Elbphilharmonie Talk – der Gesprächspodcast der Elbphilharmonie
Wenn beim Musikmachen Präzision auf Leidenschaft trifft und Sendungsbewusstsein auf Strahlkraft, dann stehen die Chancen für eine Solistenkarriere schon mal ziemlich gut. Bei dem jungen Cellisten Kian Soltani spielen diese Eigenschaften auf ideale Weise ineinander. Wer ihn auf der Bühne erlebt, hört und sieht einen Interpreten voller Hingabe ans Werk, an die Mitspieler und ans Publikum. Als Portrait-Künstler gestaltet Kian Soltani in der Saison 2025/26 gleich eine ganze Reihe an Konzerten in Hamburg. Im »Elbphilharmonie Talk« geht es um Flexibilität und Eigensinn, um die Spuren der iranischen Herkunft seiner Eltern, die schon vor Jahrzehnten nach Österreich übersiedelten, und um den Einfluss seines Lehrers Ivan Monighetti auf die Entwicklung seiner eigenen Künstlerpersönlichkeit. Soltani, bekennender Fan von Filmmusik im Cinemascope-Format, schwärmt von seiner während der Pandemie gemachten Erfahrung, als Solist mithilfe des Multiplays orchestrale Welten zu erschaffen, und wie sich die so gewonnene Musik auf der Bühne angemessen reproduzieren lässt (Spoiler: nur mit sehr viel technischem Aufwand). Er erzählt, wie sich die unterschiedlichen Tonsysteme in der iranischen Musik und der des Westens übereinbringen lassen, und was sein Vater damit zu tun hat. Und neben vielem anderen berichtet er auch vom größten Versäumnis seines Lebens, das zwar schon viele Jahre zurückliegt, aber immer noch an ihm nagt.
Sonnengeflutet klingt die Musik, die die algerisch-französische Sängerin und Gitarristin Souad Massi mit ihrem Quintett spielt. Die Singer-Songwriterin gilt als Tracy Chapman Algeriens – sie selbst ist eher zurückhaltend, nie auf Glamour bedacht. Im Podcast erinnert sie sich an ihre Anfänge und ihren Auftritt in Hmaburg vor vielen Jahren. Sie erzählt von ihrer Familie, ihrer ungebrochenen Liebe zum Heavy Rock, den Aufnahmen zu ihrem Album »Sequana« und dem neuen, an dem sie gerade arbeitet – wiederum mit dem Produzenten Justin Adams, der auch schon Platten der Wüsten-Band Tinariwen oder der Led-Zeppelin-Legende Robert Plant produziert hat. Als junge Frau ging Souad Massi fort aus Algerien, nach Frankreich, mit den Jahren wächst das Heimweh. Die Sehnsucht nach dem, was sie hinter sich lassen musste, um in Freiheit zu leben, schwingt im Klang ihrer Stimme mit. Dabei ist sie eine ebenso weltoffene wie weltgewandte Künstlerin, die in ihrem Werk eine unverwechselbare Handschrift gefunden hat. Mediterrane Musikstile, Brasilianisches, Rock und Jazz bestimmen in wechselnden Gewichtsanteilen ihre Songs. Im März 2025 brachte Souad Massi Songs ihres Albums »Sequana« im Großen Saal auf die Bühne. Dieses Konzert wurde als Livestream übertragen.
Drei Jahre hat sie nicht auf der Bühne gestanden. Nun beendet die wunderbare Schweizer Singer/Songwriterin Sophie Hunger, die in der Zwischenzeit zwei Kinder geboren und einen sehr bemerkenswerten Roman geschrieben hat, schlagartig ihre lange Abstinenz vom Rampenlicht. Und zwar in einer ziemlich auffälligen und berühmten Location und als Kuratorin eines viertägigen Festivals, das ihren Namen trägt: beim »Reflektor Sophie Hunger« in der Elbphilharmonie. Zwei Wochen vor dem Start erzählt die redegewandte und ungemein warmherzige Künstlerin im »Elbphilharmonie Talk« darüber, wie es ist, zurückzukehren nach so langer Zeit. Über jeden einzelnen Gast des von ihr kuratierten Festivals spricht sie mit so viel Respekt und Liebe, dass ihre Vorfreude noch das trägste Gemüt in Wallung versetzen müsste. Sie gibt auch Auskunft über die unglamourösen Entstehungsbedingungen ihres Buchs, das den Titel eines ihrer Songs vom Debütalbum »1983« trägt und aus dem sie am letzten Tag ihres Festivals gleich zweimal vor vollbesetztem Kleinen Saal lesen und dazu musizieren wird: »Walzer für Niemand«. Schon aus dem Klang ihrer Sprechstimme wird spürbar, was für eine beseelte und schöpferische Person diese Sängerin, Gitarristin und Textdichterin ist, die in so vielen Sprachen singt. Sophie Hunger erscheint als eine glückliche Künstlerin, die ihr Glück in aller Bescheidenheit durchaus zu fassen vermag.
Neue Musik spielt in der Programmgestaltung der Elbphilharmonie seit Beginn eine herausgehobene Rolle. Zum einen bietet der Große Saal mit seiner glasklaren Akustik und einer von allen Sitzplätzen aus ausgezeichneten Sicht aufs Bühnengeschehen ideale Voraussetzungen für das unmittelbare Erleben des klanglich Außergewöhnlichen. Zum anderen scheint die moderne Architektur eine Zeitgenossenschaft auch der Musik geradezu herauszufordern. Alle zwei Jahre aber verwandelt sich der Große Saal für eine ganz besondere Konzertserie in eine weltweit einzigartige Klanggalerie der Moderne: Beim Festival »Elbphilharmonie Visions« stehen ausschließlich Orchesterwerke des 21. Jahrhunderts auf dem Programm. 2025 stammt die Musik der sieben Konzerte von 16 Komponist:innen aus unterschiedlichen Generationen, vom jungen Preisträger Alex Paxton (*1990) bis zum Altmeister Helmut Lachenmann (*1935). Spiritus rector dieses Fests der allerneuesten Musik im Cinemascope-Format ist Alan Gilbert, der seit 2019 Chefdirigent beim NDR Elbphilharmonie Orchesters ist. Im »Elbphilharmonie Talk« spricht Gilbert über seine Freude an der Verantwortung für die Musik unserer Zeit. Dabei versucht er auch die Frage zu ergründen, weshalb auch Leute, die zeitgenössischer Bildener Kunst gegenüber absolut offen und neugieirg sind, oft dennoch Berührungsängste mit moderner Musik haben. Auch beschreibt er den aufregenden Vorgang, wie sich in ihm als Dirigent allein aus dem Studium der Partitur eines noch nie zuvor aufgeführten Werks eine so konkrete Klangvorstellung herauskristallisiert, dass er den tatsächlich entstehenden Klang des Orchesters in den Proben nur noch nachzujustieren braucht. Natürlich geht er auch auf die Entstehung des Festivals an sich ein, auf seine Erfahrungen als Chefdirigent des New York Philharmonic, dem er in den Zehnerjahren eine ähnliche Biennale der Neuen Musik gegönnt hat. Im Gespräch wird Alan Gilberts Leidenschaft und Hingabe an die Musik unserer Zeit derart greifbar, dass man eigentlich sofort alles stehen und liegen lassen will, um sich in der Elbphilharmonie das eine oder andere Konzert des Festivals »Elbphilharmonie Visions« zu gönnen. Nein, nicht nur das eine oder das andere. Alle.
Offen, schlagfertig und sehr reflektiert – so wirkt der finnische Geiger Pekka Kuusisto im Gespräch. An Silvester und Neujahr 2024/25 hat er in der Elbphilharmonie mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester das Violinkonzert von Bryce Dessner gespielt, das ihm der US-amerikanische Rockgitarrist (The National) und Komponist Dessner auf den Leib geschrieben hat. Es ist geigerischer Leistungssport sondergleichen. Kuusisto hat sie trotz der wenigen Jahre, die es das Werk überhaupt erst gibt, wohl schon an die zwanzig Mal auf den großen Konzertbühnen der Welt bewältigt. Er erzählt sehr anschaulich, wie gründlich er sich auch physisch jedes Mal auf diese Herausforderung vorbereitet, und wie viel leichter ihm auch dank Pilates inzwischen manches fällt. Am Morgen vor dem ersten Konzert nahm er sich Zeit, im Elbphilharmonie Talk über sein Leben zu sprechen, in dem Platz ist für viele verschiedene Arten von Musik. Er spricht über seinen Bruder, den er viel zu früh verloren hat, und er liefert eine sehr finnische Erklärung dafür, weshalb er ganz gut dirigieren kann, obwohl er das Fach formell nie studiert hat. Kleiner Spoiler: Alkohol spielt dabei durchaus eine Rolle.
Innerhalb von fünf Minuten zum Weltstar – auch außerhalb der Musikwelt: 2024 spielte der junge Pianist Alexandre Kantorow im strömenden Regen bei der Pariser Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele auf einer Brücke über der Seine »Jeux d'eau« von Maurice Ravel. 1,5 Milliarden Zuschauer sollen es gewesen sein, die die Zeremonie am Bildschirm verfolgten. In der Musikwelt selbst ist Alexandre Kantorow natürlich schon seit einigen Jahren ein ganz großer Name. Elbphilharmonie Session mit Alexandre Kantorow: https://www.youtube.com/watch?v=-gmQve_Sp8c Livestream mit den Münchner Philharmonikern: https://youtube.com/live/Z91HBjjnXSY?feature=share Als Residenzkünstler gestaltet der Franzose in der Saison 2024/25 gleich mehrere Konzerte in Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Im »Elbphilharmonie Talk« vor seinem ersten Solo-Rezital im Großen Saal befragt Elbphilharmonie-Kollege Tom R. Schulz ihn natürlich zu Olympia, außerdem erzählt Alexandre Kantorow von seiner Kindheit, von seinen Erlebnissen hinter den Kulissen des prestigeträchtigen Tschaikowsky-Wettbewerbs und von seiner Verehrung für den Jazzer Keith Jarrett.
Wie ist das, wenn man unversehens in den Bands jener zwei Koryphäen landet, deren Musik man als Teenager rauf und runter gehört hat? Brian Blade, dem begnadeten Schlagzeuger aus Louisiana, ging das so – mit Joni Mitchell und mit Wayne Shorter. In seinem ersten kleinen Studentenauto ließ Blade unentwegt Kassetten mit ihrer Musik laufen, die ihm Ohren, Hirn und Herz für ungeahnte musikalische Freiheiten eröffneten. Mit Mitte 20 war er plötzlich Mitgestalter ihrer Musik. Längst zählt er zu den wichtigsten und inspirierendsten Musiker:innen im Jazz und weit darüber hinaus. Dass es so kam, ist einerseits ein Wunder und andererseits keins. Im »Elbphilharmonie Talk« kurz vor seinem Konzert im Kleinen Saal geht es um seinen ungewöhnlichen Werdegang, um die christliche Prägung durch sein Elternhaus, um das Gute im Menschen und natürlich um seine grandiose Fellowship Band, die seit Jahrzehnten Jazz-Geschichte schreibt.
Livestream Marc Ribot solo & Ceramic Dog: https://elphi.me/ribotceramicdog Livestream Listening Session mit Marc Ribot: https://elphi.me/listeningsessionribot Marc Ribot ist nicht zu fassen. Wie Quecksilber bewegt er sich im weiten Feld der improvisierten Musik. Kaum meint man, ihn stilistisch halbwegs definieren zu können, ist er immer schon woanders. Dabei gibt es eine Konstante in seinem Spiel auf der Gitarre, der akustischen ebenso wie der elektrischen: Intensität. Er meint jeden Ton. Nichts ist Oberfläche, und wenn doch, dann ist sie rau, voller Konturen, Risse. Alles, bloß nicht glatt – so könnte man sein Spiel beschreiben. Zart kann es klingen, auch mal lyrisch, aber darunter verbirgt sich immer ein doppelter Boden. Wenn schon Poesie, dann eine Poesie des Widerstands. Bevor er im November 2024 als »Reflektor«-Künstler ein ganzes verlängertes Wochenende in der Elbphilharmonie verbringen wird, erzählt Marc Ribot im »Elbphilharmonie Talk« von seinen Anfängen als Gitarrenschüler bei Frantz Casseus und von seiner Liebe zu karibischer Musik, die ihn fast New York verlassen und nach Kuba ziehen ließ. *Talk in englischer Sprache* *Talkin English language*
*in englischer Sprache* *in English language* Der Lehrer von dem Lehrer von dem Lehrer – und alle legendär. Der Weltklasse-Geiger Pinchas Zukerman über seine Ausbildung und das Rezept für einen Turbo-Sound. Man muss als Musiker schon sehr die Ruhe weg haben, wenn man sich im kleinen Zeitfenster zwischen Anspielprobe und Konzert noch eben ins 20. Stockwerk der Elbphilharmonie entführen lässt, um dort einen Podcast aufzunehmen. Pinchas Zukerman, eine der Weltgrößen unter den Geigern seit über 50 Jahren, ist ein solch seltenes Exemplar. Ehe er in der Tripelfunktion als Geiger, Bratscher und Dirigent im Großen Saal vor das English Chamber Orchestra trat, um Musik von Hindemith, Mozart und Telemann aufzuführen, gab er leutselig, entspannt und zugleich sehr engagiert Auskunft über sich und darüber, wie er die Welt und die Musik sieht.
*in englischer Sprache* *in English language* Die ungewöhnliche Mischung aus Hochspannung und warmer Italianità, die von Riccardo Minasi am Dirigentenpult ausgeht, zieht Musiker:innen wie Publikum gleichermaßen in ihren Bann. Der in Rom geborene und aufgewachsene Musiker liebt und triggert die Explosivkräfte, die sich in wachen Orchestern freisetzen lassen. Gleichzeitig spürt jeder, dass die großen Bögen ihm nie aus dem Blickfeld geraten. Im Elbphilharmonie Talk geht es um seinen außergewöhnlichen Werdegang, um seine Arbeit mit dem erfolgreichen Hamburger Ensemble Resonanz, um Gartenarbeit und sonstige Hobbys, um seine Kindheit in der italienischen Hauptstadt und nicht zuletzt um die Fußball-Legende Francesco Totti, dessen Namen man wohl kennen sollte. Aber wer hätte geahnt, dass man sich für ein Gespräch mit Minasi auch noch in der italienischen Fußball-Welt auskennen muss ...
Das Kronos Quartet, 1973 in San Francisco gegründet und nach wie vor dort beheimatet, sei »das weitreichendste Ensemble, das die Welt je gesehen hat«, rühmte einst die »Los Angeles Times«. Dieser etwas sonderbare Superlativ ist nicht übertrieben. Kein anderes Ensemble auf der Welt hat so konsequent gegen die Überwindung der Trennung zwischen E- und U-Musik angespielt wie das Kronos Quartet, keines so beharrlich die ehemals so genannte Dritte Welt als Schöpfungsreservoir fürs Streichquartett entdeckt und nobilitiert, jene Gattung der E-Musik, die in ganz besonderem Maße auf ewig der weißen abendländischen Elite vorbehalten schien. Im »Elbphilharmonie Talk« berichten David Harrington und Paul Wiancko über die alltägliche Arbeit dieses weltberühmten Ensembles und wie es nach dem Weggang von John Sherba und Hank Dutt weitergehen wird, zwei Musikern, die nur wenige Jahre nach Gründung des Ensembles zum Kronos Quartet stießen und die sich Ende Juni 2024 in den Ruhestand verabschiedet haben. Harrington spricht auch darüber, was ihm bis auf den heutigen Tag die Kraft verleiht, den Tod seines 16-jährigen Sohnes Adam auszuhalten und zu verarbeiten, der 1995 starb, und wie untrennbar selbst dieser Schicksalsschlag für ihn mit der Musik verbunden ist.
Der portugiesische Jazzpianist über die sogenannte Nelkenrevolution, über seine Vorbilder und den besonderen Jazz seiner Heimat. Es gibt keine englische Gitarre, keine amerikanische, keine deutsche oder französische. Aber die Portugiesische Gitarre, die gibt es. Es handelt sich sozusagen um eine endemische Art innerhalb der Gattung Zupfinstrumente – eine Spezies, die nirgendwo sonst vorkommt und auch nirgendwo sonst ihr gemäße Lebensbedingungen vorfände. Es genügt, wenn drei Töne auf ihr gespielt werden, und jeder weiß: Jetzt kommt Fado, die große, herzergreifende Nationalmusik Portugals. Im Júlio Resende Fado Jazz Ensemble spielt die Portugiesische Gitarre eine wichtige Rolle, aber der Bandleader selbst ist Pianist – Jazzpianist. Und das ist in Portugal ein wirklich seltener Beruf. Beim Internationalen Musikfest Hamburg 2024 hat Júlio Resende mit seinem ungewöhnlich besetzten Quartett gespielt – Klavier, Bass, Schlagzeug plus Portugiesische Gitarre –, und das Publikum war hingerissen von seiner ganz eigenen Mischung aus Fado und improvisierter Musik. Im »Elbphilharmonie Talk« erzählt er über seinen Werdegang, den Stellenwert des Jazz in Portugal, über seine recht spezielle Spielweise auf dem Klavier und über seine Vorbilder. Natürlich ging es auch um die sogenannte Nelkenrevolution, bei der sich die Portugies:innen im April 1974 auf friedliche Weise der Diktatur entledigten und damit auch den Grauen des Kolonialismus. Das ist ein halbes Jahrhundert her. »Sons of Revolution« hieß das Programm, das Júlio Resende nach Hamburg mitgebracht hatte, passend zum 50. Jahrestag des Umsturzes. Damit erwies er ausdrücklich der Generation seiner Eltern die Ehre, der es gelungen war, ihr Land im fernen Südwesten Europas vom Joch der Diktatur zu befreien, ohne dass dafür ein Tropfen Blut vergossen wurde.
Es ist sicher nur ein kalendarischer Zufall, aber Anna Prohaska erwähnt ihn doch: Das Jahr 1983, in dem sie geboren wurde, war dasselbe Jahr, in dem im Palais Garnier in Paris die erste und einzige Oper von Olivier Messiaen uraufgeführt wurde, »Saint François d'Assise«. Olivier Messiaen war einer der bedeutendsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, ein tief gläubiger Katholik, der eine ganze eigene Klangwelt ersann, in der von ihm in Notenschrift übertragene Vogelstimmen eine zentrale Rolle spielen, auch und gerade im »Saint François d'Assise«. In die fromme Männerwelt dieses Stücks dringt nur eine einzige Frauenstimme ein, die allerdings nicht einer menschlichen Figur zugehört, sondern einem Engel. In der neuen Produktion des »Saint François d'Assise« im Juni 2024 in der Elbphilharmonie, szenisch eingerichtet von Georges Delnon und dirigiert von Kent Nagano, dem künstlerischen Leitungsteam der Staatsoper Hamburg, singt Anna Prohaska diesen Engel. Im Podcast, der unmittelbar vor der ersten Bühnenorchesterprobe aufgenommen wurde, spricht die Sopranistin über ihren Zugang zu Messiaen, ihre katholische Prägung und ihre große Vorfreude auf diese so besondere Produktion.
Im Feld der klassischen Musik ist Nahre Sol wohl die derzeit eine der erfolgreichsten YouTube-Größen überhaupt. Ihre Beiträge sind gründlich recherchiert, kurzweilig, lehrreich und anregend, und fast immer ist die US-Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln dabei auch als Musikerin in Aktion zu erleben. Schon vor Saisonbeginn war sie zwei Mal für ein paar Tage im Haus. Danach hat Nahre Sol ihre Residenz über längere Zeiträume ausgenutzt, dabei jedes Mal woanders gewohnt und sich für ihre Videos immer wieder neue Fragestellungen einfallen lassen. Mal ging es ihr dabei um Dinge, die in Elbphilharmonie geschahen, mal nutzte sie das Haus und seine Möglichkeiten, um neue Filme zu anderen Themen für ihren eigenen YouTube-Kanal zu kreieren. Im Podcast erzählt sie von ihren Erfahrungen in der Hansestadt, von ihrer Familie, und wie der Weg verlief der sie dorthin geführt hat, wo sie jetzt gerade ist. Es geht um Reiselust und Heimweh, um Bebop und K-Pop, um Franz Liszt und Neue Musik, um Kalligrafie und darum, wo eigentlich die Wurzeln sind bei dieser derart von Kunst und Musik beseelten Medien-Nomadin.
Sir András Schiff, vor gut 70 Jahren in Budapest geboren, ist als Interpret am Klavier eine Institution. Ausgebildet in jungen Jahren unter anderem von György Kurtág, befragt Schiff bis auf den heutigen Tag die Noten und alles darum herum mit größter Genauigkeit und einem tiefen Respekt vor der Arbeit der Komponisten, von denen Johann Sebastian Bach ihm der allerliebste ist. Franz Liszt findet er auch genial, aber dessen Musik ist ihm ein Graus, weshalb er nichts von ihm spielt. Schiff verabscheut die grundlos grandiose Geste, Pathos ebenso wie Sentimentalität. Das rechte Klavierpedal, das die Dämpfung der Saiten außer Kraft setzt und so einen schönen, vollmundig-verwaschenen Sound erzeugt, wenn man es tritt und dabei ordentlich in die Tasten langt, ist für ihn beim Spielen von Musik aus der Zeit vor Beethoven ein No Go. Das macht das Spielen keineswegs einfacher. Aber auf jeden Fall besser. Wenn man's kann. Und Schiff kann – so gut, dass er sich inzwischen nicht mehr Pianist nennt, sondern, ganz bescheiden: Musiker.
Es ist eine Liebhaberei von vier Profis der Musik: das Elphier Quartett. Seine Mitglieder – die Geigerinnen Ljudmila Minnibaeva und Yihua Jin-Mengel, die Bratscherin Alla Rutter und der Cellist Phillip Wentrup – verdienen ihr Geld als Musiker:innen des NDR-Elbphilharmonie Orchesters. Außerhalb ihrer Dienstzeiten, die sie an den mittleren bis hinteren Pulten ihrer jeweiligen Streichergruppe verrichten, verabreden sie sich, um gemeinsam Kammermusik zu machen. Im NDR Orchester gibt es mehrere solcher Ensembles – etwa das Fabergé Quintett oder die Elphcellisten. Man kann sich leicht vorstellen, welche segensreichen Auswirkungen das Spiel in kleinen Formationen auf den Klang des ganzen Orchesters hat. Genaues Aufeinanderhören, unerlässlich bei der Kammermusik, kommt dem Musizieren im Tutti sehr zugute. So professionell und hingebungsvoll die vier musizieren, so wenig lassen sie sich bei ihrem Treiben von Karrieregedanken leiten. Frei von jedem Imagepflege-Stress und den Obliegenheiten allgegenwärtiger Social-media-Präsenz geht das Elphier-Quartett allein seinem Vergnügen nach und fühlt sich nichts anderem verpflichtet als der Qualität seines musikalischen Tuns. Und weiß sich dabei aufs beste unterstützt von den lieben Kollegen: Das ganze NDR Elbphilharmonie Orchester war Team Elphier, als es für die vier an jenem Abend im Februar erstmal so ganz allein raus auf die Bühne ging.
Für Smalltalk ist er nicht zu haben – irgendwie verständlich bei einem, der sich schon als hochbegabtes, Klavier spielendes Kind für die Musik Olivier Messiaens begeistern konnte und den Messiaens Frau, die Pianistin Yvonne Loriod, mit zwölf Jahren nach einem Vorspiel in der Musikhochschule von Lyon vom Fleck weg in ihren Schülerkreis in Paris aufnahm. Zum Konzert: elbphilharmonie.de/de/programm/pierre-laurent-aimard-klavierabend/20234 Auf Pierre-Laurent Aimard trifft der so inflationär gebrauchte Begriff des Ausnahmekünstlers wirklich einmal zu. Wer außer ihm steckt so tief in der Klaviermusik der vergangenen 60, 70 Jahre, dass er mit den Größten dieser Kunst – Stockhausen, Boulez, Ligeti, Kurtág und anderen – über Jahre, manchmal Jahrzehnte hinweg eng zusammengearbeitet hat? Und wer ist gleichzeitig derart überzeugend im Repertoire von Bach über Mozart und Beethoven bis zu Schubert, Debussy und Bartók?
Als Kind, beim Versteckspielen zuhause mit den beiden älteren Geschwistern, hielt sich Julia Hagen vorzugsweise im Cellokasten ihres Vaters für unauffindbar. Abgesehen davon, dass es in diesem Versteck gut gerochen haben wird – nach dem Samtfutter des Kastens, dem Holz des Instruments, nach Kolophonium: Als zeitweilige Geheimbewohnerin dieses Gehäuses hat sich Julia Hagen also von klein auf ein bisschen selbst zum Cello gemacht. Schon mit fünf Jahren begann die Tochter zweier Berufsmusiker aus Salzburg das Instrument zu erlernen. Nach erfolgreicher Überwindung einer kleinen Sinnkrise als Elfjährige und einem Lehrerwechsel kurz darauf hatte Julia Hagen ihre Berufswahl bereits getroffen: Cellistin, was denn sonst. Wer die junge Virtuosin heute spielen hört, wird tatsächlich Zeuge einer seltenen symbiotischen Verbindung. Mensch und Instrument finden in Julia Hagen auf das Natürlichste zusammen. Derzeit muss sie ihr geliebtes, vom Cremoneser Geigenbauer Ruggiero 1684 gebautes Cello wegen Generalüberholung zwar für ein paar Monate entbehren, und mit dem Ersatzinstrument fremdelte sie zuerst. Aber die die 28 Jahre alten Solistin verströmt genuine Musikalität, egal, auf welchem Instrument sie gerade zu Werke geht. Ihre Power und Hingabe schlagen das Publikum regelmäßig in Bann. Als Gast von FAST LANE, der hauseigenen Reihe für junge Überflieger der guten Musik, ist Julia Hagen am 12. September mit ihrem aus England stammenden Klavierpartner Alexander Ullman im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu erleben. Vorher schwelgt sie im »Elbphilharmonie Talk« in Erinnerungen an Konzerterlebnisse in der Elbphilharmonie, sie spricht über ihre Liebe zu Brahms, dessen zweite Cellosonate auf dem Programm steht, und über ihr besonderes Verhältnis zur Musik der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina, von der sie in Hamburg einige der zehn Präludien für Violoncello solo spielt. Und sie erzählt eindrücklich vom bislang intensivsten Konzert ihrer Karriere.
*in english language* »Was spielt dieses unvergleichliche Ensemble wohl als nächstes auswendig?«, wird der Evening Standard auf der Homepage des Aurora Orchestra zitiert. »>Sacre du Printemps
*in english language* Im Podcast-Gespräch mit Keri-Lynn Wilson wird sofort klar: Aktive Solidarität mit der Ukraine ist ihr Lebensthema, das UFO ist ihr größtes nur denkbares Herzensprojekt. Dreimal täglich telefoniert sie mit einer nahen Verwandten in der Ukraine und lässt sich berichten, wie es dort steht. Den Jahrestag der Invasion hätte sie am liebsten mit einem Konzert des UFO in Kiew begangen, doch das war logistisch zu aufwendig und für manche der Mitspieler auch zu riskant. Zwei Tage vor dem historischen Datum war Keri-Lynn Wilson dennoch in der Ukraine zur Stelle. Im Opernhaus von Lwiw dirigierte sie zu Ehren der gefallenen ukrainischen Soldaten Verdis Messa di Requiem. Eine der Musikerinnen des Orchesters ist die Geigerin Anna Bura. Sie gehört ebenfalls zum Ukrainian Freedom Orchestra und erzählt im Podcast vom Alltag in Lwiw in Kriegszeiten. Und sie verrät, weshalb das Konzert in der Elbphilharmonie im August 2022 für sie und das Orchester so besonders wichtig war.
The versatile musician in conversation about the community-building power of music, inspirations from Brazil and the »Elbphilharmonie Jazz Academy«. More Information on the Elbphilharmonie Jazz Academy.
Es geht um Form und um Logik, um Melodie und thematische Arbeit, um höchste künstlerische Ansprüche: Die Sonate ist für das Soloinstrument, was die Sinfonie für das Orchester und das Streichquartett für die Kammermusik ist: die Königsgattung. Und für Komponist:innen ist sie die Königsdisziplin. Wer eine Sonate schreibt, der hat etwas zu sagen. »Und genau das interessiert mich«, erklärt die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Pianistin Tamara Stefanovich. »Warum nimmt man seit Jahrhunderten diese eine Form und kleidet sie immer wieder neu?« In ihrem dreiteiligen Sonatenmarathon reihen sich über einen Zeitraum von fünf Stunden scheinbar übergangslos Sonaten von Bach an Busoni, Soler an Ives, Skrjabin an Ustwolskaja. Barock-Komponist Domenico Scarlatti ist dabei »mein Wegweiser, mein Museumsführer«, verrät Stefanovich im »Elbphilharmonie Talk«. Außerdem sinniert sie über den heutigen Interpret:innenkult, über Flow-Momente beim Improvisieren zu viert auf der Bühne, musikalische Einflüsse aus ihrer Kindheit und die kleinen Wendepunkte in ihrer Karriere. Sie erzählt, warum sie zehn Jahre lang kein Klavier gespielt hat und wie sie mit einem Eyeliner während einer Corona-Erkrankung zum Zeichnen gekommen ist. Der Talk fand digital statt.
*In English Language* Eine Woche vor seinem 80. Geburtstag, am 13. April 2023, leitete der Brite Sir John Eliot Gardiner im Großen Saal der Elbphilharmonie seinen Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists durch eine grandiose Aufführung von Bachs h-Moll-Messe, seinem erklärten Lieblingsstück. Gardiner, ohne Stab, ohne Partitur, ohne Podest, wirkte vor seinen Ensembles wie der Fels in der Brandung – unerschütterlich und aufrecht, zugleich aber auch wie das, was diese Brandung verursacht und motiviert: hochgradig bewegt, lebendig und mit ungemein beredten Händen das stete Auf und Ab des musikalischen Flusses organisierend. Wenige Stunden vor dem Konzert nahm Sir John sich die Zeit für einen sehr munteren »Elbphilharmonie Talk«. Da Sir John die Ehre zuteil wird, bei den Krönungsfeierlichkeiten für Englands König Charles III. am 6. Mai 2023 einiges an Musik beizusteuern, kommt auch sein Verhältnis zum neuen Monarchen zur Sprache, mit dem ihn neben der Liebe zur Musik auch die Sorge um die Erde und die Verantwortung für eine nachhaltige Landwirtschaft verbindet. Schließlich ist der Bauernsohn Gardiner nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein erfolgreicher Bio-Landwirt. Gardiner feiert am 20. April 2023 seinen 80. Geburtstag. Aussehen tut er wie 60, und er klingt wie 40 – dynamisch, voller Begeisterung und Tatendrang. Trifft man ihn nicht auf dem Konzertpodium, dann ist er bei seinen Schafen, Rindern und Schweinen.
*In English Language* Das Herz der Geigerin schlägt für die zeitgenössische Musik. Im Podcast spricht sie über den Komponisten und langjährigen Freund John Adams und das Stück, das er kürzlich für sie geschrieben hat. Auf die Frage, wann sie eigentlich zuletzt ein Stück von Beethoven oder Mendelssohn gespielt hat, antwortet die gesprächige Geigerin: »Vermutlich seit meinen Zwanzigern nicht mehr«. Denn Leila Josefowicz spielt am liebsten Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Sie hat zahlreiche Violinkonzerte uraufgeführt, darunter Werke von Colin Matthews, Luca Francesconi, John Adams, Oliver Knussen und Esa-Pekka Salonen, die allesamt für sie geschrieben wurden. Im Elbphilharmonie Talk spricht sie über das Stück »Scheherazade.2«, das John Adams ihr widmete und das sie im Februar 2023 im Rahmen des Festivals »Elbphilharmonie Visions« gespielt hat. Außerdem verrät sie, warum die Musikwelt sie manchmal an die Welt der Hedgefonds erinnert, wie sie zur zeitgenössischen Musik gefunden hat und warum sie es hasst, ihre eigenen Aufnahmen zu hören.
»Das Orchester ist der schönste Anachronismus unserer Zeit«, sagt Dieter Ammann, der Schweizer Komponist, dessen für groß besetztes Orchester geschriebenes Triptychon »Core / Turn / Boost« beim Festival »Elbphilharmonie Visons« im Februar 2023 erstmals in Hamburg aufgeführt wird. Was ist das für ein Mann, der eine derart dichte, ja, massive Musik schreibt, für die sich Pierre Boulez ebenso begeistert hat wie es Wolfgang Rihm tut, und vor allem: das Publikum? Ammann, Jahrgang 1962, hat sein Musikerleben in vollen Zügen gelebt, unter anderem als Bassist, Trompeter und Keyboarder des Schweizer Free-Funk-Ensembles Donky Kong's Multi Scream. Er lehrt seit vielen Jahren und mit anhaltender Begeisterung Komposition in Luzern und bewahrt sich so seine Unabhängigkeit von Kompositionsaufträgen. Denn er ist ein extrem langsamer Schreiber. Dafür hat er den Ehrgeiz, dass das Wenige, das er komponiert, Relevanz auch in Zukunft besitzen möge. Im Gespräch für den »Elbphilharmonie Talk«, aufgenommen in seinem Wohnzimmer in Zofingen, Kanton Aargau, erzählt Dieter Ammann vom ziemlich freien Musikmachen als Kind und wie das aktive, gestaltende Hören, das er viel besser beherrscht als das Notenlesen, seinen Werdegang geprägt hat und sein Verständnis von Musik bis heute bestimmt. Ammann spricht über die Mühen des Komponierens, seine Neigung zum Motorischen, zum Drive, auch über die Genauigkeit, ohne die Expressivität in der Kunst nicht zu haben ist. Man erfährt im Gespräch mit ihm viel über den künstlerischen Prozess, über Freundschaft, über das Wesen der Musik. Seine Frau Jolanda ist übrigens eine Prophetin. Sie wusste schon viel früher als er, dass die Musik von Dieter Ammann eines nicht allzu fernen Tages im Großen Saal der Elbphilharmonie aufgeführt werden würde.
Aufgewachsen in Tirol, sog Larcher als heranwachsender Pianist die Klänge von Mozart, Bach und Schubert in sich auf, später faszinierten ihn Freigeister des Jazz wie Ornette Coleman und Gil Evans. In seiner eigenen Musik liegen die Extreme stets nah beieinander: Rasende Läufe, meditative Akkordflächen und experimentelle Spieltechniken sollen den Hörer »in eine andere Umlaufbahn schicken«. Im »Elbphilharmonie Talk« spricht der österreichische Komponist über seinen Werdegang und die ersten Komponierversuche. Außerdem erzählt er, warum er sich als »Motherboard« versteht, was seine Musik mit Natur zu tun hat und was ihn zu seinem Werk »The Living Mountain« inspiriert hat. Diese Folge des »Elbphilharmonie Talk« wurde am 12. Dezember 2022 im Rahmen eines Konzerts live vor Publikum aufgezeichnet.
*In English Language* Mit 17 Jahren gewann Jess Gillam als erste Saxofonistin den Wettbewerb BBC Young Musician of the Year; zwei Jahre später mischte sie als »unbestrittenes Highlight« (BBC) die prestigeträchtige Last Night of the Proms auf. Mittlerweile moderiert sie ihre eigene Radioshow auf BBC Radio 3 und spielt Konzerte überall auf der Welt. Daher verwundert es wenig, dass sie auch mit unter den »Rising Stars« ist, ein Programm, in dem die großen europäischen Konzerthäuser jedes Jahr die spannendsten Nachwuchskünstler des Kontinents auswählen. Man könnte sagen, die junge Saxofonistin ist eine Musikerin auf der Überholspur. Warum es trotzdem wichtig ist, sich Zeit für Projekte zu lassen, und im Leben und der Karriere auch mal innezuhalten, darüber spricht sie im »Elbphilharmonie Talk«. Außerdem erzählt sie, worin für sie die Schönheit in der Musik liegt und wie wichtig ihr als Musikerin die Authentizität ist.
*In English Language* Endlos breite Straßen, endlos viele Autos, endlose Weite, bebaut und unbebaut: Hier erschien plötzlich alles larger than life. Es war schon ein gehöriger Kulturschock, als Paavo Järvi mit 17 Jahren und keinem Wort Englisch auf der Zunge von seiner beschaulichen Heimatstadt Tallinn in Estland mit der Familie nach New Jersey in die USA übersiedelte. Paavo Järvis Vater Neeme Järvi ist eine estnische Dirigentenlegende mit Wohnsitz USA, der neun Jahre jüngere Bruder Kristjan Järvi mischt ebenfalls von den USA aus die Klassik-Szene auf. Und Paavo Järvi wählte nach einer rigorosen Dirigentenausbildung am Curtis Institute of Music in Philadelphia dann doch Europa zu seinem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt – ungeachtet einer langjährigen Chefdirigenten-Position in Cincinnati. Im »Elbphilharmonie Talk« spricht Paavo Järvi über seine tränenreichen Anfänge in der Dirigentenausbildung in den USA, die spannenden Unterschiede in der Akustik zwischen der Tonhalle und der Elbphilharmonie und worin für ihn die Gemeinsamkeit zwischen Bruckner, Messiaen und Pärt besteht. Er erklärt, warum die Hälfte aller Dirigenten nicht dirigieren kann und welchen unschätzbaren Vorteil einer hat, bei dem der Mentor für die eigene Pult-Karriere in der Familie liegt. Außerdem bekennt er sich zum Hedonismus und findet, dass er sich mit seinen beinahe 60 Jahren viel besser fühlt als 2012, als er 50 wurde. Und Järvi räumt das Vorurteil aus dem Weg, kein Dirigent könne gleich gut Mahler und Bruckner dirigieren. Zumindest probiert er es.
*In English Language* Der Organist Wayne Marshall über seinen allerersten Akkord auf einer Kirchenorgel und seine Vorliebe für Earth, Wind and Fire, Stevie Wonder und die Musik des Österreichers Franz Schmidt.
Punk und Prosa: Die Hamburger Musiker sprechen über den Geist der Neunziger Jahre und ihren Roman »Vorglühen«. Tocotronic, Herrenmagazin, das Bierbeben: So heißen die Bands der Hamburger Musiker Jan Müller und Rasmus Engler. Der Bassist und der Schlagzeuger sind Originale der hiesigen Indie-, Rock- und Punkszene und seit Jahrzehnten befreundet. Nun haben sie zusammen ein Buch geschrieben: »Vorglühen« ist ein anarchischer Coming-of-Age-Roman über die Neunziger, die Freiheit und den Sinn des Lebens. Im Elbphilharmonie Talk plaudern die beiden über den Reiz des kollektiven Schreibens, den Charme Sankt Paulis und eine besondere Gitarre namens »Herr im Frack«.
»Ich habe Heinrich Heine mit Facetime angerufen und sagte: Ich soll jetzt einen Heine-Abend in der Elbphilharmonie machen, finden Sie das nicht ein bisschen zu groß? Ja, sagte der, das ist natürlich unangemessen groß. Dann fangen Sie doch mit meinem allerkleinsten Lied an!« Wolf Biermann ist Liederdichter, zumindest schreibt er Lieder und dichtet dazu. Mit Heinrich Heine verbindet ihn von frühester Kindheit an eine innige Beziehung, immer wieder hat er ihn zu seinen Werken inspiriert. Kein Wunder, denn wie der große Heine hat auch Biermann sein Leben lang mit Deutschland gerungen, erst im Osten, später im Westen, und mit der deutschen Geschichte sowieso. In diesem Podcast spricht Biermann über seine eigene Geschichte, seinen Abend in der Elbphilharmonie, unterhält sich mit Heine und singt zwischendurch auch noch. Unbedingt hörenswert!
Er wird gern »Ur-Vater des deutschen Rock« genannt: Achim Reichel lief in seiner 60-jährigen Bühnenkarriere nie Moden hinterher, sondern folgte immer seinem Gefühl, seinen vielen Interessen. In den Sechzigern feierte er als Frontmann von The Rattles Erfolge, ging mit der Band auf gemeinsame Tournee mit den Beatles und den Rolling Stones. In den Siebzigern wurde er zum Vorreiter des Krautrocks, veröffentlichte Shantys und Seefahrersongs – und 1978 vertonte er Balladen, Klassiker wie Theodor Fontanes »Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland« oder Goethes »Der Zauberlehrling«. Die Faszination für Literatur und klassische Balladen blieb über die Jahre bestehen und führte 2002 zu einem weiteren Album, auf dem er Lyrik in Folkrockmanier vertonte (»Der Wassermann«). Im Rahmen des Festivals »Harbour Front Sounds« trägt Reichel nun einige der Balladen im Großen Saal der Laeiszhalle vor und begleitet sich dabei selbst auf der akustischen Gitarre.
»This is the 21st century. I should be not a novelty that there is more than one black face on the stage.« Double-bass player Chi-Chi Nwanoku is commited to an institutional change in the world of classical music: she is the founder of the Chineke! Orchestra, the first orchestra to consist almost entirely of Black musicians. In the Elbphilharmonie Talk the Artistic Director discusses her personal vision, newly-discovered repertoire and the crucial experience that led to the foundation of her orchestra. »Wir leben im 21. Jahrhundert. Es sollte nichts Außergewöhnliches sein, dass mehr als ein Schwarzes Gesicht auf der Bühne zu sehen ist.« Die Kontrabassistin Chi-Chi Nwanoku setzt sich für einen institutionellen Wandel in der klassischen Musik ein: Mit dem Chineke! Orchestra gründete sie das erste fast ausschließlich aus Schwarzen Musikerinnen und Musikern bestehende Orchester. Im Elbphilharmonie Talk spricht die Künstlerische Leiterin über ihre Vision, über neu entdecktes Repertoire und das Schlüsselerlebnis, das zur Gründung ihres Orchesters führte.
Der Pianist übers Loslassen, Jugend-Idole und warum man Musik nicht verstehen muss, um sie zu genießen. Der Kölner Pianist Pablo Held gilt als einer der wagemutigsten Improvisatoren Europas. Vor 15 Jahren gründete er sein telepathisch miteinander kommunizierendes Trio mit Bassist Robert Landfermann und Drummer Jonas Burgwinkel. Immer wieder hat die Band aber auch mit anderen Musikerinnen und Musikern zusammengearbeitet, mit John Scofield etwa, mit dem Saxofonisten Dave Liebman oder wie im Februar 2022 in der Hamburger Laeiszhalle mit dem brasilianischen Gitarristen Nelson Veras. Im Elbphilharmonie Talk spricht Pablo Held über die Nuancen in seiner Musik, über den Flow beim Spielen und die prägendsten Kassetten seiner Kindheit.
Im Podcast spricht der Geiger Rune Tonsgaard Sørensen über die Symbiose zwischen Musik und Tanz und warum es sich manchmal so anfühlt, als müsste man als klassischer Musiker ein Unternehmen leiten.
*In English Language* Sie ist Sängerin, Geigerin, Komponistin und Produzentin: Caroline Shaw lebt Musik mit jeder Faser. Die Pulitzer-Preisträgerin arbeitete mit Rap-Star Kanye West, schrieb Film-, Orchester- und Kammermusik für Stars wie Renée Fleming und den Cellisten Yo-Yo Ma, nur um im nächsten Moment mit der Indie-Rockband The National gemeinsame Sache zu machen. Im Elbphilharmonie Talk spricht die Musikerin über Naturerfahrungen in der Stadt, über die Bedeutung der eigenen Wurzeln und das tiefe Bekenntnis, das in ihrem Album »Let the Soil Play Its Simple Part« mit dem Schlagwerk-Quartett Sō Percussion steckt.
*In English Language* »Die Spieler scheinen telepathische Kräfte entwickelt zu haben«, staunt die New York Times über das Zusammenspiel der vier Musiker von Sō Percussion. 1999 als Studentenensemble gegründet, hat das Quartett während seines gut 20-jährigen Bestehens die Kammermusik für Schlagwerk neu definiert. Es tritt in den größten Konzerthäusern weltweit auf und hat viele spannende Kooperationen gestartet, die von klassischer Musik über Pop, Indie-Rock bis zu zeitgenössischem Tanz und Theater reichen. Bei seinem ersten Hamburg-Besuch im Mai 2022 wirkte So Percussion bei der Aufführung von John Luther Adams' großem Open-Air-Stück »Inuksuit« im Park Planten un Blomen mit und präsentierte im Kleinen Saal der Elbphilharmonie ein kammermusikalisches Programm. Hierbei spielten die vier (teils mit neuen Instrumenten und ausgefallenen Spieltechniken) Musik von Angelica Negron und dem The-National-Gitarristen Bryce Dessner. Und sie stellten das Album »Let the Soil Play Its Simple Part« vor, das sie mit der gefeierten Komponistin und Sängerin Caroline Shaw herausgebracht haben.
Wir hätten das Gespräch am liebsten aus Anlass eines weiteren Konzerts mit ihm in der Elbphilharmonie veröffentlicht. Nun ist es unversehens zum Epitaph auf einen der Großen der World Music deutscher Provenienz geworden. Am Sonntag, den 12. Juni 2022, ist Roman Bunka in seiner Wahlheimatstadt München an einer erst kurz zuvor entdeckten Erkrankung gestorben. Im »Elbphilharmonie Talk« mit ihm wird die bunte, intensive Kunst- und Musikszene der 70er, 80er, 90er-Jahre lebendig, der unbändige Abenteuerergeist im Hinblick auf Musik, auf Freundschaften über viele Ländergrenzen und andere Kulturen hinweg, der Menschen wie Roman Bunka und ihre Einstellung zum Leben geprägt hat. Mit Offenheit und Neugier hat er bis zuletzt die Welt bereist. Sie hat seinen Klang und seiner Persönlichkeit bereichert, so wie er sie. Foto von Thomas J. Krebs
Der Schlagzeuger Silvan Strauß gehört zu den vielseitigsten Jazzmusikern Hamburgs. Wenn er nicht gerade auf Tour ist mit seiner Band TOYTOY, spielt er im preisgekrönten Lisa Wulff Quartett, als Gastdrummer der NDR Bigband oder als Sideman von Größen wie Sängerin Maria João. Nun wird dem gebürtigen Allgäuer der Hamburger Jazzpreis verliehen. Im Elbphilharmonie Talk spricht er über seine Anfänge im elterlichen Mehrfamilienhaus in Kempten, über gefürchtete Konzerte in Brasilien und das Suchtpotenzial in der Musik. Mehr zu Silvan Strauß gibt's in der Elbphilharmonie Mediathek: https://www.elbphilharmonie.de/de/mediathek
*In English Language* Er nennt sie seine zwei Familien: Das Oslo Philharmonic und das Orchestre de Paris. Seit 2020 ist der »It-Maestro der internationalen Dirigenten-Szene« (Hamburger Abendblatt) Klaus Mäkelä Chef des finnischen Top-Orchesters und seit Kurzem auch in Paris. Aus einer Musiker-Dynastie stammend – der Großvater Geiger und Bratschist, der Vater Cellist, die Mutter Pianistin und die Schwester tanzt im finnischen Nationalballett – begann er zunächst mit dem Cello-Studium, konzentrierte sich dann aber schnell aufs Dirigieren. In der Elbphilharmonie bringt der talentierte Dirigent nicht nur den großartigen Sibelius-Zyklus auf die Bühne, sondern ist im März 2023 auch mit dem Orchestre de Paris zu Gast. Im Elbphilharmonie Talk spricht er über seine beiden Orchester in Paris und Oslo sowie darüber, wie ihn die Musik von Jean Sibelius geprägt hat. Außerdem erzählt er, warum der Beruf des Dirigenten so kommunikativ aber manchmal trotzdem auch einsam ist – und was für ihn einen guten Dirigenten ausmacht. Und er plaudert darüber, warum er sich selbst als Hotelmenschen bezeichnen würde, das Ritz in Paris nennt er zum Beispiel sein spirituelles Zuhause. »Ich wollte mir ein Apartment suchen, aber das Hotel zu verlassen hätte sich angefühlt, als würde ich mit meiner Familie brechen!«
*In English Language* »Ich kann nicht leben ohne Gesang«, bekennt sich Asmik Grigorian im Elbphilharmonie Talk. Musik sei für sie für sie ein Grundbedürfnis und nie ein Mittel zum Zweck, erklärt sie weiter. Vor vier Jahren wurde die litauische Sopranistin über Nacht zum Weltstar, als sie als Salome in Richard Strauss' gleichnamiger Oper dem Salzburger Publikum den Atem raubte. Im Rahmen des Internationalen Musikfests 2022 zeigt sich die Ausnahme-Sängerin dem Hamburger Publikum von einer besonders persönlichen Seite: Abseits der glamourösen Opernwelt gestaltet sie einen Liederabend im Kleinen Saal – eine der wenigen Chancen, ihre außergewöhnliche Stimme von Nahem zu erleben. Im Elbphilharmonie Talk spricht sie über die selten gehörten Lieder von Sergej Rachmaninow, denen sie sich gemeinsam mit ihrem Landsmann, dem berühmten Liedbegleiter Lukas Geniušas, widmet. Außerdem erzählt sie, wie musikalisches Arbeiten für sie zum intensiven Flow-Erlebnis wird, plaudert über Schmuck und Tattoos, und erklärt, warum sie nicht viele Aufnahmen produziert.
*In English Language* Der Saxofonist und Komponist Branford Marsalis ist schon seit Jahrzehnten eine feste Größe im Jazz. Er ist der älteste Spross der Marsalis-Jazzdynastie, Musik scheint bei der Musikerfamilie aus New Orleans im Blut zu liegen. Dennoch, Marsalis ist kein Jazzpurist. Er hat bereits mit Popstars wie Sting und Tina Turner zusammengearbeitet und betont immer wieder: »Nur virtuos zu spielen verfehlt den Kern der Musik.« Ihre Kraft liege in Melodien, die das Publikum am Ende eines Abends mit nach Hause nehme. Im Elbphilharmonie Talk spricht er über Egoismus im Jazz, über ungarische Musik und unterschiedliche Hörgewohnheiten. Und darüber, was ihm persönlich beim Spielen wichtig ist.
*In English Language* John Luther Adams ist ein außergewöhnlicher Komponist. Über 40 Jahre lebte er im Norden Alaskas, dessen Landschaft seine Musik ganz maßgeblich beeinflusst hat. Einige seiner Werke sind explizit für die Aufführung draußen, unter freiem Himmel geschrieben. Dazu gehört auch sein Werk »Inuksuit«, das im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg 2022 im Park Planten un Blomen aufgeführt wird. Inspiriert ist es von den gleichnamigen Steingebilden, die die Inuit über viele Jahrhunderte als Wegweiser in den kahlen Ebenen der Arktis errichteten. Im Podcast erzählt er, wie das Stück entstanden ist und und wie sehr ihn die Natur zu seiner eigenen Musik inspiriert.
***Talk in English Language*** Sechs großartige Solistinnen des internationalen Jazz machen derzeit in der Band Artemis Furore. Wie ist das, in der Männerdomäne Jazz nur mit Frauen auf der Bühne zu stehen? Und wie lange wird das überhaupt noch eine Frage sein? Wenige Stunden vor ihrem umjubelten Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie stand Renee Rosnes, Artemis-Gründerin, Pianistin und Komponistin, im Elbphilharmonie Talk entspannt Rede und Antwort auf unsere Fragen. __________________________ Six great female soloists of the international jazz scene are currently causing a sensation with the band Artemis. What is it like to be on stage with women only in the male domain of jazz? And how long will that even be a question? A few hours before her celebrated concert in the Grand Hall of the Elbphilharmonie, Renee Rosnes, Artemis founder, pianist and composer, answered our questions in a relaxed manner.
Das Singen liegt in der Familie. Aber Florian Boesch, in dieser Saison Porträtkünstler der Elbphilharmonie, macht mit seiner ganz besonderen Singstimme vieles ganz anders als seine berühmte Großmutter Ruthilde Boesch und sein ebenso berühmter Vater Christian Boesch. Kaum Oper, hauptsächlich Oratorien- und Liedgesang, und das mit einer beispiellosen Intensität und Fülle an Nuancen im Ausdruck. Im »Elbphilharmonie Talk« erzählt Florian Boesch über seine etwas unfreiwillige erste Gesangsstunde bei der Oma in Wien, und er spricht über die maßlose Einsamkeit und Freiheit des Sängers am Abend jeder Vorstellung um 19.30 Uhr. Er erklärt, warum er sich weltweit für Ernst Kreneks »Liederbuch aus den österreichischen Alpen« einsetzt und welche Programme das Publikum in seiner Residenz sonst noch erwarten. Im Gespräch geht es auch um sein Verhältnis zum It-Dirigenten Teodor Currentzis und um das Erweckungserlebnis Nikolaus Harnoncourt, den Boesch »der Meister« nennt. Und er beteuert, dass die große Verbundenheit mit der Sopranistin Anna Prohaska rein gar nichs damit zu tun hat, dass schon ihrer beider Großeltern miteinander musiziert haben. Das wusste er nämlich gar nicht.
Kirill Gerstein gehört zu den renommiertesten Pianisten der Gegenwart. Der US-amerikanische Musiker wurde in der ehemaligen Sowjetunion geboren und lebt aktuell in Berlin. So verbinden sich in seinen intelligenten Interpretationen die Traditionen des russischen, amerikanischen und mitteleuropäischen Musizierens. Zum 5. Geburtstag der Elbphilharmonie am 11. und 12. Januar 2022 kehrt Kirill Gerstein nach Hamburg zurück und präsentiert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester das jüngste, hochgelobte Klavierkonzert des britischen Komponisten Thomas Adès. Im Podcast spricht der Pianist über das Stück und seine enge künstlerische Beziehung zu Adès – in perfektem Deutsch.
*In English Language* Ein paar Tage bevor ihr Reflektor-Festival in der Elbphilharmonie startet, konnten wir mit Anoushka Shankar über Instagram Live einen ausführlichen Blick auf ihr Festival-Programm werfen. Hier gibt es das Gespräch als Podcast zum Nachhören!
Tickets erhältlich: https://elphi.me/reflektor_richter_mahr Kurz vor Start des von ihm und seiner Partnerin Yulia Mahr kuratierten Reflektors, erzählt der britische Star-Komponist Max Richter über Ritter-Sport-Schokolade und andere Trigger, die bei ihm Kindheitserinnerungen an Deutschland wecken, über seine grässliche Klavierlehrerin in England, wie ihm Luciano Berio in Rom dabei half, seine eigene Sprache in der Musik zu finden und warum manchmal der Küchentisch die kreativste Zelle eines Haushalts ist. Und weshalb all die tollen Künstler bei dem » Reflektor Max Richter & Yulia Mahr« auftreten, die das Künstlerpaar vom 7.-10. Oktober in die Elbphilharmonie eingeladen hat.
»Musik wird es immer geben – unabhängig von der politischen und finanziellen Lage eines Landes«, meint der kubanische Dirigent José Antonio Méndez Padrón. Er weiß, wovon er spricht. Als Kind eines Chorleiters ist er mit Musik großgeworden. Im Elbphilharmonie Talk spricht er über die blühende Musikkultur seines Heimatlandes, in dem die Chancen auf eine professionelle musikalische Ausbildung trotzdem noch zu gering sind. Auch er hätte beinahe auf eine Baseball-Karriere gesetzt – »weil es irgendwie normal ist«, erzählt er. Dass er stattdessen mal auf der Elbphilharmonie-Bühne stehen würde, hätte er nie gedacht: »Vor drei Jahren durfte ich hier bei einer Probe vom Balthasar-Neumann-Ensemble zuschauen und habe mich sofort in den Saal verliebt«, erinnert er sich. Der ausgebildete Sänger und Dirigent, der von allen nur liebevoll »Pepe« genannt wird, ist mit »seinem« Havana Lyceum Orchestra und der Hornistin Sarah Willis zu Gast in der Elbphilharmonie. Auf dem Programm steht das außergewöhnliche Konzertprojekt »Mozart y Mambo«, das klassische Werke von Mozart mit kubanischer Musik verbindet – das Ergebnis geht nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine.