Was ist los in den nationalen, internationalen und südwestdeutschen Kulturszenen? Berichte, Rezensionen zu Premieren und Konzerten, Ausstellungen und Museen, Künstlern und Events! Aus den Kulturmagazinen "SWR2 am Morgen", "SWR2 Journal am Morgen", "SWR2 Journal am Mittag" und "SWR2 Kultur aktuell".
Für Katharina Ernst greifen alle Kunstformen ineinander und sind untrennbar miteinander verwoben. Die gebürtige Wienerin und jetzige Wahl-Berlinerin ist Schlagzeugerin, Komponistin, Malerin und Performerin – am liebsten alles gleichzeitig. Ob sie mit KI oder mit Bau-Kränen arbeitet: ihr ist es wichtig, durch ihre polyrhythmischen Kompositionen neue (Hör-)Erlebnis-Räume zu öffnen.
Zum fünften Mal kuratiert der langjährige Leiter des Hamburg Ballett John Neumeier sein Tanzfestival im Festspielhaus Baden-Baden. Im Zentrum steht sein legendäres Stück "Nijinsky".
„Terribly human“ - Schrecklich menschlich, so heißt die Produktion einer freien internationalen Theatergruppe, die am Freitag und Samstag am Mannheimer Nationaltheater gastiert. Die Künstlerinnen und Künstler kommen aus Israel, Palästina, Syrien und Griechenland. Ihr Stück sollte eigentlich schon während der Schillertage gezeigt werden, aber die politische Lage hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kleinbeigeben wollten aber weder die Theatergruppe noch das Nationaltheater.
Fast 40 Jahre nach der Verfilmung von „Momo“ kommt eine neue Produktion heraus. Christian Ditters Version ist schneller, größer und lauter als die alte und lässt „die grauen Herren“ als Vertreter eines hippen Tech-Konzerns im 21.Jahrhundert ankommen.
Der Erzählband „Das gute Übel“ der Argentinierin Samanta Schweblin erstaunt, verstört, erschüttert. Zunächst beschreibt die Autorin scheinbar harmlose Alltagssituationen, doch die nehmen dann irgendwann eine dramatische, manchmal fantastische Wende. Rezension von Eva Karnofsky
Vor 100 Jahren veröffentlichte Virginia Woolf ihren Roman „Orlando“. Die Geschichte eines Menschen, der als Mann geboren wird und als Frau weiterlebt. Heute gilt das Buch als Meilenstein in feministischer und LGBTQ+-Literatur. Illustratorin Susanne Kuhlendahl hat daraus eine Graphic Novel gemacht: „Das ist so eine leichte Geschichte, die doch ernste Themen wie Rollenklischees und Frauenrechte behandelt. Das hat mich sofort fasziniert.“ Ein queerer Klassiker, jetzt in Bildern Orlando, zugleich Mann und Frau, reist durch Jahrhunderte und Identitäten, ein Stoff, der sich in Zeiten von Genderdebatten besonders aktuell liest. „Virginia Woolf erklärt das gar nicht groß. Es passiert einfach und es ist in Ordnung so“, sagt Kuhlendahl. Für sie lag die Herausforderung darin, Orlando nicht in Stereotype zu pressen. Inspiration bot das markante Gesicht von Woolfs Geliebter Vita Sackville-West, das sie auch ihrer Figur gab. Humor statt Schwere Woolfs Texte gelten oft als komplex, doch Kuhlendahl betont den leichten Ton: „Es ist die feine Ironie, die begeistert, auch wenn es um Vorurteile geht.“ Ihre Graphic Novel macht diesen Humor sichtbar und sie versucht damit, neue Zugänge zu schaffen.
Sieben Jahre lang leitete Beat Fehlmann als Intendant sehr erfolgreich die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Für viele überraschend kündigte er seinen Vertrag bei der Staatsphilharmonie vorzeitig und übernahm nun die künstlerische Leitung und Geschäftsführung der Musikakademie in Liechtenstein. Dorthin kommen die begabtesten Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt, um sich nicht nur musikalisch weiterzubilden. Sondern auch, um in Einzelcoachings den bisherigen Weg zu reflektieren und Fragen an die Zukunft zu stellen: Ist eine Solisten-Karriere wirklich das, was ich will? Oder gibt es andere musikalische Bereiche, in denen ich arbeiten möchte? Mit diesen jungen Menschen arbeitet Fehlmann nun. Er sagt, für ihn sei musikalische Exzellenz nicht nur exzellent am Instrument zu sein, sondern auch exzellent beim Vermitteln von Musik, beim Brücken bauen in die Gesellschaft hinein.
Die Philippinen sind in diesem Jahr Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse. Eine der Begleitveranstaltungen dazu findet in einer Kooperation mit dem Heidelberger Völkerkundemuseum statt. Dort gibt es seit Samstag eine Ausstellung, die gleichzeitig historische ethnologische Objekte und zeitgenössische Kunst zeigt. Gemacht und kuratiert wurde das Ganze ausschließlich von Philippinerinnen und Philippinern.
Rätselhaft, romantisch oder abgrundtief böse – so, aber auch ganz anders interpretieren Künstlerinnen und Künstler seit Jahrhunderten die Nacht. Das Mittelrhein-Museum widmet dem Spiel aus Licht und Dunkelheit jetzt eine gesamte Ausstellung und zeigt, wie sich der Blick auf die Nacht über die Jahrhunderte gewandelt hat.
Wie das in Worte und Bilder fassen, was selbst betroffene Personen nicht fassen können: In seinem autobiografischen Roman „Die Welt im Rücken“ beschreibt der Schriftsteller Thomas Melle, wie ihn seine psychische Krankheit isoliert und an den Rand der Gesellschaft getrieben hat. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt; gefangen zwischen manischen Schüben und Depressionen. Die Diagnose: Bipolar. Regisseurin Lucia Bihler hat den schweren Stoff jetzt am Schauspiel Stuttgart auf die Bühne gebracht. Ein Stück wie ein Rausch, bei dem Inszenierung, Musik und Bühnenbild zu einem fulminanten Ganzen verwoben sind. Besonders bemerkenswert: Die großartige Darbietung von Hauptdarstellerin Paulina Alpen.
Gutenbergs weltgeschichtliche Erfindung „Mit Gutenberg hat der Buchdruck innerhalb weniger Jahrzehnte fast die gesamte Welt erobert“, erklärt Prof. Gerhard Lauer im Gespräch mit SWR KULTUR und betont damit die einzigartige Wirkung dieser technischen Revolution. Schon früh wurden nicht nur bestätigende, sondern auch „sehr, sehr viele Perspektiven auf die Welt zugelassen und die Verbreitung auch heterodoxer Schriften, also Schriften, die gar nicht in das Weltbild des einen oder der anderen passten, waren eben an der Tagesordnung“. Bücher als Motor gesellschaftlicher Umbrüche Dass Literatur Gesellschaft verändern kann, zeigt für Lauer das Beispiel Onkel Toms Hütte, das den amerikanischen Bürgerkrieg beeinflusste. „Bücher können eine ganze Gesellschaft und auch ganze Nationen prägen“, so der Mainzer Buchwissenschaftler. Von Bestsellern bis BookTok Auch heutige Trends sieht Lauer positiv, denn Social-Media-Plattformen führten „dazu, dass aus kleinen Leuten große Leser werden“. Selbst Klassiker wie Jane Austen oder Dostojewski seien dadurch wieder verstärkt präsent. Bücher als Fundament der Demokratie Für die Demokratie sei entscheidend, dass Leserinnen und Leser erfahren, „meine Perspektive auf die Welt ist nicht die einzige“. Genau diese Fähigkeit zur Auseinandersetzung mache die Stärke des Buches bis heute aus.
Bäume sind keineswegs stumm. Da sie sich nicht bewegen können, sprechen mit ihrer Umgebung, indem sie Duftstoffe aussenden. Sie beeinflussen Pflanzen und Tiere, prägen das Klima. Und wir nutzen sie vielfältig: als Bauholz, Energieproduzent, Obstlieferant. Rezension von Johannes Kaiser
Für das Lindenmuseum Stuttgart hat der Historiker Valence Silayo die Bedeutung ostafrikanischer Sammlungsgegenstände erforscht, indem er Interviews in Tansania führte. Dort ist die schmerzhafte Erinnerung an deutsche Gewaltherrschaft noch sehr lebendig - doch Silayo zeigt Wege der Verständigung über das schwierige koloniale Erbe.
In ihren Geschichten wirft sie nur zu gern einen Blick hinter die Fassade bürgerlicher Unscheinbarkeit, denn die Abgründe lauern nicht selten im Alltäglichen. Ingrid Noll, Bestseller-Autorin aus Weinheim, feiert ihren 90. Geburtstag. Die Lust am Schreiben treibt sie nach wie vor an.
Giacomo Puccinis "Manon Lescaut" ist seine erste große Erfolgsoper, die bislang immer etwas im Schatten der ihr folgenden Opern stand. Das hat sich in jüngster Zeit sehr geändert und viele Häuser haben sich dieses französischen Stoffes angenommen, den Puccini in eine von Wagners "Tristan und Isolde“ angeregtes Orchestergewand gekleidet hat. Das Theater Heidelberg hat die Reise einer jungen, der Zwangsunterbringung im Kloster nach Paris entfliehenden Frau in den tödlichen Abgrund der amerikanischen Wüste in einer Neuproduktion von Regisseurin Friederike Blum und unter der Leitung des Generalmusikdirektors Mino Marani zur Spielzeiteröffnung herausgebracht.
Was tun in einer Welt, in der Klimawandel und Autoritarismus kaum aufhaltbar scheinen? Jan Böhmermann versucht es mit Unvernunft: Mit der Berliner Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ will er aus der Social-Media-Logik des öffentlichen Diskurses aussteigen.
Eine Biologin auf einer abgelegenen Forschungsstation im äußersten Osten Russlands, ein großer See, winzige Algen und Millionen von laichenden Lachsen: Sophia Klink erzählt in ihrem Debütroman von einer Natur, die auf menschliche Hilfe angewiesen zu sein scheint. Rezension von Julia Schröder
Bundeskanzler Friedrich Merz wirbt immer wieder für Mehrarbeit. Ähnliche Appelle gab es bereits bei Helmut Kohl und Ludwig Erhard. In der Gesellschaft von heute könnten sie für neue soziale Konflikte sorgen.
Clemens Hoffmann ist begeisterter Hobby-Koch und Gastgeber. Seine Kochbuch-Sammlung füllt mehrere Regalmeter und ständig kommen neue dazu.
Das Opernhaus Zürich ist in einer Kritikerbefragung von der Fachzeitschrift Opernwelt zum Opernhaus des Jahres gewählt worden. „Es ist ein sehr klug gestaltetes Programm mit Alt und Neu“, sagt SWR-Opernredakteur Bernd Künzig, der auch einer der befragten Kritiker war.
Autor Saša Stanišić wagte am Staatstheater Mainz das Experiment „ECHO“: Auftritt ohne Proben oder Vorbereitung – und erlebte eine der schönsten Erfahrungen seiner Bühnenkarriere.
100 Jahre deutsche Geschichte, komprimiert auf ein Haus in Brandenburg. Die Bühnenadaption von Jenny Erpenbecks Roman „Heimsuchung“ ist eine surreale Zeitreise mit Tanz-, Sound- und Videoelementen.
„Ich bin nach wie vor neugierig, bin nach wie vor auf der Suche nach neuen Sachen“, sagt Richy Müller in SWR Kultur, der eigentlich Hans-Jürgen Müller heißt. In seiner ersten Rolle Ende der 1970er Jahre spielte er einen Obdachlosen namens Richy. Der Name blieb hängen.
Sie haben gehandelt und gestritten – Römer und Germanen pflegten jahrhundertelang einen spannungsreichen Austausch. Davon erzählt jetzt eine große Sonderausstellung im Limesmuseum Aalen. Zu sehen sind 200 Exponate, darunter kostbare Schätze aus germanischen Fürstengräbern.
In Berlin ist eine Groß-Demonstration zum Gaza-Krieg geplant. Der Violinist und Mitorganisator Michael Barenboim hat die Veranstaltung verteidigt und das Vorgehen Israels in dem von Palästinensern bewohnten Küstengebiet als Völkermord bezeichnet. In SWR Kultur erklärt der Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra, mit der Veranstaltung wolle man für die Einhaltung der Menschenrechte der Palästinenser einstehen.
Der Regisseur und Autor Milan Gather bringt am Staatstheater Mainz sein neues Stück „Das Lexikon für alles Mögliche" auf die Bühne. Darin geht es um zwei Figuren, die über die Wahrheit streiten und in einem geheimnisvollen Moor Antworten suchen. „Wie kommen wir gemeinsam zu einer Wahrheit?“, beschreibt Gather die zentrale Frage des Stücks im Gespräch mit SWR Kultur.
Die meisten verbinden mit dem Impressionismus farbige Sonnenaufgänge, Landschaften, Wetter- und Lichtstimmungen. Bilder wie das Schlüsselwerk dieser Kunstrichtung, das berühmte Gemälde „Soleil Levant“ des französischen Malers Claude Monet aus dem Jahr 1872. Es gibt aber, und das wissen die wenigsten, auch einen Impressionismus vor dem Impressionismus. Diesem widmet die Galerie Stihl in Waiblingen nun die Ausstellung „Der andere Impressionismus“, eine Kooperation mit dem „Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin“. Zu sehen sind rund 100 Werke von 40 Künstlerinnen und Künstlern aus Frankreich, England, den Niederlanden, den USA, Schweden und Deutschland.
Die Mannheimer Kunsthalle zeigt Gemälde, Skulpturen und Grafiken bekannter und fast vergessener Künstler*innen des Expressionismus – und wirft dabei kritische Fragen auf.
„Die Leute haben eine falsche Erwartung von der Empathie“, sagt die Journalistin und Autorin Yasmine M'Barek. Sich in andere hineinzuversetzen sei viel Arbeit, vor allem an sich selbst. Dabei kann Empathie den aktuellen Debatten die Schärfe nehmen, wenn wir versuchen, den anderen zu verstehen. „I feel you“ heißt das aktuelle Buch von Yasmine M'Barek, über das sie in SWR Kultur am Morgen gesprochen hat.
Die Brauerei Guinness steht wie keine andere für irische Bier-Kultur. Und für Profit: 10 Millionen Gläser gehen angeblich jeden Tag weltweit über die Theken. Ein Erfolg, der ohne Geschick, Gewalt und Politik wohl nicht möglich gewesen wäre. Eine neue Netflix-Serie erzählt nun die Geschichte des Unternehmens und der Familie.
Als eine „geistige Heimat“ bezeichnet Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Philosophin Hannah Arendt. Über seine „Hausheilige“ hat er nun ein Buch geschrieben.
Seit mehr als 40 Jahren gibt es die Jugend- und Kinder-Hörspielreihe TKKG. Manou Lubowski und Sascha Draeger sprechen seit Anfang an als Klößchen und Tim zwei der Hauptrollen.
Verstörend bunte Fotos vom brasilianischen Urwald: Eine Schau in der Mainzer Kunsthalle zeigt, wie eng verbunden wir mit der Erdkruste sind, sie pflegen und anderseits zerstören.
Der französisch-italienische Filmstar Claudia Cardinale ist im Alter von 87 gestorben. Sie wurde durch Rollen in Filmen wie „Der Leopard“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Achteinhalb“ berühmt.
Die Erben des Bandleaders James Last haben der Uni Freiburg dessen Nachlass vermacht. Musikwissenschaftler Knut Holtsträter freut sich über Schätze, die auf die Forschung warten.
Warten, bis neue Regierungen die Probleme der Welt lösen? Nicht unbedingt: Einzelne Persönlichkeiten und Basisbewegungen können etwas bewegen, wenn es gegen Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit geht, meint Kathrin Hartmann. Die Journalistin hat überall auf der Welt Beispiele dafür gesammelt. Rezension von Gerhard Klas
Verzerrte Nationalhymnen sind derzeit im Museum Tinguely in Basel zu hören, in der Ausstellung „Szenen aus der Erfindung der Demokratie“. Sie kommen von den Videoinstallationen des österreichischen Künstlers Oliver Ressler über drängende Fragen an unsere Gegenwart.
Die Aufzeichnungen von Einsteins später Lebensgefährtin Johanna Fantova belegten dessen unkonventionelles Denken und seinen Sinn für Kurioses, sagt Peter von Becker in SWR Kultur.
Ob Chopin-Preludes oder aktuelle Charthits: Über 2000 digitale Notenausgaben vertreibt der Musikverlag Scott Music über eine App. Nun ist auch das E-Learning für Klavier hinzugekommen. Damit ist der 250-jährige Musikverlag in der digitalen Zukunft angekommen.
Der Krieg in der Ukraine ist die Fortsetzung einer noch viel älteren Gewaltgeschichte: Davon handelt Sergej Lebedews neuer, hochpoetischer und hochpolitischer Roman „Die Beschützerin“, der vier in die unheilvolle Geschichte verstrickte Figuren zum Sprechen bringt. Rezension von Ulrich Rüdenauer
Immer mehr Staaten erkennen Palästina an, Deutschland zögert. Ein Fehler, sagt Zimmermann: Gerade wegen der historischen Verantwortung müsse man für die Zwei-Staaten-Lösung sein.
Der Weimarer Fotograf Christian Rothe hat für den Bildband „Buchenwald“ die Auszeichnung zum „Schönsten Deutschen Buch 2025“ erhalten. Es ist ein stilles Buch, das bei allen künstlerischen Feinheiten auch ein politisches Statement ist.