Auf feministischer Spurensuche in Wien: Die Journalistin Brigitte Handlos spricht im FrauenFunk.at mit feministischen Frauen in Wien über ihre Arbeit und Erfahrungen.
This episode of "FrauenFunk" in English is a double feature with two fantastic women from different cultures and continents. Introducing Tara Fela-Durotoye from Lagos, Nigeria, and Imma Baumgartner from Vienna, Austria. What have these two women in common? They are both very successful businesswomen, very well connected all over the world, highly educated, and have a fantastic sense of humor and a love for adventure. And they are promoting African cosmetics and Austrian fashion made from colorful African fabrics.
Dies ist die letzte Folge der 2. Staffel von Frauenfunk und wer wäre für ein Resümee über diese 2. Staffel als Gesprächspartnerin besser geeignet als die neue Head of Podcast und Video bei der „Kleinen Zeitung“, Barbara Haas. Was sind die Erkenntnisse aus den Gesprächen mit den 30 jungen feministisch bewegten Frauen, die ich im vergangenen Jahr geführt habe? Das wollten Barbara Haas und ich als Abrundung der Gespräche noch einmal herausarbeiten.
Die Musikgattung des Duos „Cari Cari“ mag nicht so recht in gängige Schablonen passen. Indie-Rock liest man da. Was auch immer. In jedem Fall ist ihre Musik eigenständig, wild, jung, manchmal laut, hin und wieder sentimental - finde ich - so wie z.B. in ihrem Song „Around the Bend“. Mein Lieblingssong von Cari Cari and Friends (in diesem Fall Garish) ist eine Coverversion des alten Joan-Baez-Songs „Sag mir, wo die Blumen sind“, in dem Stephanie Widmer ausnahmsweise einmal deutsch singt. Sie ist der weibliche Part des Duos und auch wenn viele glauben, sie käme aus dem Burgenland, wurde sie in Wien geboren, zog mit den Eltern nach Mödling und hat familiäre Wurzeln in die Steiermark. Stephanie hat Deutsch und Geschichte Lehramt studiert. Doch ihr war bald klar, dass der Schulbetrieb für sie zu wenig Freiraum bietet, um sich kreativ entfalten zu können. Zusammen mit Alexander Köck sind sie nun seit etlichen Jahren das Duo „Cari Cari“. Und so wie bei einigen ihrer Plattentitel ist auch hier nicht ganz klar, was der Name bedeuten soll. Ihr erstes Album hieß z.B. „AMERIPPINDUNKLER“ und klingt halt cool.
Während des ersten Lock-Down zogen Lina Paulitsch und ich unsere Runde im Augarten im 2. Bezirk in Wien und redeten über Stories, Kontakte und Karrierechancen mit Zukunft. Lina Paulitsch ist groß, schlank, sportlich und hat diese hellwache Intelligenz, die es im Journalismus braucht. Sie merkt sofort, wenn es wo hakt oder wenn wo etwas nicht stimmt. Und dem geht sie mit einer fundierten journalistischen Spürnase nach. Lina Paulitsch arbeitet als freie Korrespondentin und Producerin für den deutsch-französischen TV-Sender ARTE. Das bedeutet, dass sie selbstständig und relativ frei arbeiten kann, aber es bedeutet eben auch, dass sie alleine mit ihrer Arbeit ist. Doch gerade im Journalismus sind Gesprächspartner:innen und Kontakte immens wichtig. Und deshalb sind für sie auch vertrauensvolle Kontakte zu Kolleg:innen und Netzwerke wichtig.
Der Indikator für Erwerbsarbeit wird in der Europäischen Union nach dem Haushaltseinkommen berechnet. Das verschleiere die Armut besonders von Frauen, denn damit werde nicht sichtbar, dass oft das Einkommen von Frauen für ein selbstständiges Leben nicht ausreiche. Das sagt Anna Schwarz, Universitätsassistentin am Institut für Finanzwissenschaft und öffentliche Wirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. In ihrer Forschung beschäftigt sich Anna Schwarz unter anderem mit der Frage der „working poor“: wenn also Menschen zwar einen Job haben, das Einkommen aber für ein würdiges Leben nicht ausreicht.
Sarah Emminger kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Vöcklabruck in Oberösterreich. Ihr Großvater hat immer viel Zeitung gelesen und hat sie zu ihrer Entscheidung für den Journalismus motiviert, erzählt die 20-jährige. An ihrem Gymnasium gab es keine Schülerzeitung, was sie ärgerte. So hat sie kurzerhand eine Redaktionsgruppe gegründet und man habe sich hier “ordentlich ausgetobt”. Jetzt studiert Sarah Emminger seit 2 Jahren an der FH Joanneum in Graz Journalismus und PR mit Schwerpunkt digitaler Magazinjournalismus.
Sie ist gerade mal 18 Jahre jung und hat schon den Frauenpreis der Stadt Wien gewonnen. Sie hat eine vorwissenschaftliche Arbeit geschrieben, die ihren Professor am Gymnasium so beeindruckt hat, dass er sie an Frauenstadträtin Kathrin Gaal schickte und diese leitete sie weiter an die Jury. In dieser Arbeit geht es darum, warum sich manche Frauen willentlich dafür entscheiden keine Kinder zu bekommen. Warum sie das tun und was ihre Beweggründe sind, dem wollte Chiara Helin Arduç auf den Grund gehen und das hat sie sehr ausführlich gemacht.
Raphaela Scharf und ich kamen auf Umwegen über einen Bekannten zusammen. Unser erstes Treffen im Café Sperl war ein Vorfühlen, ob wir etwas miteinander anfangen können. Ich hatte das Interview mit ihr und Katja Wagner, die wie Scharf ebenfalls bei krone.tv arbeitet, auf Puls 4 gesehen und war sehr beeindruckt. Da trauten sich zwei junge Journalistinnen gegen den mächtigen Medienmacher Wolfgang Fellner Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe öffentlich zu machen. Als dritte schloss sich dann noch Angela Alexa an. Dass das kein einfacher Schritt ist, ist den meisten Frauen klar.
Zusammengebracht hat mich mit Mubashara Akhtar die Vizerektorin der Technischen Universität Wien, Anna Steiger, wo die 28jährige Informatik studierte. Wir versuchen telefonisch einen Termin zu vereinbaren, was nicht ganz einfach ist, da Mubashara derzeit am King`s College in London ihren Ph.D. zu Natural Language Processing macht. Konkret geht es um Spracherkennung durch machine learning - also um künstliche Intelligenz. Ein Prozess, der sehr komplex sei, wie die Informatikerin betont. Sie habe sich ganz bewußt für Informatik und gegen Mathematik entschieden, weil sie ihre Berufschancen in diesem Bereich als Frau besser einschätzte. Und damit wird sie wohl recht behalten.
“Derzeit ist der Feminismus bei mir auch ein wenig leiser geworden,” sagt Lara Felsenreich (31). Mit zwei Kindern, einem Job und coronabedingtem Heimkindergarten bzw. Homeschooling ist manchmal einfach wenig Platz für feministisches Ringen. Doch weil sie mit ihrem Partner 50:50 bei der Care- und Hausarbeit macht, gehe es ganz gut. Von jenen, die sie in der mobilen Sozialarbeit im "Neunerhaus" betreut, kann das nicht immer behauptet werde. Der Weg bergab gehe oft erschreckend schnell, sagt Lara Felsenreich, die davor auch schon in einem Wiener Frauenhaus gearbeitet hat. Auch die Gewaltspirale könne sich bei Frauen oft rasant schnell nach unten zu bewegen beginnen und oft merken die Frauen es anfangs gar nicht. Und wenn sie erkennen, dass das, was ihnen und ihren Kindern passiert, falsch ist, sei es oft zu spät.
Noomi Anyanwu ist eine Erscheinung. Alleine ihre Größe wirkt schon fast ein wenig einschüchtern. Sie ist selbstbewusst und eloquent. “Der Vorteil, wenn du schon sehr früh beginnst dich gegen oder für etwas zu engagieren, ist, dass du auch schon früh lernst, dich auszudrücken. Ich habe zum Beispiel mit 15 meinen ersten Rhethorik-Kurs besucht.” Und das merkt man. Noomi hat an einem Gymnasium in Wien maturiert und studiert Romanistik und Afrikawissenschaften. Viel Zeit bleibt ihr derzeit nicht für ihr Studium, denn sie ist eine der Initiatorinnen des Antirassismusvolksbegehrens “Black Voices” (blackvoices.at), das noch bis Jänner zur Unterschrift aufliegt. Sie und ihre Mitstreiter:innen wollen einen Aktionsplan gegen Rassismus in Österreich erreichen.
Bei einem Mentoring-Abend kam ich mit Sonja Hammerschmid ins Gespräch und fand ihre natürliche Art sofort überzeugend. Diese junge Frau ist sehr authentisch und ich denke, dass das auch ihre Professoren und ihre Arbeitgeber*innen für sie einnimmt. Das Controlling war nicht die erste Wahl bei der Berufsentscheidung der gebürtigen Niederösterreicherin. Zuerst sah es eher nach einer Karriere im Hotelmanagement aus. Während ihrer dreijährigen Ausbildung an der Fachhochschule in Kärnten im Bereich Hotelmanagement, absolvierte sie ein Praktikum im Hotel Kempinski in Frankfurt. Dort kam Sonja Hammerschmid in Berührung mit dem Controlling-Bereich und das sagte ihr sehr zu. Also entschied sie sich danach für ein Studium in diese Richtung und machte ihren Master an der FH in Krems.
Ich habe noch nie darüber nachgedacht, wie Frauen, die sich in Wirtschaftsfragen und in der Wirtschaftsforschung gut auskennen, aussehen. Aber als Pia Heckl vor mir stand, dache ich, so stelle ich mir eine Ökonomin nicht vor. Ich hatte also ein völlig falsches Bild in meinem Kopf. Weg damit! Pia Heckl gibt uns hier Einblicke in die Wirtschaft, die sehr fundiert sind. So arbeitet sie etwa derzeit an ihrer Dissertation mit dem vorläufigen Titel: “Auswirkungen von Globalisierung auf die verschiedenen Dimensionen von Ungleichheit.” Schon in ihrer Masterarbeit hat sie sich einem ähnlichen Thema gewidmet und die Frage zu beantworten versucht, ob Globalisierung eine Chance für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist?
Virginia Ernst muss man live erleben. Bei der Verleihung des heurigen Frauenpreises im Wiener Rathaus hab ich sie zum ersten Mal live spielen und singen gehört und das war saugut. Sie strahlt so eine Energie, so viel Zuversicht und positiven Spirit aus, sodass man sich ihrer Musik gar nicht entziehen kann. Mit einem Wort: Virginia Ernst ist eine Persönlichkeit! Und sicher eine, die manchen nicht gefällt. Denn sie lebt IHR Leben und zwar so, wie SIE es möchte und nicht wie es anderen gefällt: Sie ist mit einer Frau verheiratet und mit Dorothea Ernst hat sie einen nun knapp einjährigen Buben. Die zwei Frauen, die sich ihren Kinderwunsch durch eine Samenspende erfüllt haben, wollen “ein ganzes Eishockeyteam von Kindern”, wenn es nach Virginia geht.
Eines fällt im Gespräch mit Anna Caroline Aigner (26) sofort auf: Sie geht gerne in die Tiefe. Oberflächlichkeit ist nicht ihr Ding. Das merkt man etwa daran, wenn sie erzählt, was sie aus einer persönlichen Trennung alles gelernt hat. Oder auch daran, dass ihr Fokus in der Teilhabe von anderen Menschen an der Gesellschaft liegt. Sie möchte sich auf Menschen konzentrieren, die an ihr und dem was sie macht, interessiert sind. Die mit ihr diskutieren und dass sie daraus etwas lernen kann. Im Rahmen ihres Studiums der Raumplanung an der Technischen Universität Wien hat sie ein Auslandssemester an der Universität von Manchester in England gemacht und sie hat an Projekten in Zürich in der Schweiz mitgewirkt. Anna Aigner hat sich an der TU in Wien aktiv in der Studienvertretung engagiert und auch an Stadtplanungs-Initiativen als deren Sprecherin teilgenommen. Eine Erfahrung, die sie sehr in ihrem partizipativen Ansatz bestärkt habe, sagt sie, denn sie habe dort viel Wertschätzung erfahren.
Im Gespräch mit Jana-Sophie Heumader ging's gleich ums große Ganze. Feminismus alleine reiche schon lange nicht mehr aus, sagt sie. Es gehe auch um Rassismus, um Klimaschutz, um Diskriminierung von Behinderten und allen Menschen, die irgendwie anders sind als die Norm. Und dagegen müsse man antreten. Radikalität und Konsequenz seien vonnöten, wenn wir wirklich etwas verändern wollen. Und das müssten wir, sagt Jana-Sophie. Ich spürte sofort eine große Last auf ihren Schultern, die sie hoffentlich nicht erdrückt. Dass die 22jährige aber eine große Ernsthaftigkeit antreibt, ist in unserem Gespräch von Anfang an spürbar.
Als Sprecherin des Klimavolksbegehrens wurde sie DAS Gesicht der österreichischen Ökologiebewegung. 2020 haben das Volksbegehren 380.000 Menschen in Österreich unterschrieben. Schon davor war Katharina Rogenhofer als Gründerin von „Fridays for Future Österreich“ als ernstzunehmende Klimaschutzexpertin aufgefallen. Die 27jährige hat in Wien Zoologie studiert. Sie merkte aber, dass das Thema Artenvielfalt wenig mit angewandter Wissenschaft zu tun hat. Für ihr Masterstudium wollte sie etwas mit mehr Praxis und auch eine Richtung, die Schnittpunkte mit Sozial- und Gesellschaftspolitik bietet. „Denn es ist ja keine naturwissenschaftliche Frage, was wir schützen und wie wir die Natur erhalten, sondern es ist eine zutiefst gesellschaftspolitische Frage,“ sagt Rogenhofer. Das richtige Studium für sie war dann „Biodiversity, Conservation and Management“ an der Universität Oxford in Großbritannien.
Ich traf zum ersten Mal auf Paula Kramar, als sie als Gast bei einer ZIB-Sitzung dabei war und mich anschliessend staunend fragte, warum ich bei der Sitzung die einzige Frau sei? Gäbe es denn im der Redaktion nicht mehr Führungsfrauen? Gibt es natürlich, aber zugegeben, es war oft ein bisschen einsam als Frau am ovalen Planungstisch. Aber so kamen Paula und ich ins Gespräch und sie gefiel mir auf Anhieb mit ihrer Natürlichkeit, ihrer Intelligenz und ihrem sprühenden Wesen und auch weil sie sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Nach der Matura ging sie an die Universität Heidelberg, um Mathematik zu studieren. Corona machte dem bald ein Ende und Mathematik war dann doch vielleicht eh nicht das Richtige für sie, sagt sie. Derzeit studiert Paula Kramar, die Tochter der Journalisten Ulla Kramar-Schmid und Konrad Kramar, an der Wirtschaftsuni in Wien Volkswirtschaft. Auch hier beeinflusst Corona das Studium natürlich sehr stark, da alle Vorlesungen seit ihrem Studienbeginn virtuell stattfinden mussten.
Sie gehört zu den jungen Frauen im Nationalrat, die 2017 ins Parlament eingezogen sind. Seit Juni 2021 steht sie an der Spitze der SPÖ-Frauenorganisation. Vorgeschlagen wurde die 28jährige Oberösterreicherin Eva-Maria Holzleitner von ihrer Vorgängerin in dieser Funktion, Gabriele Heinisch-Hosek. Diese nennt sie als eine ihrer Vorbilder. Aber auch Johanna Dohnal, Barbara Prammer und Maria Berger sind sozialdemokratische Frauen, denen sie nacheifern will. Und zu tun gebe es hier viel, denn die Gleichbehandlung aller Menschen sei nach wie vor das Ziel Nummer eins des Feminismus. Eva-Maria Holzleitner wurde in Wels geboren. Die Sozialdemokratie habe in ihrer Familie keine Rolle gespielt, sagt sie. Ihr Vater hatte eine Landwirtschaft und ihre Großeltern waren beim Bauernbund und wählten ÖVP. Auch ihre Großeltern mütterlicherseits wählten als mittelständische Unternehmer „eher konservativ“. „Da können Diskussionen schon sehr hitzig sein,“ sagt Holzleitner. Aber einige in ihrer Familie konnte sie schon überzeugen, dass das Soziale wichtig ist. Und vor allem ihre Mutter habe sie immer bestärkt, dem zu folgen, woran sie glaube.
Sie ist ein rundum erfrischendes Wesen. Sie lacht gerne und viel, sie spricht druckreif und gescheit über die Dinge, die ihr wichtig sind. Mit Fides Johanna Raffel (28) lässt es sich trefflich diskutieren und natürlich auch ein wirklich feines Podcastgespräch führen, denn sie ist durch und durch eine moderne, aufgeschlossene junge Frau. Ihr Vorname, über den sie sich selbst ein bisschen lustig macht („Mich fragen viele, ob ich mit Viktor Orban verwandt bin!“) heißt schließlich auch Glaube und Vertrauen. Sie glaubt an sich selbst und vertraut auch gerne auf andere.
Quotentechnisch ist in der Österreichischen Hochschülerschaft etwas weitergegangen. Als heuer der Vorsitz neu gewählt wurde, standen mit Ausnahme des Kandidaten des Rings Freiheitlicher Studierender ausschließlich Frauen in den Spitzenpositionen zur Wahl. Und sie werden sich in den kommenden Jahren die Arbeit auch aufteilen. Als erste tritt Sara Velić an und übernimmt die Führung in der ÖH. Dass sie aus dem vorarlbergischen Dornbirn stammt, hört man ihr nicht an. Die 21-jährige mit der runden Goldrandbrille spricht lupenreines Hochdeutsch, wie es sich für eine junge Intellektuelle gehört. Aufmerksam wurde ich auf sie, weil sie in einem Interview davon sprach, dass es für die Frauen in der ÖH Führung bei Verhandlungen mit Männern auch immer einen „safe space“ für Frauen geben müsse. Wenn sich die Gemüter zu sehr erhitzen, dann müssen die Männer schon mal kurz den Raum verlassen, damit sich alle wieder sammeln können.
Sie ist eloquent, intelligent und sieht gut aus. Sie ist gebildet, mutig und redet Klartext. All das hat sich Melisa Erkurt (30) hart erarbeitet. Denn als sie zu Beginn der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts zusammen mit ihrer Mutter vor den Kriegswirren des Bürgerkrieges aus dem bosnischen Sarajevo flüchtete, war das für die ganze Familie sehr hart. Ihr Vater blieb während der gesamten Kriegszeit in Bosnien und kam erst nach Kriegsende nach Österreich. Melisa wuchs in Niederösterreich auf, ging dort in die Schule, lernte Deutsch. In Wien studierte sie Lehramt und arbeitete schon während des Studiums beim Magazin “Biber”, das vorwiegend von Migrant*innen produziert wird. Der ORF hatte zwischenzeitlich eine Art Austauschprojekt mit “Biber” und vielen von uns fiel Melisa auf, weil sie gescheite Sachen sagte und journalistisch sehr begabt ist.
Anna-Theresa Krug sagt selbst, dass sie sich als Jugendliche überhaupt nicht für Frauen interessiert hat und auch nicht besonders gut mit Frauen konnte. “Ich war ein echtes Männermädel.” Doch in einer Krise fiel ihr auf, dass sie sich nicht wohl fühlte damit und dass es an ihr lag, dass sie weniger Freundinnen als Freunde hatte. Und dann begann die heute 27jährige sich mit sich selbst zu beschäftigen. Anna-Theresa Krug hatte schon einen Bachelor in Kommunikationswirtschaft und einen Master in E-Commerce. Nach sechs Jahren in der Konzernwelt schlug sie aber einen neuen Weg ein, verließ den “sicheren, gut bezahlten Job” und entschied sich für eine Coachingausbildung. Derzeit macht sie auch noch eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin. Sie möchte Frauen dabei unterstützen, eine erfüllende Beziehung zu sich selbst und anderen aufzubauen.
Wen immer man fragt, über Julia Pabst (Jahrgang 1999) bekommt man immer eines zu hören: Sehr selbstständig, hat dutzende super Ideen, ist unglaublich fleissig und einsatzfreudig und kennt sich bei social media Kampagnen aus. So eine hat sie dann auch für das Wirtschaftsmagazin “Trend” konzipiert, wo sie zweimal ein Praktikum gemacht hat. Auch privat ist sie auf Twitter und Instagram sehr aktiv. Die gebürtige Steirerin kam früh zur Fotografie. Auf der LIK Akademie in Graz hat sie den Diplomlehrgang Fotografie und Bildbearbeitung besucht und dann im Herbst 2017 an der Fachhochschule in Wien mit dem Lehrgang für Journalismus und Mediamanagement begonnen, den sie heuer mit einem Bachelor abgeschlossen hat. Während ihres FH-Studiums hat sie zahlreiche journalistische Praktika absolviert wie etwa bei der Tageszeitung “Die Presse”, im ORF-TV-Magazin “Eco” und im ORF-Büro in Brüssel. Davor war sie schon im ORF-Landesstudio Steiermark tätig.
Elisabeth Lechner ist eine junge, eloquente, quirlige Frau mit einen kurzen dunkelhaarigen Bob und flinken Augen. Sie redet viel mit den Händen. Und sie hat wirklich viel zu sagen. Ihr Buch „Riot, don`t Diet“ fokussiert auf zentrale Themen, die Frauen im 3. Jahrtausend bewegen: body shaming, body positivity und lookism; und dass unsere Gesellschaft inklusiver werden muss, wenn sich auch wirklich etwas ändern soll im Leben von Menschen. Auch im Leben jener Menschen, die „anders“ sind: also etwa nicht im herkömmlichen Sinn schön, oder behindert, oder schwarz. Wenn wir das, so schreibt Lechner, nicht hinbekommen, werden wir auf dieser Welt nicht weiterkommen. Nicht bei den Menschenrechten, nicht in der Ökologie- und Umweltbewegung, nicht im Feminismus. Die knapp über 30jährige stammt aus einer niederösterreichischen, wie sie selbst sagt „politisch konservativen“ Bauernfamilie. All das wurde ihr also nicht in die Wiege gelegt. Aber während des Studiums an der Universität Wien stieß sie auf so viele Fragen und die mussten beantwortet werden. Und sie werden in ihrer christlich-sozialen Familie auch heftig diskutiert.
Auf Instagram findet Ihr sie unter @thehollywilkinson und so heißt sie auch bei mir: THE Holly Wilkinson. Die 30jährige ist ein gutes Beispiel für eine sehr moderne Frau: bilingual aufgewachsen, gute Bildung trotz einiger Hürden bewältigt, fixe Anstellung in einem renommierten Fitnessclub in Wien, "fed up with her professional environment". Und so hat sie ihr eigenes Startup gegründet. Sie berät Menschen virtuell und real zum Thema Ernährung und Bewegung. Und ihre Tipps sind goldrichtig: „Lasst kein Nahrungsmittel aus (auch Schokolade ist erlaubt), achtet auf die gute Balance, hört auf euren Körper, bewegt euch."
Franzi Kreis ist mit ihren knapp 30 Jahren ein Multitalent. Die gelernte Fotografin hat zwei ganz unterschiedliche und doch verwandte Kunstprojekte mit Fotos und Tonaufnahmen geschaffen: „Finding Motherland“ und „Father Earth“. In ersterem hat sie 45 Frauen im Alter zwischen neun und 96 Jahren zum ihren Müttern befragt und hat sie dabei auch fotografiert. Das Ganze wurde in Form einer Wanderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Das österreichische Kulturforum in Moskau hat sie im Rahmen dieses Projekts eingeladen, auch Russinnen zu diesem Thema zu fragen und zu fotografieren. Letztlich hat Franzi Kreis tausende Kilometer zurückgelegt, um Frauen zu befragen.
Nadja Riahi ist im Frauennetzwerk-Medien, durch das wir einander kennen, mitverantwortlich für alle Social-Media-Agenden auf Facebook, Instagram und Twitter. Sie betreut ausserdem den Newsletter und den Website. Die 27-jährige ist also eine durch und durch "digital native" und bekennende Feministin: „Ich habe Feminismus auf meinem journalistischen Portfolio, weil mir das Thema am Herzen liegt, denn ich finde, dass viel mehr Menschen darüber reden sollten.“
Der Verein „equalizent“ ist eine Schulung- und Beratunginstitution für gehörlose und gehörbehinderte Menschen. Dort arbeitet Nicole Osimk als Projektleiterin. Sie ist ausgebildete Sozialarbeiterin und die Inklusion von Menschen mit Handicaps ist ihr wichtig. Wichtig sind ihr generell Menschenrechte. Seit Beginn ihres Studiums 2014 engagiert sie sich in diesem Bereich als Aktivistin für Menschenrechte und arbeitet freiberuflich als Menschenrechtsbildnerin an Wiener Schulen. Und Frauenrechte sind für sie unverzichtbare Menschenrechte.
Ok, es ist vielleicht nicht jedenfraus Sache, sich mit ihrer Vulva zu beschäftigen. Aber als Gloria Dimmel ihr Projekt mit den Gipsabdrücken von Vulven startete, da war ihr nicht klar, welchen Bedarf es dafür offenbar gibt. Seit nunmehr 4 Jahren veranstaltet Gloria Dimmel Sessions mit Frauen, bei denen jede einen Gipsabdruck von ihrem Geschlechtsteil macht. Gesehen wird das als Brechen eines Tabus und ein Durchbrechen der Scham, die viele Frauen damit noch immer verbinden. Für Gloria Dimmel ist es ein zutiefst feministisches Projekt, was sich auch in mehreren Ausstellungen bestätigte. Inzwischen hat sie das Projekt weiterentwickelt und es gibt dazu auch ein eigenes „Murmury“. Mehr darüber erfahrt Ihr auf der Website von Gloria (www.gloriadimmel.com).
Damita Pressl ist eine Erscheinung: Sie betritt einen Raum und man muss einfach hinschauen, denn sie spricht so klar und wohltemperiert, sie lacht gerne und viel, sie sagt gescheite Sachen und sie sieht gut aus. Darüberhinaus ist sie immer gut organisiert, arbeitet viel und gerne, ist auf Social Media genauso firm wie auf dem Bildschirm von krone.tv oder wenn sie auf einer Bühne moderiert. Und sie kämpft um Gleichstellung und Gleichberechtigung und gegen Ungerechtigkeit. So erregt sie z.B. Aufsehen, weil sie auf Social Media öffentlich machte, dass ihr ein Radfahrer auf offener Strasse einfach auf den Po griff und sie das bei der Polizei angezeigt hat. Die Rückmeldungen seien mehrheitlich unterstützend gewesen, erzählt Damita Pressl. „Ein paar Deppen gibts natürlich immer“.
Sie ist 25 Jahre jung und hat zigtausende Follower auf Instagram. Sie ist witzig, intelligent und oft brutal feministisch. Zum Beispiel in ihren Insta-Videos @wirdnichtstattfinden, in denen sie die Rollenklischees von Frauen und Männern auf den Arm nimmt. Zum ersten Mal bin ich auf Julia Brandner gestoßen, als Corinna Milborn, Info-Chefin von pro7sat1puls4 zum internationalen Frauentag eines ihrer Videos getwittert hat. Ich fand sie sofort unglaublich witzig und sehr gescheit.
Wir starten in die zweiten Staffel von FrauenFunk.at. Die Frauenabteilung der Stadt Wien und ich haben uns nach 50 Gesprächen mit Feministinnen über 50 dafür entschieden, dass nun die jungen Frauen vor den Vorhang müssen. “30 unter 30” heißt deshalb die neue Staffel unserer feministischen Spurensuche in Wien (manche sind gerade 30 und auf ihrem Weg in das 31. Lebensjahr) Wir wollten dafür aber auch eine Überleitung finden, wenn wir die Frauen zwischen 31 und 49 schon auslassen. Und wer könnte als Brückenbauerin besser geeignet sein als Anna-Maria Wallner. Sie gehört zu den begabtesten und interessiertesten Journalistinnen des Landes und macht für die Tageszeitung “Die Presse” seit einiger Zeit auch den Podcast “18´48”, benannt nach dem Gründungsjahr der Tageszeitung und eben nicht länger als 18 Minuten und 48 Sekunden. Ihr neues “Baby”, Presse Play ist ebenfalls seit kurzem on air und hat auch aktuelle Themen im Visier.
Fünfzig Gespräche mit Frauen über 50: das ist ein reicher Schatz an Ansichten und Einsichten. Um den Strauss zu binden, habe ich einige zentrale Erkenntnisse aus den Gesprächen im abschließenden Bonustrack zur 1. Staffel zusammengefasst. Es kann als Leitfaden verstanden werden, was noch zu tun ist, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in unserem Land voranzubringen, denn um echte Gleichstellung im realen Leben zu erreichen ist mehr zu tun als Gesetzestexte zu verfassen. Die Gesetze müssen auch gelebt werden. Es waren interessante und vergnügliche Gespräche, die ich in den letzten 12 Monaten führen durfte, mit Politikerinnen, Managerinnen, Anwältinnen, Therapeutinnen, Wissenschafterinnen und Künstlerinnen. Aus ihren Erfahrungen können wir schöpfen, so wie sie selbst aus den Erfahrungen zumeist ihrer Mütter und Großmütter ihre Lehren gezogen haben. Drei Punkte haben sich deutlich in den Interviews heraus kristallisiert: Erstens ist der feministische Kampf um gleiche Rechte das Bohren harter Bretter, für das man viel Kraft und große Ausdauer benötigt. Zweitens: eine fundierte Ausbildung und ein guter Beruf sind die Basis für ein selbstbestimmtes Leben. Und drittens: der Kampf um gleiche Rechte für alle lohnt sich für einen selbst und für andere. Und das ist doch schon was! Viel Freude bei der kleinen Reprise. Und auf bald!
Mein erstes persönliches Zusammentreffen mit Tatjana Oppitz hatte ich bei einem Karrieretalk des Frauennetzwerks-Medien, den ich moderierte. Tatjana Oppitz war da gerade Generaldirektorin von IBM Österreich geworden und wir luden gerne erfolgreiche Frauen zu einem Gedankenaustausch ein. Selten ist mir so eine unprätentiöse Generaldirektorin begegnet. Was am meisten auffiel war, dass ihr zwar ihre Karriere wichtig war, aber auch die Karriere von anderen Frauen. Sie war eine der ganz ersten in einer Führungsetage, die ein Mentoring für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einführte im Unternehmen und bis heute ist sie selbst Mentorin von aufstrebenden Frauen UND Männern.
Will man alle Projekte aufzählen, in denen Margit Schratzenstaller-Altzinger aktiv mitarbeitet, ist der Tag vorbei. Viele dieser ökonomischen Forschungen finden auf EU-Ebene statt. Darüberhinaus ist die gebürtige Deutsche, die seit vielen Jahren in Österreich arbeitet und lebt, auch in zahlreichen österreichischen Initiativen und Organisationen tätig. Zum Beispiel ist sie Mitglied im österreichischen Fiskalrat und im Kuratorium des Europäischen Forum Alpbach sowie im Zentrum für Verwaltungsforschung.
Sie ist heute noch „Mrs.Halbe-Halbe“, obwohl Helga Konrads Initiative als damalige Frauenministerin mehr als 20 Jahre her ist. Vollständig hieß es: „Ganze Männer machen halbe-halbe“ und war zum Start als Bewusstseinskampagne angelegt. Die Initiative war jedoch auf Jahre angelegt und sollte schlussendlich die partnerschaftliche Aufteilung der Versorgungsarbeit zwischen Mann und Frau im Familien- und Eherecht festlegen. Heute sagt Konrad: „Die Kampagne wurde abgedreht.“ Aber auch nach ihrer Zeit als Frauenministerin (1995-97) war Helga Konrad erfolgreich auf internationaler Ebene in der EU und der OSZE im Kampf gegen Menschenhandel. Ein Thema, das sie heute noch nicht loslässt und wo sie immer noch versucht geeignete Strukturen zu schaffen, um den Opfern ein würdiges Umfeld zu garantieren, wenn sie jemals aus dieser Art der Versklavung herausfinden sollen.
Barbara Klein steht leidenschaftlich gern auf der Bühne und traut sich dort auch etwas zu sagen oder etwas Neues oder Neu-Entdecktes zu zeigen. Das hat sie fast 20 Jahre im feministischen Kosmos-Theater im 7. Bezirk gemacht und davor als Schauspielerin und als Kabarettistin des Duos Chin & Chilla zusammen mit Krista Schweiggl. Bevor sie als Theaterprinzipalin das politisch hart erkämpfte Frauentheater eröffnete, hat Barbara Klein schon das Kabarett Niedermair geleitet. Und auch einen Theaterverlag hat sie gegründet, den Verlag Bunte Bühne.
Edeltraud Hanappi-Egger kommt aus der Technik. Sie hat an der Technischen Universität Wien Informatik studiert, ein Fach, das „früher ja als Frauenfach galt, weil man darunter Datentypistinnen verstanden hat.“ Es war für sie schnell klar, dass sie im wissenschaftlichen Sektor bleiben möchte. Also promovierte und habilitierte sie sich. Forschungsaufenthalte führten Hanappi-Egger nach Schweden und Kanada. Es folgte ein Lehrauftrag an der Technischen Universität Wien. Immer war die in Tirol aufgewachsene Technikerin in Universitätsgremien engagiert und schon bald war ihr Interesse am Thema Gender und Diversity geweckt. Sie wurde schließlich Gender- und Diversitybeauftragte der Wirtschaftsuniversität, wo sie auch als Rektorin eine Professur in diesem Sektor innehat.
Brigitte Ederer war gerade Chefin von Siemens in Österreich geworden und das Frauennetzwerk-Medien lud sie zu einem Gespräch ein. Wir waren schon ein wenig erstaunt, als sie zugab, dass das mit dem Feminismus und der Frauenförderung nicht hochrangig auf ihrer Agenda stehe. Zuerst kämen andere Dinge. Das änderte sich dann doch im Laufe der Jahre und jetzt ist Brigitte Ederer sogar eine Befürworterin der Quotenregelung. In Erinnerung ist die studierte Volkswirtin vielen durch ein historisches Foto: Als ihr der damalige ÖVP-Außenminister Alois Mock nach der mehrheitlichen Zustimmung der Österreicherinnen und Österreicher zum EU-Beitritt ein Busserl auf die Wange drückte vor versammelter Journalistenriege. Brigitte Ederer war damals im SPÖ Kabinett von Franz Vranitzky Europa-Staatssekretärin. Bis heute, sagt Ederer, war die EU-Abstimmung ihr größter Erfolg.
Sie gehört zu den großen Aufsteigerinnen in der österreichischen Literaturszene: Gertraud Klemm. Bedenkt man, dass sie stark auf sogenannte „Frauenthemen“ fokussiert, ist das schon sehr bemerkenswert. So nimmt sie etwa in ihrem letzten Roman „Hippocampus“ (Verlag Kremayr & Scheriau) den Sexismus im Literaturbetrieb aufs Korn. Ein Buch, das mich persönlich begeistert hat, weil es unerschrocken und von einer brutalen Offenheit ist, was Thema und Sprache betrifft. Ihr Roman „Aberland“ stand 2015 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und mit „Herzmilch“ stand sie auf der Shortlist des European Union Prize for Literature. Im Vorjahr gewann sie den Outstanding Artist Award für Literatur. Ein wahrer Preisregen also. Dennoch kommt Gertraud Klemm ursprünglich aus einem anderen Fach: Sie studierte in Wien Biologie und arbeitete bis 2005 bei der Stadt Wien als Beamtin für Trinkwasserkontrolle. „Ich war auf dem Sprung in eine gehobene Beamtinnenkarriere, aber ich wußte, dass ich eigentlich Schriftstellerin bin. Und als es mit dem Kinderwunsch nicht so klappte, wie ich mir das vorstellte, dache ich mir, dann muss es wenigstens mit der Schriftstellerei klappen.“
Wo soll man bei einer Frau wie Helene Klaar beginnen, um sie zu beschreiben? Sie ist von ihrer Statur her klein, sie trägt eine dicke Brille, Mode ist ihr nicht so wichtig. Sie hat eine nahezu mädchenhafte Stimme. Aber was zählt ist, was sie sagt und das ist oft schonungslos, aber auch oft sehr witzig. Sie ist Anwältin mit einem großen Herz für Frauen und ihre Rechte. Schwerpunkt: Trennungen. Sie vertritt auch Männer in Trennungslagen und viele von diesen sprechen mit Hochachtung von ihr. Warum? Weil es ihr wichtig ist, dass auch wenn eine Beziehung auseinandergeht BEIDE Seiten weiterhin in Anstand und Würde leben können und nicht eine Seite völlig verarmt. Aber oft trifft halt die harte Lage die Frauen. Das weiß Helene Klaar aus ihrer fast 45-jährigen Erfahrung als Anwältin.
Viele kenne ihre Stimme von Ö1, wo sie zahlreiche Sendungen moderiert wie Pasticcio, Spielräume, Zeitton oder Musikgalerie. Darüberhinaus gestaltet sie für den Radiosender auch weitere Beiträge. Wenn ich alle ihre Publikationen, Moderationen, Auftritte und Lehrvorträge aufzählen will, bekomme ich sofort Sorge, dass ich auf jeden Fall etwas vergesse, weil es viele sind. Denn Irene Suchy ist umtriebig, fleissig und hat unglaublich viel zu sagen. Sie weiß einfach viel. In den Sendungen, die sie moderiert, erfahre ich immer Dinge, die ich noch nicht gewusst habe. Was gibt es Besseres!
Sie gehört zu den besten und leidenschaftlichsten Journalistinnen des Landes. Begonnen hat sie beim „Standard“, wo sie jetzt auch stellvertretende Chefredakteurin ist. Ihr Einsatz beim Brand der Hofburg und der Rettung der Lipizzaner kostete sie zwei Vorderzähne. Aber die Sonderbeilage, die sich der damalige Standard-Chefredakteur Gernot Sperl wünschte, erschien im Laufe des Vormittags am Freitag 27. November 1992. Petra Stuiber sass mit einer dicken Lippe, weil sie ein panisches Pferd getreten hatte, mir gegenüber und haute in die Tasten. Diesen Einsatz hat sich Petra Stuiber bis heute bewahrt, egal ob es um soziale, politische oder feministische Themen geht.
Wenn Maria Windhager eine Fährte aufnimmt, dann verfolgt sie die, bis sie die Beute erlegt hat – koste es was es wolle. Als Medienanwältin ist sie mit vielen Fragen konfrontiert, die genau diese Konzentration und diesen Einsatz erfordern. Denn es sind oft große Gegner, die sie hat. Einschüchtern lässt sie sich davon nicht, denn „ich weiß ja, worauf ich mich einlasse, und ich habe dazu auch immer starke MandantInnen, die das mit mir durchziehen.“ Maria Windhager ist in Linz geboren und hat in Salzburg und Wien Jus studiert, die Anwaltsprüfung abgelegt und 2000 promoviert. Sie führt eine eigene Kanzlei hat sich auf Medienrecht und Persönlichkeitsschutz spezialisiert. Einer ihrer größten Gegner ist hier Facebook.
Ina Wagner ist eine bescheiden wirkende Frau, die von sich selbst jedoch sagt, sie habe es in der Männerdomäne Informatik geschafft, weil sie schlichtweg stur sei. Sie ließe sich nicht gerne von anderen einordnen und schon gar nicht durch irgendein Suffix klein machen. So gründete sie an der Informatik in Wien das neue Fachgebiet „Multidisziplinäres Systemdesign“, das aus Informatik, Sozialwissenschaften, Kunst und Frauenforschung besteht. Und sie leitete viele Jahre das Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung. Studiert hat Frau Prof. Wagner Kernphysik, obwohl – wie sie selbst sagt – sie in Mathematik gar nicht besonders gut gewesen sei. Aber sie habe sich das einfach in den Kopf gesetzt. Sie hat zwei Habilitationen: eine in Informatik an der TU Wien und eine in Bildungswissenschaften der Universität Klagenfurt.
Sibylle Hamann gehört zu den meist-ausgezeichneten Journalist*innen in Österreich. Sie hat zwei Mal die Medienlöwin gewonnen, wurde mit dem Kurt-Vorhofer-Preis und dem Prälat-Leopold-Unger-Preis ausgezeichnet und etlichen mehr. Das ist ein deutliches Zeichen für die Qualität ihrer Arbeit und die hieß immer – egal, ob es um Ruanda, die USA, China oder die Kärntner Saualm ging: Ich fahr' dorthin und schau mir das an und mache mir ein Bild. Und das macht sie auch als frischgebackene Politikerinnen für die Grünen noch immer. Sie bekomme zahlreiche Mails und Anfragen, „weil viele Leute wollen einfach gehört werden. Und dann sage ich oft, kann ich mir das bitte anschauen!" So ist sie und das macht ihre Lebendigkeit aus.
Sie hat ihr gesamtes berufliches Leben in den Dienst der Frauengesundheit gestellt. Beate Wimmer-Puchinger ist studierte Psychologin und legt seit mehr als einem Vierteljahrhundert die Finger auf die Stellen, wo es den Frauen oft am meisten weh tut: auf ihren Körper. 1996 hat sie den ersten Wiener Frauengesundheitsbericht erstellt. Der hat geschlechtsspezifische Gesundheits- und Krankheitsindikatoren aufgezeigt. Aber auch die Defizite in der Prävention und Versorgung betont. Dieser Bericht hatte zur Folge, dass in Wien ein Frauengesundheitsprogramm gestartet wurde, 1999 umgesetzt von Beate Wimmer-Puchinger.
Das Gespräch mit der Sprachwissenschafterin Ruth Wodak nahm gleich zu Anfang eine interessante Wendung. Ich stellte aus Neugier die Frage, warum sie die Akademie der Wissenschaften 2012 verlassen habe und die Antwort fiel länger aus und machte mich sprachlos. Wodak erzählt ganz zu Beginn unseres Gespräches darüber, wie sie zuerst ein Angebot der Akademie der Wissenschaften bekommen habe, ihren Wittgensteinpreis (dotiert mit rund 1 Mio. Euro) dort anzusiedeln, als sie nützlich war für den Ruf Österreichs während der EU-Sanktionen und der Regierung Schwarz-Blau 1. Gleich danach aber folgten Schikanen und Mobbing. Über ihre Zeit in der Akademie der Wissenschaften sagt Wodak: „Ich war das Feindbild, ich war wie die rote Hexe! Man wusste, ich bin sekuläre Jüdin, komme aus einem sozialdemokratischen Elternhaus und äußere mich auch politisch in diese Richtung, ich forsche zu diesen Themen (Migration, Rassismus, Xenophobie) und bin Feministin. Mehr hab ich dort nicht gebraucht. Es gibt in der Akademie der Wissenschaft alte Nazis und auch junge schlagende Burschenschafter. Und die wollten mich dort nicht.“
Heide Schmidt an der Seite des Volksanwalts im ORF-TV in den 1980er-Jahren: eloquent, eine tolle Stimme, gutaussehend, selbstbewußt und gescheit. So haben sie sicher noch etliche in Erinnerung. Die andere deutliche Erinnerung ist jene an ihre Zeit an der Seite von FPÖ-Chef Jörg Haider, der sie gezielt in die Partei holte und sie zur ersten weiblichen Generalsekretärin machte. Und es ist für viele wohl auch die langjährige Mitgliedschaft in der Haider-FPÖ, die ihr manche nicht verziehen haben. Sie selbst sagt heute, sie sei in manchen Dingen naiv gewesen und habe deshalb etliches nicht gesehen.
Es ist ihre bescheidene, unaufdringliche Art, die einem sofort auffällt. Sie spricht unaufgeregt, aber doch sehr bestimmt. Sätze wie, „damit müssen die Männer halt leben lernen“, klingen bei ihr mehr wie eine Lebenshilfe denn eine Zurechtweisung. Hilde Stockhammer ist nicht die Frau großer Inszenierungen. Sie ist jemand, dem Zahlen und Fakten wichtig sind und an denen hantelt sie sich entlang in ihrer Arbeit für die Frauen. So hat sie es als Leiterin der Frauenabteilung im Arbeitsmarktservice gemacht und auch als Gleichstellungsbeauftragte im AMS hat sich ihre bedächtige, aber hartnäckige Art durchgesetzt.