Was ist los in den nationalen, internationalen und südwestdeutschen Kulturszenen? Berichte, Rezensionen zu Premieren und Konzerten, Ausstellungen und Museen, Künstlern und Events! Aus den Kulturmagazinen "SWR2 am Morgen", "SWR2 Journal am Morgen", "SWR2 Journal am Mittag" und "SWR2 Kultur aktuell".
Die Filmfestspiele „Heimat Europa“ in Simmern im Hunsrück bieten ein breites Spektrum: Unterschiedliche Spielarten aus vielen verschiedenen Ländern. Passend zum Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Forever young“ spielt das Erwachsenwerden in vielen Filmen eine wichtige Rolle, die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat ist ein ebenso großes Thema. Neben dem Spielfilmwettbewerb werden auch Dokumentarfilme gezeigt, so dass auch über die Genregrenzen hinweg klar wird: Heimat ist ein Begriff, der viele Sichtweisen erlaubt. Eine Besonderheit in diesem Jahr ist es, dass als Eröffnungsfilm „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ gezeigt werden kann; der neueste Film des langjährigen Schirmherren Edgar Reitz.
Intendant Markus Hinterhäuser lässt auf der riesigen Breitwandbühne des großen Salzburger Festspielhaus Gaetano Donizettis Königinnenkrieg „Maria Stuarda“ in Szene setzen. Ein bedeutendes Festspielereignis, nicht zuletzt durch Ulrich Rasches bildmächtig bewegende Inszenierung.
Zwei Männer, das Meer, der Kamp ums Überleben: Mit „Jenseits der See“ ist ein früher Roman des irischen Booker Prize-Trägers Paul Lynch nun auf Deutsch erschienen – eine Enttäuschung. Rezension von Christoph Schröder
1200 Jahre liegen zwischen den beiden Karls. Das Bühnenstück in der Aula Regia der Ingelheimer Kaiserpfalz schafft eine Begegnung zweier Persönlichkeiten und ihrer Welten, die auf den zweiten Blick einiges gemeinsam haben. So nimmt zum Beispiel Sprache einen großen Platz ein im Leben beider Männer. Die Freiluftinszenierung besticht mit gut recherchierten Details, einem hochmotivierten Ensemble aus Profis und Laien und mitreißender Musik.
Im südlichen Odenwald existiert ein popmusikalisches Biotop der besonderen Art. Als sich die legendäre Krautrock-Band Guru Guru Mitte der 1970er-Jahre hier als Hippie-Kommune niederließ, gründete Bandboss Mani Neumeier das Finkenbach-Festival – zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr.
Maike Schöfer ist evangelische Pfarrerin, queer, feministisch – und unbequem, wie sie selbst sagt. In ihrem neuen Buch „Nö, eine Anstiftung zum Nein-Sagen“ erzählt sie, wie sie das Nein erst verlernte und dann kraftvoll wiederfand.
Etwa 100.000 Menschen starben beim Atombombenabwurf der USA auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki am 6. und am 9. August 1945. Tausende weitere Menschen starben an Folgeschäden. Der bislang einzige Einsatz von Atomwaffen in einem Krieg bleibt bis heute, 80 Jahre später, kaum vorstellbar. Eine Wanderausstellung im Museum Fünf Kontinente München, in Kooperation mit dem Japan-Zentrum der Universität München, versucht eine Annäherung über Fotografien und Gemälde. Das Erinnern aufrecht erhalten Die Auswirkungen der Bomben durch Druck, Hitze und Radioaktivität auf menschliche Körper, Zerstörung und Wiederaufbau von Städten: Immer wieder werden die Perspektiven und Schicksale der Betroffenen in den Mittelpunkt gerückt. Ergänzt werden sie durch aktuelle Werke, wie etwa auf einem Screen präsentierte Ölgemälde. Diese wurden von OberschülerInnen der Motomachi-Oberschule in Hiroshima über eine Jahr, in enger Abstimmung mit Überlebenden, gemalt. „Auf diese Weise werden die Schülerinnen sozusagen neue StellvertreterInnen der Überlebenden, die diese Geschichten dann weitertragen können.“, erklärt Anna Wiemann von der Ludwig-Maximilians-Universität in München und betont die Bedeutung moderner Erinnerungskultur: „Um die Erinnerung aufrecht zu erhalten, ist es […] an uns, uns mit der Geschichte zu befassen und ihre Speichermedien sozusagen immer wieder auf´s Neue zu fragen: `Was erzählt ihr uns´?“.
„Das ist nur eine Freiheit für Leute, die sich das leisten können“, sagt der Soziologe Andreas Kemper über die „Seasteading“-Bewegung. Diese Bewohner künstlicher Inseln auf dem Meer sehen sich als Flüchtlinge vor staatlicher Überregulierung. Dahinter steckt der reine Kapitalismus.
Um jugendliche Kriminelle von der Straße zu holen, entstand vor mehr als 20 Jahren die Kulturinitiative Bohnenviertel in Stuttgart. Mit Theater, Musik und Tanz zeigt der künstlerische Leiter Axel Clesle den jungen Menschen eine Alternative auf.
In der Ingelheimer Kulturhalle „King“ ist die Ausstellung „Grab 447 – ein fränkischer Krieger auf dem Weg ins Jenseits“ zu sehen. Bei Grabungen haben Archäologen in der Rotweinstadt ein vollständiges Grab aus der Merowingerzeit entdeckt. Das Grab bekam den Arbeitstitel „Grab 447“. Das vollständige Skelett ist ein Jahrhundertfund und anschaulich dokumentiert.
Seit vielen Jahren beobachtet der Architekt und Fotograf Wilfried Dechau, wie Stuttgart sich verändert, weil alte Gebäude abgerissen werden und neue entstehen. Die Diskussion, was sinnvoller, ökonomischer oder auch ökologischer ist, ob Abriss oder Sanierung, kennen wir aus vielen Städten - in Stuttgart hat er den Wandel dokumentiert. Viele seiner Vorher-Nachher-Bilder sind nun in der Ausstellung "Abriss 2.0 - Ein Aufruf zur Umkehr" zu sehen. Wilfried Dechau plädiert für einen besonnenen, nachdenklichen Umgang mit den Bestandsbauten: Lieber anpassen, als abreißen, denn in ein Gebäude wurden immer schon viel Material, Energie und Gedanken investiert.
„Die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes war tatsächlich noch nie so hoch wie jetzt in der Geschichte“, sagt Juliane Hauschulz, Referentin der Organisation IPPNW, in der sich Ärzte und Ärztinnen für nukleare Abrüstung einsetzen. Vor 80 Jahren zerstörten die USA mit zwei Atombomben die Städte Hiroshima und Nagasaki, mit verheerenden, bis heute nachwirkenden Folgen.
Das Filmfestival Heimat Europa in Simmern zeigt zur Eröffnung den Film „Leibniz“ – von Edgar Reitz. Darin lässt der Regisseur den Universalgelehrten nicht nur über Bilder, sondern auch über das Wesen von Zeit nachdenken. Dazu zeigt das Edgar-Reitz-Filmhaus eine Ausstellung mit Originalrequisiten aus dem Film und es gibt eine sehenswerte filmische Dokumentation.
Faustina war die Ehefrau des römischen Kaisers Marc Aurel. In der großen Landesausstellung in Trier wird Marc Aurel mit all seinen Facetten vorgestellt. Eine große Rolle spielt seine Ehefrau Faustina. Zu Lebzeiten wurde sie geehrt, nach ihrem Tod zur Göttin erhoben, doch später auch von Historikern als Ehebrecherin verunglimpft. Die Ausstellung im Landesmuseum Trier zeigt interessante Hintergründe.
Von der Demokratie zur Diktatur: Im Stuttgarter Rathaus war es 1933 eine Prozedur von wenigen Wochen. Nachdem das passende Gesetz erlassen war, feuerten die Nazis knapp 200 städtische Arbeiter und Angestellte.
Vor 50 Jahren wurde er der erste Hollywood-Blockbuster: Steven Spielbergs „Der weiße Hai“. Zum Jubiläum kommt er wieder in die Kinos und beschert diesen vielleicht einen ähnlichen Erfolg wie damals. Zu wünschen wäre es, sagt der Mainzer Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger.
Ein Jahr nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima schrieb der damals 19-jährige Schüler Hisashi Tôhara seine Erinnerungen an diesen Tag auf und schilderte die Auswirkungen der Katastrophe auf sein Leben. Seine Witwe veröffentlichte die eindringlichen Aufzeichnungen des überlebenden Augenzeugen. Rezension von Claudia Fuchs
Viele Kommunen in Baden-Württemberg stehen finanziell unter Druck – und besonders die Museen geraten dabei ins Visier. Es drohen massive Kürzungen oder gar Schließungen. „Wenn ein Museum geschlossen wird, stehen Gebäude leer, die Kosten laufen weiter – und das kulturelle Angebot bricht weg“, sagt Sabine Mücke vom Museumsverband Baden-Württemberg.
Wenn sich die Theater in den Metropolen in die Sommerpause verabschieden, schlägt die Stunde der Freilichtbühnen.
Melancholisch-schönes Werk – Maxim Biller beweist mit federleichter Prosa, was für ein herausragender Schriftsteller er ist. Rezension von Carsten Otte
Constanze Klar hat am Strand der Nordseeinsel Spiekeroog die Bar „At the end oft he f. world“ betrieben. Offen für alle, die mit der Künstlerin sprechen und trinken wollten.
Viele atemberaubende Fotos hat der norwegische Biologe Audun Rikardsen im Laufe der Jahre zuwege gebracht. Nun sind seine besten Bilder im Reutlinger Naturkundemuseum zu sehen.
Ethnotourismus bedeutet, aus Interesse an fremden Kulturen zu reisen – und kann mehr Schaden als Nutzen bringen, erklärt Alexander Trupp, Humangeograf an der Universität Innsbruck.
Clemens Hoffmann ist begeisterter Hobby-Koch und Gastgeber. Seine Kochbuch-Sammlung füllt mehrere Regalmeter und ständig kommen neue dazu.
Vor 20 Jahren hat das ifa, das Institut für Auslandsbeziehungen, das CrossCulture Programm (CCP) aufs Gleis gesetzt: ein Förderprogramm für Künstlerinnen und Künstler vor allem aus islamisch geprägten Ländern, um ein zivilgesellschaftliches Netzwerk zu stärken. Daraus ist eine lebendige CCP-Community erwachsen, die im regelmäßigen künstlerischen Austausch steht. Die Jubiläumsausstellung „Connecting Roots“ begibt sich auf die Suche nach verbindenden Gemeinsamkeiten und Erinnerungen. Eine empathische, kreative Entdeckungstour.
Der US-Regisseur Robert Wilson ist im Alter von 83 Jahren gestorben – ein Ausnahmekünstler, der das Theater, die Oper und auch das Hörspiel geprägt hat. „Ich hatte das Glück, ihn mehrfach zu treffen“, sagt Mareike Maage aus der SWR Hörspielredaktion. Bereits 2013 brachte Wilson bei den ARD Hörspieltagen in Karlsruhe sein Stück „Monsters of Grace" II auf die Bühne – ein Hörspiel mit Starbesetzung, wie Angela Winkler, Jürgen Holz, Christopher Knowles oder Isabelle Huppert. „Wilson baut immer zuerst eine Struktur – das war beim Theater so und beim Hörspiel genauso“, erinnert sich Maage, die als Stand-In auch aktiv am Inszenierungsprozess beteiligt war. Auch privat war sie zweimal in Watermill, wo Wilson 1992 sein eigenes Kunstzentrum gründete. „Manche sagen, Watermill ist Robert Wilsons größte Inszenierung“, erzählt Maage. Dort trafen sich junge Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt, um gemeinsam zu leben und zu arbeiten. „Diese konzentrierte Atmosphäre war einzigartig – alle haben mitangepackt, sogar Küchendienst gemacht.“ Dabei waren den Formen Oper, Theater, Ausstellung oder Hörspiel keine Grenzen gesetzt. Wilsons Faszination für das Hörspiel war groß – er habe das Medium ernst genommen und mit genauso viel Präzision behandelt wie die Bühne, sagt Mareike Maage: „Er war sehr genau – und jemand, der wirklich groß gedacht hat.“
Auch an seinem 100. Geburtstag ist Ernst Jandl unvergessen. Noch heute seien die Gedichte des österreichischen Lyrikers populär, sagt Literaturkritiker Günter Kaindlstorfer in SWR Kultur. Keine Bundestagsdebatte komme ohne „lechts und rinks“ aus, die man „nicht velwechsern“ könne. Bekannt sind Wortschöpfung von Jandl wie „Schtzngrmm“, „falamaleikum“ und das berühmte Gedicht „Ottos Mops“.
Wir besuchen in unserer Sommerreihe verschiedene Inseln. Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland nimmt uns mit nach „Skull Island“. Eine fiktive Insel mit schwarze Felsen, Dschungel, grollendem Wind. Es ist eine vergessene Insel. Flugechsen und Dinosaurier leben dort und der König des Dschungels „Kong“. Aber die Filmkulisse ist nicht nur durch die ikonischen „King Kong“-Filme bekannt, sondern auch durch Steven Spielbergs „Jurassic Park“. Auch hier sieht die Insel aus wie „eine aus der Zeit gefallen Welt“, sagt Suchsland. Für ihn symbolisieren diese Kino-Inseln die dunkle Seite der Aufklärung.
Das Nature One Festival im Hunsrück feiert dieses Jahr 30. Jubiläum. Dominik Eulberg gehört zu den DJs, die dort bisher am häufigsten aufgetreten sind.
Nature One ist ein Zuhause für Techno-Fans. Jedes Jahr kommen im Sommer 60.000 Menschen zum Tanzen und Feiern.
Joanne K. Rowling feiert am 31. Juli ihren 60. Geburtstag. Mit ihrer Roman-Reihe über den Zauberlehrling Harry Potter wurde sie weltberühmt und zugleich zur mutmaßlich bestbezahlten Schriftstellerin der Welt. ARD-Literaturkritiker Denis Scheck: „Ich glaube, dass man auch in 100 Jahren Harry Potter noch kennen wird."
„Die nackte Kanone“-Trilogie gehört mit ihrem rasanten Witzfeuerwerk zu den Komödienklassikern der 80er und 90er Jahre. Regisseur Akiva Schaffer hat sich jetzt an eine Neuauflage gewagt. In der Hauptrolle Actionstar Liam Neeson, an seiner Seite Baywatch-Ikone Pamela Anderson.
Max Ahrens hat zusammen mit Maik Lüdemann den Dokumentarfilm „Kein Land für niemand“ gedreht. Darin schildern die Filmemacher eine Entwicklung in Deutschland, die für sie – so auch der Untertitel des Films – der „Abschottung eines Einwanderungslands“ gleichkommt.
Sich anpassen oder sich verweigern? Isabel Kreitz zeigt in ihrem neuen Comic „Die letzte Einstellung“, wie ein Schriftsteller versucht, im Nationalsozialismus zu überleben – mit unübersehbaren Parallelen zum Leben Erich Kästners. Rezension von Silke Merten
In unserer Sommerreihe „Kultur im Kleinen“ erkunden wir besondere Kultur-Schauplätze abseits der großen Zentren. Ateliers, Ausstellungen und Workshops bietet die Kulturwerkstatt „BT24“ im Alten Lager Münsingen. Die Reutlinger Sozialwissenschaftlerin Edith Koschwitz hat die Werkstatt gegründet. Ihr Motto: „Kultur aufs Land!“
Israelfeindliche Äußerungen auf der Bühne, Sprechchöre im Publikum, die dem israelischen Militär den Tod wünschen: Vorfälle wie die der Rap-Gruppe Kneecap oder des Rappers Bobby Vylan haben für Schlagzeilen gesorgt. Weitere Eklats prognostiziert Joachim Hentschel, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, jedoch im laufenden Festivalsommer nicht. Er hofft auf eine Gegenbewegung. Festivals könnten Orte sein, „wo Künstlerinnen und Künstler aus Israel und aus Palästina nebeneinander spielen.“
Was muss sich ändern, damit sich alle im öffentlichen Raum sicher fühlen? Das fragen sich die Künstler*innen vom „Kollektiv Mütterkünste“. In Karlsruhe zeigen sie ihre Performance „public places: safer spaces“. In Anlehnung an die Sicherheitsanweisungen von Flugbegleiter*innen führen sie das Publikum spielerisch durch einen öffentlichen Raum, in dem alle gemeinsam zu Verbündeten werden.
Doris Gercke, Krimiautorin und Erfinderin der Fernsehkommissarin Bella Block ist im Alter von 88 Jahren in Hamburg gestorben. Hätte es ohne sie je diesen Krimi-Boom gegeben? fragt Hörspiel-Krimi-Dramaturgin Uta-Maria Heim, selbst Krimiautorin.
Alan Brooks hat es mit Jugendlichen aus dem Landkreis Heidenheim das Tanzstück "Morgengrauen" nach Ibsens Peer Gynt erarbeitet und im Konzerthaus Heidenheim aufgeführt.
Sie sind Zeichner, Bildhauer, Dichter, Musiker – die fünf Brüder der Familie Strugalla aus Rheinland-Pfalz haben allesamt eine künstlerische Laufbahn eingeschlagen. Ihre Eltern waren allerdings keine Künstler. Und trotzdem ist ihre Herkunft entscheidend gewesen für die kreativen Wege, die die Brüder genommen haben.
Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel ist Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2025. Eine gute Entscheidung, findet SWR Literatur-Redakteur Frank Hertweck. Schlögels Kritik an Russland seit der Annexion der Krim sei auch radikale Selbstkritik eines Intellektuellen gewesen.
Die Ausstellung „Assembling Grounds. Praktiken der Koexistenz“ haben Künstler in Indien und Sri Lanka entwickelt, nachdem die die Karlsruher Reiseausstellung „Critical Zones“ vom Zentrum für Kunst und Medien dort gezeigt worden war. Auf Basis dieser Ausstellung haben sie Werke zu Problemen ihrer Heimat entwickelt, die jetzt in Karlsruhe zu sehen sind.