Hintergrundberichte zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das Forum zum Runterladen und Nachhören.
Einige Bundesstaaten setzen darauf, die Arbeitsregelungen für Teenager und Jugendliche zu lockern.
Grüner Wasserstoff ist Europas Hoffnungs-Energieträger. Ende November vergibt die Europäische Wasserstoffbank bei einer Auktion bis zu 800 Millionen Euro Fördergelder an Hersteller. Der Stoff soll die Industrie klimafreundlich machen und so in Europa halten. Dafür braucht es einen gigantischen Umbau überall auf dem Kontinent: Über Rotterdam kommen Wasserstoff und Windstrom. Netzbetreiber wie Tennet in Lehrte arbeiten mit Hochdruck an Leitungen für grünen Strom. Großverbraucher wie das Stahlwerk Salzgitter stellen ihre Prozesse um. Eine Wette auf die Zukunft, die Zeit drängt.
Im Sommer zerbrach die niederländische Regierung nach nur 18 Monaten im Streit um die Migrationspolitik. Dass eine Koalition vor dem Ende ihrer Amtszeit auseinanderfällt, ist in den Niederlanden nichts Ungewöhnliches. Ein stark zersplittertes Parteiensystem und Regierungen, die aus mehr als drei Koalitionspartnern bestehen, erfordern große Kompromissbereitschaft und begünstigen somit auch ein schnelleres Scheitern. Der Rückzug von Mark Rutte aus dem politischen Geschäft kam für die meisten Niederländer völlig überraschend. Mit mehr als 13 Jahren ist Rutte der am längsten amtierende Premier und das Programm seiner rechtsliberalen Partei VVD war voll und ganz auf seine Person ausgerichtet. Zusammen mit Rutte haben sich auch viele andere Leitfiguren aus der ersten politischen Reihe verabschiedet, gleichzeitig ist ein neuer Senkrechstarter aufgetaucht. Die politische Lage in den Niederlanden ist also spannend wie selten zuvor. Am 22. November wird gewählt.
Argentiniens Wahl wird von einer der schwersten Wirtschaftskrisen der letzten Jahre überschattet - vier von zehn Argentiniern gelten als arm. Die Inflation liegt bei 140 Prozent. Dass die amtierende Mitte-Links-Regierung ausgerechnet den Wirtschaftsminister Sergio Massa ins Rennen schickte, galt unter Experten eher als Akt der Alternativlosigkeit. Nun aber holte der Peronist Massa im ersten Wahlgang überraschend viele Stimmen und kann sich zumindest Hoffnung machen, gegen den Rechtspopulisten Javier Milei gewinnen zu können. Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Wer ist Massa? Wie ist es ihm gelungen, trotz allem ein chancenreicher Kandidat zu sein? Und was hat das alles mit dieser ur-argentinischen Bewegung "Peronismus" zu tun?
Der Anfgriff traf Israels Seele. Der Überlebende Ralph Levinson schildert, wie er den Anfgriff in einem Kibbuz erlebte. Am 7. Oktober ist Israel auf brutale Art und Weise von Terroristen der Hamas angegriffen worden. Rund 1.400 Menschen wurden bestialisch ermordet. Über 240 in den Gazastreifen verschleppt, wo sie bis heute als Geiseln gehalten werden. Ralph Levinson, der in Namibia deutschsprachig aufwuchs, lebte gut vier Jahrzehnte in dem Kibbuz 'Kfar Aza', direkt an der Grenze zum Gazastreifen. Er erlebte in seinem Haus den Überfall hautnah mit. 24 Stunden hielt er sich im Schutzraum seines Hauses versteckt. Er hörte die Schüsse, als Hamas-Terroristen seine Freunde und Bekannten ermordeten. Und er wusste lange Zeit nicht, ob seine Kinder, die ebenfalls im Kibbuz wohnten, überlebt hatten.
Wer vor 60 Jahren als “Gastarbeiter” oder „Gastarbeiterin“ nach Deutschland kam, war oft abgeschnitten von der alten Heimat, ohne in der neuen anzukommen. Eine Brücke schufen zwischen 1964 und 2002 die sogenannten Ausländerprogramme der ARD, mit Magazinen auf Italienisch, Griechisch oder Türkisch. 90 Prozent der Zielgruppe hörten auf diese Weise Nachrichten von zu Hause und Musik gegen das Heimweh. Aber die Zugezogenen erfuhren auch Wissenswertes über Deutschland. Hat sie das nun integriert oder eher isoliert?
Sie spielte als Kind lieber mit Lego als mit Puppen und träumte davon, Astronautin zu werden. Katharina Kreitz ist eine Pionierin der Technologie-Szene, produziert mit nur 27 Jahren Spezialsonden aus dem 3D-Drucker und revolutioniert damit die Welt der Strömungsmesstechnik. Ihre Kunden: Formel 1, NASA, Airbus und BMW. Als Start-Up gegründet ist ihre Firma mittlerweile mehr als 25 Millionen Euro wert und auf Expansionskurs. Auch durch einen schweren Unfall ließ sich die junge Frau nicht von ihrem Kurs abbringen. Sie ist ein Vorbild für erfolgreiches Start-Up- und Women-Empowerment. Das Feature portraitiert Katharina Kreitz und erklärt, wie und womit sie erfolgreich wurde.
In China gibt es keine Kunst- und Meinungsfreiheit, seit der Machtübernahme von Staats- und Parteichef Xi Jinping wurden die Spielräume immer kleiner. Behörden prüfen im Vorfeld einer Veranstaltung, welche Werke ausgestellt werden dürfen und welche nicht, welche Songs bei einem Konzert gespielt werden dürfen - und welche nicht. Wer keine Konsequenzen fürchten will, lässt die Finger von politischen Themen. Und von Liedtexten, in denen "Shut up" - "Halt deinen Mund" vorkommen. Wie Musikerinnen, Konzertveranstalter, Künstlerinnen und Galeristen damit leben und arbeiten können, schildern sie in diesem Feature.
"Es ist wie ein klebriges Spinnen-Netz" sagt eine Frau, die in ihrer Jugend emotionalen Missbrauch erlebt hat: In der Brüdergemeinschaft von Taizé im französischen Burgund. Das ist ein internationaler ökumenischer Männerorden, der jedes Jahr Zehntausende Jugendliche empfängt. "Sie müssen das melden", sagt ihr Jahre später einer der Brüder von Taizé. Kathrin tut es. Für die Reportage wählt sie ein Pseudonym: Ihre Identität will sie nicht preisgeben, ihre Geschichte schon. Sie beobachtet genau, wie Taizé die bis in jüngste Zeit reichenden Fälle aufklärt und wie die Prävention vor Ort läuft. Kathrin will genau dort, in Taizé, selbst daran mitwirken. Stefanie Markert aus dem ARD-Studio Paris hat sie begleitet und auch Vertreter der christlichen Gemeinschaft von Taizé getroffen.
Sie tyrannisieren die Bevölkerung, morden, erpressen, kidnappen und vergewaltigen - der Alltag in Haiti ist von der Gewalt der Banden geprägt. Menschen flüchten in der Hauptstadt Port-au-Prince von einem Stadtteil in den nächsten, weil sie nicht wissen, wohin, Hauptsache weg. In manchen Teilen der Stadt sind den ganzen Tag Schüsse zu hören. Die Vereinten Nationen sprechen von einem neuen Höchststand schwerster Verbrechen. Vor wenigen Wochen haben die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates einer internationalen Polizeimission unter kenianischer Führung zugestimmt. Allerdings wird die Entsendung von einem Gericht in Kenia derzeit blockiert. Währenddessen nehmen die Menschen in Haiti ihr Schicksal selbst in die Hand, bauen Barrikaden und schlagen zurück. In den letzten Monaten kam es immer wieder zu regelrechter Lynchjustiz. Weitere interessante Informationen: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/haiti-bandenkriminalitaet-100.html
Albanien ist touristisch bald kein Geheimtipp mehr: Immer mehr Menschen entdecken das einst streng abgeschottete und ärmste Land Europas. Es hat Traumstrände, imposante Gebirge, weitgehend unberührte Natur und außerdem auch viel Kultur zu bieten. Der Rekord an Touristenzahlen des vergangenen Jahres wird in diesem Jahr voraussichtlich noch einmal um ein Drittel übertroffen. Dadurch entsteht allerdings auch ein gewaltiger Bauboom mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Albanien träumt seit gut einem Jahr von einem schnellen EU-Beitritt, 2022 haben die Verhandlungen offiziell begonnen. Doch es gibt noch große Probleme: Korruption und organisierte Kriminalität. Weitere interessante Informationen: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/westbalkan-eu-100.html
Der Disney Konzern gehört zur amerikanischen Kultur wie Hamburger und Coca-Cola. Micky Maus und Co. sind Exportschlager; Disneyparks gibt es auf der ganzen Welt. Der Medienkonzern ist groß, mächtig, beliebt, aber auch umstritten. Schließlich hat uns Disney mit einer ganz eigenen Ästhetik versorgt, hat Märchen verändert, vielleicht sogar unser Verständnis von Romantik und Liebe? In 100 Jahren hat sich Disney dem Wandel stellen müssen: vom gezeichneten Trickfilm zur Computeranimation. Und gerade jetzt muss der Konzern vor allem finanziell kämpfen und sich fragen, wie er die nächsten Jahre überstehen kann. Die Streaming-Revolution hinterlässt auch bei Micky Maus ihre Spuren.
Durch den Klimawandel und die globale Erwärmung gibt es inzwischen auch in Europa immer wieder einzelne Dengue-Fälle, zuletzt etwa in Italien am Gardasee. Laut der Weltgesundheitsorganisation besteht für die Hälfte der Weltbevölkerung die Gefahr, am von Mücken übertragenen Dengue-Fieber zu erkranken. Im südostasiatischen Stadtstaat Singapur ist die Tropenkrankheit allgegenwärtig. Die Regierung ergreift daher diverse Maßnahmen, um die Gefahr einzudämmen: Staatliche Hausinspektionen, um Mückenlarven früh zu entdecken, das Züchten von harmlosen Mücken oder das wöchentliche Versprühen von Insektiziden in dichten weißen Wolken. Was kann Deutschland von Singapur lernen? Jennifer Johnston hat Kontrollen begleitet, mit Wissenschaftlern, Ärzten und Dengue- Betroffenen gesprochen und eine Mosquito-Farm besucht, wo Mücken gezüchtet werden, die Dengue nicht mehr übertragen können.
Im Norden Londons, im Stadtteil Camden, ein bisschen abseits der trubeligen Stadt, liegt der Highgate Cemetery. Ein verwunschener, viktorianischer Friedhof auf dem die sehr Reichen, aber auch die ganz Armen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Tourguides führen Touristen zu den großen Familiengruften, den kunstvoll verzierten Marmor-Grabstätten und den zahlreichen berühmten Persönlichkeiten, die hier ruhen. Der Friedhof wäre längst komplett zerfallen, hätten ihn die "Friends of Highgate" nicht 1975 übernommen. Seitdem pflegen sie die alten Baumbestände und geben die Geschichten rund um den Friedhof und seine Toten weiter.
Er nennt sich „Anarcho-Kapitalist“ und hat bei den Vorwahlen in Argentinien triumphiert. Der exzentrische Rechtspopulist Javier Milei ("Gemeinsam für den Wechsel") will die Zentralbank sowie die meisten Ministerien abschaffen und den US-Dollar statt dem Peso als Landeswährung einführen. Seine Vorbilder: Trump und Bolsonaro. Damit kommt Milei gut an in einem Land, das seit Jahrzehnten in einem anscheinend ausweglosen Strudel aus Inflation und wirtschaftlichem Niedergang gefangen ist - und in dem kaum einer den traditionellen Politikern mehr zutraut, die Probleme des Landes in den Griff zu bekommen. Weitere interessante Informationen: https://www.dw.com/de/argentiniens-doppelte-krise-d%C3%BCstere-zukunftsaussichten/a-66541788
In Schutzgebieten gibt es wieder große Büffel-Herden. Umweltschützer freuen sich; Rinderzüchter fürchten Krankheiten. Vor rund 100 Jahren waren Büffel in den USA fast ausgerottet. Mittlerweile haben sich die Bestände erholt. Auch in Zentral-Montana werden wieder wilde Bisons angesiedelt, u.a. um das ökologische Gleichgewicht in der Prärie zu sichern. Die Graslandschaften sind wichtig, weil sie jede Menge CO2 aufnehmen können und so zur Reduzierung der schädlichen Klimagase beitragen. Doch nicht alle sind mit der Rückkehr der Bisons einverstanden. So fürchten Rinderzüchter in der Region, dass die Büffel Krankheiten übertragen und ihren Rindern das Weideland wegnehmen.
Seit dem Krieg gegen die Ukraine rückt die Region mehr und mehr ins Zentrum der Geopolitik. Mitte August explodierte eine Seemine an einem Badestrand; russische Schiffe kreuzen - argwöhnisch beobachtet - den Wirtschaftsraum. Ukrainisches Getreide wird im Hafen von Konstanza in großen Mengen umgeschlagen. Und: ein Erdgasfeld vor der Küste könnte Rumänien zum größten Erdgas-Lieferanten in der EU machen. Welche Folgen hat der Krieg für die Region? Gesellschaftlich, militärisch, für die Wirtschaft und für den Tourismus?
Vor allem in der Hauptstadt Kairo werden alte Viertel abgerissen, neue Straßen und Hochhäuser gebaut. Im Osten der ägyptischen Hauptstadt gibt es einen alten Bezirk, der sich dem Trend widersetzt: Die "Stadt der Toten". Mehrere Quadratkilometer groß ist das historische Gelände, das teilweise UNESCO-Welterbe ist. Es gibt prächtige Mausoleen, einige Gräber sind über 1.000 Jahre alt. Und doch ist die "Stadt der Toten" im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem Slum in der Großstadt geworden: Heute leben etwa 300.000 Menschen zwischen den Gräbern. Weil eine Schnellstraße gebaut werden soll, fürchten sie um ihr Zuhause auf dem Friedhof. Der Abriss erster Gräber hat zu einem Aufschrei in sozialen Netzwerken geführt
Polen und Israel wollen die Erinnerung an die von Deutschen verübten Massenmorde und Gräueltaten in Polen währen der Zeit des Zweiten Weltkrieges wachhalten. Auch durch Reisen von israelischen Schulklassen, die seit Jahren Gedenkstätten in Polen besuchen. Im ersten Halbjahr 2023 kamen offenbar jedoch nicht so viele Schulklassen wie in den vergangenen Jahren. Einige Zeit stritten sich die Regierungen in Polen und Israel um das Gedenken an die Shoah. Im Mai dieses Jahres bekräftigen der israelische und polnische Botschafter dann die Freundschaft zwischen beiden Ländern auf besondere Weise. Nach zum Teil heftigen Debatten wollen Israel und Polen nun wieder an Zeiten anknüpfen, da jährlich bis zu 40.000 israelische Schüler nach Polen reisten. Warum kam es zum Streit und wie könnte es weitergehen?
"Ist Meloni die gefährlichste Frau Europas"? fragte der "Stern" nach ihrem Wahlsieg. Jetzt, ein Jahr später, ist es eher möglich, die Frage zu beantworten. Wir haben Gegner und Befürworter Melonis gesprochen: junge Aktivisten ihrer rechtsnationalen Partei "Fratelli d'Italia", homosexuelle Paare, die nach Gesetzesverschärfungen in Italien keine Zukunft mehr sehen, Nachfahren von Partisanen und Politikexperten. In einem waren sich alle einig: Die vor der Wahl viel gehörte Prognose, Meloni werde höchstens ein Jahr durchhalten und dann schnell wieder weg sein, war falsch. Die Politikerin mit neofaschistischen Wurzeln hat in ihrem ersten Jahr deutlich gemacht, dass sie gekommen ist, um zu bleiben.
In Polen wird am 15. Oktober ein neues Parlament gewählt. Die seit 2015 regierende Partei 'Recht und Gerechtigkeit' (PiS) liegt Umfragen zufolge in Führung. Größter Konkurrent ist die liberale Bürgerplattform des früheren Ministerpräsidenten Donald Tusk. Im erbittert geführten Wahlkampf bemüht die PiS ganz besonders ein Feindbild: die Deutschen. Der überhebliche Nachbar im Westen, der die Europäische Union dominiert und weiter Großmachtansprüche hegt - dieser Mythos wird ständig wiederholt. Generell ist in Polen eine gewisse Skepsis gegenüber Deutschland nicht neu - angesichts der Geschichte vielleicht auch nicht überraschend. Aber die PiS treibt die Angst vor den Deutschen auf neue Spitzen. ARD-Korrespondent Martin Adam hat sich im Wahlkampf umgehört und erfahren, dass die anti-deutsche Kampagne selbst Auswirkungen auf ein Literaturfestival an der Ostsee hat. Weitere interessante Informationen: https://www.tagesschau.de/multimedia/video/schnell_informiert/video-1255414.html https://www.tagesschau.de/ausland/europa/polen-premierminister-weber-tv-duell-100.html
Die Überflutungen und Erdrutsche haben Schäden in Höhe von rund 4,7 Milliarden Euro verursacht. Das Ausmaß der Flutwelle ist in den am heftigsten betroffenen Tälern noch deutlich zu sehen. Was auch deutlich wurde, sind die Schwachstellen im Hochwasserschutz. Das kleine Zwei-Millionen-Einwohner-Land Slowenien muss sich für die Folgen des Klimawandels besser rüsten. Eine Rundreise durchs Land: Nach Dolnja Bistrica, wo der Damm der Mur nicht an allen Stellen gehalten hat; nach Letus, wo ein Fertighaus überm Abhang hing und später weggespült wurde; und ins Savinja-Tal, wo das Hochwasser am heftigsten wütete und unter anderem den Autozulieferer KLS überschwemmte. Weitere interessante Informationen: https://www.tagesschau.de/thema/slowenien
"Ist Meloni die gefährlichste Frau Europas"? fragte der Stern nach ihrem Wahlsieg. Jetzt, ein Jahr später, ist es eher möglich, die Frage zu beantworten. Wir haben Gegner und Befürworter Melonis gesprochen: junge Aktivisten ihrer rechtsnationalen Partei "Fratelli d'Italia", homosexuelle Paare, die nach Gesetzesverschärfungen in Italien keine Zukunft mehr sehen, Nachfahren von Partisanen und Politikexperten. In einem waren sich alle einig: Die vor der Wahl viel gehörte Prognose, Meloni werde höchstens ein Jahr durchhalten und dann schnell wieder weg sein, war falsch. Die Politikerin mit neofaschistischen Wurzeln hat in ihrem ersten Jahr deutlich gemacht, dass sie gekommen ist, um zu bleiben.
Als ab dem Herbst 2015 hunderttausende arabischstämmige Geflüchtete nach Deutschland kamen, befürchteten viele, dass man damit einen muslimischen Antisemitismus "importiere". Und ja, Antisemitismus gibt es auch unter Muslimen. Aber es gibt auch: jüdisch-muslimische Gesprächsformate, antirassistische Initiativen und sogar gemeinsame Kunstfestivals, die zum Teil seit Jahren bestehen. Die Beteiligten sprechen über ihren Glauben, über das Leben als Minderheit in Deutschland - und kontroverse Themen wie den Nahostkonflikt. Eine Reportage über eine Solidarität, die selten gesehen wird.
Eine gestörte Gedenkveranstaltung zum 9. November in Waren, umgestoßene Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Schwaan, Sieg-Heil-Rufe gegen ein vermeintlich jüdisches Paar auf offener Straße in Schwerin: Ronny Rohde nennt es die Spitze des Eisbergs. Der junge Rostocker Politikwissenschaftler dokumentierte 36 antisemitische Vorfälle, die sich im Jahr 2022 in Mecklenburg-Vorpommern ereigneten. Eigens dafür wurde die Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus - kurz: DIA.MV gegründet, an die sich jeder wenden kann. Eine neue Ebene des Antisemitismus gibt es seit den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen - im Internet und auf der Straße.
Von wegen "In England regnet es immer" - dieser Mythos ist schon seit Jahren falsch. Der Klimawandel sorgt dafür, dass es vor allem im Süden Englands im Laufe der Jahre immer trockener und wärmer wird. Dabei wird sauberes Trinkwasser dringend gebraucht. Im ganzen Land zeigen sich massive Probleme, die mit der Privatisierung der Wasserwirtschaft zusammenhängen: Viele Leitungen sind marode oder sanierungsbedürftig. In manchen Haushalten gab es vor Weihnachten tagelang gar kein Wasser. Abwasser wird meist ungeklärt in Flüsse und ins Meer geleitet, was zu Badeverboten führt. Aber es gibt auch Menschen, die vom Klimawandel in Großbritannien profitieren.
Am 18. September 1973 traten beide deutsche Staaten, die Deutsche Demokratische Republik und die Bundesrepublik als 133. und 134. Mitgliedsstaat den Vereinten Nationen bei. Dieser Schritt musste gemeinsam vollzogen werden, denn die Westmächte und die Sowjetunion hätten ihr Veto im Sicherheitsrat eingelegt, wenn sich einer der Teilstaaten allein beworben hätte. Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 endete nach 17 Jahren die Doppelmitgliedschaft Deutschlands. In den folgenden Jahren übernahm die Bundesrepublik immer mehr Verantwortung in den Vereinten Nationen: Sie beteiligte sich seither an zahlreichen UN-Friedensmissionen und war mehrfach Mitglied des UN-Sicherheitsrats. Die Bundesrepublik ist inzwischen der zweitgrößte Beitragszahler für das gesamte UN-System und zweitgrößter bilateraler Geber humanitärer Hilfe. Wie war der Weg vom Feind zum Freund? Wodurch hat sich das internationale Bild von Deutschland geändert?
Bucharische Jüdinnen und Juden haben ihre Wurzeln in Usbekistan, in Kirgistan oder Tadschikistan. Doch nach der Auswanderung seit den 1990er Jahren leben die meisten von ihnen vor allem in: Israel, den USA, in Wien - und in Hannover. Eine ehemalige evangelische Kirche wurde zum Zentrum der deutschlandweit knapp 2.000 bucharischen Juden. Dieses Zentrum, unübersehbar durch eine tiefblaue Fassade, wurde nun für 1,8 Millionen Euro ausgebaut: unter anderem mit einer Mikwe, dem jüdischen Ritualbad, das nach strengen religiösen Kriterien errichtet wurde und auf ewig Bestand haben soll.
Vor dem Weißen Haus in Washington reichten sich Erzfeinde die Hände: Jitzchak Rabin, Israels Ministerpräsident, und Jassir Arafat, Chef der PLO. Beide unterschrieben eine Vereinbarung, in der die Grundzüge einer neuen palästinensischen Selbstverwaltung festgeschrieben wurden. Das Abkommen sollte der Beginn der Zwei-Staaten-Lösung sein: ein palästinensischer Staat im Austausch für die Anerkennung Israels durch die Palästinenser. Bis heute halten Staaten wie Deutschland daran fest. Doch das Ziel ist durch Extremisten auf beiden Seiten in weite Ferne gerückt. Gibt es heute Alternativen zur Zwei-Staaten-Lösung? Wie blicken Zeitzeugen, die damals verhandelt haben, auf das historische Abkommen?
Vor 50 Jahren putschte sich in Chile das Militär an die Macht. Am 11. September 1973 fliegen Kampfflugzeuge über Santiago, es gibt Explosionen, Panzer fahren auf. Die Streitkräfte übernehmen die Kontrolle in der Hauptstadt, putschen gegen den sozialistischen Präsident Allende. Nach einer Radioansprache an sein Volk begeht er Suizid. Eine Militärjunta unter General Pinochet übernimmt die Macht. Die Obristen internieren und töten Tausende. Ihr politisches System, gepaart mit einer streng neoliberalen Wirtschaft, prägt Chile bis heute. Eine neue Verfassung sollte das Land 2022 von seinem Pinochet-Erbe lösen. Der Entwurf galt als sehr fortschrittlich. Doch eine Mehrheit der Chilenen stimmte dagegen. Weitere interessante Informationen: https://www.tagesschau.de/thema/chile
In einem Jahr finden in Paris die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics statt. Ausgerechnet jetzt kommt die Nachricht, dass die Bundesregierung den Etat für zwei Forschungsinstitute kürzen will - um 27 Millionen Euro. Betroffen sind zwei renommierte Forschungseinrichtungen für den deutschen Hochleistungssport: das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten in Berlin (FES) und das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig (IAT).
Rein von der Wirtschaftsleistung gesehen gehört Südkorea international zur Spitzengruppe. Doch gesellschaftlich steht das Land mit seinen 51 Millionen Einwohnern vor enormen Herausforderungen. Südkorea hat die weltweit niedrigste Geburtenrate - nirgendwo sonst bringen Frauen so wenig Kinder zur Welt. Selbst mit Milliarden-Unterstützung vom Staat hat sich das in den letzten Jahren nicht geändert. Die Gründe dafür sind vielfältig und greifen zum Teil ineinander. Da sind hohe Immobilienpreise, lange Arbeitszeiten - aber auch enorm hohe Erwartungen. Die Industriegesellschaft zerfällt immer mehr. Südkorea wird zum Land der Einzelnen. Ein Feature über Druck, Frust und eigenwillige Köpfe in dem ostasiatischen Land.
Es ist eine alte Tradition in den USA, dass sich vor Präsidentschaftswahlen die Kandidatinnen und Kandidaten bei der "State Fair" in Iowa präsentieren. Die beliebte Landwirtschaftsmesse ist eine Art Rummelplatz mit lokalen Spezialitäten, einer berühmten Butterkuh und in diesem Jahr: mit vielen Politikern, die Präsident oder Präsidentin der USA werden wollen. Der stockkonservative Bundesstaat Iowa ist einer der ersten, in denen Vorwahlen stattfinden. Fast alle Bewerber sind im Laufe der anderthalbwöchigen Messe gekommen. Doch der frühere Präsident Donald Trump stahl ihnen die Show. Lange Reden waren nicht erlaubt, es ging Schlag auf Schlag. Ein Stimmungsbild aus dem mittleren Westen.
Viele Menschen haben Angst vor Schlangen und ekeln sich beim Gedanken daran, sie anzufassen. Bei uns sind die meisten Arten harmlos. Anders in Kalifornien, wo viele giftige Klapperschlangen leben. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA kommt es häufig zu Begegnungen von Schlange und Mensch. Nicht selten endet das tödlich - allerdings meistens für die Tiere, die aus Panik getötet werden. Das muss nicht sein, hat sich ein Mann aus San Diego gesagt. Er rettet Schlangen, wenn sie sich in Häuser, Garagen, Gärten oder Swimmingpools verirrt haben. Einen Tag lang haben wir Bruce Ireland begleitet. Er arbeitet gegen Spenden und konnte sein Hobby zum Geschäft machen. 17 weitere Schlangenfänger im Raum San Diego hat er inzwischen ausgebildet und begeistert mit Videos von seinen Einsätzen hunderttausende Fans in den sozialen Netzwerken.
In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria wird das Lesen gefeiert: Wer Bücher liebt, kommt um die historische Nabi-Daniel-Straße und ihre Antiquariate und Bücherkioske nicht herum. Und dann ist da natürlich die "Bibliotheca Alexandrina". Der spektakuläre Neubau von 2002 soll an den berühmten Vorgänger erinnern: die antike Bibliothek von Alexandria. Von der neuen Bibliothek geht eine besondere Atmosphäre aus: Angeschlossen sind ein Kulturzentrum mit Museen und Galerien, mehrere Forschungsinstitute und ein Planetarium. Im Keller werden 600 Jahre alte Werke liebevoll restauriert, in den Lesesälen wird blinden Kindern das Lesen beigebracht und Studenten lieben den Ort der Ruhe.
Der Wohnungsmangel in Deutschland ist so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und von den im Koalitionsvertrag versprochenen 400.000 neuen Wohnungen jährlich, davon ein Viertel Sozialwohnungen, ist wenig zu sehen. Die Baubranche fordert daher schnellere Genehmigungen und höherer Förderungen, die Architekturszene diskutiert über einen „Gebäudetyp E wie einfach“, serielles Bauen und die stärkere Umnutzung leerstehender Bürogebäude. Das Verbändebündnis Soziales Wohnen verlangt eine Sozialwohnungsoffensive. Was kann die Politik mit Förderprogrammen und veränderten Baustandards leisten? Welche Mitverantwortung tragen gewinnorientierte Wohnungsbaukonzerne an der Preisexplosion am Wohnungsmarkt?
Die Unabhängigkeitserklärung der USA, die Gutenberg-Bibel und ein Teddybär - das sind die berühmtesten Ausstellungsstücke in der New York Public Library. Sie ist keine schnöde Bibliothek - sie ist ein "Tempel der Bücher". Tausende Besucher aus aller Welt kommen täglich, um zu lesen, die Ruhe zu genießen, Ausstellungen anzusehen oder: um sich Bücher zu leihen. Auch in der "Bibliotheca Alexandrina" wird das Lesen gefeiert: Die ägyptische Hafenstadt Alexandria war bereits in der Antike weithin bekannt für ihre Bibliothek und von dem spektakulären Neubau geht eine besondere Atmosphäre aus. Wir haben diese beiden sehenswerten Bücher-Orte besucht.
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass in europäischen Häfen Kokainbeschlagnahmt wird. Viel davon kommt als illegale Fracht in Bananen-Kisten, die aus Ecuador stammen. Das einst so ruhige Land, am westlichen Rand Südamerikas zwischen Anden, Pazifik und Amazonas gelegen, ist in nur wenigen Jahren zum neuen Zentrum für das globale Geschäft mit Kokain geworden. 210 Tonnen Drogen wurden allein in Ecuador im vergangenen Jahr beschlagnahmt. Ein Rekord. Kartelle aus Mexiko und dem Balkan haben sich mit Ex-Guerilleros, Gefängnis- und Straßenbanden zusammengetan und eine Welle der Gewalt ausgelöst, die in der jüngsten Geschichte des Landes ihresgleichen sucht. Sie hat auch die Wahlen am 20. August überschattet. Weitere interessante Informationen: :https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/ecuador-praesidentschaftskandidat-erschossen-100.html https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/ecuador-praesidentschaftswahl-100.html
Hollywood produziert gerade das, was es am besten kann: Schlagzeilen. Auf der einen Seite rettet der “Barbie”- Film das Kino, macht in drei Wochen eine Milliarde Dollar Umsatz. Auf der anderen Seite stehen die Macher, die Drehbuchautoren und Schauspieler nicht am Filmset und kurbeln das Filmgeschäft weiter an, sondern legen die Traumfabrik mit einem Streik lahm. Es geht um Geld und den Einfluss von Künstlicher Intelligenz. Noch ist nicht absehbar, wann der Streik enden wird. Katharina Wilhelm aus dem ARD-Studio Los Angeles erklärt, was die Parteien fordern und warum die Kreativen der Branche um ihre berufliche Zukunft fürchten.
Der Schock war groß, als es Anfang Mai in Serbien an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Amokläufe gab. In einer Belgrader Grundschule erschoss ein 13-jähriger Junge acht Mitschülerinnen und Mitschüler und einen Wachmann. Ein 20-Jähriger fuhr durch mehrere Dörfer, feuerte wahllos aus seinem Auto heraus und tötete ebenfalls neun Personen. In beiden Fällen hatten sich die Täter ihre Ausrüstung aus dem Waffenarsenal ihrer Familien besorgt. Die Amokläufe führten zu einer großen Protestwelle im Land. Die Demonstranten machen dem Präsidenten Aleksandar Vučić Vorwürfe. Sie meinen, er herrsche autoritär und habe mit Hilfe der regierungstreuen Boulevardmedien für eine Verrohung der Gesellschaft gesorgt. Im serbischen Fernsehen sind Reality Shows, in denen sich Kriminelle prügeln, an der Tagesordnung.
Als Partner auf Augenhöhe: So will Indien in der Welt wahrgenommen werden. Premierminister Narendra Modi tut alles für seine Vision eines selbstbewussten, starken Indiens. Gleichzeitig will Modi Indien von den Schatten der kolonialen Vergangenheit befreien. Dafür inszeniert er das Andenken an einen Nationalhelden, der bislang nicht im Mittelpunkt stand. Ein Kämpfer für die indische Unabhängigkeit: Subhas Chandra Bose. Anders als sein Zeitgenosse Mahatma Gandhi sah Bose Gewalt als Mittel der Wahl gegen die britische Kolonialherrschaft an. Und er suchte auch Unterstützung bei Adolf Hitler. 1945 starb Bose bei einem Flugzeugabsturz. Viele Inder glauben bis heute, dass sie die indische Unabhängigkeit vor allem Bose und seinem Einsatz für ihr Land verdanken. Im Feature zeichnen wir das abenteuerliche Leben Boses nach. Und wir haben mit seiner deutschen Tochter gesprochen. Die heute 80-jährige Anita Bose Pfaff ist Professorin und lebt in Bayern.
Seit 2002 ist die Eisenbahn-Strecke stillgelegt und heute kann man auf der ehemaligen Trasse mit dem Fahrrad durch die Eifel, die Ardennen und den Naturpark Hohes Venn fahren. 125 Kilometer lang ist die Strecke und sie führt über drei Landesgrenzen hinweg. Wobei man oft gar nicht weiß, in welchem Land man sich gerade befindet. Der ADFC hat den Vennbahnradweg als "Qualitätsroute" mit vier Sternen ausgezeichnet. Und unsere Korrespondentin meint: Es ist einer der schönsten Radwege in Europa.