Bewegende Gespräche für bewegte Zeiten – das Talkformat im Ö1 Feuilleton "Diagonal“.
"Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte" - unter diesem enigmatischen wie programmatischen Titel porträtiert die tschechische Regisseurin Klara Tasovska die Prager Ausnahmefotografin Libuse Jarcovjakova. Der Dokumentarfilm läuft derzeit in den österreichischen Kinos. Die Künstlerin geistert immer wieder mit dem Etikett "Die Nan Goldin des Ostblocks" durch die Feuilletons, weil sie - wie ihre amerikanische Kollegin - in den 1980er Jahren ihre Freunde aus der LGBTI+-Community in einem Prager Nachtclub fotografierte. Mit ihrer rauen Straßenfotografie sowie mit Tausenden Selbstporträts fing die Fotografin die grauen Seiten im kommunistischen System und die Mauerstimmung in Westberlin ungeschönt ein. Petra Erdmann hat die Fotografin im Wiener Hotel Intercontinental getroffen.
Giacomo Casanova, vor 300 Jahren am 2. April 1725 in Venedig geboren, war mehr als ein Casanova. Er war ein hochgebildeter, getriebener und politisch aufmerksamer Kommunikator, der 43 Bücher geschrieben, halb Europa bereist hat und dafür rund 65.000 km mit Kutsche, Pferd und Schiff zurückgelegt hat. Lothar Müller hat zwei aktuelle Bücher über Casanova verfasst. Eine Reiselesebuch Venedig sowie „Die Feuerschrift. Giacomo Casanova und das Ende des alten Europa“. Beide sind im Wagenbach Verlag erschienen. Ines Mitterer im Gespräch mit dem deutschen Autor und Literaturwissenschafter.
Make America Great Again, die Vorherrschaft der Weißen, Mann und Frau und kein weiteres Geschlecht: warum werden überwunden geglaubte Modelle wieder aus der Mottenkiste geholt? Erich Klein im Gespräch mit dem Historiker Lothar Höbelt und dem Kulturwissenschaftler Thomas Macho.
Die Gleichstellung verläuft am Arbeitsmarkt nach wie vor im Schneckentempo und greift nur dort langsam, wo gesetzliche Vorschriften, also Quoten wirken. Ob in der oberen Managementetage, am Kunstmarkt oder in der klassischen Musik, stoßen Frauen oft weiter an der "Gläsernen Decke" an. Petra Erdmann im Gespräch mit Sandra Konstatzky, Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft.
Seit November 2024 sind tausende Studierende in Serbien auf den Barrikaden. Es sind wohl die heftigsten und größten Studentenproteste seit dem Mai 1968 in Paris, die von einer Mehrheit der Bevölkerung unterstützt werden. Astrid Schwarz im Gespräch mit vier Künstler:innen, die zwischen Wien und Belgrad pendeln: Barbi Markovic, Milica Tomic-Schwingenschlögl, Jelena Poprzan und Marko Dinic.
Sie haben einen schlechten Ruf als ekelige, unberechenbare Mini-Monster mit acht Beinen und acht Augen, die ihrer Beute lautlos auflauern und sie in ihren Netzen knebeln. Biologisch betrachtet sind Spinnen faszinierende Tiere, die - auch wenn sie sich nicht zähmen lassen - großen Nutzen für Mensch und Umwelt haben und unser Verständnis des Ökosystem erweitern. Ines Mitterer im Gespräch mit dem Autor Jan Mohnhaupt. Sein Buch „Von Spinnen und Menschen. Eine verwobene Beziehung“ ist im Hanser Verlag erschienen.
Frankreich und das Meer – beides spielte im Leben von Friedensreich Hundertwasser eine große Rolle. Wenn er in Paris war, besuchte er oft die Künstlerin Ida Szigethy – aus einem Treffen in Wien war eine lebenslange Künstlerfreundschaft geworden, mit großer gegenseitiger Wertschätzung. Ines Mitterer hat sie in ihrem Wohnzimmeratelier im 9. Bezirk in Wien getroffen, wo sie nach jahrzehntelangen Aufenthalten im Ausland heute lebt.
Die schwarz-weiß-Ästhetik von Anton Corbijn hat den Stil und das Image unzähliger Musikstars wesentlich mitgeprägt. Nick Cave, PJ Harvey, Johnny Cash, U2 und Depeche Mode. Um nur ein paar zu nennen, die der niederländische Fotograf mit seiner Kamera über die Jahre begleitet hat. Mit seinen grobkörnigen Musikvideos, die wie aus dem Jenseits schienen, hat Anton Corbijn in den 1990er Jahren der bunten glatten MTV-Ästhetik Parole geboten. Auch Spielfilme, u.a. mit George Clooney oder auch Philip Seymour Hoffman in seiner letzten großen Rolle, hat Corbijn inszeniert. Ab 15. Februar zeigt das Kunstforum Wien Anton Corbijns Werk in einer großen Ausstellung – unter dem programmatischen Titel „Favourite Darkness“. Petra Erdmann hat ihn zu einem Gespräch getroffen.
Der deutsche Theatermacher Ersan Mondtag ist für seine mitunter surreal anmutenden Bühnenbilder bekannt. 2018 begeisterte Mondtag mit seiner Inszenierung der "Orestie" das Publikum der Wiener Festwochen. 2024 hatte er dann einen großen Auftritt am Kunstparkett. Gemeinsam mit der israelischen Künstlerin Yaelle Bartana bespielte er den Deutschen Pavillon auf der Kunst-Biennale in Venedig. Christine Scheucher hat Ersan Mondtag getroffen.
Als Kind war sie – so eine der Legenden rund um ihre so charismatische wie verstörend intensive Persönlichkeit – „die mit dem bösen Blick“. Als junge Erwachsene stieg sie in den Boxring und jobbte als Türsteherin. Heute, mit 46 Jahren, zählt Anne Imhof zu den gefragtesten und radikalsten Künstlerinnen der Gegenwart, die von ihren Wohnorten – Berlin und Los Angeles – aus weltweit für volle Ausstellungshäuser sorgt. „Faust“, ihre epische Endzeit-Performance für die Biennale in Venedig 2017, wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.Nicole Dietrich hat mit Anne Imhof im Kunsthaus Bregenz gesprochen, wo die Künstlerin im Sommer 2024 die Aussstellung „Wish you were gay“ realisiert hat.
Rutger Bregman ist Autor und Aktivist. Mit seinem Bestseller "Im Grunde gut" (2020) widerspricht der niederländische Historiker Rutger Bregmann der gängigen abendländischen Denktradition, dass der Mensch des Menschen Wolf sei und leistet sich den Glauben an das Gute. Ines Mitterer hat ihn getroffen.
Peter Waldenberger spricht mit Harald Trapp und Susanne Mariacher vom Architekturkollektiv AKT. Das Kollektiv hat 2023 für die 18. Architektur-Biennale di Venezia mit dem Wiener Architekten Hermann Czech einen temporären Umbau des Österreichischen Pavillons konzipiert, der den Venezianer:innen das Biennale Areal öffnen sollte. „Partecipazione“ war bereits in den 1970er-Jahren eine der Kernforderungen an die ersten Architekturausstellungen der Biennale, ebenso wie die Forderung nach deren Auseinandersetzung mit den politischen, sozialen und räumlichen Realitäten Venedigs.
Im Tal der Datenschürfer - einstmals der Obst- und Gemüsegarten im Westen der USA - hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Darüber spricht Christine Scheucher im Gespräch mit der IT und Tech-Expertin von Ö1 - Sarah Kriesche.
Accra, die ghanaischen Hauptstadt, stand 1996 im Fokus eines Diagonal Stadtporträts. Was hat sich seitdem verändert? Ines Mitterer im Gespräch mit Katharina Gartner. Sie lehrt am Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien und hat in den vergangenen Jahren Accra öfters besucht und in verschiedenen Stadtteilen gelebt.
Die 1981 in Novi Sad geborene Künstlerin Aleksandra Domanovic konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die Überschneidungen zwischen Technologie, sozialistische Geschichte ihrer Heimat Ex-Jugoslawiens und Pop- Kultur. Ihre derzeit in der Kunsthalle Wien laufende Solo-Show versammelt Skulpturen, Videos, Drucke, und digitale Medien aus den letzten achtzehn Jahren. Petra Erdmann hat sich von der Künstlerin durch die Ausstellung führen lassen.
Der ORF Nahostkorrespondenten Karim El-Gawhary und der syrische Autor, Poetry Slammer und Moderator Omar Khir Alanam erläutern Nicole Dietrich die aktuelle Lage in Damaskus, wie sie die Stadt erinnern und wo sie Hoffnung am Horizont für das vom Bürgerkrieg gezeichnete Syrien sehen.
"Marktplatz der Ideen, Freihandelsoase und sichtbare Parabel auf Chinas Metamorphose." So umschrieb das Diagonal Stadtporträt-Team 2002 die aufstrebende chinesische Tigerstadt Shanghai. Was hat sich seitdem getan? Petra Erdmann im Gespräch mit Maximilian Mayer, Professor für Internationale Beziehungen und globale Technologiepolitik mit dem Schwerpunkt China an der Universität Bonn, wie sich Shanghai 2024 darstellt.
Städte sind Gebilde, die sich permanent verändern. Manche Metropolen und Cities unserer bisher rund 200 Diagonal-Stadtporträts haben wir deshalb schon öfter besucht. Eine in die Jahre gekommene Sendung zu wiederholen, wie jene über Czernowitz aus dem Jahr 1984, ist in der historischen Rückschau ein erhellendes Unterfangen. Anna Soucek hat– 40 Jahre nach Erstausstrahlung dieses Stadtporträts - mit der 1977 in Czernowitz geborenen Germanistin und Rose-Ausländer-Spezialistin Oxana Matiychuk über Historisches und Gegenwärtiges ihrer Heimatstadt gesprochen.
Gerechtigkeitssinn, Selbstzweifel und Ehrgeiz sind Eigenschaften, die einen US-Präsidenten auszeichnen sollten. Der Charakterdarsteller Henry Fonda hat diese über Jahrzehnte oft auf der Leinwand verkörpert. Ob als Abraham Lincoln, ausgebeuteter Landarbeiter oder Geschworener, Henry Fonda hat nicht nur Hollywood-Geschichte geschrieben, sondern auch die eines bescheidenen, politisch hoch engagierten Privatmanns. Der ehemalige Direktor des Österreichischen Filmmuseums begibt sich in seinem Essaydokumentarfilm "Henry Fonda for President" auf die biografischen Archivspuren einer Legende. Diese verknüpft Horwath nachdenklich mit komplexen Zusammenhängen zwischen Hollywood und der USA als Kolonialmacht, Einwanderungsnation und Vorzeigedemokratie. Petra Erdmann hat Alexander Horwath ins Diagonal-Studio eingeladen. Der reguläre Filmstart von "Henry Fonda for President" ist in Österreich am 10. Jänner.
Der Musiker und Elektronikpionier Hans Joachim Roedelius feiert im Oktober 2024 seinen 90. Geburtstag. Der Jubilar hat mit vielen bekannten Größen der Musikwelt zusammengearbeitet, u.a. mit Brian Eno. Roedelius spielte im Vorprogramm bei einem Jimi Hendrix Konzert und David Bowie bewarb einst eine seiner Platten. Thomas Mießgang und Peter Waldenberger trafen den Musiker in Baden bei Wien. Ein aktueller Werkstattbericht.
Wie hat sich Caspar David Friedrich, der wichtigste deutsche Maler der Romantik, die Erde wohl gewünscht? Am liebsten wahrscheinlich ohne Menschen. Derlei Antworten sind in Florian Illies neuem Buch "Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten" zu finden. Der Journalist, Kunsthistoriker und Schriftsteller wurde im Jahr 2000 mit "Generation Golf" bekannt und steht nun erneut auf den Bestseller-Listen. Erich Klein hat Florian Illies in Berlin getroffen.
Zwei Radio-Urgesteine: Alfred Treiber, langjähriger Ö1 Chef und Richard Goll, Leiter der Ö1 Feature-Redaktion. Treiber kam 1966 zur Radio Jugendredaktion des Österreichischen Rundfunks, der damals noch nicht ORF hieß und dem die Erfindung von Ö3 noch bevorstand. Gemeinsam mit Richard Goll baute Treiber die Ö1 Feature-Redaktion auf und experimentierte früh mit der Stereophonie in der Radioreportage.Peter Waldenberger spricht mit den beiden Radiomachern und Ö1 Pionieren über die Anfänge von Ö1, über Politik, Programm, aber auch Technikgeschichte.
„Gesellschaftliche Veränderungs- und soziale Verlustängste, garniert mit Verschwörungsfantasien“: das sei bis heute – und heute neuerlich in besonderem Maße – die politisch-soziale Grundkonstellation der „Mitte“, schreibt der deutsche Soziologe Stephan Lessenich im 2018 veröffentlichten Sammelband „Die Mitte als Kampfzone“. Stephan Lessenich leitet derzeit das Frankfurter Institut für Sozialforschung, das unter Max Horkheimer und Theodor W. Adorno als „Frankfurter Schule“ berühmt wurde. Andrea Hauer hat ihn via Internettelefon zu einem Gespräch gebeten. Die „Mitte“ sei ein „unbestimmter“ und „inklusiver“ Begriff, meint Soziologe Lessenich; damit könne man suggerieren, was in Industrieländern mit Kapitalismus und Bürgertum gleichgesetzt wird: Wohlstand, Leistungsbereitschaft, Sicherheit, Stabilität. Zugleich sei die „Mitte“ ein „exklusiver“ Begriff, da von einem „Rand“ ausgegangen wird.
Baukunst in Brünn wie die Villa Tugendhat oder ein paar Beispiele des Brünner Funktionalismus sind einen Besuch wert: Dieser moderne, zukunftsgewandte Baustil passte zum Selbstverständnis der Stadt Brünn, die mit Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1919 zum Verwaltungszentrum Mährens und zum Sitz zahlreicher Institutionen wurde. Sowohl Verwaltungsgebäude, als auch Stadtpalais, Restaurants und Villen wurden im Geist des Funktionalismus gebaut. Und auch ein berühmtes Hotel in der Altstadt. Dort beginnt der Architekturspaziergang von Anna Soucek, und er endet bei einem international bewunderten Beispiel zeitgenössischer Baukunst.
Es gibt verschiedene Wege, auf lebensverändernde Schicksalsschläge zu reagieren. Der in England lebende australische Singer-Songwriter Nick Cave hat in den letzten neun Jahren den Tod zweier seiner vier Söhne hinnehmen müssen. Dann stürzte er sich noch tiefer als zuvor in die Arbeit: Er spielt live, komponiert Film-Soundtracks, betreut eine Website als Kummerkasten-Onkel und veröffentlicht Bücher. Neulich hat er gar in Brüssel eine Ausstellung seiner figurativen Keramik präsentiert. Und jetzt ist "Wild God", das neue, 18. Studioalbum seiner Stammband Nick Cave & The Bad Seeds erschienen. Robert Rotifer hat Nick Cave in London zum Gespräch getroffen.
Die Filmemacherin Karin Berger hat ab Mitte der 1980er Jahre Zeitzeuginnen der NS- Zeit interviewt. Es waren vor allem unbekannte Frauen, österreichische Widerstandskämpferinnen, Romni und KZ-Überlebende, die in den Dokumentarfilmen der Politikwissenschaftlerin erstmals ihre Erinnerungen an die NS-Diktatur erzählten. "Küchengespräche mit Rebellinnen" aus dem Jahr 1984 ist ein Klassiker österreichischer Dokumentarfilmgeschichte geworden. Auch mit der KZ-Überlebenden Ceija Stoijka und deren Familie hat Karin Berger mehrere Filme gedreht. 2024 ist die Dokumentarfilmemacherin mit dem Österreichischen Kunstpreis in der Sparte Film ausgezeichnet worden. Petra Erdmann hat sie zu einem Gespräch gebeten.
Moore gelten als "ökologische Schatzkisten", als kühlende "Nieren der Erde". Solange sie nicht trockengelegt, also hydrologisch intakt sind, speichern sie enorm viel CO2. Das hat sich im EU-Renaturierungsgesetz niedergeschlagen: Die Wiedervernässung der Moore steht ganz oben auf der Agenda. Doch die Land- und Fortwirtschaft muss mitspielen, wenn Grünflächen, unter denen alte Torfböden liegen, wieder aufgestaut und nass bewirtschaftet werden sollen. Paludi-Kultur lautet der Fachbegriff: Torf erhalten und gleichzeitig produzieren. Der Landtechnik-Fachmann Stefan Thurner erläutert die Herausforderungen der Paludi-Kultur für den Fuhrpark: Eine kleine Traktorkunde, aufgezeichnet von Michael Neuhauser.
Der KI-Experte Arthur Flexer spricht mit Petra Erdmann über die möglichen Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz für die Menschheit und wie diese Musik und Kunst grundlegend verändern könnte. Der Informatiker und Psychologe forscht am Institut für Computational Perception an der Kepler Universität Linz. Außerdem präsentiert Sarah Kriesche ihre Recherchen über das Zusammenspiel von Analog und Digital in der Mediengeschichte.
Der Politologe Peter Filzmaier über Zukunftsversprechen als Erfolgsrezept in politischen Prozessen und warum das Schönreden von Morgen bei Wähler:innen besser ankommt als die Leistungsbilanzen von gestern. Wieviel Hochstaplelei und Übertreibung muss sich ein Politiker oder eine Politikerin aneignen, damit er/sie reüssiert? Peter Waldenberger hat „Diagonal gefragt“.
Baukunst in Brünn wie die Villa Tugendhat oder ein paar Beispiele des Brünner Funktionalismus sind einen Besuch wert: Dieser moderne, zukunftsgewandte Baustil passte zum Selbstverständnis der Stadt Brünn, die mit Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1919 zum Verwaltungszentrum Mährens und zum Sitz zahlreicher Institutionen wurde. Sowohl Verwaltungsgebäude, als auch Stadtpalais, Restaurants und Villen wurden im Geist des Funktionalismus gebaut. Und auch ein berühmtes Hotel in der Altstadt. Dort beginnt der Architekturspaziergang von Anna Soucek, und er endet bei einem international bewunderten Beispiel zeitgenössischer Baukunst.
Die Eulersche Zahl - dieses e, das viele für das schönste in der Wissenschaft halten, taucht immer dann in Gleichungen auf, wenn sie immer schneller ablaufende Prozesse in der Natur beschreiben sollen. Die Rede ist vom exponentiellen Wachstum. Benannt ist die Zahl nach ihrem Schweizer Entdecker Leonhard Euler, dem kreativsten und fruchtbarsten Mathematiker des 18. Jahrhunderts, der vor 240 Jahren in St. Petersburg gestorben ist. Vor seinem Tod soll Euler - der Legende nach - den französischen Philosophen und Atheisten Denis Diderot vom Hof der Zarin Katharina der Großen vertrieben haben – mit einem mathematischen Gottesbeweis. Die Eulersche Zahl, das wichtigste e in der Mathematik, kommt in diesem Beweis nicht vor, dafür aber immer wieder in einer höchst erfolgreichen amerikanischen TV-Serie. Der Ö1-Wissenschaftsredakteur Armin Stadler im Gespräch mit dem Physiker, Wissenschaftsautor und Science-Slammer Florian Aigner.
Im öffentlichen Raum sind Denkmäler feierliche Gedenkorte. Sie sind heftig umstritten, werden neu ausgelegt oder auch schon mal gestürzt. Künstlerische Kommentare, Rekontextualisierungen, aber auch unsichtbare Denkmäler sorgen für mobile und flexible Erinnerungskultur oder wie Robert Musil 1927 formulierte: "Mit einem Wort, auch Denkmäler sollten sich heute, wie wir es alle tun müssen, etwas mehr anstrengen! Ruhig am Wege stehen und sich Blicke schenken lassen, kann jeder; wir dürfen heute von einem Monument mehr verlangen." Petra Erdmann hat die Denkmalexpertin Urte Evert in Berlin getroffen
Der Begriff "Authentizität" hat Hochkonjunktur. "Sei einfach du selbst", lautet der Imperativ der spätkapitalistischen Gesellschaft. Dann meisterst du das Leben. Denn die, die authentisch sind, die so handeln, dass sie ihrem echten Ich gegenüber treu sind, die haben es leicht, die manövrieren gekonnt durch die Zumutungen der Postmoderne. Die Authentizität dient als Referenzpunkt für Wahrhaftigkeit, als Anker im Chaos der unendlichen Möglichkeiten, Widersprüchlichkeiten und Unschärfen. Her mit der unberührten Natur, den wahren Gefühlen, den authentischen Erlebnissen, her mit dem innersten Wesenskern. Wir brauchen ein Gegenmittel zur gefühlten Entfremdung in einer kalten durchökonomisierten Welt, in der uns intelligente Maschinen mit glatten Oberflächen bedrohen. Aber gibt es das eigentlich, das Wahre, Echte und Ursprüngliche? Im Studio diskutieren Natasa Konopitzky und Anna Soucek mit der Theaterregisseurin Anna Luca Krassnig und dem Kulturwissenschaftler Ernst Strouhal.
Lokalpolitiker der CDU haben zur Schließung und zum Boykott von Sophia Süßmilchs Ausstellung "Then I'll huff and I'll puff and I'll blow your house in" in Kunsthalle Osnabrück aufgerufen. Zur Eröffnung von dieser hat die Künstlerin Mitte Juni eine rund einstündige Performance inszeniert, eine Art fiktives Mütter-Ritual: Inmitten von kleinen echten und modelhaften Meerschweinchen stimmten halbnackte Sängerinnen mit Nagetiermaske literarisch inspirierte "kannibalistischen Choräle" an und deuteten am Ende dieser die "Verspeisung ihrer Kinder" an. Petra Erdmann im Gespräch mit Sophia Süßmilch über den Angriff auf die Kunstfreiheit.
Strada per Vienna, Dunajska Cesta, Grazer Straße, Partisanska Cesta. Diese Mehrsprachigkeit lässt erahnen, dass eine Straße und insbesondere eine solch legendäre wie die Triester Straße, die die Habsburger ab 1719 generalstabmäßig konzipiert haben, nicht einfach nur mit Verkehr zu tun hat. Die historische Triester Straße von Wien nach Triest oder umgekehrt – je nach Perspektive – strotzt nur so vor industriellen, politischen, versorgungstechnischen, kulturellen und geographischen Aspekten. Der Autor Beppo Beyerl hat die einstige Reichsstraße der Habsburger zu Fuß begangen und ihr ein Buch gewidmet: "Die Triester Straße – Eine Geschichte des Verkehrsweges in Bildern“ (Edition Winkler-Hermaden).
Seit der italienische Journalist Roberto Saviano als 26-Jähriger sein erstes Buch "Gomorrha" publizierte, ist sein Leben in Gefahr. Der minutiös recherchierte Roman über die neapolitanische Mafia, ihre Geschäfte und ihre Praktiken wurde weltweit mehr als 10 Millionen Mal verkauft und erfolgreich verfilmt. Bisher konnte er den Mordplänen von Camorra und Co. entwischen. Sein Leben in abgeschirmter Einsamkeit verbringt der 44-jährige Saviano damit, weiter zu recherchieren, den Dingen, die er nicht richtig findet, auf den Grund zu gehen: Mafia und Korruption, das Geschäft mit dem Kokain, die mageren Lebensperspektiven von jungen Männern in Süditalien oder der Mord an Antimafia Richter Giovanni Falcone, den er in seinem jüngsten Roman "Falcone" schildert. Ines Mitterer hat ihn zu einem Gespräch getroffen.
Kein Gespräch in Thessaloniki, in dem die Rede nicht auf Giannis Boutaris fällt, den legendären Bürgermeister von Griechenlands zweitgrößter Stadt von 2011 bis 2019. Der heute 84-Jährige ist eine lebende Legende. Als Mitglied einer liberalen Splitterpartei und unterstützt von Sozialdemokraten verhalf der unkonventionelle Politiker Thessaloniki zu mehr Weltoffenheit, aufbauend auf dem multikulturellen Erbe und der Drehscheibenfunktion der 2300 Jahre alten Stadt an der Via Egnatia. Andrea Hauer hat Giannis Boutaris getroffen.
Der Wiener Prater wird heute vor allem als Vergnügungspark mit Attraktionen zwischen Kettenkarussell und Geisterbahn wahrgenommen. Doch betrachtet man das einst aristokratische Areal, das 1766 von Kaiser Joseph II. für die Allgemeinheit geöffnet wurde im historischen Längsschnitt, enthüllen sich ganz andere, ungeahnte Seiten. Anna Soucek im Gespräch mit Werner Michael Schwarz und Susanne Winkler, den Kurator:innen einer Dauerausstellung im kürzlich neu eröffneten Pratermuseum.
Die Corona-Pandemie hat das Reiseverhalten nicht verändert: Wir reisen immer weiter, öfter und bleiben immer kürzer. Ein Umdenken ist notwendig: Tourismus gehört zu den großen Triebkräften des Klimawandels. Dabei gibt es zahlreiche Alternativen, die eben nicht die Negativ-Folgen haben, die ein Massentourismus nach sich zieht, wie Zerstörung von Natur, Abwanderung wegen steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten oder einem katastrophalen Verkehrsaufkommen an touristischen Hotspots. Das veranschaulicht die Ausstellung „Über Tourismus“ des ArchitekturZentrum Wien. Anna Soucek hat mit den Kuratorinnen, Katharina Ritter und Karoline Mayer gesprochen.
Die Künstlerin Anna Jermolaewa verantwortet den Österreich-Pavillon auf der heurigen Kunstbiennale Venedig und stellt dort u.a. sechs klassische, abgewetzte Münztelefone ("Telefonhüttln") der Telekom Austria aus. Sie verweisen auf ihre persönlichen Erfahrungen im Flüchtlingslager Traiskirchen. Jermolaewa musste 1989 aus ihrer Heimatstadt Leningrad bzw. St. Petersburg füchten. Ein Beitrag von Ines Mitterer.
Der Herausgeber Armin Thurnher spricht über den Herausgeber der Fackel. Armin Thurnher ist Herausgeber der Wochenzeitung FALTER. Karl Kraus war Herausgeber von "Die Fackel". Über Medien und Journalismus, Dichtung und Schriftstellerei.