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Christine Achinger und Marcel Stoetzler sprechen in der IfS Podcast-Reihe »Aufzeichnungen« mit Miriam Schröder über Kritische Theorie und die Kritik des Antisemitismus.
Wir sprechen mit Felix Klopotek zu Thema Marxismus der Zwangsarbeiter. Leben und Werk von Heinz Langerhans Felix hat dazu ein tolles Buch ("Die totalitäre Erfahrung") geschrieben: https://unrast-verlag.de/produkt/heinz-langerhans-die-totalitaere-erfahrung/ Die im Video erwähnte Broschüre zum "Problem der Geschichte" der "Helle Panke" ist leider noch nicht fertig, wird aber demnächst zeitnah erscheinen. Mehr von Felix: Buch zum "Rätekommunismus": https://schmetterling-verlag.de/page-5_isbn-3-89657-674-7.htm Herausgeber des Buches von Christian Riechers über die "Die Niederlage in der Niederlage Texte zu Arbeiterbewegung, Klassenkampf, Faschismus" https://unrast-verlag.de/produkt/die-niederlage-in-der-niederlage/ Wir sind 99 ZU EINS! Ein Podcast mit Kommentaren zu aktuellen Geschehnissen, sowie Analysen und Interviews zu den wichtigsten politischen Aufgaben unserer Zeit.#leftisbest #linksbringts #machsmitlinks Wir brauchen eure Hilfe! So könnt ihr uns unterstützen: 1. Bitte abonniert unseren Kanal und liked unsere Videos. 2. Teil unseren content auf social media und folgt uns auch auf Twitter, Instagram und FB 3. Wenn ihr Zugang zu unserer Discord-Community, sowie exklusive After-Show Episoden und Einladungen in unsere Livestreams bekommen wollt, dann unterstützt uns doch bitte auf Patreon: www.patreon.com/99zueins 4. Wir empfangen auch Spenden unter: https://www.paypal.com/donate/?hostedbuttonid=NSABEZ5567QZE
Mitschnitt vom 3. Juli 2024 aus der Reihe "Philosophische Gespräche" Referentin: Kathrin Witter Wer unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen will, kann dies per PayPal tun: paypal.me/hellepanke Likes, Abos und ein Besuch auf www.helle-panke.de helfen uns ebenso. Den Newsletter mit unserem Wochenprogramm gibt es hier: www.helle-panke.de/de/topic/22.newsletter.html In einer Notiz Max Horkheimers heißt es: „Die europäische Kultur ist mangels einer Zukunft eingegangen, denn die Individuen hören auf, sich zu entfalten, wenn keine kollektive Aufgabe mehr da ist, mit der sie sich ineinssetzen können.“ (~1960) Die DDR hatte der Idee nach den Anspruch, ein solches kollektives Projekt zu sein, bei dem nicht mehr und nicht weniger als die Verwirklichung der Menschheit auf dem Spiel stand. Ihr Scheitern gibt darum die Aufgabe auf, dieses in die gattungsgeschichtliche Reflexion miteinzubeziehen. Die kritische Theorie wusste von diesem Scheitern schon immer, doch sie wusste noch nichts vom historischen Ende des Realsozialismus. In der heutigen Situation stellen sich daher erneut die Fragen nach dem Verhältnis von kritischer Theorie und DDR, damit von negativer Dialektik und Staatssozialismus – die doch beide auf die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zurückgehen. Der Vortrag wird sich diesen Fragen widmen, indem er einige derjenigen betrachtet, die Formen der sozialismusimmanenten Selbstreflexion zu praktizieren suchten. Kathrin Witter schreibt ihre Dissertation über die kritische Theorie und die DDR; ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit den Mikrologien Benjamins und Adornos. Neben der frühen kritischen Theorie gilt ihr Interesse der Zeit des deutschen Idealismus sowie der klassischen Moderne und der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit. Gelegentlich und gern schreibt sie journalistisch, im Neofelis Verlag erschien die von ihr mit herausgegebene Anthologie Ultima philosophia. Zur Transformation von Metaphysik nach Adorno. Moderation: Dr. Falko Schmieder
Im Mai 2023 fand erstmalig die Jahrestagung der IPU Berlin statt. Unter dem Titel »Trieb und Methode« sprachen Sozialpsycholog:innen, Psychoanalytiker:innen und Kulturtheoretiker:innen über psychoanalytische Perspektiven in der qualitativen Forschung. Sonja Witte hielt den Vortrag „Allerdings habe ich das Bild nicht sexuell interpretiert.“ Zu Sexualmoral im Kontext von #MeToo forschen. Sie war Kulturwissenschaftlerin und gehörte der IPU Berlin bis zu ihrem Tod im Juni 2024 viele Jahre sowohl als Studierende als auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin an.
Im Mai 2023 fand erstmalig die Jahrestagung der IPU Berlin statt. Unter dem Titel »Trieb und Methode« sprachen Sozialpsycholog:innen, Psychoanalytiker:innen und Kulturtheoretiker:innen über psychoanalytische Perspektiven in der qualitativen Forschung. Hans-Joachim Busch hielt den Vortrag "Natur – Sinn – Gesellschaft. Die Kritische Theorie des Subjekts". Er ist Sozialpsychologe und Supervisor.
Im neuen artechock Podcast spricht Rüdiger Suchsland mit RP Kahl über Grenzen des Zeigens, die Ästhetik der Shoa und die Notwendigkeit des Scheiterns bei der Darstellung des absoluten Grauens. Dabei dreht sich das Gespräch auch um den Film Noir und die Philosophie des Existentialismus, um Jean Paul Sartre, aber auch um die Kritische Theorie und die Systemtheorie.
Klimakatastrophe, globale Verwerfungen und Rechtsruck: In ihrem Buch "Fortschritt und Regression" liefert die Philosophin Rahel Jaeggi das begriffliche Werkzeug für ein Verständnis der tiefgreifenden Krise des Liberalismus. Ein Gespräch über die Schattenseiten der Fortschrittsidee, die Ursachen der neofaschistischen Regression und Sozialismus als Weg aus der Vielfachkrise.
Im JACOBIN-Interview spricht die Philosophin darüber, warum die Analyse des Kapitalismus der Schlüssel zum Verständnis unserer Gesellschaften bleibt. Seit 2011 veröffentlicht JACOBIN täglich Kommentare und Analysen zu Politik und Gesellschaft, seit 2020 auch in deutscher Sprache. Ab sofort gibt es die besten Beiträge als Audioformat zum Nachhören. Nur dank der Unterstützung von Magazin-Abonnentinnen und Abonnenten können wir unsere Arbeit machen, mehr Menschen erreichen und kostenlose Audio-Inhalte wie diesen produzieren. Und wenn Du schon ein Abo hast und mehr tun möchtest, kannst Du gerne auch etwas regelmäßig an uns spenden via www.jacobin.de/podcast. Zu unseren anderen Kanälen: Instagram: www.instagram.com/jacobinmag_de X: www.twitter.com/jacobinmag_de YouTube: www.youtube.com/c/JacobinMagazin Webseite: www.jacobin.de
Wer unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen will, kann dies per PayPal tun: paypal.me/hellepanke Likes, Abos und ein Besuch auf www.helle-panke.de helfen uns ebenso. Vielen Dank! Mitschnitt vom 31. Oktober 2023: Ein Abend für Hans-Jürgen Krahl Referent:innen: Meike Gerber, arbeitet an einer Promotion zur Suizidassistenz. Sie beschäftigt sich mit kritischer Theorie, antiautoritärem Marxismus und Medizinethik. Julian Volz, kuratiert Ausstellungen und schreibt Texte. Er interessiert sich für Kritische Theorie, queere und dekoloniale Theorien sowie deren Schnittmengen. Emanuel Kapfinger, ist Philosoph und politischer Autor. Er arbeitet zu Hegel, Marx, Nietzsche, Kritischer Theorie, Guattari, Kultur- und Ideologiekritik, Faschismustheorie, 1968 und materialistischer Dialektik. Hans-Jürgen Krahl war ein faszinierender Revolutionär: Um 1968 gab es nur wenige, die den Versuch einer »historisch angemessenen Vermittlung von Theorie und Praxis« derart intensiv betrieben haben wie er. Als Vorstandsmitglied des SDS stellte er sich nicht nur entschieden gegen eine autoritäre Wende der Studierendenbewegung, sondern setzte ihr auch ein Modell anti-autoritärer Emanzipation entgegen. Der Lieblingsschüler Adornos debattierte mit den Intellektuellen der so genannten Frankfurter Schule auf Augenhöhe und arbeitete an einer eigenständigen Weiterentwicklung der Kritischen Theorie. Trotzdem – oder deswegen? – richteten sich nach Krahls frühem Tod mit 27 Jahren die verschiedensten Vorwürfe gegen ihn: eines repressiven Leninismus ebenso wie eines antiautoritären Spontaneismus; einer unredlichen Hinwendung der Kritischen Theorie zur Praxis ebenso wie eines praxisfernen Hegelianismus. Diese komplementären Vorwürfe könnte erklären, warum sein Werk heute weitgehend ungelesen ist, obwohl es, so die These der Referent:innen, für die Linke heute wichtig und fruchtbar ist. Der Vortrag wird die politische Biographie und die Theorie Krahls vorstellen und stützt sich dafür auf den von den Referent:innen 2022 herausgegebenen Sammelband Für Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus (Mandelbaum Verlag) sowie ihre fortlaufende Forschungs- und Editionstätigkeit zu Krahl.
Zu Gast im Studio: Rahel Jaeggi, Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit dem Jahr 2018 leitet sie zudem das Centre for Social Critique in Berlin. Ihr thematischer Schwerpunkt liegt in den Bereichen der Sozial- und Rechtsphilosophie sowie der politischen Philosophie, der philosophischen Ethik, Anthropologie und Sozialontologie. Gegenstand ihrer Forschung sind u. a. die Begriffe der Entfremdung, der Kommodifizierung bzw. Verdinglichung, der Ideologie, der Lebensform, der Institution und der Solidarität. Jaeggi gilt als eine Vertreterin der zeitgenössischen Kritischen Theorie. Ein Gespräch über Rahels Philosophinnen-Dasein, ihre Denkschule der Kritischen Theorie vs. Praktische Philosophie, die Methoden der Gesellschaftskritik, ihr Anti-Utopismus und Anti-Dystopismus, Kapitalismus und Wege zur dessen Überwindung, Rahels Kindheit, Jugend und Eltern, ihre quälende Schulzeit, der Weg in die Hausbesetzer-Szene und ihre Zeit darin, Vergesellschaftung, Fortschritt vs. Regression, die Regressionskoalition aus SPD, Grüne und FDP, der aufkommende Faschismus in Deutschland sowie Revolution vs. Reformismus + eure Fragen via Hans Bitte unterstützt unsere Arbeit finanziell: Konto: Jung & Naiv IBAN: DE854 3060 967 104 779 2900 GLS Gemeinschaftsbank PayPal ► http://www.paypal.me/JungNaiv
In dieser Folge sprechen wir über die Polizei. Die Polizei ist eine mächtige Institution, die dem Staat dient, ob Diktatur oder Demokratie. Zur Nazizeit war die deutsche Polizei an jedem nur denkbaren Verbrechen beteiligt und auch heute scheinen sich in der Polizei auch Rechtsextreme, Kriminelle und Unfähige zu sammeln. Eigentlich soll die Polizei die Staatsanwaltschaften bei Ermittlungen unterstützen und die Sicherheit und Ordnung bewahren, doch unzählige Polizeiskandale der letzten Jahre zeigen, dass Teile der Polizei selbst eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung werden. Diese Tendenz ist weltweit zu beobachten. Es werden Menschen erschossen, verprügelt, beleidigt und betrogen, Polizeicomputer für Datenklau missbraucht, rechtsextreme Chatgruppen betrieben, illegal Waffen und Munition gehortet und Todeslisten mit politischen Gegnern erstellt. Werden die von uns bezahlten Beamten bei solchen Taten erwischt, passiert meist gar nichts. Oft bekommen die Opfer von Polizeigewalt Gegenanzeigen, Gerichtsprozesse enden folgenlos und die Polizeichefs stellen sich schützend vor ihre Beamten. Es braucht dringend eine Polizeireform. Straffällige Polizisten und Polizistinnen sind konsequent zu entlassen. Zudem sollte die Polizei die gesamte Bevölkerung widerspiegeln und einen viel höheren Frauenanteil und mehr Menschen mit Migrationshintergrund haben. Es braucht eine neue Institution von Sonderermittlern, damit die Polizei nicht gegen sich selbst ermittelt (was eben nicht funktioniert). Es braucht weniger Polizei, weniger Befugnisse und weniger Waffen. Zum Beispiel machen mobile Dienste für psychiatrische Notfälle Sinn. Viele durch die Polizei Erschossene waren psychisch Kranke und hätten von entsprechendem Fachpersonal gerettet werden können. Solche Veränderungen sind auch für die Leute bei der Polizei gut, die einfach gute Arbeit für die Gesellschaft leisten wollen. #polizei #polizeigewalt #rechterterror #polizist #gewalt #prävention #staatsgewalt #freundundhelfer #blaulicht #bereitschaftspolizei #bullen #gdp #110 #bundespolizei #sog #bereitschaftspolizei #humorpolizei Gemeinsame Produktion der RLS MV (Sprecherin Katharina Schlaack) und dem BDP MV (Sprecher Kay Nadolny). Schnitt: Patrick Siebenbürgen, sieben-grafik.de Der Schnitt wurde erstellt mit dem open source Projekt Kdenlive, https://kdenlive.org/de/ Kapitel 00:00:00 Intro 00:00:08 Einführung und Erlebnisse 00:00:45 Kritik an Polizei 00:02:59 Polizei Zahlen, Daten, Fakten 00:05:11 Polizei Geschichte 00:08:16 Neuere Entwicklung 00:12:34 Zukunft 00:14:59 Outro / CTA Quellen https://de.wikipedia.org/wiki/Polizei...) https://www.polizei.mvnet.de/Presse/S...https://www.queer.de/detail.php?artic...https://www.tagesschau.de/inland/gese...https://sogenannte-sicherheit.org/https://taz.de/Tod-nach-Polizeieinsat...https://www.swr.de/swraktuell/baden-w...https://www.tagesschau.de/inland/gese... Alissa Starodoub: Ohne Polizei/Gewalt. Kritische Theorie und Praxis sozialer Gerechtigkeit, mandelbaum kritik und utopie, berlin 2023 Daniel Loick (Hg.): Kritik der Polizei, Campus Verlag, 2018 Benjamin Derin / Tobias Singelnstein: Die Polizei. Helfer, Gegner, Staatsgewalt, Inspektion einer mächtigen Organisation, Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2022 Tipp https://kop-berlin.de/ Böhmermann: • Was deutsche Polizisten lustig finden...
Ein Mitschnitt der online Jour fixe-Reihe der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG) vom 10. Mai. Corona-Kritiker:innen mit Blumenketten, Künstler:innen, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse infrage stellen, Journalist:innen, die sich als Rebell:innen gegen angebliche Sprechverbote inszenieren: Dieser libertär-autoritäre Typus hat längst Einzug in den politischen Diskurs gehalten. Er sehnt sich dabei jedoch nicht nach einer verklärten Vergangenheit oder der starken Hand des Staates, sondern streitet lautstark für individuelle Freiheiten. Etwa, frei zu sein von Rücksichtnahme, von gesellschaftlichen Zwängen – und frei von gesellschaftlicher Solidarität. Der libertäre Autoritarismus, wie ihn Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in ihrem Buch „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“ skizzieren, ist eine Folge der Freiheitsversprechen der Spätmoderne: Mündig soll er sein, der Einzelne, dazu noch authentisch und hochgradig eigenverantwortlich. Gleichzeitig erlebt er sich als zunehmend einfluss- und machtlos gegenüber einer komplexer werdenden Welt. Das wird als Kränkung erfahren und äußert sich in entsprechenden Ressentiments und zunehmender Demokratiefeindlichkeit. Auf der Grundlage ihrer qualitativen Studie verleihen Amlinger und Nachtwey der Sozialfigur des „libertär Autoritären“ Kontur. Im Fokus stehen dabei soziale Gründe, die in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Wandel des autoritären Charakters führten, wie ihn noch die ältere Kritische Theorie sich dachte. Demgegenüber bringt die Spätmoderne einen Protesttypus hervor, dessen Ruf nach individueller Souveränität eine Bedrohung ist für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen: die Verleugnung einer geteilten Realität. In der heutigen Ausgabe des mosaik-Podcast hört ihr einen weiteren Mitschnitt der digitalen jour fix Reihe der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung. Diesmal war Carolin Amlinger zu Gast, die das Buch „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“ vorgestellt hat. Foto: Kajetan Sumila
Sein und Streit - Das Philosophiemagazin - Deutschlandfunk Kultur
Das Institut für Sozialforschung hat in 100 Jahren renommierte Philosophen hervorgebracht und globale Debatten angestoßen. Ob die "Kritische Theorie" der Frankfurter Schule noch zeitgemäß ist, diskutieren Axel Honneth und Alexandra Schauer. Honneth, Axel; Schauer, Alexandrawww.deutschlandfunkkultur.de, Sein und StreitDirekter Link zur Audiodatei
Der 1937 im US-Exil verfasste Aufsatz «Traditionelle und kritische Theorie» ist ein Grundlagentext der kritischen Theorie. Wie denken wir, wie nehmen wir die Welt wahr, wenn wir emanzipiert leben? Diese Frage beschäftigt Horkheimer, und er will dieses kritische Denken vom Herrschaftsdenken des Bürgertums unterscheiden. Viele Marxist*innen hielten die Antwort für einfach: man müsse sich einfach auf den Standpunkt des Proletariats stellen. Für Horkheimer war dies in der Periode des Faschismus eine unbefriedigende Antwort. Ihm zufolge hat sich die Wahrheit zu kleinen Gruppen geflüchtet. Das bürgerliche Denken, so die zentrale These von Horkheimer, leugnet die Arbeit, den Anteil der Menschen an der Gestaltung der Welt, in der sie leben. Dies lässt den Eindruck entstehen, als gäbe es eine Welt ‹dort draußen›, auf die die Gesellschaft gar keinen Einfluss hat und der sie sich nur anpassen kann. Die Welt erscheint als eine Sammlung von Tatsachen, die unter bestimmten Oberbegriffen versammelt werden. Das Bürgertum hat kein Interesse an Theorie, zur Wahrheit hat es ein zynisches Verhältnis, sie dient der Manipulation der Beherrschten. Horkheimer betont demgegenüber – im Anschluss an Marx und Lukács -, dass Menschen ihre Verhältnisse herstellen. Durch menschliche Arbeit geschaffen, steckt in der gegenständlichen Welt Vernunft. Deswegen können wir sie begreifen. Aber diese Vernunft ist gespalten durch die Klassengegensätze. Das Bürgertum vertritt das Prinzip der Konkurrenz; es erweist sich als unfähig, eine gemeinsame Welt der Menschen als Menschheit herzustellen, sondern denkt nur an den Reichtum, das Glück weniger. Unter diesen Bedingungen bleibt Vernunft sich selbst gegenüber undurchsichtig. Demgegenüber kennzeichnet die kritische Theorie ein Verhalten, dem es um die Veränderung der Gesellschaft als ganzer geht. Die Begriffe der kritischen Theorie wie Arbeit, Produktivität, Geld, Krise sind Momente des gesellschaftlichen Prozesses selbst. Sie verändern sich mit ihm und ermöglichen es, die historischen Veränderungen zu begreifen und die Verhältnisse nach vernünftigen Gesichtspunkten zu verändern. Alex Demirović im Gespräch mit Gunzelin Schmid Noerr, Philosoph und Herausgeber von Horkheimers ‹Gesammelten Schriften›
Die Verhältnisse sind schlecht – und sie sind kompliziert. Wie Überfluss und Mangel, Macht und Abhängigkeit, Reichtum und Not zusammenhängen, ist nicht immer klar zu erkennen. Wir ahnen aber, dass das Elend dieser Welt nicht unverbunden mit uns ist. Und trotzdem leben wir in unserem Alltag oft unbeschwert von dieser Ahnung oder haben schlicht unsere eigenen Probleme. Warum ist das so? Für die Philosophin Henrike Kohpeiß ist dieser Zustand durch eine bestimmte Subjektivität und Gefühlslage zu erklären, die sie "bürgerliche Kälte" nennt. Damit beschreibt sie eine affektive Technik, mit der Bürgerinnen und Bürger sich vor dem vollen Ausmaß der Gewaltverhältnisse schützen, von denen sie selbst profitieren. Kohpeiß rekonstruiert diese Subjektivität und formuliert im Rückgriff auf die Kritische Theorie und die Black Studies eine radikale Kritik des westlichen Selbstbilds. Im Gespräch nähern wir uns Kohpeiß' dialektischem Zugang zum Gegenstand und ihren bewusst unterbestimmten Grundbegriffen an. Wir diskutieren über die Ohnmacht gegenüber Staat und Bürokratie, über die konstitutive Rolle des Rassismus für den europäischen Rationalismus und darüber, ob die Aufklärung noch zu retten ist.
Vor 100 Jahren erlebte Frankfurt eine Zeit des Aufbruchs. Politisch, wirtschaftlich, sozial und künstlerisch. Projekte wie das Neue Frankfurt setzten städtebaulich und ästhetisch neue Akzente. Und auch in der Wissenschaft ging man neue Wege - mit der Gründung des Instituts für Sozialforschung im Jahr 1923. Eine Kritische Theorie der Gesellschaft zu entwickeln - das war das Ziel. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno waren die bekanntesten Köpfe des Instituts. Ihre Namen stehen bis heute für die „Frankfurter Schule“, wie die Gruppe später genannt wurde. Jetzt feiert das Institut für Sozialforschung seinen 100. Geburtstag. Anlass für uns, einen Blick auf die heutige Forschung am Institut zu werfen und nach den Bezügen zu den Theorien der Gründergeneration zu fragen.
#GekränkteFreiheit von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey ist im deutsche Diskurs eingeschlagen wie eine Bombe. Es handelt nicht nur von #Querdenken und Verschwörungsideologen, sondern bietet eine umfassende Analyse der kapitalistischen Spätmoderne und ihrer widersprüchlichen Entwicklung. Ein gesellschaftlicher Wertewandel hin zu mehr Selbstverwirklichung, Eigenverantwortung und Authentizität eröffnete in vielen Milieus zwar zunächst neue Freiheitsspielräume, diese entwickelten sich durch den Abbau sozialstaatlicher Sicherheiten gleichsam zu Risiko- und Kränkungszonen. Der Drang zur Freiheit und Selbstbestimmung vor allem von staatlichen Institutionen schlägt um in Unterwerfung unter neue Autoritäten. Damit aktualisieren Amlinger und Nachtwey die Kritische Theorie so anschaulich und zielgenau mit empirischem Material wie kaum jemand anderes. Matthias Ubl hat bei #JacobinTalks mit Oliver Nachtwey über die Entstehung neuer rechter und autoritärer Milieus gesprochen und erkundet, inwieweit diese aus den Krisen des Kapitalismus entstanden sind.
Diesmal ist die Kritische Theorie unser Sofa-Thema. Diese philosophische Schule heißt auch manchmal die Frankfurter Schule. Max Horkheimer ist ein Gründer. Uns beschäftigt, welche Geisteshaltung ein ein Philosoph mitbringen muss, wenn er die Welt, in der er lebt, kritisieren will. Ein(e) Philosoph(in) darf nicht einverstanden sein mit den herrschenden Zuständen: Er/Sie muss beharrlich und methodisch versuchen Vernunft in die Welt zu bringen.
Freiheit scheint zunächst etwas ganz Einfaches zu sein: Die Abwesenheit von Zwängen und Herrschaft. Doch verfolgt man die Entwicklung der Idee der Freiheit durch die Geschichte, zeigt sich deren Widersprüchlichkeit. Die Freiheitswerte der westlichen Moderne etwa sind unauflöslich mit ihrem Gegenteil verknüpft: Ausbeutung, Unterdrückung und Zwang. Wie lässt sich vor diesem Hintergrund wirkliche Befreiung denken? Der Philosoph Christoph Menke untersucht in seinem Buch „Theorie der Befreiung“ verschiedene Befreiungsmodelle und erzählt dabei von der Fernsehserie Breaking Bad, von der Exodus-Geschichte, von Malcom X und Frantz Fanon. Nach Menke müssen wir die falschen Befreiungsversprechen, etwa der Religion oder des Neoliberalismus, nicht nur kritisieren, sondern verstehen, was sie so attraktiv macht. Über all das und die Frage, wie man heute aus marxistischer Sicht über Freiheit nachdenken sollte, sprach Matthias Ubl mit Christoph Menke bei #JacobinTalks.
Kritische Theorie unter kalifornischen Palmen - die "Dialektik der Aufklärung", das große Exilbuch von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, ist ein nicht leicht zugängliches Hauptwerk der modernen Philosophie. Martin Mittelmeier erschließt es auf kluge, unterhaltsame Weise für heutige Leser. Rezension von Wolfgang Schneider. Siedler Verlag, 320 Seiten, 24 Euro ISBN: 978-3-8275-0139-4
In dieser Folge spricht Robin Celikates mit Kristina Lepold und Marina Martinez Mateo über Anspruch und Zielsetzung des von ihnen herausgegebenen Readers zum Thema „Critical Philosophy of Race.“ Neben einer umfassenden und instruktiven Einleitung der Herausgeberinnen versammelt der Band eine Auswahl einschlägiger Texte dieser noch jungen Disziplin, um sie - zum Teil in deutscher Erstübersetzung – einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. In dem Gespräch geht es unter anderem um die Fragen, welchen Beitrag die Philosophie zur begrifflichen Erfassung des Rassismus leisten kann; welche Schwierigkeiten und Herausforderungen sich für die Übertragung der US-amerikanischen Diskussion und ihrer Kategorien auf den europäischen und den deutschen Kontext ergeben; und welche Implikationen die Critical Philosophy of Race spezifisch für die Kritische Theorie haben kann – und haben sollte
Die Folge bietet einen Einblick in die Diskussionen eines internen Workshops zu der Frage: „Welche Gesellschaftstheorie braucht eine Kritische Theorie heute?“, der im Rahmen des At-Work Formats des Centers for Humanities and Social Change in Berlin im Dezember 2021 veranstaltet wurde. Das Anliegen des Workshops war es, verschiedene Ansätze zu diskutieren, an die heutige Versuche, eine umfassende Gesellschaftstheorie zu entwerfen, wieder anknüpfen könnten. Beteiligt am Workshop waren Lillian Cicerchia, Victor Kempf, Kristina Lepold, Kolja Möller, Dirk Quadflieg, Hartmut Rosa, Martin Saar und Titus Stahl. Christian Schmidt spricht mit Dirk Quadflieg, Kolja Möller und Titus Stahl, um einige Einblicke in die Diskussion unseres Workshops zu ermöglichen und einige der vorgestellten Thesen zu vertiefen. Rahel Jaeggi präsentiert vorab die einleitenden Thesen, die zur Vorbereitung des Workshops im Rahmen der Diskussionen des Centers for Humanities and Social Change entwickelt wurden.
Aller Abschied wiegt schwer. Von den Menschen, an denen wir einmal gehangen haben und auch von der Welt, die wir schlechter hinterlassen werden als sie einst war. Jede ökologische Katastrophe ist zuerst, und zuletzt, eine persönliche. Nicht auf eine Revolution der Welt sollten wir deshalb schielen, sondern auf eine fürs Leben, schreibt die Philosophin Eva von Redecker und spricht mit uns und Christa Wolf über das »schreckliche Glück« unserer Gegenwart. »Spät in der Nacht bin ich von einer Stimme hochgeschreckt und von einem Heulen. Die Stimme hatte von weither gerufen. A faultless monster! Das Heulen habe ich nach geraumer Zeit gemerkt, ist von mir gekommen. Ich habe im Bett gesessen und geheult. Mein Gesicht ist von Tränen überströmt gewesen. Soeben war in meinem Traum ein riesengroßer, naher, ekelhaft in Zersetzung übergegangener Mond sehr schnell hinter dem Horizont versunken. Am nachtdunklen Himmel befestigt gewesen. Ich schrie. Wie schwer, Bruder, würde es sein, von dieser Erde Abschied zu nehmen.«
In Kooperation mit dem unabhängigen Studierendenfernsehen UTV hatten wir am 10.05.2021 die Gelegenheit, ein Interview mit dem neuen Unipräsidenten der
Carolin und ich sprechen ein sehr gutes Stündchen lang über psychoanalytische Perspektiven auf und Theorien über Scham. Dabei geht es viel um den Anteil des Unbewussten in Schamsituationen, um Scham als interaktives Gefühl, um Selbst- und Fremdscham, um den Blick des Anderen, sowie um die Bedeutung von Sexualität und Geschlecht für Schamkonflikte und einen Umgang mit Scham. Carolin hat über die Kritische Theorie den Zugang zur Psychoanalyse gefunden und beschäftigt sich seitdem auch in ihrem Studium damit. Ich durfte viel von ihr lernen und bin ihr unter anderem auch deshalb wirklich dankbar für das Gespräch, weil sie sich so viel Mühe bei der Vorbereitung auf den Podcast gemacht hat. In den Shownotes findet ihr einige Leseempfehlungen von Carolin und mir, außerdem die Artikel, aus denen die in der Folge vorgelesenen Zitate stammen. Fragen, Anmerkungen und Kritik wie immer auf Instagram an @ak.unverschaemt. Am Ende der Folge gibt es hin und wieder kleine Verbindungs-Delays, ich hoffe ihr verzeiht es mir.
Sein und Streit - Das Philosophiemagazin - Deutschlandfunk Kultur
Die Welt erkennen wir meistens mit den Augen. Das Hören als Weg der Erkenntnis fristet dagegen eine kümmerliche Existenz, auch in der Philosophie. Zu Unrecht, wie der Philosoph Martin Mettin zeigt. Von Christian Berndt www.deutschlandfunkkultur.de, Sein und Streit Hören bis: 19.01.2038 04:14 Direkter Link zur Audiodatei
Wir sind an einem neuen, eigenen Ort (über den wir euch bald mehr verraten) und haben Eva von Redecker zu Gast. Eva ist Philosophin, Autorin und freie Publizistin, die zu Kritischer Theorie und feministischer Philosophie forscht. Ihr Buch "Revolution für das Leben - Philosophie der neuen Protestformen" (Fischer, 2020) ist gerade erschienen. Eva kennt sich mit Revolutionen aus. Wie klären zunächst was sie daran interessiert, was eine Revolution überhaupt ist und welche wir in der jüngsten Vergangenheit miterleben konnten. Die junge Philosophin berichtet, wie sie zu ihrem Fachgebiet gekommen ist, was Kritische Theorie bedeutet und weshalb Hannah Arendt sowie Judith Butler sie geprägt haben. Eva ist auf einem Bauernhof aufgewachsen: Wie politisch waren ihre Eltern? Wie wurde sie politisiert? Dann geht's um Evas Analyse der Verhältnisse: Wieso ist unser Leben von einer kapitalistischen Herrschaft geprägt? Weshalb herrscht der Kapitalismus durch und über uns? Welche Zumutungen erfahren wir? Wir sprechen über die Spielregeln des realexistierenden Kapitalismus und warum Privateigentum entscheidend ist: Was meint Eva mit "Sachherrschaft"? Welche Rolle spielen Form und Verteilung von Eigentum? Was sind ihre revolutionären Lösungsvorschläge? Und was ist "Phantombesitz"? Außerdem geht's um eine mögliche revolutionäre Situation, in der wir uns befinden sowie die aktuelle Bewegungen wie Extinction Rebellion und Ende Gelände. Das und vieles, vieles mehr in Folge 479 - wir haben sie am 9. Oktober in unserem Berliner "Hans Jessen Showroom" aufgezeichnet. Eva auf Twitter https://twitter.com/evredecker Bitte unterstützt unsere Arbeit finanziell: Konto: Jung & Naiv IBAN: DE854 3060 967 104 779 2900 GLS Gemeinschaftsbank PayPal ► http://www.paypal.me/JungNaiv
Diesmal schauen wir uns die kritische Theorie und die Frankfurter Schule an.
Eine lange Geschichte von "Lernprozessen" - in seinem neuen voluminösen Werk stellt Jürgen Habermas die Frage nach der Rolle der Religion in den Mittelpunkt. Eine Rezension von Jochen Stöckmann.
In deze aflevering ga ik in gesprek met Daniël Thomassen over kritische theorie, ideologie en het moeizame gesprek tussen de politieke flanken.
Referent: Prof. Matthias Rothe (Associate Professor am Department for German, Scandinavian & Dutch an der University of Minnesota, USA, Forschungsschwerpunkte: Aneignungen des Stoizismus in der politischen Theorie und Moralphilosophie des 18. Jahrhunderts, Kritische Theorie und Brechtsches Theater.) Mitschnitt einer Veranstaltung in der Philosophische Gespräche im März 2017 Brechts Theater wird vor allem mit dem Begriff "Verfremdung" assoziiert. "Verfremdung" ist ein Sammelbegriff für ganz unterschiedliche Verfahren, die aber eines gemeinsam haben: Sie schaffen Distanz zum Gegebenen und machen es dadurch kritisierbar. Der andere Brecht, der des Einverständnisses, wird darüber oft vergessen: "Wichtig zu lernen vor allem ist das Einverständnis", heißt es beispielsweise im "Jasager", und bereits das "Lesebuch für Städtebewohner" ist so etwas wie eine Lehre des Einverständnisses. Auch in der "Maßnahme" und im "Me-ti" ist das Einverständnis nicht nur ein zentraler Antrieb, sondern prägt auch die artistische Form. Wie verhält sich die Ästhetik der Verfremdung zur Ästhetik des Einverständnisse? Gibt es in Brechts Einverständnis eine geheime subversive Kraft?
Mitschnitt einer Veranstaltung in der Reihe „Philosophische Gespräche“ im Februar 2018 Referent: Dr. Frank Engster, promovierte 2011 über den Zusammenhang von Geld, Maß und Zeit und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Hellen Panke und bei marx200. Der Vortrag soll in einem kurzen Parforceritt durch die Geschichte einen groben Überblick geben über Begriff und Gebrauch der Klasse. Mit „der“ Klasse ist natürlich „die“ Klasse gemeint, also die Arbeiterklasse oder das Proletariat. Der Überblick wird weder zeigen, wie die Klasse sich selbst artikuliert und verstanden hat, noch wie sie sich empirisch und geschichtlich entwickelt und gewandelt hat. Es geht allein um die verschiedenen Bestimmungen und den Gebrauch, welche die Klasse im Zuge der Kritik der kapitalistischen Gesellschaft erfahren hat, und hier sollen für eine erste Orientierung wiederum lediglich die großen Entwicklungslinien und Umbrüche skizziert werden: klassischer Marxismus, Westlicher Marxismus und Kritische Theorie, die neuen Marx-Aneignungen der 1960er Jahre und "Post-Marxismus". Dieser indirekte Zugang zur Klasse ist aber bereits vielsagend und nimmt vielleicht sogar das Fazit des Ganzen schon vorweg: Der Status der Klasse kann weder durch ihr Selbstverständnis noch durch empirische Beobachtungen und wissenschaftliche Untersuchungen vollständig erschlossen werden, weil die Klasse darin nicht aufgeht. Sie war immer mehr als ein empirischer Fakt und ein politischer und sozialer Faktor, sie war vielmehr immer auch Objekt wie Subjekt eines Begehrens, einer Hoffnung und einer Erwartung gewesen – und damit auch der Ernüchterung und der Enttäuschung. Referent: Dr. Frank Engster, promovierte 2011 über den Zusammenhang von Geld, Maß und Zeit und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Hellen Panke und bei marx200. Mitschnitt einer Veranstaltung in der Reihe „Philosophische Gespräche“ im Februar 2018
Der Vortrag ging der Frage nach dem Unbewussten in der Kulturindustrie nach. Ausgangspunkt war die Annahme, dass das Unheimliche als ein Organisationsprinzip der Beziehung zwischen Bildern und KonsumentInnen gelten kann. Das Unheimliche ist Freud zufolge eine spezifische Erscheinungsform des Unbewussten. Aus dieser psychoanalytischen Perspektive warf der Vortrag, z.B. anhand des Films "Die fabelhafte Welt der Amélie", ein neues Licht auf Fragen des Verhältnisses von Kultur und Kapitalismus, wie sie Adorno und Horkheimer in ihren Thesen zur Kulturindustrie aufgeworfen haben. Referentin Sonja Witte ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im MA-Studiengang Psychoanalytische Kulturwissenschaften an der International Psychoanalytic University (IPU) Berlin und Lehrbeauftragte u.a. an der Universität Bielefeld und der Universität Oldenburg. Sie promovierte an der Universität Bremen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Psychoanalytische Film- und Kulturtheorie, Kritische Theorie, Sexualitäts- und Geschlechterforschung sowie Alltagskultur. Zuletzt erschien von ihr im transcript-Verlag "Symptome der Kulturindustrie – Dynamiken des Spiels und des Unheimlichen in Filmtheorien und ästhetischem Material" (2018). Sie ist u.a. in der Redaktion „Extrablatt – Aus Gründen gegen fast Alles“ aktiv.
Sonja Wittes kürzlich erschienenes Buch „Symptome der Kulturindustrie“ geht der Frage nach dem Unbewussten in der Kulturindustrie auf besondere Weise nach: Gerahmt von den Kategorien des Spiels und des Unheimlichen werden filmtheoretische Denkfiguren und verschiedenste ästhetische Inszenierungen auf Symptome hin befragt, deren Deutungen Aufschluss geben über den konstitutiv konflikthaften Charakter der Kulturindustrie. Ausgehend vom Unbewussten wissenschaftlichen Denkens werden so Spiel und Unheimliches kulturtheoretisch ausgeleuchtet und Verbindungen zwischen psychoanalytischer und Adornos Kritischer Theorie sowie aktuellen kulturwissenschaftlichen Positionen erschlossen. In der Deutung von Theorien und ästhetischem Material wird Kulturindustrie als Konstellation von Widersprüchen entfaltet. Dr. Sonja Witte studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Soziologie. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im MA Studiengang Psychoanalytische Kulturwissenschaften an der International Psychoanalytic University (IPU) Berlin.
Seit ihrem Bestehen hat die Psychoanalyse immer wieder in sozial- und geisteswissenschaftliche Diskurse ausgestrahlt. Bereits in den 1930er Jahren versuchte der Kreis um Fromm und Horkheimer, Psychoanalyse für ein sozialwissenschaftliches und -philosophisches Forschungsprogramm zu erschließen. Dieser Versuch gehört nicht nur zu den ersten systematischen Vermittlungsbemühungen von Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie. Er und seine theoretischen Verarbeitungen in den folgenden Generationen prägten darüber hinaus die sozialwissenschaftliche Perspektive auf die Psychoanalyse bis heute. Besonders trifft das auf die Stellung und Verwendung psychoanalytischer Konzepte in gesellschaftskritischen Ansätzen zu. Frank Schumann zeichnet jene gesellschaftskritische Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse innerhalb der Frankfurter Schule in den Hauptzügen nach. Dabei spannt er einen Bogen von dem ersten interdisziplinären Forschungsprojekt bis hin zu dem jüngsten Ansatz von Axel Honneth. Damit wird ein Blick auf die systematischen Auslassungen und Verengungen ermöglicht, die sich trotz der bald 90 Jahre währenden Auseinandersetzung bis heute erhalten haben. Mit Hilfe der immanent ansetzenden Kritik der Rezeptionsgeschichte zeigt er Perspektiven und Potenziale auf, die für eine aktuelle Zusammenarbeit von Psychoanalyse und kritischer Sozialwissenschaft bedeutsam sein können. Die vorgestellten Gedanken Schumanns gehen auf sein Dissertationsprojekt zurück, das er kürzlich an der Friedrich-Schiller-Universität Jena beendet hat.
1968 gab es viele Studentinnen, die sich genauso wie die Männer für die "Kritische Theorie" der Frankfurter Schule begeisterten - nur mit dem Unterschied, dass die Männer sie für die Revolution lieber Kaffee kochen sahen. Damit war Schluss, als die berühmten Tomaten gegen die Arroganz der Männer geworfen wurden.
Seyla Benhabib, Professorin für Politikwissenschaft und Philosophie an der Yale Universität, zählt zu den bedeutendsten politischen Theoretikerinnen unserer Zeit. Benhabib lässt in ihren Werken so unterschiedliche Ansätze wie Kritische Theorie, Kommunitarismus, feministische Theorie, Postmoderne, Liberalismus und Diskurstheorie in einen konstruktiven Dialog treten und entwickelt daraus ihre ganz eigene Position. In ihrer rechtsphilosophischen Abhandlung "Die Rechte der Anderen" fordert Benhabib den Leser dazu auf, angesichts schwindender staatlicher Souveränität und verschwimmender Grenzen von Staatsbürgerschaft neu über die Beziehungen zwischen Demokratie und Menschenrechten nachzudenken. Unter Rückgriff auf Kants Weltbürgerrecht tritt sie für durchlässige Grenzen und eine Stärkung der Rechte von Flüchtlingen und Asylsuchenden ein.
Wir dürfen eigentlich nicht darüber erstaunt sein, dass die Welt so ist, wie wir sie uns immer vorgestellt haben. (Theodor W. Adorno 1969 im hr)
Die Gedankenwelt der Frankfurter Schule erlaubt verblüffende Sichten auf die Wahlerfolge von Populisten und vermeintlichen Außenseitern.