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Eine wahrhaft aufregende Geschichte, in deren Mittelpunkt Menschen stehen, die mit ihrer Arbeit immer beides zugleich waren: tragendes Element der Kirche und mutige Unruhe- und Anstifter:innen. Mit am Stammtisch sitzt die Präsidentin der Stiftung Boldern, Madeleine Strub-Jaccoud. Sie will die neue Vision für den gesegneten Ort konkret werden lassen, und ahnt zugleich: Der vielbeschworene Geist von Boldern kann überall strömen.
«Ich unterhalte mich in Kaffeepausen mit weltbekannten Ökonomen.» Das sagt Martin Brown, der neue Direktor des Studienzentrums Gerzensee. Das Studienzentrum wird von der Schweizerischen Nationalbank finanziert. Dort wird geforscht und gelehrt – und zwar auf internationalem Top-Niveau: Zu den Dozierenden gehören viele der einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit, darunter James H. Stock und Jordi Gali. Mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten sei ein grosses Privileg, so Brown. «Unsere Dozierenden haben immer den Blick für die wichtigen Themen und die Kompetenzen, um diese zu erforschen und ihre Ergebnisse zu kommunizieren.» Davon profitieren viele Schweizer Ökonomie-Doktorierende, die Kurse in Gerzensee besuchen. Wie will Brown das Studienzentrum Gerzensee in die Zukunft führen? Was wird sich unter seiner Leitung ändern? Und was fasziniert Martin Brown an seinem eigenen Forschungsgebiet? Das und mehr erfahren Sie im neuesten Geldcast von swissinfo.ch. Das Gespräch führt Geldökonom und Wirtschaftsjournalist Fabio Canetg.
Seit 50 Jahren können Stipendiaten im Deutschen Studienzentrum Venedig ihren Forschungen nachgehen. Die Geschichte und Schönheit der Stadt hinterlassen dabei so viele Eindrücke – die viele ein Leben lang nicht mehr loslassen. Von Noemi Schneiderwww.deutschlandfunkkultur.de, Zeitfragen. FeatureDirekter Link zur Audiodatei
Katharina Hoppe, was ist eigentlich »Ökologischer Feminismus«? mit Friederike Alm, Aranka Benazha, Vicente Pons Marti und Markus Rudolfi In unserer zweiten Folge sprechen Markus und Aranka mit Dr. Katharina Hoppe über »Ökologischen Feminismus«. Katharina Hoppe arbeitet am Arbeitsbereich »Soziale Ungleichheit« des Instituts für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt. Für ihre Dissertation »Die Kraft der Revision. Epistemologie, Politik und Ethik im Werk Donna Haraways« wurde sie 2020 mit dem Cornelia Goethe Preis für herausragende wissenschaftliche Forschung im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung ausgezeichnet. Das Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC) wurde 1997 auf Initiative von Ute Gerhard gegründet und ist ein interdisziplinär und international ausgerichtetes Forschungs- und Studienzentrum der Goethe-Universität Frankfurt. Im Interview verrät Dr. Hoppe uns auch, zu was sie aktuell forscht und auf welche Publikation von ihr wir uns als nächstes freuen dürfen. Erfahrt mehr über uns bei Instagram oder Twitter @TalkSoScience und auf unserer Website unter https://talksocialscience.uni-frankfurt.de Weitere Informationen zu Dr. Katharina Hoppe und zum Thema der Folge: Dr. Katharina Hoppe Christine Bauhardt zu Feministischer Ökonomie, Ökofeminismus und Queer Ecologies (2012) Publikation von Fridays for Future Tübingen zu den verschiedenen Dimensionen der Klimakrise (2021) Website mit Trailer zur Doku »Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival« von Fabrizio Terranova (2016) Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC): Unser Jingle ist von Tristian Urban: https://tristianurban.bandcamp.com/ Weitere Bands in denen er spielt Wassermanns Fiebertraum und Van Manakin Habt Ihr Feedback oder wollt mitmachen? Schreibt uns gern eine E-Mail an: talksoscience@protonmail.com oder Kommentiert auf unserer Website oder auf Social Media.
Wie hat Rainer Werner Fassbinder gearbeitet? Darüber gibt auch die Schreibmaschine seiner Mutter Liselotte „Lilo“ Eder Auskunft. Senior Curator Hans-Peter Reichmann berichtet, was die Schreibmaschine über Fassbinders besondere Arbeitsweise erzählen kann und warum sie in gewisser Weise Filmgeschichte geschrieben hat. Der Nachlass Fassbinders wurde dem DFF von der Rainer Werner Fassbinder Foundation 2019 übergeben und wird seitdem im Archiv und Studienzentrum des DFF aufbewahrt. Die Ausstellung Methode Rainer Werner Fassbinder. Eine Retrospektive ist von 10. September 2021 bis 6. März 2022 in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen.
Mit Joachim Negel, Theologieprofessor, reden Joel und Oliver über das Sterben. Gibt es die Kunst zu sterben? Was spielt der Tod heute für eine Rolle? Und wie sieht eine christliche Perspektive auf den Tod aus? Dieser Podcast wurde im Rahmen des CAS Kurses vom Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft vor Publikum aufgenommen.
Mit Christine Schliesser, Ethikerin und Theologin, reden Nicolas und Oliver über die Kirche. Handelt sie politisch oder ist sie mundtot? Soll sie das überhaupt? Was ist das eigentlich christliche an unserer politischen Position? Dieser Podcast wurde im Rahmen des CAS Kurses vom Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft vor Publikum aufgenommen.
Mit Dr. Veronika Hoffmann, Professorin für Dogmatik, reden Joel und Oliver über die Vertrauenskrise in unserer Gesellschaft. Kann man Wissenschaftlern, Politikern und den Medien glauben? Was haben uns die letzten Monate aufgezeigt? Die Welt wird immer wie komplexer. Wie können wir wissen wem wir vertrauen und an wem wir uns orientieren sollen? Und wem sollen wir mit gesundem Misstrauen gegenüberstehen?Dieser Podcast wurde im Rahmen des CAS Kurses vom Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft vor Publikum aufgenommen.
Mit Gregor Emmenegger, Professor für Alte Kirchengeschichte, reden Nicolas und Oliver über Prophetie. Trump, Corona und das Ende der Welt … Was machen wir mit all den falschen Prophezeiungen? Wozu gibt es Prophetie und wie sähe eine prophetische Existenz aus, die den Menschen wirklich dient? Hat das Prophetische noch eine Zukunft? Dieser Podcast wurde im Rahmen des CAS Kurses vom Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft vor Publikum aufgenommen.
Mecki war in Deutschland in der Zeit des Wiederaufbaus eine nationale Berühmtheit. Seinen ersten Auftritt hatte der Igel in dem schwarz-weißen Puppenfilm DER WETTLAUF ZWISCHEN DEM HASEN UND DEM IGEL, den die Brüder Diehl 1938/39 drehten. Die etwa 38 cm große Mecki-Figur befindet sich im Archiv und Studienzentrum des DFF – zusammen mit anderen Animationsfiguren und Requisiten der Filmproduktionsfirma Diehl Film, die 1988 von der Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege für das Filmmuseum erworben wurden.
Kein Buch polarisiert mehr als die Bibel. Wie kann es sein, dass ein Buch teilweise so blutrünstig daherkommt und gleichzeitig so inspiriert und voller Lebensweisheiten steckt? «Zweifeln gehört zu einem gesunden Glauben dazu», sagt Stefan Wenger. Im Talk stellt sich der Autor und Theologe den grossen Fragen und Kontroversen rund um den literarischen Bestseller Bibel. Stefan Wenger Dr. theol., verheiratet, drei Kinder, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studienleiter am Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft, Mitglied der Gemeinschaftsleitung der Landeskirchlichen Gemeinschaft Jahu und Dozent für Neues Testament an verschiedenen Ausbildungseinrichtungen in der Schweiz.
"Wie hältst du's mit der Religion? -Anregungen für die Erschließung spiritueller Themen in schulbezogener Jugendarbeit" heißt das neue Buch von Anette Daublebsky von Eichhain, das gemeinsam vom Jugendpastoralinstitut Don Bosco, Benediktbeuren, und dem Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal herausgegeben wird. In diesem Gespräch spricht die Autorin über Erschließung spiritueller Themen in schulbezogener Jugendarbeit und die Impulse aus der konstruktivistischen Didaktik, https://www.genialokal.de/Produkt/Anette-Daublebsky-von-Eichhain/Wie-haeltst-dus-mit-der-Religion_lid_42242681.html
KIT.audio | Der Forschungspodcast des Karlsruher Instituts für Technologie
Andreas Rauhut ist seit 2009 ehrenamtlich in Vollzeit Mitglied bei Refo Moabit, einer Gemeindegründung im Westen Berlins. Außerdem ist er Professor für missionale Gemeindeentwicklung und Gemeindeerneuerung am theologischen Studienzentrum in Berlin. Ich spreche mit ihm über die Gründung und das Leben bei Refo, wie sie es geschafft haben eine Gemeinde innerhalb der ev. Landeskirche zu erneuern und zu gründen. Als zweites sprechen wir darüber, was er am theol. Studienzentrum macht und was das ganze eigentlich so besonders und einzigartig macht. Unsere Webseite: https://ecclesiopod.de Podcast bei Instagram: https://www.instagram.com/ecclesiopod/ Shownotes: Andreas bei Facebook: https://www.facebook.com/andreas.rauhut.39 Refo Moabit: https://www.refo-moabit.de theol. Studienzentrum Berlin: http://www.tsberlin.org Communio Ringseminar: https://bit.ly/2laGC8f Bücher: Die große Scheidung, C. S. Lewis: https://amzn.to/2lB5ruj Pardon ich bin Christ, C. S. Lewis: https://amzn.to/2l3AlLk Von der Ausgrenzung zur Umarmung, Miroslav Volf: https://amzn.to/2lKUlCW The Moral Vision of the New Testament, Richard B. Hayes: https://amzn.to/2n9DQAy Vielen Dank fürs zuhören. Ich freue mich über Feedback oder sonstige Anregungen. Schreibt mir einfach auf Instagram oder per Mail an: gebhardtsilas@gmail.com
Ottmar Kappen und Christoph Erbach, beide Mobilitätstrainer bei Sehwerk, sind zu Gast bei Gerhard Jaworek vom Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Thema der Folge ist der klassische Blindenstock oder Langstock. Jeder, der an blinde Menschen denkt, verbindet das meist mit dem robustesten und zuverlässigsten Hilfsmittel zur Orientierung, dem Langstock, den die blinde Person vor sich her pendelt beziehungsweise mit sich führt. Die Geschichte, dass sich blinde Menschen mit Stöcken orientieren, geht bis in das Mittelalter zurück. Es scheint Darstellungen zu geben, die Blinde mit Stock zeigen. Auf dem Gemälde „Zug der Blinden“, das auf um 1800 geschätzt wird, geht einer mit einem Stecken voraus und andere blinde Menschen folgen. Der klassische Langstock wurde in Frankreich von Guilly d’Herbemont entwickelt. In Deutschland hielt sich noch sehr lange bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein der weiße kurze Krückstock. Der Volksmund sagt heute noch „Das sieht ja ein Blinder mit dem Krückstock“… Hauptnachteil des Krückstocks ist die zu kurze Distanz, um auf Hindernisse reagieren zu können. Er diente auch eher der Kennzeichnung und weniger der Orientierung. Die Systematisierung der Benutzung des Langstockes erfolgte 1944 durch Richard Edwin Hoover. Der Stock sollte ungefähr bis zum Brustbein reichen. Bei Kindern, bzw. Personen, die sehr schnell unterwegs sind, etwas länger, um einen längeren Reaktionsweg zu erreichen. Erste Experimente wurden in den 70er Jahren mit Stativ-Beinen gemacht, die man weiß anstrich. Heute kommen häufig Hightech-Materialien zum Einsatz, wie man sie vom Outdoor-Bereich her kennt, beispielsweise Carbon, Aluminium und andere Leichtmetalle bis hin zum Flugzeugstahl. Die Machart des Stockes, also wie viele Klappteile er besitzt, das Material des Stockes und auch der Spitze, legen fest, wie gut der Stock Bodeninformationen überträgt. Den Vorteil eines praktisch faltbaren Klappstocks erkauft man sich eventuell durch seinen dadurch eher dämpfenden Charakter und die dadurch etwas weichere und verwaschenere Informationsübertragung. Auch die Spitze ist hierfür sehr entscheidend. Eine starre unbewegliche überträgt mehr Information und gibt mehr Geräusch, was auch zur Auswertung der Umgebung genutzt werden kann, aber auf Kopfsteinpflaster bleibt man damit hängen. Oft kommen Rollspitzen zum Einsatz. Diese entlasten die Stockhand enorm. Sie drehen sich leider nicht in Laufrichtung. Die Rollspitze hat die Technik verändert. Bei starren Spitzen tippt man eher und bei Rollspitze verbleibt der Stock auf dem Boden. Es gibt im wesentlichen drei Typen von Langstöcken und Kombinationen davon: Der starre Langstock kann weder gefaltet, noch ineinander geschoben werden. Der Teleskop-Langstock. mit ihm kann die Länge variiert werden. Das kann beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn man mal schneller und mal langsamer unterwegs ist. Der Faltstock. Von zwei bis sechs Teile, die durch einen Gummizug gehalten werden. Bei manchen Faltstöcken ist ein Glied als Teleskop ausgelegt, so dass man die Länge so auf 20 cm variieren kann. Den besten Stock gibt es nicht. Der muss gemeinsam mit den Trainern individuell gefunden werden. Manche setzen je nach Situation auch mehrere Stöcke ein. Für sehbehinderte Menschen gibt es kürzere Stöcke, die lediglich der Kennzeichnung dienen. Auch bei den Griffen gibt es inzwischen von der Krücke, dem Golfgriff, dem edlen Holzgriff alles, was man sich denken kann. Ein Langstock darf heutzutage auch schick, space-ig oder sonst wie gemacht sein. Über den Griff lässt sich ein Stock gut personalisieren. Jemand, der einen Stock mit sich führt muss nicht zwangsläufig vollblind sein. Hat er einen Röhrenblick, dann kann die Person eventuell noch ohne Brille lesen, sich aber nicht mehr mit dem kleinen Gesichtsfeld orientieren. Gesellschaftlich bedeutet Stock aber meistens Blindheit. Das macht den Start mit dem Langstock für Menschen mit einer schleichenden Erblindung oft schwer. Der Stock muss akzeptiert werden. Nur dann wird er seine Möglichkeiten voll entfalten. Er muss zum verlängerten Zeigefinger werden. Blinde Menschen haben, wenn sie sich alleine im Verkehr bewegen, eine Kennzeichnungspflicht. Der Stock ist neben der Armbinde, Signalleibchen auch ein akzeptiertes Zeichen. Deshalb sollten Walking- Ski- oder andere Stöcke, die keine Kennzeichnungs- oder Langstöcke sind, eigentlich nie weiß sein. Das Führgeschirr eines Führhundes dient auch als Verkehrsschutzzeichen und kennzeichnet auch die Seheinschränkung. Teil des O&M-Unterrichtes ist es auch, dass man sich ausreichend kennzeichnet, z. B. anhand der richtigen Stockhaltung in der richtigen Situation. So darf der Stock nicht in den Verkehr hinein ragen. Sehende sollten nie versuchen, dem pendelnden Stock durch einen Hochsprung auszuweichen. Stehen bleiben ist das beste. Dann stößt der Stock vielleicht mal an die Füße, was man aber kaum wahrnimmt. Viele verfallen in eine Art Starre. Das beste, wie schon gesagt, stehen zu bleiben und sich akustisch bemerkbar zu machen. Sehende erden oft nervös, wenn sie sehen, dass jemand mit Langstock auf ein Hindernis zusteuert und wollen warnen. Das ist gut gemeint, aber nicht immer hilfreich. Scheinbare Hindernisse sind für blinde manchmal sogar wichtige Orientierungs-Marken. Ich empfehle an dieser Stelle, wenn es sich nicht wirklich um ein gefährliches Hindernis, z. B. eine offene Grube oder so handelt, etwas Gelassenheit. Sollte die blinde Person tatsächlich in Schwierigkeiten geraten, bekommen Sie das schon mit, oder sie werden um Hilfe gebeten etc. Und wenn Sie rufen müssen, dann rufen Sie bitte auch den Grund ihrer Besorgnis dazu. „Achtung“ bringt nicht viel, weil für uns ein Hindernis erst dann existiert, wenn es mindestens in Reichweite des Langstockes ist. Was der Stock nicht kann, ist die Erkennung von Hindernissen, die nicht direkt am Boden beginnen, wie Kanten von Laderampen bei LKWs, Schranken und ähnliche in der Luft schwebende Hindernisse. Hierfür gibt es Geräte zum Oberkörperschutz. Basierend auf Infrarot, Laser oder beidem warnen diese vor derartigen Hindernissen, indem beispielsweise der Griff des Stockes vibriert. Ein Beispiel hierfür ist der Ultra Cane, oder die Fledermaus von Synphon, deren Prototyp auch hier zu hören ist. Wichtig ist an dieser Stelle, dass es sich hier lediglich nur um Zusatzgeräte handelt. Bisher ist es technisch nicht gelungen, den Stock zu ersetzen.
Gerhard Jaworek vom Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) des Karlsruher Institutes für Technologie (KIT) traf sich mit Christoph Erbach Rehabilitationslehrer von Beruf und angestellt bei der Firma Sehwerk am SZS zum Thema Mobilitätstraining: Wie blinde Menschen lernen sich die Welt zu erschließen. Mobilitätstraining (57:43, 27MB) Gleich bei der Vorstellung appelliert der Gast an alle, dass es am Rehabilitationslehrer-Nachwuchs mangelt, obwohl es ein sehr vielfältiger und abwechslungsreicher Beruf sei. Ein Rehalehrer unterstützt Menschen mit einer Seheinschränkung oder Blindheit, um in ein selbstständiges Leben, um in die Welt zu finden. Angefangen vom selbstständigen Stellen eines Weckers, sich anzuziehen, Körperhygiene, Nahrungszubereitung, Essen bis hin zum Umgang mit dem Blindenstock, nutzen von Navigationshilfen und was sonst noch für ein eigenständiges Leben nötig ist, umfasst die Aufgaben eines Rehalehrers. Mobilitätstraining und Unterricht in lebenspraktischen Fertigkeiten (LPF) ein lebenslanger Prozess sind, weil sich Lebensumstände ändern und daher andere Fähigkeiten und Fertigkeiten wichtig werden. Ein Kind muss beispielsweise lernen, sich selbst die Schuhe zu binden. Später braucht es den Weg zur Schule, dann wird spätestens im Studium Kochen, Wäschepflege und Haushaltsführung wichtig. Der Weg zur Uni, vermutlich sogar in einer neuen Stadt, und vieles mehr muss erlernt werden. So muss im Laufe des Lebens immer mal wieder nachtrainiert werden. Bei diesem Reha-Unterricht gibt es Basiseinheiten, wie der Umgang mit dem Langstock, aber ansonsten entsteht das Kolloquium individuell durch die Lebenssituation eines jeden einzelnen Individuums betont Christoph. Wenn jemand etwas beispielsweise auch nicht lernen möchte, ist das OK. Es geht um Lebensglück und Lebensqualität in diesem Unterricht. Grundvoraussetzung muss immer sein, dass die betroffene Person sich in diesen Bereichen verändern möchte. Oft gibt es unangemessene Einflussnahme von Angehörigen Betroffener, die in bester Absicht meinen, so ein Training verordnen zu müssen. Der Unterricht ist eine Sache. Der psychische Umgang und die Verarbeitung einer plötzlichen Erblindung eine andere. Hier ist höchste Sensibilität und Respekt gefordert. Thema sind oft ganz einfache Wünsche, wie „Für mich wäre es ein Glück, wieder selbst in meinen Garten fahren zu können.“ Der Weg dahin kann steinig sein. Zu Orientierung und Mobilität gehört weit mehr, als nur den Langstock angemessen einsetzen zu können. Training des räumlichen Vorstellungsvermögen, wo bin ich gerade im Raum, und was muss ich tun, um zu einem gewünschten anderen Ort zu gelangen, ist am Anfang manchmal gar nicht so einfach. Sicheres Gehen, wie auch die Überwindung von Stufen und Treppen stellen vor allem Menschen mit einer Altersblindheit vor große Herausforderungen. Pro Retina ist eine Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Netzhautdegenartionen. Schwierig ist oft am Anfang, dass die betroffene Person alles so erledigen möchte, wie sie es in der Vergangenheit als sehender Mensch tat. Diagonal durch einen Raum zu laufen, geht ohne Sicht nicht mehr so ohne weiteres. Deshalb versuchen Blinde oft die Welt in einfache geometrische Strukturen zu bannen. Gerhard Jaworek hat viele Jahre in der Quadratestadt Mannheim gelebt und liebte die einfache Orientierung in den Quadraten. Der Karlsruher Fächer, ist dagegen im Vergleich eine größere Herausforderung, weil eine Vereinfachung deutlich schwieriger ist. Ein höchstes Gut und Ziel eines Mobilitätstrainings, ist die Fähigkeit, sich zum einen eine innere Karte der Umgebung vorzustellen, und zum anderen, dass man dann auch noch weiß, wo man sich auf ihr befindet und was man tun kann, wenn eine geplante Route, beispielsweise wegen einer Baustelle, nicht gegangen werden kann. Und auch hier setzt das Projekt Terrain mit optimierten Routen an. Mobilitätstraining ist auch Persönlichkeitsbildung: Man muss lernen zu fragen, um Hilfe zu bitten und die eigenen Grenzen zu akzeptieren. In Deutschland haben wir eine sehr gute Situation, da Kinder meist durch die Frühförderung schon rechtzeitig mit O&M-Training und LPF beginnen. Gerhard Jaworek hatte das große Glück in einen sehr fortschrittlichen Kindergarten für blinde Kinder nach Basel besuchen zu können. Ansonsten hätte ich in diesen Bereichen deutlich mehr Defizite nachzuholen gehabt. Wie schon in Folge 2 dieses Podcasts angesprochen, werden in O&M noch viele Hilfsmittel über den klassischen Langstock hinaus eingesetzt. Es ist gewissermaßen ein Glücksfall, das auch sehende Menschen „so faul sind“, selbst in bekannten Orten nicht auf Fußgängernavigation verzichten zu wollen. Davon profitieren blinde Menschen, die Navis und Smartphones als Hilfsmittel, sich zurecht zu finden, einsetzen. Neben Stock, Navis, Kompass findet alles Einsatz, was die Vorstellungskraft fördert. Taktile 2D-Karten bis hin zu 3D-Modellen werden nach Bedarf verwendet. Der Touch-Mapper Service bietet die Erstellung von 3D-Modellen von Karten für den 3D-Druck. Landmarks sind auch sehr wichtig, beispielsweise eine Hausecke mit Regenrinnen oder sonstige fest installierten unbeweglichen Dinge. Zur Einschätzung der Situation und auch zur Verortung in der Umgebung ist ein geschultes Gehör unverzichtbar. So findet heutzutage das Klicksonar mehr und mehr Einzug in den O&M-Unterricht. Trotz aller Möglichkeiten steht die Einfachheit im Vordergrund. Auch wenn Technik versagt, muss es eventuell gehen. Eines der am höchsten technisch entwickelte Hilfsmittel dürfte der Chip sein, der ins Auge implantiert wird, und Lichtreize an das Gehirn geben kann. Christoph Erbach hat schon Personen damit unterrichtet. Leider erfüllen die meisten blinden Menschen die Randbedingungen nicht, so dass er nur wenigen helfen kann. Die Wahrnehmung mit dem Chip ist aber eher nicht ein Sehen im klassischen Sinne. Dennoch kann diese geringe Auflösung und Lichtwahrnehmung hilfreich sein. Aktuelle technische Entwicklungen in Richtung der Künstlichen Intelligenz, autonomem Fahren, Computersehen und vielem mehr werden in Zukunft auch für blinde Menschen das Leben erleichtern und verbessern. Weitere Informationen Firma Sehwerk anderes sehen e.v. Pro Retina e.V. Rehabilitationslehrer-Nachwuchs
Richtungsinformationen lassen sich sehr gut über Vibrationen vermitteln. Dafür hat Patryk Dzierzawski im Rahmen seiner Abschlussarbeit Vibrationsbänder entwickelt, aufgebaut und evaluiert.Am Lehrstuhl vom Computer Vision for Human-Computer Interaction Lab (cv:hci) und dem Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) werden nicht nur Assistive Technologien für Menschen mit Sehbehinderungen evaluiert und angeboten, sondern auch dazu unterrichtet. Weiterhin werden Studierenden Möglichkeiten geboten unter anderem mit Abschlussarbeiten in diesem Bereich sich direkt an der Forschung zu beteiligen. Patryk Dzierzawski stellt dazu hier im Gespräch mit Gerhard Jaworek seine Abschlussarbeit zu Vibrationsbändern zur Navigationsunterstützung an Arm oder Fuß vor. Die Arbeit bestand aus dem Design, der prototypischen Herstellung, einer Ansteuerung durch Smartphone und der Evaluation des vibrotaktilen Interfaces. Die Vibrationsbänder selbst bestehen aus mit 3D-Druck erstellten Band und Gehäuse, einem Mikrocontroller mit Batterie und Vibrationsmotoren. Bei der Erstellung war das Vorwissen um Wearable Computing und Robotik sehr hilfreich. Schon in der Folge 2 „Blind Orientieren“ dieses Podcasts wurden vorgestellt, wie vibrotaktile Interfaces zum Einsatz kommen können. Meisst gab es hier nur einfache Vibrationen, wo hingegen die Vibrationsbänder drei von einander unabhängig ansteuerbare Vibrationsaktoren eingesetzt werden. Damit können elementare und wichtigste Navigationsanweisungen zur Richtung und Warnmeldungen zum Anhalten sehr direkt vermittelt werden. Der große Vorteil der vibrotaktilen Vermittlung liegt dabei darin, dass der Hörsinn nicht wie bei Narration und Sonifikation eingeschränkt wird. Im Gegensatz zu kommerziellen Lösungen wie dem VibroTac System lag in der Arbeit der Fokus auf einer leichten und preiswerten selbstätigen Herstell- und Reparierbarkeit durch Rapid Prototyping Technologien mit der damit einhergehenden Reduzierung auf eine minimale Lösung, die noch die volle Navigationsunterstützung liefern kann. Die Literaturrecherche führte unter anderem zum „Gentle Guide“, wo an jedem Arm ein Vibrationsmotor eingesetzt wurde, wo durch die Nutzenden gerade die Nutzung zweier Bänder kritisch gesehen wurde, so wurde hier eine Lösung mit nur einem Band angestrebt. Interessanterweise hat sich diese reduzierte Lösung als sehr effektiv in einem Navigationstest erwiesen, wenn auch die Interpretation der Signale im Vergleich zur akustischen Ausgabe durch den Menschen etwas länger dauerte. Im FDM 3D-Druck kamen für das Armband ein flexibles TPU Filament und für den Gehäuseschutz für Platine und Batterie ein hartes Filament zum Einsatz. Für den Microcontroller Adafruit Feather 32u4 Bluefruit LE mit eingebautem Bluetooth Low Energy (BLE)-Modul musste auch die Ansteuerelektronik für die Motoren ausgelegt werden. Die Programmierung erfolgte mit der Arduino-Entwicklungsumgebung und ermöglichte die Ansteuerung durch Smartphones über Bluetooth LE. Für die technische Ansteuerung der Vibrationsbänder wurde auch eine App für Android Smartphones entwickelt. Dabei wurde auch auf die Barrierefreiheit geachtet, damit auch blinde Menschen die technischen Tests durchführen können. In den damit ermöglichten Praxistests wurde geprüft, in wie weit die gewünschte Funktion erfüllt wird, welche Vibrationsstärken und -dauer als sinnvoll und angenehm bewertet wurden. Dabei wurden die Tests sowohl in Ruhe als auch in Bewegung durchgeführt. Interessanterweise wurden am Armband zur sichereren Unterscheidbarkeit typischerweise länger und stärker gewünscht, am Fußband wurden die angesetzten Standardwerte gut akzeptiert. Die Tests beschränkten sich aber auf die reine Identifikation der Vibrationen, erweiterte Wizard-of-Oz Tests bei dem ein Mensch die Funktion einer erweiterten Software simuliert und die Hardware direkt ansteuert, sollen eine Navigation simulieren und sind Teil eines späteren Tests im Terrain-Projekt. Literatur und weiterführende Informationen S. Schätzle, T. Ende, T. Wüsthoff, C. Preusche: „Vibrotac: An ergonomic and versatile usable vibrotactile feedback device.“, RO-MAN, IEEE, 2010. A. Meier, D. J. Matthies, B. Urban, R. Wettach: „Exploring vibrotactile feedback on the body and foot for the purpose of pedestrian navigation.“ Proceedings of the 2nd international Workshop on Sensor-based Activity Recognition and Interaction. ACM, 2015.
Im Rahmen einer Berufs- und Studienorientierung an Gymnasien (BOGY-Praktikum), bekam Leonard die Gelegenheit bei der iXpoint Informationsysteme GmbH das Terrain Projekt kennen zu lernen, und sprach am Studienzentrum für Sehgeschädigte mit Gerhard Jaworek und Sebastian Ritterbusch über seine Erfahrungen und Ergebnisse. Leonard besucht die Mittelstufe eines Karlsruher Gymnasiums und interessiert sich für Softwareentwicklung, Projektmanagement und Informatik, da er in seiner Freizeit mit Programmiersprachen wie Java interessante Projekte beispielsweise zur Erweiterung von Minecraft umsetzen konnte. Die Erweiterungen von Spielen ermöglichen auch Blinden die Partizipation an Multi-User Spielen. Das BOGY-Praktikum hatte als Anwendungsproblem die Überquerung einer Fläche oder eines Platzes: Ohne weitere Orientierungslinien können Blinde hier leicht die vorgesehene Richtung verlieren. Daher gibt es im Mobilitätstraining immer ein Kompasstraining, das blinden Menschen die richtungstreue Überquerung erleichtert. Da ein Kompass Parallelverschiebungen nicht messen kann, ergab sich der Ansatz mit der zusätzlichen Nutzung von GPS, um eine zielgenauere und robustere Überquerung zu ermöglichen. Das eigentliche Praktikum startete mit Planung: Der Aufgabenbeschreibung, der Zerlegung in Teilprobleme und der Erstellung eines Ablaufplans, mit einem Augenmerk auf einer agilen Vorgehensweise gegenüber eines klassischen Wasserfallmodells. Daran schloss sich am zweiten Tag die Einführung in die Entwicklungsumgebung und Dokumentation des Terrain-Projekts und die Nutzung des Versionsmanagementsystems Git. In den folgenden drei Tagen wurden drei Entwicklungszyklen umgesetzt, jeweils mit einer Detailplanung am Tagesanfang, der Implementierung über den Tag, sowie Tests und Dokumentation am Ende des Tages. Am Freitag kam am Ende noch Gerhard Jaworek hinzu, um das Ergebnis auch aus Nutzersicht zu evaluieren und diskutieren. Die Verwendung von GPS zur Überquerung basierte darauf, dass man am Startpunkt den Längen– und Breitengrad der aktuellen Position aufnimmt und dann daraus entweder den Zielpunkt berechnet oder auf dem Weg die aktuelle Position zur Ursprungsposition ins Verhältnis setzt. Da man sich aber hier nun auf einer idealisierten Erdoberfläche in Form einer Sphäre bewegt, wird die Trigonometrie gleich etwas komplizierter, als es in der Schule zunächst behandelt wird. Ein wichtiger Aspekt der Entwicklung lag auf der Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle, also der Nutzung von Sprachausgabe, Gestenerkennung und Vibration zur Bedienung des Systems. Darüber hinaus hat Leonard verschiedene unterschiedliche Darstellungen umgesetzt: So kann man sich entscheiden, ob man eine Richtung mit einer Gradzahl, einer Uhrzeit oder sprachlich, wie „etwas rechts“, „etwas links“ mehr oder weniger ausführlich dargestellt bekommen möchte. Insgesamt konnte Leonard im Praktikum nicht nur eine Unterstützung für Blinde entwickeln, sondern auch einen Einblick in verschiedene Berufsbilder und Themenbereiche von Softwareentwicklung, Unterinterfacedesign, Projektplanung und -management erhalten, auch wenn eine Praktikumsdauer von einer Woche für so ein Thema natürlich sehr kurz ist.
Am 4. April fand in Berlin die Fachtagung „Mobilität im Wandel – Praxisbeispiele und neue Impulse zur BMBF Forschungsagenda“ statt. Sebastian Ritterbusch von der iXpoint Informationssysteme GmbH war dort, stellte das Terrain Projekt vor und spricht mit Gerhard Jaworek vom Studienzentrum für Blinde und Sehbehinderte (SZS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) über die Veranstaltung im InterContinental Hotel in Berlin. Fachtagung Mobilität im Wandel (1:53:57, 50MB) Zum Start der Bekanntmachungen Mensch-Technik-Interaktion für eine intelligente Mobilität (IMO), Elektroniksysteme für das vollautomatisierte Fahren (ELEVATE) und weiterer Projekte aus dem Themenfeld Kommunikationssysteme & IT-Sicherheit lud das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die geförderten Projekte und Interessierte zum Austausch nach Berlin ein. Zur Bekanntmachung ELEVATE lag ein Schwerpunkt auf Projekten zu Radartechnologien, wie beispielsweise das Projekt KameRad zu kombinierten Kamera-Radar-Modulen, das Projekt KoRRund zu konformen multistatischen Radarkonfigurationen zur Rundumsicht oder das Projekt radar4FAD zu universellen Radarmodulen für das vollautomatisierte Fahren, die in einem eigenem Workshop später ihren Cluster auf der Tagung initiierten. In der Linie ELEVATE gab es aber auch weitere Themen wie das Projekt AutoKonf zu automatisch rekonfigurierbaren Aktoriksteuerungen für ausfallsichere automatisierte Fahrfunktionen oder HiBord zu hoch zuverlässigen und intelligenten Bordnetztopologien. Informationen zur Nutzung von Radar-Technologien in der Erdbeobachtung gibt es in der Folge 244 SAR Satelliten und Satellitendatenarchivierung am EOC im Omega Tau Podcast. Die Veranstaltung wurde durch eine Begrüßung von Frau Gabriele Albrecht-Lohmar und Herrn Andreas Kirchner für BMBF und einer Einführungskeynote von Herrn Dr.-Ing. Sven Bugiel zu sicheren autonomen Fahrzeugen in der Zukunft eröffnet. Daran schloss sich ein „Project-Slam“ an, in dem sich die rund 20 Projekte jeweils mit etwa 3 Folien in 3 Minuten vorstellen konnten und von Frau Dr. Julia Seebode und Herrn Dr. Marcel Kappel der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH moderiert wurden. Die Vorträge waren sehr intensiv, jedoch von der Form natürlich nicht wie Science-Slams, wie sie auch in Karlsruhe oft ausgetragen werden und jungen Forscherinnen und Forschern eine Bühne bieten, ihr Gebiet in 10 Minuten sehr unterhaltsam vorzutragen. Auch aus der Ferne konnte man über Social Media der Fachtagung folgen. Auf die Slams folgten drei parallele Workshops, einmal zum Start des Radar-Clusters in ELEVATE, dann ein Workshop zu Projekten aus der Bekanntmachtung Intelligente Mobilität und einem Workshop zur neue Bekanntmachung Elektronom zur Elektronik für autonomes elektrisches Fahren. Die Tagung endete mit einem Abschlussvortrag von Prof. Dr. Andreas Knie zu vernetzten multimodalen Mobilitätslösungen der Zukunft und Ausklang bei einer Abendveranstaltung. In einigen Projekten stellten sich interessante Verbindungen zum Terrain Projekt heraus: Das Projekt KoFFI zur kooperativen Fahrer-Fahrzeug-Interaktion will Systeme entwickeln, die durch neue Interaktionskonzepte zu mehr Sicherheit, Komfort und Sicherheit bei teilautomatisierten Fahrzeugen führen soll. Dabei geht es auch um Fragen der Akzeptanz und natürlicher Sprachkommunikation, wie es mit dem Wunderautos Dudu oder K.I.T.T. in Filmen und Serien vorgedacht wurde. Im Projekt KomfoPilot zu personalisierter Fahrstilmodellierung im automatisierten Fahrzeug soll sich das Auto an den vom Menschen gewünschten Fahrstil anpassen. Das Projekt PAKoS befasst sich personalisierte, adaptive kooperative Systeme für automatisierte Fahrzeuge, das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordiniert wird. Hier wird auch ein Nutzerprofil mit der Erfassung des Fahrerzustands kombiniert, um das Leistungsvermögen des Fahrers zu beurteilen und darauf angepasst zu reagieren. Zum Projekt Safety4Bikes, einem Assistenzsystem für mehr Sicherheit von fahrradfahrenden Kindern, waren deren Verbundkoordinator Jochen Meis von der GeoMobile GmbH und Annika Johnsen vom Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg dankenswerter Weise zu einem Gespräch bereit. Mit Sensoren an Helm, Fahrrad und weiteren Schnittstellen wird hier die Umgebung erfasst und aufbereitet, um Kindern vor Gefahren zu warnen und für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu trainieren. Schwerpunkte sind hier neben der technischen Entwicklung des Systems auch die Identifikation der kritischen Gefahrenstellen und der geeigneten Kommunikation zu den Kindern. Bei der Erstellung von Anforderungsanalysen werden Ergebnisse früherer Projekte einbezogen, wie beispielsweise dem Projekt OIWOB für zum Orientieren, Informieren, Warnen in einer Orientierungshilfe für Blinde, welches von der HFC Human-Factors-Consult GmbH koordiniert wurde. Eine Entwicklung von guten Mensch-Maschine-Interaktionen (MTI) ist ein Weg in vielen Schritten: So gab es früher Digital-Mäuse, bei denen sich ein gesteuerter Mauszeiger immer in der gleichen Geschwindigkeit wie von einem digitalen Joystick gesteuert in acht mögliche Richtungen bewegt, und nicht wie wir es jetzt kennen proportional oder überproportional zur physischen Bewegung des Eingabegeräts. Die Entwicklung neuer Sensoren ermöglicht heute eine Bedienung auf Berührung oder durch Bewegung und Drehung des Geräts durch miniaturisierte Inertialsensoren, die Einzug in Smartphone und Tablets gehalten haben. Ein Beispiel für eine Bedienung über Inertialsensoren ist die Anwendung Universe2Go mit der Blinde wie auch sehende Menschen den Sternhimmel wie durch ein Smartphone-Fenster erfahren und hören können. In der MTI ist es auch wichtig kurz und prägnant den aktuellen Kontext darzustellen. Visuell werden für solche Identifikationshinweise oft Icons benutzt und diese haben ein akustischen Pendant, die so genannten Earcons: So kann durch einen kurzen und prägnanten Laut den Nutzenden sehr schnell eine wichtige Information oder ein Bezug hergestellt werden. In der Gestaltung solcher Earcons ist neben der Unterscheidbarkeit untereinander auch Distanz zu reellen Geräuschen zu berücksichtigen, damit ein eingesetztes System nicht mit Informationen aus der Realität verwechselt werden kann. Das hapto-akustische Spiel Bob it hat auch einen Spielmodus mit Geräuschen, wodurch gegenüber Sprachausgabe die Spielinformation schneller vermittelt wird. Mit Lenkgesten teilautomatisierte Fahrzeuge steuern wie der Reiter das Pferd; das ist das Ziel des Projekts Vorreiter. Auch hier waren Yigiterkut Canpolat vom Institut für Arbeitswissenschaft an der RWTH Aachen und Prof. Dr. Clemens Arzt, Direktor des Forschungsinstituts für öffentliche und private Sicherheit (FÖPS Berlin) an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin bereit über ihr Projekt zu sprechen. Hier sollen intuitive Steuerungen entwickelt werden, die Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Nutzung von teilautomatisierten Fahrzeugen ermöglichen sollen. Dabei ist nicht nur die technische Entwicklung wichtig, sondern besonders auch die rechtswissenschaftliche Begleitforschung, da die gesetzlichen Voraussetzungen analysiert werden müssen, die bei der Umsetzung Berücksichtigung finden müssen und wo eventuell auch in rechtlicher oder gesetzlicher Sicht Handlungsbedarf besteht. Ein sehr überzeugendes Beispiel für eine gelungene Umsetzung ist das Sam Car Project des industriellen Partners Paravan im Vorreiter-Projekt, wo dem ehemaliger Indy-car Fahrer und seit einem schweren Rennunfall querschnittgelähmten Sam Schmidt mit einer Spezialanfertigung wieder die Steuerung eines Autos ermöglicht wurde. Pferde sind jedoch nicht nur einfache Fortbewegungsmittel, sondern können in besonderem Maße Menschen mit Einschränkungen in ihrer Mobilität unterstützen. Ein sehr außergewöhnliches Beispiel bietet hier Sabriye Tenberken, die zu Pferd durch Tibet reiste und als Blinde die Blindenschule Braille without Borders in Tibet eröffnete und darüber auch das Buch Mein Weg führt nach Tibet veröffentlichte. Die Fachtagung endete mit dem Fachvortrag von Prof. Dr. Andreas Knie zu vernetzten multimodale Mobilitätslösungen der Zukunft und einer Abendveranstaltung zum Austausch mit den weiteren Teilnehmern der Tagung.
Im Studienzentrum für Sehgeschädigte sprachen Susanne Schneider und Gerhard Jaworek über die Orientierungsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler. Das Studienzentrum von Prof. Dr. Rainer Stiefelhagen geleitete ist eine interfakultative Einrichtung, die der Informatik zugeordnet ist, und gleichzeitig ein Lehrstuhl. Entstanden ist es aus einem Modellversuch 1987 bis 1993, der Blinden und Sehbehinderten durch Studienmöglichkeiten neue Berufsfelder eröffnen sollte. Der Versuch war so erfolgreich, dass das Studienzentrum zur festen Einrichtung wurde und ist seit 2011 Lehrstuhl mit Professur. Zentrale Aufgaben sind dabei die Unterstützung Blinder und Sehbehinderter Studierender vor ihrem Studium, während des Studiums und beim Übergang in die Arbeitswelt nach dem Studium. Ein wichtiges Aufgabenfeld des Studienzentrums ist daher die Information von Studieninteressierten und auch deren Betreuungspersonen. Letzteres wird besonders durch die drei-tägige Orientierungsveranstaltung realisiert, die von Susanne Schneider geplant, organisiert und durchgeführt wird. In den Themen geht es um Arbeitsausstattung, was sind Fragen der Orientierung und Mobilität (O&M), welche Unterstützung ist im Studium erforderlich, wie ist die Wohnsituation, und wer kann helfen, wenn es um juristische Fragestellungen geht. Die Veranstaltung findet jährlich von Montag bis Mittwoch vor dem Feiertag Christi Himmelfahrt statt. Grundsätzlich sollten Blinde und Sehbehinderte an allen Universitäten in Deutschland studieren können, da alle Universitäten Behindertenbeauftragte haben sollten, die bei Schwierigkeiten für die Studierenden angemessene Lösungen finden sollen. Der Workshop soll hier den Interessierten schon im Vorfeld helfen, offene Fragen zu klären und erforderliche Aufgaben anzugehen. Da Interessierte aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen, kommt es vor, dass es ein Wiedersehen mit Bekannten von anderen Veranstaltungen wie dem International Camp on Computers and Communication (ICC) an dem Gerhard Jaworek letztes Jahr auch teilnahm und dort Workshops zur Astronomie und dem Textsatzsystem LaTeX anbot. Informationen werden im Vorfeld an Schulen, Verbände und Hilfsmittelhersteller versendet und auch Daten über mögliche Unterbringungsmöglichkeiten in Karlsruhe bereitgestellt. Die Teilnehmenden können komplett selbstständig oder mit Betreuungspersonen anreisen, das Studienzentrum bietet nach Absprache aber auch Möglichkeiten zur Anreiseunterstützung in Karlsruhe an. Die Veranstaltung beginnt nach einer kurzen Vorstellung des Studienzentrums mit einer gegenseitigen Vorstellungsrunde der Interessierten, Begleitpersonen, Mitarbeitenden und aktuellen Studierenden mit Seheinschränkungen des KITs. Ein wichtiger Einstieg sind dabei die Erfahrungsberichte der Studierenden über ihren Beginn des Studiums, ihre Eindrücke, erlebte Herausforderungen und wie sie sei bewältigen konnten. Darauf schließt sich als ein aktives Element ein gemeinsamer und betreuter Besuch der Mensa auf dem Campus Süd des KIT an. Im nächsten Programmpunkt wird die Arbeit des Studienzentrum vorgestellt, aufgeteilt in die Gruppen der Blinden und Sehgeschädigten, damit hier verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden können. Dabei geht es sowohl um zur Verfügung stehende Hilfsmittel, Dienste wie der Literaturumsetzung wie auch die Fähigkeiten der Studieninteressierten. Hier können Hinweise gegeben werden, ob vor dem Studium noch Kurse zum Orientierungs- und Mobilitätstraining sinnvoll sind, beispielsweise die Braille-Fertigkeiten verbessert werden sollten oder das für das Studium sehr wichtige Tippen mit zehn Fingern trainiert werden sollte. Ein wichtiges Thema ist auch der Nachteilsausgleich für Studierende mit Sehbeeinträchtigung. Am KIT fällt dies in den Arbeitsbereich von Frau Angelika Scherwitz-Gallegos, und betrifft natürlich auch besonders den Ablauf von Klausuren: Hier muss entweder inhaltlich genau die gleiche Prüfung unter eventuell leicht veränderten Rahmenbedingungen bestanden werden, oder in Ausnahmefällen von nicht durchführbaren Aktionen wie dem Umgang mit explosiven Chemikalien äquivalente Ersatzleistungen erbracht werden. Am KIT gibt es auch ein Sportangebot, und so wird am Nachmittag des ersten Tages auch der Hochschulsport vorgestellt. Neben den Fitnessangeboten wird bei gutem Wetter oft auch die Slackline vorgestellt. Gerade für Menschen mit Sehschädigung ist es sehr wichtig mit Sport den eigenen Körper zu trainieren und kennenzulernen und hier das Angebot im Studium auch zu nutzen. Parallel dazu haben die Begleitpersonen einen Zeitbereich zum Austausch, denn auch für die Unterstützung gibt es spezifische Fragestellungen, die gesondert vertieft werden können. An den beiden Abenden wird die Orientierungsveranstaltung mit einem gemeinsamen Abendessen abgeschlossen und ermöglicht ein besseres Kennenlernen und eine lockere Umgebung für noch offen gebliebene Fragen. Der zweite Tag beginnt mit vielen Referenten zu Fragestellungen wie den Wohnmöglichkeiten in Studierendenwohnheimen vom Studierendenwerk, zur Finanzierung der persönlichen Arbeitsmittel, der Eingliederungsunterstützung durch die Stadt Karlsruhe und auch zum Orientierungs- und Mobilitätstraining mit dem Sehwerk. Hier wird auch verdeutlicht, dass für die Vorbereitung des Studiums mindestens ein halbes Jahr an Vorlauf für Anträge, Bewerbung für geeigneten Wohnheimplatz und weiteren Terminen einzuplanen sind. Regelmäßig folgt ein Beitrag der RBM Rechtsberatung „Rechte behinderter Menschen“ wo Möglichkeiten bei abgelehnten Bescheiden oder Anträgen, sowie das Vorgehen bei Klagen oder sozial- und verwaltungsrechtlichen Fragen angerissen werden. Es ist auch sehr empfehlenswert einem Selbsthilfeverein, beispielsweise dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V., beizutreten, da einem dann dieser Rechtsbeistand kostenlos zusteht. Darüber hinaus hilft die Mitgliedschaft auch sehr in der Lobbyarbeit wie beispielsweise in der Diskussion zum Bundesteilhabegesetz.Nach einem zweiten Besuch der Mensa am Mittag schließen sich am Nachmittag Besuche einer Wohnung in einem Studierendenwohnheim und der KIT-Bibliothek an, wo man weitere Eindrücke vom Leben und Lernen an einer Universität erhalten und dazu Fragen stellen kann. Darüber hinaus werden möglichst auch Besuche bei den Fakultäten den anvisierten Studienrichtungen ermöglicht, damit ein früher Kontakt mit den Lehrkräften ermöglicht wird. Der Schritt ins Studium ist nicht nur ein Schritt in eine universitäre Umgebung, sondern oft auch ein Schritt in eine größere Selbstständigkeit. Oft müssen dazu auch weitere Fertigkeiten erlernt werden, wie das Kochen oder die eigene Wäsche zu machen. Auch hier gibt es Trainingsangebote (LPF = lebenspraktische Fähigkeiten) wie vom Sehwerk, die helfen, auch diesen Schritt gut zu meistern. Am dritten Tag besteht die Möglichkeit an einer Vorlesung teilzunehmen, um einen Eindruck von diesen Veranstaltungen zu erhalten und beispielsweise auch die eigenen Hilfsmittel in der Vorlesungssituation zu testen. Weiterhin werden individuelle Gespräche angeboten und nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen werden Eindrücke ausgetauscht und Rückmeldungen zur Veranstaltung gegeben. Auch wenn die Veranstaltung regelmäßig am Karlsruher Institut für Technologie stattfindet, so richtet sie sich bundesweit an alle Interessierte, die sich mit Blindheit oder Sehbehinderung für ein Studium interessieren.
Was, wenn unser Sehvermögen stark nachlässt oder gar nicht (mehr) vorhanden ist? Es gibt in Deutschland ca. 100.000 blinde und rund 1 Mio. sehbehinderte Menschen. Das Studienzentrum für Sehgeschädigte beschäftigt sich mit verschiedenen Ansätzen von Technologien, um vor allem die Mobilität für Sehgeschädigte zu verbessern. Dahinter steckt eine Komplexität, die diese Podcast-Folge versucht, zu skizzieren. Viele Alltagshilfen für Sehgeschädigte existieren heute schon und auch schon lange. Doch der technologische Fortschritt schafft natürlich auch hier vor allem eine immer verbesserte Mensch-Technik Interaktion, die für Sehgeschädigte entsprechend genutzt werden kann (zum Beispiel geht es um die Frage, wie man Hindernisse über Tonsignale signalisiert). Themen: - Welche Stufen von Sehen, schlechtem Sehen oder Nicht-Sehen gibt es? - Projektbeschreibung Terrain Projekt - Bildverarbeitungsverfahren für die verbesserte Mobilität für Sehgeschädigte (Stichwort: Smartphone) - Aufgaben des Studienzentrums für Sehgeschädigte - Wie leicht ist es für Sehgeschädigte, die Technologien, die (neu) entwickelt werden, zu nutzen? - Welche Erkenntnisse aus der Automobil-Industrie gewonnen werden können - Das Netzwerk von Terrain Project und erste Ergebnisse nach 6 Monaten Projektzeit - Wie der praktische Nutzen der neuen Forschungsergebnisse vermittelt wird - Was ist in der Zukunft möglich? - Die Aufgaben des Accessibility Lab am KIT (u.a. Anwendungen für die Gesichtserkennung) Podcast-Tipps: Wissenschaftspodcast zur Mathematik http://modellansatz.de/ und der Podcast zum Terrain Projekt http://www.terrain-projekt.de/podcast
Im Gespräch mit Daniel Koester am Computer Vision for Human-Computer Interaction Lab (cv:hci) geht es um die Erkennung des freien Weges vor unseren Füßen. Das cv:hci befasst sich mit der Fragestellung, wie Menschen mit Computer oder Robotern interagieren, und wie gerade die Bildverarbeitung dazu beitragen kann. Das Thema lässt sich auch gut mit dem Begriff der Anthropromatik beschreiben, der von Karlsruher Informatikprofessoren als Wissenschaft der Symbiose von Mensch und Maschine geprägt wurde und im Institut für Anthropromatik und Robotik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) http://www.kit.edu/ erforscht und gelebt wird. So wurde der ARMAR Roboter, der elektronische Küchenjunge (Video), ebenfalls am Institut an der Fakultät für Informatik entwickelt. Schon früh stellte sich heraus, dass die Steuerung von Programmierung von Computern mit höheren Programmiersprachen wie Fortran, BASIC oder Logo durch Anlehnung an die menschliche Sprache große Vorteile gegenüber der Verwendung der Maschinensprache besitzt. Damit liegt das Thema ganz natürlich im Bereich der Informatik ist aber auch gleichzeitig sehr interdisziplinär aufgestellt: Das Team des KaMaRo (Folge im Modellansatz Podcast zum KaMaRo und Probabilistischer Robotik) entwickelt den Roboter in einem Team aus den Disziplinen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Mit der Freiflächenerkennung befasst sich Daniel Koester seit seiner Diplomarbeit, wo er die Frage anging, wie die Kurzstreckennavigation für blinde Personen erleichtert werden kann. Hier besteht eine Herausforderung darin, dass zwischen einer Fußgängernavigation und der Umgebungserfassung mit dem Blindenlangstock eine große informative Lücke besteht. Nach Abschaltung der Selective Availability des GPS liegt die erreichbare Genauigkeit bei mehreren Metern, aber selbst das ist nicht immer ausreichend. Dazu sind Hindernisse und Gefahren, wie Baustellen oder Personen auf dem Weg, natürlich in keiner Karte verzeichnet. Dabei können Informationen von anderen Verkehrsteilnehmern Navigationslösungen deutlich verbessern, wie das Navigationssystem Waze demonstriert. Die Erkennung von freien Flächen ist außer zur Unterstützung in der Fußgängernavigation auch für einige weitere Anwendungen sehr wichtig- so werden diese Techniken auch für Fahrassistenzsysteme in Autos und für die Bewegungssteuerung von Robotern genutzt. Dabei kommen neben der visuellen Erfassung der Umgebung wie bei Mobileye auch weitere Sensoren hinzu: Mit Lidar werden mit Lasern sehr schnell und genau Abstände vermessen, Beispiele sind hier das Google Driverless Car oder auch der KaMaRo. Mit Schall arbeiten Sonor-Systeme sehr robust und sind im Vergleich zu Lidar relativ preisgünstig und werden oft für Einparkhilfe verwendet. Der UltraCane ist beispielsweise ein Blindenstock mit Ultraschallunterstützung und der GuideCane leitet mit Rädern aktiv um Hindernisse herum. Mit Radar werden im Auto beispielsweise Abstandsregelungen und Notbremsassistenten umgesetzt. Die hier betrachtete Freiflächenerkennung soll aber keinesfalls den Langstock ersetzen, sondern das bewährte System möglichst hilfreich ergänzen. Dabei war es ein besonderer Schritt von der Erkennung bekannter und zu erlernenden Objekte abzusehen, sondern für eine größere Robustheit und Stabilität gerade die Abwesenheit von Objekten zu betrachten. Dazu beschränken sich die Arbeiten zunächst auf optische Sensoren, wobei Daniel Koester sich auf die Erfassung mit Stereo-Kamerasystemen konzentriert. Grundsätzlich ermöglicht die Analyse der Parataxe eine dreidimensionale Erfassung der Umgebung- dies ist zwar in gewissem Maße auch mit nur einer Kamera möglicht, die sich bewegt, jedoch mit zwei Kameras in definiertem Abstand wird dies deutlich leichter und genauer. Dies entspricht dem verbreiteten stereoskopischen Sehen von Menschen mit Augenlicht, doch mitunter kommt es zu Situationen, dass Kinder bei einem schwächeren Auge das stereoskopische Sehen nicht erlernen- hier können temporär Augenpflaster zum Einsatz kommen. Zur Rekonstruktion der Tiefenkarte aus einem Stereobild müssen zunächst korrespondierende Bildelemente gefunden werden, deren Parallaxenverschiebung dann die Bildtiefe ergibt. Ein Verfahren dazu ist das Block-Matching auf Epipolarlinien. Für ein gutes Ergebnis sollten die beiden Sensoren der Stereo-Kamera gut kalibriert und die Aufnahmen vor der Analyse rektifiziert sein. Die Zuordnung gleicher Bildelemente kann auch als lokale Kreuzkorrelation gesehen werden. Diese Tiefenrekonstruktion ist auch den menschlichen Augen nachempfunden, denen durch geeignete Wiederholung zufälliger Punkte in einem Bild eine räumliche Szene vorgespielt werden kann. Dieses Prinzip wird beim Stereogrammen oder Single Image Random Dot Stereogram (SIRDS) ausgenutzt. Weiterhin muss man die Abbildungseigenschaften der Kameras berücksichtigen, damit die Parallaxverschiebungen auf horizontalen Linien bleiben. Ebenso müssen Vignettierungen ausgeglichen werden. Algorithmen, die nur lokale Informationen zur Identifikation von Korrespondenzen verwenden, lassen sich sehr gut parallelisieren und damit auf geeigneter Software beschleunigen. Für größere gleichmäßige Flächen kommen diese Verfahren aber an die Grenzen und müssen durch globale Verfahren ergänzt oder korrigiert werden. Dabei leiden Computer und Algorithmen in gewisser Weise auch an der Menge der Daten: Der Mensch ist ausgezeichnet darin, die Bildinformationen auf das eigentlich Wichtige zu reduzieren, der Computer hat damit aber große Schwierigkeiten. Für den Flowerbox-Testdatensatz (2GB) wurden Videos mit 1600x1200 Pixeln aufgelöste und synchronisierte Kameras in Stereo aufgezeichnet. Beispiele für synchronisierte Stereokamera-Systeme im Consumer-Bereich sind die Bumblebee oder das GoPro 3D-System. Die Kameras wurden leicht nach unten gerichtet an den Oberkörper gehalten und damit Aufnahmen gemacht, die dann zur Berechnung des Disparitätenbildes bzw. der Tiefenkarte verwendet wurden. Ebenso wurden die Videos manuell zu jedem 5. Bild gelabeled, um die tatsächliche Freifläche zur Evaluation als Referenz zu haben. Der Datensatz zeigt das grundsätzliche Problem bei der Aufnahme mit einer Kamera am Körper: Die Bewegung des Menschen lässt die Ausrichtung der Kamera stark variieren, wodurch herkömmliche Verfahren leicht an ihre Grenzen stoßen. Das entwickelte Verfahren bestimmt nun an Hand der Disparitätenkarte die Normalenvektoren für die Bereiche vor der Person. Hier wird ausgenutzt, dass bei der Betrachtung der Disparitätenkarte von unten nach oben auf freien Flächen die Entfernung kontinuierlich zunimmt. Deshalb kann man aus der Steigung bzw. dem Gradienten das Maß der Entfernungszunahme berechnen und damit die Ausrichtung und den auf der Fläche senkrecht stehenden Normalenvektor bestimmen. Die bestimmte Freifläche ist nun der zusammenhängende Bereich, bei denen der Normalenvektor ebenso aufrecht steht, wie bei dem Bereich vor den Füßen. Die Evaluation des Verfahrens erfolgte nun im Vergleich zu den gelabelten Daten aus dem Flowerbox-Datensatz. Dies führt auf eine Vierfeld-Statistik für das Verfahren. Im Ergebnis ergab sich eine korrekte Klassifikation für über 90% der Pixel auf Basis der realistischen Bilddaten. Die veröffentlichte Software ist im Blind and Vision Support System (BVS) integriert, in der erforderliche Module in der Form eine Graphen mit einander verknüpft werden können- bei Bedarf auch parallel. Eine ähnliche aber gleichzeitig deutlich umfassendere Architektur ist das Robot Operation System (ROS), das noch viele weitere Aspekte der Robotersteuerung abdeckt. Eine wichtige Bibliothek, die auch stark verwendet wurde, ist OpenCV, mit der viele Aspekte der Bildverarbeitung sehr effizient umgesetzt werden kann. Die Entwicklung der Hardware, gerade bei Mobilgeräten, lässt hoffen, dass die entwickelten Verfahren sehr bald in Echtzeit durchgeführt werden können: So können aktuelle Smartphones Spiele Software des Amiga Heimcomputers in einem interpretierten Javascript Emulator auf der Amiga Software Library auf Archive.org nahezu in Orginalgeschwindigkeit darstellen. Für die Umsetzung von Assistenzsystemen für blinde und sehgeschädigte Menschen ist aber auch immer der Austausch mit Nutzern erforderlich: So sind Freiflächen für sich für blinde Personen zunächst Bereiche ohne Orientierbarkeit, da es keinen tastbaren Anknüpfungspunkt gibt. Hier müssen entweder digitale Linien erschaffen werden, oder die Navigation sich weiter nahe an fühlbaren Hindernissen orientieren. Am cv:hci ist der Austausch durch das angeschlossene Studienzentrum für sehgeschädigte Studierende (SZS) unmittelbar gegeben, wo entwickelte Technik sich unmittelbar dem Alltagsnutzen stellen muss. Die entwickelte Freiflächenerkennung war nicht nur wissenschaftlich erfolgreich, sondern gewann auch einen Google Faculty Research Award und die Arbeitsgruppe wurde in der Lehre für ihr Praktikum den Best Praktikum Award 2015 ausgezeichnet.Literatur und weiterführende Informationen D.Koester: A Guidance and Obstacle Evasion Software Framework for Visually Impaired People, Diplomarbeit an der Fakultät für Informatik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), 2013.D. Koester, B. Schauerte, R. Stiefelhagen: Accessible Section Detection for Visual Guidance, IEEE International Conference on Multimedia and Expo Workshops (ICMEW), 2013.
Aus der Eröffnungsveranstaltung des Studienzentrums am SRH Wald-Klinikum Gera. Das Studienzentrum (ZKS) Gera ist eine Einrichtung der SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH und führt in einer interdisziplinären Organisationsstruktur die Studienaktivitäten der Kliniken und Institutionen am Standort.