Wissenswelle ist der Podcast der Universität Hamburg. In ausführlichen Gesprächen erzählen Forscherinnen und Forscher aus ihrer Arbeit und geben einen Blick hinter die Kulissen der Wissenschaft.
Motivierte Mitarbeitende sind innovativ und produktiv, sie fehlen seltener und machen weniger Fehler als ihre Kolleginnen und Kollegen. Doch eine aktuelle Studie einer internationalen Unternehmensberatung hat gezeigt: In Deutschland arbeitet nicht einmal jeder Zweite motiviert. Wie man das ändern kann, erforscht Iris Kesternich, Nucleus-Professorin an der Universität Hamburg. Geld, Karrierechancen, freie Zeitgestaltung oder Sinnhaftigkeit – was motiviert Menschen zu arbeiten? Diese Frage untersucht die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Iris Kesternich mit Hilfe von Befragungen und auch in Experimenten. Beispielsweise hat sie zwei Gruppen von Arbeitssuchenden denselben, realen Job zu unterschiedlichen Konditionen angeboten. Einer Gruppe gegenüber betonte sie, dass es sich um die Digitalisierung wichtiger medizinischer Forschungsdaten handele, während die Kontrollgruppe erfuhr, dass die Daten nach der Digitalisierung vermutlich nicht mehr verwendet werden würden. Das Ergebnis: Die Gruppe, die glaubte, einer sinnhaften Arbeit nachzugehen, machte weniger Fehler als die Kontrollgruppe. Menschen arbeiten also schlechter, wenn sie befürchten, einer mehr oder weniger sinnlosen Tätigkeit nachzugehen. Einige Arbeitssuchende waren sogar bereit, zu Gunsten einer sinnhaften Arbeit für weniger Geld tätig zu werden, während andere dies genau andersherum sahen: Sie fanden, dass eine sinnvolle Tätigkeit besser bezahlt werden sollte als Arbeit für die Ablage. Kesternichs Forschung mit Langzeitarbeitslosen bildet eine Ausnahme, denn bisher wurden meist gut bezahlte Gruppen untersucht, um etwas über ihre Arbeitsmotivation herauszufinden. „Besserverdienende sind oft bereit, für einen sinnhaften Job auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten“, erklärt die Professorin. „Es ist aber wichtig, dies auch für andere sozioökonomische Gruppen unter die Lupe zu nehmen, damit die Politik die richtigen Weichen für den Arbeitsmarkt stellen kann.“ Im Podcast Wissenswelle erklärt sie, wie sie zu ihren Daten kommt, was eine Nucleus-Professur eigentlich ist und warum Wirtschaftswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nicht lügen dürfen, wenn sie Experimente durchführen.
Die Masse der Insekten in Deutschland ist zwischen 1983 und 2015 um 75 Prozent zurückgegangen. Schuld sind vor allem die Zerstörung ihrer Lebensräume und die massenhafte Verwendung von Pestiziden. Wie man den eigenen Garten oder Balkon zu einer Insektenoase machen kann, erklärt Dr. Martin Husemann vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels und von der Universität Hamburg. Bienen, Schmetterlinge, Läuse und viele mehr: Insekten sind zahlreich und faszinierend. Eine Million Arten wurden bisher beschrieben, noch deutlich mehr sind vermutlich bislang unentdeckt. Als Pflanzenbestäuber und als Teil der Nahrungskette sind sie unentbehrlich, ihr Sterben gefährdet auch die Bestände von Vögeln oder Amphibien. Trotzdem haben Menschen ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen: Weil sie beißen und stechen, Krankheiten übertragen und ganze Landstriche kahlfressen können. Doch Heuschreckenschwärme wie sie im vergangenen Sommer im Mittelmeer aufgetreten sind, regulieren sich meist schnell wieder von selbst, erklärt Insektenforscher und Insektenenthusiast Dr. Martin Husemann. Er studiert an Heuschrecken den Prozess der Bildung neuer Arten und wie sich die Artenzusammensetzung durch den Klimawandel im Großraum Hamburg verändert. Über Bienen, die in seinem Garten Nester bauen, freut er sich und rät jedem, die Tiere genau zu beobachten. Für Gartenbesitzerinnen und Naturliebhaber hat er zahlreiche Tipps, wie sie die Situation der Insekten direkt vor der eigenen Haustür verbessern können, und er verrät auch, wie selbst Balkone in der Stadt zu Oasen für die Tiere werden können.
Die Universität Hamburg ist an einer Ausstellung zum Urknall und zum Ursprung des Universums beteiligt, die am 25. Oktober 2022 im Museum der Arbeit eröffnet wird. Warum sich ein Besuch lohnt und wie unser Universum vor knapp 14 Milliarden Jahren entstanden sein könnte, erklärt die Physikerin Gudrid Moortgat-Pick im Podcast Wissenswelle. Es ist schwer vorstellbar, aber vor dem Urknall gab es weder Raum noch Zeit. Was vor dem „Big Bang“ war, wissen wir ebenso wenig wie die Gründe, warum es vor knapp 14 Milliarden Jahren zu diesem kosmischen Ereignis gekommen ist. „Vielleicht hat eine Quantenfluktuation stattgefunden, also ein spontanes Auftreten von Teilchen im Nichts. Das ist eine mögliche physikalische Erklärung“, sagt die Physikerin Prof. Dr. Moortgat-Pick, die am Exzellenzcluster „Quantum Universe“ der Universität Hamburg forscht. Sie fügt hinzu: „An diese Stelle könnte man auch Gott setzen. Da habe ich nichts gegen einzuwenden.“ Gesichert ist: Elementarteilchen, Atome und Moleküle haben sich erst nach dem Urknall gebildet – wie auch die aus ihnen bestehenden Sterne, Sonnen und Galaxien. Deren Beobachtung hat Astronominnen und Astronomen im vergangenen Jahrhundert erstmals auf die Idee gebracht, dass alle Materie einmal in einem winzigen Punkt zusammengeballt gewesen sein muss. „Beobachtungen mit Teleskopen zeigen: Bis heute dehnt sich das Universum aus. Wenn man diese Bewegung zurück rechnet, landet man beim Urknall“, so die theoretische Physikerin Gudrid Moortgat-Pick. Allerdings landet man auch bei vielen offenen Fragen. Denn eigentlich müssten sich die Himmelskörper aufgrund ihrer Masse anziehen; voneinander fortstreben dürften sie nicht. Hier wirkt eine Kraft, die Physikerinnen und Physiker bislang nicht erklären können. Sie nennen sie Dunkle Energie. Über die Dunkle Energie und weitere rätselhafte Phänomene geht es im Podcast und in der Ausstellung „Wie alles begann“. Hier können Besucherinnen und Besucher die Entwicklung des Universums ebenso verfolgen wie die fortschreitenden Erkenntnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die dessen Entstehung erforschen. Sie können Protonen-Fußball spielen, ihre Muskelkraft bei der Trennung von Quarks in Atomkernen testen oder die Sichtweise von norddeutschen Kunstschaffenden auf die Unendlichkeit des Weltalls erleben.
Die Inflation ist höher als je zuvor in der Bundesrepublik Deutschland. Was der Staat und die Banken jetzt tun müssen und wen die Preissteigerungen am härtesten treffen, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Straubhaar von der Universität Hamburg in der „Wissenswelle“. Mit milliardenschweren Entlastungspaketen versucht der deutsche Staat, den Bürgern unter die Arme zu greifen: Damit sie die derzeitigen Preissteigerungen, insbesondere bei den Heizkosten, wuppen können. „Das ist grundsätzlich der richtige Weg“, sagt Prof. Dr. Thomas Straubhaar, „doch die geplante Umsetzung ist viel zu kompliziert.“ Stattdessen plädiert der Ökonom für Direktzahlungen an alle Bürgerinnen und Bürger. Er betont auch, dass die Inflation die Ärmsten am stärksten trifft. Denn wer ein gutes Einkommen und finanzielle Rücklagen hat, kann steigende Lebenshaltungskosten eine Weile abfedern und im Notfall auf Erspartes zurückgreifen. Lohnerhöhungen können zudem helfen, die Preissteigerungen abzufedern. Schwieriger wird es beispielsweise für Rentnerinnen und Rentner oder diejenigen, die BAföG bekommen: Deren monatliches Einkommen wird nicht so stark angepasst, sie haben oft nur wenig Erspartes. Steigende Lebenshaltungskosten treffen diese Gruppen also besonders hart. Kleine, auf Sparkonten angelegte finanzielle Reserven schmelzen außerdem durch die Inflation dahin. Von einer kurzfristigen Umschichtung rät Thomas Straubhaar jedoch ab: „Zu hoch ist die Gefahr, dass man gleich mehrfach verliert: durch hohe Gebühren, die Inflation und möglicherweise auch durch Wertverluste der neuen Anlagen. Zudem sind diese oft langfristig, so dass man im Bedarfsfall nicht auf das Geld zugreifen kann.“ Wie Inflation entsteht, warum der Staat von ihr profitiert und welche Rolle die Europäische Zentralbank spielt: Das erklärt der Wirtschaftswissenschaftler, Buchautor und WELT-Kolumnist in der „Wissenswelle“, dem Podcast der Universität Hamburg.
Als eine von wenigen Hochschulen in Deutschland hat die Universität Hamburg definiert, was sie unter Wissenschaftsfreiheit versteht und wie Wissenschaftsfreiheit in Hamburg gelebt werden soll. Der Jurist Hans-Heinrich Trute erklärt den so entstandenen "Kodex Wissenschaftsfreiheit" - und warum es notwendig war, ihn zu entwickeln. Die Störung missliebiger Seminare, die Verweigerung wissenschaftlicher Auseinandersetzung aufgrund von politischen oder religiösen Einstellungen oder auch die Ausübung politisch motivierten Drucks auf Forschende haben in der jüngeren Vergangenheit häufig für Schlagzeilen gesorgt – an der Universität Hamburg ebenso wie an anderen Hochschulen. „Die Konfliktfelder sind nicht neu“, sagt der Professor für Öffentliches Recht, Hans-Heinrich Trute. Denn: „Neues Wissen stellt häufig vorhandene Perspektiven und Denkgewohnheiten in Frage.“ Doch die oben genannten Praktiken bedrohen die im Grundgesetz garantierte Freiheit von Forschung und Lehre und die Möglichkeiten, neues Wissen hervorzubringen. Aus diesem Grund will der „Kodex Wissenschaftsfreiheit“ der Universität Hamburg mit Hilfe von Kernthesen die Grundlagen von Forschung und Lehre verdeutlichen. Er stellt aber auch die Frage nach den Grenzen der Wissenschaftsfreiheit – im Kontext ethischer Überlegungen, methodischer Diskussionen oder der Risikoeinschätzung von neuen Technologien. „Es sollte jedoch stets darum gehen, Forschenden die größtmögliche Freiheit zu geben“, so Prof. Trute. Sie seien aber auch aufgefordert, von der Wissenschaftsfreiheit Gebrauch zu machen und sie zu verteidigen.
Vor zehn Jahren wurde ein neues Elementarteilchen aufgespürt, das sogenannte Higgs-Boson. Prof. Dr. Johannes Haller von der Universität Hamburg war an der Entdeckung beteiligt. Im Podcast „Wissenswelle“ erklärt er ihre Bedeutung – und was ihn motiviert, weiter nach unbekannten Teilchen zu suchen. So etwas wie das Higgs-Teilchen musste es einfach geben. Das wussten Forschende seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, denn ohne dieses Teilchen ergab das sogenannte Standardmodell der Physik keinen Sinn – das Modell also, mit dem Teilchenphysikerinnen und –physiker den Aufbau der Materie erklären und die Wechselwirkungen zwischen ihren kleinsten Bausteinen, den sogenannten Elementarteilchen. Erst der leistungsfähigste Beschleuniger der Welt, der Large Hadron Collider (LHC) am Zentrum für Teilchenphysik CERN bei Genf, ermöglichte 2012 den experimentellen Nachweis des theoretisch vorhergesagten Teilchens. „Damit sind jedoch längst nicht alle Geheimnisse um den Aufbau der Materie gelüftet“, erklärt Prof. Dr. Johannes Haller. Denn zum einen sind noch nicht alle Eigenschaften des Higgs-Bosons genau verstanden. „Zum anderen wissen wir heute, dass etwa 95 Prozent der Materie im Weltraum aus bislang unbekannter Materie besteht. Künftige Experimente bringen möglicherweise weitere, bisher unbekannte Teilchen ans Licht und erlauben dadurch vielleicht Rückschlüsse über die Eigenschaften der Dunklen Materie oder der Dunklen Energie.“
Moralisches Fehlverhalten von Unternehmen beruht häufig auf einem mangelhaften Umgang mit Informationen, sagt der Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Dr. Dr. Marco Meyer. Doch bei der Untersuchung von 80 spektakulären Fällen musste er feststellen: Auch böse Absichten spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Manipulierte Abgaswerte, unwirksame oder schädliche Medikamente oder Zigaretten, deren gesundheitsschädigende Wirkung bewusst verschleiert wurde: Automobilhersteller, Pharmaunternehmen oder auch Tabakkonzerne wurden in den USA schon öfter zu spektakulären Strafzahlungen verurteilt. Schließlich hatten die Öffentlichkeit getäuscht und großen Schaden angerichtet. Marco Meyer hat sich 80 solcher Fälle angesehen. Als Wirtschaftsphilosoph beschäftigt er sich mit grundlegenden Fragen an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Wirtschaftswissenschaften, beispielsweise mit Gerechtigkeit oder eben mit ethischem Verhalten. Er untersucht die Voraussetzungen, die ein Unternehmen moralisch korrekt agieren lassen – und er hat Kriterien entwickelt, die es Wirtschaftsprüferinnen und –prüfern künftig erleichtern können, Fällen von bewusster, böswilliger Täuschung auf die Schliche zu kommen. Täuschungsversuche von Unternehmen werden immer schwerer erkennbar „Durch die fortschreitende Technisierung sind Prüfende immer häufiger auf Daten aus den Unternehmen selbst angewiesen“, erklärt Meyer. Besonders im Hightech-Sektor gebe es nur selten alternative, von unabhängigen Dritten ermittelte Informationen. „Wenn ein Unternehmen durch die von ihm selbst erhobenen Daten besondere Vorteile genießt und es darüber hinaus bereits eine Geschichte von versuchten Täuschungen durch das Unternehmen gibt, sollten die Prüfenden aufmerksam werden“, so Meyer. Hier könnten Stichproben helfen, Täuschungsversuche aufzuspüren – auch in Fällen, die auf den ersten Blick ganz und gar unverdächtig wirken.
Mit dem Forschungsschiff Sonne war Dr. Niko Lahajnar auf einer besonderen Fahrt im Südatlantik. Das Ziel: die Rettung von Forschungsdaten. Im Podcast berichtet er über die Mission und erklärt außerdem die Wechselwirkung zwischen den Meeren und der Atmosphäre und was das für den Klimawandel bedeutet. „Es gibt kaum ein Meer, auf dem ich noch nicht unterwegs war“, erzählt der Meeresforscher Dr. Niko Lahajnar vom Fachbereich Erdsystemwissenschaften und dem Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN). Dennoch war die Fahrt der SONNE im Jahr 2021 für den erfahrenen Wissenschaftler ganz besonders. Er war als Fahrtleiter verantwortlich für das wissenschaftliche Programm an Bord. „Die Fahrt war ein großer wissenschaftlicher Erfolg“, berichtet Lahajnar im Gespräch, schließlich konnten alle Geräte, die zwei Jahre zuvor im Südatlantik verankert wurden, geborgen werden. Die wertvollen Daten sind damit gerettet und stehen den Forschenden nun zur Verfügung, um das Verhältnis zwischen den Meeren und der Atmosphäre besser zu verstehen. Die Meere werden saurer Die Meere dienen zurzeit als Puffer: „Sie nehmen einen großen Anteil des CO2s auf, das wir emittieren“, erklärt Lahajnar. Aber wie nehmen die Meere das Treibhausgas auf und bleibt es auch dauerhaft gespeichert? Das sind Fragen, die der Meeresforscher versucht, mit Langzeitmessreihen zu beantworten. Fest stehe allerdings, so Lahajnar im Podcast, dass durch das CO2 die Meere saurer werden und damit die gesamte Meeresökologie betroffen ist.
Die Autorin Kirsten Boie hat mehr als 100 Bücher geschrieben, ist Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg und Alumna der Universität Hamburg. Im Podcast erzählt sie, warum sie ihr erstes Seminar an der Uni beinahe wieder abgebrochen hätte und was ein gutes Kinderbuch ausmacht. Das Lesen hat sich Kirsten Boie, die an der Universität Hamburg Germanistik und Anglistik studiert hat, mit fünf Jahren selbst beigebracht. „Wer in meiner Generation etwas anderes wollte als das eigene Leben, musste lesen können“, erzählt die Kinderbuchautorin im Gespräch. Kinder hätten heute durch das große Medienangebot nicht mehr das riesige Bedürfnis nach Büchern. Die Folge: Viele Kinder lernten nicht sinnentnehmend zu lesen, das heißt, sie verstünden nicht, was sie lesen. Das möchte Kirsten Boie ändern. Und so engagiert sie sich für zahlreiche Projekte, in denen das Lesen gefördert wird. „Kinder, die lesen, werden schlauer, das lässt sich nicht verhindern“, sagt die ehemalige Lehrerin. Nicht nur das: Lesen fördere außerdem die Fantasie und mache Kinder empathischer. Das Lesen von Büchern sei daher ein Zaubermittel, erklärt die Alumna der Universität Hamburg, das Kindern helfe, sich und die Welt besser zu verstehen. Gute Kinderbücher und das Warten auf den ersten Satz Was zeichnet eigentlich ein gutes Kinderbuch aus? Eine Frage, die Kirsten Boie häufig beantworten muss. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Wichtig aber sei, dass ein Buch Kindern Spaß mache. Woher die Autorin die Inspiration für ihre Bücher nimmt, was Meerschweinchen damit zu tun haben können und warum der erste Satz beim Schreiben entscheidend ist, erzählt sie in dieser Episode der „Wissenswelle“.
Das Immunsystem besteht aus vielen Bausteinen, die zusammenarbeiten, um unseren Körper vor Infektionen zu schützen. „Die Immunantwort ist abhängig von Umwelteinflüssen und den Immungenen“, erklärt Prof. Tobias Lenz in der neuen Ausgabe des Podcasts „Wissenswelle“. Lenz erforscht, wie sich das Immunsystem des Menschen im Laufe der Evolution entwickelt hat. Dazu vergleicht er Immungene, die aus der DNA von alten Skeletten in Gräbern gewonnen wurden, mit denen von heute lebenden Menschen. Bessere Therapien durch Immunforschung „Mit unseren Forschungsergebnissen helfen wir dabei, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen, um eine bessere Krankheitstherapie zu ermöglichen“, sagt der Biologe. Beim Coronavirus habe sich zum Beispiel gezeigt, dass der genetische Einfluss auf den Krankheitsverlauf eher klein ist. „Der größte Teil des Risikos wird von Umweltfaktoren und Vorerkrankungen bestimmt“, so Lenz, der im April dieses Jahres seine Heisenberg-Professur an der Universität Hamburg angetreten hat. Könnten wir nicht irgendwann gegen alle Krankheitserreger immun sein? „Das wäre schön“, meint Prof. Lenz: „Aber wir können nicht gegen alles gleichzeitig resistent sein.“ Denn die Immunaktivierung muss auch immer in Balance bleiben, damit es zu keiner Überreaktion kommt, die dem Körper schaden würde – wie das zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist. Der Blick in die Vergangenheit unserer körperlichen Entwicklung zeigt vielmehr, dass sich unser Lebensstil schneller wandelt als sich unser Immunsystem genetisch darauf anpassen kann.
Sie ist inzwischen eines der Gesichter Hamburgs, präsentiert die Tagesschau und das Hamburg Journal – und sie hat an der Universität Hamburg studiert: Julia-Niharika Sen. Die Alumna erzählt im Podcast von ihrer Studienzeit und ihren Weg in den Journalismus. „Das Studium hat mir wahnsinnig Spaß gemacht“, erzählt Julia-Niharika Sen. Die Journalistin hat viel Zeit in der Bibliothek im Philturm am Uni-Campus verbracht und wäre nach ihrem Staatsexamen beinahe Lehrerin geworden. Eine Hospitanz beim NDR kam dazwischen und es folgte eine steile journalistische Karriere – erst hinter und später auch vor der Kamera. Von der Uni in den Journalismus „Wenn ich Zeit hätte“, sagt sie im Podcast-Interview, „würde ich mich auch heute noch in viele Vorlesungen setzen.“ Und auch ein weiteres Studium könnte sie sich vorstellen. Schwierig wird es nur bei der Fächerwahl, denn die Tagesschau-Sprecherin interessiert sich für viele Themen. Diese Neugier kann sie in ihrer täglichen Arbeit als Journalistin ausleben. „Mir ist es wichtig, gesellschaftlich relevante Themen, wie Klima, Migration oder Diversität lebendig und anschaulich zu vermitteln“, erzählt sie. Inzwischen hat Julia-Niharika Sen, die auch das Uni-Hamburg-Talkformat „Wahnsinn trifft Methode“ moderiert, viele Jahre Fernseherfahrung gesammelt und doch passieren immer wieder auch Überraschungen. Etwa wenn sie während einer Live-Moderation unerwartet den Kopf ihres Kollegen Jens Riewa hinter dem Tisch hervorgucken sieht. Im Podcast erzählt die Alumna, warum sie mit Hamburg Heimat und Hoffnung verbindet und sich auch in Indien Zuhause fühlt.
Die Zunge von Schnecken ist bespickt mit vielen, winzigen Zähnchen. Über ihre Funktion ist in der Forschung bislang wenig bekannt. Das möchte Dr. Wencke Krings vom Centrum für Naturkunde ändern. Mit Hilfe von Schleifpapier erforscht sie die Zahntypen von Schnecken und entwickelt Modelle als Basis für Greifarme in der Robotik. „Schnecken als Forschungsthema – das war eher Liebe auf den zweiten Blick “, erklärt Dr. Wencke Krings vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels, Standort Hamburg (ehemals Centrum für Naturkunde, CeNak). Aber Schnecken sind nicht nur die formenreichste Gruppe von Weichtieren, sondern sind auch die einzigen Weichtiere, die neben dem Meer und Süßwasser auch das Land besiedelt haben. Und obwohl Schnecken in vielen heimischen Gemüsebeeten beim Fressen beobachtet werden können, ist in der Forschung noch nicht geklärt, wie die Nahrungsaufnahme der Tiere eigentlich funktioniert. Von der Raspelzunge zur Robotik Eine Besonderheit von Schnecken ist die Raspelzunge, die mit einer großen Menge kleiner Zähnchen ausgestattet ist. Mit ihrer Forschung ist es Wencke Krings erstmals gelungen, nachzuweisen, dass die einzelnen Zähne auf der Zunge unterschiedliche Funktionen haben. „Videos der Fressbewegung lassen nicht genügend Rückschlüsse auf die einzelnen Zähne zu,“ sagt Krings. Sie hat sich daher einen besonderen Versuchsaufbau einfallen lassen. Dazu wurde ein Aquarium mit Schleifpapier ausgelegt, an dem die Schnecken dann geleckt haben. Anhand der Abnutzungsspuren konnte sie dann analysieren, welche Zähne von der Schnecke wie eingesetzt werden. Doch damit nicht genug: „Wir versuchen jetzt, die Raspelzunge, auch Radula genannt, in die physikalische Welt zu übersetzen.“ Mit Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bildet sie die Materialeigenschaften der Raspelzunge nach, um bewegbare Radula-Modelle zu bauen. „Wir haben auch schon die ersten Ergebnisse aus dem 3D-Drucker, die wir bereits in der Lehre einsetzen,“ so Krings. Das Ziel für die kommende Forschung ist es, aus dem Wissen über die Schneckenzunge, Greifarme für die Robotik zu entwickeln.
Wie wirkt sich der Klimawandel auf Bäume und Wälder aus? Michael Köhl ist Professor für Weltforstwirtschaft im Fachbereich Biologie und erforscht, wie sich Wälder in Deutschland und in den Tropen nachhaltig schützen lassen. Im Podcast erzählt er, warum er sich große Sorgen um die Wälder macht. „Wälder können sich eigentlich gut an das Klima anpassen“, erzählt Prof. Köhl. Der Forstwissenschaftler beschäftigt sich schon seit seiner Jugend mit Bäumen und hat bereits als Schüler Waldflächen aufgeforstet. „Bäume haben viele Strategien, um mit widrigen Umständen zurechtzukommen“, sagt Prof. Köhl. Das müssen sie auch, sie können schließlich nicht wegrennen. Problematisch sei allerdings die rasante Geschwindigkeit der Veränderung: „Den Wäldern bleibt keine Zeit sich anzupassen“, warnt der Experte. Seine Forschung dreht sich um die Entwicklung von Maßnahmen zum Schutz von Wäldern. Nachhaltige Nutzung von Wäldern Prof. Köhl verbringt viel Zeit im Wald – nicht nur in den heimischen Wäldern, sondern auch in den Tropen und Subtropen. Die Wälder dort sind derzeit durch Entwaldung stark gefährdet, es geht täglich die Hälfte der Fläche Hamburgs verloren. „Mit dem Wald lässt sich wenig Geld verdienen“, sagt Prof. Köhl. Lukrativer sei es daher, ihn als Plantage oder Weidefläche zu nutzen. Als Lösung schlägt Prof. Köhl vor, bei Produkten entwaldungsfreie Lieferketten zu kennzeichnen. Im Podcast erzählt der Forstwissenschaftler, wie ein Forschungsaufenthalt im Tropenwald abläuft und warum Holz derzeit ein knapper und sehr teurer Baustoff ist.
Klimaforschung für Sterne und Planeten: Prof. Peter Hauschildt erstellt mit Hilfe der größten Computer der Welt 3D-Modelle der Atmosphären von Sternen und Planeten. Im Podcast erzählt der Astronom, wie wir herausfinden können, ob es außerirdisches Leben gibt. „Man darf niemals dem ersten Ergebnis vertrauen, das aus dem Computer herauskommt“, erklärt Prof. Peter Hauschildt. Der Astronom von der Hamburger Sternwarte in Bergedorf modelliert in seiner Forschung die Atmosphären von Sternen und Planeten. Dafür hat er gemeinsam mit anderen Forschenden eine Software entwickelt, die er an den größten Computern der Welt einsetzt. Mehr als zwei Millionen Prozesse werden dort gleichzeitig gerechnet, um 3D-Modelle zu erstellen. „Wir müssen heute die Methoden und Ideen entwickeln und ausprobieren, die vermutlich erst in fünf oder zehn Jahren zum Einsatz kommen.“ So lange würde es nämlich dauern, bis sie sich auch technisch umsetzen lassen, sagt Prof. Hauschildt. Außerirdisches Leben Eine Frage, die die Menschheit schon seit Jahrhunderten umtreibt, könnte bald beantwortet werden: Gibt es außerirdisches Leben? Je mehr die Astronomie über die Atmosphären von Planeten weiß, desto wahrscheinlicher ist es, dass es bald eine Antwort gibt. Allerdings gibt Prof. Hauschildt zu bedenken: „Wir versuchen derzeit nur, Kopien der Erde zu finden, einen philosophierenden Gasplaneten würden wir nicht erkennen.“
In Sibirien, den Tropen und in Hamburg – überall hier hat Prof. Dr. Eva-Maria Pfeiffer vom Institut für Bodenkunde an der Universität Hamburg schon Böden untersucht. In ihrer Forschung analysiert sie den Kohlen- und Stickstoff-Umsatz von Böden, um den Klimawandel besser zu verstehen. Böden werden häufig in ihrer Bedeutung unterschätzt, dabei sind sie die Grundlage für menschliches Leben, erzählt Prof. Pfeiffer. Wer sich mit den Themen Klima, Welternährung oder Biodiversität beschäftigt, kommt an den Böden nicht vorbei: „Böden sind nicht einfach Dreck oder eine Abfolge von Sedimenten. Als Boden bezeichnen wir den belebten, oberen Teil der Erdkruste.“ Seit vielen Jahren fährt Prof. Pfeiffer zur Feldforschung regelmäßig nach Sibirien, um dort Permafrostböden zu untersuchen. Permafrostböden sind besonders klimarelevant, weil sie große Mengen an Kohlenstoff früherer Zeiten speichern und fast 25 Prozent der Nordhalbkugel ausmachen. „Diese Böden sind durch Auftau- und Gefrierprozesse hochdynamisch“, erklärt Prof. Pfeiffer. Reste von Permafrost lassen sich auch in Hamburg finden, ebenso wie viele andere Bodenarten, die auf Bodenlehrpfaden entdeckt werden können.
Wie können wir uns auf Krisen vorbereiten? Prof. Dr. Daniel Geiger ist Organisationsforscher am Fachbereich Sozialökonomie und beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit Katastrophen. Im Podcast erzählt er, was wir aus anderen Ausnahmesituationen für den Umgang mit der Corona-Pandemie lernen können. Nicht alle Krisen lassen sich vermeiden. „Aber zu Beginn einer Krise steht immer eine Chaos-Phase, die sich durch gute Vorbereitung verkürzen lässt“, erklärt Prof. Geiger. Der Organisationsforscher und sein Team haben in Uganda das Rote Kreuz während eines Ebola-Ausbruchs begleitet. Durch die Erfahrungen in der Bekämpfung dieser Erkrankung war das Land verhältnismäßig gut auf die Corona-Pandemie vorbereitet. Denn das Besondere an der Corona- und auch an der Ebola-Krise ist, dass sie deutlich länger dauern als gewohnt: „Normalerweise sind wir mit Krisen konfrontiert, bei denen aufgrund plötzlicher Ereignisse Menschen und Ressourcen kurzfristig mobilisiert werden muss“, so Prof. Geiger. Neben dem Management von Krisen und Katastrophen untersucht Prof. Geiger auch, wie und warum sich Organisationen verändern. Aus seiner Sicht Themen sehr großer Relevanz: „Für jede Führungskraft ist es hilfreich, sich mit Fragen zur Gestaltung von Organisationen auseinanderzusetzen.“ Denn Veränderungen seien inzwischen die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Wichtig sei, die Veränderungen zu gestalten. Und wie das geht, darauf hat die Forschung eine klare Antwort. „Veränderungsprozesse verlaufen immer zyklisch. Das heißt, Sie müssen auftauen, verändern und wieder stabilisieren“, erklärt Prof. Geiger.
Vor welchen Herausforderungen stehen Menschen, wenn sie auf Technologie treffen? An dieser Schnittstelle forscht Prof. Dr. Frank Steinicke vom Fachbereich Informatik an der Universität Hamburg. Er leitet den Arbeitsbereich Mensch-Computer-Interaktion und entwickelt mit seinem Team Virtual-Reality-Anwendungen. „Wir werden bald nicht mehr unterscheiden können, ob ein Video von einer Künstlichen Intelligenz computergeniert wurde oder ob es sich um eine echte Videoaufnahme handelt,“ erklärt Prof. Steinicke im Gespräch. Wir müssen daher lernen, auch audiovisuelle Informationen stärker zu hinterfragen. Der Informatiker hat als erster Mensch in einem Selbstversuch 24 Stunden mit einer Datenbrille in der Virtuellen Realität (VR) verbracht. Im Podcast erzählt er, wie er diese Zeit erlebt hat und wie er dadurch gewonnene Erfahrungen in die Forschung einbringt. Bei den Projekten seiner Forschungsgruppe stellt er den Menschen in den Mittelpunkt und verbindet Informatik mit einer psychologischen Perspektive. Im Bereich der VR-Anwendungen entstehen dabei zum Beispiel Bewegungsspiele, die helfen sollen, den Verlauf neurologischer Erkrankungen wie Demenz zu verlangsamen. „Ich wünsche mir, dass wir die Fähigkeiten, die uns als Menschen ausmachen, in Zukunft stärker wertschätzen, weil wir sehen, dass wir sie nicht durch Maschinen ersetzen können“, erzählt Prof. Steinicke.
Wie entstehen Vorurteile über andere Menschen? Prof. Dr. Juliane Degner ist Sozialpsychologin am Institut für Psychologie und erforscht insbesondere dieses menschliche Verhalten. Im Podcast erzählt sie, wie Stereotype entstehen und warum es durchaus sinnvoll ist, dass wir in Schubladen denken. „Die wenigsten Stereotype basieren auf individuellen Erfahrungen“, erklärt Prof. Degner. „Wir fangen schon als Kinder damit an, Menschen in Gruppen zu unterscheiden.“ Das Denken in Kategorien hilft uns, Informationen einzuordnen und schnell Entscheidungen zu treffen. Es wird aber dann zum Problem, wenn wir mit den Kategorien andere Personen benachteiligen. Dafür, so Prof. Degner, brauche es gesellschaftliche Normen und Regeln. Aber lassen sich Stereotype und Vorurteile messen? In ihrer Forschung ermittelt die Sozialpsychologin Reaktionszeiten von Probanden und versucht herauszufinden, ob es unbewusste Vorurteile gibt. Dabei werden Automatismen sichtbar, die in Bruchteilen von Sekunden ablaufen und eigentlich nicht bemerkbar sind.
Was wissen wir über den Ursprung des Universums? Prof. Dr. Jan Louis ist Physiker, Vizepräsident der Universität Hamburg und Sprecher des Exzellenzclusters „Quantum Universe“. Er sagt: „Eigentlich können wir uns den Urknall gar nicht vorstellen“. Zudem erklärt er in dieser Folge der Wissenswelle, warum wir uns an einem Abend ohne Technik, die auf Quantenmechanik beruht, ziemlich langweilen würden. In seiner Forschung beschäftigt sich Prof. Dr. Jan Louis mit der String-Theorie. Die ist zwar noch nicht experimentell bestätigt, löst aber ein grundlegendes Problem der modernen Physik: die Unvereinbarkeit des Gravitationsgesetzes nach Einstein und der Quantentheorie. „Wenn wir den Urknall beschreiben wollen, müssen wir beide Theorien heranziehen“, so Prof. Louis. Das Problem ist aber, dass die Ansätze nicht miteinander harmonieren. H Die String-Theorie würde das überwinden und es ermöglichen, den Beginn des Universums zu rekonstruieren. „Wir wissen, dass der Urknall vor ungefähr 14 Milliarden Jahren stattgefunden hat und das Universum sich seither beschleunigt ausdehnt,“ sagt Prof. Louis. Warum das so ist, stellt die Forscherinnen und Forscher noch vor einige Rätsel. An möglichen Erklärungen arbeiten die Mitglieder des Exzellenzclusters „Quantum Universe“.. „Um den Urknall zu beschreiben, brauchen wir eine andere Vorstellung von Raum und Zeit,“ erläutert Prof. Louis. Exzellenzcluster „Quantum Universe“ und „Wissen vom Fass“ Neben seiner Tätigkeit als Sprecher des Exzellenzclusters ist Prof. Louis derzeit auch Vizepräsident der Universität Hamburg, u. a. für die Bereiche Forschung und Nachwuchsförderung. Nach einem Auslandsaufenthalt in Israel hat er vor einigen Jahren ein besonderes Format nach Hamburg gebracht: Wissen vom Fass. „Wir treten da auf, wo normalerweise eine Band spielt“, beschreibt Prof. Louis das Event. Denn an einem Abend im Jahr kommen die Forschenden in Kneipen und Bars der Stadt und erzählen von ihrer Forschung.
Das Coronavirus bestimmt im Verlauf des Jahres 2020 unseren Alltag. Aber wie werden wir uns einigen Jahren an die Pandemie erinnern? Prof. Dr. Thorsten Logge und Nils Steffen vom Arbeitsbereich Public History der Universität Hamburg erzählen im Podcast, wie beim „coronarchiv“ Erinnerungen, Alltagserfahrungen und Stimmen zur Corona-Krise gesammelt und dokumentiert werden. Im März 2020, kurz nachdem in Deutschland die ersten Corona-Maßnahmen beschlossen wurden, startete das „coronarchiv“, eine digitale Sammlung für Erinnerungen zur Corona-Pandemie. Unter dem Motto „Sharing is Caring“ sind Menschen dazu aufgerufen, Texte, Bilder oder Videos hochzuladen, um die eigene Alltagserfahrung mit der Pandemie zu teilen und für spätere historische Forschungen zur Verfügung zu stellen. „Das Projekt war nicht von langer Hand geplant“, erzählen Prof. Logge und Nils Steffen im Gespräch, die vom Erfolg des digitalen Archivs überrascht wurden: Inzwischen sind etwa 4.000 Objekte eingereicht worden und täglich werden es mehr. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von den Universitäten in Bochum und Gießen wollen sie dokumentieren, was Menschen in dieser Zeit erleben. „Noch wissen wir nicht, wie wir uns später einmal an die Pandemie erinnern werden“, meint Prof. Logge, daher soll das gesammelte Material dauerhaft archiviert werden.
Warum verbreiten sich Verschwörungstheorien und Falsch- und Fehlinformationen im Internet seit der Corona-Pandemie noch stärker? Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw ist Professorin für Journalistik und Kommunikationswissenschaft im Fachbereich Sozialwissenschaften und erforscht die Debattenkultur in den Sozialen Netzwerken. Im Podcast-Gespräch erklärt sie, was den Reiz von Verschwörungstheorien ausmacht. Viele Menschen suchen in Krisenzeiten verstärkt nach Informationen, auch in Sozialen Netzwerken – und landen meist irgendwann automatisch bei Falschinformationen, die die Unsicherheit der User ausnutzen. Die Corona-Pandemie führt nicht nur zu einer vermehrten Nutzung von Sozialen Netzwerken, die Kanäle werden auch verstärkt zur Verbreitung von digitaler Propaganda genutzt. Verschwörungstheorien werden dabei besonders häufig geteilt, weil sie einfache Erklärungen für Fragen und Probleme bieten, auf die die Wissenschaft noch keine Antworten hat, meint Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw. Die Kommunikationswissenschaftlerin beobachtet die Debattenkultur in den Sozialen Netzwerken und analysiert, wie Nutzerinnen und Nutzer auf Facebook kommentieren und posten. So hat etwa eine Studie ergeben, dass für die Verbreitung von Informationen, Empfehlungen von engen Freundinnen und Freunden entscheidend sind – und wenn unbekannte Quellen seriös wirken, werden sie fast genauso oft ausgewählt wie Postings einer Qualitätszeitung.
Ab welchem Alter beginnen Kinder zu denken? Prof. Dr. Ulf Liszkowski, Leiter des Arbeitsbereichs Entwicklungspsychologie an der Universität Hamburg, ist in seiner Forschung den Ursprüngen unserer kognitiven Fähigkeiten auf der Spur. Im Podcast-Gespräch erklärt er, ab wann Menschen denken und bewusst mit der Umwelt interagieren. Prof. Dr. Ulf Liszkowski erforscht das menschliche Miteinander. Dazu beschäftigt er sich vor allem mit der Entwicklung von Kindern. In Experimenten, bei denen zum Beispiel Kleinkinder auf Dinge zeigen müssen, beobachtet er ihre Aktionen und Reaktionen. So will er herausfinden, ab wann Kinder bewusst handeln, in Interaktion treten und das machen, was wir als Denken bezeichnen. Im Podcast erläutert der Entwicklungspsychologe, woran er bewusste Entscheidungen der Kinder erkennt, wie ein Versuchsaufbau mit Kleinkindern aussieht und welche Fragen sich aus seinen Forschungsergebnissen für die Psychologie ergeben.
Die Antike ist zwar mehr als 1.500 Jahre her, wirkt aber bis heute nach: Im Podcast-Gespräch werfen wir mit der Althistorikerin Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu einen Blick hinter die Kulissen ihrer Forschung und klären, was das Geräusch fallender Kugeln mit der Demokratie im antiken Griechenland zu tun hat. Prof. Harter-Uibopuu erforscht die Rechtsgeschichte der griechischen Stadtstaaten. Dazu untersucht die Althistorikerin antike Inschriften und literarische Texte und versucht aus diesen Hinweisen zu rekonstruieren, wie Gerichtsprozesse in der Praxis durchgeführt wurden. Für die Prozesse in Athen mussten bis zu 2.000 Richter erlost werden – und das an jedem Gerichtstag neu. Um dieses Verfahren nachvollziehen zu können, hat sie mit ihrem Team eine antike Losmaschine gebaut, ein Kleroterion. Wie die Losmaschine im Einsatz klingt, ist in der Podcastfolge zu hören. Neben der Bedeutung des Losens für die antike Demokratie erklärt die Rechtshistorikerin, warum Jura-Studierende heute noch immer Römisches Recht lernen und welche Klischees über die Antike sie regelmäßig ärgern. Prof. Harter-Uibopuu ist stellvertretende Sprecherin des Exzellenzclusters „Understanding Written Artefacts“, in dem Forscherinnen und Forschern die Entwicklung und Funktionen von Schriftartefakten in Manuskriptkulturen, von den Anfängen im alten Mesopotamien bis ins digitale Zeitalter, untersuchen.
Fossilien geben Einblick in die Geschichte der Entwicklung des Lebens. Im Podcast-Gespräch werfen wir mit dem Paläontologen Dr. Ulrich Kotthoff einen Blick hinter die Kulissen seiner Forschung und klären, warum in Hamburg keine Dinosaurier zu finden sind. Dr. Ulrich Kotthoff erforscht Mikrofossilien, dazu zählen etwa Pollenkörner oder Einzeller, die vor mehreren Zehntausend Jahren gelebt haben. Auf Forschungsreisen sammelt er Bohrkerne und kommt zu neuen Erkenntnissen im Bereich in der Klimageschichte des Ostseeraums. Im Gespräch erklärt der Paläontologe, wie sich anhand von Fossilien Klimaveränderungen, die Evolution und die Entwicklung der Artenvielfalt nachvollziehen lassen. Zudem leitet Dr. Ulrich Kotthoff das Geologisch-Paläontologische Museum am Centrum für Naturkunde (CeNak), das in einer Ausstellung bedeutende geologische und paläontologische Funde zeigt. Am Ende des Gesprächs stellt er sein Lieblingsobjekt aus der Forschungssammlung vor.
Das Coronavirus hat sich innerhalb weniger Monate fast weltweit verbreitet. Warum kam es ausgerechnet bei diesem Virus zu einer Pandemie? Der Virologe Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit im Podcast-Gespräch über das neuartige Coronavirus, die Folgen für die Forschung und welche Konsequenzen wir für die Wissenschaft aus der Pandemie ziehen sollten.
Prof. Dr. Hans-Christoph Koller ist Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg und forscht zum Thema Bildung. Er hat das Konzept der transformatorischen Bildungsprozesse entwickelt, mit dem er zum Beispiel Schulerfolg und Adoleszenzverlauf von jungen Männern mit Migrationshintergrund untersucht.
Prof. Dr. Michael Zimmermann leitet das Numata Zentrum für Buddhismuskunde an der Universität Hamburg und forscht über indischen Buddhismus. Im Gespräch erzählt er von der Herausforderung mit überlieferten Manuskripten zu arbeiten, von der Buddha-Natur und wie Achtsamkeit zum Trend wurde.
Prof. Dr. Judith Simon forscht zu Chancen und Risiken von Big Data. Sie ist Professorin für Ethik in der Informationstechnologie und analysiert mit einem interdisziplinären Team zeitgenössische Datenpraktiken in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Im Gespräch erzählt sie, wie sie als Philosophin zur Informatik gekommen ist, über ihren eigenen Umgang mit Daten und Verschlüsselung und über selbstfahrende Autos.