Wie lebt es sich in Südkorea? Und was fällt zwei Deutschen, die seit vielen Jahren dort leben, im Alltag so alles auf? In Toms Korea sprechen Thomas und Sebastian über allerhand Dinge, die das Leben in Südkorea niemals langweilig werden lassen. Inspiriert werden sie dabei von der Familie, Freunden, der Arbeit oder Alltagserfahrungen. An vieles haben sie sich als alte Hasen schon längst gewöhnt, doch es gibt in dem dynamischen Land auch immer wieder Neues zu entdecken.
Wie lebt es sich in Südkorea? Und was fällt zwei Deutschen, die seit vielen Jahren dort leben, im Alltag so alles auf? In Toms Korea sprechen Thomas und Sebastian über allerhand Dinge, die das Leben in Südkorea niemals langweilig werden lassen. Inspiriert werden sie dabei von der Familie, Freunden, der Arbeit oder Alltagserfahrungen. An vieles haben sie sich als alte Hasen schon längst gewöhnt, doch es gibt in dem dynamischen Land auch immer wieder Neues zu entdecken.
Südkorea hatte im vergangenen Jahr erneut die niedrigste Geburtenrate weltweit aufzuweisen. Sie fiel auf ein absolutes Rekordtief von 0,72 Nachkommen pro Frau, rund 7,7 Prozentpunkte oder 19.000 Geburten weniger als im Jahr davor; in Seoul soll sie sogar bei 0,55 gelegen haben. Seit sechs Jahren liegt die Fertilitätsrate in Südkorea, einzigartig unter OECD-Ländern, nun unter 1,0, und trotz sinkender Sterbefälle schrumpft nun auch die Bevölkerung insgesamt seit vier Jahren. Letzte Woche sprachen wir noch über den zentralen Stellenwert der jeweils nachwachsenden Generation in der koreanischen Gesellschaft. Wenn dieser Nachwuchs immer weniger wird und in Südkorea immer mehr Kinder fehlen, wird das die Gesellschaft, Kultur und Traditionen sicherlich verändern. Die Auswirkungen auf Kindergärten und Schulen sind bereits spürbar, die sogenannte Generation Alpha erinnert manchmal eher an Omega.
Bekanntlich ist Südkorea das Land mit dem höchsten Anteil an tertiärer Ausbildung unter allen OECD-Ländern, mit Stand 2023 besuchen oder besuchten ca. 76% der Bevölkerung eine Hochschule. Dieser Anteil ist etwa doppelt so hoch wie in Deutschland und liegt fast 20 Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt. So herrscht hierzulande eine harte Konkurrenz um die besten Studienplätze, was dadurch noch verschärft wird, dass die Universitäten seit jeher in einem unverrückbaren Hierarchieverhältnis zueinander stehen. Die drei Top-Unis sind, wie jeder schon im Kindergarten weiß, Seoul-Nationaluni, Yonsei- und Korea-Universität. Dazu gesellt sich seit einigen Jahren das Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST), und auch die altehrwürdige, von Samsung stark unterstützte Sungkyunkwan-Uni wird oft mit dazugezählt. Wer hier einen Studienplatz bekommt, hat beste Aussichten auf eine erfolgreiche Karriere, denn die Eliten waren praktisch alle dort und kümmern sich um ihre Alumni. Andersrum: Wer an einer drittklassigen Uni in der Provinz landet, studiert oft für die Arbeitslosigkeit. Nicht selten trifft man Taxifahrer und Verkäuferinnen mit Hochschulabschluss. Jetzt, Anfang März, hat grad das neue Schul- und Studienjahr angefangen, und so ist dies unser heutiges Thema.
Apartment-Wohnungen gibt es in Südkorea wie Sandburgen am Meer, doch viele Ausländer fremdeln mit dieser seit über 60 Jahren eingeübten Wohnform. So sind dort Ankündigungen per Aufzug-Aushang oder per Lautsprecher-Durchsage in der Wohnung immer nur auf Koreanisch, und oft verkünden sie das vorübergehende Abstellen von Strom, Warmwasser oder WiFi etc. nur sehr kurzfristig. In die Betonwände lassen sich keine Nägel schlagen, Bilder, Kalender etc. muss man mit einer Art Tapetenhaken aufhängen; die Parklücken in der Tiefgarage sind immer sehr eng, oft zu eng für große Autos wie SUV; und der Hausmeister kennt einen schnell persönlich, man sollte also besser keine peinlichen Dinge in den vorsortierten, von ihm zu kontrollierenden Hausmüll werfen. Mit der Luxus-Ausstattung einer Kimchi-Küche wissen viele nichts anzufangen, stattdessen hätten sie gern einen Wäschetrockner neben der Waschmaschine. Und nicht zuletzt sind die Briefkästen nie abschließbar und jedermann zugänglich. Trotzdem wohnen die meisten SüdkoreanerInnen in einer Apartment-Wohnung, und zwar gern. Was also ist so toll daran?
Es gab noch nie so viele Ausländer, die längere Zeit in Südkorea leben, wie derzeit. Nach statistischen Angaben des Innenministeriums Ende letzten Jahres hielten sich rund 2,26 Millionen Ausländer länger als drei Monate in Südkorea auf. Vor 20 Jahren war es knapp eine halbe Million, es sind heute also mehr als vier Mal so viele wie damals, als wir im Land ankamen. Die Zahl stieg fast stetig jedes Jahr, nur unterbrochen von der Corona-Pandemie. Jetzt wurde der bisherige Höchststand von 2019 erstmals übertroffen. Die meisten Ausländer, über 40%, stammen aus China, gefolgt von Vietnam und Thailand mit jeweils um die 10%, mehr als 7% kommen aus den USA, wozu auch die rund 28.000 hierzulande stationierten GIs beitragen. Ein Grund für die stetige Zunahme ist sicherlich die Förderung des Tourismus, für Einreisende ist die Ankunft in Südkorea in vieler Hinsicht sehr viel leichter als bei uns damals. Doch ist wirklich alles besser geworden, oder gibt es noch immer Schwierigkeiten für unsereins?
In Südkoreas schnellebiger K-Pop-Kultur spielen sogenannte characters, kleine Fantasiefigürchen mit unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen und emotionaler Ausdruckskraft, eine wichtige Rolle, ähnlich vielleicht wie in Japan. Sie erinnern stilistisch an die immer noch verbreiteten Olympia-Maskottchen von Seoul 1988 oder Pyeongchang 2018 sowie an Kinder-Zeichentrickfiguren wie der Pinguin-mit Pilotenbrille Pororo und wurden von bekannten Webtoon-Designern für die größten Internet-Firmen Südkoreas, Kakao-Daum und Naver, entworfen. Trotz ihrer zuckersüß-kindlichen, meist einfarbigen Gestaltung sind sie an junge, konsum- und kaufkräftige Erwachsene gerichtet, um sie zu ebendiesen Tätigkeiten zu animieren. Ursprünglich Kollegen der weltweit beliebten Smileys, Emojis und Emoticons und in Online-Apps wie Daum oder Naver und im Messengerdienst KakaoTalk beheimatet, sind diese Figuren längst in der realen Welt allgegenwärtig, meist als Plüschtiere, Verzierungen oder überdimensionale Plastikstatuen bei Massenevents. Auch Idols wie BTS und Blackpink haben längst ihre eigene character-Kollektion. Wer sich in Südkorea aufhält, kommt an ihnen nicht vorbei.
Am Samstag ist das Neujahrsfest nach dem koreanischen Mondkalender, genannt Seolnal. Gefeiert wird das neue Jahr des blauen Yang-Drachen. Es ist vermutlich das wichtigste Fest in vielen Teilen Asiens, nicht nur in Korea, denn es vereint Elemente der verschiedensten asiatischen Traditionen in sich. Nach schamanistischer Tradition wird vorher das Haus gereinigt, auch mit Räucherstäbchen, und hell erleuchtet, um böse Geister zu verscheuchen. Im Sinne des Konfuzianismus werden die Ahnen zeremoniell geehrte und deren Grabstätten besucht. Aus dem Daoismus stammt der jährlich wechselnde Yin-Yang-Rhythmus, der die Charakteristika der Tierkreiszeichen beeinflusst. Und die zwölf Tiere des letztlich chinesischen Tierkreis-Systems sollen laut einer Legende in der überlieferten Reihenfolge (Maus/Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange etc.) zu Buddha persönlich gekommen sein, der ihnen jeweils ein Jahr zuwies. Und in der modernen Gesellschaft ist es natürlich ein gesetzlicher, arbeitsfreier Feiertag. So ist praktisch für jeden etwas dabei.
Südkorea ist das Land der Online-Dienste, alles Mögliche kann man inzwischen online erledigen, sogar behördliche Angelegenheiten wie die Steuererklärung. Freilich muss man sich dazu jeweils anmelden, und das bedeutet in der Regel, seine Identität zu authentifizieren. Anfangs wurde dazu naheliegenderweise die soziale Identifikationsnummer benutzt, die jedem registrierten Einwohner Südkoreas zugewiesen ist, die einmalig ist und jede Person eindeutig identifiziert. Diese besteht aus den sechs Ziffern des Geburtsdatums sowie fünf weiteren, eher zufälligen Zahlen. Dabei kam es leider immer wieder zum Datendiebstahl, denn wenn man den Namen und die ID-Nummer einer Person kannte, konnte man sich damit überall im Internet anmelden und viel Unheil für die Person anrichten. Und dann war es sehr aufwändig, die ID-Nummer zu wechseln. Seit einiger Zeit wird daher meist eine andere Nummer zur persönlichen Identifikation benutzt: die eigene Handy-Nummer. Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt, das ist unser heutiges Thema.
Koreaner lieben es schnell und bequem, so auch beim Shopping bzw. Bezahlen. Anstatt bündelweise Geldscheine mit sich herumzuschleppen, sind die meisten schon vor Jahren auf Bank- und Kreditkarten umgestiegen, und da jeder und jede ein persönliches High-End-Smartphone hat, wird auch das immer öfter zum Bezahlen benutzt, besonders seit der kontaktscheuen Zeit während der Corona-Pandemie. Die weltweit am meisten verbreitete Bezahl-App, Apple Pay, ist zwar erst seit letztem Jahr in Südkorea zugelassen. Doch hierzulande gibt es schon lange ähnliche sogenannte Easy-Payment-Systeme wie Kakao Pay, Naver Pay, Toss, PayCo oder Samsung Pay, die verschiedene Dienste von E-Wallets über virtuelle Digitalgeld-Konten bis hin zum vollständigen Online-Banking anbieten. Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt, das ist unser heutiges Thema.
Das noch neue Jahr hat schon mit einer sehr guten Nachricht für Südkorea angefangen. Denn bereits letzte Woche hat das Parlament fast einstimmig ein Gesetz zum Verbot von Produktion und Handel von Hundefleisch verabschiedet. Diese Nachricht hat gleich für Schlagzeilen in westlichen Nachrichtenmedien wie FAZ, SZ, Tagesschau oder CNN gesorgt. Bisher wurden und werden die Tiere auf speziellen Hundefarmen ausschließlich für den Verzehr gezüchtet und landen in speziellen Restaurants meist im Eintopf, Boshintang genannt. Das ist eine jahrhundertealte Tradition nicht nur in Korea, wo Hunde nicht im Haus gehalten wurden und man kaum eine persönliche Beziehung zu ihnen aufbaute. Doch im modernen Südkorea, wo kleine, niedliche Hunde immer häufiger als Begleittiere zum familiären Haushalt gehören, wuchs der Widerstand gegen die Hundefleisch-Industrie immer stärker. Jetzt muss nur noch der Präsident das Gesetz unterzeichnen, dann tritt es mit einer Übergangszeit von drei Jahren in Kraft.
Korea ist unter anderem für seine traditionelle Fußbodenheizung bekannt, meist Ondol genannt. Das Heizungssystem gibt es schon seit vielen hunderten, wenn nicht tausenden von Jahren. Ähnlich wie in römischen Thermen wurde dazu die heiße Abluft der Koch- oder einer speziellen Feuerstelle durch eine Art Tunnelsystem unter den Fußboden der beheizten Zimmer geleitet. Dabei wurden spezielle Steine erhitzt, die noch lange nach dem Erlöschen der Feuerstelle Wärme abgaben, bei besonderen Glimmer-Steinen angeblich bis zu einer Woche. Lange Zeit war diese Heiztechnik allerdings reinster Luxus für Königs- und Adelspaläste, erst gegen Ende der Joseon-Zeit war sie allgemein verbreitet und wurde auch in einfachen Lehmhütten verwendet. Während der japanischen Besatzungszeit entdeckte ein amerikanischer Architekt das System und führte es im Westen ein, seit 2018 gehört es zum immateriellen Kulturgut Südkoreas. Heute durchströmt warmes Wasser im kalten Winter hierzulande jeden Fußboden in jeder Privatwohnung. So angenehm wie es meist ist, hat es auch einige Nachteile. Sprechen wir darüber!
Kein anderes Land der Welt, in dem die Bevölkerung ethnisch ähnlich weitgehend homogen ist wie in Südkorea, ist religiös vergleichbar divers. Die längste Zeit der koreanischen Geschichte waren die verschiedensten spirituell-religiösen Rituale und Wertvorstellungen wie schamanistische Geisterbeschwörungen, buddhistische Zeremonien und konfuzianische Ahnenverehrung in der Bevölkerung gleichermaßen verbreitet, ohne dass sich die Leute einer organisierten Religion zugehörig fühlten. Noch heute ist die allgemeine religiöse Toleranz in Südkorea vorbildlich. Erst mit der Urbanisierungswelle aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in den 1960er und 70er Jahren traten immer mehr Koreaner vor allem einer buddhistischen oder christlichen Konfession bei. So sind und waren sämtliche südkoreanische Präsidenten mit voller Amtszeit (ohne die Militärführer) Anhänger einer Kirche, meist der katholischen. Auch der Gründervater Nordkoreas, Kim Il-sung, ist als Presbyterianer aufgewachsen. Kirchen, Prediger und Missionare gehören heute zum typischen Stadtbild, und Weihnachten ist ein offizieller Feiertag. Ist Südkorea ein christliches Land?
Das alte Jahr packt seine Koffer, das neue steht schon vor der Tür. So hoffen wir auf bess’re Zeiten –und von den alten sprechen wir. Genau das tun wir heute, denn es ist mal wieder Zeit für einen Jahresrückblick: Was ist in diesem Jahr so alles passiert, was ist gut gelaufen, was weniger gut? Die Corona-Pandemie ging offiziell zu Ende, dafür ging der Krieg in der Ukraine weiter und ein ganz neuer in Israel bzw. im Gaza brach los. Dazu passt irgendwie, dass das vergangene Jahr das wärmste seit Menschengedenken war. Die Welt blieb also weiter im Krisenmodus. Ebenfalls in der Dauerkrise befand sich der deutsche Fußball, insbesondere im Hinblick auf die heimische Fußball-EM im nächsten Jahr. Etwas Abwechslung boten die neuen, künstlich-intelligenten Chatbots wie ChatGPT. Doch ob KI-Anwendungen tatsächlich die Lösung oder doch eher ein Teil der Probleme sein werden, das ist vorerst noch eine offene Frage. Die Atomkraft in Deutschland wurde beendet, Indiens Bevölkerungszahl hat die Chinas übertroffen, das vereinigte Königreich hat jetzt tatsächlich einen König … es wären zu viele Themen zu besprechen. Beschränken wir uns daher also auf unsere persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse im abgelaufenen Jahr.
Corona ist in Korea schon lange kein Thema mehr – denn krank werden die Leute auch so. Die Pandemie ist zwar schon lange vorbei, doch viel besser ist die Lage zurzeit nicht wirklich, denn eine Erkältungs- und Grippewelle hält die Bevölkerung Südkoreas buchstäblich in Atem, ob mit oder ohne Corona. Die Nachfrage nach Corona-Tests ist so stark gesunken, dass die öffentlichen Corona-Testzentren in Südkorea bis zum Jahresende geschlossen werden. Aber keine Tests bedeutet natürlich nicht, dass jetzt alle Leute gesund sind. Konventionelle Atemwegskrankheiten wie Grippe und Lungenentzündungen sind auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren, die Behörden haben jüngst gar eine eigene Taskforce gegründet, um die weitere Ausbreitung einzudämmen. Impfungen werden dringend empfohlen, besonders bei den bekannten Risikogruppen. Welche Auswirkungen hat die akute Grippewelle bereits? Wie reagieren die Leute darauf? Sprechen wir heute darüber, solange wir selbst noch gut bei Stimme sind.
In den letzten Wochen und Monaten haben wir immer wieder mal über die koreanische Esskultur gesprochen. Aber nie über das urtypische koreanische Lebensmittel, das sehr viel enger zur koreanischen Identität gehört als bei uns das damit verwandte Sauerkraut: Kimchi, das oft sehr scharf eingelegte und fermentierte Gemüse, das bei keiner echten koreanischen Mahlzeit fehlen darf, vom Frühstück bis zum Abendessen. Wer neu nach Korea kommt, lernt es sehr schnell kennen, und es gibt kaum AusländerInnen, die nicht sehr bald auf den Geschmack kommen. In Deutschland gibt es in Asia-Läden bereits komplettes Kimchi-Gewürz. Für Kimchi kann praktisch jedes Gemüse verwendet werden. Meist ist es aus Chinakohl, oft aber auch aus Rettich, aus grünen Zwiebeln oder Gurken usw., es kann frisch hergestellt und noch kaum fermentiert oder lange lagernd und stark vergoren sein, es gibt sehr scharfe und sehr milde Sorten, manches wird fast wie eine Suppe serviert, anderes wie ein trockener Salat. Über dieses Supergemüse wollen wir heute sprechen.
Wie überall sonst auf der Welt finden sich auch in Südkorea Ausgewanderte aus demselben Kulturkreis, sogenannte Expats, schnell zusammen. Oft versammeln sie sich um offizielle Institutionen herum: Die deutsche Botschaft gibt es in Südkorea seit 66 Jahren, das Goethe-Institut Seoul seit 55 und die Deutsche Schule International, ebenfalls in Seoul, seit 47 Jahren. 1995 wurde dann der Deutsche Club Seoul gegründet, wo sich vor allem Angehörige der in diesen Institutionen Tätigen und von deutschen Firmen nach Südkorea Entsandten treffen und Veranstaltungen für die deutsche Community organisieren. Im selben Jahr wurde auch die Interessenvereinigung der Deutschlehrenden, die Lektoren-Vereinigung Korea (LVK), gegründet; ich selbst bin dort seit einigen Jahren im Vorstand. Aus jüngster Zeit stammt eine wachsende Anzahl von informellen Facebook-Gruppen über Deutsche in oder mit Interesse an Korea, wo viele Informationen ausgetauscht und regelmäßige Stammtische organisiert werden. Was gibt es sonst noch?
Vor knapp zwei Wochen war mal wieder Ausnahmezustand in Südkorea, die landesweite Reifeprüfung, genannt Suneung, wurde durchgeführt. Städtische und andere Angestellte sollten eine Stunde später ins Büro kommen, um die Verkehrssituation zu entlasten, Extrabusse wurden eingesetzt, damit alle Prüflinge spätestens um 8.10 Uhr ihren Prüfungsort erreichen konnten, und Flugzeuge durften von 13.05-13.40 Uhr weder starten noch landen, um bei den Höraufgaben im Englisch-Test nicht zu stören. Über eine halbe Mio. SchülerInnen nahm daran teil, die Massenveranstaltung dauerte den ganzen Tag, erstmals seit vier Jahren ohne jegliche Corona-Beschränkungen, selbst, falls man gerade infiziert war. Für die Jugendlichen war es ihre wohl wichtigste Prüfung, denn danach entscheidet sich, welche Universität sie aufgrund ihrer Noten besuchen können, sie setzt also die Weichen fürs ganze spätere Leben. Die meisten verbringen ihre halbe Jugendzeit damit, sich darauf vorzubereiten. Die große Nachfrage nach ruhigen Orten zum Lernen hat in Südkorea ein eigenes Geschäftsfeld hervorgebracht: rein aufs Lernen spezialisierte Cafés, hierzulande study cafes genannt.
Für Koreas Sportfans gab es in den letzten Wochen oft Gelegenheit zum Jubeln, nicht nur mit Klinsmanns erfolgreichen Fußballjungs, sondern auch in einer Sportart, die in Deutschland von offiziellen Stellen wie dem DOSB gar nicht als solche anerkannt wird: im E-Sport. Dabei verzeichnete die 13. Weltmeisterschaft im Multiplayer-Online-Battle-Arena-Spiel (MOBA) League of Legends gleich mehrere Sensationen. Erstmals konnte ein Team (T1 aus Südkorea) zum vierten Mal eine E-Sport-Weltmeisterschaft gewonnen (2013, 15, 16, und 23), und ihr Superstar „Faker“ war jedes Mal mit dabei, ist also ebenfalls vierfacher Weltmeister. Das Finale mit einer Spektakulären K-Pop-Show in einem ausverkauften Baseballstadion in Seoul sahen über 6 Millionen Zuschauer per Live-Stream – ebenfalls Weltrekord. E-Sport oder Gaming, wie es hierzulande meist genannt wird, ist bei jungen Koreanern schon jetzt beliebter als etablierte Zuschauersportarten wie Fußball, Baseball oder die Olympischen Spiele und könnte ihnen durch Pluspunkte wie universeller Verfügbarkeit und umfassender Barrierefreiheit, der Überwindung von Ländergrenzen, zielgruppenattraktiver Werbetauglichkeit und seiner natürlichen Kompatibilität mit der digitalen Popkultur in absehbarer Zeit den Rang ablaufen. Auch wenn wir selbst nicht zu der Szene dazugehören, wollen wir heute einmal darüber sprechen.
Neulich erzählte mir jemand von einem Bekannten in Deutschland, der wegen einer chronischen Krankheit regelmäßig teure Medikamente nach Hause geliefert bekommt. Wenn er nicht zu Hause war, wurden die Pakete vor der Wohnungstür abgelegt. Bis irgendein Unbekannter immer wieder die Pakete aufriss und den Inhalt mitnahm. Derartiger Lieferpaket-Diebstahl ist ein weit verbreitetes Problem, auf Kanälen wie YouTube finden sich unter dem Stichwort porch pirates unzählige Videos dazu. Außer in Korea. Hier gibt es das Phänomen, dass die Pakete und überhaupt Dinge von anderen Leuten meistens in Ruhe gelassen werden. Es ist z.B. keine Seltenheit, dass Lieferungen bei meinen Nachbarn tage- oder sogar wochenlang unbehelligt vor der Tür liegen, wenn die nicht da sind. Und vor dem Eingang zu unserem Wohnheim stapeln sich die gelieferten Päckchen, Pakete und Wasserflaschen schon lange zu einem ansehlichen Haufen unter freiem Himmel, obwohl täglich hunderte von Leuten dran vorbeilaufen. Und auf den Parkplätzen in der Tiefgarage parken nicht nur Autos, sondern auch brauchbare Möbel. Und Sofas lagern vor den Fahrstühlen, weil da Platz ist. Über diese im Westen fremde Kultur des blinden Vertrauens in das Desinteresse anderer sprechen wir heute.
Am 12. November vor dreißig Jahren öffnete der erste E-Mart seine Pforten, und damit der erste Discount-Supermarkt in Südkorea. In diesem sogenannten Hypermarkt war ich bis von etwa 15 Jahren Stammkunde, wir wohnten in der Nähe. Anders als die modernen Läden, auch von der Konkurrenz (Lotte Mart, Homeplus), war dieser erste Versuch noch deutlich auf Laufkundschaft ausgerichtet, die bisher auf traditionellen Märkten einkaufte. Er lag direkt neben einer U-Bahn-Station, das Parkhaus (einfache Stahlkonstruktion) daneben wurde erst später errichtet, und die Parkplätze und Fahrwege dort waren für die danach in Mode kommenden SUVs viel zu eng. Die Rolltreppe zwischen den Stockwerken des ersten E-Marts lag jenseits der Kassenbereiche, man musste also jedes Mal erst an einer Kasse vorbei, wenn man zwischen den Etagen wechseln wollte. Heute sind sie selbstverständlich überall in den Verkaufsraum integriert. Und die Verkaufsfläche war viel zu klein angelegt, der Markt platzte aus allen Nähten, vor den Kassen und draußen standen überall Wühltische, und ein Teil des Parkhauses wurde als Warenlager zweckentfremdet. Offenbar übertraf der Erfolg des neuen Verkaufskonzepts alle Erwartungen. Heute sind solche SB-Warenhäuser allgegenwärtig.
Bevor ich nach Korea kam, hatte ich mal an einem Sushi-Kochkurs in Bielefeld teilgenommen. Der Fisch war vorgeschnitten, echtes Sushi machen war also kinderleicht wie Lego zusammenstecken, nur das koordinierte Zusammendrehen der Sushi-Rollen verlangte echtes Geschick. Wer es selbst schon mal ausprobiert hat, weiß, wovon ich spreche, und wer es damals hinkriegte, war mächtig stolz. Eine ansehnliche Seetang-Rolle galt als Krönung des ganzen Sushi-Kurses. Dann kam ich nach Korea und stellte fest, dass diese Reisrollen hierzulande eine relativ billige Massenware sind. Alte Frauen verhökern ihre Selbstgedrehten in Alu-Folie am Straßenrand und in der U-Bahn, die speziellen Kimbap-Restaurants, wie die Reisrollen hierzulande heißen, gelten als die einfachsten und billigsten überhaupt. Denn offenbar beherrscht jede Koreanerin die kniffligen Handgriffe im Schlaf, ruck-zuck wird dort eine Kimbap-Rolle nach der anderen perfekt gerollt und geschnitten. Höchste Zeit, darüber zu sprechen.
Südkorea gilt als das Land mit der höchsten Roboterdichte weltweit, zumindest in der Industrie, wo sie in der Regel isoliert arbeiten, um menschliche Mitarbeiter nicht versehentlich zu gefährden. Seit einigen Jahre gibt es auch immer mehr Roboter im Service- und Privatbereich, ermöglicht durch verfeinerte Sensoren sowie Erkennungs- und Sicherheitsalgorithmen. Man kann sie gleich am Flughafen sehen, wenn man in Korea ankommt, aber auch in vielen Cafés, Restaurants und Hotels, demnächst auch als Lieferboten auf (womöglich) Radwegen. In Südkorea gibt es kaum Berührungsängste zu den stets hilfsbereiten Elektrowesen. Ein Grund könnte in der populären Heldenfigur Robot Taekwon V liegen, die seit 1976 in Film und Fernsehen südkoreanische Kinder begeistert und vor einigen Jahren ein Revival erlebte (in Deutschland verunglimpft als „Voltar: Der Unbesiegbare“). Sprechen wir heute über Koreas Roboterwelt!
Südkoreas Hauptstadt Seoul ist eine besondere Stadt, das wurde mir gleich nach der Ankunft vor über 20 Jahren schlagartig klar. Frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit lief ich durch eine belebte Einkaufsstraße, als plötzlich alles auseinanderstob und ich nichtsahnend durch die Schusslinie einer Kamera schlenderte. Irgend ein Mode-Model sollte mitten zwischen Fußgängern aufgenommen werden, doch jetzt sah die genervte Filmcrew nur mein dummes Gesicht mit Fragezeichen über dem Kopf. Derartige Guerilla-Filmaufnahmen in der Stadtkulisse ohne vorheriges Absichern und vermutlich Anmelden habe ich seitdem mehrmals erlebt, koreanische Dramas und Filmhits wie „Old Boy“ (2003) wurden und werden zum Teil auf diese Weise gedreht. Und seit rund zehn Jahren auch immer mehr internationale Produktionen. Ein Freund von mir war so schon mal in einem koreanischen Film im Hintergrund zu sehen. Bald auch in Hollywood?
Letzte Woche gab es zum Tag der Deutschen Einheit einen offiziellen Empfang des neuen deutschen Botschafters in Seoul, Georg Schmidt, und seiner Frau sowie vonseiten der Wirtschaft. Die Stehparty war riesig, im fußballplatzgroßen Ballsaal des Grand Hyatt Hotel in Seoul versammelten sich tausende von Leuten, meist im schicken Anzug und/ oder Kostüm, einige im bayerischen Dirndl, eine ganze Reihe in militärischer Uniform. Derartige Botschafterempfänge gibt es übers Jahr verteilt mehrere, aber man braucht eine offizielle, personalisierte Einladung dafür. Dazu kann man sich bei der sogenannten „Elektronischen Erfassung von Deutschen im Ausland“, kurz ELEFAND, online registrieren, nicht nur in Korea, sondern weltweit. Dort sind z.B. auch die deutschen Landsleute in Israel erfasst, die in diesen Tagen wegen der Kriegslage mit der Hamas außer Landes gebracht werden. Vermutlich sind aber persönliche Beziehungen zu Leuten mit direktem Draht in die Botschaft ein zuverlässigerer Garant für derartige Einladungen.
Fast hätten wir es vergessen: die koreanischen Schnellnudeln, Ramyeon genannt, feierten vor drei Wochen ihr 60-jähriges Jubiläum in Korea! Am 15. September 1963 startete die Firma Samyang Foods Co. den Verkauf der vorfrittierten Nudeln, die nur noch mit heißem Wasser aufgegossen werden müssen (und zur Not auch ohne Wasser wie ein Snack geknabbert werden können). Der Name stammt vermutlich von einer älteren chinesischen Nudelbezeichnung, Lamian, und als Ramen waren die Schnellnudeln schon seit fünf Jahren in Japan beliebt. Dort werden sie heute hauptsächlich in speziellen Restaurants teils aufwändig gekocht und dekorativ serviert, in Korea gelten sie immer noch als Billigstnahrung aus dem Supermarkt, sowohl preislich als auch qualitativ. Zugleich aber auch als eine Art Wohlfühlessen, vor allem bei jungen Leuten. Und mittlerweile auch weltweit, denn der Export hat im Zuge der kulturellen und kulinarischen Korea-Welle sehr stark zugenommen. Man findet koreanisches Ramyeon längst auch in deutschen Supermärkten.
Ähnlich wie im Westen zu Weihnachten beschenken sich die Koreaner traditionell gegenseitig zum Erntedankfest Chuseok. Einer der auffälligsten Unterschiede dürfte die Beliebtheit vorgefertigter, hübsch aufbereiteter Geschenksets sein, die man seit vielen Wochen in jedem Kaufhaus, Supermarkt und sogar 24-Stunden-Kiosk erwerben kann. Es gibt sie in jeder vorstellbaren Preisklasse zwischen 10.000 und 1.000.000 Won (z.B. für ein Set mit Jeju-Schokolade), angeblich sogar bis hundert Millionen Won (für 72 Jahre alten, stark limitierten Whiskey). Das Motto dabei ist meist go big or go home, also klotzen statt kleckern, keine halben Sachen, lieber zu teuer als zu billig. Sehr beliebt sind Sets mit praktischen Dingen wie Lebensmittel, Ginseng oder Kosmetika. Noch beliebter ist allerdings ein Umschlag mit druckfrischem Bargeld. Und praktischer. Derartige Traditionen und Trends in der koreanischen Geschenkkultur sind das Thema der heutigen Sendung.
In Korea gibt es wie in ganz Ostasien keine so ausgedehnte Milchwirtschaft wie in Europa. Das liegt nicht zuletzt sicherlich daran, dass die große Mehrheit der erwachsenen Koreaner, laut manchen Angaben bis zu 90% oder sogar mehr, eine Laktoseintoleranz haben, die außerhalb Europas weit verbreitet ist. Traditionell war Milch, meist von Pferden, dem Adel vorbehalten. Erst seit den ersten staatlichen Förderprogrammen für die Milchindustrie in den 1970er Jahren nahm der Konsum von Milchprodukten stetig zu. Mitverantwortlich dafür waren nicht zuletzt auch zehntausende von fleißigen Yoghurt-Muttis, „Yakult-Ajumma“ genannten mittelalten Frauen, die erst per Handkarren, seit einigen Jahren per E-Motorroller die stark gezuckerten Milchwaren einer bekannten Firma ausliefern, die damit bis zu 80% ihres Umsatzes macht. Mit ihren teils überdachten Elektro-Kühlwagen gehören sie in ganz Korea zum festen Stadtbild. Darüber wollen wir heute sprechen.
Morgen ist der sogenannte Foto-Tag, einer der regelmäßigen „romantischen“ Tage jeweils am 14. eines Monats. Zu diesem Anlass wurden bei uns auf dem Campus überall kleine Zelte mit Foto-Automaten aufgebaut, wo man spaßige Erinnerungsfotos machen kann. Und daneben steht (bei gutem Wetter) ein großer Tisch mit Accessoires und Utensilien wie grellbunte Perücken, (Sonnen-)Brillen, Mützen, Plüschtiere und andere auffällige Dinge, die man in die Kamera halten kann. Derartige Selfie-Automaten sind ein regelrechter Trend, überall poppen kleine Selfie-Foto-Läden auf, die ganz ohne Personal betrieben werden. Die unterschiedlichen Arten von Accessoires machen sie jeweils individuell, und so stellen sie womöglich weniger Konkurrenz dar als Partner, die interessierte junge Leute überhaupt in die Straße locken. Woher dieser Trend in einer Zeit des Smartphone-Selfie-Überflusses kommt und ob er vielleicht anhalten wird, darüber sprechen wir heute.
Dieser Sommer war wieder und ist immer noch sehr heiß, da waren wieder massenweise die koreanischen Singzikaden zu hören. Sie werden hierzulande „Maemi“ genannt, offensichtlich wegen des wellenartigen Aufheulens ihrer Trommelorgane. Jede Art hat ihre eigene, typische Singmelodie, es gibt sogar Unterschiede zwischen einzelnen Männchen. Bei der meistverbreiteten Art klingt es ein bisschen wie ein elektrischer Alarm mit rhythmischer Fehlfunktion, etwa wie ein „Weewee weewee weeeehh“, manchmal eben auch wie „Meme meme“. Dieser Paarungsruf ist so laut und durchdringend, dass er den Stadtverkehr übertönt und Hunde aufheulen. Angeblich erobern die Zikaden erst seit den 1990er Jahren die Innenstädte und haben sich besonders wegen der zunehmenden Hitzewellen der letzten Jahre stark vermehrt. Dank nächtlicher Rundumbeleuchtung und zunehmender Konkurrenz untereinander sind sie von frühmorgens bis tief in die Nacht aktiv und stören die Nachtruhe vieler Stadtbewohner. Höchste Zeit, darüber zu sprechen!
Ende Mai gab es in Seoul frühmorgens um halb Sieben einen Sirenenalarm mit der SMS-Meldung „Kriegsalarm“ über eine allgemeine Evakuierung der Stadt – Frauen, Kinder, alte und kranke Leute zuerst. Erst eine halbe Stunde später kam die Entwarnung. Da war vielfach schon Unruhe, wenn nicht Panik ausgelöst worden. Keiner wusste so recht, was und wohin und warum, sechs Jahre lang hatte es keine Zivilschutzübung mehr gegeben. Erst letzte Woche fand eine solche erstmals wieder statt. Angesichts der zunehmenden Bedrohung Nordkoreas durch Raketen, Cyber- und Drohnenangriffe gab es zusätzlich zu einer Militärübung wieder eine allgemeine Alarmübung im ganzen Land. Statistisch gesehen gibt es nämlich im Großraum Seoul für jeden Menschen einen Platz in einer Schutzunterkunft. Man muss nur schnell genug hingelangen. Sprechen wir heute über das Spezialtraining für die Bevölkerung.
Ob bei den Salzburger Festspielen in Österreich, beim Internationalen Tschaikowski-Musikwettbewerb in Russland, beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Belgien, beim ARD-Musikwettbewerb in München oder sonst wo auf der Welt: fast überall brillieren in den letzten Jahren Koreaner und Koreanerinnen bei klassischen, internationalen Musikwettbewerben. Angeblich sollen in den letzten Jahren mehr Musiker und Musikerinnen aus Korea in den Endrunden gestanden haben als aus Europa, Russland und den USA, oft ist in diesem Zusammenhang von einem regelrechten Korea-Phänomen zu lesen. Wer Korea nur als Land des High Tech und K-Pop kennt, den mag das überraschen, denn klassische Musik ist sicherlich irgendwo eine ganz andere Welt. Doch Klassik hat auch in Korea eine starke Tradition. Nicht nur in Südkorea. Zu den Gründen für diesen Trend zählen sicherlich besondere staatliche Förderstrukturen, die teils fanatische Unterstützung der Eltern und natürlich die Bereitschaft vieler Kinder, den ganzen Tag zu üben, üben und nochmals zu üben.
Wie lebt es sich in Südkorea? Und was fällt zwei Deutschen, die seit vielen Jahren dort leben, im Alltag so alles auf? In Toms Korea sprechen Thomas und Sebastian über allerhand Dinge, die das Leben in Südkorea niemals langweilig werden lassen. Inspiriert werden sie dabei von der Familie, Freunden, der Arbeit oder Alltagserfahrungen. An vieles haben sie sich als alte Hasen schon längst gewöhnt, doch es gibt in dem dynamischen Land auch immer wieder Neues zu entdecken.
Koreaner und Koreanerinnen sind vor einigen Wochen durch eine gesetzliche Änderung der Altersbestimmung gewissermaßen ein bis zwei Jahre jünger geworden. Nicht nur das: Sie sind in den letzten Jahren oder Jahrzehnten auch größer geworden, und zwar ganz ohne Anpassung der Maßstäbe, schlicht durch Heranwachsen der Generationen X, Y und Z, also seit der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders am Han-Fluss. So ist zum Beispiel unser ältester Sohn so groß wie ich, sein jüngerer Bruder schon ein Stückchen größer, und unser Jüngster ist jetzt schon am größten und wächst immer noch. Angeblich sollen Koreaner in den letzten 100 Jahren weltweit am meisten gewachsen sein, wenn sie auch an die durchschnittlich größten Menschen, etwa in den Niederlanden, in Osteuropa und Skandinavien, noch lange nicht heranreichen. Viele Koreaner, vor allem viele Eltern, versuchen, den Körper durch verschiedenste Maßnahmen weiter zu vergrößern. Wie das? Darüber sprechen wir heute.
Wie lebt es sich in Südkorea? Und was fällt zwei Deutschen, die seit vielen Jahren dort leben, im Alltag so alles auf? In Toms Korea sprechen Thomas und Sebastian über allerhand Dinge, die das Leben in Südkorea niemals langweilig werden lassen. Inspiriert werden sie dabei von der Familie, Freunden, der Arbeit oder Alltagserfahrungen. An vieles haben sie sich als alte Hasen schon längst gewöhnt, doch es gibt in dem dynamischen Land auch immer wieder Neues zu entdecken.
Wie lebt es sich in Südkorea? Und was fällt zwei Deutschen, die seit vielen Jahren dort leben, im Alltag so alles auf? In Toms Korea sprechen Thomas und Sebastian über allerhand Dinge, die das Leben in Südkorea niemals langweilig werden lassen. Inspiriert werden sie dabei von der Familie, Freunden, der Arbeit oder Alltagserfahrungen. An vieles haben sie sich als alte Hasen schon längst gewöhnt, doch es gibt in dem dynamischen Land auch immer wieder Neues zu entdecken.
In Südkorea gibt es mit Hansalim eine der weltweit größten, nicht-kommerziellen Genossenschaften für ökologisch nachhaltig angebaute Lebensmittel weltweit. Um in den dortigen Läden oder online einzukaufen, muss man Mitglied werden. Hansalim wurde 1986 gegründet und deckt heute etwa ein Viertel des heimischen Marktes für Bio-Lebensmittel ab. Der Markt wächst langsam, aber stetig, über die Hälfte aller Koreaner kauft manchmal, einige sogar immer Bio-Lebensmittel, hierzulande „organic food“ genannt. Trotzdem ist der Anteil insgesamt immer noch einer der geringsten in Asien und weltweit. War ökologischer Anbau vor 20 Jahren noch eine exotische Ausnahme, hat inzwischen jeder größere Supermarkt eine eigene Abteilung dafür. Leider sind die Produkte angesichts der ohnehin hohen Lebensmittelpreise in Südkorea für Viele zu teuer. Die Mehrheit vertraut entsprechenden Labels aber, eine grundsätzliche Bereitschaft scheint also vorhanden zu sein.
Wer in Südkorea basteln will, kann in Tourismusgegenden wie Insa-dong oder im Bukcheon Hanok Village traditionelle Deko-Knoten und Perlmutt-Holzkästchen oder Souvenirs wie Papierfächer, Stempel, selbst bemalte Tassen und Couple-Ringe unter professioneller Anleitung selbst herstellen. Bei größeren Dingen wie Möbel, Gartenhäuschen oder Reparaturen im eigenen Haus wird es aber schwierig, denn Handwerksarbeiten macht hierzulande fast niemand selbst, für alles gibt es günstige Firmen, die die Arbeit schnell und meist zuverlässig erledigen. Anders als in vielen anderen Ländern ist Do-it-yourself (DIY) schlicht keine Tradition in Korea. Selbst Umzüge lassen die meisten Haushalte von Profis mit Komplettservice erledigen, und als ein schwedisches Möbelhaus vor neun Jahren seine Pforten in Korea eröffnete, musste es von Anfang an Liefer- und Aufbauservice anbieten. Wer trotzdem Handwerks-Werkzeug sucht, sollte sich auf den Flohmärkten in Dongdaemun umsehen.
Südkorea hat eine der höchsten Raten von Magenkrebs weltweit. Es ist eine der häufigsten Krebsarten in Korea, mit einer der größten Sterberaten. Kein Wunder, dass die sogenannte Gastroskopie, die Magenspiegelung, hierzulande zum Standardrepertoire bei der regelmäßigen Gesundheitskontrolle gehört. Sie ist der zeitlich End- und aufregende Höhepunkt des meist alle zwei Jahre stattfindenden Gesundheits-Check-ups. Dieser wird von der staatlichen Krankenkasse bezahlt, von Arbeitgebern üblicherweise erwartet und kann meist auch von Ausländern ohne großartige Koreanisch Kenntnisse durchgeführt werden, dank Übersetzungs-Apps und englischsprechendem Personal. Letztens wurde für mich z.B. eine Angestellte als Übersetzungshilfe bereitgestellt, die an meiner Uni Englisch studiert hatte. Wer noch exklusiveren Service wünscht, kann luxuriöse VIP-Behandlungen buchen. Was muss man sonst noch darüber wissen?
Mehr als jeder vierte Haushalt in Südkorea hat mindestens ein Haustier, mit großem Abstand am beliebtesten sind Hunde, danach Katzen und Fische. Traditionell wurden Hunde eher als Wachhunde gehalten, heute noch oft auf dem Land, wofür sich der indigene koreanische Jindo-Hund sehr gut eignet. In modernen Städten werden mangels Gärten und Hundeparks eher kleine und friedliebende Exemplare bevorzugt, die oft auch gern herumgetragen werden. Größere Hunderassen wie Golden Retriever finden sich auf Beliebtheitslisten erst auf Platz sieben. Oft sind es Familien mit Kindern, aber auch immer mehr Alleinlebende halten sich ein oder mehrere Haustiere als „Begleittier“ (companion animal, 반려동물) mit besonderer emotionaler Verbundenheit, ein Konzept, das auf den österreichischen Tierforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz zurückgeht und Eingang in das südkoreanische Tierschutzgesetz gefunden hat.
Seit dem Ende der Corona-Pandemie nimmt die Nachfrage nach Flugreisen von und nach Südkorea wieder stark zu, was sich in deutlich gestiegenen Ticketpreisen bemerkbar macht. Schon vor der Pandemie war das Land ein zunehmend beliebteres Reiseziel, nicht zuletzt dank der steigenden Popularität der sogenannten K-Kultur. Dennoch blieb es weit abgeschlagen hinter vielen europäischen Ländern, inklusive Deutschland, sowie Japan, den USA und auch China. Seit die Pandemie-bedingten Einreisebeschränkungen endgültig gefallen sind, verzeichnen manche Reiseportale Rekordwerte bei Suchanfragen nach Unterkünften in Seoul. Unser Thema heute ist also Seoul als Reiseziel. Eine gute Startseite für Reiseinformationen aller Art ist die Webseite der koreanischen Tourismusbehörde, sogar auf Deutsch: german.visitkorea.or.kr. Bei dringenden Problemen oder als Dolmetscher gegen die Sprachbarriere hilft der Telefonservice 1330, auch mit Chat-Funktion für Smartphones.
Südkorea ist eine Art Kaffeehaus-Mekka, es gibt rund 100.000 davon im ganzen Land, im Schnitt also ein Café pro 520 Einwohner – Weltrekord. Traditionell gab es in Korea schon immer viele Teehäuser (dabang, 다방). Seit dem Wirtschaftsaufschwung wurde Tee immer mehr durch Kaffee abgelöst, und seit der Eröffnung der ersten Starbucks-Filiale 1999 fand der Boom der Kaffeehäuser in Südkorea bisher kein Ende. Inzwischen hat Starbucks in Seoul mehr Filialen pro Kopf als im Stammsitz Seattle. Etwa 35 Cafés werden pro Tag im ganzen Land neu eröffnet; auf der anderen Seite schließen allein in Seoul jeden Tag etwa 6 Stück wegen der harten Konkurrenz. 2012 wurde deswegen eine Regel eingeführt, nach der 500 Meter Abstand zwischen teuren Kaffee-Franchises liegen müssten; zwei Jahre später wurde sie jedoch wieder aufgegeben, und heute sieht man in belebten Vierteln ganze Straßen mit einem Café neben dem anderen. Greifen wir also zur Kaffeetasse und sprechen wir heute darüber!
Seit dem Wirtschaftswunder vom Han-Fluss gilt es in Südkorea als Zeichen von Wohlstand, bei fast jeder Mahlzeit Fleisch zu servieren. Die Preise sanken kontinuierlich, besonders bei Import-Fleisch, wenn auch nicht so tief wie in Deutschland, doch Obst und Gemüse wurden teurer, sodass viele Koreaner eine fleischlose Ernährung inzwischen schlicht für zu teuer halten. Tatsächlich muss man für eine vegetarische oder gar vegane Ernährung in Südkorea viel mehr Aufwand und Geld aufbringen, sodass einige Expats ihren mitgebrachten Vegetarismus irgendwann aufgegeben haben. Spätestens seit dem Film „Okja“ (2017) von Bong Joon-ho über die Rettung eines Superschweins vor dem Schlachthaus wird das Bewusstsein über Tierwohl und Umweltschutz immer stärker, und zusammen mit dem allgemeinen Gesundheitstrend ist ein wachsender Markt für fleischlose Lebensmittel entstanden, der eine steigende Anzahl von Vegetariern immer besser versorgt. Vegane Restaurants kann man z.B. über diese App finden: www.happycow.net