Das Kulturjournal ist seit über 30 Jahren: Markenname und Synonym für eine Radio-Kultur der Offenheit, der Neugier und der Differenzierung. Plattform, Spielfläche und offener Raum für alle Arten von Kultur - Wahrnehmung und Darstellung, Reflexion und Diskurs. Jedesmal ein Unikat. Das Kulturjournal b…
Ein letztes Kulturjournal, nach über 50 Jahren on air. Mit Josef Straßer von der Neuen Sammlung München, der Schriftstellerin Lena Gorelik und der Illustratorin Rotraut Susanne Berner.
Jetzt im Frühjahr können sich die Wandertouristen in Südtirol mit eigenen Augen ansehen, was sie drei Monate zuvor als Skitouristen angerichtet haben. An den Hängen der Alpen wurden Bäume gerodet, um mehr Platz für den Abfahrtsspaß zu schaffen. Jetzt wächst da nicht einmal Gras. Ohne die Baumwurzeln kommen inzwischen die Hänge ins Rutschen. Durch den Freizeitlärm werden scheue Tiere vertrieben. Natürlich haben wir alle durch den Stress der heutigen Arbeitswelten unsere Erholung sehr verdient. Aber beim Buchen der "schönsten Wochen des Jahres" sollten wir auch über den Zusammenhang unseres Verhaltens mit der weltweiten Klimakrise nachdenken. Meint Friederike Haupt / Die Lage ist sehr viel besser als die Stimmung. Das galt in den letzten Wochen nicht nur für den FC Bayern. Auch der deutschen Politik schlägt aus den meisten Medien und vor allem aus Social Media eine wütende Ablehnung entgegen, ein Chor der Empörung, den man so haltlos und bedrohlich noch niemals zuvor gehört hat. Währenddessen klettert die Bundesrepublik wieder auf Platz drei der weltweiten Exportnationen, nach China und den USA. Deutschland hat die Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise verhältnismäßig gut überstanden. Der Schock aufgrund der Weltlage hat immerhin dazu geführt, dass die Bundeswehr wieder über mehr Mittel verfügt. Auch beim noch wichtigeren Umweltschutz versucht die BRD zu den weltweit führenden Nationen zu gehören. Wenn Berufsgruppen wie die Bauern für ihre Interessen demonstrieren, ist das vollkommen in Ordnung. Aber daraus eine allgemeine Stimmung generieren? Flora Roenneberg plädiert für mehr "Mut zur Zuversicht".
Für Care-Arbeit gibt es keinen Lohn, obwohl sie unerlässlich ist. Ohne Füttern, Wickeln, Waschen würde unsere Gesellschaft kollabieren. Wie kann sich das ändern? Außerdem: Thomas Biebricher über die Strategien der Union im Umgang mit den Grünen. Und ein Essay über die scheinbare Ohnmacht gegen Hass im Netz.
Ein Gespräch mit den Buch-Künstlern Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw, die in Lwiw zu Hause sind und vom Leben unter ständiger Bedrohung berichten. Außerdem eine Würdigung des großen Theater-Ergründers René Pollesch.
Ein Leben im Widerständigen: Der Künstler Hans Platschek im Porträt (ab Min. 5'32) / "Nachtblüher": Die niederländische Autorin Ananda Serné fragt in ihrem Roman, was eigentlich mit einer Gesellschaft passiert, die keinen Schlaf mehr findet (ab Min. 27'26) / "Kein Schlaf und kein Trost": Ein Essay der Schriftstellerin Saskia Hennig von Lange (ab Min. 43'18)
Tel Aviv, das gesellschaftliche und wirtschaftliche Zentrum des Staates Israel, war ursprünglich ein Vorort der bereits seit der Antike existierenden Hafenstadt Jaffa. 1950 wurden die beiden Kommunen zusammengelegt. Eines der eindrucksvollsten Gebäude in der Altstadt von Jaffa ist das Sarava-Haus aus dem 18. Jahrhundert. Erst eine Karawanserei, dann Regierungssitz des osmanischen Gouverneurs von Jaffa, schließlich eine Seifenfabrik, ist es seit 1998 der Sitz eines kulturellen Friedensprojekts: Des arabisch-hebräischen Theaters, in dem Juden und arabische Israelis demonstrativ zusammenarbeiten. Auch nach dem 7. Oktober 2023, auch während der israelischen Militäraktion gegen die Hamas im Gazastreifen. Igal Avidan hat in dieser Situation mit den Mitarbeitenden des arabisch-hebräischen Theaters in Jaffa gesprochen. Vor mehr als 40 Jahren hat der Münchner Werner Murrer sein geisteswissenschaftliches Studium aufgegeben, um mit seinen Händen zu arbeiten. Heute rahmt er bedeutende Kunstwerke wie die Sixtinische Madonna in Dresden, die besten Bilder von Edvard Munch in Oslo oder die Hamburger Caspar-David-Friedrich-Ausstellung. Im Gespräch mit Moderator Stefan Mekiska erzählt Werner Murrer, wie er zu einem der weltweit führenden Rahmenmacher geworden ist. Ein weiteres Thema: Die Fehler, die Museen und Sammelnde immer noch machen, wenn sie teurer Kunst einen neuen Bilderrahmen geben wollen. Dieses Kulturjournal besucht nach Jaffa noch eine zweite Hafenstadt, einen weiteren weltoffenen Schmelztiegel der Kulturen. Triest liegt heute am rechten oberen Rand Italiens. Der Balkan, Slowenien, ist nur rund 70 Kilometer entfernt. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Triest aber zum Habsburger Reich, war der wichtigste Seehafen Österreichs. Das Stadtbild spiegelt noch heute viel von dieser k. u. k. Vergangenheit. Durch dieses Kulturgemisch wurde Triest zu einer der Literaturhauptstädte Europas. Viele namhafte Schriftsteller und Dichter suchten und fanden hier am Adriatischen Meer ihre Inspiration. Flora Roenneberg über einen besonderen Ort und seine Schreibenden.
Sag mir, wo du stehst: In den vergangenen Monaten ging es viel ums "Haltung zeigen", um klare Bekenntnisse und eindeutige Stellungnahmen. Aber wie passt das zusammen: Bekenntnispflicht und liberale Demokratie? Protest gestalten: Der amerikanische Künstler und Aktivist Shepard Fairey bezieht eindeutig Stellung, unermüdlich prangert er in seinen Werken Missstände an, egal ob Umweltzerstörung, Krieg oder Korruption. Fairey ist ein Künstler mit Mission. Wir sprechen mit ihm über seine Motivation und darüber, wie man Menschen mit Bildern wachrütteln kann. Chamäleon: Der Fotograf Abe Frajndlich ist einer der schillerndsten Prominenten-Fotografen Amerikas. Immer wieder hat er neue Wege gefunden, seine kameraerfahrenen Modelle zu inszenieren, nicht wenige seiner Bilder gelten heute als Ikonen der Porträtfotografie. Wir stellen den 77-jährigen und seine aktuelle Ausstellung in München vor. Und: Ein Nachruf. Günter Brus, einer der radikalsten Vertreter des Wiener Aktionismus, ist gestern im Alter von 85 Jahren in Graz gestorben.
Omri Boehm und Daniel Kehlmann im Gespräch über Freiheit, den Kategorischen Imperativ und die Würde des Menschen. Außerdem: ein Essay über Kant, die Aufklärung und den Rassismus. Und Kant in Bildern, gezeichnet von Antje Herzog.
Zum 300. Geburtstag Immanuel Kants haben der Philosoph und der Schriftsteller ein besonderes Buch veröffentlicht: einen langen, intensiven Dialog über ein großes Denkgebäude. Ein Interview über einige ihrer großen Fragen.
Der Kampf um die Demokratie! Ein Gespräch über die schleichende Normalisierung rechtspopulistische Haltungen und die Widerstandskräfte der Demokratie (ab Min. 39'12) / Der türkische Zeichner Ersin Karabulut erzählt in seinem großen Comicbuch "Tagebuch der Unruhe" über die Geschichte seines Landes und warnt die Demokratien in Europa (ab Min. 23'27) / Die Entdeckung des vielleicht weltbesten Pianisten und die Frage, warum diesen Mann eigentlich niemand in der Klassikszene kennt - dafür aber der Spotify-Algorithmus (ab Min. 4'01)
Wladimir Putins Attacke auf die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 hat auch einen gnadenlosen Kulturkampf ausgelöst. Die Fronten scheinen dabei in unserer Medienberichterstattung sonnenklar: Hier die russischen Angreifer, da die ukrainisch sprechenden Überfallenen. Dabei nennen etwa 30 Prozent der Ukrainer, vor allem in den östlichen Landesteilen, Russisch als ihre Muttersprache. Das geht bei den Namen weiter. Die bei uns übliche Schreibweise der Hauptstadt Kiew folgt dem russischen kyrillischen Alphabet. Ukrainisch müsste es eigentlich Kyjiw heißen. Die Stadt entstand bereits Ende des 5. Jahrhunderts, als ostslawische Stämme sich zu Gemeinschaften zusammenfanden. Der Urstaat, die Kyiwer Rus, existierte zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert. Es waren ukrainische, nicht russische, Kosaken, die sich im 16. Jahrhundert gegen die polnische Fremdherrschaft wehrten. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Ukraine dann Teil des russischen Zarenreichs. Von russischem kulturellen Hegemonismus kann also keine Rede sein. Dieses Kulturjournal ist auf der Suche nach der ukrainischen Kultur: Einmal unter den Exil-Künstlerinnen und -Künstlern, die sich gerade mit Stipendien in der Villa Concordia in Bamberg versammeln. Dann aber auch im Kriegsgebiet selbst, wo beide Parteien versuchen, die Kultur der Gegenseite zu zerstören. Darüber hinaus treffen wir den 82-jährigen deutschen "Totalkünstler" Timm Ulrichs zu einem Gespräch über die Vorteile von Fehlern und Irrtümern bei der künstlerischen Arbeit. Anlass ist die Ausstellung "Glitch - Die Kunst der Störung" in der Pinakothek der Moderne in München.
Erkundungen zum Leben und Werk des Schriftstellers: Nicolas Mahler erzählt die Biographie in einem Comic, Dana von Suffrin liest Briefe an Felice Bauer, Sebastian Jung malt Kafkas Schwestern, Marketa Richter arbeitet mit an einem Kabarett-Programm.
Es ist an der Zeit, sich zu bekennen, das finden Zeichner*innen, die sich in diesen Tagen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus positionieren. / Welche Verantwortung übernimmt derweil die Wirtschaft angesichts des erstarkenden Rechtpopulismus? Eine Frage für den Wirtschaftswissenschaftler Robert Gold. / Und Susan Kreller entdeckt in Freundlichkeit ein Mittel gegen die Kälte unserer Zeit. Ein Essay der Schriftstellerin.
Joanna Bator, eine der großen europäischen Erzählerinnen der Gegenwart, im Gespräch über ihren Roman "Bitternis" und die polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und: Richard Overy beschreibt den Zweiten Weltkrieg in globaler Perspektive
Joanna Bator, eine der großen europäischen Erzählerinnen der Gegenwart, im Gespräch über ihren Roman "Bitternis" und die polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und: Richard Overy beschreibt den Zweiten Weltkrieg in globaler Perspektive
Musik ist eine international verständliche Sprache ohne Worte. Und gerade in den mit dem brutalen Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung am 7. Oktober begonnenen gewalttätigen Auseinandersetzungen könnte die Musik wichtige Brücken bauen. Davon ist der israelische Komponist und Musikwissenschaftler Yuval Shaked weiterhin überzeugt. Er, Nachkomme von Holocaust-Überlebenden und in einem Kibbuz aufgewachsen, forscht ausgerechnet über moderne, palästinensische Musik. Wie reagiert er auf die schreckliche Gegenwart? Ein Beitrag von Friederike HauptAm Ende eines Künstlerlebens bleiben oft viele ungeordnete Werke zurück, um die sich dann die Erben kümmern müssen. Im Sommer berichtete das Kulturjournal deshalb von den Bemühungen einer Künstlerin, mit Hilfe des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler noch zu Lebzeiten Ordnung zu machen. Völlig anders liegt der Fall bei dem bereits 1982 verstorbenen Münchner Künstler Günter Fruhtrunk. Er war hoch erfolgreich. Bis heute erzielen seine Werke auf dem Kunstmarkt stattliche Preise. Welchen Zweck verfolgt da die vor neun Jahren gegründete "Günter-Fruhtrunk-Gesellschaft"? Stefan Mekiska spricht mit deren Vorsitzendem Walter Storms.Schon die alten Ägypter arbeiteten mit Sauerteig und kannten mehr als 30 Brotsorten. Das vom althochdeutschen Wort "prot" für Gegorenes herkommende Grundnahrungsmittel ist also ein uraltes Kulturgut. In den letzten Jahren, gerade auch während der Pandemie, verlegten sich viele Leute darauf, ihr Brot wieder selbst zu backen. Das Backen war beruhigend, sinnstiftend und erfüllend. Mehl und Hefe blieben wochenlang ausverkauft. Beim Internationalen Brotfest im österreichischen Rauris begegnet Anna Küch vielen neuen und alten "Heimbäckern".
Der Journalist Walter Hickey hat belastbare Daten gesammelt, die beweisen, was ein Kinobesuch im Publikum auslöst. Außerdem: Ein Gespräch mit der Philosophin Lorraine Daston über den schlechten Ruf von Regeln in einer durch und durch regelgeleiteten Welt. Und ein literarischer Blick aufs Herbstwetter: "Das Wetter als Vorbote des Untergangs", ein Essay von Joshua Groß
Die Bielefelder Historikerin im Gespräch über demokratische Aufbrüche in beiden deutschen Staaten vor dem Epochenjahr 1989. Außerdem: der Philosoph Felix Heidenreich über fehlende Visionen in der gegenwärtigen Demokratie und ein Essay zur Gefahr des Antisemitismus nicht nur in diesen Zeiten.
Das Forum beim Literaturfest München fragt auch nach den Gedanken der "Generation Z" und hat einen Schreib-Wettbewerb zum Thema Erbe ausgeschrieben. Außerdem: Winfried Nerdinger im Gespräch über die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts und ein Essay zur Empathie in dieser Zeit
Porträt des Theatermachers Noam Brusilovsky, der die Geschichte des Hauses für ein Stück erforscht hat. Zudem: Riad Sattouf im Gespräch über sein Comic-Projekt "Der Araber von morgen" und ein Notruf angesichts schlechter Sprache von Dagmar Leupold
Die 46-jährige Politikerin Giorgia Meloni, Vorsitzende der als postfaschistisch klassifizierten Partei "Fratelli d'Italia", ist seit mehr als einem Jahr in einer rechten Dreierkoalition Ministerpräsidentin in Italien. In der Außen- und Europapolitik hat sie bisher die meisten Befürchtungen widerlegt. Sie unterstützt die Ukraine, sucht in der Migrations- und Asylpolitik den internationalen Konsens. Doch innenpolitisch ist einiges in Bewegung geraten. Vor allem im Medien- und Kulturbereich wurden Schlüsselposten neu besetzt. Und in einer historischen Ausstellung am Gardasee spürt man sogar eine gewisse Mussolini-Nostalgie. Ein Essay von Friederike Haupt. Am 18. Januar 2024 wird die weltbekannte US-Künstlerin Kiki Smith 70 Jahre alt. Aus diesem Anlass werden gerade in Freising und in München Ausstellungen ihrer Werke gezeigt. Außerdem hat sie in Bayern eine neue Kapelle eingerichtet. Seit vielen Jahrzehnten erschafft die in Nürnberg geborene Smith zusammen mit der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München wunderbare Werke aus Glas. Sie bilden eine friedliche, in allen Teilen miteinander verbundene Welt ab. "Ich denke immer, das ganze Universum ist in einer Art Liebesvereinbarung", sagt Kiki Smith. Wir haben mit ihr darüber gesprochen. Sie war eine "Naturgewalt, wirklich unwiderstehlich, von allen bewundert, wenn auch gelegentlich ein wenig gefürchtet, denn sie schreckte vor niemandem und nichts zurück." So beschrieb die Galeristin Marianne Felichenfeldt ihre Freundin Grete Ring. Diese hatte als eine der ersten Frauen Kunstgeschichte studiert, war Wissenschaftlerin und Kritikerin gewesen, bevor sie 1926 den Kunstsalon Cassirer in Berlin übernahm, damals die wichtigste Kunstgalerie der deutschen Hauptstadt. Jetzt erinnert eine Ausstellung in der Max-Liebermann-Villa am Wannsee an Grete Ring, eine Pionierin des Kunsthandels. Ein Beitrag von Barbara Bogen
Seit der iranische Ajatollah Chomeini 1989 eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen hat, lebt der englisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie in ständiger Gefahr. Im August letzten Jahres wurde er Opfer eines Mordanschlags, den er zwar überlebte, bei dem er aber ein Auge verlor. Nun erhält Rushdie am 22. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels "für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert". In diesem Kulturjournal Ausschnitte aus den heutigen Reden Salman Rushdies und seines Laudators Daniel Kehlmann / Ab Donnerstag kommender Woche ist die Tate Britain in London deutlich leerer. 40 Gemälde und 40 Aquarelle des Künstlers William Turner kommen für die Ausstellung "Turner: Three Horizons" bis zum März 2024 in das Lenbachhaus nach München. Das wird ein klarer Publikumserfolg. Turner experimentierte Anfang des 19. Jahrhunderts bereits mit den Grenzen des Darstellbaren, löste die Konturen auf. Damit gilt er heute nicht nur als Vorläufer des Impressionismus, sondern sogar der Abstraktion. Ein Beitrag von Astrid Mayerle / Weil im November die Natur sich in die Wurzeln zurückzieht und dabei scheinbar erstirbt, hat man diesen Monat mit Allerseelen und dem Volkstrauertag zum Totengedenkmonat erklärt. Windmond, Wintermonat oder Nebelung lauten weitere Namen für diese vier Wochen. Für Flora Roenneberg und das Kulturjournal ein Anlass, sich mit den Veränderungen der Friedhofskultur zu beschäftigen. Und die sind gewaltig: Stichwort "ewiges Leben".
Die Sängerin aus Berlin erzählt über ihre Songs, ebenso die Musikbegeisterung ihres Vaters und ihre Sorgen mit Blick auf die Situation der Kultur. Außerdem ein Gespräch mit dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk über den Rechtsruck in Deutschland
Ein Porträt des Malers, der der Friedlichen Revolution von 1989 mehr als nur die Freiheit in der Kunst verdankt. / Dagmar Leupold über ein ukrainisch-deutsches Schriftstellertreffen in Uschhorod / Erste Ergebnisse der Bayerischen Landtagswahl 2023.
Sicherheitsglas, Sicherheits-Schloss, Sicherheitsabstand: Es gibt viele Möglichkeiten, sich Unliebsames vom Hals zu halten. Doch wieviel Sicherheit ist möglich? Ist Sicherheit nicht nur eine Illusion? Justina Schreiber zum Thema Sicherheit und Panikmache und Polens Grenzzaun / Die Hässlichkeit und der Hass: Abweichungen von der Norm machen uns Angst, deshalb hassen wird das Hässliche: so argumentiert ein ebenso poetisches wie kluges Buch mit dem Thema "Hässlichkeit". Wir sprechen mit der Künstlerin und Autorin Moshtari Hilal / Und: Was steckt eigentlich hinter der Idee der Niederschwelligkeit? Immer öfter hört und liest man dieses Wort, aber ist Niederschwelligkeit wirklich eine Voraussetzung für soziale und politische Partizipation? Oder steckt darin nicht auch eine Gefahr? Ein Essay von Oliver Weber.
Detlef Felken, Chef-Lektor im Verlag C.H. Beck, über die Möglichkeiten historischer Erkenntnis. Zudem: ein Porträt der russischen Schriftstellerin Natalja Kljutscharjowa und eine Erkundung auf den Spuren des Exilanten Hans Habe.
Warum wird man heute in Deutschland noch Schauspielerin oder Schauspieler? In Zeiten, in denen man sich bei der Aufnahmeprüfung erst unter 400 Mitbewerbern durchsetzen muss, in denen zumindest Theaterdarstellerinnen miserabel bezahlt werden, in denen man der Willkür der Regieführenden weiterhin ausgesetzt ist und in denen die Kollegen und Kolleginnen in Hollywood streiken, weil sie davor Angst haben, demnächst von Künstlicher Intelligenz ersetzt zu werden. Eine Reportage aus deutschen Schauspielschulen von Anna Küch / Der Buchautor Klaus Kordon wird in diesem September 80 Jahre alt. Vielen gilt er als Jugendbuchautor, aber die Lektüre seiner Werke ist auch gewinnbringend für Erwachsene. Als Regimegegner der DDR unternahm er 1972 mit seiner Frau und den beiden Kindern einen Fluchtversuch aus dem Unrechtsstaat. Das brachte ihm eine Untersuchungshaft bei der Staatssicherheit ein. 1973 kaufte ihn die Bundesrepublik frei. Seitdem schreibt Kordon, auch oft autobiografisch, über seine bewegte Vergangenheit. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Tadaki" und "Krokodil im Nacken". Niels Beintker porträtiert Klaus Kordon / Frida Kahlo ist eine recht neue Ikone der Kunstgeschichte. Ihre Werke behandeln sehr offen ihre bewegte Liebesgeschichte mit dem mexikanischen Kollegen Diego Rivera und ihre Leidensgeschichte als lebenslang Rückenkranke. Es sind Bekenntnisbilder. Heute sprechen sie vor allem Frauen an in ihrem Streben nach Emanzipation. Künstlerisch sind sie am ehesten dem Umfeld des Surrealismus zuzuordnen. In Europa ist Frida Kahlos Kunst erst eine recht neue Entdeckung: Erst seit dem Kinofilm mit Selma Hayek wurde sie auch hierzulande zur Ikone. Da ihre Gemälde damals schon sehr teuer waren, besitzt kein Museum in Deutschland ein Werk von ihr. Deshalb reiste Marlene Thiele für ihren Beitrag auch in die Casa Azul in Mexiko-Stadt.
Das Bayerische Staatsorchester macht auf seiner Europatournee Station beim renommierten Festival im schweizerischen Luzern, wo es ein hochromantisches Programm mit Richard Wagner, Robert Schumann und Anton Bruckner geben wird. Kurz vor Saisonbeginn an der Bayerischen Staatsoper in München spricht Intendant Serge Dorny über die spannendsten Projekte der nächsten Monate, die Erfahrungen mit dem Publikum und die gesellschaftliche Funktion des Musiktheaters. Demnächst eröffnet das "Septemberfest" an der Staatsoper.
Das Deutsche Nationaltheater und das Kunstfest Weimar starten mit einer großen Musiktheater-Uraufführung in die neue Saison: Komponist Johannes Maria Staud und Autor Thomas Köck - beide Österreicher sind in ihren Bereichen herausragende Künstler ihrer Generation - arbeiten für "missing in cantu" erstmals zusammen. Amerika, das als sogenannte "Neue Welt" Traum- wie Alptraumort der westlichen Hemisphäre ist, haben sich die beiden zum Thema gemacht.
Zu Gast in "Kultur im Gespräch" bei Martina Boette-Sonner ist die Regisseurin Jorinde Dröse, die bei den Salzburger Festspielen die Uraufführung "Die Wut, die bleibt" nach einem Roman von Mareike Fallwickl inszeniert hat und Gemeinsamkeiten zwischen dem Beruf einer Regisseurin und einer Erzieherin entdeckt.
Bass-Sänger Georg Zeppenfeld ist beruflich an der Dresdener Semperoper zu Hause und gilt bei den Bayreuther Festspielen als viel beklatschter Publikumsliebling. In diesem Jahr ist er als Gurnemanz im "Parsifal" zu erleben, außerdem als König Marke in "Tristan und Isolde", als Hunding in der "Walküre" und als Daland im "Fliegenden Holländer". Bei "Kultur im Gespräch" verrät der Wagner-Profi seine Lieblingsrollen, gibt Tipps zur Textverständlichkeit, plaudert über Regisseure und rühmt seine Wahlheimat an der Elbe.
Zu Gast bei Martina Boette-Sonner: Der Schauspieler und Regisseur Gregor Bloéb, der als neuer Leiter der Tiroler Festspiele in Telfs seine erste Bewärungsprobe zu bestehen hat.
Werner Eisenrieder alias Eis Gulp ist nicht nur als (bayerischer) Schauspieler auf Bühne und Bildschirm profiliert, sondern auch Comedian, ausgebildeter Tänzer und Akrobat. In diesem Sommer gibt er bei den Luisenburg Festspielen in Wunsiedel in "Der Brandner Kaspar 2. Er kehrt zurück" den Boandlkramer als tänzelnden Tod und ist außerdem als "Eberhofer-Papa" in der neuen Rita-Falk-Krimikomödie "Rehragout Rendezvous" auf der Leinwand zu erleben.
Mit bislang sieben Einladungen ihrer Inszenierungen zum renommierten Berliner Theatertreffen zählt Karin Henkel zu den erfolgreichsten Theatermacherinnen Deutschlands. Auch bei den Salzburger Festspielen hat die 52jährige schon wiederholt inszeniert. Jetzt zeigt sie dort eine eigenwillige Bühnenadaption von Michael Hanekes vielfach ausgezeichnetem Film "LIEBE".
Im Kulturjournal: Zivilisation in der Balance. Moritz Holfelder über die Notwenigkeit mit "grüner Bebauung" das städtische Klima zu beeinflussen. Außerdem: Der Schriftsteller Norbert Niemann kritisiert die Medien: Glotzt gefälligst romantisch! - Zur Krise der Öffentlichkeit und ein Gespräch mit dem Philosophen Professor Julian Nida-Rümelin über Kultur, Diskurs und Denken. Sein neues Buch trägt den Titel "Cancel Culture" - Ende der Aufklärung? - Ein Plädoyer für eigenständiges Denken.
Globalisierung der Afrobeats: Afrobeats erobern gerade ein riesiges Publikum, zum ersten Mal ist afrikanische Musik damit so richtig im Mainstream-Pop angekommen und gibt international den Ton an. Was folgt aus dem Erfolg? (ab Min. 4'34). / Fakt und Fiktion: Bestsellerautor Giuliano da Empoli über das russische Machtspiel mit Narrativen und Fiktionen (ab Min. 21'51). / Aufregung ums Beige: Warum diese Tarnfarbe gerade alle Gemüter erregt (ab Min. 40'50).
Eine aktuelle Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München heißt "Das Krankenhaus. Wie Architektur heilen hilft". In der Tat ist es inzwischen wissenschaftlich bewiesen, dass Patientinnen und Patienten in einer hellen, freundlichen Umgebung mit Ausblicken in die Natur, in Einzelzimmern, die nicht nach Medizin riechen, schneller und nachhaltiger gesundwerden. Das Gesundheitssystem könnte auch in Deutschland viel Geld sparen, wenn man beim Bau von Krankenhäusern gleich einige dieser grundlegenden Erkenntnisse berücksichtigen würde. Eine Recherche von Astrid Mayerle. Mit der guten, alten Videokunst haben die Arbeiten des Multi-Mediakünstlers Julian Rosefeldt nur noch wenig gemeinsam: Welterfolge wie "Manifesto" oder "Euphoria" bieten höchste Filmkunst in jeweils zwei Stunden Länge. Sie funktionieren als Museumsinstallation, aber auch im Kino. Seit über zehn Jahren bildet Rosefeldt den Nachwuchs an der Kunstakademie München aus. Ein Gespräch mit Stefan Mekiska. Der Kunstverein München wurde vor genau 200 Jahren gegründet. Im 19. Jahrhundert wollten die bayerischen Monarchen mit ihm die damals moderne Kunst fördern. Leider blieb diese Nähe zu den Mächtigen auch im Nationalsozialismus erhalten. In einer Archivausstellung zum Jubiläum werden diese schwierigen Zeiten jetzt aufgearbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben im Kunstverein München die internationalen Karrieren von unter anderem Dan Graham, Andrea Fraser, Adrian Piper oder Mark Leckey ihren Ausgang genommen. Eine Zwischenbilanz von Tilman Urbach.
... was bedeutet der Journalismus in Zeiten von Fake News, Propaganda und KI?Zu Gast bei Martina Boette-Sonner sind: - Henriette Löwisch, Leiterin der Journalistenschule - Christian Schiffer, BR-Kollege, Spezialist für Verschwörungstheorien und KI - Karoline Beisel, Stellv. Leiterin der Politikredaktion der Süddeutschen Zeitung
Teju Cole und "Black Paper. Schreiben in dunkler Zeit": Die neuen Essays des nigerianisch-amerikanischen Schriftstellers kreisen um die Frage, wie es auch in schwierigen Zeiten gelingen kann, den Menschen gegenüber offen zu bleiben. Es geht um Begegnungen mit verstörender Kunst, die Rolle von Schriftstellern in Zeiten des politischen Umbruchs, die Verwendung von Schatten in der Fotografie oder über die Verbindungen von Literatur und Aktivismus. Von Niels Beintker / Kulturvermittlung in schwierigen Zeiten: Jenseits von Politik und Wirtschaft scheint es kaum noch Berichterstattung über die chinesische Lebenswelt zu geben, über Leben und Denken, Wünsche und Träume der Bevölkerung erfahren wir wenig. "Die Türen nach China gehen langsam zu", sagt die Sinologin Nora Frisch, die vor mehr als 10 Jahren den auf China spezialisierten Drachenhaus-Verlag in Esslingen gründete, und seither versucht, ein Fenster zur chinesischen Kultur offenzuhalten. Gespräch mit Nora Frisch / Die höflichen Kriminellen: Die offiziellen Vertreter der Letzten Generation fallen auf, und zwar durch Höflichkeit und Anstand im Gespräch. Als die 68er ihre Forderungen in Talkshows artikulierten, klang das noch ganz anders! Aber wie geht das zusammen, bewusst die Grenzen der Legalität überschreiten und zugleich als Gallionsfiguren des guten Benehmens auftreten? Von Tobias Stosiek
Unterwegs mit den Architekten Peter und Christian Brückner, die mit ihren Büros besondere Bauwerke planen dürfen. Außerdem: ein Porträt der W.G.-Sebald-Literaturpreisträgerin Kirsten Fuchs und ein Essay von Lena Gorelik zum EU-Asyl-Kompromiss.
Elisabeth Endres (1942 - 2011) gehörte zu den engagiertesten Kreativen ihrer Zeit. Ihre Gemälde, die man stilistisch am ehesten bei der Pop Art ansiedeln könnte, thematisierten schon früh die Rechte der Indigenen, die Umweltverschmutzung und die Emanzipation der Frauen. Noch heute, zwölf Jahre nach ihrem frühen Tod, ist der Name von Elisabeth Endres in Künstlerkreisen bekannt und hochgeachtet, aber die verdiente breite öffentliche Anerkennung ist ihr bisher verwehrt geblieben. Gerade erinnert die Ausstellung "Bis an die Schmerzgrenze" im Oberammergau Museum wieder einmal an die Malerin. Sarah Khosh-Amoz betrachtet Leben und Werk der Elisabeth Endres / Wenn eine Künstlerin oder ein Künstler plötzlich stirbt, stehen die Erben und Angehörigen vor einem platzraubenden Problem. Meist sind Ateliers, Kellerräume und Depots vom "Lebenswerk" verstopft, das sich auch nicht sofort verkaufen und zu Geld machen lässt. Ganz abgesehen davon, dass auch nicht jede oder jeder einen Namen auf dem Kunstmarkt hat. Museen würden bestenfalls Hauptwerke übernehmen, vorausgesetzt, dass sie nichts kosten. Die Münchner Künstlerin Gabriele Obermaier möchte jetzt zu Lebzeiten eine Vorkehrung für ihren Nachlass treffen. Und Karolina Sarbia vom Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler kann ihr ein Angebot machen. Ein Gespräch mit beiden von Stefan Mekiska / 2016 wurde in Brüssel das "Haus der europäischen Geschichte" eröffnet. Auf dem modernsten Stand der Museumsdidaktik wird dort, zwischen all den Institutionen der Europäischen Union, das Unmögliche versucht: Ein Gesamtbild der Geschichte des Kontinents zu liefern. Aus dieser Not heraus beschränkt man sich auf die 234 Jahre seit der Französischen Revolution. Und man schaut nur unzureichend auf die Randbereiche Europas. Das meint Jochen Rack, der das Museum aktuell besucht hat.
Längst überfällig aber immerhin: die 18. Architekturbiennale in Venedig nimmt Afrika in den Blick. Ein "Laboratory of the future", ein Zukunftslabor, soll die Biennale sein und sie hat in Lesley Lokko eine Kuratorin, deren Vater aus Ghana und deren Mutter aus Schottland stammt. Moritz Holfelder war in der Lagunenstadt. Außerdem: "Es wäre einmal deutsch"- Ein Gespräch über die postmigrantische Gesellschaft" mit der Sozialwissenschaftlerin und Professorin Naika Foroutan und "Gibt es queeres Übersetzen", 12 Übersetzerinnen und Übersetzer, Kim d`Horizon, der Roman und unsere Kollegin Christine Hamel.