Das soziale Sicherheitsnetz der Schweiz. Ist es sozial? Ist es sicher? In «Breakdown» stellen Hannes Blatter und Linus Bürgi Fragen, Expertinnen und Experten antworten. – Der Politpodcast des Luzerner Forums für Sozialversicherungen und Soziale Sicherheit.
Luzerner Forum für Sozialversicherungen und Soziale Sicherheit
Die Invalidenversicherung ist immer häufiger mit komplexen Fällen konfrontiert. Waren es früher beispielsweise Hüft – oder Knieleiden, die einfach zu diagnostizieren waren, gehen heute schon mehr als die Hälfte der Renten an Menschen mit psychischen Leiden. Zunehmend sind die zuständigen Stellen auch mit diffusen Krankheitsbildern wie zum Beispiel Long Covid konfrontiert. Medizinische Gutachten spielen bei Entscheidungen über einen Rentenanspruch oft das Zünglein an der Waage. Dabei gilt der Grundsatz: Je diffuser die Diagnose, desto aufwändiger und langwieriger wird das Gutachten und desto mehr Personen sind involviert. Karin Hansen, Geschäftsführerin der Pensionskasse Rheinmetall, und Andreas Dummermuth, Leiter der IV-Stelle Schwyz, geben im Gespräch mit Mirjam Breu spannende Einblicke. Andreas Dummermuth spricht offen über die Glücks- und Pechmomente im System und über Missstände. So kann es entscheidend sein, welche Gutachterfirma den Fall beurteilt. Je nachdem liegt die Chance auf eine Rente zwischen knapp 3 oder knapp 30 Prozent. Karin Hansen erläutert die Sichtweise der Pensionskassen und fordert bessere Begleitung der Betroffenen. Beide setzen auf Prävention – und blicken auch auf Zukunftstechnologien wie KI. Denn: Ein Gutachten kann über das Leben einer Person entscheiden. Hannes Blatter und Mirjam Breu diskutieren, ordnen ein und klären Details mit Karin Hansen und Andreas Dummermuth.
Ob Ibuprofen oder ein Mittel zur Krebsbekämpfung: Die Medikamentenmangellage ist ein Dauerzustand. Die Hände in den Schoss legen und nichts dagegen tun, das ist keine Option. Eine Initiative verlangt eine bessere Planung im Medikamentenschrank der Nation. Wir fragen: Wo liegen die Gründe für den Medikamentenmangel und wie lösen wir das Problem langfristig am besten? In der Schweiz fehlt es an immer mehr Medikamenten – doch warum? In dieser Episode sprechen wir mit Dr. Enea Martinelli, dem "Mister Medikamentenmangel", der eine eigene Liste mit fehlenden Medikamenten führt. Während das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung etwa 70 nicht lieferbare Substanzen meldet, sind es bei Martinelli über 500. Wir klären, warum sich diese Zahlen so unterscheiden und wie sich der Mangel auf Spitäler, Arztpraxen und Apotheken auswirkt. Der Medikamentenmangel bedeutet nämlich nicht nur Engpässe, sondern auch enormen Mehraufwand für das Gesundheitswesen. Wo liegen die Ursachen? Neben globalen Lieferproblemen spielen auch politische und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Andere Länder steuern stärker, während die Schweiz bisher vor allem reagiert statt agiert. Doch es gibt Lösungsansätze: Eine neue Heilmittelplattform, politische Initiativen und Forderungen nach einer stärkeren inländischen Produktion. Wie realistisch ist das – und was plant der Bund? Hannes Blatter und Mirjam Breu diskutieren, ordnen ein und klären Details mit dem Experten für die Medikamentenmangellage Dr. Enea Martinelli.
Dass der Lohn auch bei längerer Krankheit weiter auf dem Konto landet, ist unter Umständen ein Trugschluss. Eine Krankentaggeldversicherung ist in der Schweiz nicht obligatorisch. Nun kommt auf politischer Ebene Bewegung in die Sache.Sollen alle Arbeitnehmenden in der Schweiz obligatorisch versichert sein, falls sie wegen einer körperlichen oder psychischen Erkrankung länger ausfallen? Zu dieser Frage verlangt das Eidgenössische Parlament aktuell Fakten. Denn die Datenlage ist dünn. Unklar ist, wie viele erwerbstätige Schweizerinnen und Schweizer überhaupt versichert sind. Auch wenn sie versichert sind, geniessen sie bei weitem keinen einheitlichen Versicherungsschutz. Versicherungen sind nicht verpflichtet, mit einer Arbeitgeberin eine Versicherung abzuschliessen, oder sie können diese ändern oder kündigen, falls in einer Firma viele teure, langwierige Krankheitsfälle zusammenkommen.«Für viele Arbeitnehmende gibt es sehr rasch Deckungslücken. Vor allem Personen, die noch nicht lange an einem Ort arbeiten, häufig die Stelle wechseln oder im Tieflohnbereich tätig sind, sind betroffen», sagt Prof. Peter Mösch Payot, er ist Professor für Sozialrecht an der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit. Auch für Arbeitgebende kann es rasch teuer werden. Dann nämlich, wenn sie das Krankentaggeld aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, weil sie nicht versichert sind.Hier möchte das Parlament Gegensteuer geben. Eine Motion verlangt ein Obligatorium. Der Nationalrat befürwortet dieses Anliegen. Der Ständerat möchte mehr Zahlen zu dieser Versicherung, die in Zeiten von steigenden Zahlen krankheitsbedingter Ausfälle am Arbeitsplatz an Relevanz gewinnt. Hannes Blatter und Mirjam Breu diskutieren, ordnen ein und klären Details mit dem Experten für Sozialversicherungen Prof. Peter Mösch Payot.
«Einheitliche Finanzierung von ambulant und stationär (EFAS)», über eine Vorlage mit diesem technischen Titel stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung am 24. November 2024 ab. Kurz erklärt: Ambulante Behandlungen, etwa Hausarztbesuche oder Operationen im Spital ohne anschliessende Übernachtung, werden anders finanziert als stationäre Behandlungen, etwa Operationen mit anschliessender Übernachtung oder psychiatrische Aufenthalte. Nochmals anders werden die Kosten in der Langzeitpflege, etwa bei der Spitex oder in Pflegeheimen, verteilt. EFAS soll dies nun vereinheitlichen. Nach dem persönlichen Anteil an den Kosten sollen die Kantone ab 2032 von allen drei Behandlungsarten mindestens 26.1 Prozent bezahlen, die Krankenkassen maximal 73.1 Prozent. Laut den Befürwortern der Vorlage können so bis zu 400 Millionen Franken im Jahr gespart werden. «EFAS hat das Potenzial gewachsene Strukturen zu vereinfachen und so die Kostensteigerung zu dämpfen.», sagt Dr. Reto Dahinden, CEO des Krankenversicherers SWICA. Die einheitliche Finanzierung könne Fehlanreize beseitigen, Strukturen vereinfachen und die Qualität zu fördern. Was die Kostenentwicklung angeht, ist Dr. Reto Dahinden dennoch vorsichtig: «Ich mache mir wenig Hoffnung, dass wir das Kostenwachstum längerfristig unter den Schnitt von drei bis vier Prozent pro Jahr senken können.» Wie kann EFAS unser Gesundheitswesen verändern? Hannes Blatter im Gespräch mit Dr. Reto Dahinden, CEO der Krankenversicherung SWICA.
Rund 300'000 Menschen leiden in der Schweiz an Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung, so die Schätzungen von Experten. Da sind mehr Menschen als im Kanton Thurgau wohnhaft sind. Die Auswirkungen einer «Long Covid» Erkrankung können vielfältig sein, laut dem Bundesamt für Gesundheit sind jedoch starke Müdigkeit und Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme und Atembeschwerden die häufigsten Symptome. In heftigen Fällen kann die Erkrankung Betroffene stark im Alltag einschränken, sodass diese nur in einem reduzierten Pensum oder gar nicht mehr einer Erwerbstätigkeit nachgehen können. Rund 5000 Personen haben bei der IV eine Rente aufgrund von Long Covid beantragt. Rechtsanwalt Sebastian Lorentz, welcher verschiedene Long-Covid Betroffene vertritt, sagt: «Die IV hat Schwierigkeiten mit dem Krankheitsbild Long Covid». Trotz medizinisch klarer Diagnose ist Long Covid nicht anhand von objektivierbaren Kriterien wie etwa Biomarkern feststellbar. Dies mache den Antrag einer IV-Rente für Betroffene sehr aufwändig und mühselig. «Ich wünsche mir, dass bei der Beurteilung die wissenschaftliche, medizinische Forschung mehr Gewicht findet», so Lorentz. Welche Leistungen aus unserem Sozialversicherungssystem können Long Covid Betroffene beantragen? Und was sind Probleme damit?Hannes Blatter und Linus Bürgi im Gespräch mit Sebastian Lorentz, Fachanwalt für Haftpflicht und Versicherungsrecht.
Lebensmittel, Energiekosten, Miete oder Krankenkassenprämien – vieles ist in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Laut Bundesamt für Statistik sind die Konsumentenpreise seit Januar 2020 im Schnitt um 6.4 Prozent gestiegen. Als Folge des steigenden Referenzzinssatzes können Vermieter die Mietpreise erhöhen. Und die Krankenkassenprämien steigen weiter rasant an – nur schon 2023 sind die Prämien im Schnitt um 6.6 Prozent gestiegen.Ob und inwiefern diese gestiegenen Kosten durch Lohnerhöhungen kompensiert werden, ist schwer zu beurteilen. Verlässliche Zahlen dazu gibt es kaum. So oder so – das Thema Kaufkraftverlust ist auf dem politischen Parkett angekommen. So etwa im Rahmen der Abstimmung zur 13. AHV-Rente Anfang März dieses Jahres.«Armutsgefährdete Personen betrifft dieser Kaufkraftverlust besonders stark», sagt Aline Masé, Leiterin Grundlagen und der Fachstelle Sozialpolitik bei der Caritas Schweiz und erklärt: «Haushalte im untersten Einkommensfünftel geben praktisch ihr ganzes Einkommen für Wohnen, Lebensmittel, Kleidung und Gesundheitskosten aus, der Durchschnittshaushalt gibt dafür hingegen nur gut 50 Prozent des Einkommens aus.» Was bedeutet dieser Kaufkraftverlust konkret – vor allem für Armutsgefährdete Personen? Und welche Massnahme können dagegen ergriffen werden?Hannes Blatter und Linus Bürgi im Gespräch mit Aline Masé, Leiterin Grundlagen und der Fachstelle Sozialpolitik bei der Caritas Schweiz.Aufgezeichnet am 25. März 2024Veröffentlicht am 4. Juli 2024
Die Gesundheitskosten steigen jährlich an. Schlagzeilen wie «Prämienschock» bei der Bekanntgabe der Krankenkassenprämien im Oktober sind inzwischen Standard. Auf dem Credit Suisse Sorgenbarometer war das Thema der Gesundheitskosten 2023 zuoberst. Das Thema ist in der Politik längst angekommen, am 9. Juni kann die Stimmbevölkerung gleich über zwei Vorlagen zum Thema abstimmen. Die SP fordert, dass niemand mehr als 10 Prozent des Einkommens für die Krankenkassenkosten ausgeben muss – so sollen die Prämienverbilligungen erhöht werden. Die Mitte hingegen fordert eine Kostenbremse im Gesundheitswesen; die Gesundheitskosten sollen nicht stärker steigen als die Löhne oder die Gesamtwirtschaft wächst. Lorenz Hess, Mitte-Nationalrat aus dem Kanton Bern und Verwaltungsratspräsident der Krankenversicherung Visana erklärt: «Immer wenn konkrete Lösungen auf dem Tisch sind kommt einer der Akteure des Gesundheitswesens – etwa Spitäler, Ärzteverbände oder die Kantone – und sagt, so nicht!» So sei es im Moment fast unmöglich Massnahmen zur Kostensenkung zu beschliessen. Lorenz Hess meint: «Mit der Kostenbremse müssen sich die Akteure nun zusammenraufen und Lösungen beschliessen». Was kann eine Kostenbremse im Gesundheitswesen bewirken? Hannes und Linus im Gespräch mit Lorenz Hess, Mitte-Nationalrat aus dem Kanton Bern und Verwaltungsratspräsident der Krankenversicherung Visana.
Die Alters- und Hinterlassenenversicherung - kurz AHV - ist ein Dauergast in der Schweizer Politik. Seit 2016 kamen nicht weniger als vier Vorlagen zur AHV an die Urne. Dass Reformbedarf besteht scheint klar. In welche Richtung diese gehen sollen - da scheiden sich die Geister. Laut Prognosen des Bundesamtes für Statistik schreibt die AHV ab 2030 rote Zahlen. Dies ruft die Jungfreisinnigen auf den Plan. Mit der Renteninitiative wollen sie das Rentenalter sukzessive erhöhen und an die Lebenserwartung koppeln. Mehr Menschen zahlen in die AHV ein, weniger Menschen beziehen eine Rente. So soll die AHV strukturell entlastet werden. Über die Initiative entscheidet die Stimmbevölkerung am 3. März. Am selben Datum kommt auch die Initiative für eine 13. AHV an die Urne. Sie will, dass allen AHV-Bezüger*innen eine zusätzliche Rente, quasi ein 13. Monatslohn ausbezahlt wird. Samira Marti, SP-Nationalrätin und Co-Fraktionschefin der SP aus Baselland erklärt: "Mit einer Durchschnittsrente von rund 1800 Franken im Monat kommt die AHV dem Verfassungsauftrag - die Existenz im Alter zu sichern - nicht mehr nach". Andri Silberschmidt, Vizepräsident der FDP und Nationalrat aus Zürich sieht die Initiative kritisch: "Die Initiative entzieht der arbeitenden Bevölkerung Kaufkraft und gibt diese an Rentner*innen, welche diese oft gar nicht nötig haben". Was braucht die AHV nun? Eine 13. Rente, wie die Gewerkschaften dies verlangen? Oder eine Anpassung des Rentenalters, wie die Jungfreisinnigen dies wollen? Hannes und Linus im Gespräch mit Samira Marti, SP Nationalrätin Baselland und Andri Silberschmidt, FDP Nationalrat Zürich. Aufgezeichnet am 19. Januar 2024Veröffentlicht am 08. Februar 2024
Was ist uns unsere Gesundheit wert? Und wie viel sind wir bereit dafür zu bezahlen? Klare Antworten auf diese Fragen sind kaum möglich. Im Gegenzug kann genau beziffert werden, was uns unser Gesundheitswesen kostet. 83.3 Milliarden Franken waren es im Jahr 2020. Tendenz steigend. Fürs Jahr 2024 rechnet die ETH Zürich mit 95.6 Milliarden Franken. Durch die – teils rasant – steigenden Prämien merken wir dies alle in unserem Portemonnaie. Die Gesundheitskosten sind nicht umsonst politischer Dauerbrenner. Doch ist das Gesundheitswesen all dieses Geld wirklich wert? «Das wissen wir nicht», meint Dr. Jérôme Cosandey, Directeur romand des liberalen Think-Tanks Avenir Suisse. Value-Based Health Care (VBHC) soll hier Abhilfe schaffen. Einheitliche Qualitätsindikatoren, Transparenz und eine ganzheitliche Betrachtung des Patientenpfades – entgegen dem Silodenken der aktuellen Versorgungsstruktur – sollen den Wert der Gesundheitsversorgung steigern. Avenir Suisse hat im Frühjahr ein Paper zu VBHC verfasst. Dr. Jérôme Cosandey meint dazu: «Wir glauben das eine höhere Qualität langfristig eine Kostenersparnis mit sich bringt». Daran bemesse sich der Erfolg von VBHC aber nicht. «Primär wollen wir eine Verbesserung des Return on Investment, also mehr Qualität für den investierten Franken.»Was heisst Qualität im Gesundheitswesen? Was ist ein ganzheitlicher Patientenpfad? Und wie liesse sich dies im Labyrinth der Schweizer Gesundheitsversorgung umsetzen? Hannes und Linus im Gespräch mit Dr. Jérôme Cosandey, Directeur romand des liberalen Think-Tanks Avenir Suisse.
Als Gesellschaft reden wir wohl so oft - und offen - über psychische Probleme wie noch nie. Es hat eine Entstigmatisierung stattgefunden. Dennoch nimmt die Anzahl an Personen, die eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen laufend zu. Das zeigt sich auch in der Arbeitswelt. In Deutschland hat sich die Anzahl an psychisch bedingten Arbeitsausfällen zwischen 1997 und 2019 verdreifacht. Und kürzlich titelte die Sonntagszeitung «Angestellte sind so oft krank wie noch nie». Krankschreibungen aus psychischen Gründen dauern lange - im Schnitt rund 7 Monate - und enden in der Hälfte aller Fälle mit der Auflösung des Arbeitsverhältnisses. Der Psychologe Dr. Niklas Baer vom Zentrum für Arbeit und psychische Gesundheit erklärt: «Ärzte, Arbeitgeber und Versicherungen reden wenig miteinander und haben oft Vorurteile.» Stattdessen müssten diese in einen stärkeren Austausch kommen und sich gegenseitig unterstützen. «Mit einem neuen Mindset der Kooperation können psychische Probleme effektiver behandelt werden». Wer erkrankt psychisch? Was ist Ursache und Auslöser? Und was hilft bei der Behandlung? Hannes und Linus im Gespräch mit Dr. phil. Niklas Baer, Psychologe WorkMed
Am Dienstag, 27. Juni 2023 haben die Gewerkschaften gemeinsam mit der SP und den Grünen das Referendum gegen die Reform der Pensionskassen - die sogenannte BVG-Reform - eingereicht. Das bedeutet, dass schon bald das Stimmvolk über die Reform abstimmen wird. Ziel der Reform ist es, die Pensionskassen zu stabilisieren und das System an die Arbeitsmodelle des 21. Jahrhunderts anzupassen - heute müssen diese Gelder der Erwerbstätigen nutzen, um die Renten zu decken. Konkret bedeutet dies: Der gesetzliche Umwandlungssatz wird von 6.8 auf 6 Prozent gesenkt. Im Gegenzug erhalten die Übergangsgenerationen einen Zuschlag auf ihre Rente. Barbara Gysi, SP-Nationalrätin aus dem Kanton St. Gallen ist mit der Reform nicht zufrieden: «Das Rentenniveau kann trotz den Kompensationsmassnahmen nicht gehalten werden - obwohl das ein erklärtes Ziel der Reform war. »Anders sieht dies Alex Kuprecht, SVP-Ständerat aus dem Kanton Schwyz: «Die Kompensationen sind eher zu hoch angesetzt. Nur rund 15% der Rentner*innen sind von der Senkung des Umwandlungssatzes durch diese Vorlage betroffen, aber 50% erhalten eine Kompensation. »Warum soll die Stimmbevölkerung das Reformpaket annehmen? Oder eben ablehnen? Hannes und Linus im Gespräch mit Alex Kuprecht, Ständerat SVP Schwyz und Barbara Gysi, Nationalrätin SP St. Gallen.
In der Pflege herrscht ein Fachkräftemangel. Laut Jobradar waren Ende 2022 14'800 Stellen in der Pflege offen. Bis 2030 fehlen laut einer OBSAN Studie 20'000 Fachkräfte in der Pflege. Der SBK – der Berufsverband der Pflegenden – hat die Pfleginitiative lanciert. Die Initiative wurde im November 2021 von der Stimmbevölkerung angenommen. Nun läuft die Umsetzung der Pflegeinitiative. Ein erstes Paket – eine Ausbildungsoffensive - wurde vom Parlament schon verabschiedet. Ein zweites Paket mit Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird zurzeit vom Bund erarbeitet. Miriam Rittmann, Präsidentin des SBK Zentralschweiz sagt dazu: «Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist entscheidend.» Nur so sei die Personalgewinnung mit der Ausbildungsoffensive auch nachhaltig. «Sonst ist es so, als würde man versuchen ein Fass ohne Boden zu füllen.»Welche Massnahmen brauchen die Pflegenden wirklich? Hannes und Linus im Gespräch mit Miriam Rittmann, Präsidentin des SBK Zentralschweiz.
Es ist wohl eine der provokanteren politischen Ideen des 21. Jahrhunderts: das bedingungslose Grundeinkommen. Die Idee dahinter ist simpel. Alle sollen bedingungslos jeden Monat ein Einkommen erhalten, welches die Grundbedürfnisse deckt und die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht. Raffael Wüthrich, Kampagnenleiter der Initivative Grundeinkommen Schweiz, sagt dazu: «Mit einem Grundeinkommen leben die Menschen gesünder, stressloser und investieren ihre Zeit in Dinge, für die sie brennen». So weit, so gut. Doch wie liesse sich ein solches Grundeinkommen finanzieren. Irina Studhalter, ehemals Campaignerin fürs Grundeinkommen meint dazu: «Wir alle haben heute schon ein Grundeinkommen – nur ist es nicht bedingungslos». Deshalb brauche es nur wenig zusätzliche Mittel um ein bedingungsloses Grundeinkommen zu finanzieren. Schon 2016 konnte die Schweizer Stimmbevölkerung über ein bedingungsloses Grundeinkommen abstimmen. Nur knapp mehr als 23% der Stimmbevölkerung befürwortete dies. Dennoch probieren es die Initianten weiter. Im Januar 2023 scheiterte eine Volksinitiative in der Sammelphase. In Zürich wurde im Herbst 2022 eine Initiative für ein Pilotprojekt vom Volk abgelehnt. Warum hat es das bedingungslose Grundeinkommen in der Schweiz so schwer? Und wie könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen aussehen? Hannes und Linus im Gespräch mit Irina Studhalter, ehemals Campaignerin für das Grundeinkommen und Raffael Wüthrich, Kampagnenleiter der Initiative «Grundeinkommen Schweiz» Aufgezeichnet am 06. Februar 2023Veröffentlicht am 09. März 2023
Seit fast 80 Jahren steht in der Schweizer Verfassung, dass die Schweiz eine Mutterschaftsversicherung einrichten soll. Effektiv eingeführt wurde der Mutterschaftsurlaub 2005, rund 60 Jahre später. Mit dem Vaterschaftsurlaub gings etwas schneller, 2020 wurde ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub in einer Volksabstimmung angenommen und gilt seit Januar 2021.Trotz dieser Änderung ist die Schweiz im internationalen Vergleich bezüglich Mutter- und Vaterschaftsurlaub eher knausrig. Eine Analyse von Interface Politikstudien kommt zum Schluss, dass unter den OECD-Ländern nur Mexiko und einzelne Staaten der USA in Länge und Umfang weniger Mutter- und Vaterschaftsurlaub gewähren. Warum ist die Schweiz so «knausrig»? Und wäre eine Elternzeit – bei der Mutter und Vater sich ein gemeinsames Kontingent an Urlaub teilen können – ein gangbarer Weg?Hannes und Linus im Gespräch mit Martin Candinas, Nationalrat der «Mitte»
Das Schweizer Gesundheitssystem ist eines der besten der Welt. Aber auch eines der teuersten. Die Gesundheitskosten – insbesondere die Krankenkassenprämien – sind deshalb ein politischer Dauerbrenner. Sie sind hoch – und steigen jedes Jahr weiter. Die Prämien werden für 2023 deutlich erhöht. Gemäss Bundesrat Alain Berset erhöht sich die mittlere Prämie für Erwachsene um 6.6 Prozent, die Prämie für junge Erwachsene um 6.3 Prozent und diejenige für Kinder steigt um 5.5 Prozent. Dabei gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen den Kantonen. Im Tessin und im Kanton Neuenburg steigt die Prämie um 9 Prozent gegenüber 2022.Die Politik will den Kostenanstieg zwar dämpfen, tut sich aber schwer damit, wirksame und mehrheitsfähige Massnahmen zu finden. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43) meint dazu: «Versicherer, Spitäler oder Pharmafirmen haben klare Interessen in diesem riesigen Gesundheitsmarkt. Leider sind sie nicht bereit den Preis zu bezahlen, der für Kostensenkungen notwendig wäre.» Warum geht es in der Gesundheitspolitik kaum vorwärts? Und was wären denn effektive Massnahmen zu einer Reduktion der Prämienlast? Hannes und Linus im Gespräch mit Nationalrätin Flavia Wasserfallen, SP, Mitglied der Sozial- und Gesundheitskommission des Nationalrates.Aufgezeichnet am 12. September 2022Veröffentlicht am 28. September 2022
Die psychiatrische Versorgung im Kanton Luzern ist überlastet. Die Betten in der stationären Behandlung sind praktisch durchgehend besetzt. Und wer eine ambulante psychiatrische Behandlung in einer Praxis will, muss sich mehrere Wochen oder Monate gedulden.Zu diesem Schluss kommt ein Planungsbericht des Kanton Luzerns. Nur: Der Bericht wurde vor Beginn der Corona-Pandemie verfasst. Seither hat sich die Situation nochmals deutlich verschärft.Dr. med. Kerstin Gabriel Felleiter, Chefärztin Ambulante Dienste und Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Psychiatrie (LUPS) erklärt: «Wir haben eine lange Wartezeit. In der ambulanten psychiatrischen Versorgung wartet man teilweise drei bis sechs Monate, bis man den ersten Termin bekommt.»Und Dr. med. Oliver Bilke, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie und Mitglied der Geschäftsleitung Luzerner Psychiatrie fügt an: «Notfälle sind etwas ganz anderes. Ein psychiatrischer Notfall wie zum Beispiel Suizidalität kann immer aufgenommen werden. Problematisch sind die planbaren Fälle. Die schieben wir zum Teil hinaus, weil die Notfälle vorgehen.» Beispiel gefällig? Wer im Januar 2022 ein Kind für eine Abklärung zu einer Autismus-Spektrum-Störung angemeldet hat, bekommt im Februar 2023 einen Termin.Warum ist die psychiatrische Versorgung dermassen überlastet? Und was taugen die Massnahmen des Kantons dagegen?Hannes und Linus im Gespräch mit Dr. Kerstin Gabriel Felleiter (Chefärztin Ambulante Dienste, Mitglied der GL der Luzerner Psychiatrie) und Dr. med. Oliver Bilke (Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie, Mitglied der GL der Luzerner Psychiatrie).Aufgezeichnet am 22. Dezember 2021Veröffentlicht am 20. Juni 2022
Etwa jeder vierte Franken wird für Sozialleistungen wir Krankenkassen, Altersvorsorge oder die Invalidenversicherung ausgegeben. Wer wofür welche Gelder und Renten bekommt ist genauestens definiert. Zur Kontrolle ob tatsächlich ein Anspruch auf Leistungen besteht, dürfen die Sozialversicherungen auch sogenannte Sozialdetektive einsetzen. Dieses Instrument hat schon für einige Kontroversen gesorgt. Wofür werden diese sogenannten Sozialdetektive tatsächlich eingesetzt? Und was bringt ihr Einsatz? Hannes und Linus im Gespräch mit Andreas Dummermuth, Leiter der Ausgleichskasse/IV-Stelle Schwyz.
Mit 64 werden Frauen pensioniert, Männer mit 65. Danach braucht es kein Erwerbseinkommen mehr, sondern eine Rente finanziert den Lebensunterhalt. Doch bei den Renten bestehen grosse Unterschiede zwischen den Geschlechtern. 2016 erhielten Frauen 54 Prozent weniger Rente aus der privaten Vorsorge, bei den Pensionskassen lag der Unterschied sogar bei 63 Prozent. Wie können diese Unterschiede verkleinert werden? Und was trägt die zurzeit diskutierte Revision der beruflichen Vorsorge bei? Hannes und Linus im Gespräch mit Dr. Svenja Schmidt, Profunde Kennerin der Beruflichen Vorsorge.
Die Krankenkassenprämien gehören – nebst der Miete – zu den grössten monatlichen Fixkosten. Seit dem Beginn des Jahrtausends sind die Prämien der Grundversicherung konstant gestiegen. Die Gesundheitskosten sind längst auch in der Politik ein Thema. Der Bundesrat hat ein Massnahmenpaket zur Kostendämpfung verabschiedet, ein zweites wird zurzeit diskutiert.Welche Massnahmen können effektiv das Kostenwachstum dämpfen? Und woher kommen denn die steigenden Kosten? Hannes und Linus im Gespräch mit Philomena Colatrella, CEO der grössten Schweizer Versicherung CSS.
Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) ist die wohl wichtigste sozialpolitische Errungenschaft des 20. Jahrhunderts. Und doch ist sie ein politischer Dauerbrenner. Weil wir immer länger leben und weniger Kinder auf die Welt kommen, wird die Finanzierung schwieriger. Seit 2014 schreibt die AHV rote Zahlen. Eine Reform soll die Finanzen der AHV wieder ins Lot rücken. Mitte, FDP und SVP sind sich in den Grundzügen einig. Das Rentenalter der Frauen soll auf 65 steigen, die Mehrwertsteuer soll zugunsten der AHV erhöht werden und das Rentenalter soll flexibler werden.Löst diese Reform die Probleme der AHV? Hannes und Linus im Gespräch mit Erich Ettlin, Ständerat der CVP/Die Mitte aus Obwalden.
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie gabs grosse kantonale Unterschiede. Oft war die Rede von einem «Flickenteppich», manche sprachen auch vom «Kantönligeist».Wer sich in Zürich impfen will, muss online einen Termin buchen. In Luzern bekommt man einen Termin zugeteilt. Und in Obwalden kann man sich aussuchen, ob man einen Termin buchen will, oder einen zugeteilt bekommt.Im Kampf gegen die Corona-Pandemie gabs grosse kantonale Unterschiede. Oft war die Rede von einem «Flickenteppich», manche sprachen auch vom «Kantönligeist». Jeder Kanton hat die Massnahmen des Bundes anders umgesetzt. Viele haben dazu noch eigene Massnahmen ergriffen. Diese Unterschiede sind politisch gewollt. Was nicht zwingendermassen vom Bund geregelt werden muss, wird den Kantonen überlassen. Föderalismus nennt sich dieses Prinzip.Trotz der öffentlichen Kritik am Föderalismus meint Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor von Basel-Stadt und Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz: «Die föderalistische Schweiz schneidet im Vergleich nicht schlecht ab. Andere europäische Länder, mit meist zentralistischer Regierung, wurden von der Pandemie noch schwerer getroffen.»War der Föderalismus Helfer oder Hürde im Kampf gegen das Coronavirus? Und was können wir aus der Corona-Pandemie lernen?Hannes und Linus im Gespräch mit Dr. Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor von Basel-Stadt und Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz.
Die Ergänzungsleistungen sind die stillen Helden des Sozialsystems. Wer trotz Alters- oder Invalidenrente seine Lebenshaltungskosten nicht decken kann, erhält Ergänzungsleistungen (EL). Über zehn Prozent aller AHV-Bezügerinnen und Bezüger erhalten EL. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen sind es rund die Hälfte. Das kostet. 2019 wurden schweizweit 5.4 Milliarden Franken an Ergänzungsleistungen ausbezahlt. 2006 waren es lediglich 3 Milliarden. Mit einer Reform soll das Kostenwachstum gestoppt werden. Anfang 2021 trat die Reform in Kraft. Wer erhält Ergängzungsleistungen? Wie wird der Anspruch definiert? Was will die Reform? Was bringt sie tatsächlich? Und welche neuen Probleme stellen sich?Hannes und Linus im Gespräch mit Alain Rogger, Leiter WAS Ausgleichskasse Luzern.
Notstand in der Pflege. Mit einer Initiative kämpft das Pflegepersonal für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal.Notstand in der Pflege – und nicht erst seit Corona. Das sagt der Verband der Pflegefachpersonen (SBK). Das soll sich ändern. 2017 hat der SBK die Pflegeinitiative eingereicht. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen, eine Ausbildungsoffensive und mehr Verantwortung. National- und Ständerat haben zwei Anliegen aufgenommen und einen indirekten Gegenvorschlag in der Frühlingssession 2021 verabschiedet. Wie sind Initiative und Gegenvorschlag zu beurteilen. Sind damit die Probleme in der Pflege gelöst?Hannes und Linus im Gespräch mit Marianne Pfister, Geschäftsführerin von Spitex Schweiz.
Baustelle 2. Säule, die berufliche Vorsorge: Die höhere Lebenserwartung und die tiefen Zinsen bedrängen die Renten der Zukunft.Der Bundesrat hat einen Vorschlag an National- und Ständerat geschickt. Welche Probleme stellen sich? Wie will der Bundesrat die Probleme lösen? Kommt das gut? Hannes und Linus im Gespräch mit Peter Fries, Vorsitzender der Geschäftsleitung der PKG.
Was ist der Podcast «Breakdown»? Wer sind Hannes Blatter und Linus Bürgi? Wer ist das Luzerner Forum für Sozialversicherungen und Soziale Sicherheit?Alle Antworten in diesem Podcast über den Podcast.