POPULARITY
Zeitgeschichte erleben. Der Podcast der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung
In der Diskussion um die Hintergründe des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beziehen sich viele Stimmen in Politik und Publizistik auf Willy Brandts Ostpolitik – aus teils ganz unterschiedlichen Motiven und mit verschiedenen Stoßrichtungen. Einige sehen in ihr die Ursünde, aus der alle folgenden Irrtümer der deutschen Russlandpolitik abzuleiten seien – von der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen bis zum Appeasement gegenüber Putin. Andere wiederum wollen in ihr konkrete Handlungsanweisungen für den Friedensschluss erkennen. Gestritten wird auch darüber, ob die Politik des „Wandels durch Annäherung“ (Egon Bahr) die deutsche Einheit und die europäische Osterweiterung ermöglicht oder die Existenz der kommunistischen Diktaturen vielmehr verlängert habe. Worin die Ziele, Inhalte und Methoden von Brandts Neuer Ostpolitik tatsächlich bestanden, darüber herrscht jedoch verbreitete Unkenntnis. Der Historiker Dr. Bernd Rother blickt zurück auf die Ursprünge und Ergebnisse jener Ostpolitik und fragt auch danach, inwieweit sie als Blaupause für den Weg zu einem Ende des Krieges und für eine friedliche Zukunft für die Ukraine dienen kann. Im Anschluss an seinen Vortrag diskutiert Bernd Rother mit dem Publizisten Albrecht von Lucke.
Was hat Egon Bahr mit TikTok und Dr. Robert Habeck zu tun? Eine Menge!
Egon Bahr, Isabella Kolar www.deutschlandfunkkultur.de, Aus den Archiven
Ukrainischer Angriff auf KurskGibt es Risse im chinesisch-russischen Verhältnis?Die chinesische Reaktion auf den ukrainischen Angriff auf Kursk zeigt einen möglichen Riss im chinesisch-russischen Verhältnis, auf die ein lesenswerter russischer Artikel hingewiesen hat.Ein Standpunkt von Thomas Röper.Offiziell sprechen Moskau und Peking davon, dass ihre Beziehungen ein nie dagewesenes Niveau erreicht hätten. Und das stimmt sicherlich auch, aber man darf nie den ausgesprochen wichtigen Satz des großen Egon Bahr vergessen, den er 2013 in einer Rede vor Schülern in Heidelberg gesagt hat:„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“Das gilt auch für Russland und China, denn auch diese beiden Staaten haben Interessen, die nicht immer identisch sind. Das kann man im Nahen Osten sehen, wo beide Länder um Einfluss buhlen, allerdings aus unterschiedlichen Motiven: Russland will eine enge Zusammenarbeit mit den arabischen Ölförderländern, um den Ölpreis möglichst stabil und auf einem nicht zu niedrigem Niveau zu halten. China will einen niedrigen Ölpreis und sichere Öllieferanten. Daher gibt es im Nahen Osten durchaus eine Konkurrenz zwischen Russland und China. Einig sind sich beide Länder nur darin, dass die USA die Region verlassen sollten, aber danach hört die Einigkeit wohl auch schon auf.Ich arbeite derzeit an einer Recherche über Afrika, wo Russland und China ebenfalls das gemeinsame Interesse haben, den Westen aus der Region zu verdrängen, aber danach hört die Einigkeit auch dort wieder auf. China will billige und zuverlässige Rohstofflieferungen aus Afrika, Russland will den Afrikanern mit seiner Erfahrung beim Abbau der Rohstoffe helfen, also haben Russland und China auch hier wieder unterschiedliche Interessen, der eine aus der Sicht des Käufers und der andere aus Sicht des Verkäufers.Russland und China wurden von den USA, die beide Länder zu Feinden erklärt haben und mit Sanktionen und anderen Methoden bekämpfen, regelrecht in ihre heute so engen Beziehungen gezwungen. Aber das bedeutet nicht, dass sie „Freunde“ sind, weil es in der Geopolitik – siehe Egon Bahr – immer nur „um die Interessen von Staaten“ geht.In Russland ist ein sehr interessanter Artikel erschienen, der aufzeigt, wie die unterschiedlichen Interessen zwischen Moskau und Peking sich im Ukraine-Konflikt zeigen. Das ist natürlich nicht das, was das offizielle Moskau und Peking verkünden. Daher habe ich, um zu zeigen, wie breit das Meinungsspektrum in Russland ist, diesen Artikel übersetzt.Beginn der Übersetzung:In Kursk hat eine „Sicherungsoperation“ des amerikanischen Rückzugs aus der Ukraine begonnen: Chinas schlaues Spiel.... hier weiterlesen: https://apolut.net/risse-im-chinesisch-russischen-verhaeltnis-von-thomas-roeper Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Die Petersburger Dialoge, mit denen über viele Jahre ein vielfältiger Kultur- und Jugendaustausch zwischen Deutschland und Russland koordiniert worden war, wurden im letzten Jahr abgebrochen. Nun will Alexander von Bismarck mit neuen „Bismarck-Dialogen“ und einer aktuellen „Freundschaftserklärung“ die Bereitschaft zum Gespräch aufrechterhalten und Begegnungen auf persönlicher Ebene ermöglichen. Von seinem Großonkel Otto von Bismarck hat er gelernt, wie wichtig der direkte Kontakt ist, um ein friedliches Zusammenleben zu erreichen – oder wiederherzustellen. Das Schloss Döbbelin mit seinen offenen Türen ist dabei ein idealer Austragungsort. Alexander von Bismarck berichtet von seinem Umgang mit der Familientradition, seinem Geschäft mit Weihnachtsbaumschmuck und seinen Gesprächen mit befreundeten Künstlern wie Justus Frantz und gesprächsbereiten Politikern wie Egon Bahr und Otto Schily. Er zitiert Helmut Schmidt: „Lieber tausend Stunden verhandeln als einen Schuss abgeben.“
Das Bündnis Sahra Wagenknecht geht Anfang 2024 an den Start. Handelt es sich hierbei um eine „Partei neuen Typus“, eine Linke 2.0, oder gar eine ernsthafte Konkurrenz zur SPD, eine politische Bewegung, die sich auf die außenpolitischen Grundsätze von Egon Bahr und Willy Brandt beruft? Medien und politologische Einordnungen gleiten am BSW bisher ab. HandeltWeiterlesen
Mon, 12 Feb 2024 03:00:00 +0000 https://geschichteeuropas.podigee.io/291-291 d89ce908f9cb32e8b7f77ec2ab34f4ed T: Kalter Krieg und Europäische Einigugn Verknüpfte Folgen Umweltpolitik im Grundlagenvertrag (1972) (08.11.2021) Der Text des Grundlagenvertrags (1972) (05.02.2024) Den Podcast unterstützen UNTERSTÜTZE DEN PODCAST BEI STEADY! Marlon unterstützt den Podcast seit März 2023 mit einem Betrag, der den monatlichen Hosting-Kosten entspricht. Dafür möchte ich ihm hier ganz besonders danken! EINZELSPENDE ÜBER PAYPAL SENDEN Feedback und Kommentare! Podcast-Blog mit Kommentarfunktion #historytelling - Netzwerk unabhängiger Geschichtspodcasts Schick mir Kommentare und Feedback als Email! Der Podcast bei Fyyd Folge mir bei Mastodon! Frag mich nach deiner persönlichen Einladung ins schwarze0-Discord! Die Episoden werden thematisch und nicht nach Erscheinungsdatum nummeriert. Für einen chronologischen Durchgang zur europäischen Geschichte sollten die Episoden nach Namen sortiert werden. schwarze0fm hatte als Hobbyprojekt begonnen - inzwischen habe ich aber durch Auftragsproduktionen und Crowdfunding die Möglichkeit gewonnen, mehr und bessere Folgen für Geschichte Europas zu produzieren. Das Prinzip "schwarze Null" bleibt - die Einnahmen werden verwendet, für mich Rahmenbedingungen zu schaffen, den Podcast zu betreiben und weiterzuentwickeln. In dieser Folge habe ich das ausführlich erklärt. This episode of "Geschichte Europas" by schwarze0fm (Tobias Jakobi) first published 2024-02-12. CC-BY 4.0: You are free to share and adapt this work even for commercial use as long as you attribute the original creator and indicate changes to the original. 291 full T: Kalter Krieg und Europäische Einigugn no Deutschland,Zeitgeschichte,Bundesrepublik Deutschland,DDR,Egon Bahr,Willy Brandt,Grundlagenvertrag,20. Jahrhundert,Deutsche Teilung,Neue Ostpolitik Tobias Jakobi
Das vorliegende Konzept für eine „Breite Koalition der Vernunft“ genannte ‚Friedensbewegung 2.0‘ hatte der Autor als Tischvorlage für das letzte Treffen von Egon Bahr, Antje Vollmer und Michail Gorbatschow (u.a.) im Sommer 2015 in Moskau verfasst. Anlass dieses Treffens war die Vorstellung der russischen Übersetzung des Buches „Am Abgrund: Streitschrift für einen anderen Umgang mitWeiterlesen
Die Petersburger Dialoge, mit denen über viele Jahre ein vielfältiger Kultur- und Jugendaustausch zwischen Deutschland und Russland koordiniert wurde, sind im letzten Jahr abgebrochen worden. Nun will Alexander von Bismarck mit neuen „Bismarck-Dialogen“ und einer aktuellen „Freundschaftserklärung“ die Bereitschaft zum Gespräch aufrechterhalten und Begegnungen auf persönlicher Ebene ermöglichen. Von seinem Großonkel Otto von Bismarck hat er gelernt, wie wichtig der direkte Kontakt ist, um ein friedliches Zusammenleben zu erreichen – oder wiederherzustellen. Das Schloss Döbbelin mit seinen offenen Türen ist dabei ein idealer Austragungsort. Alexander von Bismarck berichtet von seinem Umgang mit der Familientradition, seinem Geschäft mit Weihnachtsbaumschmuck und seinen Gesprächen mit befreundeten Künstlern wie Justus Frantz und gesprächsbereiten Politikern wie Egon Bahr und Otto Schily. Er zitiert Helmut Schmidt: „Lieber tausend Stunden verhandeln als einen Schuss abgeben.“
Bundeskanzler Willy Brandt sucht die Annäherung auch an die DDR. 1971 schließen beide Staaten ein erstes Transitabkommen, 1972 kommt der erste Staatsvertrag zustande. Bundesbürger dürfen von da an auch in die DDR reisen und Verwandte besuchen, auch mit dem eigenen Auto. Umgekehrt können auch DDR-Bürger jeden Alters in dringenden Familienangelegenheiten in den Westen reisen. Ausgehandelt haben diesen Vertrag Brandts Bundesminister für besondere Angelegenheiten, Egon Bahr, sowie DDR-Staatssekretär Michael Kohl. Nach der Unterzeichnung am 26. April 1972 geben beide eine gemeinsame Pressekonferenz, die vom Rundfunk der DDR übertragen wird.
Der sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt stand in den 1970er-Jahren für Entspannungspolitik und Dialog mit DDR und Ostblock. Das Konzept dazu hatte 1963 sein engster Mitarbeiter Egon Bahr publik gemacht: "Wandel durch Annäherung".Kuhlmann, Michaelwww.deutschlandfunk.de, KalenderblattDirekter Link zur Audiodatei
Wie kam es zum Volksaufstand 1953 in der DDR? MDR KULTUR hat aus Anlass des 50. Jahrestages mit ehemaligen Streikführern aus Halle, Jena und Bitterfeld und berühmten Zeitzeugen wie Egon Bahr und Erich Loest gesprochen.
Wenn es um den (aktuellen) Ukraine-Krieg geht, wird uns nach wie vor eine Geschichte erzählt, die am 24. Februar 2022 beginnt. Wie es jedoch zu diesem Ereignis kam, wird ausgeblendet oder als „Whataboutism“ beiseite gewischt. Mit Mathias Bröckers habe ich über sein neues Buch „Vom Ende der unipolaren Welt“ gesprochen, das das Ergebnis einer längeren Blog-Reihe ist. Wir schauen zurück, betrachten die Gegenwart und stellen Thesen über das Ende der unipolaren Welt auf, die auch in Bröckers' Buch zu finden sind. Inhalt: 01:00 „Vom Ende der unipolaren Welt“: Worum geht es? 02:30 Die Maidan-Proteste 04:00 Auflehnung gegen die USA 07:00 Epochenbruch 08:00 Wann begann der Krieg? 09:00 Irrtümer 14:00 Der Krieg, der 2014 begann 17:00 „Minsk III“ 22:00 Kritik an den Referenden 23:00 Deutschlands Politik im Wandel 24:00 Was versprechen sich Deutschlands Politiker? (I) 27:30 Egon Bahr 30:00 Mauerbau und russisches Benzin 33:30 Handel mit Russland 2022 34:30 Was versprechen sich Deutschlands Politiker? (II) 38:00 Verteidigung? 43:00 Abhängigkeit oder Handel? 46:30 Russland, weites Land 48:30 Die Entstehung der Russophobie 52:00 Weichgekocht 53:00 Vom Ende der unipolaren Welt 01:00:00 Was ist falsch an einer militärischen Neutralität? 01:02:30 Kritik am Krieg 01:00:06 Rache 01:09:00 Die Ukraine muss entscheiden? 01:10:30 Wiederaufbau 01:11:00 Erdogan 01:13:00 G7-Treffen 01:14:30 Peking-Berlin 01:15:50 Kriege des wankenden Imperiums 01:17:00 Hoffnungen einer Reise Spenden: Per Überweisung oder Dauerauftrag: Kontoinhaber: Jörg Wellbrock Kontobezeichnung: neulandrebellen IBAN: DE10 2305 2750 0081 6124 26 BIC: NOLADE21RZB Via PayPal: neulandrebellen@gmail.com Folge direkt herunterladen
Zeitgeschichte erleben. Der Podcast der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung
Russlands verbrecherischer Krieg gegen die Ukraine hat vermeintliche Gewissheiten zerstört und eherne Grundsätze der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik in Frage gestellt. Putin hat sich weder durch geltende Abkommen über Gewaltverzicht und unverletzliche Grenzen noch durch die bis zuletzt vom Westen aktiv praktizierte Bereitschaft zu Dialog und friedlicher Konfliktlösung von diesem völkerrechtswidrigen Überfall abhalten lassen. Auch die vielfältigen ökonomischen Verflechtungen, die vor allem die Bundesrepublik mit russischen Staatskonzernen eingegangen ist, haben Putins revisionistisches Großmachtstreben nicht stoppen können. Erweist sich die einst von Willy Brandt und Egon Bahr entwickelte Ostpolitik damit, wie manche Kritiker nun meinen, als historischer Irrweg? Die beiden Sozialdemokraten gingen seinerzeit von einem blockübergreifenden Interesse an Frieden und Zusammenarbeit aus und hofften auf einen „Wandel durch Annäherung“. Das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 schienen die Richtigkeit ihres Konzepts zu bestätigen. Die Ostpolitik galt als Erfolgsgeschichte und wurde seither oft als Blaupause für die Beziehungen mit Russland herangezogen – zurecht? Bei der Veranstaltung vom 24. Oktober 2022 wurde zunächst Willy Brandts Ostpolitik historisch eingeordnet. Anschließend wurde sich der deutschen und europäischen Politik gegenüber Russland bzw. Ostmittel- und Südosteuropa seit 1990 widmen. Welche Rolle spielten dabei die Ansätze und Erfahrungen der Brandt´schen Ostpolitik? Was ist ihr bleibendes Erbe? Was wurde in den letzten drei Jahrzehnten in der Russlandpolitik falsch oder richtig gemacht? Hat Deutschland zu viel Rücksicht auf Moskau genommen und dabei die Interessen unserer östlichen Nachbarn und des Westens vernachlässigt oder gar ignoriert? Und gibt es jetzt und in Zukunft überhaupt noch eine Chance für eine Politik des Friedens gegenüber dem Putin-Regime? Begrüßung: Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D. und Kuratoriumsvorsitzender der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung Ein kurzer Blick zurück: Willy Brandts Ostpolitik (1955–1990) Wolfgang Schmidt, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung Vortrag: Wie weiter mit (dem Erbe) der Ostpolitik? Andreas Wirsching, Institut für Zeitgeschichte München–Berlin Podiumsdiskussion: Alena Epifanova, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, Basil Kerski, Europäisches Solidarność-Zentrums Danzig, Wolfgang Schmidt, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Johannes Varwick, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Andreas Wirsching, Institut für Zeitgeschichte München–Berlin. Moderation: Gemma Pörzgen
Egon Bahr galt als Architekt der neuen Ostpolitik unter Kanzler Willy Brandt. Der SPD-Politiker setzte auf Vertrauensbildung und Kooperation und leistete damit einen wichtigen Beitrag zum europäischen Entspannungsprozess. Über die Gültigkeit seiner Thesen insbesondere im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine diskutiert Dietmar Ringel mit seinen Gästen.
Russlands Krieg in der Ukraine hat alles verändert. Was das insbesondere für die Bundeswehr bedeutet, erklärt die Wehrbeauftragte Eva Högl. Eva Högl ist Wehrbeauftragte des Bundestages. Die SPD-Politikerin wacht über den Zustand der Bundeswehr und ist Ansprechpartnerin für die Soldatinnen und Soldaten, quasi ihre Anwältin. Am Dienstag hat sie in Berlin den Jahresbericht 2021 vorgestellt. Sie hat gesagt, dass die Bundeswehr trotz Defiziten einsatzbereit sei. Und dass die deutschen Soldaten und Soldatinnen ihre Verpflichtungen in der Nato übernehmen können. Auf die Frage der SZ, warum man die zusätzlichen 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr nicht in die Bildung oder in die Beseitigung der Obdachlosigkeit stecken könne, sagt sie: "Wir würden uns ja alle wünschen, dass wir in einer Welt leben, die militärische Ausrüstung, die Militär überflüssig machen würde." Aber, ergänzt Högl, man habe es mit jetzt mit einem fürchterlichen Krieg zu tun. "Und da müssen wir auch bestimmte Gewissheiten, bestimmte Selbstverständlichkeiten, bestimmte Dinge über Bord werfen." Es sei "eine Notwendigkeit, unseren Frieden, unsere Freiheit, unsere Sicherheit auch militärisch abzusichern und deutlich zu machen, dass wir wehrhaft sind". Sie sehe sich aber weiter der Friedenspolitik von Willy Brandt und Egon Bahr verpflichtet. "Allerdings ist es so, dass Putin diesen Frieden und diese Gewissheiten jetzt zerstört hat durch seinen brutalen Angriff auf die Ukraine." Und das erfordere, dass "wir die Friedenspolitik der SPD neu definieren und auf das Jahr 2022 übertragen". Sie selbst sei in der Friedensbewegung sozialisiert worden. "Ich gehe soweit zu sagen, ich selbst bin auch Pazifist. Ich habe aber von Anfang an immer die Auffassung vertreten, dass wir unseren Frieden leider nicht sichern können, wenn wir nicht auch militärische Mittel haben. Und das sehen wir leider jetzt in der Ukraine wieder." Sie persönlich finde, das es sich nicht ausschließe, "Pazifistin oder Pazifist zu sein und trotzdem der Auffassung zu sein, dass wir eine starke Bundeswehr brauchen in Europa und in der Nato". Weitere Nachrichten: Putin verteidigt Krieg, meiste Corona-Schutzregeln fallen. Moderation, Redaktion: Lars Langenau Redaktion: Vinzent-Vitus Leitgeb Produktion: Imanuel Pedersen, Julia Ongyerth Zusätzliches Audiomaterial über dpa.
Unter Egon Bahrs Regie entstanden der Moskauer und der Warschauer Vertrag, der Grundlagenvertrag und das Transitabkommen: Meilensteine der Entspannungspolitik, die dabei halfen, aus dem Kalten Krieg keinen heißen werden zu lassen.
Willy-Brandt-Vertrauter, Architekt der Ostverträge und graue Eminenz der Sozialdemokratie im Nachkriegsdeutschland. - Egon Bahr wurde mit vielen Etiketten versehen. Am 18. März wäre der Politiker und Journalist 100 Jahre alt geworden. Zwei Jahr vor seinem Tod im August 2015 war der SPD-Politiker zu Gast im hr2-Doppelkopf. Das Gespräch aus dem Jahr 2013 über die Entspannungspolitik von Willy Brandt und die politisch schwierigen Jahre im Kalten Krieg ist angesichts der Lage in der Ukraine überraschend aktuell. (Wdh. vom 17.06.2013)
Heute vor 100 Jahren wurde der SPD-Politiker Egon Bahr geboren.
Als Journalist ging er Ende der 1950er Jahre in Berlin in die Politik. Mit Willy Brandt erlebte er 1961 den Mauerbau. Später galt SPD-Politiker Egon Bahr als Vordenker der neuen Ostpolitik. Vor dem Hintergrund von Russlands Krieg in der Ukraine sind seine Aussagen so aktuell wie nie: "Die Furien des Krieges schlafen, aber sie sind nicht tot", sagte er 2013 in unserer Gesprächszeit über den Frieden in Mitteleuropa. Am 18. März 2022 wäre er 100 Jahre alt geworden.
Egon Bahr war der Kopf hinter Willy Brandts Ostpolitik, von ihm stammt die Maxime "Wandel durch Annäherung". Statt die DDR weiter zu ächten, sollte 1969 mit dem Machtantritt der sozialliberalen Koalition die Beziehung beider Staaten auf eine neue Grundlage gestellt werden. Ein kompliziertes Unterfangen, galt es doch zunächst, bei der Sowjetunion um Vertrauen zu werben. Autorin: Kerstin Hilt Von Kerstin Hilt.
Egon Bahr, Journalist, Politiker, Diplomat, wurde vor 100 Jahren in Treffurt, Thüringen geboren. Berühmt wurde er mit der Formel "Wandel durch Annäherung", die eine Überwindung der Ost-West-Konfrontation zum Ziel hatte.
Den vollständigen Tagesdosis-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) finden Sie hier: https://apolut.net/ampel-mit-jamaika-gefaelligst-von-willy-wimmerEin Kommentar von Willy Wimmer.Die weltpolitische Entwicklung wirft ein drastisches Scheinwerferlicht auf die neue Bundesregierung und Berlin als Ganzes. Es ist nicht nach 16 Jahren politischer Monokultur der Übergang von der einen zur anderen Regierung. Die Regierung Scholz kommt zu einem Zeitpunkt ins Amt, in dem Deutschland geradezu in seiner Rolle in Europa und der Welt ohne sein Zutun herumgewirbelt wird. Da kann noch so intensiv im Koalitionsvertrag davon geschrieben werden, dass Deutschland in der Welt bitteschön doch mehr Verantwortung übernehmen solle.Die Deutschen wären schon ganz zufrieden, wenn die neue Regierung dafür sorgen würde, aus Deutschland ein Land der guten Nachbarschaft zu machen. Gewiss, das wäre eine Anleihe bei Willy Brandt. Was wäre daran falsch? Die unmittelbar vor uns liegende Zeit wird zeigen, wie sehr uns Willy Brandt fehlt und Egon Bahr dazu. Wer heute für Deutschland die Übernahme von mehr Verantwortung in der Welt fordert, der solle doch bitte die Frage danach beantworten, für wen wir und unsere Soldatinnen und Soldaten denn diesmal die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen sollen. Sind nicht die toten deutschen Soldaten nebst den mehr als 12 Milliarden Euro Kosten für den Afghanistan-Einsatz Mahnung vor weiteren Abenteuern genug?Von den hunderttausenden toten afghanischen Zivilisten gar nicht zu sprechen. Einfach weitermachen, weil die üblichen Strippenzieher im Hintergrund es ins Ohr flüstern? Es ist in der heutigen Zeit unmöglich, die Dinge neu zu ordnen und die eigene Handschrift zu erkennen zu geben. ... hier weiterlesen: https://apolut.net/ampel-mit-jamaika-gefaelligst-von-willy-wimmer+++Apolut ist auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage kommen Sie zu den Stores von Apple, Google und Huawei. Hier der Link: https://apolut.net/app+++Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/+++Ihnen gefällt unser Programm? Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/+++Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut+++Website und Social Media: Website: https://apolut.net/ Odysee: https://odysee.com/@apolut Instagram: https://www.instagram.com/apolut_net/ Twitter: https://twitter.com/apolut_net Telegram: https://t.me/s/apolut Facebook: https://www.facebook.com/apolut/ Soundcloud: https://soundcloud.com/apolut Our GDPR privacy policy was updated on August 8, 2022. Visit acast.com/privacy for more information.
Familien riss sie auseinander, Freunde, Liebespaare. Sie durchschnitt Straßen, Flüsse, sogar die Ostsee: Die innerdeutsche Grenze, sichtbar durch die Mauer in Berlin. Doch dank des Transitabkommens vom 17. Dezember 1971 öffneten sich erste Türen in ihr. Autorin: Kerstin Hilt
ARD Panorama hat einen erschüternden Film über Olaf Scholz' Verwicklungen in den CumEx-Frechheiten gemacht. Jenny erklärt uns die Details. Dann kommen wir auf die Demos in Berlin zurück. Ja, der "Reichstagssturm" erinnert an "dunkle Zeiten", vor allem aber sind Demos für einen Friedensvertrag eine Missachtung der Geschichte und alles andere als politisch aufgeklärt. Wir besprechen mit Dirk die Details guter Friedenspolitik, wie sie sein Opa, Egon Bahr, an der Seite Willy Brandts praktiziert hat. Der Journalismus findet schon einen ganz guten Ton mit #QAnon. Aber das Thema muss jetzt in schlingensiefscher Manier abgenutzt werden. Mathias, Sebastian & Goetty (Janko) spielen uns mit Live on Mars in die Woche, dann hören wir eure tollen Audiokommentare.
Zeitgeschichte erleben. Der Podcast der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung
Mit dem Historiker Bernd Greiner spricht Hendrik Große-Homann über die weltpolitische Situation, in der der Moskauer Vertrag unterzeichnet wurde. Welche Rolle spielte Washington - aber auch Ost-Berlin - bei den Verhandlungen? Wie beeinflusste der Vertrag die Situation zwischen den Supermächten? Und gegen welche Widerstände mussten Willy Brandt und Egon Bahr kämpfen? Der Podcast erscheint in der Reihe "10 Minuten Frieden": In jeweils zehn Minuten sprechen wir mit Historiker*innen über Ereignisse im 20. Jahrhundert, die für den Frieden von Bedeutung waren.
ECFR’s director Mark Leonard speaks to Almut Moeller, former head of the Alfred von Oppenheim Center for European Policy Studies at the German Council on Foreign Relations, Christoph Bertram, former director of the German Institute for International and Security Affairs, and Wolfgang Ischinger, Germany's former ambassador to Washington and London and currently chairman of the Munich Security Conference, about German politician Egon Bahr, who passed away recently, and his legacy. Bookshelf: Blue dahlia, black gold: A journey to Angola by Daniel Metcalfe Moby Dick by Herman Melville The counterlife by Philip Roth Picture: Flickr/Das Blaue Sofa/ Club Bertelsmann
Zum Tod des großen deutschen Politikers der SPD, Egon Bahr, wiederholen wir ein Gespräch bei KOSCHWITZ ZUM WOCHENENDE aus dem Willy Brandt Haus in dem Egon Bahr über sein politisches Wirken und über sein Leben erzählte.
"Nach gemeinsamen Interessen suchen" - Egon Bahr bei der Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen BRD und DDRGute Nachbarn Zwei dunkelrote Lacksiegel auf einem Band – links das der BRD, rechts das der DDR – darüber zwei Unterschriften: die eine von Egon Bahr, die zweite von Michael Kohl. Das Dokument, das die beiden Politiker am 21. Dezember 1972 in Ost-Berlin unterzeichneten, trug den Titel: „Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik“ und war das Ergebnis langer Verhandlungen zwischen den beiden Unterzeichnern. Verhandelt wurde über die „Normalisierung“ der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten und deren schriftliche Festlegung. Und schon im ersten Artikel – zehn waren es insgesamt - des Vertrages wird festgelegt: „Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik entwickeln normale gutnachbarliche Beziehungen zueinander auf der Grundlage der Gleichberechtigung.“ Nicht ohne Ängste und kritische Stimmen Diese Gleichberechtigung bedeutete aber zugleich sowohl für zahlreiche Politiker wie auch für Medien die endgültige Festigung der deutschen Teilung. So zitiert „Der Spiegel“ vom 18. Dezember 1972 etwa Franz Josef Strauß mit den Worten: „Der Untergang des Bismarck-Reiches ist vom Kaiser Wilhelm II. eingeleitet, von Hitler entscheidend gefördert aber von Willy Brandt besiegelt“ worden. Und die „Süddeutsche Zeitung“ vom 21. Dezember 1972 überfiel ebenfalls Untergangsstimmung: „Der 21. Dezember 1972 wird nicht als Jubeltag in die Geschichte eingehen“, denn für sie war das „… der Beginn einer nicht mehr umkehrbaren Entwicklung“. Doch zu dem eigentlichen Vertragstext hatten die Verhandlungspartner auch noch einige Zusätze vorgesehen. So etwa die Bildung einer Kommission, die sich mit der Prüfung des Grenzverlaufs zwischen den beiden deutschen Staaten befassen sollte. Der Vertrag brachte aber auch keine völkerrechtliche Anerkennung des SED-Staates mit sich. Die Konsequenz: es wurde vereinbart, keine Botschaften, sondern nur eine „ständige Vertretung“ einzurichten. Wiedervereinigung dennoch möglich Die Bundesregierung hat sich dennoch eine Tür zur Wiedervereinigung Deutschlands offen gehalten. So schrieb Egon Bahr am gleichen Tag einen Brief an seinen Verhandlungspartner: „Sehr geehrter Herr Kohl! Im Zusammenhang mit der heutigen Unterzeichnung des Vertrages über die Grundlagen der Beziehungen… beehrt sich die Regierung der Bundesrepublik Deutschland festzustellen, dass dieser Vertrag nicht im Widerspruch zu dem politischen Ziel der Bundesrepublik Deutschland steht, auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt.“ Die Geschichte sollte später diese Absicht bestätigen, dennoch war dieser Vertrag damals für die „Süddeutsche Zeitung“ auch „der Anfang eines Weges aus einer tiefen Talsohle“. DW-Redakteur Karl-Heinz Meier hat am 21. Dezember 1972 die bundesdeutsche Delegation bei der Vertragsunterzeichnung in Ost-Berlin begleitet und von dort berichtet. Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
"Mit den Russen war es leichter zu reden als mit den DDR-Leuten" - Egon Bahr erinnert sich an seine Gespräche über die OstverträgeParaphiert wurden sie bereits 1970, doch sie mussten noch durch den Bundestag ratifiziert werden – die so genannten Ostverträge, die die Bundesregierung unter Bundeskanzler Willy Brandt mit den Regierungen Russlands und Polens aushandelte. Doch der Weg zur Ratifizierung erwies sich alles andere als einfach. Denn: die Regierungskoalition aus SPD und FDP verfügte zu diesem Zeitpunkt im Bundestag – bedingt durch „Verschiebungen“ im Parlamentarierkarussell – über keine Mehrheit mehr. Es standen 248 Koalitionsstimmen gegenüber 248 Stimmen der Opposition aus CDU und CSU. Eine Patt-Situation also, die die Verhandlungsergebnisse mit den kommunistischen Regierungen - die von dem damaligen Staatssekretär Brandts, Egon Bahr, eingeleitet wurden - zu bedrohen schien. Verträge nur als Übergangsregelung Nun begann ein zähes Ringen, um die Ostverträge dennoch den Bundestag passieren zu lassen. Gespräche zwischen Vertretern der Regierungskoalition und der Fraktionsspitze der Opposition ergaben zwar, dass die CDU/CSU unter Umständen dazu bereit wäre, mit der Regierung an einem Strang zu ziehen, doch es sollte sich bald herausstellen, dass nicht alle Unionspolitiker diese Meinung teilten. Es gab nämlich unter ihnen auch solche, die die Ostverträge völlig ablehnten. Rainer Barzel, damaliger Fraktionschef der Opposition, hat sich zunächst für die Annahme der Ostverträge stark gemacht, doch der damalige Chef der Landesgruppe der CSU, Franz Josef Strauß, hatte seine eigene Vorstellung von diesem historischen Ereignis. Als Kompromiss ist so dann die Festlegung der Opposition auf Stimmenthaltung bei der Abstimmung über die Ratifizierung der Ostverträge herausgekommen. Zusätzlich hat man sich auf eine gemeinsame Entschließung aller Bundestagsfraktionen geeinigt, die im Kern festlegte, dass die Verträge nur als Übergangsregelung zu verstehen sind und die Friedensverträge noch ausstünden. Geteilte Reaktionen der Presse Die Reaktionen der internationalen und der deutschsprachigen Presse waren nach der Abstimmung sehr lebhaft. Nicht selten bescheinigte sie dem damaligen Oppositionsführer Rainer Barzel sowohl Führungsschwäche wie auch Geschick – je nach Kolorit der Zeitung. Dennoch scheint die „Financial Times“ den Kern der Sache genauer zu treffen, indem sie am 19. Mai 1972 kommentierte: „Keiner der beiden Führer (Barzel, Brandt – Anm. Red.) ist aus der Angelegenheit mit viel Ruhm hervorgegangen, und es könnte sich ergeben, dass beide in einer viel schwächeren Position sind als zuvor.“ Die Neuwahlen zum Deutschen Bundestag folgten bekanntlich im November des gleichen Jahres. Doch eines schien der Presse damals ebenfalls nicht entgangen zu sein: „Die Ostverträge schaffen weder Bündnis noch Freundschaft. Aber dies bringen sie: einen begrenzten Interessenausgleich und eine Bereinigung alter Streitfragen mit Moskau und Warschau“ – kommentierte die „Frankfurter Allgemeine“ am 19. Mai 1972. Im März 1992 sprach DW-Redakteurin Bettina Nutz mit einem der „Architekten“ der Ostverträge, Egon Bahr, über die Ostverträge und die Initiativen der Bundesregierung unter Willy Brandt. Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
Weihnachten bei Verwandten in Ost-Berlin - das erste Passierscheinabkommen für Westberliner vom 17. Dezember 1963Für die Berliner Senatoren und für manche Regierungsmitglieder in Bonn war 1963 eine spannungsgeladene Vorweihnachtszeit. Ein Brief des stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrats der DDR, Alexander Abusch, sorgte nämlich am 5. Dezember für Aufregung. Denn darin schlug Abusch dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, die Ausgabe von Passierscheinen an die Bewohner West-Berlins vor. Zum ersten Mal seit dem Bau der Mauer eröffnete sich nun für Westberliner die Chance auf einen Besuch ihrer Familien in Ost-Berlin. Strenge Geheimhaltung? Doch bevor man mit den Verhandlungen beginnen konnte, war Fingerspitzengefühl gefragt. Denn es hat sich immer wieder gezeigt, dass die DDR vertrauliche Kontakte sofort abbrach, wenn diese an die westliche Öffentlichkeit gelangten. So hat man sich auch in diesem Fall einen Schleier der Geheimhaltung auferlegt, um die Passierschein-Regelung möglichst reibungslos zu erzielen. Der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard und mehrere Bundesminister wurden eingeschaltet, man beriet sich eilig und kam zu dem Entschluss, das Angebot der DDR anzunehmen. Doch einer wurde zu diesen Beratungen nicht hinzugezogen: der damalige Chef des Bundespresseamtes Karl-Günther von Hase. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten: bei einer routinemäßigen Pressekonferenz platzte nun die Geheimhaltungsblase um das Angebot und die Gefahr eines Rückziehers seitens der DDR rückte in greifbare Nähe. Acht spannende Tage Eine Schadensbegrenzung tat jetzt Not. Ein Kommuniqué des damaligen Chefs des Presse- und Informationsamtes in Berlin, Egon Bahr, sollte die angespannte Lage entzerren und die Verhandlungen doch noch stattfinden lassen. Acht Tage lang dauerte das Pokerspiel um die erste Familienzusammenführung seit dem Mauerbau. Schließlich kamen beide Seiten überein: am 17.12.1963 unterschrieben der DDR-Staatssekretär Erich Wendt und der West-Berliner Senator Horst Korber das erste Passierscheinabkommen. Über 700 000 West-Berliner besuchten in der Zeit vom 19.12.1963 bis zum 5.1.1964 ihre Verwandten in Ost-Berlin. Zugleich sahen sich die DDR-Bürokraten mit einem Ansturm, mit dem sie überhaupt nicht rechneten und mit der Frage nach Gegenbesuchen in Westberlin konfrontiert. "Der Spiegel“ kommentiert diese Tatsache in seiner Ausgabe am 18.1.1964: "Die SED ... wird es schwer haben, die Passierscheinzeit bei den Ostberlinern vergessen zu machen und rundweg nein zu sagen." Ein Reporter der Deutschen Welle fand sich bei der Eröffnung einer der Ausgabestellen für Passierscheine ein und berichtet von der dort herrschenden Stimmung. Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich
Das geteilte, bis zum Mauerbau aber noch offene Berlin war im Kalten Krieg der Schauplatz einer in dieser Unmittelbarkeit einzigartigen Systemkonkurrenz. Michael Lemke untersucht in dem Buch "Vor der Mauer" erstmals für beide Teile Berlins, mit welchen Absichten diese Rivalität von Ost- und West in Gesellschaft und Politik gestaltet wurde, wie sie den Alltag der Sektorenstadt beeinflusste und wie deren Bewohner darauf reagierten. Der Autor Prof. Dr. Michael Lemke im Gespräch mit Prof. Egon Bahr. Moderation: Prof. Dr. Martin Sabrow
Zum 60. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 organisierte die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am 24. Mai 2013 eine Journalistenfahrt zu zentralen historischen Schauplätzen in Berlin. Eine Station führte zum ehemaligen RIAS-Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz, heute Sitz des Funkhauses von Deutschlandradio in Berlin. Professor Egon Bahr, im Juni 1953 Chefredakteur des RIAS, berichtete von seinen Erinnerungen an den Volksaufstand. Dabei ging es auch um die Rolle des RIAS bei der Ausbreitung des Aufstandes und dessen Wahrnehmung in West-Berlin und der Bundesrepublik. Das Gespräch wurde moderiert von Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur.