Die Sendung Passage steht für radiophone Exzellenz auf SRF 2 Kultur. Hier verbinden sich Wort und Musik, Ton und Stille. Passagen berühren, verführen, informieren: mit dem präzise gebauten Feature, mit dem packenden Porträt, mit dem aufschlussreichen Interview. Die drei tragenden Elemente der Pass…
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
Die Autorin Marina Skalova ist Kosmopolitin: Sie ist in Moskau geboren, wuchs in Deutschland und Frankreich auf und lebt heute in Genf. Sie ist mit ihren zeitkritischen Texten zu Gast bei Felix Münger. Der Berner Klangkünstler Robert Aeberhard improvisiert musikalische Klangwelten. Marina Skalova ist eine Grenzgängerin zwischen den literarischen Genres: In ihren oft mehrsprachigen Texten zu Themen wie der Gewalt des Frau-Seins, der Migration oder der Pervertierung der Sprache durch die Lügenpropaganda begegnen sich Lyrik, Prosa und Essay. Der Berner Musiker Robert Aeberhard reagiert musikalisch auf Marina Sakolvas sprachliche Welten: Vers und Ton verschmelzen zu einem neuen Ganzen. Buchhinweise: · Marina Skalova. Atemnot. Souffle court. Éditions Héros-Limite, 2023. · Marina Skalova. Fliessen und Strömen. Eine Erkundung. Aus dem Französischen von Lis Künzli. essais agités, 2025.
Seit der Expo 02 lebt die Idee eines Klanghauses. Viele Hindernisse stellten sich in den Weg. Das Umsetzen der visionären Idee dauerte über 20 Jahre und kostete 23 Millionen. Nun wird das weltweit einzige Haus eröffnet, das Musik machen kann. Die Berge spielen mit der Stimme der Jodlerin und schicken ein vielfaches Echo zurück. Die Klangspiegel aus Bronze in den durchbrochenen Wänden des Zentralraums singen mit der Jodlerin und spielen ihre Stimme reicher an Klangfarben zurück. Das Klanghaus soll die Naturtonmusik der Berge feiern und ein Spiegel sein, in dem Besuchende und Musizierende den Klang ihres eigenen Wesens hören und sich als Teil eines grösseren Ganzen erleben. Diese Sendung wurde von der «Stiftung für Radio und Kultur Schweiz SRKS» und der «Stiftung Phonoproduzierende» unterstützt. Neue Audioformate ermöglichen die intelligente Verteilung von Audiostreams über etablierte Kanäle. Innovative Consumer-Geräte eröffnen ungeahnte Wege, Audio zu erleben. 3D-Audio steht für Spatial Audio oder immersives Audio. Eine Podcast Produktion hören und erleben, als stünde man mittendrin! Mit folgendem Dolby Atmos File, abgespielt mit einem Apple-Gerät, ist es möglich via Kopfhörer oder auf einer Soundbar oder per Lautsprecher-Installation 7.1.4 ins räumliche Hörerlebnis einzutauchen. Den Link zur Audioaufnahme finden Sie unter «3D-Fassung für Apple-Player».
Es war Liebe auf den ersten Ton. Der Klang des barocken Musikinstruments berührte Stephan Berger so tief, dass der Multihandwerker sich entschloss, das Geheimnis der singenden Schlange zu lüften. Koste es, was es wolle. Der Serpent hat einen vierfach gewundenen Klangkörper aus Walnussholz. Der Holzkern ist mit einer Tierhaut überzogen. Das Wissen, wie die Tierhaut auf den noblen Holzkörper kam, war verloren. Die Passage erzählt die erstaunliche Geschichte, wie der Multihandwerker Stephan Berger zum Instrumentendetektiv wurde und wie er das Geheimnis der singenden Schlange nach zweijähriger Suche schliesslich löste. Heute ist Stephan Berger der beste Serpentbauer, die Konzertbühnen der Welt sind frei für das schwarz glänzende, elegant geschwungene Klangjuwel. Erstsendung: 14.10.2022 Diese Sendung wurde von der Stiftung für Radio und Kultur unterstützt.
Alles begann mit einem Einmannbetrieb im April 1924 in Sempach. Heute arbeitet für jeden der 200 Vögel, die in der Schweiz brüten, eine Person. Vogelforschung, Vogelschutz und Information der breiten Bevölkerung sind die Ziele der Institution. Die freiwillige Helferin Jolanda Rupli klettert behände die Leiter hinunter, in der einen Hand eine schwarze Tasche mit fünf fauchenden Schleiereulenjungen. Jeder Jungvogel kommt auf die Waage und erhält einen Aluminiumring. Das Beringen hilft, den Bestand der Schleiereulen in der Schweiz zu überwachen. Am Anfang war das Beringen von Vögeln zentral, um den Vogelzug zu erforschen. Heute sind intensive Landwirtschaft, Klimawandel und Lebensraumverlust die grössten Herausforderungen der Vogelwarte. Erstsendung: 6.9.2024
Das Pine Ridge Reservat im US-Bundesstaat South Dakota gilt als einer der ärmsten Bezirke in den Vereinigten Staaten. Im Reservat liegt auch Wounded Knee, ein Ort von historischer Bedeutung. Hier fand im Jahr 1890 eines der letzten Massaker an Ureinwohnern in den USA statt. Im Februar 1973 besetzten Anhänger des American Indian Movement den Ort aus Protest gegen gebrochene Verträge und die miserablen Lebensbedingungen und schafften es damit in die nationalen Nachrichten. Die Lage der Native Americans hat sich seither kaum verbessert. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei das Phänomen der vielen Vermissten und Ermordeten ein. Die Gründe für die Gewalttaten liegen mitunter weit in der Vergangenheit. Das Pine Ridge Reservat steht dabei stellvertretend für andere Reservate in den Vereinigten Staaten. Erstsendung: 3.5.2024
Am 22. Mai 2025 wäre Jean Tinguely 100 Jahre alt geworden. Die grösste Sammlung seiner Werke befindet sich in Basel im Museum Tinguely. Dort widmet sich Restaurator Jean-Marc Gaillard seit über 20 Jahren den fragilen Werken und sorgt dafür, dass sie in Bewegung bleiben. Für ihn eine Lebensaufgabe. Wenn der gelernte Schlosser und Kunstschmied Jean-Marc Gaillard durch das Museum geht, verlässt er sich auf sein Gehör, er kennt jedes Geräusch und Detail an den Maschinen. Ihre ganz eigene Mechanik. Sein Wissen ist gefragt, gerade jetzt, im Jubiläumsjahr. Er berät Museen, Sammler und Galeristinnen aus der ganzen Welt. Jean-Marc Gaillard kannte Jean Tinguely persönlich, vor dessen Tod 1991, arbeitete er fünf Jahre als sein Assistent. Als Restaurator geht es ihm um die Geschichte des Künstlers Jean Tinguely und um die Seele, die in seinen Werken steckt.
«Zugucken, zuhören, aufschreiben, vortragen – das ist das ganze Geheimnis, wie ich es betreibe», bemerkte Hanns Dieter Hüsch einmal. Allerdings, so ergänzte der gebürtige Niederrheiner, versuchte er dabei auch immer wieder «unzusammenhängende Zusammenhänge zusammenzuhängen». Hüsch starb 2005. Von seinen 80 Lebensjahren hatte er über 50 auf der Bühne verbracht. Sein Kabarett war immer ganz nah am Menschen – und zutiefst menschenfreundlich. Sein einzigartiger Stil hinterließ nachhaltige Spuren im deutschen Kabarett. Eine Hommage zum 100. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch. Mit Künstlern, die ihm auch persönlich nahestanden. Darunter Dieter Nuhr, Konstatin Wecker, Rüdiger Hoffmann.
Von einem geschlachteten Tier landet nur gerade rund ein Drittel als Entrecôte oder Filet auf Schweizer Tellern. Was passiert mit dem Rest der toten Tiere, diesen 240'000 Tonnen, die jährlich in der Schweiz anfallen? Mariel Kreis beleuchtet in ihrem Feature einen Aspekt, der in der lauten Debatte rund um Nachhaltigkeit und Fleisch oft vergessen geht: Das ausgeklügelte System der Schlachtnebenprodukte. Denn: Nichts eines toten Tieres bleibt ungenutzt. Und: Die Verwendung von Schlachtabfällen ist überraschend vielseitig. Erstsendung: 24.1.2020
Vor 50 Jahren endete der Vietnam-Krieg. Vergessen ist er nicht. Doch seit Mitte der 80er-Jahre hat sich das Land neu ausgerichtet. Vor allem wirtschaftlich hat es sich dem Westen geöffnet. Dennoch, so scheint es, steht das Land noch zu seinen sozialistischen Werten. Am 30. April 1975 marschieren nordvietnamesische Truppen in Saigon ein. Südvietnam kapituliert. Das geteilte Land wird wieder vereint, es ist das Ende des Vietnam-Kriegs. Ein Krieg, in dem die USA mehr als doppelt so viel Bomben abwarfen als im Zweiten Weltkrieg und zudem chemische Waffen einsetzten, z.B. Napalm und das hochgiftige Agent Orange. Inzwischen haben sich die Beziehungen zwischen den USA und Vietnam normalisiert. Fast alle Vietnamesen begrüssen diese Entwicklung: Rache scheint für sie ein Fremdwort.
Bauen in Afrika klingt nach Tradition und Aufbruch zugleich: Der Kontinent ist ein Kaleidoskop vielfältiger Bauweisen und ein Labor für die Zukunft – ein Ort, an dem Tradition und Moderne in faszinierender Weise verschmelzen. Zwischen Kolonialismus, Tradition und Klimawandel – Afrikas Architektur steht im Spannungsfeld von Vergangenheit und Zukunft. In wachsenden Megastädten treffen traditionelle Lehmbauten, die Schutz und Kühlung bieten, auf moderne Konstruktionen, die Nachhaltigkeit neu denken. Visionäre wie der burkinische Architekt Francis Kéré verbinden beides, während Ingenieur Mike Schlaich mit «Cape to Cairo» technologische Brücken schlägt. Architektinnen wie Simone Stürwald und Jennifer Tobolla berichten von Baustellen in Mali und Burkina Faso, von Eigenheiten, Stärken und Glücksfällen im urbanen Denken.
Asche braucht viel weniger Platz als ein Sarg. Deshalb gibt es auf den Friedhöfen grosse, freie Flächen. Was soll mit den wertvollen Grünflächen in den weitläufigen Stadtfriedhöfen geschehen? Tod und Leben gehören untrennbar zusammen. Beides soll auf den grossen Stadtfriedhöfen Platz finden. In Städten, die immer dichter bebaut sind, werden Friedhöfe zu grünen Oasen der Erholung. Friedhöfe sollen Kunst und Kultur Platz bieten, in Bern entsteht gar das erste Restaurant auf Friedhofsgelände. Die Verantwortlichen sehen den Friedhof der Zukunft als Ort des Gedenkens, der den Tod thematisiert, und gleichzeitig als vielfältig genutztes «Naherholungsgebiet». Erstsendung: 13.12.2024
Audioporn heißt ein blühendes Genre, das durch Stimmen und Geräusche sexuell stimuliert. Im Medium des Podcast erlebt die sonische Vereinigung Hochkonjunktur. Mit ihr vielleicht auch eine neue Intimität? Klang, Stimme, Sound sind Meister des Intimen. Das Ohr ist offen, es hat kein Lid, wie das Auge, um sich vor Einfluss zu schützen. Geräusche, Töne, Lärm nimmt es auf, lässt sich im besten Falle darauf ein. Dann dringen Töne ein, berührt Klang, kommen Stimmen nahe. Auch wenn kein Geruch, kein Geschmack, keine Berührung das Sensorium anstacheln. Oder gerade deshalb? Der akustische Essay folgt den Spielarten eines hörenden Begehrens und fragt dabei auch nach seinem politischen Versprechen. Nach dem, was im Lärm und in der Bilderflut unserer Gegenwart vergessen zu werden droht.
Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain, Amy Winehouse. Sie und viele andere Musikstars starben durch Alkohol und härtere Drogen. Wie kommt es zu der Faustregel «Musik braucht Drogen» – und gilt sie heute noch immer? «Sister Morphine» von den Rolling Stones, «Purple Haze» von Jimi Hendrix und «Lucy in the Sky with Diamonds» von den Beatles sind klassische Popsongs, in denen es direkt oder indirekt um Drogenkonsum geht. Machen Drogen wirklich kreativer? Viele DJs, Raver und andere Clubgänger jedenfalls schlucken, schniefen, spritzen weiterhin Drogen. Auch Beifall kann über den Ausstoß von Glückshormonen so stark wirken wie manches Rauschgift. Aber hinter dem Drang nach Ruhm und Erfolg stecken oft Ängste und Minderwertigkeitsgefühle. Ein Streifzug durch die Geschichte des Rock'n'Roll und durch die aktuelle Musikszene.
Der eine hat eine Meise und bei dem anderen piepts, manche zwitschern gerne einen, während andere lieber twittern. Viele Begriffe aus der Vogelwelt hat der Mensch übertragen – was von einem engen Verhältnis zeugt. Seit jeher inspirieren Vögel den Menschen, über Dinge zwischen Himmel und Erde nachzudenken. Dabei sind die Beobachter so vielfältig wie ihre Objekte: von der Literaturwissenschaftlerin, die sich mit dem Bild des Vogels in der Dichtung beschäftigt bis zum Kommunikationsforscher, der untersucht, wie sich die Tiere an eine vom Menschen geprägte Umwelt anpassen. Biologen und Naturranger kommen ebenfalls zu Wort. Und dann gibt es noch den Konzeptkünstler Wolfgang Müller, der zur Séance mit ausgestorbenen Vögeln lädt. Eine Hommage auf die Gefiederten und ihre Liebhaber.
2010 unternahm SRF mit Peter Bichsel eine dreistündige Zugfahrt. Hintereinander sollten die Themen besprochen werden, die Bichsel als Mensch und Schriftsteller ausmachten: das Schreiben, das Lehren und Lernen und die Politik. Mit der Schweiz ging Peter Bichsel hart ins Gericht. Für ihn gehörten Schreiben und Gesellschaftskritik zusammen. Das nahm man ihm übel und zollte ihm zugleich Tribut. So wurde sein vielgeschmähter Aufsatz «Des Schweizers Schweiz» von 1967 später jeweils als Geschenk an Jungbürgerinnen und Jungbürger überreicht. Peter Bichsel liebte die Schweiz und war immer wieder masslos enttäuscht von ihr. Im Speisewagen von Bern nach Genf erzählte er Literaturredaktor Heini Vogler, warum er an konstruktiven Streit glaubte und jeden geistigen und gesellschaftlichen Stillstand hasste. Erstsendung: 2.2.2010
Mit dem Motto «Syg wie de wottsch» stellte das Fasnachts-Comité das Selbstbestimmungsrecht des Menschen in einen fasnächtlichen Kontext. Ob und wie dieses Thema auch von den Schnitzelbängglern und Zeedel-Dichter aufgenommen wurde, hat sich an der Fasnacht gezeigt. Die individuelle Freiheit ist seit jeher ein Markenzeichen der Basler Fasnacht. Und aller anderen auch. Aber durch die Betonung der Satire, des Widerspruchs und des Anderssein, wie sie in Basel nicht nur durch «Schnitzelbängg» und anderen «Fasnachts-Disziplinen» gepflegt werden, sondern auch von jedem einzelnen Fasnächtler und jeder einzelnen Fasnächtlerin, bekommt sie hier doch eine besondere Bedeutung. Wie die Baslerinnen und Basler in diesem Jahr ihre Freiheit nutzen, welche Pointen sie finden und welche Themen sie sonst noch behandeln, zeigt der «Querschnitt durch die Basler Fasnacht».
1919 zog der weltweit meistgelesene deutsche Schriftsteller Hermann Hesse ins Tessin. In Montagnola schrieb er bedeutende Werke wie «Siddharta» oder «Das Glasperlenspiel». Wie war das Verhältnis zwischen der italienischsprachigen Bevölkerung und ihrem deutschen Nobelpreisträger? Eine Spurensuche. Hesse setzte sich für den kleinen Mann ein, erinnert sich der langjährige Gemeindepräsident von Montagnola, Flavio Riva, voller Achtung. Dennoch: Für das Werk des Nobelpreisträgers konnte sich die Tessiner Bevölkerung nicht wirklich erwärmen, sagt die ehemalige Leiterin des Hesse Museums, Regina Bucher. Erst mit der Zeit entdeckten die Tessinerinnen «ihren» Nobelpreisträger. Zum offiziellen Schulstoff im Tessin gehört Hesse nicht. Aber: Einige Schülerinnen und Schüler verschlingen Hesses Bücher geradezu – sie helfen ihnen bei der Identitätsfindung. Erstsendung: 10.5.2024
Die Operetten von Lehár oder Strauß sind Dauerbrenner auf den europäischen Bühnen. Wenig wissen wir dagegen über Abraham Goldfaden, Joseph Rumshinsky oder Alexander Olshanetsky. Auch sie haben Operetten geschrieben – jiddische Operetten! In den osteuropäischen Shtetls des ausgehenden 19.Jhds. von Wandertheatern aufgeführt, wurden die jiddischen Operetten auf der Flucht vor den zaristischen Pogromen in die ganze Welt verstreut. Rund um den Globus entstanden jiddische Theater. Z.B. an der Lower East Side in New York. Ein quirliger Treffpunkt für die Emigranten: Sie konnten dort in den Operetten aus der alten Heimat schwelgen, aber auch neue Stücke sehen, die auf humorvolle Weise die Probleme der Auswanderung reflektierten – das Heimweh, die Überforderung in der Fremde, die Desillusionierung vom amerikanischen Traum.
Die Liste der Autoren und Karikaturisten, die für das Magazin «The New Yorker» geschrieben und illustriert haben, liest sich wie ein «Who's Who» der amerikanischen Literatur- und Zeichnerelite des 20. Jahrhunderts. Annäherung an ein publizistisches Phänomen, das sich bis heute hartnäckig behauptet. Der «New Yorker» zählt zu den traditionsreichsten und renommiertesten Zeitschriften in den USA – und nicht nur dort. Seit seiner ersten Ausgabe im Februar 1925 setzt das Wochenmagazin – auf höchstem Niveau und mit unverhohlen elitärem Anspruch – qualitative Massstäbe: mit Reportagen in den Ressorts Politik und Kultur und als Plattform für neue Prosa, Lyrik und Humor. Porträt eines Dandys mit Biss, gestaltet von Walter Bohnacker. Erstsendung: 20.2.2015
Sein Leben lang kämpfte Raphael Lemkin um Gerechtigkeit für die Opfer staatlicher Gewalt. Die Völkermord-Konvention, die vor 75 Jahren von den Vereinten Nationen angenommen wurde, gilt als sein Lebenswerk. Doch sie ist noch immer fragil. Paris am 9. Dezember 1948: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nimmt einstimmig ein Gesetz zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord an. Im Mittelpunkt des internationalen Interesses steht an diesem Tag ein polnischer Jurist, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, dem Vernichtungswahn ein Ende zu bereiten. Sein Name: Raphael Lemkin. Die Völkermord-Konvention ist sein Lebenswerk – eine Art Epitaph für seine Eltern, die in Auschwitz umgebracht wurden. Einst wurde er als «Einstein des Völkerrechts» gefeiert; nach seinem Tod 1959 geriet Lemkin weitgehend in Vergessenheit. Erstsendung: 8.12.2023
Nördlich des Polarkreises auf einer Insel im Nordpolarmeer arbeitet das Künstlerkollektiv ISUMA. Unter extremen Arbeitsbedingungen entstehen hier Filme, die sich aus erster Hand mit Kultur und Geschichte der Inuit beschäftigen. ISUMA-Filme beruhen oft auf mündlichen Überlieferungen, die Drehbücher werden mit den einheimischen Darstellern entwickelt und umgesetzt. Die Filme spiegeln die gewaltsame Vergangenheit: die christliche Missionierung, die Zwangsansiedlung der nomadischen Jäger in den 60er-Jahren. Und versuchen, überliefertes Wissen lebendig zu halten, in einer Zeit, in der der Klimawandel hungernde Eisbären in die Siedlungen treibt.
Einst war er ein beliebtes Hobby, heute aber hat der Amateurfunk mit einem etwas verstaubten Image und Antennenfeindlichkeit zu kämpfen. Dabei spielt der Amateurfunk in Krisensituationen eine zentrale Rolle und bietet überraschend viel Unterhaltung. Aktuell sind in der Schweiz 5200 Personen im Besitz einer Amateurfunk-Lizenz. Wer sind diese Menschen, welche Faszination hegen sie fürs Funken und mit welchen Widrigkeiten haben sie zu kämpfen? Die Spurensuche führt in den Kanton Jura, wo ein Funkamateur mit seinen Funksprüchen Züge ausbremste, ohne es zu merken. Im Kanton Solothurn hat sich ein Ehepaar komplett dem Amateurfunk verschrieben und 16 Antennen rund ums Haus aufgestellt. Und im Archiv des Museums für Kommunikation wird offensichtlich, dass Amateurfunk nicht nur Landesgrenzen, sondern auch Ideologien überbrückt. Erstsendung: 29.3.2024
Ghetto Theresienstadt, 1942: Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen verfasst nachts eine geheime Wochenschrift. Zwei Jahre lang gelingt es ihnen, zumindest ihre geistige Freiheit zu bewahren. Ein Feature über Lebenswillen und die Kraft der Kunst in den dunkelsten Momenten der Geschichte. Inmitten der grausamen Realität des Holocaust bilden jüdische Jugendliche eine bemerkenswerte Gemeinschaft. Sie erklären ihr «Heim 1» im Gebäude L417 zur unabhängigen «Republik Shkid», malen sich eine Flagge und dichten eine eigene Hymne. Während sie tagsüber zum Arbeiten gezwungen sind, lassen sie sich am Abend heimlich über Ghandi und Dostojewski unterrichten. Der Lebensmut der Jungen manifestiert sich in «Vedem», einem wöchentlich erscheinenden Magazin. Darin stehen Gedichte, Essays und Reportagen neben den neuesten Fußballergebnissen und dem Witz der Woche.
Oper und Politik sind mannigfaltig aufeinander bezogen. Als Instrument höfischer Macht früher, als Mittel zur politischen Anteilnahme seit dem 19. Jahrhundert. Und heute? Welche politische Wirkung kann Oper entfalten? Beim Publikum vor allem. Eine grosse, davon ist der Schweizer Theater- und Opernregisseur Regisseur Milo Rau überzeugt. Die deutsche Regiealtmeisterin Andrea Breth sieht das anders. Sie glaubt nicht mehr an eine politische Wirkungsmacht des (Musik)-Theaters. Ein musikalischer Streifzug durch die Musikgeschichte mit ihren spannenden Wechselwirkungen von Oper und Politik, u.a. mit dem Musikwissenschaftler Anselm Gerhard.
Sie gilt als «brasilianische Aretha Franklin», ist eine der Ikonen der afrobrasilianischen Musik und Vorkämpferin für soziale Integration. Seit 2023 bekleidet Margareth Menezes nun als erste schwarze Frau das Amt der Kulturministerin im Kabinett Lula da Silva. Menezes ist nicht nur eine der wichtigen Stimmen in der Musik ihrer Heimat Salvador da Bahia, sie engagierte sich auch stets in politischen Kampagnen und integrativen Kulturprojekten. Diese Erfahrungen kann sie nun, als zweite Persönlichkeit aus dem Brasil-Pop nach Gilberto Gil im Amt der Kulturministerin einbringen. Im Gespräch berichtet Menezes über die Eigenheiten ihres «Afro Pop Brasileiro», den Wiederaufbau der sozialen Strukturen nach vier Jahren geistigen Raubbaus und über ihre nationalen und internationalen Visionen von einer neuen Kultur-, Frauen- und Umweltpolitik.
Um 500 n. Chr. entstand in den Jahrzehnten vor dem Islam in der Wüste auf der arabischen Halbinsel eine einzigartige Poesie. Unbeleckt von zivilisatorischen Leitlinien, Religion, Staat und Gesetzen, waren diese Gedichte sich selbst genug und gleichzeitig ein Mittel der Kommunikation. Sie besangen die grossen Gefühle und die grossen Fragen, sie fungierten aber auch als soziale Netzwerke, ähnlich den heutigen. Man prahlte oder sendete Hassbotschaften, man verteidigte sich, ermahnte oder machte gleich eine Kriegserklärung. Das alles so frisch und direkt, dass es noch heute verblüfft. Diese Gedichte haben etwas zu sagen. Sie tun es in Bildern, die berühren und in einem Klang, der unter die Haut geht. Der Orientalist Stefan Weidner, der die vorislamische Lyrik erstmals in diesem Umfang ins Deutsche übersetzt hat, stellt diese Poesie in der «Passage» vor. Buchhinweis: Stefan Weidner. Der arabische Diwan. Die schönsten Gedichte aus vorislamischer Zeit. 417 Seiten. Die Andere Bibliothek.
Kriege und Katastrophen umfluten uns. Daher ist die Passage heute – dem Gegenteil gewidmet. Dem Humor. Der so wichtig ist. Der mal leicht daherkommt, mal schwarz oder platt, fein oder brachial und in vielen verschiedenen Formen. Wir gehen auf Spurensuche: mit einem Psychologen und einer Musikerin. Rund 15-mal am Tag lachen wir: über Witze, peinliche Situationen oder weil jemand anderes lacht. Humor hilft zum Überleben, ist ein zwischenmenschlicher Kitt, reguliert Beziehungen und Emotionen. Individuell ist er und hat viele Seiten, kommt als Witz und Komik daher, als Ironie, Satire und Comedy. Aber lässt Humor sich eigentlich greifen? Welche Ebenen hat er und wie hat er sich verändert im Lauf der Zeit? Bei der Klärung solcher Fragen hilft der Psychologe und Humorforscher Willibald Ruch. Und die Musikerin Maria Goeth untersucht den Zusammenhang zwischen Humor und Musik. Erstsendung: 15.12.2023
Als Bananenfrau wurde sie landesweit berühmt: Ursula Brunner gilt als Wegbereiterin des Fairtrade. Gleichzeitig war sie Pfarrfrau, Politikerin und Mutter. In welchem Spannungsfeld bewegte sie sich dabei? Ein Porträt zu ihrem 100. Geburtstag mit Stimmen ihrer Kinder, Weggefährten und Archiv-Tönen. Wie ist es möglich, dass Bananen bei uns billiger sind als heimische Äpfel? Dieser Frage gingen Ursula Brunner und ihre Mitstreiterinnen so gründlich nach, dass daraus eine schweizweite Bewegung entstand. Auch als Politikerin eckte Ursula Brunner an: Als erste Frau sass sie für die FDP im Grossen Rat des Kantons Thurgau. Doch ihr Engagement für eine gerechtere Welt, das im christlichen Glauben wurzelte, führte zu Konflikten. Wie wurde Ursula Brunner von einer bürgerlichen Pfarrfrau zu einer Aktivistin? Wie haben ihre Kinder diesen Weg erlebt? Eine Annäherung an eine Frau, die etwas bewegen wollte.
Leonard Cohens und Nick Caves Lieder haben eine starke Wirkung. Diese hat massgeblich damit zu tun, dass beide spirituell Suchende sind. Dabei ist es vor allem der als abwesend erlebte Gott, dem das gebrochene «Halleluja» gilt. Nick Cave und Leonard Cohen haben einiges gemeinsam: Das Dunkle und Düstere hat einen zentralen Platz in ihrer Musik, ihrer Kunst. Doch die Bewegung in ihren Liedern ist immer wieder «In Richtung Licht», wie Nick Cave sagt. Und Leonard Cohen singt: «There's a crack in everything – That's how the light gets in». Die «Passage» spürt der Kraft nach, die im Werk von Leonard Cohen und Nick Cave spürbar ist. Cave bezieht sich explizit auf Cohen. Was hat diese Energie mit der Auseinandersetzung mit Dunkelheit, Zerbruch und Leid zu tun? Wie zeigen sich spirituelle Suche und religiöse Traditionen?
Asche braucht viel weniger Platz als ein Sarg. Deshalb gibt es auf den Friedhöfen grosse, freie Flächen. Was soll mit den wertvollen Grünflächen in den weitläufigen Stadtfriedhöfen geschehen? Tod und Leben gehören untrennbar zusammen. Beides soll auf den grossen Stadtfriedhöfen Platz finden. In Städten, die immer dichter bebaut sind, werden Friedhöfe zu grünen Oasen der Erholung. Friedhöfe sollen Kunst und Kultur Platz bieten, in Bern entsteht gar das erste Restaurant auf Friedhofsgelände. Die Verantwortlichen sehen den Friedhof der Zukunft als Ort des Gedenkens, der den Tod thematisiert, und gleichzeitig als vielfältig genutztes «Naherholungsgebiet».
Der Einfluss von Adam Smith auf die ökonomische Theorie ist immens. Für den schottischen Aufklärer war der Mensch jedoch ein geselliges und zur Empathie fähiges Wesen – und der Markt keineswegs die alleinseligmachende und alles regelnde Instanz. Adam Smith gilt vielen als der Vordenker des (Neo-)Liberalismus, einer ökonomischen Denkrichtung, die den Einfluss des Staates auf das Wirtschaftsgeschehen möglichst geringhalten will. Die starke Rolle des Marktes, die von Neoliberalen so oft propagiert wird, hat der schottische Ökonom allerdings niemals in Reinform eingefordert. Eine Gesellschaft ohne starken Staat kann ihm zufolge genauso wenig funktionieren wie eine Gesellschaft ohne freien Markt. Aufs Ganze gesehen war Adam Smith weitaus sozialer eingestellt, als seine Apologeten gerne behaupten. Eine Neubewertung. Erstsendung: 13.10.2023
Dichterische und instrumentale Musikalität verbinden sich: Die österreichische Poetin Tara C. Meister performt Werke aus ihrem Gedichtband «Geschafft, Sonne». Der Zürcher Klangkünstler Michael Bucher reagiert mit Kreationen auf seinen Musikinstrumenten. Die beiden sind zu Gast bei Felix Münger. Die Kärntnerin Tara C. Meister beschwört in ihren Texten Erinnerungen an die eigene Familie. Oder sie verdichtet Dialoge zwischen Liebenden. Oder sie drückt Sehnsüchte aus. Oder auch politische Forderungen wie die Gleichstellung – bildreich und voller Poesie. Die dichterische Performance begleitet der Musiker Michael Bucher mit Klängen aus seinen verschiedenen Instrumenten – mal harmonisch, mal kontrastreich und Spannung aufbauend. Bucher beherrscht das Markante genauso, wie das schwebend-suggestive. Buchhinweis: Tara C. Meister: Geschafft, Sonne, Der gesunde Menschenversand 2023.
Ob zu emotionalen Höhenflügen, zur geistigen Landesverteidigung, zum inneren Zusammenhalt, zur Bildung oder zur Unterhaltung: Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft leistet seit fast 100 Jahren einen gewichtigen Beitrag zur Schweizer Musikgeschichte. Ab den 1930er Jahren übernahm die SRG die Musikunterhaltung in den Schweizer Stuben: Aus der Ferne erklang Musik über Radiogeräte. Jeder Landesteil hatte dafür ein eigenes Radio-Orchester und eigene Konzertsäle. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft unterhielt sie jahrzehntelang und war damit eine bedeutende Arbeitgeberin im Kultursektor. Ihre Auftragskompositionen – vornehmlich an Schweizer Komponisten – sowie Mitschnitte von unzähligen Konzerten und Uraufführungen dokumentieren fast ein Jahrhundert Schweizer Musikgeschichte. Sie bilden ein wertvolles Archiv sowie ein Stück Schweizer Identität. Die Musik- und Medienwissenschaftler Stefan Sandmeier und Tatiana Eichenberger forschen zum Kompositionsauftragswesen des grössten Medienhauses der Schweiz und geben Einblicke in die Kulturproduktion der SRG. Norbert Graf, einer der Musikproduzenten von SRF, erzählt von der heutigen, hauseigenen Musikproduktion mit Schwerpunkt Klassik vor dem Hintergrund des tiefgreifenden Medienwandels. Und die SRF-Kulturchefin und designierte Generaldirektorin der SRG, Susanne Wille, spricht über die Bedeutung der Kulturförderung für das öffentlich-rechtliche Medienhaus der Schweiz, jetzt und in Zukunft. Erstsendung: 1.9.2024
In den 1920ern und 30ern hatte Chicago eine blühende schwarze Klassikszene. Deren Schlüsselfiguren waren weiblich: Komponistinnen und Musikerinnen, Veranstalterinnen und Musikjournalistinnen. Musik war für sie auch ein Mittel zu feministischem und schwarzem Empowerment. Nora Holt, Estella Bonds, Maude Roberts George, Florence Price: Sie drückten der schwarzen Klassikszene Chicagos ihren Stempel auf. In einer Stadt, in der immer wieder Rassenunruhen tobten, musizierten und komponierten sie, gründeten Vereinigungen wie die «National Association of Negro Musicians» und vergaben Stipendien. Manche zogen hinter den Kulissen die Strippen, manche standen im Scheinwerferlicht. So wie die Komponistin Florence Price: 1933 spielt das Chicago Symphony Orchestra ihre erste Sinfonie – das erste Werk einer Afroamerikanerin, das von einem der grossen Orchester der USA aufgeführt wird.
Die afroamerikanische Bürgerrechtsaktivistin Ella Baker (1903–1986) war eine radikale Aktivistin. Sie versuchte durch ihr Beispiel aufzuzeigen, wie man sich vernetzt, führt, effektiv organisiert und dabei seine Rolle selbst bestimmt. Baker glaubte an die Stärke und Entschlossenheit ganz normaler Menschen und an die Kraft der Organisationen, die sie gemeinsam aufbauen. Das Student Non-Violent Coordinating Committee SNCC war eine der bedeutendsten Organisationen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Der SNCC nahm Ella Baker zum Vorbild und hat wie kaum eine andere Organisation Bakers politische und soziale Ideen in den ländlichen Gebieten der Südstaaten der USA praktiziert. Radikal, erfolgreich und gemeinsam mit den Menschen vor Ort.
Einst war die Schweiz ein Bergbauland. In den Alpen und im Jura wurde gegraben und geschürft, was der Berg hergab: Eisen, Mangan, Zink, Blei oder Kohle. Doch wirklich gelohnt hat es sich kaum – heute sind von dieser einst so wichtigen Industriekultur nur noch Relikte übrig. Wir steigen tief hinab ins Schaubergwerk Gonzen bei Sargans, wo ein Verein von Nostalgikern mit viel Liebe das letzte grosse Eisenbergwerk der Schweiz als Museum für die Öffentlichkeit erschlossen hat. Wir erkunden die vergessenen Stollen und Kavernen eines Zink- und Bleibergwerks bei Goppenstein, wo die Anlagen seit rund 60 Jahren still stehen und ein Sinnbild sind für den einst so stolzen Industriezweig. Wir werfen einen Blick in das älteste Bergwerk der Schweiz in Olten, wo die Menschen der Jungsteinzeit vor rund 5000 Jahren nach Feuerstein gruben. Erstsendung: 1.4.2016 Mehr zum Thema: Bergwerkmusik: Beat Gysin bringt den Schiefer zum Singen
In den USA ist sie eine Legende, in Europa kennen die 1822 geborene schwarze Freiheitskämpferin nur wenige: Harriet Tubman. Die ehemalige Sklavin wurde zur Sklavenbefreierin. Doch darf diese mutige Frau auch auf eine Dollarnote? Um ihr Leben ranken sich Heldengeschichten und Mythen. Schon bald soll das Porträt der Sklavenbefreierin auf einer Dollarnote verewigt werden. Doch um das Vorhaben, die erste Afroamerikanerin zu würdigen, ist ein Streit entbrannt. Bislang sind auf den amerikanischen Geldnoten ausschließlich Ex-Präsidenten und Gründerväter der USA zu sehen. Die weiße Alt-Herrenriege bekommt Konkurrenz, so zumindest hat es US-Präsident Joe Biden entschieden.
Erneuerbare Energien, steigende Preise, Angst vor dem Blackout – Elektrizität ist heute weniger selbstverständlich als noch vor ein paar Jahren. Zeit, in die Geschichte des Stroms einzutauchen: vor 150 Jahren revolutioniere er alles. Zwischen 1880 und 1920 zog die Elektrizität zunächst in die Großstädte und etwas später auch in den ländlichen Raum ein. Die Pariser Weltausstellung 1900 prunkte mit einem über und über illuminierten «Palast der Elektrizität». Elektrizität und Moderne wurden gleichgesetzt: Sie ermöglichte Kino und Varieté und die Ausweitung der Arbeit, da Fabrikanlagen nun durchgehend beleuchtet waren. Die Entwicklung der modernen Gesellschaft ist ohne Elektrizität nicht denkbar. Bis heute steigt der Bedarf immer weiter. Eine Geschichte der Elektrifizierung – vom Blitze schleudernden Gott bis zur Fotovoltaik.
Wer in die Hände spuckt, packts an. Wer in die Suppe spuckt, versauts. Wer die großen Töne spuckt, kann gehen. Auch als Geifer oder Sabber ist das Sekret der Speicheldrüse in die Sprache eingegangen und meint viel mehr als nur die Körperflüssigkeit. Die Salivation, so der medizinische Begriff für den Speichelfluss, hat es in sich: wichtig zum Erhalt der Zähne, weil er hilft, Speisereste zu entfernen. Aufschlussreich für den Kriminalisten, um Täter zu überführen. Notwendig, da ohne ihn kein Schmecken, Schlucken, Sprechen gelänge. Krankheiten kann die Spucke auch übertragen, und daher mögen sich speiende Wesen bitte möglichst bedeckt halten. Kulturell wird Sabbern oft als widerwärtig eingestuft, dabei ist Spucke sehr viel mehr als einfach nur eklig.
Albanien war unter dem sozialistischen Diktator Enver Hoxha Jahrzehnte lang von der Aussenwelt abgeschnitten. Seit 30 Jahren sind die Grenzen offen, heute hofft Albanien auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Doch das Land hat auch massive Probleme. Immer mehr Menschen entdecken Albanien als Reiseziel: Das kleine Land auf dem Balkan lockt mit endlosen Stränden und wilden Bergen. Die Bewohner sind gastfreundlich, und entgegen vielen Vorurteilen ist Albanien ein sicheres Reiseland. Viele Albaner sprechen gut Englisch, und das Internet ist blitzschnell. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Diktatur wurde kaum aufgearbeitet, und die grassierende Korruption treibt zehntausende junger Leute ins Ausland: Sie sehen in ihrer Heimat keine Zukunftschancen. Gleichzeitig werden riesige Hotel-Ressorts ohne Umweltplan in Naturschutzgebiete gebaut.
Caterina Valente ist der größte Star, den die deutsche Unterhaltungsbranche nach dem Krieg hervorgebracht hat. Das Zirkuskind mit italienischen Wurzeln hat das internationale Show-Business mit Charme, Witz, Grazie, Temperament und vor allem mit betörendem künstlerischen Können erobert. Eine Hommage. Allein in den USA war «Caterina, die Große» in den 1950er und 1960er Jahren in mehr als 100 Fernsehsendungen zu Gast. «Ohne Disziplin kommt kein Künstler aus», brachte die Hochbegabte das Geheimnis ihres Erfolgs auf den Punkt. Nur zwei Mal im Laufe ihrer Karriere musste Caterina Valente einen Auftritt absagen. Sonst aber war sie immer zuverlässig zur Stelle. Dass sie dabei auch über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ging, glaubte sie ihrem Selbstverständnis als professionelle Künstlerin schuldig zu sein. Am 9. September ist Valente im Alter von 93 Jahren in ihrem Zuhause in Lugano verstorben.
Sabine Weiss, geboren 1924 im Walliser Dorf Saint-Gingolph und aufgewachsen in Genf, zählt in Frankreich zu den stilbildenden Fotografinnen der Nachkriegszeit. Aus Anlass ihres 100. Geburtstags wiederholen wir eine Sendung von 2017, als wir sie in ihrem Atelier in Paris besucht haben. Es ist ein Ort der Ruhe inmitten der Geschäftigkeit von Paris: In einem Hinterhof liegt das Atelier von Sabine Weiss, wo sie seit 1946 lebte und arbeitete. In Frankreich wird sie als letzte Vertreterin der «photographie humaniste» gefeiert – eine fotografische Bewegung, die Menschen und ihre Emotionen in Alltagssituationen ins Zentrum rückten. Sabine Weiss arbeitete für renommierte Reportage-Magazine und als Werbefotografin, zu einer Zeit, als es in diesem Beruf noch kaum Frauen gab. Bis zum 12. Januar 2025 sind Bilder von Sabine Weiss im Photo Elysée in Lausanne zu sehen. Erstsendung: 27.10.2017