Hier geht es um Kindheit und Kinderbücher, um Bilderbücher, Jugendbücher und um Bücher für alle. Zweimal im Monat, am Donnerstag, lädt die Literaturkritikerin und Kinder- und Jugendbuch-Expertin Christine Knödler ein zu spannenden Themen und Gesprächen zur Literatur und zum Lesen. Es gibt Buch-Tipps und manchmal Verrisse – und hier kommen die zu Wort, die schreiben, zeichnen, lesen. Frei, geistreich, begeisternd: einfach freigeistern!
Christine Knödler, German Wahnsinn
„Wappnen können Sie vergessen!“, hat der Soziologe, Sozialpsychologe und Publizist Harald Welzer im letzten „freigeistern!“-Gespräch gesagt. Unvergessen ist seine Kampfansage an die Dummheit. Bücher sind als Gegenmittel unersetzlich. Sie machen stark, sie machen klüger. Das Bilderbuch „Nicht sehr lang her, nicht sehr weit weg“ liefert das so notwendige Wissen zum Holocaust. Das Kinderbuch „Keine Party ist auch keine Lösung“ nimmt sich eines Ortes an, der viel zu lang übersehen wurde: Jagoda lebt mit ihrer Mutter im Frauenhaus. Außerdem fühlt die Illustratorin und Comicexpertin Lena Winkel einem neuen Kindercomic aus dem Kibitz Verlag auf den Zahn. Das Sachbuch „Als Pippi nach Deutschland kam. Ein Buch voller Krummeluspillen, Spunk und Plutimikation“ feiert den 80. Geburtstag der weltberühmten Buch-Heldin, die bis heute zum Vorbild taugt. Das neue „Lesen und lesen lassen“ ermutigt und mutet zu - das Ergebnis: ein vielseitiges, wegweisendes „erinnerungsgeistern“.
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. 80 Jahre sind seit der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus vergangen – heute ist die Demokratie erneut in Gefahr. „Nie wieder“ braucht ein solides Fundament, es braucht Wissen zum Holocaust. „Nicht sehr lang her, nicht sehr weit weg. Ein Buch über den Holocaust“ von Carla Infanta Gabor liefert genau dieses Wissen für Kinder. Entdeckt hat es der Soziologe, Sozialpsychologe und Publizist Harald Welzer - jetzt ist er Gast der 104. „freigeistern!“-Folge „erinnerungsgeistern“. Ein Gespräch mit dem kompetenten Fürsprecher, kompromisslosen Widersprecher und einem der spannendsten Denker zu Erinnerungskultur, Gesellschaft und Politik, historischer Bildung und der Freiheit und Verantwortung der Menschen. „Wappnen können Sie vergessen“, sagt er. Selbst Denken ist entscheidend. Erinnern kann einen Anfang machen.
Das letzte „freigeistern!“-Gespräch hat dem Wahnsinn aufs Schönste alle Ehre gemacht – entsprechend gibt es in der 103. Folge einen bunten Strauß aus neuen Büchern, die ebenso abheben, zum Lachen bringen und dabei Endscheidendes verhandeln. Weil gerade Ostern war, darf im Sachbuch „Das große Buch der Hühner“ nicht fehlen, im Bilderbuch verstecken sich „Schnitzel der Fuchs“ nebst Kaninchen, das Ziel: Anders- und Selbstsein wagen. Außerdem wird das Pappbilderbuch „Dein Wald“ zum exzellenten Ausflug. Im Kinderbuch überschlagen sich die Ereignisse in „Mi mittendrin – eine Katze hat Geheimnisse (und alle anderen auch)“ und in „Alpakas, Agate und mein neues Leben“ - im Jugendbuch überschlägt sich ziemlich schnell ein Auto: „Engel der letzten Nacht“ nimmt es mit Suizid und Weiterleben auf. Verwirrung, Zumutung, Mutmachung, Witz machen dieses „Lesen und lesen lassen“ aus – und endlich gibt's auch wieder ein „Vorlesen!“ von und mit Filiz Penzkofer. Wahnsinn!
„Wahnsinnsgeistern“ heißt die 102. „freigeistern!“-Folge, denn der Wahnsinn hat Methode im Jugendbuch-Debüt „Alles im Grünen oder wie ich die Kette der Beschissenheit durchbrach“. Es ist ein absurd-grandioses Spiel mit Vorurteilen und Klischees, im Zentrum: drei sogenannte „Psychos“, die zu ziemlich besten Freunden werden. Geht so was? „Ich nehm die ganzen Zuschreibungen und werfe sie den Figuren zu, in der Hoffnung, dass man hinter dem Vorhang der Klischees die Menschen sieht“, sagt die Autorin. Ein Gespräch über die Dringlichkeit von Geschichten, die Angst der Gesellschaft, den Mut beim Schreiben, Widerstände und Weitermachen, famose Figuren, das Spiel mit Perspektiven, befreiendes Lachen und die Erkenntnis, die darin liegen kann. Wahnsinn!
In der 100. „freigeistern!“-Folge war Christine Knödler Gast im eigenen Podcast. „Es war mir eine Freude und Ehre, Rede und Antwort zu stehen. Es war mir ein Fest“, sagt sie. Entsprechend wird im neuen „Lesen und lesen lassen“ weiter gefeiert: Einen „Mopsfisch“ wie den im ersten Bilderbuch von Clemens J. Setz hat es noch nie gegeben - Autor und Tier gehören gefeiert! Im Kinderbuch feiert „freigeistern!“ eine Premiere: Lena Winkel, zukünftige Comic-Expertin, hat sich den neuen Kindercomic von Anke Kuhl „Pferde, Tränen, Lachanfälle – Unsere Woche im Ostertal“ genau angeschaut und beschenkt mit ihrem Kennerblick. Auch im Sachbuch steht ein Comic im Zentrum: „Mukkekukke - Comics zu Musik“, herausgegeben von Anke Kuhl und Moni Port, ist wie ein nachträgliches Ständchen für „hundertgeistern“. Das Jugendbuch wiederum wurde bereits gefeiert: „Death in Brachstedt“ von Tobias Wagner wird mit dem Peter Härtling-Preis 2025 ausgezeichnet. Darum einmal mehr: auf die Bücher, aufs Fest des Lesens!
Die Idee kam aus der Podcast-Community: Ob Christine Knödler nicht selbst einmal Gast bei „freigeistern!“ sein könne? Zur 100. Folge ist es so weit: Benjamin Knödler und Magdalena Knödler haben den Spieß umgedreht und ihrer Mutter Fragen gestellt – Fragen von ihnen, Fragen von euch. Wie alles angefangen hat, worauf es bei der Auswahl der Gäste, Themen, Bücher ankommt, wie die Produktion abläuft, was das schönste Podcast-Erlebnis war, worin die Herausforderungen liegen? Und warum es die Kinder- und Jugendliteratur unbedingt braucht! Das und vieles mehr erfahrt ihr bei „hundertgeistern“, der Familien-Folge zum Jubiläum. Das Ergebnis: Geballte Bücherliebe, Blicke hinter die Kulissen – und einen Ausblick gibt es natürlich auch. Wortreich, geistreich, begeisternd und mit viel Gelächter - typisch „freigeistern!“ eben!
Auf Verwandlung kommt es der russisch-deutschen Autorin Alina Bronsky an. Sie selbst ist eine Verwandlungskünstlerin. Sie hat Jugendromane und Erwachsenenbücher geschrieben, Fantasy, realistische Romane und Bestseller. Was sie alle verbindet ist der „Bronsky-Beat“: reduziert, konzentriert, temporeich und sehr witzig. Für ihren jüngsten Roman „Pi mal Daumen“ wurde sie 2024 mit dem Preis der Unabhängigen Buchhandlungen ausgezeichnet. In der 99. „freigeistern!“-Folge lässt Alina Bronsky uns hinter die Kulisse ihres Tuns schauen. Was Schreiben für sie ist und warum sie die Mathematik begeistert, wie sie ihre Geschichten findet, wer ihre Leser:innen sind, was Jugendliteratur von Erwachsenenliteratur unterscheidet und was das alles mit Selbstermächtigung und Freiheit zu tun haben kann, ist ein kluges Vergnügen – „verwandlungsgeistern“ steckt an!
„Unser ganzes Leben ist Kommunikation. Damit ist ein minimales Element von Achtung der Position der anderen Person immer schon vorhanden“, sagt der Entwicklungspsychologe Markus Paulus, Gast des letzten „freigeistern!“-Gesprächs. Seine Ermutigung steckt an. Die aktuelle politische Situation in Deutschland spricht eine andere Sprache. Darum brauchen wir eine Gegenerzählung zu dem, was spaltet. Literatur kann genau das: Rozette Katz hat den Holocaust überlebt – im Bilderbuch „Damals hieß ich Rita“ erzählt sie ihre Geschichte. Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 2025 ist es Pflichtlektüre. Das Kinderbuch „Von hier aus kann man die ganze Welt sehen“ ist poetische Spurensuche mit Tiefgang, Weitblick und Witz. Der im besten Sinne un-verschämte Jugendroman „Alles im Grünen oder wie ich die Kette der Beschissenheit durchbrach“ erklärt drei sogenannte „Psychos“ zu ziemlich besten Freunde und sowieso zu Helden und gehört damit unbedingt ins neue „Lesen und lesen lassen“, genauso das Sachbuch „Puderzucker an der Waffel – wie die Psyche im Gleichgewicht bleibt“. Denn Entwicklung ist dem Menschen eigen. Darum „entwicklungsgeistern“ ab!
Wir brauchen Hoffnung – die 97. „freigeistern!“-Folge setzt genau da an. Mein Gast ist der Entwicklungspsychologe Prof. Dr. Markus Paulus. Unter anderem forscht er zu den Ursprüngen und der frühen Entwicklung von prosozialem Verhalten. Ich wollte wissen, was die Entwicklungspsychologie überhaupt macht, und ob sich ihre Erkenntnisse auf die Kinder- und Jugendliteratur anwenden lassen – herausgekommen ist ein Gespräch über Moral, (Selbst-)Reflexion, das Aushandeln von Normen, über Beziehung, Begegnung, Kommunikation, Austausch, über Achtung, Empathie, Fürsorge, Trost, über Kindheit, Kinder und darüber, was in ihnen steckt. Jetzt macht „entwicklungsgeistern“ Hoffnung. Denn Entwicklung ist dem Menschen eigen. Sie ist da. Ein optimistischer Türöffner für 2025.
Fast ist es geschafft, wir biegen in die Zielgerade des Advents ein: Weihnachten und der Jahreswechsel stehen vor der Tür. Darum gibt es in der 96. „freigeistern!“-Folge, im neuen „Lesen und lesen lassen“, noch mehr Buchtipps. Und Geschenk-Ideen. Denn Bücher sind Geschenke. Und so bekommt ihr eine Nachlese aus dem Bücherjahr 2024 und Druckfrisches. Ihr findet Fulminantes, Abenteuerliches, Absurdes, auch Erschreckendes. Dabei sind Familien-, Freundschafts-, Winter-Geschichten, eine wahre Kunst-Geschichte und die Geschichte einer Flucht. Denn „Jahresendgeistern“ und „Jahresentgeistern“ liegen nah beieinander. Und das passt zu diesem fast vergangenen Jahr. Ihr findet große Literatur und große Kunst. Auch die gilt es zu feiern. Und dann: hoch die Tannen und einen guten Rutsch!
Weihnachten steht vor der Tür und damit die Zeit des Lesens, des Vorlesens, der Geschichten und Geschenke. Und weil Bücher unter jeden Oh-Tannenbaum gehören, bekommt ihr in der 95. „freigeistern!“-Folge handverlesene Empfehlungen von 20 „freigeistern!“-Hörer:innen für alle „freigeistern!“-Hörer:innen: Autor:innen, Illustrator:innen, Menschen aus der Kinder- und Jugendliteratur-Szene, Leser:innen, Bücherlieber:innen haben sich in diesen Zeiten Zeit genommen und Wortgeschenke gemacht. Das Ergebnis: ein Fest des Sprechens, Schauens, Abtauchens und des gebannten Hörens. Spannend, spektakulär, witzig, nachdenklich, bestärkend, begeisternd und immer wunder-voll. Mit dabei sind: Luna Astronaut, Marie Louise Blankemeyer, Elisabeth Braune, Heike und Paula Funcke, Sybille Hein, Kathleen Hildebrand, Benjamin Knödler, Magdalena Knödler, Ute Krause, Martin Muser, Nele Palmtag, Miro Poferl, Mareike Post, Tanja Raich, Sandra Rothmund, Martin Schäuble, Susanne Straßer, Stephanie von Selchow, Lena Winkel und Lucia Zamolo. Darum: Macht es euch gemütlich, legt die Füße hoch, zündet Kerzen an, nehmt „kältefrei“ – und genießt!
Freiheit ist ein abstrakter Begriff und gerade heute ein hoher Wert. Ihn Kindern erfahrbar und schmackhaft zu machen, die Freiheit zugänglich zu machen, ist eine Herausforderung. Dass das geht, hat die Kabarettistin, Autorin, Illustratorin und Grafikerin Sybille Hein mit ihrem neuen Bilderbuch fulminant bewiesen: „Freiheit, du große Wundertüte!“ ist selbst wunder-voll. Wie das geht, erzählt sie in der 94. „freigeistern!“-Folge. Ein Gespräch über Freiheitsdrang, Freiheitsliebe, das Lebensgefühl und die Lebenserfahrung von Freiheit, über Kindheit, Kinder, Kinderbücher, über Wundertüten und Wunder, den Witz trotz allem, über die Welt und natürlich über die vielen Künste von Sybille Hein: aufregend, ansteckend, beflügelnd, befreiend, lustig, leicht, lebendig, wichtig, weise - immer in Richtung „noch freier geistern!“
„Wenn wir uns klarmachen, dass die Angst auf vielen Schultern lastet, können wir versuchen, gemeinsam Wege zu finden, damit umzugehen“, sagt Jakob Springfeld, Gast des letzten „freigeistern!“-Gesprächs „dunkelgeistern“. In der Rubrik „Vorlesen!“ gibt er eine Kostprobe aus „Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts“. Seine Ermutigung hat nun die Buchauswahl für die 93. „freigeistern!“-Folge „Lesen und lesen lassen“ bestimmt: Auch in ihrem neuesten Bilderbuch „Die schönste Wunde“ pocht Emma Adbage auf freies, furchtloses Kinderleben. „Mischa“ von Edward van de Vendel ist ein poetischer Kinderroman über Flucht und Ankommen. Wie sich von Verlust und Trauer erzählen lässt, zeigen die Jugendromane „Das Verhalten ziemlich normaler Menschen“ von K. J. Reilly und „Alle Farben von Licht“ von Annika Scheffel. Das Bilder-Sachbuch „Freiheit … du große Wundertüte!“ von Sybille Hein ist übermütiges Plädoyer - und der Rückblick auf die Frankfurter Buchmesse 2024 liefert noch mehr freigeistige Gegenentwürfe zu „dunkelgeistern“.
Jakob Springfeld ist Umwelt-Aktivist, linker Aktivist, Antifaschist, Student und Autor. „dunkelgeistern“ heißt nun die 92. „freigeistern!“-Folge, denn es geht, jedenfalls auch, um Dunkeldeutschland. Um das Deutschland, in dem rechtsextreme Gewalt inzwischen zur Lebensrealität dazugehört und Ausschreitungen an der Tagesordnung sind. Ein Ort, der vor diesem Hintergrund traurige Berühmtheit erlangt hat, ist die ostdeutsche Stadt Zwickau. Hier ist der NSU untergetaucht, hier wurde Jakob Springfeld 2002 geboren, hier ist er aufgewachsen und zu dem politisch denkenden und handelnden Menschen geworden, der er heute ist. Ein Gespräch über Engagement und Bedrohung, Angst, Wut, Mut und Ermutigung, über Rechts und Links, Ost und West, über Solidarität, Bürgerrechte, Demokratie, neue Ideen, geteilte Erfahrungen und die Hoffnung auf politische Veränderung. Damit es „dunkelgeistern“ einmal nicht mehr braucht.
Uns befreien, etwas frei machen, können wir alle. Oder, wie Alea Horst, Gast des letzten „freigeistern!“-Gesprächs „freimachen!“, gesagt hat: „Wir können es zumindest versuchen.“ „Freimachen“ ist entsprechend das Motto der Buchauswahl für die 91. „freigeistern!“-Folge, für das neue „Lesen und lesen lassen“: Die Bilderbücher „Emma und der traurige Hund“ von Sabine Rufener und „Mein tröstliches Buch“ von Moni Port halten der Traurigkeit Trost entgegen. „Herr Niemand und die weiße Finsternis“ verjagt nach allen Regeln der Kunst einen Angstmacher. Kirsten Boie erzählt in „Skogland brennt“, wohin die Spaltung einer Gesellschaft führen kann. Und das Sachbuch „Mach dir die Welt. Ein Buch zum Denken, Spielen, Erfinden“ von Raffaela Schöbitz trägt „Freimachen“ schon im Titel. Denn Freiheit zählt: die Freiheit, sich einzumischen, sich stark zu machen, zu denken, zu verändern, zu machen – auch und gerade mit Büchern.
2016 ging Alea Horst als ehrenamtliche Nothelferin nach Lesbos. Das hat ihr Leben verändert. „Die Menschen werden unsichtbar gemacht“, sagt sie. Dagegen fragt und fotografiert sie seitdem an, hört zu, sammelt Geschichten. Ihre Fotografien bilden die Wirklichkeit ab, in intensiver Farbigkeit und eigener Schönheit berühren sie. In ihrem Sachbuch für Kinder „Manchmal male ich ein Haus für uns. Europas vergessene Kinder“ (Klett Kinderbuch) schauen Kinder uns an. Schauen wir zurück? Ein Gespräch über Krieg, Flucht, Flüchtlingslager, Gewalt, Ausgrenzung. Übers Wegschauen. Über Menschenwürde und Menschlichkeit, über die Sehnsucht nach einem Zuhause, über Engagement, Fotografieren, Sichtbarmachen. Übers Hinschauen, übers Machen. Darum heißt die 90. „freigeistern!“-Folge „freimachen!“. Denn wir alle haben die Freiheit, etwas zu tun.
„freigeistern!“ ist zurück, der (Bücher-)Herbst steht vor der Tür, Zeit wird's für das neue „Lesen und lesen lassen – zukunftsgeistern“. Denn wie wird es hierzulande weitergehen? Die politische Lage ist ernst. Umso wichtiger sind Bücher, die das Lesen, die Kunst, Fantasie und Vernunft feiern. „Wer küsst wen? Bilder. Kunst. Reise“ von Mehrdad Zaeri, „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ von Anna Woltz, „City of Trees“ von Chantal-Fleur Sandjon, „Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts“ von Jakob Springfeld und „BücherLiebe. Lesen, Bloggen, Selberschreiben“ stehen dafür ein. Der Beitrag der Studentin Magdalena Knödler für die „BücherLiebe“ heißt „Denkend schreiben – schreibend denken“. Darauf kommt es an. Das macht Hoffnung. In der Rubrik „Vorlesen“ bekommt ihr ihn zu hören - darum: „zukunftsgeistern“ ab!
LRS steht für Lese- und Rechtschreibstörung. Davon sind in Deutschland 2 bis 4 % der Schulkinder betroffen. Die Folgen für die Einzelnen sind enorm, die gesellschaftliche Akzeptanz ist nach wie vor gering. Auch für die Schülerin Luna Astronaut (Name geändert) ist Lesen ein Kampf. Sie hat Legasthenie - sie sagt: „Ich liebe die Literatur von ganzem Herzen.“ Wie Luna Astronaut die Poesie der Geschichten, die Schönheit der Sprache, die Türen in andere Welten für sich entdeckt und geöffnet hat, und welche Veränderung in der Bildungspolitik, in der Gesellschaft und im Literaturbetrieb nötig wären, erzählt und benennt sie in der 88. „freigeistern!“-Folge „LRSgeistern“: eine LRS-Erklärung aus eigener Erfahrung, eine Liebeserklärung an die Literatur!
Hier herrscht Sommer-Ferien-Feier-Laune - genau die richtige Stimmung also, um nach dem fulminanten „freigeistern!“-Jubiläumsgespräch mit der Schauspielerin Sandra Hüller weiter zu „jubiläumsgeistern“. Und das heißt ja: zuzuhören und das Leben wenn nötig auszuhalten und wann immer es geht zu feiern. Zum Beispiel mit dem neuen „Lesen und lesen lassen“: Das Bilderbuch liefert den passenden Sound, „Die Band, die keiner kennt“ lässt's krachen. Im Kinderbuch hauen „Luke, Mimi und das Schreckkommando“ auf den Putz, damit ihnen endlich mal jemand zuhört. Mit „Die Watsons fahren nach Birmingham – 1963“ reisen wir zurück ins Amerika der 1960er-Jahre. Hier ist Hinschauen angesagt. Das gilt auch für den Kunstführer für Kinder: „Hast du das schon gesehen?“. Zu bester Letzt bietet die Rubrik „Vorlesen!“ mit der Schauspielerin Wiebke Puls ein bühnenreifes Spektakel, einen echten Knaller! Zuhören? Lohnt sich!
Am 4. Juli 2020, mitten zur Corona-Zeit, ging „freigeistern!“ das erste Mal online. Mein Gast der Podcast-Premiere war die Schauspielerin Sandra Hüller. Heute, auf den Tag genau vier Jahre später, am 4. Juli 2024, darf ich Sandra Hüller in der 86. „freigeistern!“-Folge „jubiläumsgeistern“ wieder als Gast willkommen heißen. Ein Gespräch über Kino, Filme, Theater, Bücher, über das Schauspielen, das Erzählen, das Lesen, über Worte, die stärken, und Sätze, die da sind. Ein Gespräch über Ost, West, über Geschichte, Geschichten, Narrative. Ein Gespräch über Sprache, die gewaltsame und die achtsame, und darüber, wie sie Realität schafft. Ein Gespräch übers Zuhören, Beobachten und das Aushalten von Widersprüchen. Ein Gespräch, ein Geschenk. Ein Glück. Ein Fest!
Vom Türen-Öffnen in andere Welten war im Gespräch mit Lena Winkel immer wieder die Rede. Und es ging um die Frage, wie Bilder und Worte wirken. Wirken wollen? Die Bücher des neuen „Lesen und lesen lassen – winkelgeistern“ denken nun in Winkel, um Ecken, „Rund ums Quadrat“. Aus der Fantasie heraus wirken sie in die Wirklichkeit: „Ich wäre gern ein Baum“, „Ich bin hier!“, und „Die Fürstin der Raben“ verwischt Grenzen zwischen Magie und Realität. Zwischen Spiel und Ernst, Idylle und Irritation, Poesie und Politischem, Schutzbedürfnis und Rettung sind es Bücher, die bewegen. „Geniale Ohren. Eine kuriose Tiersammlung“ bringt es auf den Punkt: (geniale) Ohren gespitzt!
Am 2. Mai 2024 wurde Lena Winkel in Lüneburg für ihr Gesamtwerk und ihre aktuellste Veröffentlichung „Siegfried“ mit dem Uwe-Lüders-Preis ausgezeichnet - Grund genug für die 84. „freigeistern!“-Folge „winkelgeistern“! Denn die Bildideen von Lena Winkel sind ver-winkelt, kühn, kunstvoll, klug, voller Assoziationen und Verweise. Bilder gehen um Ecken, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes, etwa, wenn sie einen der berühmtesten Um-die-Ecke-Denker der Kinderliteratur in Szene setzt: „Rico“ von Andreas Steinhöfel. 14 Bilderbücher hat Lena Winkel inzwischen illustriert, mit der (Tier-)Illustration setzt sie sich auch wissenschaftlich auseinander. Für ihren Theorie-Comic „Tiere richtig zeichnen“ wurde sie 2023 mit dem Berthold-Leibinger-Preis ausgezeichnet. Zeichnend denkt sie nach und positioniert sich. Künstlerische Freiheit setzt Vorstellungskraft frei. „Es kommt auf die Haltung an, würde ich sagen“, sagt sie. Bitte unbedingt zuhören!
Das letzte „freigeistern!“-Gespräch mit Susanne Straßer war nicht von Pappe und hat Maßstäbe fürs Pappbilderbuch gesetzt. Das virtuose Gegen-den-Strich, das Gegen-Erwartungen macht nun auch den Witz der 83. „freigeistern!“-Folge aus. Im neuen „Lesen und lesen lassen“ bringt „Na dann, gute Nacht!“ Eltern zum Lachen, eine „Weltklasse“ mit Kindern aus vielen verschiedenen Ländern hält witzig-weise, intensiv und inklusiv, was der Titel verspricht. Und was es heißt, wunschlos glücklich zu sein oder wolkenverhangen wütend, malt „Ameisen in Adas Bauch - ein Kinderbuch über leise und laute Gefühle“ vielfühlig aus. Denn Lachen ist gesund, es befreit, es ist köstlich. So wie das „Vorlesen!“ von und mit Susanne Straßer. „Suppe ist fertig!“ und die anderen Bücher bieten (Gaumen)-Freuden vom Feinsten – einfach „freilachen“!
Humor ist ihr wichtig, Bildwitz und Wortwitz zeichnen ihre Arbeit aus – gerade auch ihre Pappbilderbücher. Darin ist Susanne Straßer inzwischen eine Meisterin. In diesem Jahr feiert sie ihr 10-jähriges Pappen-Jubiläum und setzt Maßstäbe in einem Bereich, der sonst eher stiefmütterlich behandelt wird. Für kleine Kinder ab zwei Jahren erzählt Susanne Straßer wirkliche Geschichten, pointenreich, lautmalerisch, sprachspielerisch. „Die Kinder so früh zu erreichen und einen Grundstein zu legen für die Freude am Buch ist eine so wertvolle Arbeit“, sagt sie. Wie alles angefangen hat, wie das überhaupt geht mit dem Witz und dem Erzählen in Worten und Bildern für die Allerkleinsten ist in der 82. „freigeistern!“-Folge nachzuhören. Und weil gerade die „Internationale Kinderbuchmesse“ in Bologna war, gibt's es noch einen Rückblick dazu. Hauptsache: „freilachen“!
Die Buchmesse war ein Fest der Begegnungen und der Bücher - was geboten war, könnt ihr im neuen „Lesen und lesen lassen“ nachhören. Ihr erfahrt mehr über die Nominierungen des Deutschen Jugendliteraturpreises 2024, seid bei der Verleihung der „Kranichsteiner Literaturstipendien“ dabei und bei einer Lesung im Ariowitsch-Haus in Leipzig aus „Die Geschichte der Israelis und Palästinenser“. Das wurde das Sachbuch für diese 81. „freigeistern!“-Folge, überhaupt sind die Themen und Erlebnisse der Messe in die Buchauswahl eingeflossen. Es wird Anlauf genommen, im Freibad vom Siebener gesprungen, bärbeißig gegrummelt, irgendwann hoffentlich geschlafen. Und zum guten Schluss lesen Sohn und Mutter, Benjamin und Christine Knödler, aus ihren „Whistleblower Rebels“ vor. So wie in Leipzig auch. Darum einfach „Leipziggeistern“, auf dass Buchmessen und Bücher weiterhin berühren, bewegen, begeistern.
Nach den „Young Rebels“ ist gerade das zweite Buch erschienen, das Benjamin Knödler und Christine Knödler zusammen geschrieben haben. Auch „Whistleblower Rebels – 20 Menschen, die für die Wahrheit kämpfen“ finden sich nicht ab. Ihre Enthüllungen verändern die Welt, ihr Mut steckt an. Ihr Tun fasziniert – und polarisiert. Grund genug, um genau hinzuschauen, zuzuhören, zu schreiben, zu sprechen: über die Menschen und ihre Geschichten, die sich spannend wie Krimis lesen. Über brisante Themen, Berührungsängste und extreme Entscheidungen. Über unvergessliche Begegnungen, intensive Recherchen, über Demokratie, Sicherheit, Freiheit, Individualität und Gesellschaft – die, in der wir leben, und die, in der wir leben wollen. Denn „Whistleblower Rebels“ und „Whistleblowergeistern“ gehen uns alle an!
„Himmelgeistern“ hieß das letzte „freigeistern!“-Gespräch mit der Autorin Karen Köhler - jetzt ist es das Motto für die neue Folge „Lesen und lesen lassen“. In diesem Bücherfrühjahr brummen, krabbeln, flattern bemerkenswert viele Insekten-Bücher herum - Grund genug für eine kleine Käfer-Raupen-Schmetterlings-Parade im Bilderbuch. Das Kinderbuch ist Großstadt-Krimi vor Schrebergarten-Kulisse, mit viel „Balina Schnauze“, der Jugendroman nimmt „Himmelgeistern“ beim Wort. Denn die Welt fliegt hoch in den Büchern der 79. „freigeistern!“-Folge, Höhenflüge sind Programm, die Geschichten kennen Verlust und Verwandlung, Abstürzen und Abheben. Und die Rubrik „Vorlesen!“ bietet himmlisches Vergnügen: Karen Köhler liest den Anfang ihre Kinderbuchdebüts „Himmelwärts“. Der Countdown läuft!
Karen Köhler schreibt Theaterstücke, Kolumnen, Erzählungen und Romane. „Himmelwärts“ ist ihr Kinderbuchdebüt. „Ich hatte nie vor, ein Kinderbuch zu schreiben“, sagt die Autorin in der 78. „freigeistern!“-Folge. Zum Glück hat sie es doch gemacht. Und sie sagt: „Liebe ist ein Kraftwerk.“ Ein Gespräch über Liebe, Leben, Tod und Weiterleben. Über grenzenlose „Vermissung“, die Angst vor dem Vergessen und über Verbundenheit. Über Funkversuche ins Jenseits, eine famose Astronautin, eine unglaubliche Sternschnuppe, zwei umwerfende Freundinnen, den Trost des Schreibens und der Literatur. Über die Macht der Literaturkritik, den Literaturbetrieb und darüber, wie am Ende Geschichten über das Ende „Himmelgeistern“ und durchstarten. Der Countdown läuft!
Leichte Sprache ist nicht nur eine Frage der kommunikativen und informativen Inklusion – sie hat auch eine eigene Ästhetik. In der 77. „freigeistern!“-Folge geht das „Leichtgeistern“ darum weiter – sprachlich, formal und inhaltlich. Etwa, wenn es um einen Meister der einfachen Worte und schönen Sätze geht: um Otfried Preußler. Wenn das Kinderbuch die Geschichte der Brüder Karl und Mo erzählt: Mo ist geistig behindert, Karl kümmert sich – und will raus. Wenn ein Bilderbuch eine wahrhaft königliche Punktlandung in Worten und Bildern hinlegt und wenn ein Buch vormacht, wie wir es uns leichter machen können, weil wir den Stress ent-sorgen. Und stattdessen lieber loslassen, loslesen, leichtlesen, leichtgeistern: mit dem neuen „Lesen und lesen lassen“!
Anne Leichtfuß übersetzt schwierige Texte in Texte, die Menschen mit Lernschwäche, mit einer Behinderung oder geringen Sprachkenntnissen verstehen - das sind in Deutschland etwa 14 Millionen. „Wir leben in einer Zeit mit riesigen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen“, sagt Anne Leichtfuß in der 76. „freigeistern!“-Folge. Vor diesem Hintergrund bekommt die Leichte Sprache noch mehr Bedeutung und Dimensionen: eine gesellschaftliche, politische, ästhetische, ethische, eine visionäre. Schließlich sollten alle das Recht haben, alles zu verstehen. Ein Gespräch über Sprache, Sprechen, Sprachlosigkeit, über Teilhabe, Toleranz, Verstehen, Verständnis, über eine fulminante Übersetzung der Antigone – und was das alles mit Demokratie zu tun hat. Denn „Leichtgeistern“ geht uns alle an.
Weihnachtszeit war Lesezeit. Und so fällt Schnee in den Büchern der 75. „freigeistern!“-Folge. Die Tage glitzern, wie so oft könnt ihr euch in und mit Geschichten wegträumen – vielleicht sogar in den Sommer, an den Zauberort Zirkus? Ölsanden ist kein Zauberort, sondern harte Realität. Davon erzählt die Graphic Novel „DUCKS“. Und im Sachbuch erfahrt ihr, wie ein Buch entsteht. Außerdem wird in diesem “Lesen und lesen lassen“ wieder vorgelesen: Die Autorin Josefine Sonneson hatte uns in „Kältefrei“ mit ihrer Besprechung von Wolfgang Herrndorfs „Bilder deiner großen Liebe“ beschenkt. Dafür hat sie ein Stück aus dem unvollendet gebliebenen Roman eingelesen – ihr bekommt es exklusiv zu hören. Denn „Weitergeistern!“ bietet große Bücherlieben für Büchermenschen - und für alle, die es werden wollen.
Weihnachten steht vor der Tür und damit die Zeit des Lesens, des Vorlesens, der Geschichten, der Geschenke. Und weil Bücher unter jeden Oh-Tannenbaum gehören, bekommt ihr in der 74. „freigeistern!“-Folge handverlesene Empfehlungen. Autor:innen und Illustrator:innen, „freigeistern!“-Gäste, haben lauter Wortgeschenke gemacht. Das Ergebnis: ein Fest fürs Fest! Ein Ein Fest der Bücher, ein Fest des Lesens, Schauens, Sprechens und gebannten Hörens. Spannend, spektakulär, witzig, nachdenklich und immer wunder-voll. Darum: Füße hochlegen, Kerzen anmachen, „Kältefrei“ nehmen – und genießen!
Julya Rabinowich, 1970 in St. Petersburg geboren und als 7-Jährige mit ihrer Familie nach Wien emigriert, schreibt Kolumnen, Theaterstücke und Romane. Sie schreibt über Flucht, Verlust - und über die Freiheit. Nach ihren Jugendromanen „Dazwischen: Ich“ und „Dazwischen: Wir“ ist jüngst ein weiterer Band über Madina und ihre Familie erschienen, die fliehen mussten und in Österreich ein neues Zuhause gefunden haben. „Der Geruch von Ruß und Rosen“ führt zurück zu den Wurzeln. Zur Freiheit, man selbst zu werden. Ein Gespräch über Krieg, Frieden, das Zur-Sprache-Kommen, das Ankommen und über viel „Dazwischen“. Über die Wirkmacht der Worte, den Mut zum Widerstehen, und darüber, wie sich dem Schmerz ins Gesicht lachen lässt. „Man kann Schweres sagen“, sagt die Autorin, „und sich sarkastisch darüber lustig machen.“ Und man kann lachen. Viel lachen. Wie in der 73. „freigeistern!“-Folge „Freiheitsgeistern“.
Zusammen mit ihrem Mann Oliver Puhl hat Alix Puhl, Gast des letzten „freigeistern!“-Gesprächs, das gemeinnützige Sozialunternehmen „Tomoni Mental Health“ gegründet. „Tomoni“ ist Japanisch und bedeutet „zusammen“. Das ist auch in der 72. „freigeistern!“-Folge großgeschrieben: in (Bilder-)Büchern, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ausloten, sich an Ränder begeben, dahin, wo's weh tut. Die Begriffe des Zusammenlebens untersuchen, damit wir sie begreifen können. Um sie womöglich anzuwenden? Denn „zusammen“ ist einfach gut. Außerdem wird „Lesen und lesen lassen“ endlich wieder beim Wort genommen: Exklusiv bekommt ihr eine Hör-Kostprobe aus dem Hörbuch „Mucks Maus und Missjö Katz – Es kann nur einen geben!“ von Isabel Abedi, gelesen von Jonas Minthe, produziert vom Studio German Wahnsinn. Auf dass das neue „Lesen und lesen lassen – Am Leben halten“ euch am Lesen hält!
„Mein Name ist Alix Puhl, ich bin die Mutter von Emil, der Vorlage zu Paul aus Martin Schäubles Buch Alle Farben grau“. So beginnt eine unvergessliche Mail, so beginnt ein Austausch über den Titel der letzten „freigeistern!“-Folge. Daraus entstand die 71. „freigeistern!“-Folge: ein Gespräch über Begriffe, Bedeutung, Bedenken, über die Zumutung des Sprechens-Über und den Mut, genau das zu tun. Ein Gespräch über den Roman von Martin Schäuble und über die Wirklichkeit, über Paul und über Emil, über psychische Erkrankungen bei Jugendlichen, über Suizid, und was sich dagegen machen lässt. Alix Puhl und ihr Mann haben ein gemeinnütziges Unternehmen ins Leben gerufen: „tomoni mental health“. Auch davon ist die Rede. „Tomoni“ heißt „zusammen“, denn darum geht es: zusammen hinzuschauen, aufzupassen, zu erkennen, zusammen zu handeln. Zusammen zu sprechen und „Am Leben halten“.
Die Messe 2023 war ein Bücher- und Seelenbad. Bei der Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises hat sich die Szene ein Stelldichein gegeben - wer gewonnen hat, erfahrt ihr hier. Überhaupt wartet der „Bücherherbst“ mit spannenden Titeln auf. Und auch in der 70. Folge spannen sich Bögen zum letzten „freigeistern!“-Gespräch: Unter anderem sind Bücher dabei, die es mit dem Sterben aufnehmen. Sie machen ein Thema nahbar, das hierzulande immer noch viel zu oft verschwiegen wird. Am Leben entlang und immer aufs Leben sind die Geschichten und Bilder aus diesem „Lesen und lesen lassen“ aber genauso oft zum Lachen. Außerdem gratulieren wir Otfried Preußler: Am 20. Oktober 2023 wäre der weltberühmte Autor 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums wurde der Klassiker „Krabat“ von Mehrdad Zaeri neu illustriert. Blättert also vor und zurück, hört und schaut und staunt - und lest selbst!
Die Geschichte beruht auf einer wahren Geschichte: Ein 16-Jähriger – im Roman heißt er Paul - nimmt sich das Leben. Dass er an schweren Depressionen litt, wurde erst spät diagnostiziert. Auch die Diagnose Asperger Syndrom kam spät. Für „Alle Farben grau“ hat Martin Schäuble mit Pauls Eltern gesprochen, mit seinen Schwestern, Freund:innen, Mitschüler:innen, Lehrer:innen. Er hat Pauls Geschichte recherchiert und zu einem Roman verarbeitet. „Es ist eine Zumutung, darüber zu sprechen“, sagt Martin Schäuble. Und doch haben die Menschen, die Paul nahe standen, genau das getan. Das Ergebnis: ein Roman über Suizid und Depressionen bei Jugendlichen, ein Buch über Paul. Das ist unmittelbar, direkt, ehrlich und sehr nahbar. Das Ziel: endlich offen zu sprechen, hinzuschauen, zuzuhören, nachzufragen. In der 69. „freigeistern!“-Folge „Freitod“ war das möglich.
Die Geschichten-Geister fliegen hoch und weit, Unterwegssein beflügelt, die (Land)-Straße ruft und so gilt „Roadgeistern“ auch für die 68. „freigeistern!“-Folge. In neuen Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbüchern geht die Post ab und die Reise bis nach Afrika, denn gegen verstaubte Klischees müssen endlich neue Bilder her von diesem bunten Kontinent. Überhaupt ist das Motto des aktuellen „Lesen und lesen lassen“ Vielfalt und Veränderung – denn die kommt raus, wenn Bewegung in Sachen und Menschen kommt. Dazu gibt's die passenden Geschichten, außerdem gratuliert „freigeistern!“ Klaus Kordon zum 80. Geburtstag: Seine historischen Romane machen Geschichte lebendig - Verfallsdatum unbekannt. Als Krönung übertrifft sich die Comic-Künstlerin Josephine Mark, Gast des letzten Gesprächs, in der Rubrik „Vorlesen!“ selbst und legt mit dem Anfang von „Trip mit Tropf“ noch eine Schippe obendrauf, damit bis zuletzt gilt: „Roadgeistern“ begeistert!
Der Sommer ist fast vorbei, die „freigeistern!“-Sommerpause ist vorbei, die Reisezeit liegt hinter uns – die 67. Folge „Roadgeistern“ liegt vor uns: Für einen fulminanten Wiedereinstieg sind „Trip mit Tropf“, Kaninchen, Wolf und natürlich Josephine Mark die besten Begleiter, die man sich nur wünschen kann. Denn dieser Comic ist Krankheits-, Freundschafts-, Abenteuer-, Actiongeschichte und Roadmovie in einem, er ist abgefahren, lustig, lebendig, ruppig und zärtlich. Er ist ein Escape-Buch. Ein Trost-Buch. Ein Ereignis. Im Kibitz Verlag erschienen, steht er zugleich für eine neue Form der Leseförderung, weil Lesebegeisterung garantiert ist. Ein Gespräch über Kunst und Möglichkeiten des Comics und der Komik, über Figuren, Figurenentwicklung, Farben, Farbkonzepte, über Rhythmus, Tempo und die Theorie des Fünf-Akters, über Eskalation, Entkommen. Und Ankommen. Unterwegs mit „Roadgeistern“!
Sommerzeit ist Reisezeit ist Lesezeit. Darum geht die 66. „freigeistern!“-Folge auf vergnügliche, mal ernste, mal leichtfüßige, stets abenteuerliche Sommer-Lese-Reise: in acht Stationen an den Strand, zum Leuchtturm, ins Freibad und ans Meer, an eine Schule und weiter nach Schweden. Im letzten „freigeistern!“-Gespräch „Lindgrengeistern“ war die ZEIT-Journalistin und Autorin Katrin Hörnlein zu Gast – jetzt liest sie aus ihrem Buch „Eine wie sie fehlt in dieser Zeit – Erinnerungen an Astrid Lindgren“, nimmt uns mit in die Schären, nach Furusund, und weckt Sehnsucht nach Sommer, Sonne, Ferien - auf Saltkrokan oder sonstwo. Wenn ihr danach noch weiterreisen möchtet, sei euch die Ausstellung „Wegschauen verboten! Das politische Bilderbuch“ (bis 22.10.23) sowie der Workshop „Wegschauen – weiterdenken – anders machen?“ (am 1./2.9.23) im Bilderbuchmuseum in Troisdorf wärmstens empfohlen. Mehr Infos findet ihr unter www.troisdorf.de - vorher aber geht's auf große Fahrt mit den „Sommergeistern“!
Ihre Geschichten haben über Generationen hinweg Kindheiten geprägt, sie begleiten Kinder auf der ganzen Welt, und bis heute ist Astrid Lindgren viel geliebt, viel gelesen, viel zitiert, viel beschrieben. Nun hat sich die ZEIT-Journalistin Katrin Hörnlein auf eine besondere Spurensuche begeben, hat Menschen getroffen, die Astrid Lindgren noch gekannt haben, und Lindgren-Orte besucht. „Eine wie sie fehlt in dieser Zeit – Erinnerungen an Astrid Lindgren“, gerade im Oetinger Verlag erschienen, ist ein vielseitiges, vielstimmiges, nahbares Porträt. Ein Gespräch übers Sammeln und Schreiben, Erinnern und Entscheiden, über Zumutung und Mut, Kunst und Kommerz, Merchandising, sprechende Pippi-Puppen und den Umgang mit Klassikern. Ein Gespräch über eine große Schriftstellerin, unabhängige Frau, Fürsprecherin der Kinder, Mutter, Großmutter, Freundin, Weggefährtin, Wegbereiterin – und darüber, warum Astrid Lindgren fehlt. Aber das Buch ist ja da. Und die 65. „freigeistern!“-Folge „Lindgrengeistern“!
„Ich bin eine Schreibchaotin“, hat die Autorin Josefine Sonneson beim letzten „freigeistern!“-Gespräch gesagt. Die 64. Folge „Lesen und lesen lassen“ lässt nun noch mehr gute Geister und geistreiche Geschichten von der Leine: „Alfonso geht angeln“ und „Fang – eine Tiergeschichte aus dem achten Stock“ entsorgen den Niedlichkeits-Faktor im Bilderbuch. Passend zur Sommerhitze ist das mit viel Nass im See und im Regen überaus erfrischend! Lara Schützsack erzählt in ihrem Kinderbuch „Derselbe Mond“ vom Freistolpern im Spätsommer und von einer großen Freundschaft. Die Graphic Novel „Rude Girl“ ist zwar nicht als Jugendbuch gedacht, übertrifft aber alle Kriterien. Birgit Weyhe hat die Lebensgeschichte der afroamerikanischen Germanistin Priscilla Layne aufgezeichnet und sich dabei mit Rassismus, Klassismus und der Kunstform des Comics auseinander gesetzt. Das Ergebnis: ein neues Erzählen in konstruktiver Zusammenarbeit. Und zur Krönung liest Josefine Sonneson in „Vorlesen!“ das 1. Kapitel ihres Debüts „Stolpertage“. So klingen „Chaosgeister“ – unbedingt mit abheben!
„Ich bin eine Schreibchaotin“, sagt die Autorin Josefine Sonneson. Ihr Debüt „Stolpertage“ hingegen ist eine überaus konzentrierte, präzise, dichte Geschichte, eine Verdichtung voller Innenleben. Im Zentrum steht die 13-jährige Jette, deren Leben gerade aus den Fugen gerät. Voller Abschiede und Veränderung liegt Aufbruch vorerst nur in der Luft – und zwischen den Zeilen. Glück kann man eben nicht festhalten, oder? Dieses Lese-Glück, dieses Buch schon. „freigeistern!“ wollte mehr wissen: Wie geht das, so zu schreiben? Lässt sich das lernen? Lässt sich überhaupt das Schreiben lernen? Die 63. Folge ist nun ein Gespräch über Schreibprozesse, Worterfindungen, Sprachgefühl, über den Studiengang „Literarisches Schreiben und Lektorieren“ an der Uni Hildesheim, über ein herausragendes Debüt, über erste Male im Buch und rund ums Buch, über die Erfahrungen bei Schullesungen mit der so genannten „Zielgruppe“, übers Weiterschreiben, Stolpern, Freistolpern. Denn „Chaosgeister“ mögen stolpern – vor allem fliegen sie hoch!
„WEIL.“ ist kein Wohlfühlbuch hat Martin Muser beim letzten „freigestern!“-Gespräch gesagt. Es ist ein überwältigendes, hochaktuelles Buch. Die 62. Folge „Lesen und lesen lassen“ ist nun eine Mischung aus dunklen und lichten Geschichten, aus Reisen an Sehnsuchtsorte mit dem Bilderbuch „Herr Kleemann und sein Fisch“, mit dem prächtigen Wimmelsachbuch „Am Meer“, und an unheimliche Orte. Unterirdische Gänge werden zum Austragungsort eines ungleichen Boxkampfs: „Kollektorgang“ von David Blum wurde am 7. Mai mit dem Peter Härtling-Preis ausgezeichnet. In „Wolf“ von Saša Stanišić, illustriert von Regina Kehn, geht es um Mobbing, Mut, Angst, Wut und darum, anders, „andersig“, eigen – selbst zu sein. Das ist eine Kostbarkeit: für Menschen und Geschichten, für „Lesen und lesen lassen“!
Wohlfühlbücher boomen. „WEIL.“ ist kein Wohlfühlbuch. Das Lehrstück über Gewalt passt in unsere Zeit, aktuell wird es von der Wirklichkeit sogar überholt: Wenn Kinder Mörder werden ist der Aufschrei groß. Wie Gewalt entsteht, was Gewalt anrichtet, hat der Drehbuch- und Kinderbuchautor Martin Muser schon zuvor schreibend ausgelotet. Wie das geht? Geht das überhaupt? Hat die Jugendliteratur eigene Grenzen, eigene Gesetze? Solche Fragen sind nach wie vor heiße Eisen. Die 61. Folge von „freigeistern!“ packt sie an. In einem Gespräch über das Böse, das Gute, Täter, Opfer und die Widersprüchlichkeit des Menschen, über Zwangsläufigkeit, Zumutungen, eigene Ängste und Abgründe, über die Freiheit der Kunst und die Freiheit der Gedanken als Voraussetzung des Schreibens. Denn „Gewaltgeistern“ macht Denkräume auf und Ambivalenzen aushaltbar. Genau so lässt sich von Gewalt schreiben, sprechen, lesen. Und hören!
Zugegeben: Mit dem Thema unseres letzten „freigeistern!“-Gespräches haben die Bücher im neuen „Lesen und lesen lassen“ nicht viel zu tun. Doch auch ohne „Geldzugeistern“, sind sie der Rede wert, auch, weil sie von Reden und Protesten berichten und Widerstand für wegweisend erachten. Stefanie Taschinski und Karsten Teich behandeln in „Bruno“ Missbrauch kunstvoll und kindgerecht. Mareike Krügel und Melanie Garanin beweisen, dass auch Schweres urkomisch erzählt werden kann. Martin Schäuble zeigt in der Climate-Fiction „Godland“ ein Paradies, das eigentlich die Hölle ist, und nimmt es mit KI und Klimakatastrophe auf, und die Sachbücher setzen erst recht auf Selbstermächtigung. Endlich ist auch wieder ein „Vorlesen!“ dabei: Wiebke Puls, Schauspielerin der Münchner Kammerspiele, liest Auszüge aus „WEIL.“ von Martin Muser, der wiederum Gast des nächsten „freigeistern!“-Gesprächs ist: krönender Abschluss und Ausblick zugleich!
„Geld regiert die Welt“, „Ohne Moos nix los“ – es sind Sätze, die wir alle kennen. Ob sie uns gefallen oder nicht: Sie treffen zu, sie betreffen unser Leben, unsere Gesellschaft, die Welt. Also lasst uns über Geld reden! „Geldgeistern“ heißt darum die 59. „freigeistern!“-Folge. Zu Gast ist die Finanzexpertin Magdalena Sporkmann. Gerade ist ihr erstes Jugendbuch bei dtv erschienen: „Miss Money – Was schlaue Mädchen über Geld wissen sollten“ versteht sich als speziell weibliches finanzielles Empowerment. Ein Gespräch über Geld – wie man es verdient, spart, investiert, vermehrt, ein Gespräch über Konsum, Konsumkritik, Systeme, Systemkritik, Armut, Reichtum, die Spielregeln des Kapitalismus und die Verantwortung der Vermögenden. Denn Geld ist eines der mächtigsten Werkzeuge unserer Zeit. Nicht nur (junge) Frauen sollten es verstehen, bis es heißt: „Finanzen? Kann ich! Macht Spaß!“
Bei der internationalen Kinderbuchmesse in Bologna wurde die diesjährige Preisträgerin des Astrid Lindgren Memorial Award bekannt gegeben: Die Romane der us-amerikanischen Autorin Laurie Halse Anderson sind groß und gewaltig. Noch einem gilt es zu gratulieren, nämlich dem Schweizer Schriftsteller und Ausnahmekünstler Franz Hohler, der am 1. März 80 Jahre geworden ist und außerdem gerade ein neues Bilderbuch veröffentlich hat. Und so gibt es in diesem „Lesen und lesen lassen“, der 58. Folge von „freigeistern!“, viel zu feiern: Menschen, Bücher, Bilder, Geschichten und sogar einen Heiligen, das neue, herausragende Kinderbuch von Zoran Drvenkar, den neuen Jugendroman von Martin Muser, der ein Lehrstück über Gewalt geschrieben hat, und nach dem unvergesslichen Gespräch mit Alois Prinz seine neueste Lebensgeschichte über Franz von Assisi. Dessen Gedanken zu Achtsamkeit, Friedfertigkeit, Umgang mit Mensch und Tier sind heute aktueller sind denn je. „Lebensbegeistern“ begeistert fürs Lesen und fürs Leben.
Die 57. Folge von „freigeistern!“ widmet sich der Kunst der Lebensgeschichten. Spannend wie ein Roman, kenntnisreich wie ein Sachbuch bringen sie Menschen nahe, vermitteln historische und gesellschaftspolitische Kontexte, setzen sich mit Vorbildern auseinander und können selbst Vorbild werden. Ein Meister seines Fachs ist der Schriftsteller Alois Prinz. In über 25 Jahren hat er 15 mehrfach ausgezeichnete Biografien geschrieben, gerade ist „Franz von Assisi. Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter“ im Gabriel Verlag erschienen. „Leben und Gedanken sind immer eins“, sagt der Autor in einem Gespräch über die Auswahl der Personen, über Aussteiger, radikale Entscheidungen und viel Eigensinn, über Recherche, Bücherberge und die unerschöpfliche Leidenschaft, Leben zu erzählen. Die ist dann immer auch Lebensrettung: damit Erfahrung, Erkenntnis, Gedachtes, Geschriebenes nicht verloren gehen und „Lebensbegeistern“ ansteckt.
Die Zeitzeugen werden immer weniger, doch ihre Bücher bleiben - und so geht es im neuen „Lesen und lesen lassen“ um Kinder- und Jugendliteratur, die sich mit Shoah und Zweitem Weltkrieg beschäftigt: um alte und aktuelle Bücher, um weltberühmte Titel wie „Das Tagebuch der Anne Frank“, um Romane der großen Autorin und Übersetzerin Mirjam Pressler und des israelischen Autors Uri Orlev, um Erfolge wie „Die Bücherdiebin“ oder Entdeckungen wie „Unsere goldene Zukunft“. Dabei reicht der Bogen von Geschichten von Holocaust-Überlebenden wie Hedí Fried bis zu einem druckfrischen Debüt über jüdisches Leben heute. Ein Titel gibt dabei die Richtung vor: „etwas bleibt.“ von Inge Barth-Grözinger. Damit weiterhin etwas bleibt und „Freigedenken“ in die Zukunft wirkt.
Am 27. Januar 2023 hat sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 78. Mal gejährt. Der 27. Januar ist zugleich der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Vor diesem historischen Hintergrund und angesichts aktueller Kriege und weltweitem Rechtsruck stellen sich viele Fragen: Wie kann man den Holocaust einem jungen Publikum zugänglich machen? Was soll, was muss erzählt werden und wie? Gibt es ein „zu früh“ der Konfrontation? Kann Kinder- und Jugendliteratur gegen Rassismus und rechtes Gedankengut immunisieren? Und was tun, wenn immer mehr, auch junge, Menschen die jüngste deutsche Vergangenheit gut sein lassen wollen? Gut ist nichts daran. Aktive Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bleibt wichtig. Damit beschäftigt sich Prof. Dr. Katarina Bader seit ihrer Schulzeit. 2010 hat sie ein wegweisendes Buch veröffentlicht: „Jureks Erben. Vom Weiterleben nach dem Überleben“ (Kiepenheuer & Witsch). Sie ist Gast der 55. „freigeistern!“Folge „Freigedenken“ – ein Gespräch über Aufarbeitung, Fürsorge, Erlebtes, Erinnertes, Erkenntnis, Empathie und die verändernde Kraft des Erzählens.