit sich tragen, in denen sich - wenn man genau hinhört - verschiedene Kulturen aus verschiedenen Ländern vermischen - und in unseren Ohren immer noch vertraut klingen. Gudrun Walther und Jürgen Treyz erzählen in dieser Episode über deren Ursprungsideen und über ihr zwiespältiges Gefühl bei dem Begriff Heimat.
Integration einmal anders herum: Das macht die Band "Kent Coda". Türkischsprachige Songs für ein deutschsprachiges Publikum, vielleicht gerade auch für Fans, für die Türkisch eine Fremdsprache ist, die sie vielleicht nie versucht haben zu lernen. Und das Fremde ist in ihrer Musik außerdem noch durchaus tanzbar. Die Texte befinden sich übersetzt auf Deutsch in den Booklets ihrer Alben. Das kann man Integration nennen, oder auch: Das Beste halt aus zwei Kulturen. Zwei Alben sind von ihnen auf dem Markt, davon erzählen sie in diesem Podcast. Ebenso von ihrer Support-Tour mit Wanda, deren Song "Bologna" sie gecovert und, ja, halt umbenannt haben: Aus "Bologna" wurde "Beyoglu", ein Stadtteil von Istanbul.
Vier tolle Bands, Musiker und eine Label-Managerin hab ich Euch in den letzten Monaten vorstellen können. Hier noch mal der Zusammenschnitt aus den Interviews mit Jeremy Cunningham von den Levellers, mit Michal und Thabet von der Banda Internationale, mit Bianca vom Label Dackelton und mit Franz Himpsl von der Unterbiberger Hofmusik.
Ein klassisches Volksmusik-Ensemble mit Blasinstrumenten und Akkordeon greift auch ab und an mal zur türkischen Saz oder zur arabischen Laute Oud - und damit eckt es an. Die Unterbiberger machen weltoffene Volksmusik, sind häufig im Ausland unterwegs und eben auch in solchen Ländern, die alles andere sind, als weltoffen ...
Niederrhein? Gibt es den überhaupt? Für viele tolle Bands aus dieser Region war es schwierig, sich von solchen Klischees zu befreien. Fördertöpfe waren - und sind es eigentlich immer noch - für andere Regionen, für andere Metropolen gedacht. Bianca hat versucht, das zu ändern, durchaus mit Erfolg. Wie, das erklärt sie in dieser Episode.
Die Banda Internationale kommt aus Dresden und hat dort über viele Jahre als Blaskapelle auf Demonstrationen gegen Rechte gespielt. 2015 dann, bei der sogenannten "Flüchtlingskrise", waren sie natürlich musikalisch umso mehr gefragt. Sie spielten in den Hotspots, in den Flüchtlingsunterkünften wie in Freital zum Beispiel - und lernten unter den Geflüchteten auch Musiker kennen. Was machen sie? Sie nehmen sie auf in ihre Banda und benennen sich um: Aus der Banda Comunale wird die Banda Internationale. Integration am Beispiel einer Musikkapelle.
Eine Band, die alles am liebsten selber macht, sind die Levellers. Sie veranstalten seit 17 Jahren im Sommer ihr eigenes werbefreies Festival, das in jedem Jahr ausverkauft ist. DIY - das ist ihr Lebensmotto. Sie kommen aus Brighton an der Südküste Englands. Die Band gibt es seit 30 Jahren schon, zu diesem Jubiläum waren sie auf Tour auch in München, wo ich den Bassisten und das Gründungsmitglied der Band Jeremy "Jez" Cunningham interviewen durfte. Hier ein paar Links zu Seiten, von denen ich in dieser Folge zitiere: Das Interview mit Simon über das Verhältnis Großbritanniens zu einem Polizeistaat: https://www.trebuchet-magazine.com/the-levellers-simon-friend-interview/ Hier ist die Seite, auf der der Autor die Levellers als „leaders of a counterculture phenomenon“ einschätzt: https://www.musicradar.com/news/the-levellers-mark-chadwick-writing-on-our-own-with-an-acoustic-guitar-in-the-bedroom-thats-the-best-kind-of-way-to-write-a-song
In einer der nächsten Folgen von meinem Podcast Atti-Tune, Musikerinnen, Musik mit Haltung geht's um Bianca Eysenbrandt, Label-Inhaberin, die mit ihrer Arbeit ein Ziel verfolgt: Bands vom Niederrhein eine Plattform zu verschaffen. Denn die haben ohne sie erst Mal schlechte Karten. Hier ein kurzer Ausschnitt:
Hier ein Ausschnitt aus der Folge, in der Ihr mein Interview mit dem Levellers-Bassisten und Künstler Jeremy Cunningham hören könnt. Die Levellers aus England hatten einfach die Schnauze voll von den ganzen Kommerz-Festivals, auf denen sie gespielt haben - und organisierten ihr eigenes. Mit Erfolg! Das "Beautiful Days"-Festival wird in diesem Jahr 17 Jahre alt.
Ihr hört einen kurzen Trailer für die Podcast-Reihe, die ich ab dem 1. Mai plane, monatlich eigentlich, allerdings ohne Garantie, weil privat und unbezahlt und da weiß man nie ... Atti-Tune ist der Titel, Musikerinnen und Musiker mit Haltung werde ich darin vorstellen. Da ich selbst sowohl Journalist als auch Musiker bin, freu ich mich drauf. Einige Interviews hab ich bereits geführt, so zum Beispiel mit der Banda Internationale aus Dresden. Hört mal rein ...