Die Sendung, in der Leute sprechen, über die man spricht: bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft. Im Radio auf NDR Kultur mit Gästen: montags, mittwochs, freitags von 13:00 bis 14:00 Uhr

Musik ist ihre Leidenschaft, die Stimme ihr Werkzeug, ihre Songs sind atemberaubend. Sophie Hunger ist Schweizerin, Sängerin, Musikerin, Songwriterin, Filmkomponistin. Vor fast 20 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Album "Sketches on Sea", es folgte ihr erstes Studioalbum "Monday's Ghost", mit dem sie 2008 ihren musikalischen Durchbruch feierte. Seitdem ist sie in der Szene eine etablierte Künstlerin, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, ist weltweit auf renommierten Festivals zu Gast und hat viele, spektakuläre Alben veröffentlicht. Jetzt hat Sophie Hunger einen Roman geschrieben: "Walzer für Niemand". Darüber spricht sie in NDR Kultur à la carte mit Andrea Schwyzer, die die Künstlerin seit vielen Jahren beobachtet und ihre Arbeit sehr gut kennt.

Gegründet im Herbst 1995 in Hannover, feierte das bulgarisch-griechische Klavierduo bereits ein Jahr später seinen internationalen Durchbruch: der Gewinn des ARD-Musikwettbewerbs in München markierte den Start einer weltumspannenden Karriere. Seitdem zählen Aglika Genova und Liuben Dimitrov zu den führenden Klavierduos unserer Zeit. Sie gastierten bei der EXPO 2000 und bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2002. Bis vor einem Jahr haben Genova & Dimitrov an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover gelehrt und dort eine international renommierte Klasse für Klavierduo aufgebaut. Im Herbst 2025 feiern sie ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum. In NDR Kultur à la carte blicken die Beiden zurück auf eine außergewöhnliche Karriere. Zugleich schauen sie voraus und erzählen von ihren neuen künstlerischen Projekten.

Mit seinen 24 Jahren hat der Sopranist Dennis Orellana, geboren in San Pedro Sula, in Honduras, enorme Erfolge zu verzeichnen. Vor zwei Jahren gab er sein Debüt an der Mailänder Scala, im Sommer war er bei den Salzburger Festspielen zu erleben und im Anschluss auf Tournee in China mit Soloabenden. Seine Stimme fällt auf, weil sie überhaupt nicht wie ein Countertenor klingt, sondern wie ein weiblicher Sopran. Im höchsten Stimmfach Sopran ist er auf den Bühnen zu erleben und begeistert Publikum und Fachpresse. So gewann er im Frühjahr den Farinelli-Wettbewerb für Countertenöre im Rahmen der Internationalen Händel-Festspiele Karlsruhe, der erste weltweite Gesangswettbewerb für Countertenöre. In NDR Kultur à la carte spricht er mit Beate Scheibe über seine Heimat Honduras, über die Welt des Gesangs und darüber, dass er immer Musik in seinem Kopf hört.

In "idyllischer Umgebung Besonderes" erleben, das möchte Olav Killinger mit seinem Programm in der Villa Papendorf. Die Jugendstilvilla befindet sich in der Nähe der Hansestadt Rostock, liegt im Grünen und ist ein Ort für ein erlesenes Kulturprogramm mit Konzerten, Lesungen und prominenten Gästen aus der Kultur, aus Musik, Theater, Literatur. In NDR Kultur à la carte erzählt der Förderer und Mäzen, Olav Killinger, auch von der Geschichte des Ortes im Nationalsozialismus, im Krieg, im geteilten Deutschland zur DDR-Zeit und nach der Wiedervereinigung. Olav Killinger möchte heute die Villa Papendorf zu einer Oase der Kultur machen. Nach dem Saisonauftakt mit Frank Peter Zimmermann werden deshalb noch Gäste wie Christian Brückner, August Diehl, Devid Striesow sowie das Trio con Brio Copenhagen, Kirill Gerstein und Lawrence Power in der Villa Papendorf erwartet.

Matthias Janz ist ein gefragter Organist, Cembalist und Dirigent, den viele Reisen durch Europa, Südafrika und die USA führten. Zahlreiche Aufnahmen sind bei diesen Aufenthalten entstanden, CD-Produktionen, Rundfunk- und Fernsehaufnahmen. 1975 übernahm Janz die Leitung des Flensburger Bach-Chores, zehn Jahre später die des Symphonischen Chores Hamburg. Mit beiden Chören ist Matthias Janz aufs Engste verbunden. Deshalb steht beim Jubiläumskonzert "40 Jahre Symphonischer Chor Hamburg" am 19. November in der Hamburger Laeiszhalle auch der Flensburger Bach-Chor mit auf der Bühne. Vor allem mit den Hamburger Symphonikern sind in den 40 Jahren seiner Zusammenarbeit mit diesem Chor die großen Werke der Oratorienliteratur aufgeführt worden. Matthias Janz war es dabei immer wichtig, dem Publikum nicht nur die bekannte Chorliteratur zu präsentieren, sondern auch Entlegenes und fast Vergessenes mit seinen Ensembles aufzuführen. Zu Gast in NDR Kultur à la carte spricht der vielfach ausgezeichnete Chordirigent Matthias Janz mit Beate Scheibe über altbekannte Werke, Raritäten und seine Leidenschaft für die Chormusik.

Er gehört zu den international wichtigsten Kunstpreisen: Der Goslarer Kaiserring.1975, vor 50 Jahren, wurde er ins Leben gerufen, vergeben an renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Henry Moore, Victor Vasarely, Joseph Beuys, Rebecca Horn, Christo und Jeanne-Claude oder Anselm Kiefer. Das Mönchehaus Museum in Goslar wurde 1978 als Herberge für die Werke des Kunstpreises eröffnet. Viele Jahre hat Bettina Ruhrberg als Direktorin das Museum geleitet, die Preisvergabe und die damit verbundenen Ausstellungsprojekte begleitet. Vom Mönchehaus Museum hat sie sich bereits in den Ruhestand verabschiedet, die Verleihung des Kaiserrings wird sie nochmal begleiten. Janek Wiechers spricht mit Bettina Ruhrberg über 50 Jahre Kaiserring-Verleihung und eine Ära im Mönchehaus Museum.

Frühjahr 1945. Schauplatz ist die Nordseeinsel Amrum. Nanning Bohm ist zwölf Jahre alt. Zusammen mit Tante und Geschwistern ist der Junge aus dem kriegsgebeutelten Hamburg auf die Insel geflohen. Nannings Vater ist in Kriegsgefangenschaft. Die Mutter, überzeugte Nationalsozialistin, ist nach Hitlers Tod in eine Depression gefallen. Für Nanning bedeutet das: Eigenverantwortung und eine Kindheit im Nachkriegsdeutschland, umgeben von Schuld und dem Kampf ums Überleben. Fatih Akin verfilmt die Kindheitserinnerungen seines langjährigen Freundes Hark Bohm. Der Filmregisseur, Schauspieler, Drehbuchautor verbrachte seine Kindheit auf Amrum. Laura Tonke spielt Bohms Mutter. Die preisgekrönte Schauspielerin erzählt in NDR Kultur à la carte von den Dreharbeiten, der Geschichte und der Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes.

Victor Schefé ist als Schauspieler, Sänger, Filmemacher bekannt geworden, hat in über achtzig Film- und TV-Produktionen von "Tatort" bis "Bewegte Männer" und im James Bond Film "Spectre" gespielt. Mitte Oktober wird sein schriftstellerisches Debüt "Zwei, drei blaue Augen" erscheinen. Der Roman ist autobiografisch grundiert und erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der 1967 in Rostock geboren ist, in der DDR aufwächst und von der Stasi bespitzelt wird. Als 19-jähriger reist er 1986 in den Westen Deutschlands aus und baut seine Karriere als Schauspieler auf. Victor Schefé ist am 3. Oktober, am 35. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung, zu Gast in NDR Kultur à la carte. Mit Andrea Schwyzer spricht Schefé über seine Biografie, seine Vergangenheit in der DDR und darüber, was es für ihn heute heißt, den Tag der Deutschen Einheit zu begehen.

"Rude Girl" ist der Titel ihres Buches von 2022. Birgit Weyhe, Illustratorin, Comiczeichnerin, erzählt darin die Lebensgeschichte einer Oreo, einer Afroamerikanerin mit karibischen Wurzeln, die zu weiß und nicht dunkel genug ist, die jeden Tag Nachteile und Benachteiligungen erlebt. Dieses Buch, "Rude Girl", wurde mit dem Max und Moritz-Preis 2022 ausgezeichnet und war als erster Comic für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 in der Kategorie Sachbuch nominiert. Auch ihr jüngstes Buch, "Schweigen", ist eine Graphic Novel und wurde vom Feuilleton hochgelobt. Zusammen mit einer Gruppe von Comic-Künstlerinnen und –Künstlern hat sich nun Birgit Weyhe an einem Band beteiligt, der sich mit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Krieg im Gazastreifen auseinandersetzt. "Wie geht es dir?" heißt der Titel. Die wichtigsten deutschsprachigen Comic-Erzählerinnen und -Erzähler haben darin unterschiedliche, auch ermutigende Perspektiven zu Papier gebracht. Darüber, über ihre Arbeit und ihre komplexen Fragen beim Zeichnen, spricht Birgit Weyhe in NDR Kultur à la carte mit Andrea Schwyzer.

Nava Ebrahimi ist 1978 in Teheran geboren, mitten in den Revolutionswirren. Die Familie zog Anfang der 1980er Jahre nach Deutschland, nach Köln. Dort wuchs Nava Ebrahimi auf, besuchte nach dem Abitur die Journalistenschule, studierte Volkswirtschaftslehre und schrieb für die „Financial Times Deutschland“ oder die Kölner StadtRevue. Inzwischen lebt Nava Ebrahimi im österreichischen Graz. Ihren literarischen Durchbruch schaffte sie mit dem Romandebüt „Sechzehn Wörter“, für das sie 2017 mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet wurde. 2021 gewann sie für den Text „Der Cousin“ in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. 2024/25 kam Nava Ebrahimi in den Norden, ins Sendegebiet nach Hannover und hatte dort die Poetikdozentur Neue deutsche Literatur inne. In NDR Kultur à la carte spricht Nava Ebrahimi mit Katja Weise über ihren neuen Roman „Und Federn überall“, der in einer Kleinstadt in der nordischen Provinz spielt.

Die NDR Kultur PopUp! Konzerte bringen hochkarätige Musikerinnen und Musiker an ungewöhnliche Orte – und damit direkt zu den Menschen in Norddeutschland. Am 16. Oktober wird dabei auch einer der berühmtesten Jazz-Musiker Europas auftreten: Der schwedische Posaunist Nils Landgren. Er passt ganz hervorragend in dieses Konzertformat, denn für ihn ist seine Kunst seit eh und je keine geschlossene Veranstaltung im Konzertsaal oder Jazzclub. Eine Herzenssache ist ihm die Musikförderung und deshalb die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, ob in Deutschland oder in afrikanischen Slum-Gebieten. Als künstlerischer Leiter der JazzBaltica hat er in diesem Jahr den Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein erhalten. Über sein vielfältiges Engagement und über sein anstehendes PopUp! Konzert spricht Jazz-Posaunist Nils Landgren mit Jan Wiedemann in NDR Kultur à la carte.

Singen macht glücklich, heißt es. Und tatsächlich kann der Autor und Publizist Stefan Moster die großen Glücksgefühle beschreiben, die das Singen auslöst. Singen baue Stress ab und wirke lebensverlängernd, sagt er. Dieses Gefühl dann auch noch mit anderen zu teilen, gemeinsam zu singen, potenziere dieses Glücksgefühl, weil es nicht zuletzt den Sinn für das Gemeinsame fördere. Stefan Moster hat für sein Buch „Vom Glück im Chor zu singen“, unterschiedlichste Chöre besucht und unter die Lupe genommen: den Profichor, den ländlichen Laienchor, den Männergesangsverein oder das queere Vokalensemble. In NDR Kultur à la carte spricht er mit Martina Kothe über die vielfältigen Chorgesänge, aber vor allem über das immer wieder bewegende Glücksgefühl des Singens.

Über 370 Seiten hat das Buch zur neuen Spielzeit der Hamburgischen Staatsoper. Das Haus hat viel vor: neun Premieren, viele davon liegen abseits des Kernrepertoires. Eröffnet wird die neue Saison mit Robert Schumanns Oratorium "Das Paradies und die Peri" am Samstag, 27. September. Tobias Kratzer, Regisseur und neuer Intendant der Staatsoper, hat die Premiere zur Chefsache erklärt und inszeniert selbst. Als großes Regie-Talent der Opern- und Theaterwelt wird Kratzer vom Feuilleton gefeiert. 1980 im bayerischen Landshut geboren, kommt er aus dem Süden und entdeckt jetzt in Hamburg den Norden. Über erste Impulse, seine Faszination für die Oper, aber auch über die aktuelle Spielzeit, seine Regiepläne und Ideen an der Hamburgischen Staatsoper, spricht Tobias Kratzer in NDR Kultur à la carte mit Friederike Westerhaus.

Regelmäßig künstlerische Spitzenleistungen im Konzertsaal, im Radio und im Internet abliefern zu müssen, das ist für die Mitglieder der NDR Radiophilharmonie Pflicht und Kür zugleich. Und dann wird die Arbeit auch von anderen Fragen flankiert: Wie positionieren wir uns auf dem Markt? Mit welchen Angeboten können wir das Publikum von morgen locken? Wie finden wir den besten Nachwuchs für unser Orchester? Nachdenkliche, bilanzierende Fragen, die gestellt werden müssen, wenn es ein rundes Jubiläum gibt: Die NDR Radiophilharmonie feiert in diesem Jahr 75-jähriges Bestehen. Die gesamte Saison 2025/26 steht deshalb unter einem festlichen Zeichen: mit drei eigens dafür komponierten Auftragswerken, dem ersten Artist in Residence des Orchesters, Bariton Matthias Goerne, und einem vom Chefdirigenten Stanislav Kochanovsky konzipierten Schumann-Tschaikowsky-Festival. Dazu äußern sich der Manager der NDR Radiophilharmonie Matthias Ilkenhans und Vertreter dreier Orchester-Gremien: Susanne Geuer spielt Klarinette, ist Mitglied des Medienvorstandes; Sebastian Maas, Cello, vertritt den künstlerischen Beirat und die Joseph Joachim Akademie zur Nachwuchsförderung; last but not least die Geigerin Catherine Myerscough, die sich um den Freundeskreis kümmert. Mit Christiane Irrgang sprechen sie bei NDR Kultur à la carte auch über das, was hinter den Kulissen passiert.

Der Dirigent Christoph von Dohnányi hat sich durch vieles ausgezeichnet. Dazu gehörten auch Neugier und unkonventionelles Denken, keine Standardprogramme. Vor allem hat er sein Publikum ernst genommen und ist immer davon ausgegangen, dass er Fragen stellen und neue Wege zu den Werken entdecken möchte. Bis zum Schluss hat er diese Energie und diesen starken musikalischen Willen ausgestrahlt. Anlässlich seines Todes senden wir ein Gespräch mit Friederike Westerhaus, in dem Christoph von Dohnányi sein Verhältnis zur Musik beschreibt und erzählt, was ihm wichtig war.

Zuletzt genoss Bodo Busse als Generalintendant am Saarländischen Staatstheater das "Lebensgefühl des Südens". Zur neuen Spielzeit kommt er in den Norden, tritt die Nachfolge von Laura Berman an und wird Intendant der Staatsoper Hannover. Was hat er in Hannover vor? Will er, wie schon an anderen Stellen, ein neues Publikum für die Oper gewinnen? Welche Schwerpunkte möchte er in Hannover setzen? Die Saison wird am 14. September mit Wagners Lohengrin eröffnet, ein weiteres Highlight kommt kurz darauf, am 11. Oktober, mit Mozarts Don Giovanni. Friederike Westerhaus spricht in NDR Kultur à la carte mit Bodo Busse über Pläne, Ideen und seine ersten Eindrücke von Hannover.

"Niki. Kusama. Murakami. Love You For Infinity" - so heißt die neue Ausstellung im Sprengel Museum Hannover. Drei Ikonen der Gegenwartskunst werden hier vereint und treten in den Dialog. Was für Niki de Saint Phalle die Nanas sind, können für Yayoi Kusama die Polka-Dots und für Takashi Murakami die ikonischen Emoji-Flowers sein. Die Drei zeichnen sich aus durch farbintensive Gestaltungskraft und klare Statements zu Liebe, Sexualität, utopischem Denken oder existentieller Angst. Ihre Werke werden im Sprengel Museum in einer atemberaubenden Schau erstmals zusammen gezeigt. Flankierend zur Ausstellung wird an die großzügige Schenkung vor 25 Jahren erinnert, als Hannover mehr als 400 Werke von Niki de Saint Phalle erhielt und seitdem die weltweit größte Sammlung der Künstlerin beherbergt. Über ein ambitioniertes Ausstellungsprojekt spricht der Direktor des Sprengel Museums, Reinhard Spieler, mit Claudia Christophersen in NDR Kultur à la carte.

Sonja Anders hat mit ihrer Intendanz das Theaterleben in Hannover geprägt. Nach sechs Jahren intensiver Arbeit am Schauspiel Hannover ist sie nun ans Hamburger Thalia Theater gewechselt. Ihr Nachfolger, Vasco Boenisch, hatte im Mai ein opulentes, vielversprechendes Programm vorgelegt. Damit startet er jetzt am 11. September in die neue Saison und mit der ersten Premiere "Pride" von Falk Richter. 1980 geboren, hat Boenisch Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Soziologie studiert, die Deutsche Journalistenschule besucht. Er hat als Theaterkritiker für die Süddeutsche Zeitung geschrieben, später war er Kulturredakteur beim WDR, bis ihn Johan Simons als Dramaturg an die Ruhrtriennale holte. Von da an ging die Theaterkarriere steil aufwärts: Chefdramaturg am Schauspielhaus Bochum, Künstlerischer Direktor und zuletzt stellvertretender Intendant. Was hat Vasco Boenisch in Hannover vor? Welche Impulse möchte er setzen? Warum macht er Hausbesuche? Darüber spricht er in NDR Kultur à la carte mit Katja Weise.

Sein Urururgroßvater war Moses Mendelssohn, der Großvater von Felix Mendelssohn Bartholdy. Niklas Schmidt konnte als Musiker also gar nicht anders, als sich mit diesem Namen und der Musik Mendelssohn Bartholdys zu beschäftigen. Auch Schmidt ist in Hamburg geboren, Felix Mendelssohn ging dann nach Berlin, Düsseldorf und Leipzig, und Schmidt ist mit seinem Cello durch die ganze Welt gereist, gehört seit Jahrzehnten zu den gefragtesten Cellisten und Kammermusikern. In Hamburg kommen beide Künstler immer wieder zusammen, beim International Mendelssohn Festival, dessen Künstlerischer Leiter Schmidt ebenfalls ist. In diesem September gibt es wieder zehn Tage lang Kammermusik mit Werken vom Barock bis ins 20. Jahrhundert - Musik von Komponisten, die Mendelssohn beeinflusst haben oder die er beeinflusst hat; Musik, wie sie in den Salons der Zeit erklungen ist oder sein könnte. Eine besondere Rolle spielen dabei die großen Klaviervirtuosen des 19. Jahrhunderts, allen voran Frédéric Chopin und Franz Liszt. Im "Salonkonzert" zur Eröffnung des Festivals am 10. September kann man beide von einer weniger bekannten Seite erleben.

Was lebt in uns weiter durch die Zeit hindurch? Wie bestimmt und prägt uns das, was vielleicht vor unserer Geburt geschehen ist? Was brennt sich in unsere Körper ein und wird zu kollektiver Körpererinnerung? Fragen, die die Filmregisseurin Mascha Schilinski beschäftigen. In ihrem neuen Film "In die Sonne schauen" erzählt sie das Leben ihrer Heldinnen, junge Mädchen und Frauen, die auf einem Bauerndorf in der Altmark leben. Schilinski durchzieht die Geschichte: Deutsches Kaiserreich, Zweiter Weltkrieg, DDR bis zur Gegenwart. In Cannes wurde der Film mit dem Preis der Jury ausgezeichnet. Nun ist die Sensation perfekt: "In die Sonne schauen" wird für Deutschland ins Rennen um die Oscars gehen. Bevor der Film am Donnerstag in die deutschen Kinos kommt, spricht die Filmregisseurin in NDR Kultur à la carte mit Katja Weise über ihren Film, die Widerstände beim Drehen und den Erfolg.

Schauplatz seines neuen Romans ist ein Treppenhaus. Das Mädchen Nele begegnet der 90-jährigen Irma Thon. Sie kommen ins Gespräch und langsam fächert sich die Geschichte eines Jahrhunderts auf, die in den Mauern, Wänden, Dielen und Rohren steckt. Das Haus hat die Geschichten der Bewohner erlebt: Irma hat mit ihren nazitreuen Eltern im ersten Stock gewohnt. In der Wohnung von Neles Eltern wohnte früher Familie Sternheim, deren Schicksal Irma mitzuverantworten hat. Das ist das Setting, das Henrik Szántó in seinem neuen Roman „Treppe aus Papier“ verwebt. 1988 geboren, halb Ungar, halb Finne, lebt der Schriftsteller, Moderator, Slam-Poet, Spoken Word-Künstler heute in Hannover. In NDR Kultur à la carte spricht er mit Andrea Schwyzer über den Umgang mit Geschichte, das Verdrängen und Schweigen, über die Dynamik der Sätze und den Rhythmus des Schreibens.

Henning Sußebach schaut genau hin, schreibt über das, was er sieht, was ihn interessiert, was ihn packt. Das macht er in seinen Artikeln, die er als Redakteur für die Wochenzeitung "Die Zeit" schreibt oder in seinen Büchern. Sußebach sucht bei seinen Recherchen nicht immer nur die Fakten, er sucht auch das Abenteuer und vor allem die Geschichten. Das war so, als er vor ein paar Jahren zu Fuß durch Deutschland ging und die Reise ihn ins Hinterland führte. "Deutschland ab vom Wege", so der Titel seines Buches 2017. Anderes Beispiel: Amir Baitar, aus Syrien geflüchtet, bekam bei Familie Sußebach ein neues Zuhause. Auch daraus entstand ein Buch. Jetzt hat sich Henning Sußebach mit einer Frau beschäftigt, die er selbst nie kennengelernt, die ihn aber tief beeindruckt hat: Anna Kalthoff. Sie ist die Urgroßmutter von Henning Sußebach, der sich gefragt hat: Wer war diese Frau? Wie hat sie gelebt? Welches Schicksal ist ihr widerfahren? Über eine Spurensuche in die tiefe, oftmals karge Vergangenheit und über die leidenschaftliche Sympathie für eine eigenwillige Frau spricht Henning Sußebach mit Claudia Christophersen in NDR Kultur à la carte.

Daniela Dröscher schreibt in ihrem neuen Buch von Ela, die ihr Leben in die Hand nimmt und endlich dem Glück begegnet.

In diesem Jahr feiern wir den 150. Geburtstag von Thomas Mann. Unzählige Bücher sind aus diesem Anlass geschrieben worden. Kerstin Holzer widmet sich seit Jahren der Familie Mann. In ihrem jüngsten Buch "Thomas Mann macht Ferien" schreibt sie über den Sommer 1918 am Tegernsee: Die Kinder schwimmen, es wird geangelt, der Vater rudert, geht spazieren und besteigt erstmals einen Berg. Der Hund liegt schlafend im Schatten, Thomas Mann verewigt Bauschan in seiner berühmten Erzählung "Herr und Hund". Der Tegernsee wird zum Idyll und Rückzugsort, während die Welt sich dramatisch verändert. Kerstin Holzer hat über Elisabeth Mann Borgese geschrieben oder Monika Mann und ihr Leben auf Capri. In NDR Kultur à la carte spricht Kerstin Holzer mit Annemarie Stoltenberg über eine nicht gänzlich unbeschwerte Sommerfrische am See.

Menschen, die jeden Tag im Büro arbeiten und stundenlang vor ihrem Bildschirm sitzen, kennen den stechenden Schmerz im Rücken, die Verspannungen und die damit einhergehenden Bewegungseinschränkungen. Frozen Shoulder, Handynacken oder Zwerchfell-Verspannung lauten dann vielfach die Diagnosen. Michael Lehnert ist Orthopäde, versteht die Warnsignale des Körpers frühzeitig zu deuten und Beschwerden vorzubeugen. Als Bestsellerautor schreibt er darüber Bücher und hat mindestens eine Handvoll Tipps, hat gezielte Übungen und Vorschläge zur Selbsthilfe. "Haltung gut, alles gut" heißt sein neues Buch. In NDR Kultur à la carte verrät er wie die ersten Schritte auf dem Weg zur Besserung gegangen werden können.

Für seine kreativen Ideen ist Niklas Liepe längst bekannt. Mit zurückliegenden Projekten wie dem Paganini-Projekt oder den #GoldbergReflections hat er international glänzende Rezensionen erhalten. In Göttingen geboren, in Braunschweig und Hannover aufgewachsen, ist er der NDR Radiophilharmonie engstens verbunden. Also hat er die Arbeit fortgesetzt und sein neues Album wieder mit dem Orchester aufgenommen. Mit dem Titel "Händel - Mendelssohn" verbindet Liepe Mendelssohns Violinkonzert e-Moll mit neuen Variationen bekannter Melodien Händels. Immer sind seine CD-Produktionen aufwendig und überraschend mit oft unerwarteten musikalischen Brückenschlägen. So hat er 2024 für ein Projekt die britische Komponistin und Oscar-Preisträgerin Rachel Portman gewinnen können. Ein Großprojekt, in dem er künstlerisch Stellung zum Thema Klimawandel bezieht. Rachel Portmans Violinkonzert "Tipping Points" - Kipppunkte - wird dabei kombiniert mit Vivaldis "Vier Jahreszeiten". Bei seinem aktuellen Projekt "Händel - Mendelssohn" sind wieder verschiedene Komponisten und Arrangeure beteiligt, darunter Tim Allhoff, Aleksey Igudesman und Florian Christl. In NDR Kultur à la carte spricht er mit Beate Scheibe über Ideen, virtuose Klangfarben und das Projekt alte Musik neu zu deuten.

Ein Nashorn erlegen, um dann den Kopf als Trophäe an die Wand zu hängen? Das ist das Hobby von Großwildjägern in Afrika. Ein perfides Hobby über das Gaea Schoeters in ihren Roman "Trophäe", 2024 in Deutschland erschienen, geschrieben hatte. Dafür wurde die flämische Autorin mit dem Literaturpreis Sabam for Culture ausgezeichnet. Jetzt hat Gaea Schoeters einen neuen Roman vorgelegt: "Das Geschenk", und wieder widmet sich die Schriftstellerin den globalen Fragen aus europäischer Perspektive, schaut mit dem vermeintlich überlegenen Blick auf den afrikanischen Kontinent und hinterfragt koloniale Sichtweisen und Strukturen. Was bewegt Gaea Schoeters? Warum hat sie sich diesem sensiblen Thema verschrieben? Darüber spricht Gaea Schoeters mit Katja Weise in NDR Kultur à la carte.

Was bedeutet es, wenn Eltern alt werden? Wenn sich Krankheiten ankündigen, wenn sich Lebenssituationen verändern, wenn alles aus dem Lot gerät und sich plötzlich die familiäre Verantwortung verschiebt? Der Publizist, Bestsellerautor Volker Kitz begleitet seinen Vater durch Hoffnung und Hilflosigkeit bis zum Abschied. "Alte Eltern. Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt" heißt der literarische Essay, den Volker Kitz geschrieben hat. Über seine Eltern, seinen Vater, über Leben, Tod, Empathie und die großen Fragen einer ganzen Generation spricht Volker Kitz mit Martina Kothe in NDR Kultur à la carte.

Es ist das älteste Kammermusikfestival Deutschlands: Die Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Schon 1946 haben sie zum ersten Mal stattgefunden und in diesem Jahr feiern sie ihre 80. Ausgabe. Immer wieder kann das Publikum Neues entdecken, seien es neue Werke oder ungewohnte Perspektiven auf bekanntes Repertoire. Am 26. Juli geht es wieder los. Und vorher sind bei NDR Kultur zu Gast: die international erfolgreiche Sopranistin Sarah Maria Sun, an rund 400 Uraufführungen hat sie bislang mitgewirkt hat. Ihr liegt besonders die zeitgenössische Musik am Herzen. Und Oliver Wille, Geiger, Mitglied des Kuss Quartetts, Professor für Streichkammermusik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und Intendant der Sommerlichen Musiktage Hitzacker.

Spannung ist es, die Regula Venske leidenschaftlich begeistern kann. Also hat sich Regula Venske schon in ihrer Dissertation mit Männerbildern in der Literatur von Frauen beschäftigt. Dann entdeckte sie den Krimi, veröffentlichte 1991 "Schief gewickelt" und hat seitdem mindestens ein gutes Dutzend davon geschrieben. Regula Venske beherrscht die Schreibkunst und kämpft dafür immer wieder auch politisch. So war sie von 2017 bis 2021 Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland. Gerade ist die engagierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin 70 Jahre alt geworden. Mit Annemarie Stoltenberg durchleuchtet sie in NDR Kultur à la carte den Wandel der Literaturszene, analysiert die gegenwärtige Lage für Schriftstellerinnen und Schriftsteller und spricht über ihren jüngsten Roman "Die Schneckenkönigin".

"Die türkische Folklore ist so vielseitig und rhythmisch, mit ihren irregulären Taktarten, zum Beispiel, die es in der westlichen europäischen Musik nicht gibt", sagt Fazıl Say. Beim Schleswig-Holstein Musik Festival präsentiert sich der Pianist und Komponist als Portraitkünstler mit 17 ganz unterschiedlichen Projekten. Verschiedene Orchester werden seine Sinfonien spielen, der Mandolinist, Avi Avital, wird ein neues Konzert uraufführen, und in Kammerkonzerten wird Fazıl Say sich mit MusikerfreundInnen wie der Klarinettistin Sabine Meyer und dem Cellisten Nicolas Altstaedt zusammentun. Aber natürlich bringt er auch Gäste aus der Türkei mit: die Sängerin Serenad Bağcan, die Flötistin Aslıhan And und der Perkussionist Aykut Köselerli werden zusammen mit ihm Brücken zwischen Ost und West schlagen. Zu Gast bei NDR Kultur à la carte spricht Fazıl Say mit Christiane Irrgang über Klang, Musik und die unendliche Weite der Kulturen.

Acht Jahre war sie Intendantin, jetzt gibt Dagmar Schlingmann den Staffelstab weiter an Tobias Wolff. Highlights in ihrer Zeit gab es einige: Als erste Frau in der Intendanz am Staatstheater Braunschweig mischte sie das Programm auf, initiierte das jährliche "Tanzwärts-Projekt" oder inszenierte eine ganz eigene Version des Fidelio während der Corona-Pandemie. Vor allem aber ist es ihr gelungen, das Theater in der Braunschweiger Gesellschaft nachhaltig zu verankern. Dagmar Schlingmann blickt in NDR Kultur à la carte mit Janek Wiechers zurück auf abwechslungsreiche Theaterjahre.

Wie sieht die Zukunft der Musik aus? Wer kann mitmachen? Wie prägt und formt Musik eine Gesellschaft? Fragen, die sich Boris Matchin und Amadeus Tempelton gestellt haben. Beide sind Musiker, beide spielen Cello und beide sind davon überzeugt, dass Musik die Welt verändert. Also haben sie TONALi gegründet, zunächst als Instrumentalwettbewerb, inzwischen kooperieren sie mit großen Konzerthäusern, Festivals, Hochschulen und Universitäten. TONALi will junge Menschen für Musik begeistern, Talente fördern, Räume für ein kreatives Miteinander schaffen. 15 Jahre besteht TONALi. Über die Anfänge, die Idee, das Programm sprechen die beiden Musiker und Gründer von TONALi mit Friederike Westerhaus in NDR Kultur à la carte.

Heute Mailand, morgen Salzburg, dann Paris oder Berlin. Dort, wo Regula Mühlemann auftritt, brilliert sie mit ihrem lyrischen Koloratursopran, in den Mozart-Opern, in Verdis Rigoletto oder im Rosenkavalier von Strauss. Liederabende, Konzerte, CD-Produktionen gehören zu ihrem Programm wie das Leben auf der Opernbühne. Aufgewachsen ist Regula Mühlemann in der Schweiz, in einem musikalischen Umfeld. Ihre Zeit in der Luzerner Kantorei war der Grundstein für ihre Karriere. Mit Mitte 20 hatte Regula Mühlemann ihr Debut bei den Salzburger Festspielen, ein paar Jahre später folgten Engagements an der Mailänder Scala und der Wiener Staatsoper. Häuser, die heute zu ihrer künstlerischen Heimat geworden sind. Besonders ihre Mozart-Interpretationen haben für viel Aufsehen gesorgt. Mozart, ein Komponist zu dem sie eine besonders enge Beziehung hat. "Mozart werde ich immer singen, es hält die Stimme jung." Für ihr Debutalbum mit Mozart-Arien ist sie mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden. Weitere Preise folgten: 2018 erhielt sie z.B. den OPUS Klassik als "Nachwuchskünstlerin des Jahres". Die aktuelle Saison führte Regula Mühlemann u.a. an die Staatsoper Berlin und an das Théâtre des Champs-Élysées in Paris in der Rolle der Sophie in Strauss‘ Rosenkavalier. Gerade stand sie auf dem Programm der Hamburger Elbphilharmonie mit Herbert Blomstedt und Bachs Kantate: "Jauchzet Gott in allen Landen". Beate Scheibe spricht mit Regula Mühlemann in NDR Kultur à la carte über eine beeindruckende Karriere.

Rainer Moritz hat 20 Jahre das Hamburger Literaturhaus geleitet. In diesen Jahren hat er der Hansestadt neuen literarischen Atem verliehen, hat die großen und kleinen Stars der Szene in sein Haus gelockt, hat diskutiert über Neuerscheinungen und preisverdächtige Bücher, die er alle kannte und gelesen hat. Und immer hat er auch in anderen Rollen getanzt: als Übersetzer, Moderator, Literaturkritiker, Kolumnist, Fußballkenner, Schiedsrichter und – last but not least - Schlagerliebhaber. Rainer Moritz wird es nie langweilig und sicher auch jetzt nicht, wenn er die Türen am Hamburger Schwanenwik 38 für sich geschlossen hat. Was also hat er vor? Darüber spricht er mit Andrea Schwyzer in NDR Kultur à la carte.

1983 hat der ungarische Dirigent Iván Fischer das Budapest Festival Orchestra gegründet. Dabei hatte er ein klares Ziel vor Augen: er wollte etwas gänzlich Neues schaffen, er hatte ein optimales Ergebnis vor Augen, dass sich nur mit einem festen Ensemble erreichen lässt. Als junger Dirigent vermisste er das kreative Kommunizieren in den meisten konventionellen Orchestern. Er hatte die Vision von einem Reformorchester, das wie ein Streichquartett spielt. Seinen Traum hat er sich erfüllt, Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra sind seit mehr als 40 Jahren eine künstlerische Einheit, für ihn ist es das beste Orchester der Welt. Iván Fischer lebt in Berlin und Budapest. Zu Berlin hat er eine besonders enge Verbindung, denn er war dort von 2012 bis 2018 Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, das ihn nach Ende seiner Amtszeit zum Ehrendirigenten ernannte. Dem Konzerthaus ist er bis heute aufs engste verbunden. Außerdem gründete er die ungarische Gustav-Mahler-Gesellschaft und ist Schirmherr der englischen Kodály-Akademie. Iván Fischer hat ein eigenes Opernfestival gegründet, fernab vom normalen Opernbetrieb, im italienischen Vicenza, im Teatro Olimpico. Dort führt er seit vielen Jahren regelmäßig Opern auf, dirigiert und führt Regie. Über seine Arbeit, seine Musik, das Budapest Festival Orchestra spricht Beate Scheibe mit Iván Fischer in NDR Kultur à la carte.

Staatsbesuch in West-Berlin am 2. Juni 1967. Es kommt Schah Mohammed Reza Pahlavi mit seiner Frau Farah. Nicht nur für die Boulevardpresse ein gefundenes Fressen. Studenten, Intellektuelle organisieren Protestaktionen und Kundgebungen. Demonstranten werden von Polizisten eingekesselt, der Student Benno Ohnesorg wird erschossen. Der Beginn der Studentenbewegung. Jahre später sitzt Maryam Aras im Kino, sieht einen Film über genau diese Proteste und entdeckt ihren Vater auf den Bildern. Der Beginn einer Spurensuche nach ihrer Kindheit in der iranischen Diaspora in Köln. Sie fängt an zu verstehen, warum ihr Vater nicht in den Iran reisen kann. Die Publizistin und Literaturkritikerin Maryam Aras hat darüber in ihrem Buch "Dinosaurierkind" geschrieben. In NDR Kultur à la carte spricht sie mit Andrea Schwyzer über Familie, Herkunftsgeschichte und die Generation ihres Vaters.

Moore sind besondere Naturlandschaften: Gebiete, die dauernd feucht, kühl und nass sind, in denen ständiger Wasserüberschuss herrscht oder Wasser gespeichert werden kann. Das ist das Markenzeichen von Mooren, dann sind sie intakt, dann können in diesem ganz eigenen Lebensraum seltene Arten existieren. Aber, Moore selbst sind gefährdet: Moorlandschaften verkleinern sich durch Versiegelung, Zersiedelung, durch die gravierenden Folgen des Klimawandels. Franziska Tanneberger ist Moorforscherin, leitet das Greifswald Moor Centrum und arbeitet an der Revitalisierung von Mooren. Für ihre Arbeit wurde die Landschaftsökologin 2024 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Martina Kothe hat mit Franziska Tanneberger in NDR Kultur à la carte über das System Moor gesprochen, über Nutzbarkeit, Gefährdung und seine magische Ambivalenz.

Spätestens mit seiner "Deutschen Ansprache" vom Herbst 1930 sei der seinerzeit frisch gebackene Literaturnobelpreisträger aus Lübeck zum politischen Aktivisten geworden. So schreibt es der aus Flensburg stammende Literaturwissenschaftler Kai Sina, Leiter der Thomas-Mann-Arbeitsstelle an der Uni Münster, in seinem jüngsten Buch "Was gut ist und was böse". Mit dem "Appell an die Vernunft", so der Untertitel, habe sich der Senatorensohn endgültig dem politischen Aktivismus zugewandt. Kai Sina zeichnet den wechselvollen Weg Thomas Manns vom kaisertreuen Nationalisten, der "Kriegsdienst mit der Feder" leistete, zum engagierten Antifaschisten nach - vor allem als Redner bei unzähligen Auftritten im amerikanischen Exil und vor den Mikros der BBC, wo er sich direkt an "Deutsche Hörer!" wandte. Gleichzeitig zeigt Sina, dass sich der protestantisch geprägte Thomas Mann schon früh für den Zionismus einsetzte, arbeitete er in seinen Texten unbekümmert mit antisemitischen Stereotypen. Jürgen Deppe hat mit Kai Sina in NDR Kultur à la carte über den ebenso schillernden wie ambivalenten "Bürgerkünstler" Thomas Mann gesprochen.

Die Kombination von Empfindsamkeit und Führungsstärke - eine Eigenschaft, die Dirigenten besonders gut beherrschen. Fingerzeige sind es und sie schaffen es, eine Hundertschaft in Bewegung zu setzen. Einer der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts besaß diese Fähigkeit: Karl Böhm. Als Dirigent ein großer Künstler, als Mensch, ein Mann, der sich für seine Karriere mit dem Nationalsozialismus arrangierte. Der mit dem renommierten "Nestroy-Theaterpreis" ausgezeichnete Regisseur, Puppenspieler, Puppenbauer und Kunstpfeifer, Nikolaus Habjan, widmet sich dem ambivalenten Dirigenten Karl Böhm. Am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt, ist das Stück "Böhm" jetzt zu Gast beim Hamburger Theater Festival. Bevor "Böhm" im St. Pauli Theater am 4. und 5. Juni zu sehen ist, spricht Nikolaus Habjan in NDR Kultur à la carte mit Katja Weise über das Spiel mit den Puppen, Mitläufer im Nationalsozialismus und die Macht der Musik.

Seit Jahren gräbt der Schauspieler Christian Berkel in seiner Familiengeschichte. Bereits zwei autofiktionale Romane sind dabei entstanden: "Der Apfelbaum" (2018) und "Ada" (2020). Beide Bücher wurden vom Feuilleton hochgelobt. Jetzt ist das dritte Buch der Familientrilogie erschienen: "Sputnik". Christian Berkel blickt weit zurück in seine Kindheit, die flankiert wurde von politisch bewegten Zeiten, der 68er-Begung, dem Besuch des Schahs in Deutschland 1967, die Ermordung von Benno Ohnesorg. Und er erlebte immer wieder das Schweigen über Verbrechen im Nationalsozialismus. Christian Berkel erspürt als Kind die Stimmung in der Familie und in der Gesellschaft. Seine Mutter musste als Jüdin aus Deutschland fliehen. Sie hat Verfolgung, Flucht und Internierungslager überlebt, fand in Deutschland, Jahre nach dem Krieg ihre Familie und wieder ein Zuhause. Auch sie konnte lange nicht über das Erlebte sprechen. Bis sie ihr Schweigen brach. Mit seinem autofiktionalen Roman "Sputnik" setzt Christian Berkel Mosaiksteine seiner Familienvergangenheit zusammen, denkt nach über die deutsche Nachkriegsgeschichte, über Schuld, Verantwortung. Aber auch über eine unbeschwerte Jugend in Frankreich, die prägende Momente hatte, weil sie ein kulturelles Feuerwerk waren aus Sprache, Musik, Theater und Literatur. Darüber spricht der Schauspieler Christian Berkel mit Claudia Christophersen in NDR Kultur à la carte.

Thomas Bernhards Texte sind messerscharf. Mit galliger Bösartigkeit seziert der österreichische Schriftsteller Mensch und Gesellschaft. In seinem Roman "Holzfällen" steht die Wiener Abendgesellschaft im Mittelpunkt. Das Ehepaar Auersberger veranstaltet ein "künstlerisches Abendessen", hat dazu Freunde und Bekannte eingeladen. Die Gäste werden mit zunehmendem Alkoholgenuss ausgelassener, reden über Belanglosigkeiten und Banalitäten. So empfindet das der Ich-Erzähler, der das Spektakel im Ohrensessel sitzend wortreich kommentiert. Man hat die Szene vor sich. Jetzt ist Thomas Bernhards "Holzfällen", eine Produktion des Wiener Burgtheaters, zu Gast beim Hamburger Theater Festival. In der Hauptrolle ist Nicholas Ofczarek. Seit über 30 Jahren gehört er zum Ensemble des Wiener Burgtheaters, vielfach preisgekrönt und, wer ihn einmal gesehen hat, auf der Bühne oder vor der Kamera, wird ihn kaum vergessen: als Danton, Hermann Kafka oder Räuber Hotzenplotz. Dazu gibt es eigene Projekte wie den gefeierten Thomas Bernhard-Abend "Holzfällen" mit der Musicbanda Franui. Bevor "Holzfällen" auf Kampnagel zu erleben sein wird, ist Nicholas Ofczarek zu Gast in NDR Kultur à la carte und spricht mit Katja Weise über seine Arbeit, seine Rolle und Thomas Bernhard.
