Was ist los in den nationalen, internationalen und südwestdeutschen Kulturszenen? Berichte, Rezensionen zu Premieren und Konzerten, Ausstellungen und Museen, Künstlern und Events! Aus den Kulturmagazinen "SWR2 am Morgen", "SWR2 Journal am Morgen", "SWR2 Journal am Mittag" und "SWR2 Kultur aktuell".
Die Hamburger Fotografin Lia Darjes zeigt ihre farbsatten Stillleben in der kommunalen „Galerie Q“ in Schorndorf - mal improvisierte Verkaufsstände am Straßenrand von Kaliningrad, mal tierische Gäste, die sich des Nachts über Tische im Garten der Fotografin hermachen: Ein Fest für uns Betrachter!
Vor genau 25 Jahren starb Enver Simsek, er war das erste Mordopfer der rechtsterroristischen Terrorgruppe NSU. Viele Jahre ging die Polizei nicht von einer rechtsextremen Tat aus, erst die Selbst-Enttarnung der Täter brachte Klarheit.
„Wir sind ein Volk von Autofahrerinnen und Autofahrern“, sagt Dokumentarfilmer Jan Tenhaven, der einen Film über den Auto-Fetisch der Deutschen gemacht hat - inklusive Liebe für den Verbrenner-Motor und fehlendem Tempolimit auf den Autobahnen.
Lieber gedeckte Töne oder fröhlich und bunt? Oft ist das Thema Farbe in Architektur und Stadtplanung mit Konflikten verbunden. Denn wie wir Farben wahrnehmen, ist eine höchst subjektive Angelegenheit. Die Ausstellung „Farbe in Architektur und Stadt“ im Mainzer Zentrum Baukultur weitet den Blick. Sie zeigt anhand ausgewählter Beispiele, dass die farbliche Gestaltung von Gebäuden auch identitätsstiftende, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen haben kann.
In seinem Atelier entstehen Skulpturen, die nie stillstehen. Achim Ribbeck formt sie aus Holz, Marmor oder Bronze. Sein neuer Bildband „Körperschicksale“ gibt Einblick in ein Werk voller Bewegung und Sinnlichkeit.
Eigentlich sollte die Mainzer Kirche St. Johannis 2013 nur eine neue Fußbodenheizung erhalten, doch daraus entwickelte sich eine mehr als zehnjährige archäologische Großgrabung. Dabei wurden bedeutende Funde bis in die Römerzeit entdeckt, die das Gotteshaus endgültig als ältesten Mainzer Dom bestätigten. Besondere Aufmerksamkeit erregte 2019 die Öffnung des Sarkophags von Erzbischof Erkanbald, dessen Gebeine eindeutige Beweise lieferten. „Die Kirche wird heute ganz anders wahrgenommen, weil sie durch die Grabungen größer und ursprünglicher geworden ist“, erklärt Dekan und Pfarrer der Gemeinde, Andreas Kloth. Trotz der langwierigen Ausgrabungsabeiten konnte die Gemeinde ihre Gottesdienste weiter feiern und fand kreative Lösungen für die Doppelrolle von Kirche und Forschungsstätte. „Diese Kirche hat eine unglaubliche spirituelle Tradition", so Kloth über die Entdeckungen während der archäologischen Arbeiten, "Wir reden von 1500 Jahren. Desto mehr sind auch die Menschen direkt in diese Tradition mit hineingekommen, wenn sie die Kirche betreten. Und das gilt natürlich auch für die Kirchenmitglieder.“, so Kloth. Für die kommenden Jahre soll ein Kurator ein umfassendes Konzept entwickeln, das Gottesdienste, Kulturveranstaltungen und historische Vermittlung verbindet. „Auf jeden Fall brauchen wir wieder einen Fußboden – und alles Weitere wird ein spannender gemeinsamer Prozess werden“, sagt Kloth.
In ihrem Essay über das Wohnen erkundet Doris Dörrie mit feiner Selbstironie und nostalgischem Unterton ihre bewegte Wohnbiografie und gewährt uns einen selbstoffenbarenden Einblick in ihr Leben. Rezension von Nina Funk
Mit „Father Mother Sister Brother“ gewinnt Jim Jarmusch den Goldenen Löwen von Venedig – eine Fehlentscheidung, findet SWR-Filmexperte Rüdiger Suchsland. Dagegen seien alle stilistisch herausragenden Filme leer ausgegangen. Das werfe kein gutes Licht auf die Filmfestspiele und ihre Zukunft.
Jens Harzer „verleibt sich Figur und Worte ein, um sie anschließend zu verkörpern“ schärmt SWR Kultur-Redakteurin Ina Beyer von dessen Soloabend am Berliner Ensemble.
Woher weiß ich, wer ich bin? Julia Engelmanns Debütroman „Himmel ohne Ende“ handelt von jugendlicher Sinnsuche. Darin schreckt die Autorin auch vor einfach Weisheiten nicht zurück. Rezension von Leander Berger
In seiner Ausstellung „Life Beat Soft Melt“ im Ludwig Museum in Koblenz stellt Erwin Wurm erneut das Leben mit seinen ironischen und tragischen Aspekten, mit seiner Zerbrechlichkeit und Sanftheit in den Mittelpunkt. Die Besucher sollen seine Kunst nicht nur betrachten, sondern aktiv mit ihr in Beziehung treten.
Cemile Sahin ist Bildende Künstlerin, Schriftstellerin und Filmemacherin. In allen drei Bereichen thematisiert sie mit einer filmischen Erzählweise die Militarisierung der Gesellschaft, Krieg, Flucht und ihr Heimatland Kurdistan. Sie selbst ist in einem kurdischen Dorf aufgewachsen und nach Deutschland geflohen. Für ihren jüngsten Roman „Kommando Ajax“ wurde Cemile Sahin in diesem Jahr für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Die Kunst Halle St. Gallen zeigt nun ihre neuesten Installationen und Videoarbeiten. Ihre erste große Einzelschau in der Schweiz.
Der Mannheimer Filmemacher Mario Di Carlo hat 44 Jugendliche bei einem Musikprojekt auf dem „Ethno-Germany-Camp“ in Kusel mit der Kamera begleitet. Nur durch Zuhören, ohne Noten oder Text, brachten sie sich gegenseitig Lieder und Tänze ihrer Heimat bei.
Ein Streitgespräch mit der AfD – darauf hat sich der parteilose Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, eingelassen. Am Freitagabend, den 5.9., trifft er auf den AfD Landeschef Markus Frohnmaier. Palmer erklärte vorab, er wolle die AfD im Gespräch „entlarven“. Dass das funktionieren kann, bezweifelt die Bürgerrechtlerin und Publizistin Katharina Nocun.
Weltpremiere in Toronto: Mit seinem Diplomfilm „Babystar“ hat es der Ludwigsburger Nachwuchsregisseur Joscha Bongard auf eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt geschafft. Im Gespräch mit SWR Kultur erzählt er, warum Social Media für ihn wie ein Brennglas unserer Gesellschaft wirkt – und wie er trotz kleinem Budget große Kinoträume verwirklichte.
Der südafrikanische Künstler William Kentridge wird aktuell mit einer Doppelausstellung in Essen und Dresden geehrt. Bekannt wurde er in den 1980er-Jahren mit animierten Kohlezeichnungen über Rassismus und Kolonialismus. „Seine Kunst erinnert daran, dass sich alles verändern lässt – wegwischen, neu zeichnen, wieder beginnen“, sagt Elke Buhr vom Kunstmagazin Monopol in SWR Kultur.
Der Australische Ausnahmekünstler Nick Cave hat eine außergewöhnlich intime Tour gestartet: Er spielt solo am Klavier, unterstützt nur von einem Bass. Sonst immer mit seiner Band unterwegs, wagt sich Cave damit musikalisch auf neue Wege. Am 4. und 5. September tritt er im Festspielhaus Baden-Baden auf.
Liedermacher, Poet, engagierte politische Stimme - Konstantin Wecker ist seit bald fünfzig Jahren nicht wegzudenken aus dem Kulturleben des Landes. Berühmt geworden nicht zuletzt mit dem Lied vom unerschrockenen Antifaschisten „Willy“, das wieder erschreckend aktuell ist. Als Künstler ist er nach wie vor aktiv, geht bald auf Tournee, aktuell allerdings, wegen eines Nervenleidens, ohne selbst Klavier zu spielen. Welche Rolle seine Suchtbiographie dabei spielt, beschreibt er in seinem neuen Buch „Der Liebe zuliebe“.
Zum 75. Geburtstag würdigt Speyer den Bildhauer und Professor Thomas Duttenhoefer mit einer umfangreichen Ausstellung in der Städtischen Galerie und im Kunstverein. Gezeigt werden bedeutende Zeichnungen, Plastiken und Arbeiten aus über fünf Jahrzehnten künstlerischen Schaffens.
Dürer, Hodler, Liebermann: jeder kommt bei ihm mal dran. In einem neuen Buch demonstriert Otto Waalkes die hohe Schule der Kunstparodie. Deutschlands bekanntester Ostfriese – wer hätte das gedacht – ist nämlich auch ein begabter Maler. Rezension von Günter Kaindlstorfer
Zwischen gewaltlosem Anarchismus und völkischer Esoterik bewegten sich die vom Okkultismus beeinflussten Künstlerinnen und Künstler der Jahrhundertwende – eine Zeit gefährlicher Ambivalenzen, die der unseren gar nicht so unähnlich ist. Mit Bildern von Gertrude Honzatko-Mediz, Edvard Munch und düsteren Landschaftsszenen, die der Schriftsteller August Strindberg malte.
„Von Überraschungsarmut kann keine Rede sein“, sagt Filmkritiker Rüdiger Suchsland in SWR Kultur über die Filmauswahl bei den 82. Filmfestspielen von Venedig. Kathryn Bigelows nuklearer Thriller „A Room Full of Dynamite“ bekam Standing Ovations. Auch „The Wizard of the Kremlin“ über Putins Aufstieg mit Jude Law in einer Nebenrolle sei ein Höhepunkt.
Vier Engländer auf Rheinreise 1851: Ann Schlees Roman verwebt äußere Fahrt und psychische Wandlung zur fesselnden Studie viktorianischer Seelennöte. Charlotte kämpft mit familiären Erwartungen, unerfüllter Liebe und politischer Unterdrückung. Die deutsche Erstausgabe einer literarischen Wiederentdeckung. Rezension von Oliver Pfohlmann
70 Prozent der Sozialausgaben werden über Löhne finanziert, Vermögen tragen fast nichts bei. „Wir sagen: keine Kürzungen, sondern die Finanzierung auf breitere Schultern verteilen“, fordert Joachim Rock. Im Interview erklärt er, warum Bürgergeld-Kürzungen Unsinn sind und welche Tabus die Politik endlich anpacken müsste.
Wie gerät ein junger Mensch in den Bann frauenfeindlicher Online-Ideologien? Die ARD-Dokumentation taucht in ein Netzwerk aus YouTubern, Influencern und TikTok-Kanälen ein, die mit aggressiver Männlichkeitsrhetorik Millionen junger Männer erreichen.
Gespenstisch, mystisch, rätselhaft: So wirken die Bilder des Fotografen Moritz Koch aus Mainz. Nun zeigt der 25-Jährige in seiner Heimatstadt seine erste Museumsausstellung.
Kipppunkt: Der Begriff fasziniert die Medien und die Politiker. Er klingt so schön bedrohlich und scheint sich auch noch einfach erklären zu lassen. Doch dem ist nicht so, wie die beiden Autoren ausführlich und detailreich erklären. Rezension von Johannes Kaiser
In „Oststolz – Appell eines Nachwendekinds“ erzählt Alexander Prinz von Identität, Klischees und der „mentalen Mauer“ zwischen Ost und West – und fordert einen Perspektivwechsel.
Ruanda ist ein junges Land. Fast drei Viertel der Bevölkerung wurde nach dem Völkermord der Hutu an den Tutsi, nach 1994, geboren. Wie die Gesellschaft mit den Schatten der Gesellschaft lebt, erzählt der französisch-ruandische Autor und Musiker Gaël Faye in seinem zweiten Roman „Jacaranda“ mit viel Empathie und analytischer Tiefe.
Wie schreibt man über eine unbegreifliche Tat, den unfassbaren Schrecken? Das fragte sich der Schriftsteller Kaleb Erdmann, und begab sich auf die Suche in Gesprächen, Büchern und seiner Erinnerung. Aus seiner Recherche entstand ein Roman: „Die Ausweichschule". Rezension von Eberhard Falcke
Clemens Hoffmann ist begeisterter Hobby-Koch und Gastgeber. Seine Kochbuch-Sammlung füllt mehrere Regalmeter und ständig kommen neue dazu.
Die Veranstaltungsreihe „16mm Freiluftkino“ nimmt Open Air Fans mit auf eine Zeitreise: Zu Schallplattenmusik und auf Picknickdecken können Interessierte im Park der Villa Berg im Stuttgarter Osten Kurzfilme auf Zelluloid genießen. Stilecht mit dem fast vergessenen Projektor-Rattern präsentiert an vier Abenden das künftige Haus für Film und Medien Filme aus dem analogen Zeitalter zu unterschiedlichen Themen. Ein spannender Blick durch die Kamera in die Vergangenheit.
21 Gramm – so viel soll die Seele eines Menschen wiegen. So heißt auch das neue Album des Rappers Apache 207. Der Ludwigshafener verspricht „Einblicke in seine Künstler-Seele“.
Helge Schneider – das ist „Katzeklo“, „Schüttel Dein Haar, wildes Mädchen“, „Null Null Schneider“ – und was an genialem Nonsense noch so zu nennen wäre. Darüber hinaus steht Schneider für Jazz – gespielt auf vielen Instrumenten. Am 30.08. wird er 70 Jahre alt.
In Venedig haben die 82. Filmfestspiele begonnen. Höhepunkt des Festivals ist laut Filmkritiker Rüdiger Suchsland der Film „Jay Kelly“ mit George Clooney in der Hauptrolle.
Zehn Jahre nach Angela Merkels „Wir schaffen das“ zur Aufnahme von Flüchtenden beobachtet Tareq Alaows von Pro Asyl eine zunehmende Radikalisierung rassistischer Positionen.
Die Villa Ludwigshöhe in der malerischen Südpfalz bei Edenkoben war die Sommerresidenz des Königs Ludwig I. von Bayern. Nach sechs Jahren Renovierung eröffnet das Landschlösschen mit einem großen Fest. Besonderer Baustil Angela Kaiser-Lahme, Direktorin im Bereich Burgen, Schlösser, Altertümer bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz sagt, es sei wichtig gewesen, die historischen Schauräume wieder so ins Leben zu rufen, wie die Wittelsbacher sie erfahren hätten. Das Besondere an der Villa sei, dass sie nach italienischer Art gebaut wurde und nicht im Stil der Romantik oder der Neugotik, wie das im 19. Jahrhundert üblich gewesen wäre. König Ludwig habe „im Grunde genommen im Stil des Klassizismus eine italienische Villa nach Deutschland verpflanzt“, so Kaiser-Lahme. Zeichen gegen liberale Strömungen Die Villa diente nicht zum Regieren, sondern der Erholung. Aber König Ludwig sendete mit dem Bau auch ein politisches Zeichen, erklärt die Historikerin. Die Villa liegt in Sichtweite des Hambacher Schlosses, wo 1832 zehntausende Menschen Freiheits- und Bürgerechte sowie einen deutschen Nationalstaat einforderten. Die Villa Ludwigshöhe sei damit auch „eine politische Demonstration gegen liberale Strömungen und gegen das Hambacher Schloss“, sagt Angela Kaiser-Lahme.
Rainer Bock hat in mehr als 120 Filmen mitgewirkt, auch schon für Steven Spielberg. Bis heute liebt er an seinem Beruf den Umgang mit Menschen und das Hineinschlüpfen in andere Charaktere. Beim Filmfestival in Ludwigshafen bekommt er jetzt den Preis für Schauspielkunst verliehen.
Eine Kunstgalerie zu eröffnen, ist ein Wagnis. Besonders abseits der großen Metropolen. Zwei kunstbegeisterte Freunde haben sich diesen Traum im pfälzischen Bad Dürkheim erfüllt und verzeichnen in mehrfacher Hinsicht Erfolge.
Stuttgart ist wieder ein bisschen bunter: Internationale und lokale Artists haben fünf großformatige Kunstwerke, sogenannte Murals, an Fassaden im gesamten Stadtgebiet gestaltet. Das „PFFFestival“ Ziel: Die Vielfalt von Urbaner Kunst soll abgebildet und der öffentliche Raum dauerhaft mit den Kunstwerken bereichert werden. Die Festival-Macher wollen die Stadt in ihrer alltäglichen Ästhetik verändern.
Ob Flüsse Lebewesen sind, diese Frage ist schwer zu beantworten. Auch der britische Autor Robert Macfarlane, der sich als ihr Fürsprecher sieht, hat damit Schwierigkeiten. Anhand dreier großer Flüsse auf drei Kontinenten versucht er ihre Einzigartigkeit und ihr Recht zu leben zu erkunden. Rezension von Johannes Kaiser
Seit 2017 ist der türkische Kulturförderer Osman Kavala inhaftiert, verurteilt zu lebenslanger Haft. Kavala wird von der türkischen Justiz ein Umsturzversuch im Zusammenhang mit den Gezi-Protesten 2013 vorgeworfen. Nun wird der Mäzen mit der Goethe-Medaille, dem offiziellen Ehrenzeichen Deutschlands ausgezeichnet. „Kavala war eine zentrale Figur für die außerparlamentarische Opposition“, erklärt Osman Okkan vom Kulturforum Türkei Europa. Auch in der Haft selbst sei Kavala weiter standhaft und engagiert, zum Beispiel kritisiere er die nachgiebige Haltung europäischer Staaten gegenüber dem türkischen Präsidenten Erdogan. Die Verleihung der Goethe-Medaille könnte dieser Kritik und der türkischen Opposition helfen, denn „das einzige, was Erdogan und seine Anhänger ernst nehmen, ist der Druck von außen“, so Osman Okkan im Gespräch mit SWR Kultur.