Das Thema Religion ist vielfältig. Die Dokumentarfilme und Gespräche der «Sternstunde Religion» ordnen ein, schaffen Zusammenhänge und fragen nach. Sterbehilfe, Sekten oder Minarette – das Thema Religion ist vielfältig und prägt so manche gesellschaftspolitische Debatte. Die Dokumentarfilme und Ges…
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)
Nachrichten, Zeichen, Botschaften aus dem Jenseits zu erhalten – es ist eine faszinierende Vorstellung. Menschen mit besonderen «medialen» Fähigkeiten bieten an, Botschaften von Verstorbenen zu übermitteln. Was passiert da genau, und wie sind diese Praktiken zu bewerten? Ein Streitgespräch. Der Wunsch, mit verstorbenen Lieben in eine Verbindung zu treten, ist ein urmenschliches Bedürfnis. In fast allen Zeiten und Kulturen sind Versuche überliefert, mit den verstorbenen Ahnen in Kontakt zu bleiben. Aus einer Sehnsucht nach konkreten Botschaften und Zeichen heraus lassen sich viele Trauernde von sogenannten «Medien» beraten – so bezeichnen sich Menschen, die über Fähigkeiten verfügen sollen, mit der «geistigen Welt» in Kontakt zu treten. Sie berufen sich dabei auf die Tradition des Spiritismus, der sich in England des 19. Jahrhunderts entwickelte. Während die einen in solchen Kontakten Trost finden, halten andere diese Praktiken für blosse Geschäftemacherei. Wie realistisch ist die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen mit der «geistigen Welt», mit «Geistwesen»? Auf welchen Jenseitsvorstellungen beruhen diese Praktiken? Der unüberbrückbar scheinende Graben zwischen den Lebenden und Toten – kann er überwunden werden? Im «Haus der Religionen» in Bern diskutiert Olivia Röllin mit dem Medium Andreas Meile, mit Claudia Preis, Vorstandsmitglied der deutschen Skeptiker-Vereinigung GWUP, und mit dem Religionshistoriker Helmut Zander. Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 28. Februar 2021.
Milo Rau ist Theaterregisseur, Filmemacher und Aktivist. In seinen Arbeiten prangert er immer wieder ausbeuterische Verhältnisse an. Sein neuestes Werk, der Kinofilm «Das Neue Evangelium», zeigt die Passion Christi und verbindet sie mit dem Flüchtlingselend in Süditalien. Bereits zwei Jesus-FiIme wurden im süditalienischen Matera gedreht: In den 60er-Jahren von Pier Paolo Pasolini, 2004 von Mel Gibson. Nun hat auch Milo Rau dort eine Passionsgeschichte realisiert. Jesus und die Apostel werden von Geflüchteten aus Afrika gespielt, die unter prekären Verhältnissen als Erntehelfer arbeiten. Geschickt verwebt Milo Rau ihre miserablen Lebensbedingungen mit der Passionsgeschichte. Entstanden ist eine radikale Neuinterpretation, eine Mischung aus Fiktion, Dokumentation und politischem Aktivismus. Doch weshalb braucht es heute ein neues Evangelium? Was predigt Milo Raus' Jesus? Und wie hat die Auseinandersetzung mit den Evangelien den Marxisten Rau geprägt? Olivia Röllin fragt nach. Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 21. März 2021.
Seit fast anderthalb Jahren befindet sich die Welt kollektiv im Krisenmodus. Die nicht enden wollenden Massnahmen zur Pandemie-Bekämpfung erzeugten zunehmend Resignation und Frust. Durchhalteparolen sollen über eine Durststrecke hinweghelfen. Was aber, wenn das Streckenende nicht in Sicht ist und gewaltige Herausforderungen existenzielle Ängste hervorrufen? Spätestens, wenn sich das Gefühl von Überforderung und Ohnmacht breit macht, stellt sich die Frage nach Hoffnung und Optimismus. Doch lassen sich diese herbeireden und gar erlernen? Wer oder was bringt Hoffnung, und ist sie ohne Angst überhaupt denkbar? In allen Religionen spielt die Aussicht auf Lohn für Anstrengung und Heilsgewissheit eine grosse Rolle. Doch was taugt Religion heute noch konkret als Quelle der Hoffnung und inwieweit sind grosse Versprechen und Schönwetterprognosen naive Selbsttäuschung? Ein Gespräch gegen das Verzweifeln mit dem Theologen und Religionsphilosophen Hartmut von Sass, moderiert von Amira Hafner-Al Jabaji. Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 14. März 2021.
Jede Zeit hat ihre eigenen Erklärungsmodelle für Naturkatastrophen, technische Katastrophen, Krankheiten und Seuchen. Allen gemeinsam ist, dass sie stets einen gesellschaftlichen Wandel auslösen. Wie hat die Schweiz solche Katastrophen bewältigt? Eine filmische Annäherung in drei Beispielen. Der gewaltige Bergsturz von Goldau (SZ) reisst 1806 fast 500 Menschen in den Tod. In der anschliessenden Predigt kann der Pater den Verweis auf die Strafe Gottes nicht mehr ohne Vorbehalt vertreten. Der Wandel hin zu naturwissenschaftlichen Erklärungen des Bergsturzes zeichnet sich ab. Ein Jahrhundert später ist die Geschlechtskrankheit Syphilis noch immer mit grosser Scham behaftet. Noch wird die Krankheit als Strafe für liederlichen Lebenswandel verstanden. Doch mit der Entdeckung des Erregers und dessen Behandlung wird eine Debatte angestossen, die in der Bewältigung von Aids ab den 1980er-Jahren ihre Fortsetzung findet. Die 1970er-Jahre sind geprägt von Optimismus und Fortschrittsglaube, die Wirtschaft wächst rasant. Die Energie dafür soll aus Atomkraftwerken kommen. Die Schweiz will vom Boom profitieren und entwickelt einen eigenen Reaktor. 1969 kommt es im Versuchsreaktor in Lucens (VD) zu einer Kernschmelze. Die Schweiz schrammt haarscharf an einer atomaren Katastrophe vorbei. Der Glaube an Fortschritt und Technik wird erschüttert und kehrt sich ins Gegenteil. Ein Film von Stefan Jung und Philipp Hofstetter. Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 14. März 2021.
Shintō – Weg des Göttlichen oder der Götter – gilt als wichtigste Religion Japans. Beseelte Wesen, Leben im Einklang mit der Natur, Verehrung der Ahnen und mysteriöse Rituale prägen die von manchen eher als nationale Identität, denn als Religion bezeichnete Lebenswelt der Japanerinnen und Japaner. Japan erscheint westlichen Besuchenden oft als Mysterium, und das hat nicht nur mit der Sprache zu tun. Das asiatische Inselreich gehört politisch zum Westen, ist aber sozio-kulturell und religiös zutiefst im Osten verankert. Für letzteres steht Shintō, der «Weg des Göttlichen» oder «Weg der Götter», eine mit Elementen aus Buddhismus, Kaiserverehrung und Naturreligion undogmatische religiöse Praxis. Doch prägend ist dieser Lebensvollzug allemal. Ob in den unzähligen Schreinen oder durch die bekannte Teezeremonie: Physische und spirituelle Reinheit ist Voraussetzung dafür, den Weg des Göttlichen zu gehen. Und mit dem Klimwandel und dem damit einhergehenden Erstarken der Umweltbewegung, erfährt Shintō gerade Aufwind. Wie kommt es, dass diese Religion fast ausschliesslich in Japan verbreitet ist? Was hat die Aufräum-Virtuosin Marie Kondo mit Shintō zu tun, und welche Götter leben eigentlich in Robotern? Im Teegarten auf dem Monte Verità spricht Olivia Röllin mit dem Japanologen David Chiavacci. Die Sendung ist Teil eines Themenmorgens zu Japan. Auch die «Sternstunde Philosophie» und die «Sternstunde Kunst» widmen sich dem Thema.
Bald ist er 100 Tage im Amt: Der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain. Er gilt als Brückenbauer und soll die zerrütteten Verhältnisse im Bistum wieder kitten. Olivia Röllin spricht mit Bischof Bonnemain über seine Liebe zum Film, die Ähnlichkeit von Medizin und Theologie und natürlich Gott. Zwei lange Jahre dauerte die Vakanz am Bischofsstuhl in Chur. Schliesslich ernannte Papst Franziskus Joseph Maria Bonnemain zum neuen Bischof. Notabene im zweiten Anlauf. Seine Ernennung freute die Basis. Bischof Bonnemain höre den Menschen zu, hiess es. Doch wie offen kann der Opus Dei-Mann sein? Als loyaler Diener der Bischöfe Haas und Huonder arbeitete er jahrzehntelang im Bistum Chur. Kann er die Hoffnungen, die an ihn gestellt werden, erfüllen? Wie progressiv ist er wirklich angesichts seiner Aussagen zu Frauen in der Kirche und zur Segnung homosexueller Paare? Der 72-jährige ehemalige Arzt Bonnemain wirkte auch jahrzehntelang als Seelsorger in einem Spital in Zürich. Wie hat er als junger Arzt zum Glauben gefunden und wie hat ihn diese Arbeit geprägt?
Unrein und gefährlich? Bis heute wird die Menstruation gesellschaftlich tabuisiert. Dabei spielen religiöse Reinheitsvorstellungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Längst überholt geglaubte Vorstellungen stigmatisieren noch immer den Prozess des Menstruierens. Was steht hinter diesem Phänomen? Gross war der Aufschrei in den sozialen Medien, als zwei Unternehmensgründer ihre «Pinky Gloves» in einer TV-Sendung vorstellten. Dabei handelt es sich um pinkfarbene Plastikhandschuhe, mit denen Menstruierende vor dem Kontakt mit dem eigenen Periodenblut geschützt und die diskrete Entsorgung von Hygieneprodukten gesichert sein sollte. Periodenblut, etwas Ekliges, gar Peinliches? Selbst in Werbungen für Menstruationsprodukte wird das Blut bis heute entfremdet als blaue Flüssigkeit dargestellt. Was also steckt hinter diesem Verdrängungsphänomen, dieser Unsichtbarmachung? Noch bis ins 20. Jahrhundert wurde der Periode Toxizität nachgesagt und Menstruierende wurden damit geächtet. Von der Antike bis in die Neuzeit haftete dem monatlichen Blutfluss ein Stigma an: Im Sinne der (rituellen) Unreinheit, des Mangels, der Giftigkeit oder als Folge des Sündenfalls. Diese Erklärungen zogen normierende Beschränkungen der Frau mit sich, was nicht zuletzt in der Verweigerung höherer religiöser Ämter resultierte und teilweise noch immer resultiert. Weshalb gilt Blut, zumal weibliches, als unrein? Weshalb schämen wir uns dafür und ekeln uns davor? Und was braucht es, um das Menstruationstabu in unserer aufgeklärten Gesellschaft zum Verschwinden zu bringen? Olivia Röllin im Gespräch mit der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner und der Indologin und Philosophin Angelika Malinar.
Es war vor allem seine Kritik am Unfehlbarkeits-Dogma des Papstes, die den Vatikan bewogen hat, dem Schweizer Theologen Hans Küng 1979 die Lehrbefugnis zu entziehen. Olivia Röllin diskutiert mit Judith Wipfler von der SRF Fachredaktion Religion über die Aktualität seiner Kritik. «Wie kommt es eigentlich, dass ein Einziger da oben meint, er könne unfehlbar entscheiden (…)?» fragte Hans Küng vor 27 Jahren in einer «Sternstunde». Er hat sich zwischen 1994 und 2005 mehrmals in dieser Sendung zum Unfehlbarkeits-Dogma des Papstes geäussert und seine Kritik erläutert. Vor wenigen Wochen ist Hans Küng im Alter von 93 Jahren verstorben.
Kirchen, Kapellen, eine Synagoge und nun eine Moschee. Es gibt wohl kaum einen zeitgenössischen Architekten, der mehr sakrale Bauten erschuf, als Mario Botta. Olivia Röllin spricht mit dem Stararchitekten über die Rolle heiliger Räume im Städtebau und wie man zwischen Himmel und Erde vermittelt. Mario Botta ist ein Getriebener, einer, der immer arbeitet, auch morgens um drei. Und nicht selten entstehen dabei Sakralbauten. Seine Kirchen und Kapellen stehen in Frankreich, Italien, der Ukraine, Südkorea und natürlich im Tessin. Seit Botta mit 18 Jahren sein erstes Gebäude plante – ein Kirchgemeindehaus – widmet er sich dem Raum zwischen Himmel und Erde. Dabei kombiniert er moderne schlichte Formen mit massiven Materialien wie Naturstein, Holz oder Backstein, also mit gebranntem Lehm. Ein Geruch, den er auch aus seiner Kindheit im Mendrisiotto kennt. Olivia Röllin spricht mit Mario Botta über die Faszination des Sakralen in einer Welt des Konsums, den Zufall des Schönen und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben.
Die Physik hat Kathrin Altwegg bereits als Kind gepackt und seither nie mehr losgelassen. Im Gespräch mit Olivia Röllin erläutert sie, was es für sie als Astrophysikerin auch noch nach Jahrzehnten der Forschung bedeutet, als so kleines Wesen dem ganz Grossen gegenüberzustehen. Der Erdmond ist der am besten erforschte Himmelskörper, allein schon wegen seiner Nähe zur Erde. Dass Ebbe und Flut von ihm abhängen, weiss jedes Kind. Dass der Mond aus dem Material unserer Erdkruste besteht, zeigt, wie wichtig er für die Entstehung menschlichen Lebens ist. Die Berner Astrophysikerin Kathrin Altwegg bezeichnet den Mond deshalb als wichtigen Zeitzeugen. Aber sie sieht natürlich noch viel mehr: Dass das Universum dynamisch ist, dass alles entsteht und auch vergeht. Und dass das Universum den Menschen nicht braucht. Und trotzdem: Der Mensch kann das All erforschen und sogar verstehen. Doch was bedeutet es, täglich die eigene Winzigkeit vorgeführt zu bekommen? Beginnt im Staunen über das Universum auch der Glaube an etwas Grösseres? Oder haben es Physiker vielleicht schwerer, an eine höhere Macht zu glauben? Olivia Röllin spricht mit Kathrin Altwegg in der Sternwarte Uecht in Niedermuhlern bei Bern. Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 16. Juni 2019.
Zuerst war er Jesuit, dann entdeckte Niklaus Brantschen in Japan den Zen-Buddhismus. Seither verbindet der aus dem Wallis stammende Pater Spiritualität aus West und Ost. Was für manche wie ein Widerspruch klingt, ist für ihn eine Ergänzung. Ein Gespräch über das Schweigen und über die Stille. Stille ist nicht nur das Gegenteil von Lärm, sondern kann auch das Gegenteil von Einsamkeit sein, sagt der Jesuit und Zen-Meister Niklaus Brantschen. 1937 in Randa im Mattertal geboren, entschliesst sich der Sohn eines Bergführers früh für den Jesuitenorden, studiert erst in Deutschland, dann in Japan, wo er den Zen-Buddhismus kennenlernt. Seit über 50 Jahren verbindet er westliche und östliche Spiritualität. Darin sieht er weder Konkurrenz noch Widerspruch, sondern eine wunderbare Ergänzung. Eine Ergänzung, die er gerne auch weitergibt, nämlich im Lassalle-Haus in Edlibach (ZG). Dort lehrt er, der Meister im Schweigen, mehrere Wochen im Jahr die stille Einkehr. Und er weiss, wie die Stille hinter der Stille aussieht – nämlich gross. Ein Gespräch über Stille, Einsamkeit und warum man im Vorteil ist, wenn man Tagebuch schreibt.
Milo Rau ist Theaterregisseur, Filmemacher und Aktivist. In seinen Arbeiten prangert er immer wieder ausbeuterische Verhältnisse an. Sein neuestes Werk, der Kinofilm «Das Neue Evangelium», zeigt die Passion Christi und verbindet sie mit dem Flüchtlingselend in Süditalien. Bereits zwei Jesus-FiIme wurden im süditalienischen Matera gedreht: In den 60er-Jahren von Pier Paolo Pasolini, 2004 von Mel Gibson. Nun hat auch Milo Rau dort eine Passionsgeschichte realisiert. Jesus und die Apostel werden von Geflüchteten aus Afrika gespielt, die unter prekären Verhältnissen als Erntehelfer arbeiten. Geschickt verwebt Milo Rau ihre miserablen Lebensbedingungen mit der Passionsgeschichte. Entstanden ist eine radikale Neuinterpretation, eine Mischung aus Fiktion, Dokumentation und politischem Aktivismus. Doch weshalb braucht es heute ein neues Evangelium? Was predigt Milo Raus’ Jesus? Und wie hat die Auseinandersetzung mit den Evangelien den Marxisten Rau geprägt? Olivia Röllin fragt nach.
Seit mehr als einem Jahr befindet sich die Welt kollektiv im Krisenmodus. Die nicht enden wollenden Massnahmen zur Pandemie-Bekämpfung erzeugen zunehmend Resignation und Frust. Wie gelangt man zu einer hoffnungsvollen Grundhaltung, die über die Tiefe von Kalendersprüchen hinausgeht? Durchhalteparolen sollen über eine Durststrecke hinweghelfen. Was aber, wenn das Streckenende nicht in Sicht ist und gewaltige Herausforderungen existenzielle Ängste hervorrufen? Spätestens, wenn sich das Gefühl von Überforderung und Ohnmacht breit macht, stellt sich die Frage nach Hoffnung und Optimismus. Doch lassen sich diese herbeireden und gar erlernen? Wer oder was bringt Hoffnung, und ist sie ohne Angst überhaupt denkbar? In allen Religionen spielt die Aussicht auf Lohn für Anstrengung und Heilsgewissheit eine grosse Rolle. Doch was taugt Religion heute noch konkret als Quelle der Hoffnung und inwieweit sind grosse Versprechen und Schönwetterprognosen naive Selbsttäuschung? Ein Gespräch gegen das Verzweifeln mit dem Theologen und Religionsphilosophen Hartmut von Sass, moderiert von Amira Hafner-Al Jabaji.
Jede Zeit hat ihre eigenen Erklärungsmodelle für Naturkatastrophen, technische Katastrophen, Krankheiten und Seuchen. Allen gemeinsam ist, dass sie stets einen gesellschaftlichen Wandel auslösen. Wie hat die Schweiz solche Katastrophen bewältigt? Eine filmische Annäherung in drei Beispielen. Der gewaltige Bergsturz von Goldau (SZ) reisst 1806 fast 500 Menschen in den Tod. In der anschliessenden Predigt kann der Pater den Verweis auf die Strafe Gottes nicht mehr ohne Vorbehalt vertreten. Der Wandel hin zu naturwissenschaftlichen Erklärungen des Bergsturzes zeichnet sich ab. Ein Jahrhundert später ist die Geschlechtskrankheit Syphilis noch immer mit grosser Scham behaftet. Noch wird die Krankheit als Strafe für liederlichen Lebenswandel verstanden. Doch mit der Entdeckung des Erregers und dessen Behandlung wird eine Debatte angestossen, die in der Bewältigung von Aids ab den 1980er-Jahren ihre Fortsetzung findet. Die 1970er-Jahre sind geprägt von Optimismus und Fortschrittsglaube, die Wirtschaft wächst rasant. Die Energie dafür soll aus Atomkraftwerken kommen. Die Schweiz will vom Boom profitieren und entwickelt einen eigenen Reaktor. 1969 kommt es im Versuchsreaktor in Lucens (VD) zu einer Kernschmelze. Die Schweiz schrammt haarscharf an einer atomaren Katastrophe vorbei. Der Glaube an Fortschritt und Technik wird erschüttert und kehrt sich ins Gegenteil. Ein Film von Stefan Jung und Philipp Hofstetter.
Nachrichten, Zeichen, Botschaften aus dem Jenseits zu erhalten – es ist eine faszinierende Vorstellung. Menschen mit besonderen «medialen» Fähigkeiten bieten an, Botschaften von Verstorbenen zu übermitteln. Was passiert da genau, und wie sind diese Praktiken zu bewerten? Ein Streitgespräch. Der Wunsch, mit verstorbenen Lieben in eine Verbindung zu treten, ist ein urmenschliches Bedürfnis. In fast allen Zeiten und Kulturen sind Versuche überliefert, mit den verstorbenen Ahnen in Kontakt zu bleiben. Aus einer Sehnsucht nach konkreten Botschaften und Zeichen heraus lassen sich viele Trauernde von sogenannten «Medien» beraten – so bezeichnen sich Menschen, die über Fähigkeiten verfügen sollen, mit der «geistigen Welt» in Kontakt zu treten. Sie berufen sich dabei auf die Tradition des Spiritismus, der sich in England des 19. Jahrhunderts entwickelte. Während die einen in solchen Kontakten Trost finden, halten andere diese Praktiken für blosse Geschäftemacherei. Wie realistisch ist die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen mit der «geistigen Welt», mit «Geistwesen»? Auf welchen Jenseitsvorstellungen beruhen diese Praktiken? Der unüberbrückbar scheinende Graben zwischen den Lebenden und Toten – kann er überwunden werden? Im «Haus der Religionen» in Bern diskutiert Olivia Röllin mit dem Medium Andreas Meile, mit Claudia Preis, Vorstandsmitglied der deutschen Skeptiker-Vereinigung GWUP, und mit dem Religionshistoriker Helmut Zander.
Die Ostschweiz gilt als Eldorado der Heilenden. Viele berufen sich auf christliche Traditionen, die nicht zuletzt durch irische Mönche in die Region getragen wurden. Auf spirituellen Wegen begegnet Norbert Bischofberger Menschen, die sich mit Heilkräften von Natur, Pflanzen und Musik beschäftigen. Einst wanderten die Mönche Columban und Gallus den Rhein hoch und brachten der Region um den Bodensee das Christentum. Dieses verband sich mit älterem Wissen, etwa jenem über die Heilkraft von Pflanzen und Musik. Heidnische Rituale und christliche Überzeugungen überlagerten sich und schufen einen hochspannenden Kulturraum, die heutige Ostschweiz. In den Fussstapfen irischer Mönche wandert Norbert Bischofberger den Rhein entlang, macht einen Abstecher in den Alpstein und landet schliesslich in Einsiedeln bei der Schwarzen Madonna. Unterwegs trifft er unter anderen eine Ethnobotanikerin, einen Bärenflüsterer und einen Jugendfreund. Und in seiner Heimatstadt St. Gallen lernt er die heilige Wiborada kennen, die stets im Schatten von Gallus steht, aber St. Gallen nicht minder geprägt hat.
Gegen 40% aller Ehen, die in der Schweiz geschlossen werden, sind interkulturell. Das bedeutet mehr gesellschaftliche Vielfalt, birgt aber auch Konfliktpotential. Wie geht es den interreligiösen Familien hierzulande? Und welche Herausforderungen stellen sich ihnen? Die Schweizer Religionslandschaft wird vielfältiger. Die Zahl der Konfessionslosen wächst, und ebenso die der Paare mit einem unterschiedlichen religiösen Hintergrund. Wertvorstellungen können je nach Herkunft, Religion, sozialer Schicht und Bildung unterschiedlich sein. Die grösste interreligiöse Gruppe bilden die christlich-muslimischen Paare. Wann gelingt die Partnerschaft, wann scheitert sie? Was für Vorteile, was für Konflikte birgt die Diversität für die betroffenen Familien und für die Gesellschaft? Wie sollen die Kinder erzogen werden? Macht ein Aufwachsen in zwei Religionen toleranter oder erzeugt es Identitätskonflikte? Wie begeht man die Feiertage und Festzeiten? Amira Hafner-Al Jabaji im Gespräch mit dem Religionspsychologen Stephan Huber, der Kinder- und Jugendpsychiaterin Fana Asefaw und Madlaina Brogt Salah Eldin.
Eva wurde lange Zeit die Schuld für die Vertreibung der ersten Menschen aus dem Paradies zugeschrieben. Was sagt uns die Paradiesgeschichte punkto Gleichberechtigung von Mann und Frau eigentlich wirklich? Wie stark prägt sie unser Frauenbild? Eine Spurensuche. Durch Eva seien Tod und Sünde in die Welt getreten, so zumindest für lange Zeit die Auslegung in der christlichen Tradition. Jahrhundertelang sollte dieser Mythos die Diskriminierung von Frauen legitimieren. Doch: Das Patriarchat sei bloss eine «Anomalie der Menschheitsgeschichte», das sagt zumindest der niederländische Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe Carel van Schaik in seiner neuesten Publikation. Aber warum gerieten die Frauen in diese Defensive? Wie kam es dazu, dass Frauen um Gleichberechtigung kämpfen müssen? In der «Sternstunde Religion» spricht Olivia Röllin mit dem Autor Carel van Schaik und der feministischen Theologin Christine Stark darüber, was uns biblische Geschichten zur kulturellen Evolution sagen, weshalb Frauenbenachteiligung entgegen einiger aktueller Stimmen nicht in der Natur begründet liegt, und seit wann diese Benachteiligung vorliegt.
Es gibt sie doch, die Hexen. Wicca Meier-Spring etwa feiert die Übergänge der Jahreszeiten, zum Beispiel Beltaine, also den Sommeranfang. Sie ist eine von schätzungsweise 5000, die sich hierzulande als Hexen bezeichnen. Ein schweres Erbe. Wurden doch noch bis 1782 Frauen dafür hingerichtet. In der Frühen Neuzeit wurden Hexen für Missernten verantwortlich gemacht, verfolgt und hingerichtet. Das ist lange her, möchte man meinen. Doch noch immer ist der Begriff «Hexe» negativ besetzt. Umso erstaunlicher, dass sich Wicca Meier-Spring nicht nur als solche bezeichnet, sondern ihr Wissen auch nach aussen trägt. Sie ist Gründerin und Leiterin des Hexenmuseums Schweiz, dem einzigen im deutschsprachigen Raum. Olivia Röllin besuchte Wicca Meier-Spring im Frühling 2019 in Gränichen AG und sprach mit ihr über den Einfluss der Reformation auf die Hexenverfolgung, den Glauben an Magie und den Zusammenhang von Klimawandel und Hexenwahn.
Darf man Tiere essen, wenn man an die Wiedergeburt glaubt? Darf man sich Tattoos stechen lassen, wenn der Körper als heilig gilt? Unterwegs mit zwei jungen Frauen, die eine Hindu, die andere tibetische Buddhistin. Ein Kurzfilm von Meili Dschen. Es ist gar nicht einfach, religiöse Grundsätze zu befolgen und dabei Widersprüche auszuhalten. Saambavi Poopalapillai und Tenzin Yundung sind zwei junge Frauen – die eine Hindu, die andere tibetische Buddhistin – die sich als religiös bezeichnen. Sie sind religiös, ohne dogmatisch zu sein, sie sind modern und respektieren dennoch die Traditionen. Wie halten sie es mit dem Glauben, und wie leben sie ihn in ihrem Alltag? Darüber unterhalten sie sich bei «Zwei und Gott».
Sie spricht von Osmose und Spiritualität, wenn man sie nach ihrer Musik fragt. Die Komponistin Helena Winkelman lernte von grossen Meistern das Geigenspiel, hat mit 19 ihre erste Komposition geschrieben, und gehört heute zu den vielseitigsten zeitgenössischen Komponistinnen. Als international gefragte zeitgenössische Komponistin ist Helena Winkelman oft unterwegs, kommt aber immer wieder gerne nach Hause, an den Rhein. In Diessenhofen steht die Kirche Sankt Katharinental, in der Helena Winkelman ihre ersten Solokonzerte spielte. Getauft wurde sie zwar nicht, ist aber überzeugt, dass Musiker derart oft an Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen spielen, dass es Musik ohne Spiritualität gar nicht geben kann, und dass man still wird im Geist, wenn die Zeremonie funktioniert.
Der Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann sagt, durch seine Krankheit sei er ein anderer geworden. Zweimal ist er fast gestorben, nun wird er 70 Jahre alt. Olivia Röllin spricht mit dem streitbaren Intellektuellen über Schreiben als Ressource, die Kraft der Träume und seine Liebe zu Katzen. Seine literarischen Themen kreisen oft um seine Familie, seine Herkunft und sein Leben. Vor Jahren schwer an Krebs erkrankt, findet er im Schreiben Kraft und verarbeitet die dramatische Lebensbedrohung immer wieder zu Literatur. Auch religiöse Motive durchziehen sein gesamtes Werk. Als Klosterschüler in Einsiedeln gründete er einen Atheistenclub, heute verteidigt er das Gipfelkreuz und plädiert für die lateinische Messe. Im Gespräch mit Olivia Röllin erzählt Thomas Hürlimann, wieso er sich vom kritischen Zeitgenossen zu einem konservativen Beobachter verwandelt hat, wie Träume sein Schreiben beeinflussen und wie ihm sein jung verstorbener Bruder noch heute Kraft gibt.
Eugen Drewermann zählt zu den umstrittensten und gleichzeitig bekanntesten Theologen im deutschen Sprachraum. Der 80-Jährige schaut als Kirchenkritiker und ehemaliger Priester auf ein bewegtes Leben zurück. Bis heute orientiert er sich am Einzelnen, die Institution hat das Nachsehen. Dass der Mensch doch endlich frei werde von seinen Ängsten, das gehört zu Drewermanns grössten Anliegen und seinen intensivsten Bemühungen. Bis heute. Und bis heute fährt er gut damit, denn Drewermann ist ausserhalb der römisch-katholischen Kirche ein viel gefragter Redner und eifriger Autor. Für die Institution Kirche ist er zeit seines Lebens unbequem – nicht zuletzt, weil er sich und seinen Analysen trotz aller Disziplinierungsmassnahmen stets treu blieb. Es war 1991, als ihm der Erzbischof von Paderborn die kirchliche Lehrerlaubnis entzog. Ein Jahr später wurde er gar vom Priesteramt suspendiert. Mit seinen Analysen und Glaubenssätzen stehe Drewermann in direktem Widerspruch zur offiziellen Lehre, so das damalige Votum. Trotzdem trat Drewermann erst mit 65 Jahren aus der Kirche aus. Weshalb? Im Gespräch mit Olivia Röllin schaut er zurück in seine Kindheit, erzählt von den einschneidendsten Erlebnissen, beschreibt, weshalb Dostojewski ihm das Leben rettete und erklärt, weshalb Psychotherapie und Zuwendung besser sind als Strafe.
Eugen Drewermann zählt zu den umstrittensten und gleichzeitig bekanntesten Theologen im deutschen Sprachraum. Der 80-Jährige schaut als Kirchenkritiker und ehemaliger Priester auf ein bewegtes Leben zurück. Bis heute orientiert er sich am Einzelnen, die Institution hat das Nachsehen. Dass der Mensch doch endlich frei werde von seinen Ängsten, das gehört zu Drewermanns grössten Anliegen und seinen intensivsten Bemühungen. Bis heute. Und bis heute fährt er gut damit, denn Drewermann ist ausserhalb der römisch-katholischen Kirche ein viel gefragter Redner und eifriger Autor. Für die Institution Kirche ist er zeit seines Lebens unbequem – nicht zuletzt, weil er sich und seinen Analysen trotz aller Disziplinierungsmassnahmen stets treu blieb. Es war 1991, als ihm der Erzbischof von Paderborn die kirchliche Lehrerlaubnis entzog. Ein Jahr später wurde er gar vom Priesteramt suspendiert. Mit seinen Analysen und Glaubenssätzen stehe Drewermann in direktem Widerspruch zur offiziellen Lehre, so das damalige Votum. Trotzdem trat Drewermann erst mit 65 Jahren aus der Kirche aus. Weshalb? Im Gespräch mit Olivia Röllin schaut er zurück in seine Kindheit, erzählt von den einschneidendsten Erlebnissen, beschreibt, weshalb Dostojewski ihm das Leben rettete und erklärt, weshalb Psychotherapie und Zuwendung besser sind als Strafe.
Die jüngste Häufung islamistisch motivierter Morde in europäischen Städten beunruhigt zutiefst. Was haben die Anschläge von Dresden, Paris, Nizza und Wien miteinander zu tun? Welche Rolle spielt der Islam bei der Radikalisierung? Und wie sollen Politik und Gesellschaft darauf reagieren? Für die einen ist nach den Anschlägen klar: Viel zu lasch verfahren die europäischen Staaten mit islamistischen Extremisten. Sie fordern schon lange: keine Toleranz gegenüber den Intoleranten. Andere sehen die Morde als finale Taten, ausgeübt von psychisch traumatisierten, gesellschaftlich ausgegrenzten, gescheiterten Existenzen, die einzig in der Religion Sinn, Orientierung und Legitimation für ihr Handeln finden. Lassen sich bei den Tätern biographische Muster ablesen, die ihre Gewalttaten erklären? Hat der gewalttätige Islamismus den Islam in die Krise gestürzt? Und wie lässt sich das Phänomen wirksam bekämpfen, ohne dass es zu einer Spaltung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen kommt? Eine Diskussion unter der Leitung von Amira Hafner-Al Jabaji mit Cornelia Bessler, Psychotherapeutin und forensische Gutachterin, Reinhard Schulze, Islamwissenschaftler, Moussa Al-Hassan Diaw, Religionspädagoge und Deradikalisierungsexperte (Derad) und Burim Luzha, Sozialarbeiter ZHAW.
In jeder Religion steckt eine Friedensbotschaft. Und doch sind religiöse Auffassungen immer wieder Auslöser für Gewalt, erbitterte Kriege und Unterdrückung. Wie lassen sich religiöse Konflikte beilegen? Und wäre eine Welt ohne Religion wirklich friedlicher? Ein Gespräch. Anaël Jambers ist Mediatorin und spezialisiert auf religiöse Konflikte. In Pakistan, Myanmar und Marokko arbeitete sie für friedens- und entwicklungspolitische Projekte. Dabei initiierte und begleitete sie den Dialog zwischen buddhistischen, muslimischen und christlichen Konfliktparteien. Amira Hafner–Al Jabaji spricht mit der Ethnologin und Politikwissenschaftlerin über Krieg und Frieden und die versöhnende Kraft des Glaubens.
Konservative Christen unterstützen Donald Trump – immer noch. Ungeachtet persönlicher Verfehlungen gilt er für die Evangelikalen als Beschützer des amerikanischen Christentums. Welche Folgen hat diese Allianz? Ein Gespräch mit dem Religionssoziologen Philip Gorski. 80 Prozent der weissen Evangelikalen haben 2016 für Donald Trump als Präsidenten gestimmt und laut dem Meinungsforschungsinstitut «Pew» soll es im November ähnlich aussehen. Eine Wählerschaft, die für seinen Sieg gleichermassen ausschlaggebend wie richtungsweisend war. Inzwischen hat sich Trump mit verschiedenen zentralen Figuren aus der evangelikalen Gemeinschaft umgeben. Man sieht ihn betend im Oval Office, umgeben von Paula White, einer millionenschweren Fernsehpredigerin, und anderen frommen Evangelikalen. Oder er lässt sich mit Bibel vor der St. John’s Kirche ablichten. Wiederholt machte sich Trump zum Anwalt evangelikaler Anliegen. Etwa, wenn es um konservative Richter im Supreme Court und das Abtreibungsgesetz geht. Aber auch seine Israelpolitik zeigt die Handschrift evangelikaler Interessen. Trotz nicht versiegender Kritik an Trumps Sexismus und Rassismus, konservative weisse Christen bleiben seine engsten Verbündeten. Was hat es auf sich mit der Liaison des lasterhaften Präsidenten und seiner frommen Wählerschaft? Wie werden diese Interessen die US-Politik weiter formen und hat der Katholik Joe Biden in den stark protestantisch geprägten USA eine Chance? Olivia Röllin spricht mit Philip Gorski, einem der bekanntesten Religionssoziologen der USA.
Was tun beim Sterben? Beim Abschiednehmen, beim Ringen um Sinn und Halt? In Spitälern fordern kulturelle Vielfalt und individuelle Bedürfnisse alle Beteiligten heraus. Amira Hafner-Al Jabaji spricht mit der Ethikerin Susanne Brauer über die Kraft von Ritualen am Spitalbett. Krankheit, Leid und Tod bringen Menschen an existenzielle Grenzen. Rituale können da für Patienten und Angehörige eine wichtige Brückenfunktion übernehmen. Eine letzte Ölung, eine Koranrezitation, eine Kerze, gemeinsames Singen, vertraute Gerüche, eine letzte Speisung. Die Vielfalt an religiösen und kulturellen Bräuchen wächst. Wie auch die Vielfalt der persönlichen Spiritualität. Sollen alle Bedürfnisse im Spitalalltag berücksichtigt werden? Wer soll die Rituale durchführen? Angehörige oder professionelle Seelsorger? Wie beeinflussen religiöse Überzeugungen medizinische Entscheidungen? Wo kommen sich Glaube und Medizin in die Quere und wo wirken sie gemeinsam zum Wohle des Menschen? Ist Glaube tatsächlich Voraussetzung, damit Rituale ihre Kraft entfalten? Und was tun all jene, die mit keinen Ritualen vertraut sind?
Alle Wege führen nach Rom. Das gilt auch für die Via Francigena, die in Canterbury beginnt und mitten durch die Westschweiz führt. Norbert Bischofberger pilgert vom Jura zum Grossen Sankt Bernhard. Dabei entdeckt er mystische Wälder, trifft spirituelle Menschen und denkt über Umbrüche im Leben nach. Schon vor über 1000 Jahren wurde die Via Francigena erstmals beschrieben. Der Weg führt einer alten römischen Fernstrasse entlang und war lange die wichtigste Verbindung zwischen den britischen Inseln und Rom. Den Schweizer Abschnitt von rund 200 Kilometern zu erwandern, das hat sich Norbert Bischofberger vorgenommen. Der Weg führt ihn von der französischen Grenze im Jura über die Weinterrassen des Lavaux hin zum Kloster Saint-Maurice und weiter bis zum Grossen Sankt Bernhard. Unterwegs entdeckt er Landschaften, Kraftorte und Menschen, die ihn dazu inspirieren, über seinen eigenen Lebensweg nachzudenken. Ein Film von Denise Chervet, Frank Senn und Christian Walther.
«Noch nie gab es innerhalb der kirchlichen Hierarchie eine derart starke Opposition gegen einen amtierenden Papst wie jetzt gegen Franziskus», sagt der Journalist und Vatikan-Insider Marco Politi. Was bedeutet das für den Reformkurs der Kirche? Ein Gespräch. Er werde schweigen und beten, versprach Papst Benedikt XVI., als er 2013 zurücktrat. Aber Joseph Ratzinger hielt sich nicht daran. Wiederholt meldete er sich zu Wort. Zuletzt verteidigte er im Buch «Aus der Tiefe des Herzens» des Kardinals Robert Sarah den Zölibat. Nur wenige Wochen bevor sein Nachfolger Papst Franziskus den Forderungskatalog der Amazonas-Synode beantwortete. Einen Bruch mit dem Vorgänger riskierte Franziskus nicht. Auch bei der Frauenthematik wirkt Papst Franziskus zögerlich: Weder die Priesterinnenweihe noch das Amt der Diakoninnen scheinen in Griffnähe. Zu stark der Druck rundherum? Warum diese Zurückhaltung des Papstes? Wie gross ist die Macht seiner Gegenspieler wirklich? Und was bleibt von seinem Versprechen einer reformbedürftigen Kirche? Olivia Röllin im Gespräch mit Marco Politi, einem der bekanntesten Vatikanexperten und Autor des Buches «Das Franziskus-Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche».
Eine Wiederholung vom 30.4.2017 anlässlich seines Todes. Physik und Mystik faszinieren ihn. Seit Jahrzehnten versucht er, Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften mit spirituellen Traditionen zu verbinden. Der Publizist und pensionierte Radioredaktor spricht mit Amira Hafner-Al Jabaji über Sternenstaub, die Angst vor dem Scheitern und die Liebe.
Tod und Jenseits sind wiederkehrende Themen ihrer Literatur. Was passiert nach dem Tod? Hölle, Fegefeuer oder gar himmlisches Paradies? Olivia Röllin spricht mit der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff über Gott, das Sterben und den süssen Trost der Religion. Sie bezeichnet sich selber als Todessammlerin, will immer wissen, wie jemand gestorben ist, ob er sich dabei auf die Religion oder sonst was bezieht. Sie wünscht sich einen leichten Tod und ist sicher, dass LSD ihren Blick für andere Dimensionen erweitert hat.
Jeder Tag vergeht im Rhythmus von Gebet, Arbeit und Stille. Schwester Baptista, Pater Hugo und Schwester Dominica sind Einsiedler. Sie leben seit Jahren abgeschieden in der Gegenwart Gottes und der Natur. Ein Film von Heidi und Bernd Umbreit gibt Einblick in ihren Alltag. Die Welt der Einsiedlerinnen und Einsiedler ist für Aussenstehende verschlossen, denn Eremiten scheuen die Öffentlichkeit. Die Autoren des Dokumentarfilms «Ein anderes Leben» konnten das Vertrauen der Protagonisten gewinnen und sie ein Jahr lang mit der Kamera begleiten. Pater Hugo in den Niederlanden, Schwester Dominica in Österreich und Schwester Baptista in der Innerschweiz erzählen von ihrem Weg in die Klause, vom Geschenk der Stille, aber auch von ihren Zweifeln. Ihr Leben in der Einsiedelei richtet sich nach den Stundengebeten, sieben Mal am Tag. Neben Stille und Einkehr gibt es die kleinen täglichen Dinge: Es wird gekocht, gearbeitet und geputzt. Immer allein. So vergehen die Jahreszeiten. Ein Film über die Sehnsucht nach Gottesnähe und tiefer innerer Ruhe.
Frühere Krisen zeigen: Die Folgen psychischer und sozialer Leiden treten erst verzögert auf. Die Corona-Pandemie verunsichert alle zutiefst. War die Gesellschaft mental und spirituell auf ein solches Szenario vorbereitet? Amira Hafner-Al Jabaji im Gespräch mit dem Psychiater Thomas Ihde-Scholl. Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kennt er sich mit Angststörungen, Depressionen und Burnouts aus. Als Trekkingleiter führt er Gruppen in die Wüste des Omans, um dort beim Meditieren und Wandern Achtsamkeit zu üben. Als Vater eines Sohnes mit einer Autismusstörung weiss er um die Herausforderungen, die sich im Alltag und in der Schule stellen. Seit Wochen ist er wegen der Coronakrise unfreiwillig getrennt von seiner Familie, die in England lebt. Wie geht er persönlich und als Experte mit dieser Belastung um? Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen aus? Verstärkt die Coronakrise Ängste und Zwänge? Fördert sie den Suchtmittelmissbrauch? Kann Spiritualität die menschliche Resilienz stärken und ist Religion eine Ressource in Zeiten der Ungewissheit? Amira Hafner-Al Jabaji im Gespräch mit Thomas Ihde-Scholl, Präsident der Stiftung Pro Mente Sana, über die Verletzlichkeit und Stärke des Menschen in Krisenzeiten.
Die Sammlung des Bernischen Historischen Museums ist eine Schatzkammer mit Objekten aus aller Welt. Geflüchtete führen durch die Ausstellung und ermög-lichen damit einen neuen Blick auf Altbekanntes. Der syrische Kurde Farhad Haji lädt Olivia Röllin zu einem Rundgang ein.
Darf man Tiere essen, wenn man an die Wiedergeburt glaubt? Darf man sich Tattoos stechen lassen, wenn der Körper als heilig gilt? Unterwegs mit zwei jungen Frauen, die eine Hindu, die andere tibetische Buddhistin. Ein Kurzfilm von Meili Dschen. Es ist gar nicht einfach, religiöse Grundsätze zu befolgen und dabei Widersprüche auszuhalten. Saambavi Poopalapillai und Tenzin Yundung sind zwei junge Frauen – die eine Hindu, die andere tibetische Buddhistin – die sich als religiös bezeichnen. Sie sind religiös, ohne dogmatisch zu sein, sie sind modern und respektieren dennoch die Traditionen. Wie halten sie es mit dem Glauben, und wie leben sie ihn in ihrem Alltag? Darüber unterhalten sie sich bei «Zwei und Gott».
In Krisenzeiten haben Verschwörungstheoretiker Hochkonjunktur. In den Sozialen Medien kursieren seit Wochen Falschmeldungen, religiöse Deutungsversuche oder bewusst gestreute Verschwörungstheorien. Ein Phänomen, welches auch schon zu Seuchenzeiten zu beobachten war. Im 14. Jahrhundert forderte die grosse europäische Pestepidemie 25 Millionen Todesopfer, etwa ein Drittel der Bevölkerung Europas. Die Ärzte standen der Krankheit ratlos gegenüber, eine medizinische Erklärung für die Seuche gab es noch nicht. So verbreitete sich das Gerücht, Juden könnten dafür verantwortlich sein. Man unterstellte ihnen, die Brunnen vergiftet zu haben. In der Folge wurden hunderttausende Juden in ganz Europa ermordet. Pest, Spanische Grippe, Cholera, Aids, Corona: In Krisenzeiten scheinen die Menschen besonders anfällig für irrationales Verhalten. Wenn die Welt geordnet abläuft, obsiegt die Vernunft, die Ratio. Aber wenn Krisen auftreten – Naturkatastrophen, Kriege, Epidemien – dann kippt es Richtung Mythos. Apokalyptiker sehen in der Seuche die Anfänge der Endzeit, die Seuche als Sühne für irdische Schuld. Andere sehen in ihr eine geheime, organisierte Dezimierung der Weltbevölkerung. Seuchen und ihre Deutungsversuche: Olivia Röllin im Gespräch mit Martina King, Medizinhistorikerin an der Universität Fribourg, und Michael Blume, Religionswissenschaftler und Antisemitismus-Experte.
Am Sterbebett eines Corona-Kranken stand Niklaus Peter, reformierter Pfarrer vom Fraumünster Zürich, noch nicht. Aber die Gläubigen suchen per Telefon oder über die Sozialen Medien Trost und Unterstützung von ihm. Peter ist überzeugt, dass die Krise die Menschen verändert und eine Rückbesinnung auf das wirklich Wichtige im Leben geschieht. Welche Rolle spielt die Religion dabei? Und bewirkt physische Distanz vielleicht sogar solidarische Nähe?
Dass der Vatikan ein Problem mit Männern hat, die Männer lieben, ist bekannt. Dass das Machtzentrum der römisch-katholischen Kirche aber gleichzeitig eine der grössten schwulen Communities weltweit sein soll, das war vielen neu, als Frédéric Martel diese These 2019 in die Welt trug. Ein Gespräch. Mit seiner These, wonach die Mehrheit der Prälaten, Bischöfe und Kardinäle des Vatikans schwul seien, generierte der französische Soziologe und Journalist Frédéric Martel im Frühling 2019 viel Aufmerksamkeit, aber auch Unverständnis. Sein Buch «Sodom» erschien zeitgleich in acht Sprachen und Martel wurde in unzählige Talkshows eingeladen, doch der Vatikan hüllte sich in Schweigen. Wer sich in den 30er-, 40er- und 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts als junger Mann irgendwie anders – eben homosexuell – fühlte, fand in der römisch-katholischen Kirche eine Oase, so Martel in seinem Buch «Sodom»: Männer, die unter Männern leben, andere Kleidung tragen und singen, das wäre für viele die Rettung gewesen, die zudem noch von der Gesellschaft akzeptiert war. Gegen aussen seien diese in der Regel sehr alten Männer nun homophob, gegen innen aber homophil. Dies führe zu einer gefährlichen Doppelmoral, einer Kultur des Schweigens, die die Skandale rund um die katholische Kirche sehr unglücklich begünstigt hätten.
Nach einem Abstecher in Hollywood kehrt die saudische Regisseurin Haifaa Al Mansour zurück in ihre Heimat, um dort einen weiteren Film über starke Frauen zu drehen. Was sie vorfindet, ist ein Königreich im Wandel zur Modernität.
Darf man Tiere essen, wenn man an die Wiedergeburt glaubt? Darf man sich Tattoos stechen lassen, wenn der Körper als heilig gilt? Unterwegs mit zwei jungen Frauen, die eine Hindu, die andere tibetische Buddhistin. Ein Kurzfilm von Meili Dschen. Es ist gar nicht einfach, religiöse Grundsätze zu befolgen und dabei Widersprüche auszuhalten. Saambavi Poopalapillai und Tenzin Yundung sind zwei junge Frauen – die eine Hindu, die andere tibetische Buddhistin – die sich als religiös bezeichnen. Sie sind religiös, ohne dogmatisch zu sein, sie sind modern und respektieren dennoch die Traditionen. Wie halten sie es mit dem Glauben, und wie leben sie ihn in ihrem Alltag? Darüber unterhalten sie sich bei «Zwei und Gott».
Viele Schwerkranke und Menschen mit chronischen Leiden gehen in der Schweiz mit Hilfe einer Sterbehilfeorganisation aus dem Leben. Wie stellen sich Kirchen und Religionsgemeinschaften zum begleiteten Suizid? Hochumstritten ist der begleitete Suizid in der Gesellschaft. Die Einen pochen auf das Recht auf Selbstbestimmung und die Verkürzung von unerträglichem Leid, die Anderen betonen die Lebensbejahung und warnen vor sozialem und ökonomischem Druck auf Menschen, die von Pflege abhängiger sind. Religionsgemeinschaften und Kirchen sind gefordert, Stellung zu beziehen. Nach jüdischem wie christlichem Verständnis gilt das Leben als Teil der Schöpfung und die Selbsttötung als Sünde. Lebensschutz und Unverfügbarkeit des menschlichen Lebens haben in allen religiösen Traditionen einen hohen Stellenwert. Einig ist man sich aus christlicher Sicht, dass die palliative Betreuung für Menschen mit unheilbaren Krankheiten und starken Leiden verstärkt werden muss. Doch für Weihbischof Marian Eleganti muss die Seelsorge vor dem Sterbezimmer Halt machen. Die reformierte Pfarrerin Sibylle Forrer hingegen findet, im Einzelfall müssten die Sterbewilligen bis zum Schluss begleitet werden. Im Streitgespräch mit dabei sind auch die jüdische Theologin Annette Böckler und die Exit-Präsidentin Marion Schafroth.
Das Verhältnis von Religion und Sexualität ist seit Jahrhunderten ambivalent: Da gibt es die gottgewollte Vereinigung von Mann und Frau zwecks Fortpflanzung im Rahmen der Ehe. Dort die unterdrückten Triebe und Körperfeindlichkeit. Wie lustfeindlich oder lustfreundlich sind die Religionen? Erotik und Religion – das ist ein schillerndes Paar. Was in der religiösen Mystik angestrebt wird, ist in der profanen Welt schambehaftet und vordergründig kaum in Übereinstimmung zu bringen. So werden Lust und Leidenschaft immer wieder als unberechenbare Grössen gesehen, die es zu kontrollieren und zu zügeln gilt, zu Gunsten religiösen Heils. Schon in jungen Jahren sollen Gläubige mit zahlreichen Geboten und Verboten rund um die Entdeckung des eigenen Körpers und der Sexualität auf die richtige Bahn geleitet werden. Doch was ist «gute» Sexualität? Welche Sexualmoral vertreten die Religionen und welche Folgen hat diese in einer säkularisierten Umgebung? Wer darf Aufklärung leisten und wie aufgeklärt sind die Gläubigen? Und weshalb ist eigentlich Jungfräulichkeit so zentral? Olivia Röllin im Gespräch mit dem islamischen Theologen Ali Ghandour, der katholischen Theologin Jacqueline Straub und der Sexual- und Psychotherapeutin Dania Schiftan.
Der Pfarrer kommt aus Indien oder Nigeria, die Gläubigen aus Afrika, Asien oder Lateinamerika. Multikulti in der Kirche ist in der Schweiz mittlerweile Realität. Nicht alle sehen das als Bereicherung. Es gibt auch Irritationen und Konflikte. Wie lassen sich alle diese «Christentümer» integrieren? Die Mehrheit der Schweizer Immigrantinnen und Immigranten sind nicht Muslime, Hindus oder Buddhisten, sondern Christen. Fast die Hälfte davon ist katholisch. Afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Gläubige: Alle nehmen einen kulturell bedingten christlichen Glauben aus ihrer Heimat mit. So tragen sie zur Vielfalt des Christentums in der Schweiz bei. Die Kirchen sehen sich dadurch mit einer Vielzahl von «eingewanderten Christentümern» konfrontiert. Andere Riten, Lieder und Feste und fremde soziale und moralische Auffassungen werden von hiesigen Christen mitunter auch als Irritation oder Kulturschock erlebt. Wie verändert sich das Christentum durch die christlichen Migrantinnen und Migranten? Hilft oder hemmt die Religion ihre Integration? Und wie nutzen sie die Religion als Ressource für Sinnstiftung und Alltagsbewältigung? Amira Hafner-Al Jabaji im Gespräch mit: - Valentine Koledoye, katholischer Pfarrer aus Nigeria und designierter Bischofsvikar Region St. Urs; - Eva Baumann-Neuhaus, Religionswissenschaftlerin, Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut; und - Stefan Moll, Pfarrer Evangelisch-methodistische Kirche Baden.