POPULARITY
Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier: https://kenfm.de/zur-wirksamkeit-von-influenza-und-corona-schutzimpfungen-von-karsten-montag/ Das weltweite Marktvolumen des Geschäftes mit Impfstoffen liegt im zweistelligen Milliarden Dollar-Bereich und erfährt derzeit eine steiles Wachstum. Nur vier Pharmaunternehmen kontrollieren 90 Prozent des Marktes. Sie haben ein großes wirtschaftliches Interesse daran, dass sich die Wirksamkeit der von ihnen vertriebenen Impfstoffe in den von ihnen selbst finanzierten Studien als besonders hoch herausstellt. Umso wichtiger ist es, dass unabhängige Institutionen diese Studien vergleichen sowie auf ihre wissenschaftliche Evidenz überprüfen und dass auch medizinische Laien sich damit vertraut machen, welchen Studien sie trauen können und wie man ihre Ergebnisse hinsichtlich der Wirksamkeit der Impfstoffe interpretieren muss. Denn letztendlich landen die Wirkstoffe dieser Vakzine in ihren Körpern und können dort unter Umständen mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringen. Von Karsten Montag. Design und Interpretation der Ergebnisse von Wirksamkeitsstudien. Um die Wirksamkeit von Impfstoffen nachzuweisen, wird die so genannte randomisierte kontrollierte Studie (im Englischen: randomized controlled trial oder RCT) als der Goldstandard der evidenzbasierten medizinischen Forschung angesehen. Die Teilnehmer einer derartigen Studie werden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht und, ebenfalls zufällig, zwei in etwa gleich großen Gruppen zugeordnet (daher „randomisiert“). Die Teilnehmer der einen Gruppe erhalten den zu testenden Impfstoff, während die Teilnehmer der zweiten Gruppe, auch Kontrollgruppe (daher „kontrollierte“ Studie) genannt, beispielsweise ein Placebo oder einen anderen Impfstoff erhalten. Idealerweise ist die Studie doppelt verblindet, was soviel bedeutet, dass sowohl die Teilnehmer nicht wissen, ob sie den Impfstoff oder das Placebo erhalten, als auch die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte nicht wissen, was sie dem Patienten verabreichen. Die besondere Art dieses Studiendesigns mindert eventuelle Verzerrungen, wie sie zum Beispiel bei der Verwendung von Fall-Kontroll-Studien auftreten können, in der in einer nachträglichen Betrachtung eine Gruppe erkrankter Personen (Fälle) mit einer „geeigneten“ Gruppe von nicht erkrankten Personen (Kontrollgruppe) verglichen wird. Das Ergebnis einer Fall-Kontroll-Studie hängt im Wesentlichen von der Auswahl der geeigneten Kontrollgruppe ab. Von der Pharmaindustrie finanzierte Studien dieses Designs stehen daher nicht selten in Verdacht, die Kontrollgruppe so auszuwählen, dass dabei am Ende eine möglichst hohe Wirksamkeit des zu testenden Impfstoffs herauskommt. Doch auch randomisierte kontrollierte Studien sind nicht frei von verzerrenden Faktoren. Die 1993 gegründete britische Netzwerkorganisation Cochrane Collaboration (1), oder kurz Cochrane, mit 79.000 Mitgliedern und Unterstützern aus über 130 Ländern hat sich zum Ziel gesetzt, unter anderem mit der Bewertung und dem Vergleich von Wirksamkeitsstudien zu Impfstoffen die evidenzbasierte Entscheidungsfindung in Gesundheitsfragen zu fördern. Mit einer Methodik namens GRADE (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation – Einstufung von Empfehlungen, Einschätzungen, Entwicklungen und Auswertungen) bewerten die teilnehmenden Wissenschaftler die Qualität und Evidenz von Studien anderer Forscher. Nachteilig auf die Bewertung wirkt sich dabei beispielsweise aus, wenn nicht alle Daten, die zum Ergebnis geführt haben, veröffentlicht werden oder andere Kriterien wie die zufallsbasierte Auswahl von Teilnehmern nicht nachvollziehbar ist. Schlussendlich kann auch die Darstellung der Ergebnisse einer Studie auf den Laien sehr verzerrend wirken. Die relative Risikoreduktion eines Impfstoffs von beispielsweise 95 Prozent, die auch als Wirksamkeit bezeichnet wird, sagt überhaupt nichts darüber aus, wie hoch die absolute Reduktion des Risikos ist und wie viele Menschen geimpft werden müssen…weiterlesen hier: https://kenfm.de/zur-wirksamkeit-von-influenza-und-corona-schutzimpfungen-von-karsten-montag/ +++ KenFM jetzt auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage kommt Ihr zu den Stores von Apple und Google. Hier der Link: https://kenfm.de/kenfm-app/ +++ Abonniere jetzt den KenFM-Newsletter: https://kenfm.de/newsletter/ +++ jetzt kannst Du uns auch mit Bitcoins unterstützen. Bitcoin-Account: https://commerce.coinbase.com/checkout/1edba334-ba63-4a88-bfc3-d6a3071efcc8 +++ Dir gefällt unser Programm? Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten findest Du hier: https://kenfm.de/support/kenfm-unterstuetzen/ Website und Social Media: https://www.kenfm.de https://www.twitter.com/TeamKenFM https://www.instagram.com/kenfm.de/ https://soundcloud.com/ken-fm https://t.me/s/KenFM See acast.com/privacy for privacy and opt-out information.
Da in den kommenden Jahren aus demographischen Gründen mit einem Anstieg der Prävalenz dementieller Syndrome zu rechnen ist, ist die rechtzeitige und effektive Behandlung von Risikofaktoren für Demenzen von besonderer Wichtigkeit. Coupland et al. untersuchten in einer kürzlich publizierten Fall-Kontroll-Studie aus Großbritannien an einem großen, repräsentativen Kollektiv die Assoziation der kumulativen Einnahme stärkerer Anticholinergika (insg. 56 Wirkstoffe) und des Risikos einer dementiellen Entwicklung. Die Studie fand eine Risikoassoziation für die Entwicklung einer Demenz mit der kumulativen Menge eingenommener Anticholinergika. Falls eine Kausalbeziehung besteht, könnten Anticholinergika für rund 10% aller Fälle von Demenzen auf Bevölkerungsebene verantwortlich sein. In unserer aktuellen Podcast-Folge gehen wir näher auf diese interessante Studie zu einem für die medizinische Versorgung höchst relevanten Themenfeld ein.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 17/19
In der Arbeit "Langzeitergebnisse nach Fundoplikatio bei Kindern" wurden die Daten aller Kinder, die im Zeitraum von Januar 2001 bis Februar 2005 in der Dr. von Haunerschen Kinderklinik operiert wurden, ausgewertet. Dabei handelte es sich um 39 Patienten, davon 17 Mädchen und 22 Jungen, die eine Fundoplikatio nach Thal, Nissen oder Boix-Ochoa erhielten. Für die Arbeit wurden einerseits im Rahmen einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie die präoperativen Befunde der Kinder, die Operationsberichte und Akten des stationären Aufenthaltes sowie die postoperativen Nachsorgekontrollen ausgewertet. Andererseits gab es zur langfristigen Verlaufskontrolle ein Telefoninterview mit den Eltern der Kinder mit einem Fragebogen zur Symptomentwicklung und Lebensqualitätsverbesserung nach Fundoplikatio. Ziel unserer Arbeit war es, herauszufinden, ob mit der Fundoplikatio in unserer Patientenkohorte ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis erzielt werden konnte. Durch Vergleiche unterschiedlicher Patientengruppen versuchten wir, Tendenzen zu erkennen, welche Patienten in Bezug auf Vorerkrankung, Manschettenart und Operationstechnik in der Gegenüberstellung den größten Vorteil aus der Antirefluxchirurgie erzielen konnte. Auch wollten wir feststellen, welche Art von Symptomen einem operativen Behandlungserfolg am besten zugänglich war. Im Langzeitvergleich der Manschettenart zeigten sich bezüglich eines Rezidives (Rezidivösophagitis und radiologischer Rezidiv-GÖR) schlechtere Ergebnisse für die Thal-Operation als für die Nissen-Fundoplikatio (37,5% vs.7,7% und 25% vs. 15,4%). Nur der unmittelbar postoperative Rezidivreflux war bei Nissen-Operationen etwas häufiger (15,4% vs. 12,5%). Weiterhin war die Thal-Operation mit mehr Manschettenkomplikationen assoziiert (29,2% vs. 7,7%). Im Gesamtüberblick zeigte sich aber auch bei mehr Thal-operierten Kindern ein vollkommen komplikationsloser postoperativer Verlauf als bei Kindern nach Nissen-Operation (45,8% vs. 30,8%). Die Reoperationsrate war nach Nissen-Fundoplikatio höher (23,1% vs. 16,7%), ebenso geringfügig die direkt postoperative Dysphagie (23,1% vs. 20,8%). Weiterhin fällt ein häufigeres Auftreten von neu entstandener Dysphagie im Langzeitverlauf nach Nissen-Fundoplikatio auf (23,1% vs. 8,3%). Die laparoskopische Operationsform ist in unserer Studie mit mehr Refluxrezidiven in der ersten postoperativen Röntgenkontrolle verbunden (21,1% vs. 5,0%). Hier zeigte die offene Operation ein deutlich besseres Outcome, während es im Langzeitverlauf im Hinblick auf die Refluxrezidive keinen deutlichen Unterschied mehr gab zwischen offener und laparoskopischer Operationstechnik. Während die Rate an Ösophagitisrezidiven bei der offenen Operation etwas höher lag (30,0% vs. 26,3%), waren die laparoskopisch operierten Patienten mehr von Rezidivreflux in der Langzeit-Röntgenkontrolle betroffen (26,3% vs.20,0%). Die Häufigkeit des Auftretens von postoperativen Komplikationen (ohne Unterscheidung der Art der Komplikation) war bei laparoskopischer und offener Technik fast gleich (52,6% vs. 55,0%). Die Reoperationsrate war bei den offen operierten Kindern etwas höher (20,0% vs. 15,8%). Intraoperativ traten beim laparoskopischen Operationszugang mehr Blutungen auf (15,8% vs. 5,0%), bei offener Operation mehr Organläsionen (25,0% vs. 10,5%, bedingt vor allem durch die wesentlich höhere Zahl an Komplikationen durch Verwachsungen bei voroperierten Kindern). Alle drei Fälle mit postoperativem Ileus/Subileus waren offen operiert worden (15,0% vs. 0%). Die Ergebnisse des Gruppenvergleichs zwischen neurologisch retardierten Patienten (Gruppe A), gastrointestinal vorerkrankten Kindern (Gruppe B) und ansonsten gesunden Patienten (Gruppe C) zeigten im Vergleich ähnliche Erfolgs- und Komplikationsraten bei den vorerkrankten wie bei den gesunden Patienten. In der Symptombewertung im Langzeitverlauf schnitt Gruppe B sogar besonders gut ab. Die endoskopische Rezidivösophagitis in der Langzeitkontrolle war bei Gruppe C deutlich höher als bei Gruppe A (50,0% vs. 15,0%, allerdings war in der Gruppe C relativ häufig therapierefraktäre Ösophagitis bereits die Operationsindikation). Auch in der direkt postoperativen Magen-Darm-Passage war der Anteil der gesunden Patienten mit Reflux-Rezidiv relativ hoch (25,0%). Man kann also aus unserer Patientengesamtheit nicht den Schluss ziehen, vorerkrankte Patienten profitierten von der Fundoplikatio weniger als gesunde Patienten. Die Komplikations-, Rezidiv- und Reoperationsraten sind bei den geunden Kindern unserer Studie nicht besser als bei den vorerkrankten Kindern. Allerdings zeigten sich bei den Symptomen, die die Indikation für die Fundoplikatio darstellten, Unterschiede zwischen den Gruppen A bis C sowohl in der Art der Beschwerden als auch in deren Verlauf. Insgesamt waren gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen und Dysphagie mit der Fundoplikatio gut therapierbar ebenso wie Gedeihstörung, die am meisten bei Gruppe C als Hauptsymptom beschrieben war. Respiratorische Symptome konnten vor allem in der Gruppe der neurologisch retardierten Kinder nur zu einem geringen Prozentsatz behoben werden (23,1% beschwerdefrei). In Gruppe B war das Ergebnis nach Operation für die Kinder mit pulmonalen Komplikationen besser (60,0% beschwerdefrei), in Gruppe C waren Beschwerden im Respirationstrakt nur bei einem Kind ausschlaggebend für die Operation. Die medikamentös-therapierefraktäre Ösophagitis zeigte einen nur mäßigen bis keinen Erfolg nach der operativen Therapie (66,7% unverändert), wie man vor allem an den hohen Rezidivraten bei Patienten mit isolierter GERD sieht. Der Bedarf an Säureblockern konnte postoperativ erheblich gesenkt werden und weniger als ein Drittel der Kinder musste nach der Fundoplikatio noch kontinuierlich auf Protonenpumpenhemmer zurückgreifen. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist eine große Elternzufriedenheit und deutliche Lebensqualitätsverbesserung der operierten Patienten, die sich aus der telefonischen Interview der Eltern ergab. Der Nachsorgezeitraum war seit OP bis zum Telefoninterview im Median 7,3 Jahre (+/-1,7). Die Komplikations-, Rezidiv- und Reoperationsraten der Fundoplikatios unserer Studie waren im Literaturvergleich relativ hoch, allerdings haben wir auch sehr detailliert alle Komplikationen aufgezeichnet, was sicher auch die hohen Prozentzahlen mit bedingt. Bei der Indikationsstellung zur Operation ist es wichtig, die häufigen Komplikationen und die relativ hohen Rezidiv- und Reoperationszahlen zu bedenken. Allerdings ist die Befragung zur Symptomentwicklung und Lebensqualitätsverbesserung im Langzeitverlauf ein ebenso wichtiger Erfolgsmaßstab. Das umfassend positive Ergebnis der Elternbefragung hat gezeigt, dass gerade auch die chronisch kranken Kinder von der Fundoplikatio deutlich profitieren können.
Tierärztliche Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 06/07
Sat, 20 Jul 2013 12:00:00 +0100 https://edoc.ub.uni-muenchen.de/16038/ https://edoc.ub.uni-muenchen.de/16038/1/Stoll_Alexander.pdf Stoll, Alexander ddc:590, dd
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 14/19
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Beitrag zur Charakterisierung des Immunsystems von Patienten mit Schizophrenie zu leisten. In einer Fall-Kontroll-Studie wurden unbehandelte Patienten während der akuten Exazerbation einer Schizophrenie (n = 39) und im Verlauf (n = 25) untersucht. Als Kontrollgruppe dienten 39 freiwillige Probanden. Klinisch wurde die Psychopathologie mittels Perceived Stress und Positiv- und Negativ-Syndrom Skala erhoben. Parameter zu Charakterisierung des Immunsystems waren allgemeine zelluläre Immunantwort (Lymphozyten, Aktivierte und Naive/ Gedächtnis-T-Zellen, Monozyten), virusspezifische Immunantwort (EBV-/ CMV-spezifische T-Zellen, anti-EBNA/ -CMV IgG), Virusinfektion (EBV-/ CMV-DNA) und neuroendokrine Stressantwort (Cortisol). Der subjektive Stress korrelierte mit der Erkrankungsschwere (PSS x PANSS, r = 0.46, p = 0.02, n = 25). Eine Erhöhung der Granulozyten, Rauchen und subjektiver Stress erklärten die Variablilität in den Leukozyten besser als die Unterscheidung Patient oder Kontrolle (F(4,51) = 11.2, p = 0,00001). In der Patientengruppe waren CD4+ T-Zellen und B-Zellen proportional erhöht (48.1 (10.0) vs. 46.5 (10.9) %, p = 0.04; resp. 13.9 (5.1) vs. 11.8 (4.1) %, p = 0.01), zytotoxische Lymphozyten erniedrigt (CD8+ T-Zellen: 21 (6.0) vs. 25 (6.1) %, p = 0.005; NK-Zellen: 10.2 (4.8) vs. 12.4 (7.3) %, p = 0.04); Kein Unterschied konnte bzgl. der virusspezifischen T-Zell-Antwort und Infektionsrate von CMV und EBV zwischen den Gruppen festgestellt werden. In der Patientengruppe fand sich eine Assoziation zwischen Positivsymptomatik und CD3+CD25+ T-Zellen (F(1,25) = 5.95, p = 0.005) sowie depressiver Symptomatik mit CMV-Seropositivität (F(1,24) = 25.15, p = 0.0004). Die Ergebnisse dieser Arbeit haben im wesentlichen drei Implikationen für die Psychoneuroimmunologie der Schizophrenie: (1.) krankheits-assoziierter Stress trägt zu einem proinflammatorischen zellulären Immunstatus bei, (2.) eine weitere Charakterisierung der CD3+CD25+ T-Zellen könnte zur Aufklärung einer autoimmunen Prädisposition bei paranoider Schizophrenie beitragen, (3.) der Zusammenhang zwischen Seropositivität für CMV und depressiver Symptomatik weist auf eine depressive Untergruppe mit erhöhter Suszeptibilität und/oder Exposition hin.
Tierärztliche Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 06/07
Die Inzidenz der Bovinen Neonatalen Panzytopenie (BNP) variiert zwischen einzelnen Betrieben sehr stark (0,3-20 %). Aus diesem Grund sollten im Rahmen der vorliegenden Studie Faktoren ermittelt werden, die Einfluss auf die Höhe der Inzidenz haben können. Dazu wurde zunächst die Inzidenz von 255 in einer Datenbank der Klinik für Wiederkäuer der LMU München registrierten BNP-Betriebe berechnet, nachdem die Gesamtanzahl der BNP-Fälle je Bestand und der Zeitraum, in welchem diese aufgetreten waren, ermittelt wurden. Für die Studie wurden dann 35 Betriebe mit hoher BNP-Inzidenz (> 6,5 %) und 49 Bestände, die eine niedrige BNP-Inzidenz (≤ 6,5 %) aufwiesen, hinsichtlich der BVD-Impfung, des Kolostrummanagements und der Kälbergesundheit vergleichend untersucht. In den näher untersuchten 84 BNP-Betrieben wurden zwischen 01.01.2005 und 31.08.2011 insgesamt 521 BNP-/BNP-Verdachtsfälle dokumentiert. Bei 298 wurde BNP durch eine Blutuntersuchung und/oder eine Sektion bestätigt. Die restlichen Verdachtsfälle waren nicht untersucht. Bei den BNP-Kälbern Bestand weder eine Rasse- noch eine Geschlechterprädisposition. Nur 8,6 % der BNP-Kälber überlebten die Erkrankung. Der Anteil der BNP-Mütter betrug in Betrieben mit niedriger Inzidenz zwischen ein und 16 %, in Beständen mit hoher Inzidenz zwischen sieben und 40 %. In beiden Inzidenzgruppen hatte der Großteil der BNP-Mütter lediglich ein Kalb, das an BNP erkrankte. Aufgrund des Auftretens von BNP-Fällen wurden bis zu 15 Kühe pro Bestand geschlachtet. Landwirte aus Betrieben mit hoher Inzidenz setzten das Erstkolostrum häufiger und über eine größere Anzahl von Mahlzeiten ein als Landwirte der Gruppe mit niedriger Inzidenz. Ein erhöhtes Risiko für eine hohe BNP-Inzidenz entstand auch durch die Verfütterung von Mischkolostrum. Das Volumen pro Mahlzeit und die Dauer der Biestmilchversorgung unterschieden sich zwischen den beiden Inzidenzgruppen nicht voneinander. In 30 der 35 Betriebe mit hoher Inzidenz wurde das Kolostrummanagement dahingehend umgestellt, dass BNP-Kolostrum entsorgt und Nachkommen der BNP-Mütter mit Biestmilch anderer Kühe aus dem eigenen Bestand oder in Einzelfällen aus einem Nachbarbetrieb versorgt wurden. In acht dieser Betriebe wurden seitdem keine neuen BNP-Fälle beobachtet, 22 Betriebsleiter registrierten erneut Fälle von BNP. Drei Landwirte hatten alle BNP-Mütter verkauft und zwei, die weiterhin BNP-Kolostrum einsetzten, registrierten keine neuen Fälle mehr. 16 Betriebsleiter der Gruppe mit niedriger Inzidenz hatten alle BNP-Mütter aus dem Bestand entfernt. Von 19 Betriebsleitern, die eine Veränderung der Kolostrumversogung eingeführt hatten, beobachteten elf keine weiteren BNP-Kälber mehr. Insgesamt 14 Betriebsleiter verfütterten weiterhin BNP-Kolostrum an Kälber, woraufhin in vier Betrieben erneut BNP-Fälle von bereits bekannten BNP-Müttern auftraten. Das Schema der BVD-Impfung unterschied sich zwischen den Inzidenzgruppen dahingehend, dass in Betrieben mit niedriger Inzidenz häufiger keine Grundimmunisierung durchgeführt wurde, der Abstand der beiden Impfungen der Grundimmunisierung häufig größer war als in Betrieben mit hoher Inzidenz und dass ein höherer Anteil der Landwirte aus der Gruppe mit niedriger Inzidenz Rinder bereits ab einem Alter von drei Monaten grundimmunisieren ließ. In Beständen mit hoher Inzidenz wurde PregSure® BVD tendenziell länger eingesetzt und BNP-Mütter aus diesen Betrieben wiesen eine höhere Anzahl an Impfungen mit der Vakzine auf als solche aus Betrieben mit niedriger Inzidenz. Es wurden BNP-Mütter registriert, die vier Jahre nach der letzten Impfung mit PregSure® BVD das erste BNP-Kalb geboren hatten. Betriebsleiter der Gruppe mit hoher BNP-Inzidenz verzeichneten seit dem Auftreten der BNP eine statistisch signifikant höhere Anzahl an Behandlungen von Kälbern unter vier Wochen aufgrund von Durchfall, Lungen- und Nabelentzündung. Zusammen mit dem vermehrten Einsatz von Halofuginon, Vitamin E/ Selen, Mutterschutzimpfungen und Impfungen gegen Rindergrippe in beiden Inzidenzgruppen seit dem Auftreten von BNP, kann angenommen werden, dass seit dem Vorkommen von BNP vermehrt behandlungswürdige Erkrankungsfälle auftreten, die möglicherweise auf subklinische BNP zurückzuführen sind. Die Ergebnisse der Untersuchungen führen zu der Annahme, dass nicht nur aufgrund des Totalverlustes verendeter BNP-Kälber, sondern auch infolge der durch die subklinische BNP bedingte Zunahme der Inzidenz von Kälberkrankheiten und deren notwendige Behandlungen, den Landwirten aus BNP-Betrieben ein nicht unerheblicher zusätzlicher Schaden entstehen kann. Da über die Hälfte der 1210 BNP-und BNP-Verdachtsfälle aus 255 Betrieben dem Paul-Ehrlich-Institut nicht gemeldet wurden und 57 % der Betriebe dem Institut nicht bekannt waren, kann von einem beträchtlichen „underreporting“ gesprochen werden.
Durch den immer weitere Ausmaße annehmenden multidisziplinären Behandlungspfad insbesondere bei langwierigen Krankheiten, darunter vor allem Krebserkrankungen, ist es nötig, durch Umstrukturierung und neue Konzepte ein neues System zur Optimierung sowohl der anfallenden Kosten, als auch der Betreuung der Patientinnen, in psychischer wie auch in physischer Hinsicht, zu entwickeln. In diesem Sinne wurde ein Versuch zur Verbesserung in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen 2003 in Augsburg in Form des Case Managements gestartet. In einer Fall-Kontroll-Studie wurde ein Vergleich zwischen der psychischen Lebensqualität von Patientinnen, welche dem alten Behandlungspfad folgten, und denen, welche nach dem System des Case Managements betreut wurden, gezogen. Die durchgeführte Studie zeigt, dass es erste positive Zusammenhänge zwischen der neuen Betreuungsform und der Lebensqualität der Patientinnen im Vergleich zu den alten Betreuungsmethoden gibt.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 09/19
Die native kraniale CT ist in der heutigen Notfalldiagnostik von entscheidender Bedeutung, und ist insbesondere für die initiale Diagnostik akuter Schlaganfälle und Schädel-Hirn- Traumen die Untersuchungsmethode der Wahl. Im Bereich der hinteren Schädelgrube ist die diagnostische Aussagekraft der Schädel-CT jedoch aufgrund ausgeprägter Artefakte stark limitiert. Eine Reduktion dieser Artefakte ist möglich, wenn die longitudinale Auflösung in z-Richtung erhöht wird. Die modernsten Mehrschicht-Computertomographen erlauben auch bei Routine-Aufnahmen des Schädels eine isotrope Auflösung im Submillimeterbereich, und sollten daher nicht nur die Artefakte der hinteren Schädelgrube verringern, sondern auch eine bessere Darstellung der infratentoriellen Strukturen ermöglichen. Das Ziel dieser Fall-Kontroll-Studie war es, praktische Vor- und Nachteile der 1-, 4-, 16- und 64-Schicht CT aufzuzeigen, die für die native kraniale CT von Bedeutung sind. Dazu wurden 100 nichtpathologische CT-Aufnahmen des Gehirns im Hinblick auf verschiedene Bildparameter, darunter auch Artefakte der hinteren Schädelgrube, verglichen. Die Datenakquisition erfolgte mit Untersuchungsprotokollen für Routine-Aufnahmen, wobei die Kollimation umso dünner war, je mehr Schichten simultan akquiriert wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass Artefakte der hinteren Schädelgrube umso geringer und infratentorielle Strukturen umso besser darstellbar sind, je dünner die kollimierte Schichtdicke ist. Während die allgemeine Bildqualität, die Darstellung der Temporallappen und supratentorielle Artefakte von einer reduzierten Kollimation ebenfalls positiv beeinflusst werden, gelingt die Abgrenzung der Basalganglien und des Kortex besser bei breiteren Kollimationen, die bei den älteren Geräten verwendet werden. Weitere Studien werden klären müssen, inwieweit diese Leistungen der modernen Mehrschicht-CT die Diagnostik verschiedener Pathologien beeinflussen.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 07/19
Die Prävalenz allergischer Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener an Allergien leiden als Kinder ohne Stallkontakt. Ebenfalls als allergieprotektiv haben sich in der Vergangenheit orofäkale Infektionen und die körpereigene Bildung des IgG4 erwiesen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, ob eine erhöhte Prävalenz orofäkaler Infektionen und ein damit verbundener Anstieg des IgG4-Titers ursächlich sein könnte für die verminderte Prävalenz allergischer Erkrankungen bei Personen mit Bauernhofkontakt. Die Studie wurde eingebettet in die Niedersächsische Lungenstudie NiLS und als Fall-Kontroll-Studie (n=321) angelegt. Probanden der Studie waren 18-44-jährigen Bewohner einer Region in Niedersachsen, die landwirtschaftlich besonders geprägt ist. Die Teilnehmer der Studie wurden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Zusätzlich wurde eine Zufallsstichprobe zu einer körperlichen Untersuchung und Blutentnahme eingeladen. Aus den Blutproben der Teilnehmer der eingebetteten Fall-Kontroll-Studie wurden spezifisches IgE gegen ubiquitäre und landwirtschaftliche Allergene, IgG-Antiköper gegen T. gondii und H. pylori sowie IgG4 bestimmt. In der vorliegenden Studie wurden Probanden mit spezifischen IgE im Serum als Fälle, solche mit niedrigen Werten als Kontrollen bezeichnet. Spezifische Faktoren wurden darüber hinaus in Telefoninterviews erhoben. Bei 31% der Probanden wurden Antikörper gegen T. gondii festgestellt. Aufenthalt im Stall im Säuglingsalter war der wichtigste Prädiktor für eine Infektion mit T. gondii. 31% der Bevölkerung wiesen Antikörper gegen H. pylori auf. Mit zunehmendem Alter stieg die Seroprävalenz signifikant an, als stärkster Risikofaktor erwies sich Rohmilchkonsum. Es fanden sich keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen orofäkalen Infektionen und IgG4. Drüber hinaus zeigte sich, dass orofäkale Infektionen, regelmäßiger Stallkontakt und Rohmilchkonsum vor dem 6. Lebensjahr unabhängig voneinander additiv mit einer verminderten Prävalenz allergischer Erkrankungen assoziiert waren. In der Zukunft werden prospektive Geburtskohorten benötigt, um die Bedeutung orofäkaler Infektionen für die Entstehung von Allergien genauer zu untersuchen.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 05/19
Vor allem bei der Bewältigung einer chronischen Krankheit wie Diabetes mellitus treten neben medizinischen Behandlungskonzepten auch psychosoziale Mechanismen in den Vordergrund. Gerade das soziale Umfeld von Diabetespatienten kann diese beim täglichen Leben mit der Krankheit in praktischer wie emotionaler Hinsicht unterstützen, was sich günstig auf das subjektive Befinden sowie den Krankheitsverlauf auswirkt. Dies hat sich in zahlreichen Studien aus dem Ausland gezeigt. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen sozialem Netzwerk (gemessen mit dem Social Network Index von Berkman und Syme) und selbst eingeschätzter Gesundheit („self rated health“) bei Patienten mit Typ 2 Diabetes (N=164) und Nicht-Diabetikern (N=207) ist Ziel dieser Arbeit. Im deutschsprachigen Raum gibt es bislang noch keine Studie, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigt. Die Daten stammen aus der 1998 durchgeführten KORA-A Studie, in der insgesamt 1003 im Raum Augsburg lebende Fälle und nach Alter und Geschlecht gematchte Kontrollen untersucht wurden, die bereits an einem MONICA Survey (1989/90 bzw. 1994/95) teilgenommen hatten oder ins Augsburger Herzinfarktregister aufgenommen worden waren. In den explorativen Analysen zeigt sich kein konsistenter Zusammenhang zwischen dem Netzwerk und der Blutzuckereinstellung (gemessen mit dem HbA1c-Wert). Deskriptive Analysen zeigen, dass Diabetiker im Vergleich zu Nicht-Diabetikern in jedem Alter deutlich kleinere Netzwerke haben sowie ihren Gesundheitszustand schlechter einschätzen. Anhand von logistischen Regressionen betrachtet, sind umfangreiche soziale Beziehungen der Kontrollen, aber nicht der Diabetiker mit guter Gesundheit zu demselben Messzeitpunkt assoziiert. Unter Längsschnitt-Betrachtung zeigt sich nur bei den Patienten mit Diabetes, dass ein großes soziales Netz zum ersten Messzeitpunkt mit guter Gesundheit vier bzw. acht Jahre später verbunden ist („Social Causation“). Dieses Ergebnis lässt auf den sogenannten Puffereffekt sozialer Beziehungen schließen, die somit unter Anwesenheit (diabetesbedingter) Stressoren protektiv auf die Gesundheit wirken. Hinweise auf das „Social Selection“-Modell (Zusammenhang zwischen dem früheren Gesundheitsstatus und dem späteren Netzwerk) können in den Analysen nicht gefunden werden. Aus den Ergebnissen lässt sich schließen, dass gerade die Gruppe der Diabetiker (ebenso wie andere chronisch Kranke) folglich an Programme zum Aufbau neuer sozialer Kontakte bzw. zur Mobilisierung bereits bestehender Netzwerke herangeführt werden sollte.
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 03/19
Teil I: Bereits seit Jahrzehnten wird der Anteil des nicht-genetisch bedingten Risikos für Brustkrebs auf über 60% geschätzt. Umweltfaktoren wie Adipositas, Ernährung und körperliche Aktivität, sozioökonomischer Status, elektromagnetische Felder und Nikotin sind in vielen Studien mit dem Brustkrebsrisiko assoziiert; jedoch nur radioaktive Bestrahlung und hormonelle Faktoren, die östrogenimitierend wirken, sind anerkannte Risikofaktoren für Brustkrebs. Teil II: 17 Studien mit Messung im Fettgewebe und 25 Serumstudien sind bisher zu der Fragestellung Pestizide und Brustkrebs als Fall-Kontroll-Studien publiziert, die in der Mehrzahl keine signifikanten Assoziationen zum Brustkrebsrisiko beobachteten. Für Untergruppen mit erhöhter Exposition, wie bei dunkelhäutigen Frauen oder bei Frauen, die nicht stillten, wird ein erhöhtes Brustkrebsrisiko mit steigenden Konzentrationen einiger Substanzen berichtet. Teil III: Für die Substanzen DDT/DDE, HCB, HCH, Pyrethroide, PCP und PCB existieren experimentelle Daten über hormonimitierende, zumeist östrogene Wirkungen, die bei hormonsensitiven Tumoren, wie dem Brustkrebs, an der Karzinogenese beteiligt sind. DDT/DDE, -HCH, HCB und PCP gelten als möglicherweise humankanzerogen, PCB als wahrscheinlich humankanzerogen. DDE, -HCH, HCB und hochchlorierte PCBs sind persistent und schwer abbaubar. Teil IV: Es wurde eine krankenhausbasierte Fall-Kontroll-Studie an neun Patientinnen mit histologisch nachgewiesenen Mammakarzinomen und sieben nach dem Alter gematchten Kontrollpatientinnen mit benignen Mammaveränderungen, die sich einem operativen Eingriff an ihrer Brust unterzogen, durchgeführt. Bezüglich der Confounder Alter, Alter bei Menarche, Alter bei erster Geburt, Stilldauer (Monate), BMI und Zahl der Kinder bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Fall- und Kontrollgruppe. Die Patientinnen der Fallgruppe waren überwiegend postmenopausal, die in der Kontrollgruppe überwiegend prämenopausal; in der Fallgruppe rauchte eine von neun Patientinnen (= 11%), in der Kontrollgruppe fünf von sieben (= 71%). Es wurde Brust- bzw. Tumorgewebe auf die Gehalte an DDT/DDE, HCB, ß-HCH, Permethrin, PCP und die Summe der PCB-Abkömmlinge Nr. 28, 52, 101, 138, 153 und 180 gaschromatografisch mit Elektroneneinfangdetektor untersucht. Permethrin wurde in keiner Probe oberhalb der Nachweisgrenze von 50 ppb detektiert. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen Fall- und Kontrollgruppe wurden für keine Substanz festgestellt. Die von uns gemessenen HCB-Konzentrationen sind mit 794/561 ppb in Fall-/Kontrollgruppe (arithmetrisches Mittel) nach hiesiger Kenntnis die höchsten, welche bisher im Brustgewebe festgestellt wurden. Dies ist vermutlich auf eine stärkere Belastung der deutschen Nahrungsmittel mit HCB zurückzuführen. Bei der Untersuchung der Werte des Gesamtkollektivs korrelierte die Anzahl der Geburten signifikant negativ mit dem Gehalt an DDT (r=-0,72; p
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 03/19
In dieser Fall-Kontroll-Studie wurden präoperative, intra- und postoperative Risikofaktoren sowie Langzeitergebnisse bei Patienten, die sich nach fehlgeschlagener PTCA einer notfallmäßigen aorto-koronaren Bypassoperation (ACB) unterziehen mussten, untersucht. Zur Beurteilung des Mortalitätsrisikos und des Langzeitverlaufs nach notfallmäßiger Bypassoperation diente ein im selben Zeitraum operiertes elektives Vergleichskollektiv mit einem vergleichbaren Risikoprofil. Ein weiterer Aspekt dieser Untersuchung galt der Einschätzung einer erhöhten perioperativen Myokardinfarktinzidenz in der Notfallgruppe. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die Verwendung der A. mammaria interna (IMA) die operativen und mittelfristigen Ergebnisse bei den notfallmäßigen ACB-Operationen nach fehlgeschlagener PTCA beeinflusst. Der Gebrauch der IMA wird in der elektiven aorto-koronaren Bypassoperation wegen der vorteilhaften Langzeitergebnisse empfohlen. Bei notfallmäßiger ACB bevorzugen jedoch viele Operateure die Revaskularisation vor allem mit venösen Grafts, da die Operationszeiten kürzer und die initialen Flussraten höher sind. Von Januar 1990 bis März 1993 wurde bei 56 Patienten aus 7 kardiologischen Zentren 1h bis 114 h (durchschnittlich 7,5h) nach fehlgeschlagener PTCA eine notfallmäßige ACB durchgeführt. Diese Patienten wurden auf bestimmte Risikofaktoren und auf Kriterien einer anatomisch ungünstigen Stenose für eine PTCA hin untersucht. Als Kriterien für die Beurteilung einer ungünstigen Stenose galten: langstreckige Stenosen, Verschluss eines anderen Hauptgefäßes, Tandemstenosen, exzentrische Stenosen, Stenosen in oder an einer Gefäßkrümmung/Gefäßaufzweigung und distal gelegene Stenosen. 23,2% der Patienten wiesen ein Kriterium, 41,1% zwei, 8,9% drei und 3,6% vier Kriterien auf. Bei nur 13 Patienten (23,2%) wurden die Stenosen als ideal für eine PTCA eingestuft. Alle Patienten unterzogen sich 14,6 +/- 8,2 Monate post operationem einer echokardiographischen und anamnestischen Nachuntersuchung. Das operative Mortalitätsrisiko nach fehlgeschlagener PTCA war gegenüber den elektiven ACBs signifikant erhöht (10,7% vs. 1,8%; p
Medizinische Fakultät - Digitale Hochschulschriften der LMU - Teil 02/19
Lebensqualität zu erhalten ohne die Chance auf Überleben zu kompromittieren ist ein Hauptziel in der Krebstherapie. Dies ist eine große Herausforderung für das Rhabdomyosarkom im Blasen-Prostata-Bereich im Kindesalter. Etwa 0.5-0.7 Fälle pro einer Million Kinder unter 15 Jahren erkranken an einem Rhabdomyosarkom, zwölf Prozent davon entstehen im Bereich der Blase und Prostata. Zur Therapieoptimierung werden in Deutschland alle Patienten in einem zentralen Studienregister der Cooperativen Weichteilsarkomstudie (CWS) erfaßt. Ziel dieser Arbeit war es, den Stand der deutschen Chirurgie in der Behandlung des Rhabdomyosarkomes im Bereich Blase/Prostata im Kindesalter zu erheben, das Überleben in Abhängigkeit des chirurgischen Vorgehens zu ermitteln sowie Langzeitauswirkungen der Therapie zu erfassen. Die Patienten wurden aus dem Datenpool der CWS von 1981 bis 1995 rekrutiert, wobei es sich um Patienten im Alter von 0-18 Jahren handelte. Im ersten Teil der Arbeit wurde das Datenmaterial retrospektiv aus den Studienakten und der Studiendatei erhoben und jeweils fehlende Daten einzeln nachgefordert, um eine möglichst umfassende Erhebung zu gewähren. Zunächst wurden die verschiedenen Risikofaktoren, welche das Überleben beeinflussen, aufgearbeitet. Das Patientengut wurde dann in Abhängigkeit des chirurgischen Vorgehens in drei Behandlungsgruppen unterteilt (rein konservatives Vorgehen, Blasenerhalt und Zystektomie) und deren Verteilung bezüglich der Risikofaktoren dargestellt. Daraufhin wurde das Gesamt- und ereignisfreie Überleben berechnet und in Abhängigkeit des chirurgischen Vorgehens betrachtet. Diese Ergebnisse wurden im Anschluß mittels Einzelfallbesprechungen näher beleuchtet. Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie wurden im zweiten Teil dieser Arbeit Langzeitauswir-kungen der Therapie mit Hilfe eines offenen Patientenfragebogens ermittelt. Insgesamt konnten 58 Patienten in die Auswertung aufgenommen werden, welche sich zu etwa gleichen Teilen aus den einzelnen Studienlaufzeiten der CWS-81, CWS-86 und CWS-91 rekrutierten. Die Mehrzahl der Patienten war männlich mit einem Anteil von 85% (49/58). Die Altersbreite erstreckte sich von 10 Monaten bis 18 Jahre, wobei die Mehrzahl der Patienten im unteren Altersbereich zwischen 1-3 Jahren liegt, mit einem Altersmedian von 2 Jahren. Histologisch lag bei 55 Patienten ein embryonales Rhabdomyosarkom vor, nur zwei hatten ein alveoläres und in einem Falle war das Gewebe nicht näher differenzierbar. Die Tumorgröße bei Diagnose war bei fast der Hälfte aller Patienten (n=27) zwischen 5-10 cm, 20 Patienten hatten einen Tumor von weniger als 5 cm, wobei in nur fünf Fällen der Tumor kleiner als 3cm war. In zehn Fällen fand sich eine Tumormasse von über 10cm. Insofern eine Responsebestimmung erfolgen konnte (primär nicht entfernte Tumormasse und ausreichende Bildgebung) zeigte das Rhabdomyosarkom im Bereich der Blase/Prostata trotz überwiegend embryonaler Histologie nur eine moderate Response. Nur bei zwei Patienten fand sich eine komplette Response, etwa ein Drittel zeigte ein gutes Ansprechen auf die Therapie, 14 Patienten hatten eine schlechte Response und bei vier Patienten zeigte der Tumor kein wesent-liches Ansprechen auf die konservative Therapie, wobei in weiteren vier Fällen die Daten zur Responsebestimmung nicht vorlagen. Da nach Aufteilung in Gruppen nach operativem Management die Fallzahl zu gering war konnte eine statistische Auswertung bezüglich Unterschiede in den Risikofaktoren nicht erfolgen. In graphischer Darstellung zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Gruppen bezüglich Geschlecht, Alter und Histologie. In Bezug auf die Tumorgröße fand sich in der Gruppe mit blasenerhaltender Operation erwartungsgemäß ein relativ höherer Anteil mit Tumoren unter 3cm Größe, jedoch überraschenderweise auch ein größerer Anteil an Tumoren über 10cm Ausdehnung. Trotz multimodalem Therapiekonzept erfolgte bei annähernd der Hälfte der Patienten (n=26) eine Primärresektion, wobei in zwei Fällen primär eine Zystektomie durchgeführt wurde, während in den restlichen 24 Fällen eine blasenerhaltende Operation erfolgte. Bei sieben dieser Patienten konnte jedoch bei einer darauffolgenden Sekundäroperation die Blase nicht mehr er-halten werden, so daß am Ende nur bei 17 der 24 primär blasenerhaltend operierten Patienten dies auch dauerhaft war. Sekundär wurden 16 Zystektomien durchgeführt und 13 blasenerhaltende Operationen. Von den 26 Primäreingriffen konnte nur in vier Fällen ein Stadium I erreicht werden. Bei weite-ren vier Fällen war nach makroskopisch kompletter Entfernung der Resektionsrand tumor-infiltriert (Stad II) und bei 11 Operationen konnte der Tumor auch makroskopisch nicht komplett entfernt werden (Stadium III) . Die Sekundäroperation führte in 15 Fällen zu einer R0-Resektion. 13 weitere Sekundäroperationen führten zur makroskopisch kompletten Tumorentfernung, wobei in drei Fällen die Tumorfreihet des Resektionsrandes unklar blieb, in den übrigen zehn Fällen der Tu-mor eindeutig den Resektionsrand infiltrierte. In einem Falle verblieben auch bei der Sekundäroperation weitere Tumorreste in situ. Insgesamt wurden letztendlich 18 Patienten Zystektomiert wohingegen 30 Patienten blasenerhaltend operiert werden konnten. 10 Patienten erhielten ausschießlich konservative Therapie. Unter den blasenerhaltend operierten Tumoren war der Tumorursprung zu je etwa einem Drittel vom Blasendach, Blasenboden und der Prostata. In der Gruppe der Zystektomien ging der Tumor in der Hälfte (n=11) vom Blasenboden aus. Sieben Tumore hatten ihren Ursprung von der Prostata und in zwei Fällen war der Ursprung des Tumors nicht differenzierbar. Sämtliche Tumoren mit Ursprung im Blasendachbereich (ca. 15%) konnten blasenerhaltend reseziert wer-den. Bezüglich des Überlebens hatte die Gruppe mit Blasenerhalt mit einer absoluten 5-Jahres-Überlebensrate von 93% und einer ereignisfreien 5-Jahres-Überlebensrate von 80% die besten Ergebnisse, gefolgt von der konservativ behandelten Gruppe mit absoluten und ereignisfreiem 5-Jahresüberleben von ebenfalls 80%. Nach Zystektomie ergab sich nur eine absolute 5-Jahres-überlebensrate von 67%, wobei nur 50% fünf Jahre ereignisfrei überlebten. Es wurde somit trotz radikaler chirurgischer Therapie ein relativ schlechtes Ergebnis erzielt. Nach Betrachtung der Einzelfälle zeigte sich, daß die Zystektomie, die in vielen Fällen eher spät und wohl auch im Sinne einer ultima ratio durchgeführt wurde, oftmals das Leben des betroffenen Patienten dann auch nicht mehr erhalten konnte. Es kam in der Gruppe der zystektomierten Patienten relativ häufiger zu Ereignissen (6 von 18) mit überwiegend metastatischen Geschehen, nur in einem Falle kam es ausschließlich zum Lokalrezidiv. Wohingegen nur sechs von 30 Patienten mit Blasenerhalt ein Ereignis hatten und nur in einem dieser Fälle Metastasen auftraten. Jedoch kam es hier eher noch zu späteren Todesfällen mit einem Abfall der Absoluten Überlebensrate nach 10 Jahren auf 86%. Nach konservativer Therapie kam es bei einem von 10 Patienten zum Lokalrezidiv, bei einem weiteren Patienten lag eine Tumorprogression von. Bei Erfassung der Langzeitprobleme gaben drei der zehn konservativ behandelten Patienten Probleme im Bereich des Harntraktes an, wobei in einem Falle nur geringe Kontinenzprobleme vorlagen, in den beiden anderen jedoch weiterreichende Probleme einer Strahlenblase auftraten, was in einem Falle zu Folgeoperationen mit letztendlich kontinenter Harnableitung nach Blasenaugmentation führte. 11 der 30 Patienten mit blasenerhaltender Tumorresektion gaben Beschwerden im Bereich des Harntraktes an, welche jedoch bei fast allen von geringerer Problematik waren, im Sinne von milden Kontinenzproblemen, Blasenentleerungsstörungen, Pollakisurie und Hämaturie. Lediglich ein Patient benötigte weitere Operationen zur vorrübergehenden äußeren Harnableitung, welche jedoch nach fünf Jahren ohne weitere Konsequenz zurückverlagert werden konnte. Vier Patien-ten in der Gruppe mit Blasenerhalt verstarben an einem Tumorrezidiv, hatten bis dato jedoch keine Harntraktsymptomatik. Die übrigen 15 Patienten blieben beschwerdefrei. Nach Zystektomie hatten sechs Patienten ein kontinentes Stoma, 12 Patienten eine inkontinente Form der Harnableitung. Bei sieben Patienten kam es zu eher charakteristischen, Pouch- oder Stoma bedingten Komplikationen, welche in vier Fällen Folgeoperationen nach sich zogen. Sechs der Patienten mit inkontinenter Harnableitung verstarben innerhalb der ersten drei Jahre nach Erstdiagnose. Abschließend zeigt sich das Rhabdomyosarkom im Bereich Blase/Prostata als Region mit geringer R0-Chance, umso mehr bei Primärresektion. Dennoch ergibt sich eine akzeptable Prognose auch nach mikroskopischen Tumorresten bei Therapieintensivierung. Es zeigte sich auch, dass nach kompletter oder guter Chemotherapieresponse eine Tumorresektion nicht zwingend ist. Die 5-Jahres Überlebensrate nach blasenerhaltender Operation ist exzellent (93%), jedoch kommt es in einer nicht unerheblichen Anzahl zu Rezidiven, die zu späteren Todesfällen führen und somit die Langzeitüberlebensrate nach 10 Jahren auf nur noch 86% reduziert. Hier stellt sich für die Zukunft die Frage, ob dieser Verlust durch eine Optimierung der Lokaltherapie, unter anderem mit dem Einsatz neuerer Therapieverfahren reduziert werden kann. Die Zystektomie als lebenserhaltende Maßnahme bedarf einer kritischen Selektion, um unnötige Zystektomien zu verringern. Zur chirurgischen Therapieoptimierung ist primär die Grundlage einer besseren, chirurgiegerechten Dokumentation zur Auswertung chirurgischer Maßnahmen zu fordern. Die Selektion und Durchführung der optimalen chirurgischen Therapie erfordert sehr viel Erfahrung und sollte entsprechend in wenigen spezialiserten Kliniken zentralisiert werden.