Der Interview-Podcast mit Kreativen. Sven Jürgensmeier führt intime Gespräche mit Persönlichkeiten aus Design, Kunst und Kultur. Jede Woche neu.
Seine 14 Meter hohen Figuren mitten in Bangkok waren wie ich auf Lucas Zanotto gestoßen bin, aber als ich dann etwas tiefer in seine Welt eingetaucht bin, wurde mir klar, das ist ein Fass ohne Boden. Lucas macht Kunst, Animationen, Design, Homewear, Musik, Kinderbücher und -Apps, Werbefilme … puh, ich hab bestimmt noch was vergessen. Manche würden so einen Mix eklektisch nennen, andere einfach nur all over the place. Aber das stimmt nicht! Lucas erzählte mir, wie eins zum anderen geführt und auf einmal macht alles Sinn. Ich glaube, er spielt und experimentiert einfach gerne, ob er dafür wochenlang Tischtennisbälle über 4 Banden in Tassen versenkt oder in seiner Animations-Software Loops bastelt.
Ich hab total vergessen Tobias Westen zu fragen, wie seine Instagram-Präsenz in sein Konzept als Fotograf passt. Er hat nämlich einen sehr unterhaltsamen Account, in dem er sich selbst auch gern mal auf die Schippe nimmt. Eine Frage, die er in seinen Reels gerne stellt ist, wer bin ich heute? Und wenn ich mir seinen Lebensweg so anhöre, würde es mich nicht wundern, wenn er sich die Frage auch privat ab und an mal stellt.Es ging um sein Talent Geschichten zu erzählen und wie ihm das als Fotograf zu Gute kommt; darum, wie man oft später im Leben wieder zurück kommt zu den Dingen, die einen in jungen Jahren schon formten; darum, was es bedeutet, ein Jagdrevier zu pachten und um das süße Leben in Italien – inklusive dem vielleicht schönsten Auto aller Zeiten, den alten Fiat Panda mit Allrad.
Liad Shadmi sagt, dass er in erster Linie Gestalter ist, ganz unabhängig von der Sprache, in der er gestaltet. Aber ich muss sagen, ich habe die Vermutung, dass er noch bevor er Gestalter ist, eigentlich Forscher ist, denn er hat ein fast enzyklopädisches Wissen zu so vielen Themen rund um Typographie, Sprache und Gestaltung und mit dem hat er mich immer wieder beeindruckt. Worüber ich mir tatsächlich noch nie Gedanken gemacht hatte war zum Beispiel Typographie in anderen Schriftsystemen und Alphabeten, damit war ich einfach nie konfrontiert, aber Liad kennt das Problem natürlich gut, denn in seinem heimischen Israel sind die meisten Straßenschilder in der Regel auf Hebräisch, Latein und Arabisch dargestellt – eigentlich klar, wenn an einem Ort so viele Kulturen zusammenkommen.
Götz Offergeld kennen viele als den Herausgeber von Numero Berlin und Fräulein, den Gründer von Off Ones Rocker, aber auch als Creative Director für Kampagnen und Shoots für diverse High Fashion und Luxus-Marken. Ich hab ihn aber ganz anders kennengelernt, vor etwa drei Jahren, als er das erste Mal im Podcast war und da sehr ehrlich über seine wirklich nicht ganz einfache Vergangenheit gesprochen hat – das war in Folge 70. Das zweite Mal war er dann erst letztes Jahr mit dabei, da ging es dann viel um die Verletzlichkeit, die er in der Zwischenzeit kennengelernt hat – in Folge 157. Und vor ein paar Monaten rief er mich an und sagte mir, er würde gerne über Liebe sprechen – und wie könnte ich dazu nein sagen?
Ich bin unglaublich begeistert von Peter Bialobrzeskis Arbeit. Nicht nur von seinem Stil und seinem Gespür für komplexe Bilder, die gleichzeitig total natürlich aussehen, sondern auch von der Beharrlichkeit mit der er arbeitet, denn für mich ist das ein ganz großer Faktor, der solche Arbeiten besonders macht, also wenn man Themen über einen längeren Zeitraum erforscht. Peters aktuelles Mammutprojekt besteht darin, 50 Städte auf der ganzen Welt zu dokumentieren. Wir sprachen darüber, wie objektiv Fotos überhaupt sein können; über seine Professur; Einflüsse aus der Malerei; seine liebe Stadt auf der ganzen Welt; wie er zu seiner ersten Galerie gekommen ist; und er erzählte, warum er selbst überhaupt Fotografie studiert hat, obwohl er da schon eine Weile als Fotograf gearbeitet hatte.
Daniel ist für mich einer der interessantesten Fotografen in Deutschland. Ich tu mir aber garnicht so leicht zu beschreiben, was seine Arbeit so besonders macht – das liegt aber daran, dass er nicht nur in einem Stil arbeitet. Er experimentiert, er nutzt ungewöhnliche Methoden und er weigert sich strikt, sich davon, wie man Sachen machen sollte, einengen zu lassen.
ZEIT Kunst ist ein neuer Teil der ZEIT, der ein, zwei mal im Jahr rauskommen wird und jedes Mal bekannte Künstler um ein Motto herum einlädt, Werke beizusteuern. Christoph und sein Team starten voll durch und haben zu Beginn gleich mal Günther Uecker, Elizabeth Peyton, Tyler Mitchell, Rineke Dijkstra und Yayoi Kusama mit dabei, die exklusive Arbeiten beigesteuert haben, die bisher noch nirgendwo veröffentlicht wurden.
Jan Eric Hühn und sein Kollege Alex Schuchmann haben vor etwa vier Jahren das Hometown Journal gegründet und sich damit vorgenommen, vier Magazine rund um Künstlergespräche herauszubringen. Jetzt geht die Staffel, wie er es nennt, zu Ende. Ausgabe vier ist fertig und ich glaube, die Reise von Hometown nimmt gerade einen ganz anderen Weg, als die beiden sich vor vieren Jahren wahrscheinlich gedacht haben.
Fünf Jahre nach Gründung von NERD, gibt es für Toan aber ein paar Veränderungen, denn ihm wurde klar, dass es aus diversen Gründen einfach Zeit dafür war. Ich muss sagen, das ist etwas, was mich an Toan mit am meisten beeindruckt: Er schafft es, auf sein Bauchgefühl zu hören und damit nicht einfach nur seinen Emotionen nachzulaufen, sondern die eben zu begutachten, dann einzuordnen und dann mit Hilfe dieser Information Entscheidungen zu treffen. Ich muss echt zugeben, dass das überhaupt ein möglicher Weg ist, hab ich erst nach sehr, sehr vielen Jahren Meditation verstanden und das dann auch noch im Alltag umzusetzen … sagen wir mal, ich hab noch ein bisschen Weg vor mir.
Meine erste Frage an David Luepschen war erstmal, warum seine Arbeiten so weird sind. Ich bin nicht sicher, ob er mir wirklich eine Antwort darauf gegeben hat, aber wir sprachen auf jeden Fall über eine Menge Sachen und mir wurde klar, dass er in vielerlei Hinsicht einfach einen sehr eigenen Weg geht. Es ging um die Trennung zwischen seiner Kunst und seiner kommerziellen Arbeit, die sich gerade vor allem im Motion-Design abspielt, und warum ihm seine Kunst zu schade dafür ist, sie nochmal in einem Werbekontext anzubieten.
Jakob Schwald war gerade fünf Wochen in Thailand, ich bin gerade an einem einsamen Strand in eben diesem Land – ein perfekter Zeitpunkt für eine kleine Unterhaltung über Auszeiten, Self-love und was der beste Snack im 7-Eleven ist. ✌️
Der Verlag Hermann Schmidt ist eine absolute Institution wenn es um Design und Typographie-Bücher in Deutschland geht. Ich hatte die Gelegenheit mit Karin Schmidt-Friderichs zu plaudern – sie führt den Verlag gemeinsam mit ihrem Ehemann Bertram und sie erzählte mir ein bisschen von der Geschichte des Verlags. Ich würde sagen, Karin ist sehr gut darin, Chancen zu sehen und dann innerhalb dieser Möglichkeiten einen Weg einzuschlagen, für den sie auch eine Leidenschaft hat.
Chris hatte schon immer klare Meinungen und generell auch kein Problem damit, die zu vertreten. Aber sie sah immer einen Unterschied darin, das in einem privaten Umfeld zu tun oder in einem professionellen Kontext. Chris Arbeit nahm eine Wende, als sie zu einer Demo ging und dafür selbst ein Schild gestaltete, was ja für sie als Lettering-Künstlerin gar nicht so weit hergeholt war. Dieses Schild erregte einiges an Aufmerksamkeit und so wurde sie zu einer Art Demo-Schild-Influencerin. Gib's alles. Und ich glaube, jetzt erkundet sie gerade für sich, was für Chancen darin vielleicht stecken könnten.
Franziska Gregor wollte immer die Big Boss Bitch Lady sein – das ist ihr Ausdurck, nicht meiner und das sagte sie mir schon auf dem Weg ins Studio. Aber hinter der Aussage steckt mehr, als man vielleicht zuerst mal denkt, denn Franziska kommt aus sehr bescheidenen und etwas schwierigen Verhältnissen. Erfolg und Bestätigung waren deshalb natürlich Themen, über die wir sprachen, aber auch das man das manchmal als Schutzschild sucht und dann kann das zu einem Teufelskreis werden. Franziska ist sich über solche Sachen durchaus bewusst und das find ich eine tolle Eigenschaft.
Dora ist Chief Creative Officer bei der Ogilvy Group Germany, aber ehrlich gesagt haben wir darüber überhaupt nicht gesprochen. Dora wurde geboren in der ehemaligen DDR, in Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt. Ihr Vater kam als Student aus Uganda und lernte in Deutschland ihre Mutter kennen. Dora erzählte, dass sie mit der Situation nicht die einzige war, aber als schwarzes Mädchen in der DDR, war sie sicher nicht gerade typisch. Schule war nicht so ihr Ding, aber irgendwann merkte sie, dass sie ein durchaus vermarktbares Talent hat und fand irgendwann ihren Weg in die Kreativbranche. Aber auch darüber sprachen wir garnicht so viel …
Die meisten von uns arbeiten ja im weitesten Sinne in einem Bereich, in dem es darum geht, Leuten etwas zu verkaufen. Und unsere Aufgabe ist es, Information dafür zu strukturieren oder zu gestalten. So weit so gut. Gesa Lischka ist da aber etwas radikaler, denn in ihrer Agentur Kochstrasse geht sie das nicht nur mit gesundem Menschenverstand oder Marktforschungen an, sondern sie setzt neurowissenschaftliche Studien ein, um Marketing erfolgreicher zu machen.
Mirko Borsche war schon mal mit dabei, in Folge 65, ist also schon ne Weile her. Damals ging's viel um seinen Werdegang, was ich sehr interessant fand, weil ich den eben schon seit vielen Jahren zumindest immer so am Rande mitbekommen hatte. Und Werdegang ist ja sehr vorsichtig ausgedrückt, er hat ja schon eher eine wirklich steile Karriere hingelegt. Sein Bureau Borsche gestaltet für Marken wie Balenciaga, Supreme, Birkenstock, Rimowa, Inter Mailand – okay, lassen wir das Namedropping mal raus. Mirko arbeitet auch an vielen kulturellen Projekten und er meint selbst, wenn die nicht wären, würde das Bureau viel von seiner Seele verlieren. Wir sprachen deshalb unter anderem auch ganz explizit über zwei Projekte, an denen sein Bureau gearbeitet hat – auf der Corporate-Seite Birkenstock und im Kulturbereich ging es um das Haus der Kunst in München, Mirkos Heimatstadt.
Wenn man Christoph Everke das erste Mal trifft, denkt man sich: Wow, der Kerl ist ja total erwachsen. Christoph hat Kinder, ist verheiratet und ist Managing Creative Partner in einer großen Werbeagentur. Klingt doch einfach nach jemandem, der allen Unsinn hinter sich gelassen hat, oder? Aber was mir bei diesem Gespräch mal wieder aufgefallen ist, ist das niemand jemals erwachsen wird. Das ganze Konzept ist absolut bedeutungslos. Menschen sind wie sie sind und sie entwickeln sich nur weiter – also im besten Fall. Und Christoph ist ein sehr empfindsamer Mensch und ich glaube, das ist Fluch und Segen zugleich, denn einerseits hat das bestimmt seinen Teil dazu beigetragen, das er den Erfolg hat, den er eben hat – auf der anderen Seite kann der Umstand, soviel um sich herum mitzukriegen, auch manchmal einfach total überfordernd sein. Und wir sprachen über beide Aspekte
Dominik Huber fasziniert mich total. Er ist nicht nur Designer, sondern auch Musiker und außerdem hat er die Schrift mit gestaltet, die ich mir aus all den Schriften auf der Welt herausgesucht habe für Ohne den Hype und die heißt GT Pressura. Aber das ist nicht mal, warum er mich so fasziniert, ich glaube, es ist mehr der Umstand, dass er überall Inspiration rauszieht – aus Leuten, Orten, Gerüchen. Er ist einer von diesen Menschen, die vor Kreativität nur so sprühen. Und ganz ehrlich, manchmal beneide ich das sehr, denn ich glaube, wo mir oft der Saft ausgeht, dann fängt er erst richtig an.
Till Diestel hatte mich schon vor Monaten gefragt, ob ich mal Lust hätte, mich von ihm ausquetschen zu lassen und jetzt zur Weihnachtszeit dachte ich mir, vielleicht ist das ja mal eine nette Gelegenheit dafür. Es ging unter anderem darum, was ich vor Ohne den Hype gemacht habe; um meine vielleicht etwas exzessive Freiheitsliebe; um verkorkste Kindheiten; meine Schwächen; darum wie der Podcast entstanden ist; was ich an Thailand liebe; darum, wie ich versuche meine Gespräche zu gestalten; Interview-Modus im Privatleben; um den Community-Aspekt von Ohne den Hype; mein oft besprochenes schwieriges Verhältnis zu Social Media; darum, was der Unterschied ist von Glück und Zufriedenheit. Ach ja und ich habe Till die Story erzählt, wie mich Matze Hielscher davon überzeugen wollte, die Show umzubenennen.
Christoph Schindler hing der Marketing-Job aber nach ein paar Jahren ziemlich zum Hals raus und nachdem er, so wie ich gerade erst, das Fahrradfahren für sich entdeckt hatte, traf er eine sehr mutige Entscheidung, nämlich mit 36 nochmal was ganz anderes zu machen. Und heute führt er den Bike-Shop Just La Vie in Augsburg. Er erzählt, warum er das Marketing so unbefriedigend fand; von seiner Ausbildung zum Zweiradmechatroniker; von seinem aktuellen finanziellen Struggle mit einer jungen Familie; von Zeitmangel in der Selbständigkeit; und wir plauderten über das Leben in einer Konsumgesellschaft; den Ethos hinter Marken wir Crust, Rivendell und Rune, die er verkauft; über das Fahrrad als kreatives Ausdrucksmittel und wie schwer es sein kann, seinen eigenen Rat zu befolgen.
Ich hab ja schon ein Interesse daran, OHNE DEN HYPE als einen generell positiven Space zu gestalten – klar, kritisch sein ist gut, aber ich mag meine Gäste ja auch in den allermeisten Fällen persönlich ziemlich gerne. Amadeus trifft aber ein bisschen auf einen Nerv bei mir. Ich hab den allergrößten Respekt davor, wie er seine Arbeit macht, aber es dreht sich dabei doch sehr viel um den Konsum, und mit dem habe ich ja ständig meinen eigenen kleinen Kampf auszufechten. Amadeus kümmert sich momentan hauptsächlich um Influencer-Relations. Er ist in den letzten Jahren durch eine Menge PR-Agenturen gekommen, schreibt aber auch schon seit zwanzig Jahren für einschlägige Subkultur-Magazine wie die Juice und das Tätowiermagazin. Zusätzlich moderiert er auch noch und um das ganze abzurunden hat er auch noch einen Podcast namens Oh! Schuhen, in dem sich alles – wie du dir wahrscheinlich schon geddacht hast – um Sneaker dreht.
Nikolas Klein hat es auf jeden Fall weit geschafft und zwar ganz im wörtlichen Sinne. Er hat in Schwäbisch Gmünd studiert und arbeitet heute in San Francisco bei Figma, der Designschmiede, die das gleichnamige kollaborative Design-Tool entwickelt. Tatsächlich hat er dort schon ziemlich früh in der Geschichte der Firma angefangen, als nur ein paar Leute dort gearbeitet haben. Sich für ein Start-Up zu entscheiden ist ja auch ein bisschen Poker – ist ja klar, dass nur ganz wenige davon ganz groß rauskommen können. Seine Eltern waren tatsächlich auch etwas skeptisch, als er dafür seinen Job bei Shopify verlassen hat, aber Niko hat aufs richtige Pferd gesetzt.
Carola Pojer wuchs in einem kleinen Dorf in Österreich auf und hat schon früh ihre kreative Seite entdeckt. Sehr nett fand ich die Geschichte, wie sie ihrem Vater schon ihre eigenen Storys diktiert hat und der hat die dann wiederum gesammelt und ihr als kleines Buch geschenkt. Aber sie eckte auch an im Dorf mit ihrem Wunsch, Schauspielerin so werden, vor allem im Gegensatz zu ihrer Schwester, die einen sehr viel bodenständigeren Weg einschlug und Ärztin wurde. Aber dann kam der Erfolg und auf einmal fanden alle ja eigentlich schon immer super, was Carola da so gemacht hat. Und genau das, störte sie aber auch immer, dass andere Menschen uns oft mehr an dem Erfolg messen, den wir haben, anstatt uns einfach als Menschen zu sehen.
Jeder hat ja so seine Vorurteile und wenn ich ganz ehrlich bin, war meine Sicht der Modefotografie immer etwas vorurteilsbeladen: Oberflächlich, konsumtreibend, viel zu viel Chichi. Und das hab ich Per Appelgren auch bei unserem ersten Telefonat gleich gesagt, denn er ist eben Modefotograf. Ich dachte, wir führen ein total kritisches Gespräch über eben diese Aspekte der Modefotografie, aber stattdessen unterhielten wir uns viel mehr über seine persönliche Entwicklung.
Jakob Schwald ist Illustrator und Künstler, er gibt Workshops und inspiriert anderen Menschen, sich kreativ auszudrücken. Für mich fiel unser Treffen irgendwie in so eine Zeit, in der sich in mir was zu verändern angefangen hat. Wenn ich ganz ehrlich bin, ist es mir immer noch ein bisschen unangenehm, das so zu sagen, aber ich hab damals begonnen, eine sanftere Seite an mir selbst zu entdecken. Und da spielte das Treffen mit OPTIK genau rein, denn Jakob hat keine Angst davor, seinen Gefühlen zu begegnen, und das war – und ist immer noch – ganz schön inspirierend für mich.
Auf meine meine heutige Gästin bin ich gestoßen, weil sie Bastelanleitungen für Kinder auf Instagram zeigt unter dem namen FRANZWORKS und damit hat sie ziemlichen Erfolg. Sie ist aber auch Fotoredakteurin, selbst Fotografin und legt auf. Ihre Fotos stehen für mich teilweise ganz schön am anderen Ende des Spektrums, also im Gegensatz zu ihren Bastelanleitungen, denn da fühlt man auch ihren Punk-Spirit und man sieht ihn auch in den Themen, die sie gerne behandelt, würde ich mal sagen.
Erik Spiekermann ist ohne Zweifel eine der absoluten Legenden des deutschen Designs. Ich traue mich ohne weiteres, ihn in einem Atemzug mit Leuten wie Dieter Rams zu nennen. Für mich war es eine echt große Nummer, als ich ihn für Folge 39 in seiner Werkstatt in Berlin treffen durfte. Ich war etwas eingeschüchtert, klar, ich mein: Erik Spiekermann! Aber Erik war einfach gleich Erik: Freundlich, witzig, easy going. Wir tranken Cafe und saßen im Innenhof in der Sonne und quatschten einfach für zwei Stunden. Damals hatte ich die Folge aufgeteilt. Ich weiß auch nicht so genau warum, irgendwie dachte ich, zwei Stunden könnten zu lang sein oder sowas. Aber ich hab seit damals immer mal wieder daran gedacht und fand es eigentlich schade, denn ich habe Erik sonst noch nie so umfassend und frei über sein Leben sprechen gehört. Und deshalb habe ich genau dieses Gespräch für heute rausgepickt.
Vor kurzem hatte ich eine E-Mail von ihm im Postfach, in der er von einer Ausstellung in der Ukraine schrieb. So gerade sicherlich schon heikel genug, aber die Ausstellung, um die es ging ist Now is Better, ein Projekt, an dem er schon eine Weile arbeitet und mit dem er verdeutlichen will, dass alles in allem die Welt ein besserer Ort wird. Und ich dachte mir, klar, in Manhattan oder Hong Kong kann man die Message gut rüberbringen, aber wie wird das wohl in einem Land wahrgenommen, das sich gerade im Krieg befindet?
Ich habe Roberta Bergmann vor ein paar Jahren kennengelernt, weil sie sich ebenso wie ich im kreativen Podcast-Business tummmelt. Business ist vielleicht das falsche Wort, aber naja. Ihre Show heißt Der kreative Flow. Wir haben uns seit dem immer mal wieder unterhalten und ich fand, es war mal an der Zeit, dass wir so ein Gespräch auch aufnehmen. Und dabei hatte ich endlich mal die Gelegenheit, ein paar Sachen über sie zu erfahren, die ich davor garnicht geahnt hatte.
Maurice Rieger ist Designer, staatlich anerkannter Erzieher, er spielt in Bands, hat einen Podcast und ist der Gründer des Events Nice Dry!, mit dem er die Sober-Community zusammenbringt. Das gesamte Design und der Name Nice Dry! stammen übrigens auch von ihm und das war auch das Erste, was mich auf ihn aufmerksam gemacht hat.
Ich bin auf Domenic Bahmann aufmerksam geworden durch seinen Instagram-Account, der quasi überquillt mit cleveren Ideen und den über 60.000 Leute abonniert haben. Aber trotzdem ist das nicht sein Day-Job und warum das so ist, darüber haben wir uns auch unterhalten. Überhaupt war Erfolg ein Thema, das mir aus diesem Gespräch hängen geblieben ist, denn wie wir den messen ist ja manchmal etwas pervers, wenn man mal ganz ehrlich ist. Domenic hat sich da ganz ehrlich zu geäußert.
Axl Jansen wollte eigentlich selbst Musiker werden, wurde dann aber, als der mit der Kamera, derjenige, der dann andere Musiker fotografierte. Wie das halt so passiert. Er rutschte zuerst in die Eurodance-Schiene, fand sich da aber nicht so ganz wieder, dann schoss er Fashion und Editorials, aber seine Liebe gehört doch der dokumentarischen Arbeit und das sieht man auch, finde ich, immer wieder in seinen Bildern. Sein Weg ging also über Musik und Philosophiestudium zu Fotografie und Design – seine Interessen sind, sagen wir mal, vielseitig.
Puh, diesmal gings ganz schön tief. Und ausnahmsweise garnicht mal so tief in das Leben meiner Gästin, sondern in die Tiefen unserer Gesellschaft. Saralisa Volm ist Regisseurin, Schauspielerin, Filmproduzentin und Autorin und sie interessiert sich, wie sie selbst sagt, vor allem für menschliche Abgründe. Ich würde von außen betrachtet eher sagen, wenn sie Ungerechtigkeit sieht, will sie sich damit auseinandersetzen.
Moritz Keller hat mit 8 Jahren schon auf Flohmärkten Geschäfte gemacht, hat 2005 mit seinem Bruder den Online-Sporthandel Keller Sports gegründet, den dann auch geführt und ist dann nach vielen Jahren dort ausgestiegen. Heute berät er Firmen und Gründer:innen, arbeitet an einer Breathwork-App und gerade jetzt launcht er mit seinem Mitgründer Max ein alkoholfreies Bier namens zeroLabs. Er hat ganz eindeutig Freude an dem Business-Aspekt, aber Moritz Antrieb ist nicht die Kohle, sondern viel mehr seine Faszination für Marke und Design und die Wirkung auf die Menschen. Und ich glaube, das spiegelt sich auch in den Themen wider, mit denen er sich beschäftigt: Sport, Breathwork, alkoholfreies Bier – ich würde mal sagen, da geht es immer zu einem großen Teil um das menschliche Wohlbefinden und das schätze ich auf einer ganz persönlichen Ebene sehr an ihm.
Manchmal führt einen das Leben ja auf seltsame Wege. manamolotov hat da einen ziemlich wilden zu bieten. Sie war Chirurgin, ich glaube im dritten Assistenzjahr, also so richtig fertig und erstzunehmend und so, aber dann merkte sie dank eines Burnouts, dass dieser Weg sie garnicht glücklich machte. Die Gründe dafür, warum sie sich überhaupt solange dadurch gequält hat, sind auch nicht ganz so einfach, aber das erzählt sie alles selber. Und dann entdeckte sie die Illustration wieder für sich – und ich sage wieder, weil sie schon während des Medizinstudiums einen kreativen Abstecher nach Maastricht gemacht hatte. Manas Leben hatte also schon einige Irrungen und Wirrungen und für mich war es total spannend zu hören, wie sie da ihren Weg durch sucht. Denn solche Entscheidungen zu treffen und sich nicht festhalten zu lassen von dem, was man bisher gemacht hat, das ist in meinen Augen oft sehr schwierig.
Stefan Große Halbuer, auf Instagram besser bekannt als Plastic Pen, hat sich selbst eine Menge Aufgaben aufgeladen. Sein Wunsch ist es zwar, dass die Arbeitsverteilung so wäre, dass er die meiste Zeit am iPad mit dem Zeichen verbringen könnte, aber ich fürchte dafür probiert er zu gerne Sachen aus. Er sagt selbst, Trial and Error ist seine Philosophie und für die Erfahrungen, die er machen durfte, hat er immer mit seiner Zeit bezahlt. Ehrlich gesagt klingt das für mich aber eigentlich nach einen sehr guten Deal.
Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, das Christoph Niemann einer der bekannteste Illustratoren der Welt ist. Aber ich hatte schon bevor wir uns unterhalten hatten so eine Ahnung, dass Christoph auch einfach ein guter Typ ist. Er macht sich Gedanken, weiß um seinen Platz in der Welt, ihm ist der Fame nicht zu Kopf gestiegen und am allerwichtigsten, er liebt einfach, was er da macht.
Eric kommt ursprünglich aus der Skateboardszene, hat da auch einige Jahre als Fotograf gearbeitet und sich dann auch bei Red Bull mit den großen Budgets austoben dürfen. Er weiß also wie Tribalism funktioniert und das Hedonismus als Motivation meist alles andere schlägt. Aber genau da will er den Hebel ansetzen. Dafür hat er ein Magazin gegründet, aber er fand schnell heraus, dass es nicht ganz einfach ist, Leuten etwas zu verkaufen, wenn man eigentlich nichts verkaufen will. Und daraus hat er gelernt – heute sieht er das Magazin vor allem als Sprungbrett, dass schließlich zur Gründung seiner Agentur namens Very Good Looking geführt hat und mit der haben er und seine zwei Mitgründer:innen, die Plattform geschaffen, Werbung zu gestalten, die hoffentlich die Welt ein bisschen besser macht.
Wenn wir mal vorne anfangen wollen, ist er eigentlich 3D- und Motion-Designer, aber mit den Jahren hat sich seine Arbeit von Aufträgen für Kunden zu eigenen NFT-Drops geändert und in dem Bereich ist er echt kreativ geworden. Das hat dann auch dazu geführt, dass er damit mehrere hunderttausend Euro im Jahr verdient hat, teilweise mit einem Artwork soviel, wie andere als sehr anständiges Jahresgehalt bekommen, aber im selben Zuge hat er erfahren, wie volatil dieser Markt sein kann. Und momentan interessiert er sich nicht nur für den NFT-Markt, sondern auch für Crypto-Currency.
Danii hatte in ihrem Leben genügend Hindernisse, die andere Leute vielleicht zur Verzweiflung gebracht hätten – und sie war auch nah dran das ein oder andere Mal, aber was ich wirklich an ihr bewundere ist, dass sie ihr Leben und ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt.
Ich habe Eike König vor etwa drei Jahren kennengelernt. Fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Ich war total aufgeregt damals, aber heute … heute ist er menschlicher für mich geworden. Eike und seine Familie hatten weiß Gott nicht das einfachste Jahr, aber er hat das Beste daraus gemacht. Und ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber er hatte diesmal eine, nennen wir es mal, Leichtigkeit, die er früher nicht hatte. Zumindest soweit ich das einschätzen kann, ich meine, wir sind jetzt nicht BFFs oder so, auch wenn ich ihn echt gerne mag. Aber mir scheint, er weiß jetzt vielleicht einfach noch mehr, was ihm wirklich wichtig ist.
Ich bin irgendwie auf Instagram über Francescos Arbeiten gestolpert und daran auch gleich hängen geblieben, weil sie ziemlich plakativ sind. Ich fand die Mischung aus Einfachheit und komplexen Ideen interessant – eben genau sowas, was sich perfekt für den New Yorker anbietet. Mit der Tiefe, die er in seiner Arbeit behandelt, konnte ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht rechnen. Dann bekam ich sein Buch namens Between The Lines in die Hände, in dem er in einem visuellen Essay beschreibt, wie es ist, wenn jemand, den man liebt, von völliger Hoffnungslosigkeit gefangen ist. Francesco erzählt in unserem Gespräch aber selbst, worum es dabei geht und das ist wahrscheinlich besser direkt aus seinem Mund.
Mein heutiger Gast, Volker Heine, ist der Meinung, dass Projekte durchaus davon profitieren würden, wenn Texter sogar schon im strategischen Prozess mit ins Boot geholt würden. Volker hat eine Menge Erfahrung in Werbung und Kommunikation. Er hat sowohl freiberuflich, als auch angestellt gearbeitet und kennt die Vorzüge und Nachteile von beidem.Wir sprachen darüber, wie sehr ChatGPT die Copywriting-Branche aufmischen wird; über eine hoffentlich bald kommende kreative Renaissance; er erzählt, warum er gerne in Agenturen arbeitet; von Jobs für McDonalds und Lufthansa; von Verantwortung in der Werbung; und wir quatschen über Lampenfieber vor Präsentationen; über die Veränderung der Arbeitsbedingungen in Kreativ-Agenturen; das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit; darüber, wie sehr man sich mit seinem Arbeitgeber identifizieren sollte; und die schöne heile Werberwelt.
Filipps Arbeit ist … wow, ich merke gerade, ich bin sowas von unqualifiziert, seine Arbeit zu beschreiben. Filipp kombiniert Popkultur mit Malerei – weiter kann ich es auch schon garnicht mehr beschreiben. Schau mal auf seinen Instagram-Account oder seine Website und mach dir selbst ein Bild. Filipp Jenikäe wurde 1987 geboren, arbeitet zwischen Münster und Paris, wo er mit einem Kunsthändler zusammenarbeitet. Seine Mutter war Kunstlehrerin, vielleicht hat ihn das ein bisschen geöffnet für die Kunst, auch wenn er erst nach einen Studiengang in European Studies und einem Master in Business Administration dann selbst den Pinsel in die Hand genommen hat, und das auch eigentlich nur, weil er dachte, dass sein Körper nicht mehr bei seinem Traum vom Basketball mitspielte.
René Spitz ist Designforscher, Mitglied des Vorstands der iF Design Foundation, Mitglied des Senats der Rheinischen Hochschule Köln und … ach, seine Titel kannst du auch einfach auf seiner Website lesen. Er promovierte 1997 mit einer Studie zur politischen Geschichte der Hochschule für Gestaltung Ulm, hat Bücher herausgebracht unter anderem zum Thema Otl Aicher, und man kann ihm regelmäßig lauschen, wenn er im WDR 3 zum Thema Design berichtet.
Jeannette Bohné ist Screenwriterin, Copywriterin und seit kurzen Kreativgeschäftsführerin für Serviceplan Berlin. Viel mehr als all diese Titel ist sie für mich aber vor allem eine Person, die für sich beschlossen hat in ihrem Leben etwas zu verkörpern, dass sie radikale Authentizität nennt. Authentizität ist allerdings nicht nur oft schwer zu leben, sondern auch auszusprechen – wir sind beide ein paar mal dadurch gestolpert. Das hält sie aber wirklich noch davon ab, das zu verkörpern. Ich war begeistert, ich versuche das nämlich auch und bisher hat mir dafür noch eine Name gefehlt.
Bevor Florian seine Karriere als Illustrator begonnen hat, war er selbst schon sein erster Kunde, beziehungsweise seine Punk-Band AYS. Mit der Band war er auch schon sehr erfolgreich und tourte durch die ganze Welt, aber er hatte nicht das Bedürfnis, damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Was ich super finde, denn ich komm ja gerade immer mehr auf den Trichter, dass es vielleicht ganz gut ist, nicht jede Leidenschaft zum Job zu machen. Wir haben uns unterhalten über die Punk-Mentalität, die seinen Werdegang geformt hat, über Reisen, seine eigene kreative Entwicklung und seinen ersten richtig großen Auftrag, der dann ironischerweise dazu geführt hat, dass er sein Studium geschmissen hat, unmittelbar nachdem er vom ADC zum Student des Jahres 2013 auserkoren wurde.
Meine Gästin heute hat sich vor ein paar Jahren gefragt: Was habe ich noch nicht gemacht? Was Barbara Baum schon gemacht hatte, war eine ganze Karriere in der Modebranche. Sie lernte Kostümschneiderei in den 80ern, studierte in England zum Peak der britischen Modeausbildung, zur selben Zeit wie Alexander McQueen und John Galliano, sie bereiste Afrika und hat auf der Insel Lamu in Kenya eine Schneider-Handwerksschule aufgebaut, sie hat in Italien gearbeitet, sie hat die Illusion eines lückenlosen Lebenslaufs durchschaut und sie hat den Wert von Recherche in ihrem kreativen Prozess zu schätzen gelernt.
Eingestiegen sind wir gleich mal mit nicht ganz so leichter Kost – Vincent hat seit einiger Zeit mit einer Panikstörung zu kämpfen. Es ging aber natürlich auch noch um Dinge, die etwas näher an seiner Arbeit sind. Er gab mir eine kleine Einführung in die technischen Aspekte der 3D-Arbeit, er erzählte, wie er von der Fotografie zum Grafikdesign zu 3D gekommen ist, wir sprachen über das Älterwerden im Design, Geldsorgen, Stress, Bullshitting, über den Kampf mit den eigenen Bedürfnissen und seine Arbeit für Apple, über die er eigentlich garnicht sprechen darf.
Beim letzten Mal hatte Lars Harmsen ganz nebenbei erwähnt, dass er abends nicht an die Arbeit denkt, aber im Nachhinein muss ich zugeben, habe ich ihm das einfach nicht abgekauft. Dafür liebt er das, was er macht einfach zu sehr – ob das Magazin Slanted, der dazugehörige Verlag, sein eigenes Buch, seine Arbeit als Gestalter und als Dozent – come on! Also habe ich da mal nachgebohrt.