Der Podcast über Aussiedler für Menschen mit und ohne Migrationskoffer voller Geschichten. Aufgewachsen in einem sozialistischen System, Auswanderung und Neuanfang – solche und viele andere Erfahrungen einen Aussiedler aus postsozialistischen Staaten, die heute in Deutschland leben. Der neue Podcast „Steppenkinder“ will das Spezifische der Russlanddeutschen als eine Gruppe der Aussiedler sichtbar machen. Gleichzeitig geht es den Machern Ira Peter und Edwin Warkentin darum, einer breiten Öffentlichkeit Wissen zu universellen Themen wie Identität, Erinnerungskultur, Migrations- oder Integrationserfahrung zu vermitteln. Dafür sprechen sie mit Interviewgästen aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. Ira Peter ist Medien- und Kulturschaffende, Edwin Warkentin Kulturreferent für Russlanddeutsche. Sie gehören zur „mitgebrachten Generation“ der Russlanddeutschen, die im Kindes- und Jugendalter mit ihren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland einwanderten. Weil beide zudem wie ein Großteil der (Spät-)Aussiedler aus der kasachischen Steppe stammen, nennen sie ihren Podcast „Steppenkinder“. Alle drei Wochen gibt es eine neue Folge. Ein Projekt des Kulturreferats für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, gefördert durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien. www.russlanddeutsche.de www.instagram.de/steppenkinder
Wie kommt ein deutsches Dorf nach Kirgistan? Darüber sprechen Edwin und Ira in dieser Folge mit der Fotografin Irina Unruh, die 1988 als Neunjährige mit ihrer Familie die Sowjetrepublik Kirgistan verlassen hatte. Die Dokumentarfotografin hat bereits in renommierten Magazinen wie National Geographic und GEO veröffentlicht, sowie in Rom, Brüssel, Tiflis oder Jakarta ausgestellt. Für das neue Buch „Where the Poplars grow“ ist sie mehrmals nach Kirgistan gereist, um das Heimatdorf ihrer Eltern und Großeltern zu besuchen. Obwohl viele Menschen nach Deutschland aussiedelten, leben dort auch heute dort Deutsche. Im Buch und im Podcast erzählt die Künstlerin ihre Geschichte von Identitätssuche, Erinnerung und Heimat. Dabei schafft sie es sowohl einen persönlichen, schon intimen Ton zu treffen, aber damit zugleich auch allgemein über die Geschichte der Russlanddeutschen in Zentralasien zu sprechen. Eine Geschichte voller Leerstellen und Ungesagtem, was in dem als Familienalbum gestalteten Buch immer wieder durch Auslassungen und Lücken aufgezeigt wird.
Mit der Russlandkorrespondentin Inna Hartwich sprechen Ira und Edwin in dieser Folge über russlanddeutsche Großmütter, das kollektive Verschweigen schmerzvoller Erfahrungen, die fehlende Aufarbeitung der Sowjetdiktatur und das daraus resultierende Erbe der Gewalt - das beschreibt die russlanddeutsche Autorin in ihrem neuen Buch „Friedas Enkel“. Auch geht es um das heutige Russland. Die Folge wurde am 24. März 2024 live vor Publikum auf der Buchmesse in Leipzig aufgenommen. Kooperationspartner dieser Folge ist das Deutsche Kulturforum östliches Europa.
In der Weihnachtsfolge sprechen Ira und Edwin über die Gerichte aus ihrer Kindheit in der Sowjetrepublik Kasachstan sowie typisch russlanddeutsche Speisen wie Strudli mit Sauerkraut und Riwwelkuche. Mit dabei: Foodbloggerin und Kochbuchautorin Ana Romas (Russischraclette), die Einblicke gibt in die postsowjetische Küche und den prägendsten Geschmack ihrer Kindheit. Bild: Charlene Engelberg
Während des Zweiten Weltkriegs wurden über 400.000 Deutsche in die zentralasiatische Sowjetrepublik Kasachstan deportiert. Wie gingen die Kasachen mit den hungrigen und mittellosen Neuankömmlingen um? Kurz vorher wurden sie, ein Nomadenvolk, unter Stalins Diktatur mit Gewalt sesshaft gemacht und erlitten im Zuge der Zwangskollektivierung Anfang der 1930er eine Hungerkatastrophe. Anlässlich der Filmpräsentation des Dokumentarfilms „Der weite Weg zurück“ von Alexej Getmann beim Filmfestival in Cottbus Anfang November 2023 sprachen Ira Peter und Edwin Warkentin mit Regisseur Getmann zum Verhältnis der Deutschen und Kasachen in Kasachstan in der Sowjetzeit und heute. Auch geht es in dieser Folge um das russlanddeutsche Theater in Niederstetten (Baden-Württemberg) und die Geschichte des Schauspielerpaars Maria und Peter Warkentin, die Getmanns Film behandelt. Ariane Afsari vom Deutschen Kulturforum östliches Europa moderierte das Live-Gespräch vor Publikum.
Wie kamen Mennoniten ins zaristische Russland? Wie (über-)lebten sie im Osten Europas bis zum Zerfall der Sowjetunion? Was ist das Besondere an ihrer Kultur und Geschichte? Und wo leben heute Menschen mit mennonitischen Vorfahren? In dieser Folge gibt Edwin, dessen mennonitische Vorfahren aus Westpreußen in die Südukraine ausgewandert waren, einen Überblick.
Die preisgekrönte Filmemacherin Irene Langemann bringt mit ihrem Debütroman „Das Gedächtnis der Töchter“ (2023, Friedenauer Presse) die russlanddeutsche Frauenperspektive auf die Geschichte und Kultur dieser Minderheit in der Sowjetunion in die Öffentlichkeit. In dieser Folge sprechen wir mit ihr über das Werk und ihre Motivation dazu, über Unterschiede in der Weitergabe der Erinnerungen zwischen Frauen und Männern und ihr Leben als Frau in der Sowjetunion. Außerdem sprechen wir über zahlreiche literarische Neuerscheinung. Der Roman ist ein Panoramabild der russlanddeutschen Geschichte zwischen der Einwanderung der Kolonisten und dem Kampf um die Identität in der spätsowjetischen Zeit. Von Mitschülern als „Faschistin“ gedemütigt begibt sich das Mädchen Vera auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Vorfahren, den strenggläubigen Mennoniten aus Westpreußen. Dabei hilft ihr die Familienchronik ihrer Mutter, in der entlang der Lebensgeschichten der Mütter und Großmütter insgesamt in sechs Generationen das Kollektivschicksal nachgezeichnet wird. Irene Langemann wurde 1959 in Sibirien geboren und wuchs in einer deutschsprachigen Familie auf. Sie ging mit 17 nach Moskau, studierte Schauspielkunst und Germanistik und arbeitete als Autorin, Schauspielerin und Moderatorin. 1990 wanderte sie nach Deutschland aus. Seitdem lebt sie in Köln und arbeitet als Autorin und Regisseurin für Film und Fernsehen. Ihre Dokumentarfilme wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.
Sie wählen rechte Parteien, verehren Putin und trinken literweise Wodka – solche Klischees und viel Unwissen spinnen Medien und die Gesellschaft um „die“ Russlanddeutschen. Geleitet durch eine problemorientierte Berichterstattung werden russlanddeutsche (Spät-)AussiedlerInnen häufig pauschal als eine homogene Gruppe beschreiben, manchmal sogar als Teil einer russischen, feindlichen Diaspora innerhalb der deutschen Gesellschaft. Durch den brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine verstärkte sich dieses Bild. Viele dieser Darstellungen basieren auf Vorurteilen und Unwissen, aktuelle Statistiken und Umfragen zeigen ein anderes Bild. In dieser Folge rücken die Journalistin Ira Peter und Kulturreferent Edwin Warkentin einiges gerade und stellen Fakten gegen gefühlte Wahrheiten. Wie Pauschalisierungen gegen Russlanddeutsche sich auf vorangehende Generationen auswirkten, erzählen sie am Beispiel des Künstlers Walter Spies. Er war Maler, Musiker und Tänzer und wurde als Russlanddeutscher und Homosexueller zeit seines Lebens verfolgt. In den 1920er und 1930er Jahren verhalf er - auf der eigenen Suche nach einem sorglosen Leben - der indonesischen Insel Bali zu ihrem Ruf als Künstlerparadies.
Mit der „Sibir“-Autorin Sabrina Janesch sprechen Ira und Edwin in dieser Folge über Spurensuche in Kasachstan, Zivilverschleppte in der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg und Galiziendeutsche. Wie geht außerdem die zweite Einwanderergeneration, zu der Sabrina Janesch gehört, mit der Migrations- oder Deportationsgeschichte ihrer Familie um? Wie prägen sie deren Erfahrungen? Und was fand die Autorin, die mit ihrem aktuellen Roman gegen das Vergessen der Verschlepptengeschichte ihres Vaters anschreiben wollte, als sie in Kasachstan war? Dem Ort, wohin seine Familie nach dem Zweiten Weltkrieg verschleppt worden war und bis 1955 blieb? Sabrina Janesch, geboren im niedersächsischen Gifhorn, studierte Kreatives Schreiben, Kulturjournalismus und Polonistik in Hildesheim sowie Krakau. 2010 erschien ihr Romandebüt „Katzenberge“, das u.a. mit dem Mara-Cassens-Preis und dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet wurde. Es folgten 2012 der Roman „Ambra“, eine deutsch-polnische Familiengeschichte, sowie „Die goldene Stadt". Die Autorin war wie Ira Stadtschreiberin des Deutschen Kulturforums östliches Europa - 2009 in Danzig. Bild: Frank Zauritz
Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Menschen mit Wurzeln in Schlesien, die kurz nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland kamen und denen, die ab den 1980ern einwanderten? Und welche Gemeinsamkeiten haben Aussiedler aus Polen und der Sowjetunion? Darüber sprechen Ira und Edwin in dieser Folge mit Dr. David Skrabania, Leiter des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen bei Düsseldorf und Christiane Hoffmann, Autorin und stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung. Ihr Vater flüchtete 1945 aus Niederschlesien. Seine Heimat, die für sie eine „Second Hand“-Heimat ist, hat sie sich erwandert und ihre Erlebnisse 2022 im Buch „Alles, was wir nicht erinnern“ veröffentlicht.
Alexander Schmorell war Mitbegründer der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und wurde ebenso wie die Geschwister Scholl 1943 hingerichtet. Mit Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Stiftung „DenkStätte Weiße Rose“ in München, sprechen Ira und Edwin über Schmorells russlanddeutsche Herkunft, seinen Kampf gegen die Nationalsozialisten und seine Heiligsprechung 2012 durch die Russische Orthodoxe Kirche. Bildrechte: Ludwig-Maximilians-Universität | Weiße Rose Stiftung e.V. / Catherina Hess
Welche Auswirkungen hatte die stalinistische Diktatur auf Deutsche in der Sowjetunion? Wie steht es um ihre Aufarbeitung in Russland und Deutschland? Und wie instrumentalisiert der Kreml heute die Person Stalin? Darüber sprechen Ira Peter und Edwin Warkentin mit der Historikerin Dr. Anke Giesen. Sie ist Vorstandsmitglied der in Russland gegründeten und mittlerweile dort verbotenen Menschenrechtsorganisation MEMORIAL International und MEMORIAL Deutschland sowie Referentin der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Bildquelle: MEMORIAL Deutschland / D. Höpfner
Was haben Russlanddeutsche historisch mit der Ukraine zu tun und wie wirkt der russische Angriffskrieg auf diese Gruppe in Deutschland? Dazu sprachen Ira Peter und Edwin Warkentin mit Professor Andreas Otto Weber im Haus des Deutschen Ostens in München. Die Folge ist ein Mitschnitt dieses Gesprächs vor Publikum.
Über die Tatsache, dass seine Mutter und deren Mutter im Straflager in Russland gesessen haben, wird in der Familie geschwiegen. Um Antworten auf die Fragen nach seiner russlanddeutschen Familiengeschichte zu finden, reist Autor Fredy Gareis drei Monate durch Russland und Kasachstan. In dem Buch „100 Gramm Wodka“ schildert er 2015 die Erlebnisse und Erkenntnisse dieser Reise. Unterwegs zu sein, fasziniert ihn jedoch seit seiner Jugend. Bis heute hat er unterschiedliche Wohnsitze. Während unseres Interviews befindet er sich in Athen. Fredy Gareis sagt von sich: „Ich bin überhaupt nicht auf der Flucht vor mir selbst, sondern vielleicht ist es eher eine Flucht zu mir selbst.“ Wir sprechen mit ihm über seine Reisen zu den eigenen Wurzeln, warum ein Teil seiner Familie aus der Sowjetunion in die Schweiz auswandern konnte und was ihm das Russlanddeutschsein bedeutet.
Die meisten Russlanddeutschen kamen in den 1990ern nach Deutschland. Oft wird von einer geordneten Migration gesprochen. Doch kaum bekannt ist, dass sich in den Jahrzehnten zuvor hinter dem Auswanderungswillen einiger Russlanddeutscher filmreife Dramen abgespielt hatten. In dieser Folge sprechen wir über die Flucht eines ganzen russlanddeutschen Dorfes an Weihnachten 1930 über China nach Südamerika, eine geglückte Flugzeugentführung 1982 und russlanddeutsche Dissident:innen in der Sowjetunion, die für Schlagzeilen in Westeuropa sorgten.
Vor rund 200 Jahren wanderten Familien aus überwiegend Württemberg in den Südkaukasus ein und gründeten florierende Kolonien. Vor allem der Weinanbau in Georgien machte die Einwanderer zu geschätzten Geschäftsleuten. Aber auch die Kolonien im heutigen Aserbaidschan entwickelten sich dank der Tüchtigkeit der pietistischen Württemberger rasant. Das wirtschaftliche und kulturelle Leben dieser Menschen nahm seit der Machtergreifung der Bolschewiki ein jähes Ende. Fast alle der über 50.000 der Nachfahren dieser schwäbischen Einwanderer aus dem heutigen Georgien und Aserbaidschan wurden 1941 nach Kasachstan deportiert. Heute leben nur sehr wenige Nachkommen im Südkaukasus. In dieser Folge sprechen Ira und Edwin über die Geschichte der Kaukasiendeutschen sowie darüber, was von ihrem kulturellen und wirtschaftlichen Erbe heute noch sichtbar ist. Ira berichtet über ihre Erfahrungen in Georgien 2022 und Edwin über seine Begegnungen mit dem deutschen Erbe in Aserbaidschan anlässlich einer Reise 2016.
Wie war es, als Kind oder Jugendlicher in den 1990ern nach Deutschland zu kommen? Hat sich diese "mitgebrachte Generation" seitdem in die Mehrheitsgesellschaft integriert oder gar assimiliert? Was ist ihre Identität und welche Rolle spielt für sie heute ihre russlanddeutsche Herkunft? Eine Folge anlässlich der Tagung "Gestern die Mitgebrachten - heute Generation Postost" am 3. Oktober 2022 in Detmold. Mit der russlanddeutschen Autorin und Graphic Novel Spezialistin Lena Wolf, Unternehmer Nikolaus Haufler, Migrationsforscher Jannis Panagiotidis und Dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher.
Hier bekommt ihr Tipps, wo ihr Hilfe findet, wenn ihr in die Erforschung eurer russlanddeutschen Familie einsteigen wollt. Welche Archive gibt es zum Beispiel in Deutschland und in Ländern der ehemaligen Sowjetunion? Und wie sind unsere Erfahrungen in Russland und der Ukraine dazu? Am Ende der Folge verrät Edwin, woher sein Nachname „Warkentin“ stammt und warum die Geschichte dieses Familiennamens beispielhaft ist für europäische und deutsche Migrationsgeschichte. Diese Folge ist ein Mitschnitt unseres digitalen Workshops zum Thema russlanddeutsche Familienforschung, den wir im April 2022 bei dem virtuellen Familienforschungs-Festival „Genealogica“ gehalten haben.
Diese Folge ist ein Mitschnitt anlässlich eines Zoom-Vortrags, den Edwin und Ira am 11. Juni 2022 für die Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema Kasachstan gehalten haben. Es geht um Fakten zu Russlanddeutschen: Wie und woher sind sie zum Beispiel in die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan gekommen? Auch geht es um die Geschichte Kasachstans, um Aufstände in der Sowjetzeit, die Perestrojka und die große Auswanderungsbewegung der Russlanddeutschen aus dem Land im Anschluss. Am Ende stellen sich Ira und Edwin die Frage, inwiefern sie – Menschen, die im Kinder- und Jugendalter Kasachstan verlassen haben – heute Brückenbauer sein können zwischen dem zentralasiatischen Land und Deutschland.
In dieser Folge gehen Ira und Edwin den Fragen nach: Was ist russlanddeutsche Literatur und wie hat sie sich in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt? Welche Romane zu diesem Thema begeistern sie? Und wie können sich russlanddeutsche Autor:innen vernetzen und sichtbarer werden? Besprochen werden folgende Romane: - „Kronos Kinder“ Sergej Lebedew - „Wolgakinder“ / Gusel Jachina - „Die Köchin von Bob Dylan“ / Markus Berges - „Die Fische von Berlin“ / Eleonora Hummel - „Ritas Leute“ / Ulla Lachauer - „Roter Herbst in Chortitza“ / Tim Tichatzki - „Die Stille bei Neu Landau“ / Katharina Martin-Virolainen - „Mein Leben in Deutschland begann mit einem Stück Bienenstich“ / Viktor Funk - „Nachtbeeren“ & „Kinderfragen“ / Elina Penner - „Ein komplizierter Akt der Liebe“ / Miriam Toews - „Chaussee der Enthusiasten“ / Merle Hilbk - „Die Rache der Baba Jaga“ / Artur Böpple - „Wie Gräser im Wind“ / Ella Zeiss Infos für russlanddeutsche Autor:innen bietet der Literaturkreis der Deutschen aus Russland e. V.: https://literaturkreis-autoren-aus-russland.de/
Bis 1914 lebte rund 250.000 Deutsche in etwa 300 Siedlungen in der Region Wolhynien, im Nordwesten der Ukraine. Die meisten von ihnen kamen ab 1861 als Handwerker, Landwirte oder Kaufleute in die Region. Als einzige russlanddeutsche Gruppe wurden Wolhyniendeutsche zwei Mal deportiert, während des Ersten und rund um den Zweiten Weltkrieg. Ebenfalls als einzige Gruppe erlebten sie in der Zwischenkriegszeit eine Teilung ihres Territoriums in ein westliches Wolhynien, das zu Polen gehörte und ein östliches, sowjetisches. Diese Teilung hatte weitereichende Konsequenzen für die Wolhyniendeutschen. Über diese geschichtlichen und einige persönliche Aspekte zu den Deutschen aus Wolhynien sprechen Edwin und Ira, deren Großeltern aus Ostwolhynien stammen, in dieser Folge.
„Integration gelungen?“ dieser Frage geht eine im März 2022 veröffentlichte Studie nach. Sie zeigt, wie es um die Integration und Teilhabe von (Spät-)Aussiedler:innen in Deutschland steht. Untersucht wurden unter anderem die politische Einstellung von Russlanddeutschen, deren Zugehörigkeit zum Herkunftsland, ihr Medienverhalten sowie soziale und kulturell-identifikatorische Teilhabeaspekte. In dieser Folge beschreibt Dr. Nils Friedrichs, Co-Autor der Studie, die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Untersuchung des Sachverständigenrats für Integration und Migration in Kooperation mit dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Prof. Jannis Panagiotidis, 2014 bis 2021 Inhaber der Juniorprofessur für Russlanddeutsche Migration und Integration am IMIS ordnet die Entwicklung der Integration dieser Gruppe insgesamt ein sowie ihre Einstellung zum aktuellen Ukrainekrieg.
Die erfundene Vergewaltigungsgeschichte eines minderjährigen Mädchens löste 2016 eine Diskussion um Russischsprechende in Deutschland aus. Damals machten sich Medien und Politiker große Sorgen speziell um das Vertrauen der Russlanddeutschen in den deutschen Rechtstaat und ihre Anfälligkeit für russländische Propaganda. Über die Ereignisse und Entwicklungen berichtete Medina Schaubert, Vorsitzende der Marzahner Vereins Vision e.V., im Beitrag des Dossiers „Russlanddeutsche“ der Bundeszentrale für politische Bildung: „Wie soll sich jemand fühlen, wenn er oder sie noch vor einigen Tagen vor dem Kanzleramt auf Geheiß von Rechtspopulisten gegen Merkel, gegen Flüchtlinge und gegen die deutsche Politik protestiert hat? Wie kann ein Jeder und eine Jede für sich die Frage beantworten, wie es so weit kommen konnte, dass erwachsene Menschen, die es eigentlich besser hätten wissen können, sich von russischen Staatsmedien haben beeinflussen lassen? Wie denken nun die anderen über uns als Russlanddeutsche? Diese Fragen kann sich kaum jemand der Aktiven im Verein Vision e.V. selbst beantworten, ohne sich dabei zu schämen, verführt worden zu sein.“ Wie Desinformation funktionieren kann, wird auch aktuell in Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg deutlich. Neben tatsächlichen Anfeindungen gegenüber russischsprechenden Menschen kursieren in sozialen Netzwerken und Chatgruppen viele Fakenews zur Diskriminierung dieser Gruppe in Deutschland. Fälle von tatsächlichen oder fungierten Anfeindungen werden vermischt. Welche Konsequenzen das derzeit hat, wie sich Russischsprechende vor Desinformation sowie einer Instrumentalisierung durch kremlnahe Netzwerke in Deutschland schützen können und wie der Dialog innerhalb von Familien weiterhin funktionieren kann – darüber sprechen wir in dieser Folge mit dem Politologen Dr. Felix Riefer und Friederike Raiser, Referentin für politische Bildung bei „o[s]tklick – demokratisch antworten“.
Fünf Russlanddeutsche beschreiben, was sie aktuell tun, um zum Frieden in der Ukraine beizutragen und Menschen in und aus der Ukraine zu helfen: Autorin Katharina Martin-Virolainen, Schauspieler Jurij Diez, Politikerin Natalie Keller, Unternehmer Vitalij Brodhauer und Vera Voronjuk. In dieser Folge erklärt Prof. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, welche Regelungen gerade für deutschstämmige Menschen aus der Ukraine gelten #standwithukraine
In dieser Zweierfolge sprechen Ira und Edwin über ihre Wahrnehmung der Ereignisse in Kasachstan Anfang 2022, aktuelle Geschehnisse in der Ukraine sowie ihre Pläne für 2022.
Die meisten Russlanddeutschen leben heute in Deutschland und kamen ab Ende der 1980er aus der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik. Ein Teil der Russlanddeutschen verließ die Gebiete im Osten Europas jedoch bereits vor rund 150 Jahren in Richtung Nord- und Südamerika. Über deren Gründe zur Auswanderung aus dem zaristischen Russland und wie Russlanddeutsche heute außerhalb Deutschlands leben, sprechen wir in dieser Folge mit der Wissenschaftlerin Dr. Anna Flack. Im zweiten Teil des Interviews erzählt uns Christine Korte über ihr Aufwachsen in Kanada als Tochter einer wolgadeutschen Mutter, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Nordamerika emigrierte. Anhand ihrer Familiengeschichte zeichnet die Theaterwissenschaftlerin die Entwicklung Kanadas zu einem Einwanderungsland ohne Assimilationsdruck nach.
Warum befindet sich das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte ausgerechnet in Detmold? Welche Ziele hatten die Gründer:innen vor 25 Jahren? Was unterscheidet das Museum heute von anderen und was erfahren hier Besucher:innen? Darüber und über die Geschichte besonderer Ausstellungsstücke sowie neuer Formate sprechen wir in dieser Folge mit Museumsleiter Kornelius Ens, seiner Vorgängerin Dr. Katharina Neufeld sowie Eduard Thun, einem der ersten ehrenamtlichen Helfer am Museum. Am Ende der Folge gibt Edwin Warkentin einen Einblick in seine Aufgaben als Kulturreferent für Russlanddeutsche. Das Interview mit Kornelius Ens ist auch als Video verfügbar: www.youtube.com/watch?v=oifdbkZ08fM
Der russische Schriftsteller Sergej Lebedew beschäftigt sich in seinen Romanen mit der Stalin-Zeit mit ihren Folgen für das moderne Russland. Anlässlich einer Lesung im Kölner Lew Kopelew Forum sprach er mit uns über das drohende Verbot der Menschenrechtsorganisation Memorial in Russland, die Geschichte seiner (zum Teil) russlanddeutschen Familie und seinen neuen Roman „Das perfekte Gift“.
Der russische Schriftsteller Sergej Lebedew beschäftigt sich in seinen Romanen mit der Stalin-Zeit mit ihren Folgen für das moderne Russland. Anlässlich einer Lesung im Kölner Lew Kopelew Forum sprach er mit uns über das drohende Verbot der Menschenrechtsorganisation Memorial in Russland, die Geschichte seiner (zum Teil) russlanddeutschen Familie und seinen neuen Roman „Das perfekte Gift“.
Nach einem Jahr Steppenkinder Podcast sprechen wir über unsere Highlights und Flops in Zusammenhang mit Russlanddeutschen in den Medien 2021, besondere Gesprächsgäste und unsere Themenwünsche für das nächste Jahr. Auch beantworten die Fragen unserer Zuhörerschaft, was zum Beispiel das Schwierigste an der Familienforschung sei.
Rund 400.000 Deutsche lebten auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Viele von ihnen wurden während des Zweiten Weltkrieges als „Volksdeutsche“ ins „Deutsche Reich“ umgesiedelt, die meisten kamen vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg als Deportierte nach Sibirien und Zentralasien. Heute leben etwa 30.000 Angehörige der deutschen Minderheit in der Ukraine. Mit Dr. Alfred Eisfeld vom Institut für Deutschland- und Osteuropaforschung des Göttinger Arbeitskreises e.V. und Wladimir Leysle, Vorstandsvorsitzender des Rates der Deutschen in der Ukraine, sprechen wir über die Geschichte der Deutschen in der Ukraine und ihr kulturelles Erbe.
Eine Flasche Wein, kein Konzept – wir sprachen über eines unserer Lieblingsthemen und haben ganz spontan auf den Aufnahmeknopf gedrückt. In dieser Folge teilen wir Tipps zum Familienforschen und erzählen die Geschichten aus unseren Familien, die uns zum Staunen gebracht haben. Warum und wie haben wir angefangen, nach unseren Wurzeln zu suchen? Was fasziniert uns an diesem Thema und welche Empfehlungen haben wir für Menschen, die mehr über ihre Familiengeschichte erfahren möchten? Antworten auf das und einiges mehr finden sich in dieser sehr persönlichen Folge. Wer unsere Weihnachtsfolge mochte, wird diese hier lieben.
80 Jahre nach der Deportation der Russlanddeutschen in der ehemaligen Sowjetunion verstummen die Stimmen der Zeitzeuginnen und -zeugen allmählich. Eine neue Generation meldet sich zu Wort. Sie möchten an ihre Großeltern und Eltern erinnern und sucht ihren eigenen Zugang zu diesem schmerzvollen Kapitel russlanddeutscher Geschichte. In dieser Spezialfolge in Kooperation mit www.dekoder.org sprechen Ira und Edwin mit dem Historiker Dr. Hans-Christian Petersen über die Fakten und den Forschungsstand zur Deportation der Russlanddeutschen. Die Autorin und Bloggerin Melitta L. Roth teilt mit uns, welche Ereignisse die Geschichte ihrer Familie in der Kriegszeit bestimmten und wie das Erlebte bis heute fortwirkt. Zentrale Fragen dieser Folge sind auch das Gleichgewicht zwischen dem Opfer- und Täternarrativ in Zusammenhang mit der Deportation der Russlanddeutschen sowie der Platz der russlanddeutschen Geschichte im bundesdeutschen Erinnern.
Was muss in Deutschland bekannt sein, um die Geschichte der Russlanddeutschen zu verstehen? Wer ist berechtigt, die Geschichte dieser Gruppe weiterzutragen? Wo wird russlanddeutsche Kultur und Geschichte in Deutschland und den Herkunftsländern der Russlanddeutschen wie die Ukraine, Kasachstan oder Russland sichtbar? Im Podcast-Gespräch mit der russlanddeutschen Journalistin Katharina Heinrich und dem Historiker Dr. Dmytro Myeshkov ((https://www.ikgn.de/cms/index.php/wissenschaftliche-mitarbeiterinnen/dr-dmytro-myeshkov)) vom Nord-Ost-Institut in Lüneburg gehen die Herausgeber*innen des Steppenkinder-Podcasts Ira Peter und Edwin Warkentin diesen Fragen nach. Heinrich bringt ihre persönlichen Erfahrungen als Kind deportierter Deutscher in Kirgistan ein, während Myeshkov einen Überblick über den internationalen Forschungsstand und die Zukunft des Themas Russlanddeutsche in der Geschichtsschreibung gibt.
Was Herkunft und Heimat für den Schriftsteller Wladimir Kaminer bedeuten und was es mit der Germanisierung der Russlanddeutschen rund um das Hermannsdenkmal in Detmold auf sich hat – darüber sprechen wir mit dem gebürtigen Moskauer und Wahlberliner in dieser Folge. Kaminer hat 1990 die Sowjetunion verlassen und ist in Deutschland für seine zahlreichen Bücher, darunter "Russendisko" und "Mein deutsches Dschungelbuch", Kolumnen und TV-Auftritte bekannt.
Wenn man in Deutschland Irina, Dilek, Viktor oder Edwin mit Vornamen heißt, dann hört man häufig die Frage: Woher kommst du eigentlich wirklich? Wie wichtig ist die Herkunft in einem Einwanderungsland wie Deutschland, wo jede*e Fünfte eine Migrationsgeschichte hat? Wer bestimmt, was Heimat ist und wer Deutschland eine solche nennen darf? In der neuen Folge haben wir mit Dilek Güngör und Viktor Funk über solche und weitere Fragen gesprochen. Dilek Güngör ist Journalistin und lebt in Berlin. Geboren wurde sie in Schwäbisch Gmünd, ihre Eltern sind aus der Türkei nach Deutschland eingewandert. Viktor Funk ist ebenfalls Journalist. Als Jugendlicher kam er mit seiner russlanddeutschen Familie aus Kasachstan nach Deutschland. Beide sind Autor*innen und beschäftigen sich in ihren autobiographischen Romanen mit ihrer Herkunft und dem Streben nach Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft. Diese Folge ist eine Kooperation mit dem Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe in Detmold anlässlich unserer Lesung mit Dilek Güngör und Viktor Funk, die am 27. Juni 2021 in Detmold stattfinden wird und die ein Beitrag zum „Experiment Heimat“, einem Projekt der Literaturbüros in Westfalen, ist.
In den 1990er war es der schlagende Trunkenbold, 2017 dann der rechtswählende Wutbürger – das Bild der Russlanddeutschen in den Medien war in der Vergangenheit oft von negativen Schlagzeilen geprägt. Doch zunehmend gelingt Journalist:innen – teils selbst mit russlanddeutschen Wurzeln – eine differenziertere Berichterstattung über diese in Wahrheit sehr heterogene Gruppe. In dieser Folge sprechen wir mit Tamina Kutscher, Chefredakteurin von Дekoder, über diesen Wandel und darüber, wie das aktuelle Дekoder-Projekt „Russlanddeutsches Diarama“ diesen unterstützt.
Ja ne budu sebe Gedanken delat‘ – Kennstdu auch solche halb deutschen, halb russischen Sätze? Das ist „Aussiedlerich“, sagt Dr. Katharina Dück. Sie ist Sprachwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für deutsche Sprache in Mannheim, Künstlerin und Wissenschaftsphilosophin. In der neuen Podcast-Folge erklärt sie uns, was wissenschaftlich gesehen Muttersprache ist und warum dieser Begriff so schwierig ist. Außerdem berichtet sie über ihre Reise nach Georgien, wo sich nach Sprecher*innen des Kaukasiendeutschen suchte und erklärt uns, wie beispielsweise das Russische, Kasachische oder Georgische die Sprache der deutschen Minderheit in der ehemaligen Sowjetunion beeinflussten. Hat zweisprachige Erziehung Vorteile und wie wird die russische Sprache in Deutschland wahrgenommen? Außerdem stellt Katharina uns eines ihrer Gedichte über ihre Herkunft aus Kasachstan vor. Zusätzlich haben wir ein Interview eingebaut mit Dr. Heinrich Siemens: Als ein Sprecher und Förderer des Plautdietschen - des sogenannten Monnonitenplatts - gibt er einen Überblick über diese in Deutschland geschützte Minderheitensprache und ihre Sprecher*innen weltweit.
Zuwandernde aus Polen, speziell aus der Grenzregion Oberschlesien, stellten bis Ende der 1980er Jahre die größte Gruppe der AussiedlerInnen in Deutschland dar. Ihre Geschichte unterscheidet sich von der der AussiedlerInnen aus der ehemaligen Sowjetunion, es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten: Die Erfahrung in einem sozialistischen Land als Minderheit gelebt zu haben, Auswanderung nach Deutschland und Integration. Mit Karoline Gil, die zur mitgebrachten Generation der AussiedlerInnen aus Polen zählt, und Hartmut Koschyk, dem ehemaligen Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung und selbst Kind vertriebener Oberschlesier, sprechen wir in dieser Folge über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen zwei Gruppen sowie über Themen der deutschen Minderheit im jetzigen Polen.
Bolat Atabajew gilt als deutschester Kasache in Kasachstan und wegen seines politischen Engagements als „enfant terrible“ der ehemaligen Sowjetrepublik. Der 1952 im Süden Kasachstans geborene Theaterregisseur studierte unter anderem in Leipzig Germanistik und war lange Zeit künstlerischer Leiter des Deutschen Theaters in Sowjet-Kasachstan. Vor neun Jahren hat er aus politischen Gründen Kasachstan verlassen und lebte bis März 2021 in Deutschland. Seitdem ist Bolat Atabajew wieder in Kasachstan. Kurz vor seiner Rückkehr gab er uns noch dieses Interview. Über sein politisches Engagement in der Perestrojkazeit für die Russlanddeutschen und in jüngerer Vergangenheit für mehr Gerechtigkeit in seinem Geburtsland, erzählt er in diesem Interview ebenso schonungslos wie über die Ungerechtigkeiten, die Deutschen in seinem Umfeld widerfuhren. Wie der mit der Goethe-Medaille ausgezeichnete Regisseur von der Deportation der Russlanddeutschen nach Kasachstan erfuhr und welche seiner Kindheitserinnerungen wir besonders bewegend fanden, erfahrt ihr in dieser Folge.
Nur vier Prozent der Aussiedler aus Kasachstan gehen in Deutschland einer beruflichen Selbständigkeit nach. In dieser Folge sprechen wir mit einem von den wenigen: Waldemar Zeiler ist Mitgründer von „einhorn products“ in Berlin und „Entrepreneur's Pledge“, einer Initiative für mehr soziale Verantwortung von Unternehmen. Er ist Autor des Buchs „Unfuck the economy“ und setzt sich für das Wachstum unserer Demokratie ein. Auch ist der erfolgreiche Unternehmer Erfinder des Demokratiefestivals, das 2020 hätte in Berlin stattfinden sollen. Im Interview spricht Zeiler über all das sowie seine Kindheit als russlanddeutscher Aussiedler in Süddeutschland und warum er erst in den USA begann, sich nicht für seine Herkunft aus Kasachstan zu schämen.
Über zwei Millionen Russlanddeutsche wanderten seit den 1970ern aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten nach Deutschland ein, die meisten Anfang der 1990er. Viele sind aber auch geblieben. Allein in Russland sind es heute rund 400.000. Warum sie blieben, wie es für sie war, als ganze Dörfer sich plötzlich leerten und welche Rolle die deutsche Abstammung heute für sie spielt – darüber sprechen wir in dieser Folge mit Olga Martens. Die studierte Germanistin mit wolgadeutschen Wurzeln ist Herausgeberin der Moskauer Deutschen Zeitung und stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbands der deutschen Kultur, der größten Selbstorganisation der Deutschen in Russland. Aufgewachsen ist sie in einem der ältesten deutschen Dörfer in Südsibirien sowie in Nordkasachstan, wo sie später auch studierte. Heute lebt sie überwiegend in Russland und setzt sich in zahlreichen Projekten für den Erhalt der deutschen Kultur und Sprache sowie ältere, alleinstehende Russlanddeutsche in Russland und Kasachstan ein. In der Folge geht es auch um die Ausstellung „Das deutsche Wolgagebiet – eine unvollendete Fotogeschichte“, die seit Januar 2021 im Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold gastiert. Sobald die Corona-Auflagen es wieder ermöglichen, kann sie vor Ort besichtigt werden. Ein ausführlicheres Gespräch mit Olga Martens zu der Ausstellung ist hier als Video verfügbar: https://youtu.be/KSYcyb3nlg0
Wie formt sich Identität und wie beeinflusst Migration die Identitätsbildung? Gibt es eine russlanddeutsche Identität? Und warum es in einer Zuwanderungsgesellschaft wie Deutschland wichtig, verschiedene Identitäten zu verstehen? Wie gelingt das? Antworten darauf gibt uns Dr. Marit Cremer. Die Soziologin und Politikwissenschaftlerin engagiert sich für die Menschenrechtsorganisation Memorial Deutschland. Dort leitet sie seit 2015 Projekte zur Erinnerungspolitik im postsowjetischen Raum und Deutschland. Ihre jüngsten Forschungen beschäftigen sich mit Bewältigungsstrategien tschetschenischer Geflüchteter in Deutschland. 2018 hat sie eine Forschungsarbeit zu Identitäten der zweiten Generation der deportierten Russlanddeutschen veröffentlicht. Über die Ergebnisse dieser Arbeit sowie Identitätsstrategien von Russlanddeutschen in der Sowjetunion und nach der Umsiedlung in Deutschland sprechen wir in dieser Folge.
Eine sehr besondere und besonders persönliche Folge von den Steppenkindern zu Weihnachten: Ira sitzt in ihrem Büro in Mannheim, Edwin in seiner Werkstatt in Detmold. Sie haben sich gegenseitig Pakete geschickt mit jeweils fünf Fragen an den anderen und Geschenken. „Ist Russisch deine Muttersprache?“, steht auf der ersten Karte, die Ira von Edwin auspackt. „Wie sahen ‚deutsche‘ Dörfer in der Steppe aus?“, will sie im Gegenzug von ihm wissen. So erzählen sie sich ihre Geschichten: Über das Aufwachsen in der Steppe und später in Süddeutschland, über Menschen, die sie geprägt haben, den Geschmack nach Heimat und Diskriminierungserfahrungen in der Sowjetunion und Deutschland. Was wohl aus den beiden geworden wäre, wenn sie in Kasachstan geblieben wären? Auch darauf suchen sie Antworten. Die gegenseitigen Geschenke am Ende der Folge geben wiederum Anlass für ungewöhnliche Einblicke, Lachen und Sehnsucht nach der kasachischen Steppe.
Was haben der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung, damit zu tun, dass zeitgleich Aussiedler aus postsozialistischen Staaten nach Deutschland einwanderten? Es sind die gleichen historischen Voraussetzungen, die zu diesen Prozessen führten und in den 1980ern mit der Entspannungspolitik zwischen Ost und West begannen. Im Osten erlaubte Gorbatschows Liberalisierungspolitik Sowjetbürgern ab 1988 ins Ausland zu reisen oder dauerhaft auszuwandern. Das wiedervereinigte Deutschland erleichterte wiederum 1990 mit seinem neuen Aussiedlergesetz deutschstämmigen Aussiedlern und Menschen mit jüdischem Hintergrund aus ehemals sozialistischen Ländern die Einreise und das Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft. Trotzdem spielt bei den Debatten um die Wiedervereinigung die Perspektive dieser Einwanderergruppen selten eine Rolle, finden Ira und Edwin. Woran das liegt, welche Gemeinsamkeiten Aussiedler mit Ostdeutschen haben und welche Unterscheide in beispielsweise der Wahrnehmung in der Bundesrepublik – darüber sprechen sie in dieser Folge mit Eleonora Hummel. Sie stammt aus Kasachstan und ist Autorin der Romane „Fische von Berlin“, „Venus im Fenster“ sowie ihres neuen Werks „Die Wandelbaren“. Weil sie bereits seit 1982 in Dresden lebt – damals als sowjetische Ausländerin mit unbefristetem Bleiberecht –, vereint sie beide Perspektiven: die der Ostdeutschen und der Russlanddeutschen. Als Ostdeutsche würde sie sich trotzdem nicht bezeichnen, auch nach fast vierzig Jahren in Sachsen. Bild: get-shop.de / eleonora-hummel.de
Als Ira mit neun Jahren nach Deutschland kam, stellte sie fest, dass sie ganz andere Erinnerungen aus ihrer Kindheit hatte als ihre neuen Mitschüler: Sie kannten „Nu Pagadi“, die sowjetische Version von „Tom & Jerry“, sie wiederum das Sandmännchen nicht. Edwin holte solche fehlenden gemeinsamen Erinnerungen mit Gleichaltrigen schnell nach, als er 1994 aus Kasachstan nach Deutschland kam. Schnell legte er sich einen Lieblingsfußballverein zu und spann sich lang zurückliegende Verstrickungen in der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ selbst zusammen, um auf dem Schulhof mitreden zu können. Warum ein solches gemeinsames Erinnern wichtig ist, wiese kollektive Erinnerungen bei Russlanddeutschen besonders problematisch sind und was das Wissen um die Vergangenheit mit unserer Würde und Integration zu tun haben – darüber sprechen Ira Peter und Edwin Warkentin in dieser Folge mit Kornelius Ens, dem Direktor des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte.
Aufgewachsen in einem sozialistischen System, Auswanderung und Neuanfang – solche und viele andere Erfahrungen einen Aussiedler aus postsozialistischen Staaten, die heute in Deutschland leben. Der neue Podcast „Steppenkinder“ will das Spezifische der Russlanddeutschen als eine Gruppe der Aussiedler sichtbar machen. Gleichzeitig geht es den Machern Ira Peter und Edwin Warkentin darum, einer breiten Öffentlichkeit Wissen zu universellen Themen wie Identität, Erinnerungskultur, Migrations- oder Integrationserfahrung zu vermitteln. Dafür sprechen sie mit Interviewgästen aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. In der ersten Folge stellen die zwei sich vor, erklären wohin der Wind der Steppe den Podcast thematisch treiben soll und warum er „Steppenkinder“ heißt. Ira Peter ist Medien- und Kulturschaffende, Edwin Warkentin Kulturreferent für Russlanddeutsche. Sie gehören zur „mitgebrachten Generation“ der Russlanddeutschen, die im Kindes- und Jugendalter mit ihren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland einwanderten.