Der Bücherpodcast vom rbb. Ein Buch, ein Ort, eine Begegnung: Wir sprechen mit Autorinnen und Autoren über ganz persönliche Themen, ihre aktuellen Bücher, das Schreiben und die kreative Arbeit. Unsere Hosts Nadine Kreuzahler, Anne-Dore Krohn und Stephan Ozsváth verabreden sich an Orten, die wichtig sind als Schauplatz oder zur Inspiration, mit dem Schwerpunkt in Berlin und Brandenburg. Alle Tipps, Empfehlungen und Orte findet Ihr in den Beschreibungen und Shownotes der Podcast Folgen.
Bei ihrem Besuch in der rbb-Dachlounge brachte die englische Bestsellerautorin Natasha Brown einen Goldbarren mit, passend zu ihrem neuen Roman, in dem in einer Kernszene jemand mit einem Goldbarren fast erschlagen wird. "Von allgemeiner Gültigkeit" ist eine kritische Gesellschaftsanalyse über u.a. die Aufmerksamkeitsökonomie, aber auch über Klassismus und Herkunft. Die Schauspielerin Benita Sarah Bailey las Auszüge des Romans und Natasha Brown erzählte im Gespräch mit Anne-Dore von ihrer Entscheidung, ihren Job im Bankenwesen ruhen zu lassen, von ihrem Erfolg als Autorin und dem Wunsch, das Schreiben niemals zum Brotberuf zu machen. Und natürlich wurde auch die Frage nach der Echtheit des mitgebrachten Goldbarrens geklärt. Der Ort rbb Dachlounge https://studio14-dierbbdachlounge.de Das Buch Natasha Brown: "Von allgemeiner Gültigkeit" ist bei Suhrkamp in der Übersetzung von Eva Bonné erschienen, hat 160 Seiten und kostet 23,00 Euro. Die Autorin Natasha Brown wuchs in London auf, studierte Mathematik und arbeitete viele Jahre im Bankenwesen, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihr Debüt "Zusammenkunft" (Englisch: "Assembly" erschien 2021) und war ein weltweiter Erfolg. "Von allgemeiner Gültigkeit" ist ihr zweiter Roman.
In ihrem neuen Roman "Schwebende Lasten" erzählt Annett Gröschner die Lebensgeschichte einer Frau, die 1913 in Magdeburg geboren wird und zwei Weltkriege, Diktaturen und Demokratien übersteht. Die Liebe zu den Blumen bestimmt ihr Leben, sie arbeitet als Blumenbinderin, später dann als Kranführerin. Für den Blick von oben treffen sich Anne-Dore und Annett Gröschner zum Seilbahnfahren. Sie schweben über die Gärten der Welt in Marzahn-Hellersdorf, steigen aus und begeben sich zwischen blühenden Frühlingsblumen auf die Spuren von Hannah. Und auch wenn diese auf den ersten Blick keine typische Heldin ist, so ist sie es auf den zweiten Blick eben doch: Weil sie uneitel ist, anpacken kann, immer weiterkämpft und mit ihrer Biografie stellvertretend steht für viele weibliche Lebenswege im 20. Jahrhundert. Das Buch Annett Gröschner: "Schwebende Lasten", C.H. Beck, 282 Seiten, 26 Euro Die Autorin Annett Gröschner wurde 1964 in Magdeburg geboren und zog 1983 nach Berlin-Prenzlauer Berg. Ihr literarisches Debut "Moskauer Eis" kam 2000 heraus, sie hat auch zahlreiche Artikel und Sachbücher veröffentlicht, zuletzt (zusammen mit Wenke Seemann und Peggy Mädler) "Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat". Der Ort Die Gärten der Welt in Marzahn-Hellersdorf www.gaertenderwelt.de. Zur Seilbahn gibt es zwei Eingänge, einer auf der Marzahner und einer auf der Hellersdorfer Seite. Annett empfiehlt Fabian Saul: "Die Trauer der Tangente", Matthes & Seitz, 320 Seiten, 26 Euro Anne-Dore empfiehlt Stefanie Jaksch: "Über das Helle. Radikale Zuversicht in herausfordernden Zeiten", Haymon Verlag, 216 Seiten, 22,90 Euro
Das Stasi-Museum "Runde Ecke", der Markt mit seinen früheren Untergrundmessehallen, eine versteckte Parkbank – all das sind Schauplätze im Debüt-Roman "Was du kriegen kannst". Clemens Böckmann erzählt darin von einem Autor, der durch Zufall eine Frau kennenlernt, die ihm seine Lebensgeschichte anvertraut. Eine Frau, die Opfer und Täterin zugleich ist. Uta hat in der DDR für die Stasi spioniert und als Prostituierte gearbeitet, erst freiwillig, dann unter Zwang. Der Roman beruht auf einer Begegnung im echten Leben und ist eine Collage aus Gesprächen, Ich-Erzählung, Stasi-Berichten, Protokollen und Aktennotizen. Ein Rechercheroman über die DDR, über Vertrauen, und den Versuch, eine Lebensgeschichte zu durchdringen. Wie erzählen wir uns Erinnerungen und wie gehen wir damit um, dass sie nie verlässlich sein können? Clemens und Nadine spazieren durch Leipzig, zu den Schauplätzen des Romans, und sprechen darüber. Nadine Kreuzahler empfiehlt Wolfgang Schiffer & Dinçer Güçyeter (Hrsg.): "Die Backstage eines Buches", 204 Seiten, Elif Verlag. Bettina Wilpert: "Die Bärtige Frau", 187 Seiten, Verbrecher Verlag. Clemens Böckmann empfiehlt Christina Wessely: "Liebesmühe", 176 Seiten, Hanser Verlag. Das Buch Clemens Böckmann: "Was du kriegen kannst", 416 Seiten, Hanser. Der Ort Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker. Bürgerkomitee Leipzig e.V. Der Leipziger Markt Eine Parkbank Der Autor Clemens Böckmann, 1988 in Düsseldorf geboren, lebt in Leipzig, arbeitet als Autor für verschiedene Zeitungen, fürs Radio und im Dokumentarfilm. Er ist Herausgeber verschiedener Sachbücher zu NS-Verfolgung und Täterliteratur. 2024 veröffentlichte er die Prosaminiaturen "How I missed the war". "Was du kriegen kannst" ist sein erster Roman.
Ein Friedhof ist für Susann Pásztor ein ganz normales Ausflugsziel. Hier geht sie gerne spazieren. Sie mag die Ruhe und den Frieden zwischen alten Grabsteinen. Seit die Schriftstellerin ehrenamtlich Sterbende begleitet, hat sie einen gelasseneren Blick auf den Tod bekommen. Auch in ihren Romanen ist das zu spüren. Tragik und Komik, Skurriles und Alltägliches liegen immer direkt nebeneinander. In "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" etwa. Oder in ihrem neuen Roman "Von hier aus weiter". Ein Familien- und Freundschaftsroman, der Tod und Suizid behandelt, aber auch von Aufbruch, Loslassen und neuem Mut erzählt. Susann und Nadine haben sich auf einem der ältesten Friedhöfe Berlins getroffen: Dem St. Matthäus Kirchhof in Schöneberg. Sie haben die Gräber der Brüder Grimm gesucht, sich über den Sinn von Friedhöfen und den Tod unterhalten, und darüber, wie man heiter und leicht über ernste Themen schreibt. Nadine Kreuzahler empfiehlt Rachel Kushner: "See der Schöpfung", aus dem Englischen von Bettina Abarbanell, Rowohlt, 480 Seiten. Susann Pásztor empfiehlt Christine Koschmieder: "Frühjahrskollektion", Kanon Verlag, 288 Seiten. Das Buch Susann Pásztor: "Von hier aus weiter", 256 Seiten, KiWi. Der Ort St. Matthäus Kirchhof Berlin Schöneberg Die Autorin Susann Pásztor, Jahrgang 1957, lebt in Berlin, hat als Journalistin, Illustratorin und Übersetzerin von Sachbüchern gearbeitet, seit 15 Jahren schreibt sie Romane. "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wurde 2018 mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet und für die ARD verfilmt. Außerdem ist sie ausgebildete ehrenamtliche Sterbebegleiterin. Podcast-Tipp: The End https://www.ardaudiothek.de/sendung/the-end/71608618/
Wie wuchs man als Mädchen in den 90er Jahren auf, mit welchen Schönheitsidealen, Rollen und Vorbildern? Und wie war es, in den Nuller Jahren erwachsen zu werden und in den Zehnern eine Familie zu gründen? Katharina Hartwell hat mit klugem soziologischem Blick und brillanter psychologischer Empathie über Wendepunkte und wichtige Bruchstellen einer weiblichen Biographie geschrieben. Der rote Faden des Romans ist eine Freundschaft: Mit 13 Jahren lernt Maren Inga kennen, und obwohl die beiden vieles trennt, begleiten sie sich durchs Leben. Anne-Dore und Katharina Hartwell treffen sich am Spreeufer in Moabit und sprechen über Gleichberechtigung und Körperbilder, die Frage, wie man seine Träume mit der Familiengründung vereinbart und über die "Großen Lieben" jenseits der romantischen, die ein Leben prägen. Das Buch Katharina Hartwell: "Große Lieben", Berlin Verlag, 352 Seiten, 24,00 Euro. Der Ort Das Spreeufer in Moabit und die Buchkantine https://buchkantine.de Katharina empfiehlt "... mit zerrissenem Schlaf im Gesicht. Die Aufzeichnungen und Briefe des Arved von Sternheim. Band 2. Die Jahre 1943-1945", hg. von Normen Gangnus, 792 Seiten, Matthes und Seitz, 38,00 Euro. Anne-Dore empfiehlt Mirrianne Mahn: "Issa", 304 Seiten, Rowohlt, 24,00 Euro.
Spazierengehen ist für Feridun Zaimoglu essenziell, um schreiben zu können. Er bekommt dabei nicht nur den Kopf frei und bringt Körper und Gedanken in Bewegung, sondern spürt dabei auch dem Rhythmus der Sprache nach. "Es ist oft vorgekommen, dass ich dann die Wortfolge und den Rhythmus der Schrittfolge und dem Schritttempo angepasst habe", sagt er. So sind auch die Sätze für seinen neuesten Roman "Sohn ohne Vater" entstanden. Ein Buch über Trauer und Verlust, Loslassen und Ankommen, ausgelöst durch den Tod des eigenen Vaters. Nadine hat sich mit Feridun für einen Spaziergang verabredet. Gemeinsam laufen sie durchs alte West-Berlin, an das der Autor, der in Kiel zu Hause ist, noch eigene Erinnerungen hat. Sie lassen sich treiben und sprechen über Prägungen, Trauer, Eigenarten, das Schreiben, Berlin vor und nach der Wende und natürlich über Bücher. Nadine Kreuzahler empfiehlt Franzobel: "Hundert Wörter für Schnee", Zsolnay, 528 Seiten, 28,00 Euro. Feridun Zaimoglu empfiehlt Eric Vuillard: "Die Tagesordnung", aus dem Französischen von Nicola Denis, Matthes & Seitz, 128 Seiten, Broschur 10,00 Euro. Thomas Kunst: "WÜ", Gedichte, Suhrkamp, 173 Seiten, 24,00 Euro. Das Buch Feridun Zaimoglu: "Sohn ohne Vater", Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 24,00 Euro. https://www.radiodrei.de/themen/literatur/rezensionen/buch/2025/02/feridun-zaimoglu-sohn-ohne-vater.html (Rezension) Der Autor Feridun Zaimoglu, geboren 1964, lebt seit seinem sechsten Lebensmonat in Deutschland. Seit über 40 Jahren lebt er in Kiel, wo er Kunst und Medizin studierte. Er schreibt Romane, Theaterstücke und Drehbücher und wurde für sein Schreiben vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erschienen "Evangelio. Ein Luther-Roman" (2017), "Die Geschichte der Frau" (2019) und "Bewältigung" (2022). Der Ort Spaziergang von der Knesebeckstraße über den Savignyplatz und die Kantstraße zur Hardenbergstraße und zurück bis in die Autorenbuchhandlung am Savignyplatz.
Achtzehnter Stock - so heisst der neue Roman von Sara Gmuer. In der Hauptrolle geht es um Wanda und ihre Tochter. Sie lebt in einem Plattenbau in Berlin-Lichtenberg, immer den Fernsehturm am Horizont im Blick. Er ist Symbol für ein besseres Leben. Wanda ist Schauspielerin, hat nie Geld und versucht den Spagat zwischen Liebesbeziehung mit einem Leinwandstar, Care-Arbeit und Dreharbeiten am Set. Sie scheitert - und gewinnt am Ende doch. Die Hausgemeinschaft in der Platte fängt sie auf, sie beißt sich durch. Sara Gmuer kennt das Auf und Ab, diese Welten. Die Schweizerin war Rapperin, Model, Schauspielerin - ihr Debütroman "Karizma" dreht sich um eine Rapperin, die sich in der männerdominierten Szene durchsetzt. Heute lebt sie mit zwei Kindern und Mann in Berlin. Stephan Ozsváth hat sich mit ihr in Berlin-Lichtenberg in der "Platte" getroffen und sie zum Rappen animiert und mit ihr über Perfektionismus, Eitelkeit und Rap als Keimzelle von Literatur gesprochen. Stephan Ozsváth empfiehlt Ákos Doma: Das Haus in Limone, Jung&Jung, 304 Seiten. Sara Gmuer empfiehlt Akiz: Der Hund, hanserblau, 192 Seiten. Das Buch Sara Gmuer: "Achtzehnter Stock", hanserblau, 224 Seiten. Der Ort "Platte" an der Frankfurter Allee in Berlin-Lichtenberg, am U-Bahnhof Magdalenenstraße. Die Autorin Sara Gmuer, 1980 in Locarno geboren, in einem Bergdorf in der italienischen Schweiz aufgewachsen, Rapperin, Schauspielerin, Model. Ihr erster Roman "Karizma" wurde für seinen rotzigen Sound gefeiert. Heute lebt Sara Gmuer mit Mann und zwei Kindern in Berlin. Der Song zum Buch https://youtu.be/fHBLd2jnVJE?si=QT03GMg5ER39dU-V
Der neue Roman von Antje Ravik Strubel führt mitten hinein in die Kultur- und Medienszene Berlins und Potsdams. Im Zentrum steht Hella Karl, Feuilletonchefin einer großen Tageszeitung. Einst löste sie mit einem Enthüllungsartikel einen Shitstorm aus, der einen gefeierten Berliner Theaterintendanten in Verruf und zu Fall brachte. Nun – nach seinem Suizid – gerät sie selbst ins Zentrum der medialen Erregungsspirale: Trägt sie etwa Schuld an seinem Tod? "Der Einfluss der Fasane" ist eine brandaktuelle Geschichte mit viel bösem Witz und Lokalkolorit in Berlin und Potsdam. Ob es für den tyrannischen Theatermann ein reales Vorbild gibt, warum sie das Thema #metoo nicht loslässt und was es mit den Fasanen im Titel auf sich hat, darüber unterhält sich Nadine mit der Potsdamerin und Buchpreisträgerin 2021 Antje Ravik Strubel in der Dachlounge des rbb im Rahmen des Radio 3 Kultursalons mit Blick über die Hauptstadt. Nadine Kreuzahler empfiehlt Zach Williams: "Es werden schöne Tage kommen", aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Clemens J. Setz, dtv, 272 Seiten, 24,00 Euro. Antje Rávik Strubel empfiehlt Hjalmar Söderberg: "Doktor Glas", aus dem Schwedischen von Verena Reichel, Manesse Bibliothek, eBook, 15,99 Euro. (Hardcover nicht mehr lieferbar) Monika Fargerholm: "Wer hat Bambi getötet?", aus dem Schwedischen von Antje Rávik Strubel, Residenz Verlag, 256 Seiten, 25,00 Euro. Das Buch Antje Rávik Strubel: "Der Einfluss der Fasane", 240 Seiten, S. FISCHER Der Ort Studio 14, die rbb Dachlounge. Programm und Informationen unter https://www.radiodrei.de/kultursalon Die Autorin Antje Rávik Strubel , geboren 1974 in Potsdam, aufgewachsen in Ludwigsfelde, lebt und arbeitet nach Lebensphasen in Berlin, den USA, Schweden und Finnland wieder in Potsdam. Für ihren Roman "Blaue Frau" wurde sie 2021 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. "Der Einfluss der Fasane" ist ihr zehnter Roman, sie schreibt außerdem Essays und übersetzt aus dem Englischen und Schwedischen. Podcast-Tipp: Berlin Code - aus dem ARD-Hauptstadtstudio mit Linda Zervakis https://www.ardaudiothek.de/sendung/berlin-code-aus-dem-ard-hauptstadtstudio-mit-linda-zervakis/14053111/
Márta und Teresa sind Kusinen, zusammen sind sie am Plattensee aufgewachsen. Dann zieht Teresa mit ihren Eltern nach Ost-Berlin. Márta folgt ihr in die Großstadt und taucht ein in die Literaturszene der DDR. Sie lieben den gleichen Mann, ein fatales Liebesdreieck entsteht - das sich in einem Städtedreieck entfaltet, Orte die auch Autorin Nikoletta Kiss etwas bedeuten: Budapest, wo sie geboren wurde. Ost-Berlin, wo sie aufwuchs und BWL studierte. Und Wien, wo sie heute mit ihrer Familie lebt und als Verlagslektorin arbeitet. In "Rückkehr nach Budapest" nimmt sie uns mit in die Vorwendezeit, die Ostberliner Bohèmeszene und die der Budapester Dissidenten, die in Privatwohnungen Samisdat-Schriften herstellten. Stephan Ozsváth hat Nikoletta Kiss in der Berliner Oranienburger Straße getroffen, wo die Schluss-Szene des Romans spielt. Stephan Ozsváth empfiehlt "An unseren Grenzen haben wir Angst, Emigration aus Ungarn". Hrsg. Zoltán Lesi, danube books. 192 Seiten. 22,00 Euro. Nikoletta Kiss empfiehlt Terézia Móra: "Muna oder die Hälfte des Lebens". Luchterhand. 448 Seiten. 25 Euro. Das Buch Nikoletta Kiss: "Rückkehr nach Budapest", 301 Seiten, Insel Verlag. Der Ort Oranienburger Straße, Friedrichstraße Die Autorin Nikoletta Kiss, 1978 in Budapest geboren, in Ost-Berlin aufgewachsen. BWL-Studium an der Humboldt-Universität. Nach Stationen in Australien und den USA lebt sie heute mit ihrer Familie in Wien und ist als Verlagslektorin tätig. "Rückkehr nach Budapest" ist ihr zweiter Roman. Er steht auf der Longlist des Puchheimer Buchpreises. Podcast-Empfehlung "The Dynasty" – here is Direkt36’s documentary about the economic empire of the Orbán family https://www.direkt36.hu/en/a-dinasztia-itt-a-direkt36-filmje-az-orban-csalad-gazdasagi-birodalmarol/
Im Zug zu einer gemeinsamen Lesung fing es an, erzählen Franziska Hauser und Maren Wurster. Die beiden Schriftstellerinnen, die eine 1975 in Ost-Berlin geboren und aufgewachsen, die andere 1976 im Schwabenland, reden über die eigene Prägung, darüber, wie sie aufgewachsen sind und dabei unbewusst heute dem gängigen Klischee der Ost- bzw. West-Frau entsprechen. Auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung prägt das Großwerden in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen Mutterschaft, die Liebe, Berufsweg? Und weil sie auf immer mehr Fragen und Themen stoßen, haben sie Autor*innen nach ihren Perspektiven gefragt und daraus eine Anthologie gemacht: "Ost*West*Frau" heißt sie. Darüber hat Nadine mit den Maren Wurster und Franziska Hauser auf der gemeinsamen Bühne von ARD, ZDF und 3Sat auf der Leipziger Buchmesse gesprochen. Buch dieser Folge Maren Wurster, Franziska Hauser (Hrsg.) "Ost*West*Frau", Frankfurter Verlagsanstalt, 254 Seiten. Autorinnen Franziska Hauser, 1975 in Berlin-Pankow geboren und aufgewachsen, ist Fotografin und Schriftstellerin. Sie hat mehrere Romane veröffentlicht, "Die Gewitterschwimmerin" war 2018 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien "Keine von ihnen". Sie hat zwei Kinder und lebt in Berlin. Maren Wurster, 1976 im Schwabenland geboren und aufgewachsen, hat am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert. Sie hat mehrere Romane veröffentlicht, sowie das Memoir "Papa stirbt, Mama auch", sowie das erzählende Sachbuch "Totenwache." Gerade erschien ihr neuer Roman: "Hier bleiben können wir auch nicht". Sie lebt mit ihrem Sohn im Wendland. Nadine empfiehlt Vigdis Hjorth "Wiederholung", S. Fischer, 160 Seiten, aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs Anne-Dore empfiehlt Kjersti Anfinnsen: "Letzte zärtliche Augenblicke", Septime Verlag, 180 Seiten, aus dem Norwegischen von Sabine Richter.
Als sie dieses Mal Berlin besuchte, stellte die israelische Autorin Zeruya Shalev keinen neuen Roman vor: Denn seit dem 7. Oktober 2023 und dem darauf folgenden Krieg kann sie nicht mehr schreiben. Andere Dinge sind jetzt drängender: Demonstrieren gehen, Grabreden schreiben, kritische Artikel und Essays veröffentlichen. Anne-Dore hat die Bestsellerautorin im Berlin Verlag getroffen, in dem seit einem Vierteljahrhundert Shalevs Romane erscheinen. Sie sprechen über ihren momentanen Alltag, ihre Kritik an Netanjahus Politik, über den Roman, der in der Schublade wartet und Zeruya Shalev erzählt, warum sie schon als Fünfjährige Erzählungen von Franz Kafka kannte. Die Autorin Zeruya Shalev wurde 1959 im Kibbuz Kinneret am See Genezareth geboren und lebt heute in Haifa. Ihre Romane sind Bestseller, auf Deutsch erschienen u.a. "Liebesleben", "Mann und Frau", "Schmerz" und "Schicksal" – alle im Berlin Verlag, übersetzt von Mirjam Pressler bzw. Anne Birkenhauer. Zeruya Shalev empfiehlt Virginia Woolf: "Zum Leuchtturm", neu übersetzt von Antje Rávic Strubel, Anaconda Verlag, 288 Seiten 7,95 Euro. Anne-Dore empfiehlt Zeruya Shalev: "Nicht ich". 30 Jahre nach seinem ersten Erscheinen ist 2024 Zeruya Shalev Debüt das erste mal auf Deutsch erschienen. Eine wilde Geschichte über eine junge Frau, die Kind und Mann verlässt und ihre Sexualität auslebt. Übersetzt von Anne Birkenhauer, Berlin Verlag, 208 Seiten, 24,00 Euro.
Eduard Brünhofer, gefeierter Autor von Liebesromanen, aktuell aber in einer Schreibkrise, sitzt im Zug - er fährt von Wien nach München und soll ein neues Projekt vorstellen. Mit im Abteil sitzt die Therapeutin Catrin Meyr, die ihm ein Gespräch über die Liebe abringt, auf das er zunächst keine Lust hat. Es knistert gehörig im neuesten Roman von Bestsellerautor Daniel Glattauer. Man kann schmunzeln, man wird beim Lesen überrascht - und vor allem hat man großen Spaß an dieser Geschichte, findet unser Reporter. Obwohl Routinier, sind dem Autor Daniel Glattauer Schreibblockaden nicht fremd, wie er Stephan Ozsváth auf einer Zugfahrt erzählt hat. Ein Gespräch über die Lust und Unlust am Schreiben, die Freuden der Langzeitbeziehung und was Liebe wirklich ausmacht. Stephan Ozsváth empfiehlt Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn. Diogenes, 320 Seiten, 22 Euro. Daniel Glattauer empfiehlt Johanna Sebauer: Nincshof, Dumont-Verlag, 368 Seiten, Gebunden 22,70 Euro, Taschenbuch 14 Euro. Hier geht es zur Orte-und-Worte-Folge mit Johanna Sebauer https://www.ardaudiothek.de/episode/orte-und-worte/auf-der-suche-nach-nincshof-mit-johanna-sebauer/rbb/94675574/ Das Buch Daniel Glattauer "In einem Zug", 208 Seiten, DuMont Der Ort Im Zug von Wien nach Tulln und zurück Der Autor Daniel Glattauer ist 1960 in Wien geboren, wo er auch lebt. Nach seinem Studium der Pädagogik und Kunstgeschichte wurde er Journalist, 20 Jahre schrieb er für die Tageszeitung "Der Standard" Gerichtsreportagen und Feuilletons. Der Durchbruch kam mit seinem Roman "Gut gegen Nordwind", es wurde in den Wiener Kammerspielen als Theaterstück uraufgeführt und mit Nora Tschirner verfilmt. Glattauers Werke wurden in drei Dutzend Sprachen übersetzt. "In einem Zug" ist sein autobiografischstes Buch, sagt er.
Bettina Wilpert und Nadine frühstücken beide gerne. Satt und zufrieden lässt es sich auch einfach besser reden. Darüber, wie Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft den Blick auf sich selbst und die Welt verändern und was eigentlich bei all dem mit dem Körper und dem Körperbild passiert. Darüber und über ihre eigene Mutterschaft, sexuelle Identität und den Geburtsvorgang schreibt Bettina in ihrem neuen Roman "Die bärtige Frau". Der Verbrecher-Verlag nennt das "radikale Körperliteratur". Es geht um eine Frau zwischen eigenen Ansprüchen, Erwartungen der Gesellschaft und körperlichen Tatsachen. Bettina hat sich mit Nadine in ihrem alten Berliner Lieblingscafé zum Frühstück getroffen und sich auch darüber unterhalten, wie sich eine Geburt in Sprache übersetzen lässt, warum Bettina dieses Buch unbedingt schreiben musste und warum der weibliche Körper oft noch immer eine Tabuzone in der Literatur ist. Nadine Kreuzahler empfiehlt (Hrsg.) Sandra Kegel: "Prosaische Passionen: Die weibliche Moderne in 101 Short Stories", 928 Seiten, Manesse. Bettina Wilpert empfiehlt Maggie Nelson: "Die Argonauten", übersetzt aus dem Englischen von Jan Wiln, 192 Seiten, Hanser Berlin. Das Buch Bettina Wilpert: "Die bärtige Frau", 192 Seiten, Verbrecher Verlag. Der Ort Frühstückscafé und Bäckerei "Zimt & Mehl", Weigandufer 16, Berlin. Die Autorin Bettina Wilpert wurde 1989 in Bayern geboren, hat in Potsdam, Berlin und Leipzig Kulturwissenschaft, Anglistik und Literarisches Schreiben studiert und 2018 ihren vielfach ausgezeichneten Debüt-Roman "nichts, was uns passiert" veröffentlicht. 2022 erschien ihr zweiter Roman: "Herumtreiberinnen". Bettina lebt und arbeitet als Mutter von zwei Kindern in Leipzig.
In Belarus sind seine Bücher verboten, in Deutschland bekommt Alhierd Bacharevič dieses Jahr für seinen Roman "Europas Hunde" den Preis zur Europäischen Verständigung. Ein Buch über Sprache und Macht, wild, phantasievoll, politisch und schon insofern außergewöhnlich, weil er eine eigene Kunstsprache für den Roman erschaffen hat: Balbuta. Für "Orte und Worte" hat Alhierd Bacharevič mit Anne-Dore in der Dachlounge des rbb über das Buch gesprochen - mit Blick auf Berlin, das seit kurzem sein neues Zuhause ist, denn seit 2020 leben er und seine Frau, die Lyrikerin Julia Cimafiejeva, an verschiedenen Orten im Exil. Ein Gespräch über die Stadt Berlin, über Kunstsprachen, Dys- und Utopien und den Glauben an die Kraft der Literatur. Das Buch Alhierd Bacharevič: "Europas Hunde", übersetzt von Thomas Weiler, ist bei Voland & Quist erschienen, hat 744 Seiten und kostet 36,00 Euro. Alhierd Bacharevič empfiehlt Julia Cimafiejeva: "Der Angststein". Gedichte. Aus Belarusischen von Tina Wünschmann sowie Thomas Weiler, Uljana Wolf und Lydia Nagel. Edition fotoTAPETA, Berlin 2022. Jeny Bisky: "Berlin, Biographie einer großen Stadt". Aus dem märkischen Sand zur Großstadt, expandierte, zerstört wurde, wieder auferstand, heute einer der beliebtesten Orte Europas. Rowohlt Berlin Verlag. 976 Seiten, 38 Euro. Paperback 28,00 Eiro. Der Autor Alhierd Bacharevič wurde 1975 in Minsk geboren. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben und u.a. Hans Magnus Enzensberger, Wilhelm Hauff und Jan Wagner ins Belarussische übertragen. Seit 2020 leben er und seine Frau im Exil, u.a. haben sie in Österreich, der Schweiz und Hamburg gelebt, vor kurzem sind sie nach Berlin gezogen. Am 26. März wird dem Autor für „Europas Hunde“ der Preis zur Europäischen Verständigung verliehen. Der Ort Studio 14, die rbb Dachlounge. Programm und Informationen unter https://www.radiodrei.de/kultursalon
Es ist nicht nur getrockneter Fisch oder Pelmeni, die man in einem Supermarkt wie dem Leipziger "Magasin" findet, sondern auch ein osteuropäisches Lebensgefühl. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat Gewissheiten zerstört, die Propaganda verschmutzt die Köpfe. Die jüdisch-ukrainisch-moldauische Familie Kapitelman hat so einen Laden wie den "Rossija" in Berlin-Charlottenburg in den 1990er Jahren in Leipzig aufgemacht. In zwei Teilen erzählt Dmitrij Kapitelman vom Leben in der Diaspora und wie der Krieg in Köpfe und Leben der Verwandten und Freunde in der alten Heimat kriecht. Kann man trotzdem die russische Sprache lieben? Antworten gibt "Russische Spezialitäten". Stephan Ozsváth hat sich beim Einkauf mit dem Autor über die Waren in den Auslagen, die Lage in der Ukraine, Heimat, das Schreiben und die Liebe zur russischen Sprache unterhalten – zwischen den engen Regalen des Supermarktes "Rossija". Stephan Ozsváth empfiehlt Paavo Matsin: "Gogols Disko", 176 Seiten, Homunculus Verlag, 21 Euro Dmitrij Kapitelman empfiehlt Oliver Lovrenski: "Bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann", Hanser Berlin, 256 Seiten, 22 Euro Das Buch "Russische Spezialitäten", Hanser Berlin, 192 Seiten, 23 Euro Der Ort Supermarkt "Rossija", S-Bhf Charlottenburg Der Autor Dmitrij Kapitelman wird 1986 in Kijiv geboren. Sein Vater Leonid ist Mathematiker mit jüdischen Wurzeln. Seine Mutter Vera Romashkan stammt aus Moldau. Als sogenannte "Kontingentflüchtlinge" kommen sie in den 1990er Jahren nach Leipzig. Aus Furcht vor antisemitischen Ressentiments hat Dmitrij Kapitelman zunächst Zeitungstexte mit dem Nachnamen seiner Mutter unterzeichnet. "Russische Spezialitäten" ist sein dritter Roman. Die beiden Vorgänger wurden ausgezeichnet. Dmitrij Kapitelman setzt sich in seinen Büchern mit seiner Herkunft und dem Leben in Deutschland und der Ukraine auseinander. Den Begriff "Heimat" mag er nicht. Er gehört zu den Mitbegründern des PEN Berlin. Podcast-Empfehlung "Ostausschuss der Salonkolumnisten" auf Apple Podcasts https://podcasts.apple.com/de/podcast/ostausschuss-der-salonkolumnisten/id1641873299
Beliban zu Stolberg schreibt Drehbücher und Romane. Mit Nadine unterhält sie sich zum Start der Berlinale – den Internationalen Filmfestspielen von Berlin – über ihre Arbeit. Sie erzählt, warum das Schreiben für den Film sich für sie wie die Arbeit einer Designerin oder Tischlerin anfühlt, während sie die Kreation von Prosa eher mit dem Wachsen einer Pflanze vergleicht. Die in Berlin lebende Autorin arbeitet in Writer's Rooms, als Headautorin oder Junior Producerin an Konzepten und Drehbüchern für Krimi-Serien, Spielfilme und Telenovelas. 2023 ist ihr Roman "Zweistromland" erschienen – eine Geschichte über eine familiäre Spurensuche in den kurdischen Gebieten der Türkei. Nadine Kreuzahler empfiehlt Luca Kieser: "Pink Elephant", 304 Seiten, Blessing Verlag Beliban zu Stolberg empfiehlt "Mein Name ist Ausländer | Benim Adım Yabancı", Deutsch – Türkisch, Gedichte von Semra Ertan, herausgegeben von Zühal Bilir-Meier, Cana Bilir-Meier, 240 Seiten, Edition Assemblage Das Buch Beliban zu Stolberg: "Zweistromland", 208 Seiten, Kanon Verlag Der Ort Restaurant "Lasan", Adalbertstraße 96, Berlin Kreuzberg Die Autorin Beliban zu Stolberg wurde 1993 als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdischen Vaters in Husum geboren und wuchs in Hamburg auf. Sie studierte Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und arbeitet seitdem als Drehbuchautorin für Kino, TV und Streamingdienste. 2023 erschien ihr erster Roman: "Zweistromland". Im Moment arbeitet sie an ihrem zweiten Roman.
Die Schriftstellerin Rabea Edel geht ins Kino, wenn sie mal eine Pause braucht vom Schreiben oder neue Kraft sucht. Ihr neuer Roman "Portrait meiner Mutter mit Geistern" ist gerade erschienen und liest sich wie ein Film, findet Nadine. Die generationenübergreifende Mütter-Töchter-Geschichte führt hinein in die Traumata einer Familie und des ganzen 20. Jahrhunderts. Das Buch ist eine Hommage an Rabea Edels Mutter. Im Independent-Kino Moviemento in Berlin Kreuzberg unterhalten sich Rabea und Nadine über Recherchen in der Familie, filmisches Denken, Bücher und die Liebe zum Kino. Nadine Kreuzahler empfiehlt Die Romane von Abbas Khider, z.B.: "Die Ohrfeige", Hanser Verlag, 224 Seiten "Der Erinnerungsfälscher", Hanser Verlag, 128 Seiten Rabea Edel empfiehlt Dani Shapiro: "Inheritance. A Memoir of Genealogy, Paternity, and Love", 272 Seiten, Gardners Books Das Buch Rabea Edel: "Portrait meiner Mutter mit Geistern", 396 Seiten, C.H.Beck. Der Ort Moviemento Kino Berlin Kreuzberg Die Autorin Rabea Edel, geboren 1982 in Bremerhaven, lebt heute an der Mosel und in Berlin. Sie ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Fotografin. Ihr Debütroman "Das Wasser, in dem wir schlafen" erschien 20006, danach folgten der Roman "Ein dunkler Moment" (2011), das Hörspiel "Ihre Geister sehen" (2021) und das Fotobuch "A second beating heart" (2021).
Paulina verdient als alleinerziehende Krankenschwester in der Slowakei zuwenig, um ihren beiden Jungs eine Zukunft bieten zu können. So entschließt sie sich, zwei Wochen im Monat in Oberösterreich in einer Familie die alte Mutter zu pflegen, die nach einem Schlaganfall Hilfe braucht. Während sie in Österreich zur unverzichtbaren Familienmanagerin wird, entgleitet ihr ihr eigenes Leben in der Slowakei. "Halbe Leben" erzählt von einem Beziehungsgeflecht zwischen Ost und West, vom Dienen und Herrschen, von gegenseitigen Abhängigkeiten und einer modernen Dienstleistungsgesellschaft, die Menschen erster und zweiter Klasse kennt. Stephan Ozsváth hat die Autorin Susanne Gregor am Wiener Hauptbahnhof getroffen, einem Transitort, wo die Dienstleister aus dem Osten zum Arbeiten ankommen und nach Dienstschluss wieder in die Nachbarländer fahren. Ein Gespräch über Brain Drain, weibliche Care-Arbeit, slowakischen Kulturkampf und eine Identität zwischen den Stühlen. Stephan Ozsváth empfiehlt Daniel Stögerer: "Luzia – Kindheit zwischen zwei Kriegen", Edition Keiper, 136 Seiten. Susanne Gregor empfiehlt Paul Lynch: "Das Lied des Propheten", Klett-Cotta, 320 Seiten. Samantha Harvey: "Umlaufbahnen", dtv, 224 Seiten. Das Buch Susanne Gregor: "Halbe Leben", 192 Seiten, Zsolnay. Der Ort Wiener Hauptbahnhof Die Autorin Susanne Gregor, 1981 in Žilina (Slowakei) geboren als Zuzana Gregorova. Im Alter von neun Jahren kam sie mit ihren Eltern nach Oberösterreich. Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg. 2010 Exil-Literaturpreis für den Roman "Territorien", sie unterrichtet neben ihrer Tätigkeit als Autorin Deutsch als Fremdsprache in Wien. "Halbe Leben" ist ihr sechster Roman.
Lou ist Kunsthistorikerin, aber nach einer Fehlgeburt traumatisiert. Ihr Mann Sergej ist Konzertpianist am Rande des Burnout. Ihre Tochter Rosa bringt aus dem Kindergarten verstörende Fragen mit, etwa ob ein gewisser "Herr Hitler" das Tagebuch der Anne-Frank geschrieben habe. Und dann ist da noch die 90-jährige Tante – die als einzige Überlebende des Holocaust - über die Erinnerung wacht und sie manipuliert. Zu ihrem Ehrentag kommt die verstreute ex-sowjetische Familie in ein heruntergekommenes Hotel auf den Kanaren. Eine jüdische Identitätssuche. Olga Grjasnowa erzählt in Wien über das Schreiben-Lehren, das Schreiben-Können zwischen Babysitter und eigenem Anspruch, über fluide Identitäten und Mehrsprachigkeit. Stephan Ozsváth empfiehlt Ferenc Karinthy: "Das goldene Zeitalter". Schirmer Graf. 128 Seiten. Miklós Vámos: "Das Buch der Väter". Btb. 512 Seiten. Als E-Book erhältlich. Olga Grjasnowa empfiehlt Alle Bücher von Sigrid Núnez Percival Everett: "Die Bäume", Heyne-Verlag 368 Seiten. Percival Everett: "James", Carl Hanser Verlag, 336 Seiten Das Buch Olga Grjasnowa. "Juli, August, September", 224 Seiten, Hanser. Der Ort Jüdisches Museum Wien Die Autorin Olga Grjasnowa, 1984 in Baku in eine russisch-jüdische Familie geboren. Mit 12 Jahren kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie schreibt Romane, Theaterstücke und Essays. Sie war auch Kolumnistin im rbb24 Inforadio (100 Sekunden Leben). Mit ihrer Familie lebt sie in Wien. Dort ist sie seit März 2023 Professorin am Institut für Sprachkunst an der Universität der Angewandten Künste.
Orte und Worte war wieder live im Studio 14 der rbb Dachlounge hoch über den Dächern Berlins. Die Lichter der Stadt glitzerten dabei fast so verführerisch durch die Fenster wie der Bosporus in Istanbul. Dorthin, auf einen Roadtrip durch die Türkei, geht es mit dem neuen Roman "Verkin" von David Wagner. Verkin ist der Name einer kosmopolitischen Frau und Unternehmerin, einer Türkin und Armenierin, die sieben Sprachen spricht und fast genauso viele Ehemänner hatte, in Paris, New York und Düsseldorf lebte, und überall vor Ort gewesen zu sein schien, wo gerade zufällig Weltgeschichte passierte. Wie David Wagner mit Fakten und Fiktion spielt, wie er Istanbul und die echte Verkin erlebt hat, und inwiefern sein Roman auch vom Völkermord an den Armeniern und den politisch-historischen Verhältnissen in der Türkei erzählt, hört ihr in dieser Folge. Das Buch David Wagner "Verkin", 400 Seiten, Rowohlt Der Autor David Wagner, 1971 geboren, schreibt Romane, Essays, Erzählungen, Feuilletons. "Meine nachtblaue Hose" war im Jahr 2000 sein Debütroman. 2013 bekam er für "Leben" den Preis der Leipziger Buchmesse, 2019 veröffentlichte er den Roman "Der vergessliche Riese" über seinen demenzkranken Vater. Als Großstadtflaneur erkundet er in Büchern wie "Verlaufen in Berlin" oder "Vier Äpfel" Orte wie Supermärkte, Hotels und seine Wahlheimat Berlin. "Verkin" ist sein fünfter Roman. Nadine Kreuzahler empfiehlt Ulrike Edschmid: "Die letzte Patientin", Suhrkamp, 111 Seiten David Wagner empfiehlt Helmut Graf Moltke: "Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 – 1839, Hansebooks, 444 Seiten Robert Walser: "Der Spaziergang", Suhrkamp Insel, 117 Seiten Cao Xueqin: Der Traum der roten Kammer, aus dem Chinesischen von Franz Kuhn, Suhrkamp, 831 Seiten Der Ort Studio 14 – Die rbb Dachlounge
Auf ihren Schreibtischen hat Julia Schoch gerade die letzten zehn Jahre zusammengeräumt. Denn mit "Wild nach einem wilden Traum" ist ihre Trilogie fertig, in der sie, so der Untertitel, die "Biographie einer Frau" erkundet. Dieses Mal ist der Erzählmotor eine Affäre mit einem Katalanen, eine Begegnung, die in der Rückschau Erkenntnisse, Ereignisse und Erinnerungen in Gang setzt, u.a. an einen Wald in Mecklenburg-Vorpommern und die Freundschaft eines Mädchens mit einem Soldaten. Anne-Dore trifft die Potsdamer Autorin in ihrem Arbeitszimmer in der Innenstadt, in dem Schoch seit 15 Jahren schreibt. Sie sprechen über das Verhältnis von Erzählen und Schreiben, über Fahrstuhlreisen durch die Zeiten und über die Einsamkeit der Erinnerung. Das Buch Julia Schoch: "Wild nach einem wilden Traum. Biographie einer Frau", dtv Verlag, 176 Seiten, 23,00 Euro. Julia Schoch empfiehlt "Der Ekel" von Jean-Paul Sartre, z.B. bei rororo, 252 Seiten, 15,00 Euro. Der Ort Julia Schochs Arbeitszimmer in der Potsdamer Innenstadt Die Autorin Julia Schoch wurde 1974 in Bad Saarow geboren und lebt in Potsdam. Für ihre Bücher, u.a "Der Körper des Salamanders", "Mit der Geschwindigkeit des Sommers" und "Schöne Seelen und Komplizen" hat sie zahlreiche Preise gewonnen. 2022 erschien mit "Das Vorkommnis" der erste Teil ihrer "Biographie einer Frau", 2023 folgte "Das Liebespaar des Jahrhunderts". "Wild nach einem wilden Traum" ist der Abschluss.
Maria-Christina Piwowarski war zehn Jahre lang Buchhändlerin in Berlin, bevor sie sich selbständig machte als Moderatorin, Podcasterin und Bookfluencerin. Auf verschiedenen Kanälen vermittelt sie Literatur und spricht darüber. Ein Wendepunkt in ihrem Leben. Als sie dann auch noch eine lange Beziehung beendete, wuchs ihre Sehnsucht nach passenden Texten über U-Turns, Krisen und Abzweigungen im Leben. Der Sammelband "Und ich" – wurde geboren mit 20 Texten von Schriftstellerinnen wie Zsuzsa Bánk, Marica Bodrožić, Ann Cotten, Olga Grjasnowa, Gabriele von Arnim. Maria hat sich mit Nadine bei ihrem Lieblingsitaliener verabredet, um über Wendepunkte im Leben, das Lesen und Schreiben, die beste Carbonara und natürlich über Bücher zu sprechen. Nadine Kreuzahler empfiehlt Ling Ma: "Glückscollage", aus dem Englischen übersetzt von Zoe Beck, 213 Seiten, Culturbooks. Maria-Christina Piwowarski empfiehlt Samantha Harvey: "Umlaufbahnen", aus dem Englischen von Julia Wolf, 224 Seiten, dtv. Das Buch von Maria-Christina Piwowarski, über das wir im Podcast reden Maria-Christina Piwowarski: "Und ich – 20 Geschichten über Wendepunkte im Leben", 268 Seiten, park x Ullstein. Der Ort Das italienische Restaurant "DaPiada" in Berlin Mitte Die Autorin Maria-Christina Piwowarski, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Magdeburger Börde, hat lange als Buchhändlerin bei "Ocelot" in Berlin gearbeitet, saß in Literaturjurys und spricht seit 2019 mit Ludwig Lohmann in ihrem Podcast "blauschwarzberlin" über Bücher. Sie moderiert Lesungen auf der Bühne und auf Instagram.
Großvater und Gastwirt Ivo versteckt die Dinare im Radio. Die Großmutter bekämpft Zahnschmerzen mit Zigaretten. Die Kinder flüchten in Geheimsprachen und unter Walkman-Kopfhörer. In "Zehnfingermärchen" erzählt Manuela Tomić von der Zwischenwelt des bosnischen Flüchtlingskindes, das sie selbst einmal war. Vom Leben ihrer Eltern, die sich als LKW-Fahrer und Putzfrau in Österreich durchschlagen müssen. Von Zähnen, die durch die Süßigkeiten der bosnischen Großmutter löchrig wurden. Die Prosaminiaturen sind zuerst als Kolumnen in der Wiener Wochenzeitung "Die Furche" erschienen. Jedes Leben ist wert, erzählt zu werden. Das ist das Credo der Autorin, die Prosa, Lyrik und Hörspiele schreibt. Die "Zehnfingermärchen" setzen denen, die in der Öffentlichkeit oft unterbelichtet sind oder als Problem wahrgenommen werden, ein sprachmächtiges und augenzwinkerndes Denkmal: Migranten. Stephan Ozsváth hat die Österreicherin bei bosnischen Teigschnecken am Wiener Westbahnhof getroffen. Stephan Ozsváth empfiehlt Maylis de Kerangal: Weiter nach Osten. Suhrkamp, 90 Seiten, 20 Euro. Miljenko Jergović: Das verrückte Herz. Marlboro Sarajevo remastered. Suhrkamp. 304 Seiten, 25 Euro. Damir Ovčina: Zwei Jahre Nacht. Rowohlt. 750 Seiten. 36 Euro. Manuela Tomić empfiehlt Isidora Sekulić: Briefe aus Norwegen. Friedenauer Presse. 120 Seiten. 18 Euro. Octavio Paz: Der sprachgelehrte Affe. 131 Seiten. Antiquarisch. Georges Perec: Was für ein kleines Moped mit verchromter Lenkstange steht dort im Hof? Diaphanes, 80 Seiten. 10 Euro. Das Buch von Manuela Tomic, über das wir im Podcast reden Manuela Tomic: Zehnfingermärchen. Wieser-Verlag. 108 Seiten, 21 Euro. Der Ort Pitawerk Wien, bosnischer Imbiss Die Autorin Manuela Tomic, 1988 in Sarajevo geboren, in Kärnten aufgewachsen. Bis 2024 Redakteurin der Wiener Wochenzeitung “Die Furche”. Schreibt Prosa, Lyrik und Hörspiele. Ihr Hörspiel “Bljiedi sati/Blasse Stunden” (ORF 2023) gewann in diesem Jahr den Prix Europa und den Prix Italia. Ab 4. Januar 2025 einen Monat lang hier zu hören: https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-hoerspiel/blasse-stunden-tomic-100.html Podcast-Tipp Dirk Auer: Balkan-Gambit – Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/mediathek/podcasts/balkangambit/
Großvater und Gastwirt Ivo versteckt die Dinare im Radio. Die Großmutter bekämpft Zahnschmerzen mit Zigaretten. Die Kinder flüchten in Geheimsprachen und unter Walkman-Kopfhörer. In "Zehnfingermärchen" erzählt Manuela Tomić von der Zwischenwelt des bosnischen Flüchtlingskindes, das sie selbst einmal war. Vom Leben ihrer Eltern, die sich als LKW-Fahrer und Putzfrau in Österreich durchschlagen müssen. Von Zähnen, die durch die Süßigkeiten der bosnischen Großmutter löchrig wurden. Die Prosaminiaturen sind zuerst als Kolumnen in der Wiener Wochenzeitung "Die Furche" erschienen. Jedes Leben ist wert, erzählt zu werden. Das ist das Credo der Autorin, die Prosa, Lyrik und Hörspiele schreibt. Die "Zehnfingermärchen" setzen denen, die in der Öffentlichkeit oft unterbelichtet sind oder als Problem wahrgenommen werden, ein sprachmächtiges und augenzwinkerndes Denkmal: Migranten. Stephan Ozsváth hat die Österreicherin bei bosnischen Teigschnecken am Wiener Westbahnhof getroffen. Stephan Ozsváth empfiehlt Maylis de Kerangal: Weiter nach Osten. Suhrkamp, 90 Seiten, 20 Euro. Miljenko Jergović: Das verrückte Herz. Marlboro Sarajevo remastered. Suhrkamp. 304 Seiten, 25 Euro. Damir Ovčina: Zwei Jahre Nacht. Rowohlt. 750 Seiten. 36 Euro. Manuela Tomić empfiehlt Isidora Sekulić: Briefe aus Norwegen. Friedenauer Presse. 120 Seiten. 18 Euro. Octavio Paz: Der sprachgelehrte Affe. 131 Seiten. Antiquarisch. Georges Perec: Was für ein kleines Moped mit verchromter Lenkstange steht dort im Hof? Diaphanes, 80 Seiten. 10 Euro. Das Buch von Manuela Tomic, über das wir im Podcast reden Manuela Tomic: Zehnfingermärchen. Wieser-Verlag. 108 Seiten, 21 Euro. Der Ort Pitawerk Wien, bosnischer Imbiss Die Autorin Manuela Tomic, 1988 in Sarajevo geboren, in Kärnten aufgewachsen. Bis 2024 Redakteurin der Wiener Wochenzeitung “Die Furche”. Schreibt Prosa, Lyrik und Hörspiele. Ihr Hörspiel “Bljiedi sati/Blasse Stunden” (ORF 2023) gewann in diesem Jahr den Prix Europa und den Prix Italia. Ab 4. Januar 2025 einen Monat lang hier zu hören: https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-hoerspiel/blasse-stunden-tomic-100.html Podcast-Tipp Dirk Auer: Balkan-Gambit – Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/mediathek/podcasts/balkangambit/
Orte und Worte hat Lucy Fricke quasi zu sich nach Hause eingeladen, ins Studio 14 – die Dachlounge des rbb. Live vor Publikum hat sich Nadine mit Lucy über ihren neuen Roman "Das Fest" unterhalten. Darin geht’s um einen 50. Geburtstag und all die Fragen, die die Mitte des Lebens aufwirft. Im Mittelpunkt steht Jakob, der nicht feiern will. Er pendelt zwischen Selbstmitleid und Weltschmerz, Resignation und Midlife Crisis. Wäre da nicht seine beste Freundin Ellen, die mit Torte und Champagner vor der Tür steht und für ihn heimlich einen Tag voller Überraschungen und Begegnungen inszeniert. Eine Reise in die Vergangenheit, die das Leben feiert. Lucy hat gerade erst – am 14. Dezember – ihren eigenen 50. Geburtstag gefeiert. "Endlich!", sagt sie. Mit Nadine spricht sie über ihr Fest, das Älterwerden, Jugendträume und das Schreiben. Bücher-Geschenktipps zu Weihnachten gibt es auch in dieser Folge. Nadine Kreuzahler empfiehlt Maria Christina Piwowarski (Hrsg.), "Und ich – 20 Geschichten über Wendepunkte des Lebens", Park Ullstein Lucy Fricke empfiehlt Maren Amini, "Ahmadjan und der Wiedehopf", Carlsen (Graphic Novel). Das Buch Lucy Fricke "Das Fest", 144 Seiten, Claassen Der Ort Kultursalon Radio 3 – Studio 14 in der Dachlounge des rbb Die Autorin Lucy Fricke lebt seit fast 25 Jahren in Berlin, geboren wurde sie 1974 in Hamburg. "Das Fest" ist ihr sechster Roman. "Töchter" wurde 2018 nicht nur ein in mehrere Sprachen übersetzter Bestseller, sondern auch mit Birgit Minichmayr und Alexandra Maria Lara in den Hauptrollen fürs Kino verfilmt. 2022 erschien ihr Roman "Die Diplomatin", der in Botschaftskreisen in Uruguay und Istanbul spielt.
35 Jahre nach dem gemeinsamen Philosophie Studium in Schottland trifft John von Düffel seine Kommilitonin Fiona wieder. In ihrer radikalen Art hat sie ihn sehr beeindruckt: Sie aß nichts bzw. wenig, kaufte nichts und wenn man fragte, was sie später machen wolle, sagte sie: "Ich möchte auf einem Stein sitzen und nachdenken". Jetzt möchte er anknüpfen an ihren damaligen Austausch und verabredet sich mit ihr in Edinburgh. Ein kluges philosophisches Gespräch beginnt, das den Dissens aushält und ohne erhobenen Zeigefinger zum Nachdenken anregt. Anne-Dore hat sich mit John von Düffel in Studio 14 des rbb verabredet und spricht vor Publikum mit ihm über sein neues Buch "Ich möchte lieber nichts" - die Geschichte einer Frau, die wenig hatte und das Wesentliche zum Prinzip machte. Das Buch John von Düffel: "Ich möchte lieber nichts", Dumont, 208 Seiten, 24 Euro. Der Autor John von Düffel Jahrgang 1966 ist Autor zahlreicher Bücher, Theaterautor und Dramaturg, er war u.a. am Hamburger Thalia und am Deutschen Theater. Ab Sommer 2025 übernimmt er die Intendanz des E.T.A.-Hoffmann-Theaters in Bamberg. Der Ort Studio 14, die rbb Dachlounge. Programm und Informationen unter https://www.radiodrei.de/kultursalon Podcast-Tipp: "Frei" von Lea Ypi https://1.ard.de/lea-ypi-frei
Orte und Torte heißt es diesmal. Es gibt Kekse, Schokokuchen und Christstollen und jede Menge Büchertipps. Anne-Dore hat in ihr Wohnzimmer eingeladen, um sich mit Nadine und Stephan im adventlichen Kerzenschein über Jahreshighlights im Bücherregal auszutauschen. Welche Begegnung aus diesem Jahr, welcher Roman ist besonders im Gedächtnis geblieben? Eignen sich die Geschichten der Literaturnobelpreisträgerin Han Kang als Geschenk? Welches Buch verbinden die drei mit einer besonderen Phase im Leben? Nadine Kreuzahler empfiehlt Paula Fürstenberg: "Weltalltage", 320 Seiten, Kiepenheuer & Witsch. Rainald Goetz: "Rave", 272 Seiten, Suhrkamp. Rainald Goetz: "Celebration. Texte und Bilder zur Nacht", 278 Seiten, Suhrkamp. Han Kang: "Die Vegetarierin", übersetzt von Ki-Hyang Lee , 190 Seiten, Aufbau Taschenbuch und als Hörbuch vorgelesen von Rike Schmidt, Devid Striesow und Thomas Loibl, Audio-CD, Argon Verlag. Markus Thielemann: "Von Norden rollt ein Donner", 287 Seiten, C.H. Beck. Anne-Dore Krohn empfiehlt Katja Oskamp: "Die vorletzte Frau", 208 Seiten, park x ullstein. Paul Auster: "Mond über Manhattan", aus dem Englischen übersetzt von Werner Schmitz, 416 Seiten, Rowohlt Taschenbuch. Han Kang: "Weiß", übersetzt von Ki-Hyang Lee, 151 Seiten, Aufbau Verlag. Christoph Peters' Berlin "Trilogie des gegenwärtigen Scheiterns": "Der Sandkasten" (2022), "Krähen im Park" (2023) und "Innerstädtischer Tod" (2024). Alle im Penguin Verlag. Stephan Ozsváth empfiehlt Gábor Fónyad: "Was noch kommt", 200 Seiten, Elster & Salis Wien. Maria Bidian: "Das Pfauengemälde", 320 Seiten, Zsolnay. Christ Stewart: "Unter den Zitronenbäumen. Ein Optimist in Andalusien", 284 Seiten, Goldmann Verlag. Han Kang: "Menschenwerk", übersetzt von Ki-Hyang Lee, 222 Seiten, Aufbau Taschenbuch. Vedran Džihić: "Ankommen", 112 Seiten, Kremayr & Scheriau. Judith Kohlenberger: "Gegen die neue Härte", 256 Seiten, dtv. Manuela Tomić: "Zehnfingermärchen", Wieser Verlag. Paula Fürstenberg empfiehlt: Asmus Trautsch (Herausgeber): Martina Hefter: Tanzen- Verschriftlichung einer Installation mit dem Titel "Tanzen, eine Vorratskammer", 48 Seiten, Verlagshaus Berlin. Katja Oskamp empfiehlt: Katja Lange-Müller "Unser Ole", 240 Seiten, Kiepenheuer & Witsch. Maria Bidian empfiehlt: Dorothee Riese: wir sind hier für die Stille, Berlin Verlag, 240 Seiten. Der Ort Bei Anne-Dore zu Hause im Wohnzimmer
Das Dorf liegt auf einer Donauinsel, die Bewohner hoffen auf den Messias. Sie haben ihre Träume, vergangene und aktuelle. Sie leben und sie sterben mit dem Fluss. Da sind die beiden Mädchen, die der Fluss mitreisst, das Pferd, das gerade noch gerettet wird, da ist Frau Holle im modernen Kontext westlicher Firmen mit östlicher Belegschaft und dem Traum vom Reichtum. Da ist die Journalistin aus Wien, die nach dem Golem sucht und für Internet-Clicks irgend etwas erfindet. Das Dorf dient als Kammerspiel, die Donau als großer Rahmen. Noémi Kiss ist eine wichtige zeitgenössische Stimme der ungarischen Literatur. Die 50-jährige lebt selbst in Budapest und in dem Dorf Kisoroszi auf einer Insel im Fluss. Stephan Ozsváth war mit ihr auf der WIENER Donauinsel. Sie hat ihm erzählt, warum Reiten für Autor/inn/en gut ist, warum ungarische Literatur immer melancholisch ist und woher die Sehnsucht nach einem (neuen) Messias in Ungarn kommt. Stephan Ozsváth empfiehlt Han Kang: "Menschenwerk", atb, 222 Seiten, 12,00 Euro. Noémi Kiss empfiehlt Mohamed Mbougar Sarr: "Die geheimste Erinnerung der Menschen", Hanser, 448 Seiten, 27,00 Euro. Péter Nádas: "Schauergeschichten", Rowohlt, 576 Seiten, 30,00 Euro. Das Buch Noémi Kiss: "Der Nebelmann. Geschichten von der Donau", 164 Seiten, danube books. Der Ort Die Donauinsel in Wien Die Autorin Noémi Kiss ist 1974 in Gödöllö geboren. Sie hat Hungarologie, Komparatistik und Soziologie studiert und über Paul Celan promoviert. Sie unterrichtet Literatur in Eger, schreibt für Zeitungen und Zeitschriften, auch in Deutschland. Für die ungarische Ausgabe der Erzählungen "Der Nebelmann" wurde sie mit dem Pál-Békés-Preis ausgezeichnet.
Eine Videothek ist Schauplatz im Roman “Videotime” von Roman Ehrlich. Hier leiht sich der Ich-Erzähler als Kind regelmäßig mit seinem Vater Filme aus und überspielt sie auf Leerkassetten. So entsteht eine private Piraten-Videothek. Jahrzehnte später besucht der Erzähler seinen Vater, die alte Videothek ist längst geschlossen. Aber plötzlich stößt er auf die alten Videokassetten. Erinnerungen strömen auf ihn ein. Roman Ehrlich hat einen Familienroman geschrieben, der von Prägungen, Erinnerung und Fiktion erzählt. Vom Vor- und Zurückspulen und Überspielen. Von verzerrten Familien- und Rollenbildern. Nadine und Roman treffen sich für diese Folge in einer Videothek in Britz in Berlin Neukölln, lassen Erinnerungen auf sich einströmen und unterhalten sich über Prägungen, Filme und das Schreiben. Nadine Kreuzahler empfiehlt Lorena Simmel: "Ferymont", 170 Seiten, Verbrecher Verlag. Roman Ehrlich empfiehlt Mara Genschel: "Midlife Prosa". Performative Erzählungen, 170 Seiten, Engeler Verlag. Stephan empfiehlt Miljenko Jergović: "Das verrückte Herz". Sarajevo Marlboro remastered. Erzählungen", Suhrkamp. Das Buch Roman Ehrlich "Videotime", 368 Seiten, S. Fischer. Der Ort Die Videothek "Videobox" in Britz in Berlin Neukölln Der Autor Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, aufgewachsen in Neuburg an der Donau, lebt in Berlin. Er hat am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin studiert. Sein Debütroman "Das kalte Jahr" erschien 2013, 2020 stand er auf der Longlist Deutscher Buchpreis mit "Malé". Für seinen aktuellen Roman "Videotime" war er in diesem Jahr für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis nominiert.
Marica Bodrožić liebt Bäume, Palmen, Sukkulenten und Feigen. Natur und Landschaften dienen ihr nicht nur als Krafttankstelle im Alltag. Auch ihr Schreiben tastet sich an Flora und Fauna entlang, in preisgekrönten Essays, Gedichten, Reisereportagen und Romanen. Auch in "Das Herzflorett" spielt das Verhältnis von Mensch und Natur eine große Rolle. In dem autofiktionalen Roman erzählt Marica Bodrožić die Coming-Of-Age- und Selbstermächtigungsgeschichte eines Mädchens, das als Kind von Jugoslawien nach Deutschland kommt und sich mit Hilfe von Natur und Büchern aus einer Familie voller Gewalt befreien kann. Im Garten der Diaspora in der Michael-Blumenthal-Akademie des Jüdischen Museums unterhalten sich Nadine und Marica über Wurzeln, Verpflanzungen, Schreiben als Akt des Schauens, Bücher und den grünen Daumen. Nadine Kreuzahler empfiehlt Joachim Meyerhoff: "Man kann auch in die Höhe fallen", Kiepenheuer und Witsch, 368 Seiten. Marica Bodrožić empfiehlt Nadeschda Mandelstam: "Erinnerungen an Anna Achmatowa". Mit zeitgenössischem Bildmaterial. Aus dem Russischen von Christiane Körner. Nachwort von Pawel Nerler. Suhrkamp, 206 Seiten. Das Buch Marica Bodrožić: "Das Herzflorett", 288 Seiten, Penguin. Der Ort Der Garten der Diaspora | Jüdisches Museum Berlin Die Autorin Marica Bodrožić wurde 1973 in Dalmatien geboren. 1983 siedelte sie nach Hessen über. Sie schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays, die in über sechzehn Sprachen übersetzt wurden. Sie hat in Frankreich, Spanien, den USA gelebt und wohnt heute mit ihrer Familie als freie Schriftstellerin in Berlin und in einem kleinen Dorf in Mecklenburg.
Marica Bodrožić liebt Bäume, Palmen, Sukkulenten und Feigen. Natur und Landschaften dienen ihr nicht nur als Krafttankstelle im Alltag. Auch ihr Schreiben tastet sich an Flora und Fauna entlang, in preisgekrönten Essays, Gedichten, Reisereportagen und Romanen. Auch in "Das Herzflorett" spielt das Verhältnis von Mensch und Natur eine große Rolle. In dem autofiktionalen Roman erzählt Marica Bodrožić die Coming-Of-Age- und Selbstermächtigungsgeschichte eines Mädchens, das als Kind von Jugoslawien nach Deutschland kommt und sich mit Hilfe von Natur und Büchern aus einer Familie voller Gewalt befreien kann. Im Garten der Diaspora in der Michael-Blumenthal-Akademie des Jüdischen Museums unterhalten sich Nadine und Marica über Wurzeln, Verpflanzungen, Schreiben als Akt des Schauens, Bücher und den grünen Daumen. Nadine Kreuzahler empfiehlt Joachim Meyerhoff: "Man kann auch in die Höhe fallen", Kiepenheuer und Witsch, 368 Seiten. Marica Bodrožić empfiehlt Nadeschda Mandelstam: "Erinnerungen an Anna Achmatowa". Mit zeitgenössischem Bildmaterial. Aus dem Russischen von Christiane Körner. Nachwort von Pawel Nerler. Suhrkamp, 206 Seiten. Das Buch Marica Bodrožić: "Das Herzflorett", 288 Seiten, Penguin. Der Ort Der Garten der Diaspora | Jüdisches Museum Berlin Die Autorin Marica Bodrožić wurde 1973 in Dalmatien geboren. 1983 siedelte sie nach Hessen über. Sie schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays, die in über sechzehn Sprachen übersetzt wurden. Sie hat in Frankreich, Spanien, den USA gelebt und wohnt heute mit ihrer Familie als freie Schriftstellerin in Berlin und in einem kleinen Dorf in Mecklenburg.
Das Berlin der Zukunft ist eine Insel, umgeben von einer hohen Mauer und nichts als dem Meer. So hat es sich die Schriftstellerin Anne Reinecke ausgedacht. In ihrem zweiten Roman "Hinter der Mauer der Ozean" ist unsere Gegenwart nur noch "die Alte Zeit". Die Natur hat sich die Stadt zurückgeholt. Nur noch fünf Menschen leben hier. Zum Beispiel in einem Hangar auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Heute sind die früheren Start- und Landebahnen eine große Freifläche mitten in der Stadt. In ihrem Roman lässt Anne Reinecke hier Büffel grasen. Im echten Leben kommt die Schriftstellerin oft aufs Tempelhofer Feld, um nachzudenken und zu schreiben. Beim Spaziergang mit Nadine erzählt sie, warum sie eine Dystopie geschrieben hat, warum das Bild des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi im Text auftaucht, und dass das Tempelhofer Feld ihr einen ganz besonderen Moment im Leben geschenkt hat. Die Autorin: Anne Reinecke wurde 1978 in Meißen geboren, fünf Jahre vor dem Mauerfall reisten ihre Eltern mit ihr in den Westen aus. Sie ist Kunsthistorikerin und hat viele Jahre als Stadtführerin in Berlin, Potsdam und in der Gedenkstätte Sachsenhausen gearbeitet. 2018 erschien ihr erster Roman "Leinsee" über eine Liebe im Künstlermilieu. Das Buch: Anne Reinecke: "Hinter den Mauern der Ozean", Diogenes, 240 Seiten. Buchtipps: Katharina Peter: "Erzählung vom Schweigen", Matthes & Seitz, 244 Seiten. Bov Bjerg: "Der Vorweiner", Claassen, 240 Seiten. Bernhard Kegel: "Gras", Dörlemann, 384 Seiten.
Hunter White ist ein Wallstreet-Jongleur mit exzentrischer Ehefrau und teurem Hobby: Er liebt die Großwildjagd. Er will die Big Five voll machen, die Krönung wäre der Abschuss eines Nashorns. Wilderer machen den Plan zunichte. Sein Freund und Safari-Organisator van Heeren macht ihm ein alternatives Angebot: Ob er schon mal von den Big Six gehört hätte. Hunter White lässt sich auf die Menschenjagd ein. Seine "Beute" ist ein Eingeborener, sein Guide dessen bester Freund. Der Deal mit dem Stamm: Mit dem Geld für den Abschuss soll einer aus dem Stamm in den USA studieren dürfen. Eine schwindelerregende Safari in Grenzbereiche menschlicher Moral. Stephan Ozsváth war mit ihr unterwegs zu Giraffen, Elefanten und Nashörnern. Stephan Ozsváth empfiehlt Iida Turpeinen: Das Wunder des Lebens, 320 Seiten, S.Fischer Verlag. Gaea Schoeters empfiehlt Lara Taveirne: Wolf, 240 Seiten, Prometheus (derzeit nur auf Niederländisch). Das Buch Gaea Schoeters "Trophäe", 256 Seiten, Zsolnay. Der Ort Berliner Zoo Die Autorin Gaea Schoeters, ist eine flämische Autorin, Journalistin, Drehbuchschreiberin, Opern-Librettistin. Die 1976 geborene Autorin ist mit dem Motorrad durch den Nahen Osten und Zentralasien gereist. Den afrikanischen Schauplatz von "Trophäe" hat sie sich allerdings nur über YouTube-Videos erschlossen. Für die Lesungen in Deutschland hat sie eigens Deutsch gelernt. Sie gehört dem niederländisch-flämischen Autorinnenkollektiv Fixdit an, das sich für mehr Gleichberechtigung in der Literaturbranche einsetzt.
Die Arbeiterheilstätten Beelitz in Brandenburg waren Anfang des 20. Jahrhunderts die modernste Kureinrichtung Europas für Tuberkuloseerkrankte. Im Laufe der weiteren Geschichte dienten die in einem Wald verstreuten Gebäude als Lazarett und sowjetisches Krankenhaus, bis sie nach der Wende verfielen und zum "Lost Place" und Foto-Mekka wurden. Die Schriftstellerin Ulla Lenze macht die Heilstätten zum Schauplatz ihres neuen Romans "Das Wohlbefinden". Sie spannt einen weiten Bogen von 120 Jahren bis in die Pandemiejahre von heute. Mit Nadine reist sie nach Beelitz und zurück in die Zeit. Es geht um verordnete Entspannung und Wellness-Apps, um Utopie und Spiritualität, um Frauenleben und Reisen nach Indien. Und natürlich um Bücher. Nadine Kreuzahler empfiehlt Thomas Mann, "Der Zauberberg", 100 Jahre Zauberberg Geschenkausgabe in Leinen, 1120 Seiten, S. Fischer Verlag. Jan Schomburg, "Die Möglichkeit eines Wunders", 269 Seiten, dtv. Ulla Lenze empfiehlt Gabriele Reuter, "Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens", 270 Seiten, Reclam Verlag. Das Buch Ulla Lenze: "Das Wohlbefinden", 333 Seiten, Klett-Cotta. Der Ort Beelitz Heilstätten Die Autorin Ulla Lenze wurde 1973 in Mönchengladbach geboren, sie lebt in Buckow und Berlin. Mit 16 zog es sie für ein halbes Jahr nach Indien, seitdem reist sie immer wieder dorthin. Lesereisen und Stipendien führten sie auch nach Syrien, in den Irak und Iran, und in die USA. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. "Das Wohlbefinden" ist ihr sechster Roman.
Die Büchermenschen treffen sich in dieser Woche in Frankfurt auf der Buchmesse, und dort hat sich Anne-Dore auch mit Isabel Bogdan verabredet. In ihrem neuen Buch "Die Wohnverwandtschaften" erzählt die Bestseller-Autorin von einer Hamburger WG: Vier Menschen zwischen Anfang 30 und Ende 60 teilen nicht nur Küche und Bad, sondern auch ihre Sorgen und wichtige Fragen des Lebens. Wer oder was ist eigentlich Familie? Ist man unkomplett, wenn man als Single in einer WG lebt? Und wie geht man damit um, wenn einer krank wird? Anne-Dore und Isabel unterhalten sich auf der ARD-Bühne über Wahlverwandtschaften, Wohnungsnot, Rollenprosa und die Rettung des Wortes "anderthalb". Das Buch von Isabel Bogdan, über das wir im Podcast reden Isabel Bogdan "Wohnverwandtschaften", 272 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Der Ort Die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3Sat auf der Frankfurter Buchmesse, www.buchmesse.de Die Autorin Die Übersetzerin und Autorin Isabel Bogdan wurde 1968 in Köln geboren und lebt in Hamburg. Sie hat u.a. Jane Gardam, Jonathan Safran Foer und Alice Sebold ins Deutsche übersetzt. Von ihr erschienen "Sachen machen. Was ich schon immer tun wollte" (2012), "Der Pfau" (2016) und "Laufen" (2019). "Wohnverwandtschaften" ist ihr dritter Roman.
"Ein Zimmer für sich allein" – das forderte Virginia Woolf in ihrem berühmten Essay schon vor fast 100 Jahren. Die Übersetzerin Maria sucht und findet dieses Zimmer für sich allein in einem Hotel im heutigen Berlin Prenzlauer Berg. Die junge Mutter polnisch-jüdischer Herkunft flieht vor ihrem eigentlich guten Leben mit Mann, zwei Kindern und Häuschen in Mecklenburg und denkt über Herkunft, das Mutterbild, den Körper, Einsamkeit und ihre Familiengeschichte nach, während sie 100 Jahre alte Briefe deutscher Auswanderer übersetzt. Sie ist die Hauptfigur im zweiten Roman von Slata Roschal: "Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten". Wein gab es nicht beim Treffen von Nadine und Slata Roschal in einem Berliner Hotel, aber auch so haben sie viel Gesprächsstoff gefunden. Die Liebe zu Hotels, das überhöhte Mutterbild in der Gesellschaft, Slatas russisch-jüdische Herkunft, Antisemitismus, die Anschläge der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und natürlich Bücher. Nadine Kreuzahler empfiehlt Bezad Karim Khani, "Als wir Schwäne waren", 192 Seiten, Hanser Berlin. Domenico Müllensiefen empfiehlt Nora Zapf, "No Notizen", 42 Seiten, hochroth München. Dana von Suffrin (Hrsg.), "Wir schon wieder. 16 jüdische Erzählungen", (mit einem Text von Slata Roschal), 240 Seiten, Rowohlt. Das Buch Slata Roschal "Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten", 176 Seiten, Ullstein. Der Ort Lobby des Hotels Eurostars in Berlin Mitte Der Autor Slata Roschal, geboren 1992 in Sankt Petersburg, aufgewachsen in Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern, ist promovierte Slawistin, Lyrikerin, Literaturwissenschaftlerin und Prosa-Autorin. Ihr Romandebüt "153 Formen des Nichtseins", war 2022 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Sie lebt in München.
Domenico Müllensiefen war ein Kleinkind, als die Mauer fiel und wenig später - am 3. Oktober 1990 – die Wiedervereinigung besiegelt wurde. Trotzdem prägen DDR, Wende und Nachwendejahre auch sein Leben bis heute. So geht es auch Marcel, der Hauptfigur in seinem neuen Roman: "Schnall dich an, es geht los!". Marcel harrt aus in der ostdeutschen Provinz, in der Altmarkt, und los geht bei ihm nicht mehr viel. Aber dann kehrt seine Jugendliebe ins Dorf zurück und sein verschwundener Vater taucht plötzlich wieder auf. Domenico Müllensiefen ist mit Nadine nach Salzwedel in die Altmark gefahren und zeigt ihr Schauplätze des Romans und Orte seiner Kindheit und Jugend. Nadine Kreuzahler empfiehlt Clemens Meyer, "Die Projektoren", 1056 Seiten, S. Fischer Domenico Müllensiefen empfiehlt Annika Büsing, "Nordstadt", 128 Seiten, Steidl Verlag Das Buch Domenico Müllensiefen "Schnall dich an, es geht los!", 314 Seiten, Kanon Der Ort Salzwedel (Altmark) Der Autor Domenico Müllensiefen, 1987 in Magdeburg geboren, ist auf einem Bauernhof in der Altmark aufgewachsen. Mit 16 hat er eine Lehre zum Systemelektroniker absolviert und als Techniker gearbeitet, bevor er am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert hat. Während seines Studiums jobbte er als Bestatter und war jahrelang Bauleiter, bevor 2022 sein Debütroman "Aus unseren Feuern" erschien. "Schnall dich an, es geht los!" ist sein zweiter Roman.
Im Country-Song "The Streets of Laredo" erzählt ein sterbender Cowboy von seinem Leben. Was hat Country mit Arno Geigers neuem Roman "Die Reise nach Laredo" zu tun? Arno Geiger mag Western und Laredo ist ein Sehnsuchtsort, am Ende der Reise zu sich selbst. Diese unternimmt der zurückgetretene Habsburger Kaiser Karl der Fünfte. Er büxt aus dem Kloster Yuste in der Extremadura aus, des Lebens überdrüssig. Gemeinsam mit seinem unehelichen Sohn und zwei Ausgestoßenen macht er sich auf zur letzten Reise – die zu sich selbst. Der Roman ist Heldenreise, Abenteuergeschichte und vieles mehr: Eine literarische Wundertüte. Stephan Ozsváth war dort, wo Arno Geigers Romane entstehen, in seinem Arbeitszimmer in Wien und hat mit ihm vor der Bücherwand (voller ungelesener und Bücher aus der Papiertonne) über sein Faible für Western gesprochen, über Demut, was er jungen Literaten empfiehlt und warum ihn vor allem der Rücktritt des Monarchen Karl V. interessiert hat. Arno Geiger ist einer der wichtigsten österreichischen Gegenwartsautoren, mit vielen Preisen geehrt. Stephan Ozsváth empfiehlt Daniel Gräfe: "Wir waren Kometen", 241 Seiten, danube books. Arno Geiger empfiehlt Georges Simenon: "Die grünen Fensterläden", 251 Seiten, Kampa-Verlag. Anna Seghers: "Transit√, 309 Seiten, Aufbau TB. Anna Seghers: "Das siebte Kreuz√, 448 Seiten, Aufbau. TB Das Buch Arno Geiger "Die Reise nach Laredo", 272 Seiten, Hanser. Der Ort Das Arbeitszimmer von Arno Geiger in Wien. Der Autor Arno Geiger wurde 1976 in Bregenz geboren, er wuchs in Vorarlberg auf und studierte in Innsbruck und Wien Geschichte, Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft. Für seinen Roman "Es geht uns gut" erhielt er 2005 den Deutschen Buchpreis. In seinem vorletzten Roman “Das glückliche Geheimnis” beschreibt er, wie er gebrauchte Bücher aus Papiertonnen fischte und wie er mit seiner heutigen Frau krank durch die Extremadura wankte – die Keimzelle seines neuen Romans "Reise nach Laredo"
"Ich erinnere mich nicht zu knapp an Stunden auf Gehwegplatten. Heiße Stunden", schreibt Ulrike Draesner in ihrem neuen Buch "zu lieben". Kurz nachdem sie ihre Tochter aus Sri Lanka adoptiert hatte, verbrachten sie viel Zeit auf dem Bürgersteig - weil das Kind sich weigerte, Schuhe anzuziehen und weiterzulaufen. Anne-Dore und Ulrike Draesner verabreden sich für diese Folge "Orte und Worte" also auf einem Gehsteig in Berlin Prenzlauer Berg. "zu lieben" ist ein persönliches und poetisches Buch über Eltern- und Kindschaft, über Fremdheit und Annäherungen, das weit hinausgeht über eine private Geschichte. Ulrike Draesner erzählt, warum dieses Buch für sie anders ist, warum sie es erst gesprochen hat und wie sie als Mutter irgendwann zum "Erdgeschoss" ihrer Tochter wurde. Das Buch Ulrike Draesner: "zu lieben", Penguin Verlag, 352 Seiten, 24,00 Euro. Die Autorin Ulrike Draesner wurde 1962 in München geboren und lebt in Berlin. Zuletzt erhielt sie den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2021) für ihr Gesamtwerk, das multimediale Arbeiten und Übersetzungen einschließt. Von ihr erschienen u.a. "Die Verwandelten" (2023), "Schwitters" (2020) "Kanalschwimmer" (2019) und "Sieben Sprünge am Rand der Welt". Podcast-Tipp Lesungen | Ulrike Draesner: "zu lieben". Gelesen von Nina Kunzendorf. https://www.ardaudiothek.de/sendung/lesungen/9839150/
Orte und Worte trifft Mithu Sanyal auf der Bühne – ein Ort, an dem die Autorin in den nächsten Monaten häufig anzutreffen sein wird, denn mit ihrem neuen Roman "Antichristie" geht sie jetzt auf Lesereise. In "Antichristie" hat sich Sanyal den indischen Unabhängigkeitskampf gegen das Empire vorgeknöpft. Und wie in ihrem Debüt "Identitti" beweist sie, dass man aktuelle Debatten in humorvolle, fundierte und gleichzeitig unterhaltsame Literatur verwandeln kann. Bei der Weltpremiere im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals sprach Sanyal mit Anne-Dore im Haus der Berliner Festspiele über Zeitreisen, literarische Annäherungen an Berühmtheiten wie Gandhi und Savarkar, über Erkenntnisschranken, Agatha Christie, postmigrantische Identitäten und die Frage, warum Literatur ein Trojanisches Pferd ist. Das Buch von Mithu Sanyal, über das wir im Podcast reden Mithu Sanyal: "Antichristie", 544 Seiten, Hanser Verlag, 25,00 Euro. Der Ort Auf der Großen Bühne des 24. internationalen literaturfestivals berlin (ilb) im Haus der Berliner Festspiele. Mehr unter https://literaturfestival.com Die Autorin Mithu Sanyal wurde 1971 in Düsseldorf geboren. Die promovierte Kulturwissenschaftlerin veröffentlicht Sachbücher, Essays und Artikel. Ihr Romandebut "Identitti" (2021) erreichte die Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurde mit dem Literaturpreis Ruhr und dem Ernst-Bloch-Preis 2021 ausgezeichnet. "Antichristie" steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.
War das alles? Was will ich noch von meinem Leben? Was kommt noch? Das sind Fragen in der Mitte des Lebens. Und die stellen sich auch die Protagonisten im neuen Roman des Österreichers Gábor Fónyad, der eigentlich Lehrer und Universitätslektor ist. Aber als Vater von zwei kleinen Kindern weiß er auch um die Untiefen von Beziehungen mit Kindern. Im Roman stellt er die Fragen: Wann wird eine Ehe zur reinen Wir-AG ? Wie lässt der Tanz um die Kinder Beziehungen so erodieren, dass zwei Paare an unverhoffte Weggabelungen kommen? Trigger-Punkt im Roman ist ein gemeinsamer England-Urlaub mit Kindern – und mit Folgen. "Was noch kommt" ist Gábor Fónyads dritter Roman. Er hat selbst ein Jahr in Brighton studiert und hasst Hitze. Typisch für den ungarisch-stämmigen Österreicher ist ein feiner ironischer Ton, der ein Lachen provoziert, das einem im Hals stecken bleibt. Das zeichnete schon den Vorgänger "Als Jesus in die Puszta kam aus". Das Buch von Gábor Fónyad, über das wir im Podcast reden Gábor Fónyad: "Was noch komm", 200 Seiten, Elster & Salis Wien. Stephan Ozsváth empfiehlt Alhierd Bacharevic: "Europas Hunde". 744 Seiten, Voland & Quist Leipzig. Gábor Fónyad empfiehlt Anthony Powell: "Ein Tanz zur Musik der Zeit". 12 Bände. Elfenbein Berlin. Der Ort Flughafen Wien-Schwechat Der Autor Gábor Fónyad, 1983 in Wien geboren, wuchs in einer ungarischen Theologen- und Musikerfamilie auf. Er hat Germanistik und Finno-Ugristik studiert. Gábor Fónyad unterrichtet an einem Gymnasium in Niederösterreich und als Lektor an der Universität Wien. 2015 erschien sein erster Roman "Zuerst der Tee", der in England spielt. Sein zweiter Roman "Als Jesus in die Puszta kam" wurde ins Ungarische übersetzt. Darin geht es um einen Wiener Spielwarenverkäufer, der von einer ungarischen Politsekte zum Messias auserkoren wird. "Was noch kommt" ist sein dritter Roman.
Wenn Katja Oskamp den Tag am Schreibtisch verbracht hat, dreht sie abends eine Runde im Sportforum Hohenschönhausen. Dort in der Nähe wohnt sie inzwischen, dort hat sie ihren neuen Roman fertig geschrieben: "Die vorletzte Frau". 20 Jahre ihres Lebens beschreibt Oskamp darin: wie sie Autorin wurde, warum sie als Fußpflegerin arbeitete und den Bestseller "Marzahn mon amour" schrieb. Vor allem aber geht es um die großen Liebe zu einem Schweizer Schriftsteller, um den Anfang, das Ende und die Zeit dazwischen, die sie selbst "Sex und Text" nennen. Mit Anne-Dore schlendert Katja Oskamp durch das Sportforum und erzählt, warum sie ihre eigene Geschichte zur Verfügung stellt und dann auch wirklich alles sagen muss, warum es sinnvoll ist, einander mit allen Schwächen zuzumuten und warum das Älterwerden und ihr Marzahn-Buch ihr zu einer anderen Freiheit verholfen haben. Das Buch Katja Oskamp: "Die vorletzte Frau", Ullstein Park, 208 Seiten, 22,00 Euro. Der Ort Sportforum Hohenschönhauen Sportforum Berlin und Sportkomplex Berlin Paul-Heyse-Straße Die Autorin Katja Oskamp, Jahrgang 1970, ist in Berlin aufgewachsen und arbeitete u.a. als Dramaturgin. Von ihr erschienen "Halbschwimmer", "Die Staubfängerin" und "Hellersdorfer Perle". Das Buch "Marzahn, mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin" war ein großer Bestseller und wurde mit dem Dublin Literary Award 2023 ausgezeichnet. Katja Oskamp empfiehlt Katja Lange-Müller "Unser Ole", Kiepenheuer & Witsch, 240 Seiten, 24,00 Euro. (erscheint am 5.9.) Anne-Dore Krohn empfiehlt Jana Scheerer "Die Rassistin", Schöffling, 224 Seiten, 22,00 Euro. Podcast-Tipp "Der zweite Gedanke" ist am 1.09. beim Podcast-Festival "House of Podcast" live zu erleben, um 11 Uhr im Haus des Rundfunks (Masurenallee 8-14, 14057 Berlin. Mehr unter www.houseofpodcast.de oder www.radiodrei.de/podcasts/der-zweite-gedanke